führen und der Staatsregierung Veranlassung geben würden, den Wiederzusammentritt des Landtags zu wünshen. Nacdem diese Ver- handlungen aber wider Erwarten erst jeßt zu einem Abschluß geführt haben, über welchen dem Landtage nähere Mittheilung zu machen die Staatêregierung nicht verfehlen wird, so ersuchen wir Cw, Hoch- wohlacboren mit Höchster Genehmigung ergebenst, zu diesem Zweck die Mitglieder des Landtags am Montag, 3. Dezember, Vormittags 11 Uhr, im Landtagssaale versammeln zu wollen.
Elsaß-Lothringen. Mez, 12. November. (W. T. B.) Vei der heutigen Wahl eines Mitgliedes zum Lande s- aus\chuß wurde der hicsige Weinhändler Neumann als Kandidat der Vermittlungspartei mit 13 von 25 Stimmen gewählt. Derselbe nahm die Wahl an.
Oesterreich-Ungarn. Wien, 12. November. (W. T. B.) Die österreihishe Delegation nahm das ordentliche und das außerordentliche Heeresbudget ohne Debatie an und verblieb bezüglih des Marinebudgets bei den früheren Beschlüssen. Der bosnishe Okkupationskredit murde nah den Anträgen des Ausschusses angenommen, nachdem der Reiche-Finanz-Minister von Kallay die Beschwerde des Delegirten Pflügel über die Vernachlässigung der katholischen Kirche in Bosnien eingehend widerlegt hatte.
Dem „Fremdenblati“ zufolge ist von einer dur ver- schiedene Blätter gemeldeten Reise des österreihishen Gesandten in Belgrad, Grafen Khevenhüller, nah Wien in unterrich- teten Kreisen bisher nichts bekannt geworden.
Schweiz. Genf, 13. November. (W. T. B.) Der bisherige Staatsrath wurde gestern wiedergewählt, bis auf Heridier, der durch Dunand ersezt wurde. Der Staatsrath besteht jeßt aus 5 Nadikalen und 2 Konservativen.
Frankreich. Paris, 10. November. (Fr. Corr.) Der Präsident der Republik unterzeichnete heute das Dekret, wodurch Msgr. Thomas, Bischof von La Nochelle, zum Er z- bischof von Rouen an Stelle des verstorbenen Kardinals Bonnechose ernannt wird. Msgr. Thomas hat im Jahre 1870 mit der Minorität des Konzils gegen die Proklamirung des Unfehlbarkeitsdogmas gestimmt. — Wegen der Verleihung der zwei dur den Dod der Kardinalerzbishöfe Donnet und Bonne- hose frei gewordenen Kardinalshüte an französische Bischöfe steht die französishe Regierung augenblicklich in lebhaften Unterhandlungen mit dem Vatikan.
— 12. November. (W. T. B.) Die Nachricht, daß Admiral Courbet neue Verstärkungen verlangt habe, ist der „Agence Havas“ zufolge unrihtig. Nach seinem leßten Te- legramm erwartet er nur die Ankunst der afrikanischen Truppen, um in den Operationen fortzufahren.
Der ehemalige Minister Ferdinand Barrot ist gestorben.
Rumänien. Bukarest, 12. November. (W. T. B.) Alle Schriftstücke, betreffend die Donaufrage sind heute in einem Grünbuch der Kammer vorgelegt worden.
Serbien. (W. T. B.) Nach einer Meldung der „Neuen freien Presse“ aus Belgrad ist der Kreis Saitschar pazifizirt und die Militärverwaltung daselbst eingeführt. Die Truppen operiren gegen Knjaschevaz.
Bulgarien. Sofia, 13. November. (W. T. B.) Das von hier verbreitete Gerücht: Fürst Alexander habe eine Note an die Mächte gerichtet, worin er si über die Ver- leßung des Berliner Vertrages Seitens Rußlands beklage, is vollständig unbegründet. Bezüglich der Mission des Obersten Kaulbars wird bestätigt, daß dieselbe einen versöhnlichen Cha: rakter habe, und daß die Angelegenheit wegen der russischen Offiziere in der bulgarishen Armee bald eine befriedigende Erledigung finden werde. i s
Der Münchener „Allgem. Ztg.“ wird aus Sofia ge- meldet: Oberst Kaulbars sei gestern von dem Fürsten von Bulgarien in einer* Audienz empfangen worden, die vier Stunden gedauert habe.
Afrika. Egypten. Kairo, 12. November. (W. T. B.) Das amtliche arabisheJournal „Wakai-el-misiye“ veröffentliht zwei Depeschen, durch welhe die Nachricht von dem Siege Hicks Paschas über den Mahdi be- flätigt wird. Zur Erklärung des Ausbleibens der Nachrichten von dem General selbst wird jeßt gemeldet, daß derselbe vor seinem Abmarsch der egyptishen Regierung \criftlih mitge- theilt habe: es werde ihm unmögli sein, Nachrichten über scine Bewegungen zu übermitteln.
Zeitungsstimmen.
Der „Rheinisch-Westfälischen Zeitung“ entnehmen
wir geen O 4 9 8 9 ie Nr. 82 unserer Zeitung vom 4. August brachte einen Artikel »Zum Kapitel der Jahresberichte der Handelskammern und Vereine“, in welchem die Haltung der „Kölnischen Zeitung“ den großen wirth- schaftlichen, namentlich den zollpolitishen Fragen gegenüber, als eine jehr eigenthümliche bezeichnet wurde, denn während diese Zeitung ihren früheren radifal freihändlerischen Standpunkt im allgemeinen aufge- geben und si von dem reinen Manchesterthum losgesagt zu haben scheint, bringt sie zuweilen Korrespondenzen aus Berlin, welche diesen Standpunkt nocb unentwegt festhalten und innigste Fühlung und Sympathie mit ‘den noch vorhandenen wenigen Mancestermännern verrathen. In diesen Korrespondenzen kommen natürlich die Schußz- ¿öllner recht \{lecht fort, indem ihnen alles mögliche Böse in Bezug
auf ihre Wirkfamkeit und deren Folgen nachgesagt wird.
S Dur eine solche Korrespondenz erfreut die „Kölnische Zeitung“ thre Leser auch wieder in ihrer Nummer 298 vom 27. Oktober d. S. fafe B auphweck diefer Korrespor.denz läuft darauf hinaus, der Frei- E A t Bremen bezügli der \{chwebenden, sreilid äußerst wichti- Merle Verstaatlichung der Eisenbahnen, Zollans{luß und ung der Unterweser — Beistand zu leisten. Sie beginnt jedoch pârlichen Mittheilungen über die leßte Sitzung des Aus-
mit einigen \ [usses vom deutschen Handelstage, den Uebergang zu der angebli
jo bedrängten Lage Bremens muß fol i 1 gender : „Der Handelstag kränkelt, seit Kbiriabbera u E Ha und
Hannover aus dem Handelstage zôöllnerische Partei darin die O e E
hôâltniß dauert, is an den Wiedereint itt Z0lange diejes Der denn diese sind auf Handel und Schiffahrt i zollsystem, welches die Länder mögli
t absperren will, fteht unbedingtem Gegensay zu den Lebensinte Cr N \{limmiten ift augenblickli die Simi N Bs k
Mit diesem Schlußsaßz if die Wendung gefunden.
Also der Handelstag kränkelt und das haben wieder die bösen Schußzöllner verübt, weil sie die Oberhand erlangten und dadur die Seestädte aus dem Handelstage drängten. Diese Darftellung des Herrn Korrespondenten der „Kölnischen Zeitung“ ift aber unrichtig und fendenziós darauf berechnet, irrige Anschauungen zu erwecken; fie erfor- dert daher eine Richtigstellung.
Der Plenarversammlung des sechsen deutschen Handelstages vom 22. bis 24. Oktober 1874, in welcher kein Wort von Frei- handel oder Schußzoll gesprohen worden war, auch nach den BVer- handlungsgegenständen kaum gesprohen werden konnte, folgte der außerordentliche deuishe Handelstag vom 29. Mai 1875, der \ich ledigli mit der von der Reihs-Justizkommission beantragten Auf- hebung der Handelsgerichte beschäftigte. Dann fand eine lange Pause statt, da der näâbste Handelstag erst Ende Oktober 1878 zu- sammentrat. Jn dieser Zwischenzeit, in welher nur der Ausf{uß des deutschen Handelstages thätig war, erfolgte der Austritt der „Seestädte“. Der Auss{chuß bestand damals aus 25 Mitgliedern und bei ftrengster Prüsung wird man höchstens 5 oder 6 derselben als der Schußzöllnerei verdächtig herauéfinden können. Demgemäß lehnte der Ausschuß beispielsweise in der Sißung vom 27. und 28. Mai 1875 den Antrag des Herrn Baare auf Einberufung dcs Handelstages zur Berathung der Eisenzollfrage ab und beschränkte sich in Bezug auf diese Zölle darauf, dem Reichskanzler-Amt durch Eingabe vom 8. November 1876 die verschiedenen Ansichten der Aus- s\chufimitglieder zur Kenntniß zu bringen. Daß man somit die Ansichten der Shußzöllner im Auss{usse nicht todtschwieg, daß man sie in gerechter Weise mit den Ansichten der Freihändler der Regierung unterbreitete, das mag freilich ein großes Verbrechen in den Augen der Seestädtler, mindestens der Heißsporne unter denselben, gewesen scin; denn nun kam von Königsberg ein Antrag auf Aenderung der Statuten des deutschen Handelstages, durch welchen den großen Handelspläßen ein Vebergewicht bei der Abstimmung und mit Hülfe einer anderen Zusammenseßung des Ausschusses auch in diesem leßteren gewähr- leistet werden sollte, Der Ausschuß, welcher in seiner Situng vom 11. bis 13. Oftober 1877 über diesen Antrag verhandelte . .…. bes{loß einstimmig die Annahme der motivirten Tageëordnung. Auf Mittheilung dieses Beschlusses erklärte das Vorsteheramt der Königs- berger Kaufmannschaft, daß es bereit sei, bis zur nächsten Plenarver- sammlung von Verfolgung seiner Anträge abzustehen. Dennoch erfolgte vor diesem Termine, also ohne daß sid die Zusammen- seßung des in seiner überwiegenden Majorität radikal freihändlerischen Ausschusses etwa geändert hätte und ohne daß der Handelstag irgend Gelegenheit gehabt hätte, irgendwie zu dem inzwischen auf anderen Gebieten {ars entbrannten Kampfe über Schubzoll oder Freihandel in ciner -Plenarverfammlung Stellung zu nehmen, der Austritt der „Seestädte“ Tilsit, Insterburg, Memel, Königsberg, Elbing, Danzig, Wolgast und Lübeck, denen si später nochþ Stettin anshloß. Han- nover, das sei hier beiläufig bemerkt, ist erst viel später, im Jahre 1881, und aus gänzli anderer Veranlassung aus dem Verbande des Deutschen Handelstages geschieden. Wieso hatten es aber die See- städte des Ostens so eilig, die Sezession herbeizuführen? Wohl nur, weil der Ausschuß, wie bereits bemerkt, si nit rabiat genug den Schutz- zöllnern gegenüber benahm; denn er hatte den Mekelschen Antrag auf Bildung eines volkswirthschaftlihen Senats nicht kurzer Hand abgewiesen und sich auch mit 16 gegen 5 Stimmen für eine Enquete über die wichtigeren Produktions- und Fabrikationszweige Deutschlands aus- gesprochen, ein Beschluß, der später in \{hriftliher Abstimmung von den Mitgliedern des Deutschen Handelstages mit 98 gegen 18 Stim- men gutgeheißen wurde. So etwas freilich konnte das radikale Mandwesterthum der Königsberger und Konsorten nicht vertragen,
die Gegner follten nit gehört werden, nit zu Worte ommen, und
daher traten die „Seestädte“ aus dem Handelstage, um si unter dem E Eugen Richters zu einem Freihandelsverein zusammen- zuthun, dessen Geschäfte von da ab von der famosen „Freihandels- Correspondenz“ bésorgt werden. ¿
Sypâter, bei ' dem Handelstag vom 30. und 31. Oktober 1878, als die „Seeftädte“: längst ausgesieden waren, gewannen freilid die Schutzöllner im Handelstage die Oberhand und wenn man die Frage des Volkswirthschaftsraths, wie cs fälshlich in vollständiger Ver- kennung der Sablage der Fall war, als cine solche betrachten will, die vom Standpunkte des Schußzöllners oder des Freihändlers zu beurtheilen ist, so hat der Handelstag damals ein \ozusagen \{chuß- zôllnerishes Votum abgegeben z; seit jener Zeit aber hat im Handels- tage keine Frage zur Verhandlung gestanden, welche mit Freihandel oder Schutzoll irgend eiwas zu thun gchabt hätte. A
Dagegen bat der Handelstag in seinen von da ab jährli&en Si Lingen ein außerordentlich reges gesundes Leben entroicelt, welhem gegenüber die vorhergegangene Zeit mit ihren bis ö3jährigen Pausen weit eber als cine kränkelnde bezeichnet werden kann. Auch haben {ih jeßt, nachdem jene radikalen unversöhnliwen Elemente auêgeschieden, die Gegensätze wesentlich gemildert und infolgedessen ist der Handelétag in überaus wihtigen Fragen, wie beispieleweise im vergangenen Jahre bezügs li der Wedell-Malhowschen Börsensteuer und der Reform dcs Reichs- Stempelgeseßes, zu fast einmüthigen Beschlüssen gelangt. Das find Zeichen voller Kraft und Gesundheit, und wenn der Korrespondent der „Kölnischen Zeitung“ dem Handelstage nacsagt, daß er von den Schußzöllnern zum Kränkeln gebracht sei, e gescieht es eben nur, um den leßteren wieder etwas anzuflicken. Au mit der Oberhand der Scubzöllner im Ausschusse des Handelsta-es, in welchem doch der Schwerpunkt des letteren liegt, ist es fehr frag- lid. Denn 1878 benußten die Schußzöllner ihre Majorität in der Plenarversammlung nit etwa dazu, um nun einmal den Spieß umzukehren und sich der Majorität im Auss{usse zu bemätigen, sondern es wurde nur ein Kompromiß geflossen, welches jeder Partei die gleide Stimmenzahl im Aus\{ufse sihern sollte. Wer heute etwas s{ärfer zusieht, dürfte jedo finden, daß dur die inzwischen stattgefundenen Berufungen sich der Schwerpunkt im Aus\{ufse wieder mehr der Freihandel8majorität zuneigt. -
__ Man sieht also, daß die Ausführungen des Korrespondenten der „Kölnischen Zeitung“ den Thatsachen nit enlsprehen. Ihr Charakter tritt aber noch deutlicher heroor, wenn wir den Saß betraten, welcer sagen will, daß an eine Mitwirkung der „Seestädte“ an den Bestrebungen des deutschen Handelsstandes nicht zu denken ist, so lange die Schußtzzöllnerei sich in demselben breit mat, denn diese, „welche die Länder absperren will, steht in unbedingtem Gegensaß zu den Lebensinteressen der Seestädte“. Da möchten wir den Herrn
Korrespondenten des so angesehenen Weltblattes doch fragen, ob Hamburg und Bremen neben seinen „Seestädten“ nicht auch einige Beachtung verdienen. Denn wenn Königsberg
aud, troß des Schußzolles, gerade in den leßten Jahren einen ge- waltigen Aufs{wung genommen hat, fo Heide Bremen und Ham- burg doch immer unsere bedeutendsten Seepläze, deren Handel den- lenigen von Königsberg und Memel, Tilsit und Justerburg und wie die Sezessionisten alle heißen, vielfab übersteigt. Hamburg und Bremen aber haben es ihren Interessen nicht zuwider ge- funden, Mitglieder, und eifrige Mitglieder, des deutshen Handels- tages zu bleiben, „Und felbst Bremen mat, troß seiner angebli fo s{limmen Stimmung, keine Anstalt, aus dieser so gemein- nüßigen Vereinigung zu scheiden. Aus diesem Umstande geht wohl am deutlicsten hervor, daß nicht die Schutzöllner die östlichen See- städte aus dem „Oandelstage getrieben haben, sondern daß es. deren radikaler unversöhnlider Geist war, wel{er sie zur Sezession trieb, der Geist, von dem aub der Correspondent der „Kölnischen Zei- tung* beherrscht wird. Wir können es nur, wie wir Aehnliches be- reits in unferem Eingangs angezogenen Artikel bemerkten, mit der Zweiseelen-Theorie erklären, wenn éin Blatt, dem in weiten Kreisen die lrblte Bedeutung und demgemäß doch ein großer sittliher Ernst beigelegt wird, eine so tendenziós unwahre Correspondenz a die Spiße der betreffenden Hauptausgabe bringen konnte. U „Staats-Anzeiger für Württemberg“ finden wir folgende Notiz aus Stuttgart: i In der Aus\cußsizung des Exportmusterlagers vom 5. November unter dem Vorsiß Sr. Hoheit des Prinzen Hermann zu Sahsen- Weimar erstattete Direktor illing den Geschäftsbericht, dem wir Fol-
und beträgt heute 492. Es ist zu hoffen, daß die wenigen noch nit beigetretenen exportfähigen Firmen in Kürze beitreten, um no@ in dem Katalog Aufnahme zu finden, dessen zweite Auflage im Dru ift. Das Ge- schäftsjahr beginntam 1.April und es war das Resultat in den abgelaufenen 7 Monaten fehr befriedigend; es wurden nämlich 340 Aufträge er- theilt, im ersten Geschäftsjahre nur 86. Alle auf dem Lager gee maten Verkäufe sind mit Ausnahme einiger kleinen Mustersendun- gen bezahlt. Das Exportmusterlager hat sich amburg, Bremen, Berlin, Leipzig, Wien, Pest, ondon, Paris, Bukarest, Braila, Galaß, Kopenhagen, Madrid, Valencia, Mailand, Genua, Rom, Belgrad, Salonichi, Smyrna, Kairo, Alexandrien, New-York engagirt. Dieselben sandten in deg leßten 7 Monaten 96 Austräge. ch — Die „République française“ theilt in ihrer neuesten Nummer zahlreiche Daten aus dem deutschen Handels: ausweise des leßtvergangenen Jahres mit und sagt dazu:
„Was die Bewegung des Außenhandels betrifft, so exportirt Deutschland für 4055 Millionen Francs und importirt für 3955, Das Gefammtergebniß von 8010 Millionen bleibt daber nur um 598 Millionen binter dem Gesammtbetrage des französischen Außen- handels zurück. Es muß übrigens bemerkt werden, daß der deutsde Export von 1881/1882 um 225 Millionen gestiegen ift, ein Zuwads, der hauptsächlich auf die Fabrikate entfällt, nämli auf Bier, Alkohol, Mehl, Zuck&ter, Gewebe und Metallfabrikate, auf Papier 2c. Gerade dies erscheint beunruhigend, wenn man konstatirt, daß in Frarkreih im Gegentheil der Export von Fabrikaten abnimmt, und zwar big zum gegenwärtigen Augenblicke abnimmt, denn während der abgelau- fenen neun Monate dieses Jahres sind wir hinter der entsprechenden Periode des Vorjahres um 974 Millionen zurückgeblieben.
In seinen Handelsbeziehungen zu uns kauft Deutscland uns für 317 Millionen Francs ab, und verkauft uns für 412 Millionen, Seine Handelsbilanz ift gleibfalls eine günstige im Verhältniß zu England, den Vereinigten Staaten und der Schweiz; eine minder- günstige dagegen in dem Verhältniß zu Belgien, Oesterreih-Üngarn (hier besonders) und Rußland.
Fügen wir noch hinzu, daß der Welthandel des Deutschen Reichs dur eine reiche Kauffahrteiflotte von 4370 Schiffen mit 1633000 Tragfähigkeit unterstüßt wird. Ein Viertel dieser Tonn wird turch 515 Dampfer repräsentirt. .
Wenn die Ueberwachung der militärishen Entwickelung daz Deutschen Reichs unerläßlich ift, so ist es hinwiederum nüßlid, h von dem industriellen und kommerziellen Aufshwunge desselben Reihen schaft zu geben. Wir halten Frankreich für ftark genug, ihm auf diefem zweifahen S(lachtfeld die Stirn zu bieten, aber nur unter der Bedingung, daß wir obne Rast noch Ruhe arbeiten.
Statiftische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlihungen des Kaiserlicen Gesund- heitsamts sind in der 44. Jahreswoce von je 1000 Bewohnern auf den Jahresdur|cnitt berechnet als gestorben gemeldet: in Berlin 25,3, in Breslau 29,1, in Königsberg 32,5, in Cöln 21,3, in Frankfurt a. M. 17,1, in Hannover 19,8, in Caffel 20,8, in Magdeburg 20,5, in Stettin 23,8, in Altona 190, in Straßburg 19,1, in Meß 15,1, in München 23,8, in E 16,6, in Augsburg 18,8, in Dres- den 25,4, in Leipzig 24,7, in Stuttgart 16,6, in Braunschweig 30,0, in Hamburg 18,2, íîn Karlsruhe 15,0, in Lübeck —, in Wien 23,2, in: Budapest 22,7, in Prag 29,5, in Triest —, in Krakau 16,6, in Basel 15,9, in Brüffel 24,4, in Paris 21,6, in Amsterdam 27,8, in London 19,0, in Glasgow 25,0, in Liverpool 23,0, in Dublin 28,2, in Edinburg 19,0, in Kopenhagen 16,0, in Stockholm 17,8, in Chri- tiania 16,6, in Skt. Petersburg 23,7, in Warsdbau 32,5, tun defsa 32,1, in Bukarest 23,9, in Rom 22,8, i Turin 18,8, in Madrid
26,3, in Alexandrien 46,1. — In der Zeit vom 7. bis 13. Oktober cr.: in New - York 23,5, in Philadelphia 19,8, in Chicago 20,4, in Skt, Louis 23,3, in Cincinnati 14,9, in San Franzisïko 182, in Kalkutta 21,9, in Bombay 22,8, in Madras 39,8.
Beim Beginn der Wowe herrs{hten an den meisten deutschen Beobactungsorten schwache östliche und {üdöstliche, in Berlin, Breslau und Bremen westliche und südwestliche, aber gleisals bald na Oft umlausende Winde, die in Koniß, Heiligenstadt und Karlsruhe um die Mitte der Woche nah Nordost gingen, und an den meisten Sta- tionen bis zum 1. November aus östlichen Windrichlungen wehend blieben. Ja den leßten Lagen der Woche erhielten jedoch an den meisten Stationen südliche und südwestliche Luftströmungen die Ober- band, nur in Cölu und an den süddeutschen Stationen blieb Südost überwiegend. Die Temperatur -der Luft lag an den meisten Sta- tionen über der normalen. In der zweiten Wocbenhälste nahm die Temperatur etwas ab, do sank das Thermometer nur in Koniß und- in München etwas unter 0. — Bei meist nebligem Wetter fielen sehr wenig Niederschläge. — Der beim Wochenbeginn hohe Druck der Luft nahm in den erften Tagen der Woche noch zuz vom 31. Ok- tober an sank das Barometer langsam an allen Stationen bis zum Schluß der Woche. Ls
Die Sterblichkeitsverhältnisse der meisten Großstädte Europas blieben au in dieser Berichtswoche günstige, wenn sie auch an man- chen Orten ein wenig höher als in der Vorwoche waren. Besonders günstig waren die Sterblichkeitsverhältnisse in den rheiniscen und süddeutschen Städten, sowie in denen an der Nordseeküste. Die all- gemeine Sterblichkeitêverhältnißzahl für die deutshen Städte stieg auf 22,6 von 22,3 der Vorwocve (pro Mille und Jahr berednet). Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit zeigt #ut eine unwesentliche Veränderung. Von 10 000 Lenden starben aufs Jahr berechnet 66 Kinder unter 1 Jahr gegen 67 der Vorwode (in Berlin 73, in München 93). s Unier den LTodesursacen haben von den Infektionskrankheiten Sterbefälle an Diphtherie, Croup, Keubhusten und Ruhr etmas ab-, an Masern, Scarla% und Unterleibstyphus etwas zugenommen. Masern führten in Berlin, Breslau, München, Crimmitschau,. Leipzia, Guben, Hamburg, Wien, Amsterdam vielfach zum Tode, in Osnabrück hat die Epidemie nachgelassen, — Das Scharlahficber trat besonders in Königsberg, Berlin, Apolda, Remscheid mit großer Bösartigkeït auf, au in Dresden, Danzig, Meerane, Coburg, Han- nover, Altona, London, Birmingham, Christiania, rief Sarlach zahlreibe Todesfälle hervor. — Diphtherie und Croup for- derten vielfahe Opfer, namentlich in Berlin (94), Breslau, Chemniß und Amsterdam. In Dresden, Leipzig, Me Guben, Dessau, Tilsit, Wien, Prag, Paris hat die Zahl der Todesfälle etwas ab-, in Königsberg, Danzig, Schwerin î. M., München, Hamburg, Thorn, Colberg, Magdeburg, St. Peters- burg, Warschau u. a. zugenommen. Typhöse Fieber zeigten {i häufiger als Todesursachen, namentli stieg die Zahl der durch sie hervorgcrufenen Todesfälle in Stralsund, Stolp, Posen, Mühl- hausen i. Th., Berlin, Wien, während sie in Paris etwas abnahm. — Sterbefälle an Flecktyphus kamen aus deutschen Städten gar nit, aus Amsterdam, London, Warschau, Granada einzelne, aus Madrid, Valencia und Murcia mehrfache Todesfälle zur Anzeige. — Der Keuchusten verlief in Barmen, Elberfeld und Hamburg. weniger bösartig, in Berlin und Insterburg \tieg die Zakbl der Opfer. Auch Todesfälle an Ruhr wurden selten. — Darmkatarrhe und Bredurfälle der Kinder zeigten in Wien eint Steigerung der Todesfälle. — Dem Kindbettfieber erlagen in deuts Städten 21 Frauen. — Todesfälle an Pocken kamen aus Wien, Budapest, Liverpool, St. Petersburg, Saragossa, Granada, Lifsabon, Philadelphia je 1, aus Amsterdam 2 zur Meldung. In London,
Birmingham, Madrid, New-Orleans, Warschau, Murcia, Paris zeigten si Poen in beschränkter, in Brüssel und Prag in größerer Ausdehnung, Aus deutschen Städten kam fein Pokentodesfall zur Anzeige. — In Alexandrien erlagen der Cholera in der Zeit vom 21. bis 27. Oktober 33 Personen, in Bombay (25. September bis 2. Ok:
gendes entnehmen: Die Zadl der Mitglieder ift in stetem Wachsen
tober) 10, in Kalkutta (16, bis 22. September) 12.
Agenten in. Prag, Triest,