s Versicherungswesen, wie cs \sih in West- „liendhrt habe. Dur Verbesserung des Rechtss{hubes, erung der Auébeutu"g werde viel Gutes geschafft hin Gemeinschaftliher Bezug von Sämereien 2c. bringe / ‘Vortheile. Die Bildung durch die Schulen, die Ein- jilt von Winterschulen sei auch ein Punkt, ‘der zur c der Landwirthschast beitrage. Solche Einrichtungen San aker nur in Lokal: und Provivzialvereii en, nicht in 4 1 Centralvereinen mit Nußen verfolgen. Was die Linke n neuen Bauernverein wolle, wisse er nicht. Was man H nuernvereinen [leisten könne, das könne man an _den jélishen Bauernvereinen sehen. Er lade den Abg. Rickert If Ernstes ein, der Generalversammlung, die nächstens statt- 4 werde, beizuwohnen, und garantire demselben nicht e derselbe niht hinausgeworfen werde, sondern au | angehört werde, wenn derselbe au ganz gegentheilige
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sagt habe, die Liberalen hätten an der Gründung keinen Antheil, aber versprochen, den Verein na Kräften zu fördern. Er habe auch keine vermehrte Parzellirung der Domänen ver- langt, wohl aber gefragt, warum der Erlös für Domänen- veräußerungen sich im vorliegenden Etat um cine Million Mark niedriger stelle ?
Die Diskussion wurde ges{los}sen.
Persönlich bemerkte der Abg. von Meyer - Arnswalde: Daß sein Charakter als Freihändler nit bezweifelt werden könne, würde man sehen, wenn es sich um Aufhebung der Eisenzölle handeln würde.
Der Abga. Parisius erklärte, daß er si {on mehriach mit landwirthschaftlichen Dingen befaßt habe, und den ironi- sen Namen „Bauer“ also nit verdiene.
Der Abg. Freiherr von Minnigerode bemerkte, wenn ihn der Abg. Nickert gewissermaßen mit dem Abg. Freiherrn von Schorlemer-Alst Arm in Arm gesehen habe, so erkläre er, daß sie beide in der Wabl eines Dritten in threr Begleitung schr wählerish sein würden. Nach weiteren persönlichen Be- merkungen der Abgg. Frhr. von Schorlemer - Alst und NRidert wurden Titel 1 und 2 des Kapitel 1 der Einnahme des Etats der Domänen genehmigt, der Antrag des Abg. Rickert und Tit. 4 „Erträge aus Domänen-Grundstüen, Mühlen und Fischereien 4787 472 4“ an die Budget- kommission zu verweisen, aber mit großer Majorität abge- lehnt. Tit. 4 angenommen,
y nd Q vertagte sih das Haus um 41/2 Uhr auf Dienstag r.
— Die in der gestrigen (7.) Sibung bei der zweiten Berathung des Entwurfs des Staatshaushalts-Etats für 1884/85 nah dem Abg. Nickert von dem Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten, Dr. Lucius, ge- haltene Rede hatte folgenden Wortlaut :
Der Hr. Abg. Rickert hat mir cine gewisse Objektivität nach- gerühmt in meinen Berichten und in meiaen Aeußerungen hier im Hause. Jh kann dieses Kompliment nur mit der Bitte erwidern, daß der Herr Vorredner sich bei seiner Beurtheilung landwir!hschaft- licher Verhältnisse derselben Objektivität befleißigen möchte, und nicht aus einer Thatsache, die elne erfreuliche und anerkennenéwerthe ift, ohne weiteres auf eine übermäßige Prosperität im Ganzen \chließe. Die Uebersicht über die Domänenverpachtung ergiebt allezdings in diesem Jahre eine erheblihe Steigerung dec Einnabmen; es würde aber unberetigt sein, aus diesem einen Faktum sofort auf eine allgemeine Prosperität der Landwirthschaft im Allgemeinen zu s{ließen. Symptomatisch aber ift diese Uebersicht allerdings, wenn man sie mit der nöthigen Einschränkung und Obe jektivität deutet. Der Domänenbesitz repräsentirt einen s{uldenfreien Besiß und großentheils auch einen steuerfreien Besiß, Dieses Mo- ment bitte ih im Gedächtniß zu behalten. Außerdem ift das Blühen der Landwirtbschaft noch nit vollständig identisch, es deckt sich nicht völlig mit dem Blühen des Grundbesitzes überhaupt. Ein verschul- deter Grundbesißer kann auch bei einer mäßigen relativen Steigerung der landwirthshaftiiben Einnahmen noch niht von einer Stei- gerung seiner Einnahmen objektiv absolut sprechen und diese Verhältnisse sind es gerade, die bei der allgemeinen
| Pungen äußere, Der Verein prüfe Alles, und behalte das | M (r meine seine Einladung an den Abg. Rickert also | M nis, sondern, weil er von dem Abg. Rickert glaube, ‘uh derselbe sih redlich bemühe, die Wahrheit zu er- v und wenn derselbe die Wahrheit in Westfalen sehe, | fe ded se später au hier im Hause vertreten. ti P oa A Dirichlet wandte sich zunächst gegen einige d, qcußerunzt der Abag. von Schorlemer-Alsstt und von Rauch- H int, die Bauern im Osten habe der Landrath bas A) Gódit Denkens übernommen. Von der gedrückten Lage b «e onoirlhshast zu sprechen, sei leicht, ebenso wie von ge- Wit ide Uge der Handwerker, der Fabrikarbeiter u. \. w. ted, @ s bedenklich), als Basis der Sqchuldenftatistik folche Ne viel gridte zu nchmen, welhe bemüht seien, die Schulden mÖz- An T u hoh anzugeben. Die Versuche, zu beweisen, vin hie Lage des landwirthschaftlichen Mittelbesißes T sdlebhte wäre, sei den Herren der Rechten beruje T t gelungen, Der Abg. von Minnigerode, dem j ju liberhaupt diese ganze Diskussicn verdanke, habe sih mit n F g Gsenacher Verhältn1\sen befaßt. Jn wißiger Weise habe duk lbe den Abg. Parisius einen Bauern genannt. Der Abg. Fah srisius acer habe den Verhandlungen als Reichstagsabge- dat zier des Eisenacher Kreises beigewohnt. Der Abg. von beer, T simigerode habe denn auch die Bchaupturg cewagt, daß selle Pi Programm der Fortscrittspartei den G undsaß enthalte: jren fie niht an die Börse! Vom Abg. Quadt der Unrich- nd: Fit dieser Behauptung üÜberfüh:t, habe der Abg. von ub: F Mnigerode sich auf Aeußerungen des Abg. Richter im auf, F yigetag bezogen. Derselde habe dort die Forderung aufge- Re- jl; line neuen Steuern ; und doch für eine Zuckersteuer und dern F Fisussteuer plädirt. Aver weder hier noch im Reichstag ebiet shese Ford-rung erhoben. Der Abg. Richter habe aus: tige ih exklärt, er bew!llige keine neuen Steuern, es sei d die hin, daß eine Entlastung von anderen drücckenden Steuern F liry dieselben herbeigeführt werden könnte. Diesen Zusaß t lbe der Abg. v. Minnigerode aus Opportunitätéerüdcksichten, 1d} qur darum, weil derselbe seiner gespannten Aufmerksamkeit Den (ntgangen \ei, sortgelassen. Es sei die Behauptung ausgestellt, abge “F baß der mitilere Grundbesiß — von dem Großgrundbéesiß hier ider ju reden verbiete dié Bischeidenheit — überschuldet sei. Aber eins F alle Ver\uGe, vie Behauptung zu beweisen, seien gescheitert. nh } Man habe si auf die Berichte des Landes: Oekonomiekolleaiums san} ezogen, Mter 0 von einer Verhuldung an der Spiße wi | einer der Berichte die Rede sei, da sprächen im Folgenden die d, einzelnen Daten dagegen. 16 Berichte sprächen si über die jar Mage der Landwirthschast absolut günstig aus, 7 lauteten al Fngünstig. Ein Bericht solle aus, der aus dem Arcnswalder n ise, weil verselbe „nicht zu gebrauchen sei. Dex Abg. von ati: lyr könne natürli ni&ts dasür, derselbe habe ihn ja gen Ft gemacht. Recht auffallend sei, daß im General eriht che, s) in Passus befinde Über den wohlthuenden pekuniären hig F is) des Großgrundbesißes auf den Kleingrundbesiß. tere F Muwürdigerweise stehe auf der folgenden Seite eine da: 7 Ult, aus der sich ergebe, daß überall, wo der Groß-
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d, n das stimme auch tet,
Yenittunyn überein, daß ein freier , fand da vorhanden sei, wo der Großgrundbesiß nur eine Unlergrbnete Rolle spiele. Der Abg. von Schortemer habe din ause das Beispiel einiger Gemeinden vorgeführt , die s i trauriger Lage befänden. Allein was beweise das 2 dit Er fônne dem Hause gleichfalls einzelne Beispiele vorführen,
10 die das direkte Gegenthcil darthäten, und vielleicht hätten fet diese Veispiele etwas mehr Beweiskraft. Wenn Jemand ge- m} sragi wade, ob es ihm \{lecht gehe, und es werde ihm zugleich
jh angel, er werde staatliche Unterstüßung erlangen, wenn êr die Foge bejahe, so werde derjelbe so leiht nit sagen, das feine Lagt eine günstige sei. Der Abg. von Meyer abe bei seinem heutigen Angriff auf . den Freihandel sein “wissen etwas leiht mit ciner bedenklihen Theorie be- widligk. Jn einem Punkte stimme er mit dem Abg. von iyer überein, daß der Wollimport aus Australien die Sdajudt im Osten unmöglich gemacht babe. Wenn also Edutzöle für die Landwirthschaft überhaupt eine Berech- lyung hätten, so verdiene em Zoll auf Wolle Berüdcksichti- fing, Man würde dann aber auc bald erkennen, was die Pee E ¿wischen Landwirthschast und Jndustrie n habe.
Nr Abg. Büchtemann wandte si gegen die Schußzölle, t bas Steuerwesen und gegen die Differentialtarife. Die | juhr der Cerealien habe nah den Zollberihten nicht ab-, dern zugenommen. Die deutsche Landwirthschaft sei eben nit im Stande, für den eigenen Konsum genügend Getreide zu pru Der Zoll werde vom Jnland getragen. Die beabsich- „n Stalistiken würden wohl auch darüber Klarheit geben. inf Tothstand der Landwirthschaft sei von keiner Seite De nur Schwierigkeiten, in welcher dies-lbe sich be-
- sien nachgewiesen. Die Beseitigung derselben werde in h ginie von der Befähigung ihres Besißers abhängen.
einung des Ministers, daß die Beseitigung der Diffe- der Landwirthscaft Nugen gebracht, könne er L da der Jmport sich hauptsählih auf den Fluß- int egen vollziehe. Er bitte, den Antrag des Abg. auen Lit. 4 an die Budgetkommission zu - verweisen,
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jo Aba. Rickert wies es zurü, als ob er mit der Ein-
' til der Bollpolitik in diese Debatte begonnen hätte. Un- þ) lân sei es ibm, daß der Minister, der vor noch gar nicht T Heit selbst Freihändler gewesen sei, seine, des freibändlerische Anshauungen nicht verstehen möge. \erständniß zwischen den Abgg. von Schor- und von Minnigerode sei sehr bemerkens-
enn pa dominire, der Kleingrundbesiß erheblich verschuldet mit seinen (des Nedners) eigenen tüchtiger Bauern-
Diskussion über die Lage der landwirthschaftlichen Bevölke- rung in allererster Linie erörtert und berüctsictigt werden müssen. Jn dieser Hinsicht befinden wir uns seit cinigen Jahren in einer fortwährenden Enquête, der id nur allgemeines Interesse und jede Oeffentlichkeit wünschen kann. In diesem Frühjahr noch sind ja im Landesökonomiekolegium tie bezüglihen Berichte der land- wirthsaftlihen Vereine der ganzen Monarchie, die einen dicken Band füllen, erörtert worden unter Zuziehung von Fachleuten und ih kana nur den Herren, die sich für diese Frage interessiren, das eingehende Studium dieser verscziedenen Berichte empfehlen. Diesen Berichten lege i allerdings einen besonderen Werth bei, weil sie aus Kreisen bervor- gehen von Landwirthen, die entweder als Pächter oder als Besißer selbst wirth\chaften, die also in unmittelbarer Pa mit dem landwirthschaft- lichen Gewerbe stehen. und ich glaube, in diesen Berichten werden Sie doch eine ganze Reihe von erheblichen und berechtigten Gravamina finden, die auch aktive Maßnahmen von Seiten der Staatsregierung recht- fertigen und motiviren. Das kann Niemand behaupten und das habe ih au nie behauptet, daß die Technik der Landwirthschaft irgend- wo im Nückgange in Deutschland „wäre; ganz im Gegentheil; wic können mit Genugthuung konstatiren, daß die landwirthschaftliche Technik in einem sehr wesentliben wmd erheblichen Fortschreiten ist. Wir dürfen sogar ohne Ueberhebung sagen, daß die Blüthen der landwirtb\chaftlih - technischen Gewerbe, der Zuerindustrie, der -Spiritusindustrie, der Fabrikation von Stärke, der Fabrikation von Stärkezucker, auf der höchsten Stufe stehen, und in keinem anderen Lande übertroffen werden. Wir können geradezu behaupten, daß in dieser Beziehung Deutschland die land- wirthschaftlide Hobschule Europas geworden ist, nah der Ange- hörige anderer Nationen hingehen, um ihre Studien zu machen, und die Erfahrungen von hier auf ihr Gebiet zu übertragen — vielfach wahrscheinlich zu unserem Nachtheil und zur künftigen Konkurrenz. Wenn man das allerdings anerkennt, daß wir in der Technik der Landwirthschaft sehr bedeutende Fortschritte mahen und gemacht haben, hoffentlid auch noch weitere machen, so ist damit nur das manifestirt, daß es der landwirthschartlihen Bevölkerung keineswegs an Strebsamkeit und Tücktigkeit schlt, um die Ungunst der Produktionsbedingungen, die uns Klima- und Besißverhältnisse vielfach auferlegen, zu überwinden. Aber das ist ja gerade die Grenze, wo die landwirthschaftlihe Bevölkerung mit Recht sich bifsagt hat în früheren Jahren, daß ihre Interessen nicht die wirksame Vertretung, nicht die Aufmerksamkeit in der Geseßgebung und von Seiten der Staatsregierung gefunden haben, die ihre Prosperität befördert wie andere Interess:n, welche wir zu- sammen vertreten werden. Ich glaube, gerade die Erfahrungen der leßten Jahre bestätigen die Richtigkeit dieser Klagen. Seitdem wir einen gewissen rechtmäßigen Schuß nach dieser Rictung haben, feit- dem die langjährigen Klagen über das Vorhandensein der Differen- tialtarife in Bezug auf Eisenbahnfrahten von Seiten der Staats- regierung eingehend erörtert worden find, seitdem können wir aller- dings von einer Befserung der Verhältnisse in verschiedenen Beziehungen sprechen, ohne damit zugeben zu müssen, daß nun die Staatsregierung die Hände in den Schoß legen könnte-und meinen, es sei alles vortrefflich und die Landwirthschaft könne sih allein weiter helfen, ohne weiterer staatlicher Fürsorge zu bedürfen. “A Ich habe gesagt, die Domänen repräsentiren einen theilweise steuer- freien und theilweise |chuldenfreien Besiß. G Ferner ist der Stand der Domänenpächter vermöge der Piü- fung, die über die ökonomische Qualifikation stattfindet, ehe sie eine Domäânenpachtung übernehmen können, ein solcher , daß dieser Stand allerdings das landwirthscaftlide Gewerbe den cia h in feiner prosperirendsten Lage. Die Domänenpäthter müssen ein hinreihendes
Betriebskapital nachweisen, ehe sie eine Wirthshaft über- nehmen können. Sie befinden sich also niht in der Lage, in welher sich %o der großen und kleinen Grund-
besißer befinden, taß sie mit cinem ungenügenden Betriebskapital an- fangen. Also infofern kann man die Lage der Staats-Domänenverwal- tung dafür als typisch auffassen, das die Landwirthschaft in ihrer vollfommensten Entwicklung, daß sie technisch im Fortschreiten be- griffen ist, und daß sie au in der Lage ift, eine steigende Rente ab- zuwerfen. Dieser steigenden Rente des sbuldenfreien Besites stehen aber nit die steigenden Lasten gegenüber, mit welchen der Privat- besißer, der große und kleine, zu wirthschaften hat. Wenn der Hr.
Vazüglih des Ei : l it és Eisenaher Bauernvereins erkläre hier, daß er denselben niht verläugnet, sondern ge-
Abg. Rickert, der sih für diese Verhältnisse zu intereisiren scheint, gerade diese Berichte des Landesökonomiekollegiums dur(lesen will,
so wird er vor allem drei Punkte finden, die in fast allen Ber! {ten als solhe wiederkehren, über die ih die Landwirthe beklagen trotz der gesteigerten Domäneneinnabmen.
Der erste Grund, der überhaupt für einen Rückgang der Land- wirtbschaft in fast allen Berichten angeführt wird, ist einer, der absolut zutreffend ist, der leider staats\eitig nit influirbar is — oder viel- mehr glüllicherweise, denn sonst würde die Staatsregierung für das Wetter, die guten und \{lechten Ernten au verantwortlich gemacht werden — der erste Grund is der Hinweis, daß eine Reihe von mittelmäßigen und \{le{ten Ernten stattgefunden hat. Das ist unbe- dingt ritig, wir haben in den leßten zwei Jahren das Glü gehabt, einigermaßen en Ernten zu haben.
Die zweite fast in allen Berichten wiederkehrende Klage ist die, daß zwar die Produkte in etwas in ihren Preisen gestiegen sind, aber nit in dem Verhältniß, wie die Produktionskösten.
Das ift meines Erachtens ganz unwiderlegbar, Wenn Sie in die Details dieser Berichte gehen, was ih hier nit thun fann, werden Sie in Bezug auf diese Steigerung eine ganze Reihe solcher Momente finden.
Außerdem abex sind es auc die besten Ansprüche, die in Bezug auf das Leben berechtigterweise gemacht sind. Nach dem Jahre 187 ist nach jcder Beziehung |vielleibt eine zu große Steigerung ein- getreten, die aber bei den äußerst nicdrigen Lebensansprüchen, die die landwirthschaftlihe Bevölkerung überhaupt macht, sich doch immer, nur noh in sehr mäßigen Grenzen bewegt, in solchen Ansprüchen, daß sie mit denen anderer Bevöikerungskreise kaum in eine Linie zu stellen sind. Troßdem diese mäßige Steigerung der Lebensansprüche an den Lebenêunterhalt, in Bezug auf die Kindererziehung und dere gleidien wenig mehr verlangt, tcoßdem ist diefe Steigerung {on außer dem Verhältniß zu den verbesserten Einnahme- und Besitverhältnissen.
Dann kowmt aber ein sehr weites und das gewichtigste Gebiet ; die Klagen über die gestiegenen Staats-, Kommunal-, Armen- und Schullasten.
In dieser Beziehung werden Sie in den Berichten besonders aus Westfalen, aus Oberschlesien, aus der Provinz Hannover und theil- weise, wenn ih nicht irre, auch aus Westpreußen ciue Reihe von Thatsachen finden, wona% die Kommunallasten den Grundsteuer- reizertrag nit allein erreichen, sondern ouch vielleicht Übersteigen. Die Klage über die übermäßige Aufbürdung von Schullasten ist auch eine häufig wiederk-hrende, besondcrs aus Westfalen. Jch habe keinen Grund, die Wahrheit der dort angeführten Thatsachen zu bezweifeln, ih glaube dawit aub nit gewissermaßen einen Aagriff gegen die Königliche Unterrichtsverwaltung zu richten, aber wenn diese Be- richte ri{tig sind, muß ich allerdings konstatiren, daß die Ansprüche in Bezug auf Sculicistungen vielleicht über die Leistungsfähigkeit hinaus- gehen, Die Ansprüche in Beziehung auf Schulbauten und Aus- stattung der Stellen sind derart, daß einzelne Fälle mir im Gedächt- niß geblieben sind, wo nach den sogenannten Normatiobestimmungen, weil 80 Kinder {on einen Lehrer haben müssen, Schulhäuser erbaut worden sind, Stellen kreict wurden, die heute noch leer stehen. Das ist angeblich in einzelnen Fällen ge\{.hen, und diese Anführung hier führt vielleiht dazu, daß amtlich der Sache weiter nachgegangen wird, ob es begründet ist, daß ein Schulbau z. B. einer ländlichen Gemeinde in Schlesien das sechE- oder achtfache des Gruntdsteuerreinertrages des gesammten Flurertrages vers&lungen hat. Wenn diese Thatsachen ribtig sind, glaube ic, liegt in ihnen allerdings die Motiviru-g von ciner gewissen Unzufciedenheit in ländlichen Kreisen, daß ihnen in Beziehung auf Kommunal- und Schullasten Dinge zugemuthet werden, die ihre Leistungsfähigkeit übersteigen. Jch sehe allerdings in diesen Dar-
stellungen die ernsteste Aufforderung an die Königli&e Staal!sregierung, Fürsorge zu treffen, daß diese Leistungen auf das mögl:che Maß redu- zirt werden möten.
Es if hier wiederholt von Beseitigung der Grundsteuer und dergleichen mehr geredet worden, IJch glaube nit, daß für die Eng eine Bescitigung, oder au nur eine Reduktion der
rundstcuec im größeren Umfang möglich ift.
Ich würde, wenu tch nit als Staats-Minister, sondern lediglich als Advokat der landwirthschaftlichen In.eressen hier stände, vielleiht soweit gehen, zu sagen, die Grundsteuereinschäßung ist in einigen Bezirken der Monarchie decart, daß ih zweifelhaft bin, ob sie richtig gegriffen ist, ob richt in einigen Bezirken eine Revision der Grundsteuer angezeigt wäre. Das würde ich ohne Weitercs zu- geben. Dagegen glaube ich allerdings, daß eine Regierung mit vollem Recht gegenüber dieser Steigerung der Kommunallasten diesen berehtigten Klagen gegenüber eine Steuerreform E Programm seßen fann, die es ermöglibt, auf einen Theil der Grund- und Ge- bäudesteuer zu Gunsten der belasteten Kommunen zu verzihien. Das ist eine Forderung, die sih durdaus vertheidigen läßt.
Als etwas, was unbedingt der Abstellung bedarf, würde ih das an- führen, daß wenigstens die Grund- und Gebäudesteuer nicht zum alleinigen Maßstab der Repartition der Kommunallasten genommen wird In dieser Beziehung finden Sie in einem Berichte, wenn ih nit irre, aus einem wesifälischen Kreise, die Thatsache angeführt, daß die Zu- schläge zur Grund- und Gebäudesteuer bei einem ländlichen Grund- BlNet, der fi jedenfalls noch in den Grenzen eines bäuerlichen Besißes bewegt, das Zwölffache des Klassensteuerertrages darstellen, Dabei wird erwähnt, 1 dieser Grundbesißer mit einer erheh- lichen Ras belastet wäre. Folgende Gegenüberstellung ist ganz unbeweisbar: ‘Derjenige, der aus Kapitalvermögen eine Rente von 1200 K hat, bezahlt nur Klassensteuer davon; der Bauerngutsbesißzer, der dieselbe Rente aus Grundbesitz hat, bezahlt außerdem die Grund- und Gebäudesteuer, dann noch die
usläge davon, die das Maß seiner Leistungsfähigkeit überschreiten.
ch würde also glauben, die Regierung und die landwirthschaftliche Verwaltung steht durchaus auf gesundem Boden, wenn sie sagt: das sind Verhältnisse, die die erusteste Aufmerksamkeit der Regierung in Anspruch nehmen und die zu ciner Abhülfe dringend mahnen, und ih bin gewiß, daß: die Regierung, wenn sie mit einer entsprechenden Vorlage an die hohen Me des Landtages treten wird, au eine allseitige Unterstüßung finden wird, auch- aus den zustimmenden Aeußerung: n des Abg. Rickert entnehme ic, daß er in diesem Punkte auf Seiten der Regierung stehen wird.
Der Hr. Abg. Riert hat dann seine Enttäuscung ausge- sprohen, daß nah dem Uebergang der Domänenverwaltung auf das landwirthshaftlihe Ministerium nit in größerem Umfang, wie ih seine Worte deute, mit Parzellirung und Verkauf von Grund- stüden vorgegangen ist. Ih muß ja natürlich das Urthéil darüber, wie weit sih die Uebertragung dieses Verwaltungszweiges auf das land- wirth\caftlihe Ministerium bewährt hat, anderen Hcrren überlassen; ch würde aber doch glauben, daß die Domänenverwaltung bei dem Vebergang nit verloren hat, weder nach fiskalisher Seite, noch nach der wesentli volkswirthschaftlihen Seite. Das landwirthschaftliche Ministerium is früher ohne eine eigene Verwaltung eigentlich ein - Ministerium ohne Hände und Füße gewesen, ohne eigene Organe der Thätigkeit. Erst durch die eigene Verwaltung wird der land- wirthschaftliche E mag er heißen wie er will, auf dem Laufenden erhalten über die Verhältnifse der Landwirthschaft und des Grundbesißes. Keine Parzelle wird verkauft oder verpachtet, keine Stundung tritt ein, kein Pacterlaß, ohne daß der landwicthschaft- liche Minister dieser jeßigen Organisation unmittelbare Kenntniß davon erhalten und ohne, daß er in die Lage geseßt wird, soweit seine Kräfte reichen, Äbbülfe werden zu lossen. Es versteht si ganz von felbst, daß jeder Mizister, ob es der Finanz-Minister oder land- wirthscaftlihe Minister ist, daß er diesen werthvollen Domänenbesitz, der doch die angenehme Summe von rund 30 Millionen Mark O — denn die landwirthschaftlihe Verwaltun kostet nur ein Minimum, also die ganze Einnahme auf diesem Gebiete sind so zu sagen Netto-Einnahmen — daß der Minister dieses Objekt gewifjenhaft wahrnehmen wird, versteht ih von E Er ist aber sehr wobl in der Lage, troßdem die erhältnisje mehr individuell zu behandeln, er if in der Lage bei den Verpach- tungen der Parzellen sehr wohl wirthscaftlihe Rücksichten zu nehmen auf die Distrikte, in welchen die Parzellen liegen, und wenn ich aub
nit persönli dazu neige, oder es für zweckmäßig halten würde, diefen werthvollen Besiß zu veräußern, wenn ih Setne der Mei-