1934 / 4 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 05 Jan 1934 18:00:01 GMT) scan diff

Neichs- und Staatsanzeiger Nr. 4 vom 5, Januar 1934. S. 2,

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gleihungsmaßnahmen niht mehr durchgeführt werden köunten. Jnsbesondere habe die Nichteinhaltung der Frist nicht die recht- liche Bedeutung, daß nach dem Ablauf die * wohlerworbenen Rechte soweit die Besoldungsordnungen vorher nicht geändert sind in dem Umfange wieder aufleben, als ihre Besoldung dem örtlih geltenden Besoldungsreht. entspriht. “Die Ver- pflihtung der Gemeinden, bei Festlegung der Beamtenbezüge ujw. die duxch die Höhe der Bezüge gleih zu bewertender Landes- beamten usw. bestimmte Obergrenze niht zu überschreiten, sei eine Dauerverpflichtung. Aber auch die betroffenen Beamten würden bei einer nah dem 31. 12. 1933 vorgenommenen An- gans irgendwelche Einwendungen nicht erhebeñ önnen.

Die Landesverwaltung im nationalsozialistishen Staat.

Der Preußishe Fnnen- und derx Finanzminister haben eine Ausführungsanweisung zum Gese über die Anpassung der Lan- desverwaltung an die Grundsäße des nationalsozialistishen Staates erlassen. Darin wird nochmals hervorgehoben, daß beseitigt werden alle kollegialen, ihre Willensbildung durch Abstimmung vollziehenden Behörden, die bisher zur Mitwirkung bei den Ge- schäften der allgemeinen Landesverwaltung bestanden. Durch die Aufhebung der Beschlußbehörden gingen auch deren Zuständig- keiten auf dem Gebiet des Zwangsvollstreckungsrehts gegen Ge- meinden und Gemeindeverbände auf die Aufsichtsbehörden über, wozu weitere Weisungen in Kürze ergehen würden. Die erstmalige Ernennung der Mitglieder auf Zeit und ihrer Stellvertreter für die Bezirks=-, die Kreis- und Stadtverwaltungsgerichte mit ihren wesentlihen Aufgaben wird durch die Ausführungsanweisung für die Bezirksverwaltungsgerichte auf die Oberpräsidenten, für

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die Kreis- und Stadtveurwaltungsgerichte auf die Regierungs- räsidenten (in Berlin auf den Staatskommissar in der Haupt- tadt) übertragen. Bei der Ernennung is darauf Bedacht zu nehmen, daß sich unter den zu Ernennenden in ausreichender Zahl Angehörige der für den Bezirk des Verwaltungsgerichts wichtigsten Berufsstände sowie Personen befinden, die in der Verwaltung der Gemeinden und Gemeindeverbände praktische Er- fahrungen gesammelt haben. Als leßtere werden vor allem kom- munale Ehrenbeamte, also Aa tes Dorfälteste, Gemeindeälteste und Ratsherren in Betraht kommen. Die Er- nennungen sind, so bestimmt der Erlaß, um einem Stillstande dex Verwaltungsretspflege L TAn engen, gens nach Benehmen mit dem Gauleiter dêèr NSDAP. zu vollziehen. - Die Ernennung der Mitglieder auf Zeit in den Spruchfkammern für Siedlung und Auseinandersezung (frühere Landeskulturabteilung des ehe- maligen Provinzialrats) soll durch den Lanndwirtschastsminister in einem besonderen Erlaß geregelt werden. Auch wird eine

der neuen Jnstitutionen ankündigt.

Pfandleihe-Höchstziussaß ab 1. Januar: 2:4 vH monatlich.

Der- Preußishe Jnnenminister gibt die neuen, ab 1. Januar 1934 wirksamen Zinsen im Pfandleihgewerbe in einem an alle Polizeibehörden gerichteten Runderlaß bekannt. - Danach sind die Pfandleiher berechtigt, bei Darlehnsbeträgen bis zu 30 RM 214 vH Zinsen monatli, für höhere Darlehnsbeträge für den 30 RM übersteigenden Darlehnsbétrag“*114 vH Den monatlich zu erheben. Der Minister betont, daß auch bei Verlängerung laufender Darlehnsverträge dieser Art Zinsen nux nach den vom

1. 1. 1934 geltenden Säßen ausbedungen werden dürfen.

Post-, Funk- und Verkehrswesen.

Die Deutsche Neichsbahn im Fahre 1933.

Erhöhte Betriebsleistungen. Gesamteiunnahmen aber noch u 46 % geringer als 1929, :

Von der Deutschen Reihsbahn-Gesellshaft wird soeben ein vorläufiger Jahresrückblick 1933 veröffentliht. Über die finan- ielle Entwicklung im Berichtsjahr teilt die Reichsbahn u. a. olgendes mit:

Jm Gegensaß zu den Fahren 1930 bis 1932, die regelmäßig einen beträchtlihen Rückgang in den Einnahmen zeigten, wird das Jahr 1933 voraussichtlih mit dem gleihen Ergebnis wie das Vorjahr abschließen. Allerdings sind die Beltriebsleistungen im abgelaufenen Geschäftsjahr, wie die Wagenstellungszisfern, Zug- und Achskilometer zeigen, infolge der Belebung der Wirtschaft bereits höher gewesen als im Vorjahr. Die Einnahmeentwicklung O hat damit niht Schritt gehalten, weil die Beförderungs- eistungen aus sozialen Gründen und zur Unterstüßung der Re- gierungsmaßnahmen in erheblihem Umfange frahtfrei oder zu ermäßigten Frachtsäßen ausgeführt worden sind. Erst im nächsten crah1¿ wird, wenn die Anzeichen nicht trügen, mit einem der Ver- kfehrsbelebung entsprehenden Anstieg der Einnahmen gerechnet werden können.

Die Gesamteinnahmen des {ahres 1933 werden um etwa 46% unter den Einnahmen des Jahres 1929 mit seinem bisher erzielten Einnahmehöchststand von 5354 Millionen RM liegen und etwa drei Viertel der Einnahmen des Jahres 1931 von 3489 Mill. Reichsmark erreichen. Verblieben die Gesamteinnahmen 1933 etwa auf dem Stand von 1932, so glitten die Einnahmen aus dem Personen- und Gepäckverkehr weiter ab, und zwar von 901 auf voraussihtlich 840 Mill. RM (Höchststand 1928: 1443 Mill. RM). Gegenüber 1932 bedeutet das einen Rückgang um 7%, gegén 1929 ist eine Verminderung um 41 % eingetreten. Auch beî den sonstigen Einnahmen ist leider noch ein erhebliches Absinken fest- zustellen. Anders liegen die Verhältnisse im Güterverkehr. Hier“ sind die Eitunahmen zum ersten Male seit 1929 gestiegen; sie liegen um 3% Über den Einnahmen von 1932. Wenn die Einnahmen aus dem Güterverkehr auch noch mit 49 % untex denen von 1929 liegen, so ist der kleine Anstieg do ein sihtbares Anzeichen einer fih langsam bessernden Lage der Wirtschaft.

Die Ausgaben konnten ohne Gefährdung der Betriebssicher- heit niht weiter eingeshränkt werden. Die Reihsbahn mußte im Gegenteil eine Erhöhung ihrer Ausgaben in Kauf nehmen, wollte sie tatkräftig die Maßnahmen der Reichsregierung zur Be- kämpfung der Arbeitslosigkeit unterstüßen. Die Ausgaben der Betriebsrehnung werden sich 1933 voraussihtlich auf etwa über 3000 Mill. NM belaufen. Dadurch entsteht hon in der Betriebs- rechnung ein niht unbeträchtliher Fehlbetrag. Jm Vorjahr ge- lang es, die Mehrausgaben der Betriebsrehnung und die sonstigen Aufwendungen in der Gewinn- und Verlustrechnung durch außer- ordentlihe Einnahmen (Niedershlagung des A R ebas Steuergutscheine) wieder auszugleihen. Fn diesem Fahr wird wahrscheinlich auch die Gewinn- und Verlustrechnung unter Ein- rechnung der Ausgaben für den Reparationsdienst, den Zinsen- dienst, die Vorzugsdividende und die geseßlihen Rücklagen und Rückstellungen mit einem beträchtlihen Fehlbetrag abschließen, obwohl nach dem immer noch nicht ratifizierten Lausanner Ab- kommen die 660 Mill. RM Reparationssteuer weggefallen sind und die Reichsbahn auf Grund besonderer Abrede lediglih einen Beitrag von 70 Mill. RM an das Reich zu leisten hat. Die Reichsbahn wird ihre ganze Sorge darauf rihten müssen, wenig-

stens einen buchmäßigen Rehnungsausgleih für 1933 zu finden.

Hande

Berliner BVörfenbericht vom 4. Fanuar 1934. Berstärktes Anlagebedürfnis des Publikums.

Auch am Donnerstag zeigte die Berliner Börse wieder eine recht feste Tendenz. Besonders lebhaft war das Jnteresse für festverzinslihe Werte; hier mate sih ein verstärktes Anlage- bedürfnis von seiten des Publikums bemerkbar. Starke Beach- tung fanden auch die rentenähnlichen Reichsbahn-Vorzugsaktien; diese erschienen mit Plus-Plus-Zeichen; anfangs konuten sie wegen Materialmangel überhaupt nit notiert werden. Auch an den Aktienmärkten seßten sich die Kurssteigerungen weiter Fort: im Verlauf wurde das Geschäft hier vereinzelt noch lebhafter gegen Schluß waren meistens die höchsten Tageskurse zu hören.

__ Montanwerte lagen anfangs ruhiger, erst im Verlauf trat hier eine Geschäftsbelebung ein; die Kursbesserungen gingen übex 1% % faum hinaus. Am Braunkohlenaktienmarkt war die Tendenz nicht einheitlih; Rhein-Braun und Jlse gaben nah. Kaliaktien waren besser gefragt, Aschersleben Mee gen ihren Kurs um 22% a, ouch Salzdetfurth und Westeregeln anziehend. Chemische Werte fanden ebenfalls Beachtung; F. G. Farben seßten um 4 % höher ein; im Verlauf unterlag das Papier kleinen Schwankun- gen. Chemische Heyden gewannen 114 %, Goldschmidt 1% und Rütgerswerke 4%. Am Elektromarkt war das Geschäft recht angeregt; bevorzugt wurden vor allem AEG., der Kurs stieg um mehr als 2% an. Hier wirkte noch die Meldung über Aus- landsaufträge nah. Elektrizitäts-Lieferungs-Gesellschaft zogen um

3 % an, Accu plus 214 %, Lahmeyer 2 %, Siemens 354 %, Ber-

Huudert-Mann-Tarif für Frühjahr und Herbst im Seedienst Ostpreußen.

Wichtig für alle großen nationalen Verbände, für alle kame- radschaftlihen, wirtschaftlichen, wissenschaftlihen oder sportlichen Vereine ist ein 1934 im Seedtienst Ostpreußen zur Belebung des Ostpreußen- und Danzig-Verkehrs in der Vor- und Nachsaison eingeführter „Hundert Mann-Tarif“, der für geschlossene Reisen von Vereinen und Verbänden folgende Sätbe ergibt:

Fahrpreise: Für 100 Mitglieder eines Vereins zu gemeinsamer Hinsahrt:

Travemünde Zoppot

Meine Vi 001 S 13, RM

inz Zoppot Swinemünde Pillqu 9299" nur 10,— æ Zoppot—Pillau ooooo 4— 19 Ein besonderer Vorteil liegt in der Möglichkeit getrennter

Rütreise binnen 2 Monaten, durch die einzelnen Reiseteilnehmern auch ein längerer, nah den persönlihen Wünschen einzurichtender Besuh von Ostpreußen und Danzig ohne Verlust der Tarif- ermußigung erlaubt wird. Eine weitere Erleichterung: bedeutet, daß bei Bezahlung für 100 auch ‘weniger Reijende teilnehmen können. Es werden dadurch schon von etwa 60 Köpfen an Er- mäßigungen gegenüber den sonstigen Tarifen erzielt. Bei Be- zahlung der langeren Strecken braucht nur ein Teil die Reise von Travemünde aus anzutreten, während der Rest erst in Swine- münde hinzusteigt. Auch diese Form der Reise, die für weitver- beitete Vereine gedacht is, bietet Ermäßigungen gegenüber dem gewöhnlichen Gesellschaftsreisetarifk. Die Preije für Zoppot und Pillau sind gleich, um die Besucher zu Rundreisen -durch das shöne Ostpreußen zu veranlassen.

Dem zu erwartenden Verkehr entspricht die lange Ausdehnung des Seedienstbetriebes für die Zeit vom 5. Mai bis 30, Ok- tober 1934.

Sonderschau in der Postwertzeicheuabteilung des Reichspost-

museums.

In der Postwertzeichenabteilung des Reihspostmuseums sind jeßt Briefmarken der Privatposten in Hamburg ausgestellt. Vor dem 1. April 1900 war die gewerbsmäßige Beförderung von Orts- briefen jedermann gestattet. So konnten zunächst in großen, später auch in kleineren Städten Privatpostunternehmungen entstehen. Die älteste dieser Art, bei der nahweislich Briefmarken benußt wurden, war die im März 1868 vou H. Maack in Hamburg, Steintwiete 25, gegründete. Die Geschäftsräume wurden bald nah Eröffnung ‘des Betriebs verlegt, die Straßenangabe auf dea Marken mit Tinte duxrhstrihen. Die Marken, bei denen die Straßenangabe nicht durchstrichen ist, sind sehr selten. Aus früherer Zeit (1861—1865) find sogen. Hamburger BVotenmarken verschiedener Firmen bekannt; es ist aber niht mit Sicherheit festzustellen, ob sie wirklih zum Freimachen von Briefen benußt worden sind,

Mindestmaße für Briefsendungen.

Nach der Verordnung zur Änderung der Postordnung vom 11. Juli 1933 sind u. a. für Briefsendungen aus dringenden post- betrieblihen Gründen Mindestmaße von 114 em in der Länge und 8,1 em in der Breite festgeseßi worden. Für den Auf- brau fleinerer Briefumschläge hatte die Reichspost eine Frist bis zum 31, Juli 1934 festgeseßt. Mit Rüfsiht darauf aber, daß in Geschäftskreisen noch erhebliche Bestände an Briesfumschlägen mit kleineren Ausmaßen vorhanden sind, ist die Aufbrauchsfrist jeßt bis 30. Juni 1935 verlängert worden.

[Steil

liner Kraft und Licht plus 114 %, Felten plus 74 %. Von den sonstigen Fndustriepapieren gewannen Conti Linoleum 3 %, Vogel Telegraf und Bremer Wolle je 2%, Eisenbahnverkehrs- mittel 24 %, Deutsche Telefon und Kabel 24 %, Deutsh-Atlanten 3% %, Maschinenbau-Unternehmungen 114 %, Junghans 2%, Metallgesellshaft 4% und Schultheiß 14%. Schifsahrtsaktien zeigten eine feste Tendenz; Hamburg-Süd zogen um 1 %, Nordd. Lloyd um 14 % an. Am Bankenmarkt gewanneu B.E.W. 24 %, Reichsbank 24 %.

Am Kassamarkt wär die Tendenz auh weiter fest. Die Rentenhausse führte wieder zu beträhtlihen Kursgewinnen; diese betrugen im Durchschnitt 2 bis 3 %. Der Kassakurs der Reichs- bahn-Vorzugsaktien zeigte einen Gewinn von 224 %; die Notie- rung kam bei etwa 25 iger Repartierung zustande. Lebhaft um- geseßt wurden ferner noch Altbesißanleihe; die größten Kurssteige- rungen wiesen Stadt- und Provinzialanleiheu auf. Diese erschienen überwiegend mit Plus-Plus-Zeichen an den Leuchttafeln. Fn Hypothekenpfandbriefen hatte die Hausse etwas nachgelassen; die in Reichsmarkschuldvershreïbungen umgewandelten Dollarbonds wurden weiter bevorzugt, auch die kommunalen Schaßanweisungen fanden große Beachtung. Der Geldmarkt zeigte cine weitere Entspaunung; der Tagesgeldsaß ging auf 4,37 2 zurück. Der Dis- kontsaß für die nenen Reihss{habanweisungen per 15. 1. 35 wurde von 4,62 auf 45 % ermäßigt. Am internationalen Devisenmarkt zeigté der Dollar eine leihte Befestigung, das Pfund lag nur wentg verändert. Auszahlung New York notierte in Berlin 2,67

Sonderregelung auf dem Gebiete der Einnahmen und Ausgaben

Das erste Zahr nationalsozialistischer Wirtschaftspolitik.

E i d T Marre pondenz macht Dr. Paul Hilland, ge-

häftsführendes * Midialnc tele es Fndustrie- A SaitbelA tages, hierzu längere Ausführungen. Er schreibt u. a.; Das Fahr 1933 bedeutet niht nur einen Wendepunkt für die deutsche Politik, sondern auch für die Wirtschaft. Nach langen Fahren eines sich immer mehr beschleunigenden Abstieges- bis zur völligen Zer- rüttung und Verwirrung der Konjunktur is jeßt eine Besserung der Lage und der Stimmung festzustellen, die im Vergleich zu dem bisherigen Desastre viele geradezu phantastisch anmutet. Allein die Arbeitslosenziffern beweisen das. Jnsgesamt 3867 Mill. RM wurden allein durxh das Reichsautobahnengesey vom 27. Funk 1933 und durch das 2. Geseß zux Verminderung der Arbeitslosig- keit vom 21. September 1933 zur Verfügung gestellt. Dazu kommen noch weitere Beträge in Höhe von insgesamt mehr als 1 Milliarde RM, wie das Aufkommen der’ freiwilligen Spende zur Förderung nationaler Arbeit, die Beschaffungsmaßnahmen dex Reichsbahn und Reichspost und die für die Hausinstandsezungs- arbeiten bereitgestellten 500 Mill. RM. Eine Fülle von geseßz- lichen Maßnahmen, die alle das gleihe Ziel dex Arbeitsmarkt=- belebung haben, ergänzten diese finanziellen Maßnahmen, so das Kbafifahekeussteuerae eb vom 10. April 1933, das Gesey über Steuerfreiheit von Ersaßbeschaffungen vom 1. Funi 1933, das Ge- seß zur Ueberführung weiblicher Arbeitsfräfte in die Hauswirt- schaft, das Geseß zur Förderung der Eheschließungen vom 1. Juni 1933, das Gejeß über Steuererleihterungen vom 15. Juli 1933. Troß des großen Erfolges dieser Generaloffensive ist sih die Ne- gierung stets darüber klax gewesen, daß diese Ankurbelung mit offentlichen Mitteln nux eine Uebergangsmaßnahme sein kann, daß die eigentlihe Gesundung aus der Wirtschaft selbst heraus- fommen muß. Es war eine unabweisbare Notwendigkeit, daß mit der Umgestaltung der Wirtschaftspolitik auch neue Männer in die Wirtschaftsführung hineingelangten. Der Nationalsozialismus steht auf dem Standpunkt, daß der Politik das Primat zukommt und daß sie infolgedesseu au die Richtlinien für die Wirtschaft vor- zeihnen muß. Also mußte mit dem marxistischen Denken ebenso wie mit dem liberalistishen in der Wirtshaff selbs und ihrer Führerkreise gründlih aufgeräumt werden. Ueberall -jedoh hat man nur in den Fällen Persönlichkeiten erseßt, wo es die Staats- raison erforderte, nämlih da, wo diese Persönlichkeiten maß- gebenden Einfluß in der Wirtschaftspolitik ausüben konnten und nicht voll auf dem Boden der neuen Staatsführung standen. Sorg- slger Auslese ist es zu verdanken, daß, abgesehen von sehr vec- einzelten und geringen Ausnahmen, die „Gleihshaltung“ in der Wirtschaft von vollem Erfolg begleitet war; überall haben sich die- neuen Männer mit Tatkraft und Umsicht shnell einzuarbeiten und durchzuseßen verstanden Vor allem aber konnten sie anch deshalb erfolgreich operieren, weil die Zusammenarbeit mit den in ihrem Amte verbliebenen Verbands- und Wirtschaftsführern vorbildlith geworden ist. S ;

Eine besondere Rolle spielte innerhalb der Wirtschafts=- politik der neuen Regierung die bewußte Förderung des Mittel- standes. Aus der Arbeiterschaft, dem Bauerntum und dem geck werblichen Mittelstande hat der Nationalsozialismus seine besten Kräfte s{chöpfen können. Dem Mittelstand trug er damit seine Dankes[huld ab, daß er an die Stelle der S fue völligen Vernahlässigung durch die E Machthaber eine "fleglihe Behandlung seßte. Zum ersten Male seit langer Zeit at auch dex Einzelhandel wieder aufatmen können. Ueberall machte sich steigende Unternehmungslust und wachsendes Ber- trauen zur Wirtschastszukunfst auch bei den Verbrauchern be- mexrfbar, obwohl naturgemäß die Kaufkraft noch stark geshwächt ist und sich exst langsam erholen kann. Besonders erfreulich ist die Feststellung, daß sih eine mexkbare Verlägerung von den favitalistisch aufgezogenen Großkonzernen des Einzehändels zum ersönlih geführten Fachgeschäft vollzogen hat, was. in den Ge- T Lai des Einzelhaudels 1953 Hees denen des Vorjahres deutlih zum Ausdruck kommt. Von besonderex Wich- tigkeit unter den Hilfsmaßnahmen der nationalsozialistishen Regierung für das Wirtschaftsleben is die Einzelhandelss{huß- geseßgebung. Augenblicklih ist man auch dabei, eine hon lange erwünschte Zwangsorganisation zu schaffen sowie die Einzel- händler, die in ihrer Mehrzahl Minderkaufleute sind, näher an die Jndustrie- und Handelskammern heranzubringen. Die staat- lichen Maßnahmen für das Handwerk im Fahre 1933 sind zwar nicht sehr zahlreih, dafür aber für die Zukunft des Handwerks von um so größerer Bedeutung. Nachdem im Mai 1933 sih der Reichsstand des deutshen Handwerks gebildet hatte, erhielt das Handwerk die geseßlihe Sanktion seines ständishen Aufbaues durch das Geseß vom 29. November 1933 über den vorläufigen Aufbau des deutschen Handwerks. Ferner ist zu erwähnen, daß die Arbeitsbeshasfungsmaßnahmen der Regierung, insbesondere die Afktionen für die Justandseßung des Hausbesißes in hervor=- ragendem Maße dem Handwerk zugute gekommen sind. Das Ver- trauen in die ruhige Entwicklung hängt nicht zuleßt auh von einex Stabilität des Preisniveaus ab. Jun einer Zeit, wo die Regierung alle Kräfte darauf verwenden muß, möglichst viele Erwerbslose wieder in den Produktionsprozeß einzufügen, ist sie niht in der Lage, Zue leih auch das Einïommen des einzelnen, das in den lebten Fabrèn recht bescheiden geworden ift, zu ver- bessern. Das Preisniveau darf aber niht in ein Mißverhältnis zu diesem Einkommen geraten.

Auch in vielen anderen Fragen haben dieæ& Spißenorgani- sationen der gewerblihen Wirtschaft auf das engste zusammen- gearbeitet, und hierin kann man schon etne erfreuliche Vorarbeit für den ständishen Aufbau erblickden. Wegen der Vordringlich- keit der Arbeitsbeschaffung ist dieser zunähst gzurücgestellt worden, Jn anderen Bezirken der Wirtschaft ist er aber bereits sehr weit vorgetrieben worden. So hat am 15. September 1933 die Reichsregierung den Ene grn ges ermächtigt, die ge- samte deutsche Landwirtschaft samt ihren Nebenzweigen sowie die landwirtschaftlihen Genossenschaften, den Landhandel und die Be- und Verarbeitex landwirtschaftlicher She als Reichsnähr- stand zusammenzuschließen, Da der Reichsnährstand große Teile der gewerblichen Wirtschaft für sih beanspruhte und zum Teil aus ihren bisherigen Organisationen herausnahm, entstanden verschiedene Zweifel und eine gewisse Beunruhigung in Kreisen dex Jndustrie und des Handels. Zweifellos sind das jedoch nur Grenz- und Uebergangsshwierigkeiten. Die Judustrie- und Handelskammern werden bei dieser Ausgleichstätigkeit eine be- sonders wichtige Rolle zu spielen haben. Sie werden auh am ehesten in der Lage sein, die Querverbindungen zu schaffen, die vom Produzenten bis zum lebten Verteiler zu laufen haben werden. Die Plattform der Judustrie- und Handelskammern und izrer Spißen, des E Fndustrie- und Handelstages, wird am besten geeignet jein, die Zusammenarbeit zwischen Industrie, Großhandel, Einzelhandel und anderen wichtigen Ge- werben in Gemeinsamkeit mit den Reichsständen zu fördern. Es ist erfreulih, daß über all diesen ständigen Fragen innerhalb der gewerblihen Wirtschaft zwishen den Führern von Jndustrie, Handel und Handwerk und denjenigen des Kammersystems völlige Einmütigkeit besteht. Jusbesondere hat die Zusammen- arbeit der Führer der Reichsstände der Industrie, des Haudels und des Handwerks sowie des Deutschen Jndustrie- und Handels- tages sih äußerst segensreich ausgewirkt, Wenn der Reichs? kanzler die. Parole ausgibt, auch hier die leßte Hand an den ständischen Aufbau zu legen, so dürsten praktishe Schwierig- keiten niht mehr im Wege stehen. Dur die Vollendung dieses Werkes wäre dann der Wirtschaftsliberalismus endgültig be- seitigt und die nationalsozialistishe Wirtschaftsgesinnung, die mehr gilt als Konjunkturbälebung und selbst Arbeitsbeshastung,

(2,635), Auszahlung London 13,61 (13,60).

hätte für immer die ihx angepaßte Form erhalten.

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Neichs- und Staatsanzeiger Nr. 4 vom 5. Januar 1934, S, 5.

Zulassungsanträge für die Berliner Börse.

Von der DD-Bank und der Dresdner Bank i} der Antrag auf Wiederzulassung von 20 Mill. RM Aktien der «F. P. Bemberg A.-G., Wuppertal-Barmen, zum Handel an der Berliner Börse

estellt worden. Weiter ift die Wiederzulassung von 10 Mill. eihsmark L D der O Ea GE Dampfschifffahrts-Gesellshaft, Hamburg, zum Börsenhandel in Berlin beantragt worden, und zwar von der DD-Bank, der Com- merz- und Privat-Bank A.-G., der Dresdner Bank und der Reichs- Kredit-Gesellshaft A.-G. Der Antrag auf Wiederzulassung von 1,44 Mill. RM Aktien der Dyckerhoff & Widmann A.-G., Wies- baden, zum Handel an der Berliner Börse ist von der Dresdner Bank gestellt worden. *

Ansteigender Pfandbriofumlauf.

Die günstige Gestaltung des Rentenmaxrktes im November ist auch dem Wfandböieftinlaüs, wie aus der November-Statistik der Boden- und Kommunalkredit-Justitute zu ersehen ist, zugute ge- fommen. Nach den lange Zeit hindur zu beobahteuden Rüctkflüssen weist der Pfandbriefumlauf füx den November 1933 eine Steige- rung um 5,8 auf 9013 Mill. KM auf; im Oktober 1933 stellte ex si noch auf 9007 Mill, RM. Einem Zugang von 48,07 Mill. steht ein Abgang von 42,27 Mill, RM gegenüber. Der Betrag der um- laufenden Kommunalobligationen hat sih im November v. F. kaum verändertz er stellt sih auf 2576 Mill. RM.

Jusgesamt ergibt sich damit ein Schuldverschreibungsumlauf für November 1933 von 11 589 (11 583) Mill. KM. Die Statistik weist für den Berichtsmonat in dem Gesamtumlauf einen Rein- zugang von 5,72 Mill. RM auf; im Oktober 1933 ergah sih noch ein Abgang von 18,69 Mill. RM und im November 1932 war ein Abgang von 41,62 Mill. RM zu verzeichnen.

Auch das Aktivgeschäft der Bodenkreditinstitute hat sich im No- vember 1933 günstiger gas als im vorangegangenen Monat. Der Bestand an Hypotheken auf städtishem Grundbesiß hat sih zwar um 13,37 Mill. auf 5382 Mill. RM vermindert, doch bleibt dieser Rückgang hinter der Abnahme im Oktober (minus 16,7 Mil- lionen RM) zurück. Die landwirtschaftlichen Hypotheken werden um 7,3 (Vormonat 4,3) Mill. RM höher ausgewiesen und betragen 9682 Mill. RM. Die Meliorationsdarlehen und Zwischenkredite weisen eine nicht unerheblihe Steigerung auf (von 199 auf 221,6 Mill. RM). Das November-Neugeschäfst weist insgesamt eine Zunahme um 13,06 (Oktober 5,8) Mill. RM auf.

Weiteres Ansteigen der industriellen Produktion.

Näch den Berechnungen des Jnstituts für Konjunkturforschung ist die industrielle Produktion im November weiter gestiegen. Die Jndexziffer der gewerblichen Gütererzeugung (1928 = 100) hat sich von 70,5 im Oktober auf 71,4 im November erhöht und liegt um 99 97 über- ihrem tiefsten Stand im August 1932. Während von Oktober auf November die Produktion von Verbrauchsgütern [leicht gesunken ist, hat die Erzeugung von Produktionsgütern weiter zu- genommen. Kräftig gestiegen ist insbesondere die Metallproduktion sowie die Erzeugung von elektrischem Strom. Die Geschäftstätig- keit im Baugewerbe ist zwar im November infolge der kalten Wit- terung leicht zurückgegangen, sie liegt aber noh immer um 50 vH über der vom November 1932.

Die deuische Buttereinfuhr im Fahre 1934,

Duxch die Presse gingen in den leßten Tagen Meldungen, wo-

nah die Buttereinfuhr für ‘das Fahr 1934 auf 55000 t bemessen werden solle. Diese Meldungen sind in dieser Form nicht richtig. Nachdem bekanntlich im vergangenen Fahr eine Marktordnung eshaffen worden ist, die die Einfuhr von Butter nach Deutsch- and nicht nach dem bisherigen Kontingentsystem festlegt, sondern nach den Bedürfnissen des deutshen Marktes gestaltet, können im Augenblick gar keine Ziffern darüber gegeben werden, wie hoch die Buttereinfuhr im Jahre 1934 si gestalten wird. Für die Butter- einfuhr ist die neu errichtete Reichsstelle für Milcherzeugnisse zu- ständig. Sie bearbeitet den ganzen Buttermarkt. Sollte sich er- geben, daß dur die Auswirkungen der Arbeitsschlaht im nächsten Jahr, also dadurch, daß ein erhebliher Teil der heute Arbeits- losen wieder in die Arbeit zurückgesührt wird, eine erhebliche Steigerung des Butterkonsums eintritt, so ist es jelbstverständlich, daß zux Deckung des deutschen Butterbedarfs auch Butter ein- gesührt werden muß, dies besonders ‘dann, wenn die deutsche Buttererzeugung mit dieser Arbeitssteigerung nicht standhalten sollte. Andererseits würde selbstverständlih, wenn die Butter- erzeugung in Deutschland selbst steigen sollte, eine Verringerung dex Buttereinfuhr eintreten.

Welt-Erdölproduktion 1933,

Die Welt-Erdölproduktion dürfte im Jahre 1933 gegenüber dem Vorjahr eine bedeutende Erhöhung erfahren haben. Nach holländischen Schäßungen rechnet man mit einer Steigerung gegen- über 1932 von 15 Mill. Tonnen, d. h. die Gesamtproduktion würde etwa 190 Mill. Tonnen betragen. Die stärkste Zunahme von zirka 14 Mill. Tonnen soll in Amerika eingetreten sein, während bei- spielsweise in Columbien ein Produktionsrückgang festgestellt werden mußte.

Phantasien über die Opelwerke.

Die Londoner Zeitschrift „The Autocar“ bringt die Meldung, das Reich wolle die Opelwerke kaufen. Diese Meldung, die offen- sihtlih als politische Brunnenvergiftung aufgemacht ist, ist frei erfunden und enthält kein Körnchen Wahrheit. i

Abwrackung durch -Staats- oder Selbsthilfe?

achdem die Bemühungen des Reichsverkehrsministers, im Sinne der Eingabe des Reichsausschusses der deutshen Binnen- schiffahrt vom April 1933 zur Durchführung etner Abwra- Aktion eine geldliche Hilfe von Seiten des Reiches zu erlangen, ohne Erfolg geblieben waren, hat der Reichsaus\{chuß der deutschen BinnensGillöhnt die Sachlage nohmals eingehend geprüft. Da sich auf Grund dieser Po feine Möglichkeit ergab, die bisherigen Anträge durch neue Aae zu erseßen, wurde mit Unter- stüßung der beteiligten Fndustrie- und Handelskammern die Reichsregierung im August 1938 gebeten, die Anträge vom April einer nochmaligen Prüfung zu tegen Darauf erhielt der Reichsaus\huß der deutschen Binnenschiffahrt nunmehr den Be-

Ie, daß die Frage einer Finanzierung von Abwrackplänen durch as Reich zurücfgestellt bleiben muß.

Die beteiligten Sage e werden also mit einem Zu-

standekommen der Abwrac-Aktion auf der Grundlage der Staats- ilfe niht mehr rechnen könen. Der bereits N, beim

eihsausshuß für die Prüfung der Abwrackfrage einge ete Aus- {uß, dex aus den Vorsißenden und e u der dem Reich8aus\{huß angeshlo} enen Verbände der Groß- und Klein- schiffahrt der Elbe, Oder und märkischen Wasserstraßen besteht, wird demnächst zu einer nellen Sißzung zusammentreten, um die au früher schon erörterte Möglichkeit einer Abwrack-Alktion auf freiwilliger Grundlage und auf der N der Selbstfinanzie- rung durch die Schiffahrt nochmals zu unter uchen.

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Die Wirtschaftslage in Deutschland.

Jm Jahr 1933 hat die deutsche Volkswirtschaft nah Ausfüh- rungen im Wochenbericht des Fnstituts für Konjunkturforshun eine für ihre ZiiCunft entscheidende Periode durhlaufen. Nod zu Beginn des Jahres liefen die Ansäße zu einer Konjunktur- belebung, die sih im Herbst 1932 gezeigi hatten, Gefahr, an der fortdauernden Kreditdeflation zu scheitern. Die vollkommen zer- rütteten politishen Zustände ließen teilweise sogar daran zweifeln, ob überhaupt eine geordnete Wirtschaftsführung noch möglich sein würde. Erst mit dem politishen Umshwung konnte auch die Wirt- schaft wieder festen Boden gewinnen. Die Kreditmärkte blieben zwar zunächst auch nach dem Umschwung noch unergiebig, so daß ein „autómatischer“ Anstieg der Wirtschaftskonjunktur für lange Zeit nicht zu erwarten war. Es ist aber gelungen, diesen Mangel durch den Einsaß großer öffentlicher Mittel für die Arbeits- beschaffung zunächst auszugleihen. Ohne die Beträge für die Autobahnen sind allein von Reich, Reichsbahn und Reichspost 1933 für die Arbeitsbeschaffung über 2 Mrd. RM bewilligt wor- den. Monat für Monat wurden so Hunderttausende von Menschen wieder in Lohn und Brot gebracht. Die Zahl der beschäftigten Arbeiter und Angestellten dürfte Ende 1933 mindestens um 114 Millionen größer gewesen sein als Ende 1932. Mit dem Be- schäftigungsgrad ist auch das Arbeitseinkommen gestiegen; es ist gegenwärtig wohl um mehr als 5 % höher als vor einem Jahr; der Abstand gegenüber dem Vorjahr vergrößert sich von Monat zu Monat. Das deutsche Volfseinkommen dürfte im Jahresergebnis von 1932 auf 1933 bereits um einige Milliarden gestiegen sein. Die vasche Zunahme der Prodution hat sih aber nicht allein auf die vom Staat eingeseßten Mittel gestüßt. Mehr und mehr gesellten sich zu den öffentlihen Krediten und Zuschüssen die eigenen Mittel der Privatwirtschaft: Ersaßinvestitionen Und Lageranbau haben neben den öffentlichen Arbeiten ihr Teil zur Verminderung der Arbeitslosigkeit beigetragen. Gleichzeitig mit der Arbeits\chlacht wurde die Landwirtschaft auf neue Grundlagen gestellt, Zum erstenmal sind nun im abgelaufenen Jahr die Ver- kaufserlöse der Landwirtschaft und damit auch die Kaufkraft für Jndustrieerzeugnisse wieder gestiegen. Die gesamte Sachgüter- erzeugung der Landwirtschaft, der Jndustrie und des Handwerks dürfte im Jahr 1933 um etwa 10 bis 12 vH größer sein als im Jahre 1932. Da die industrielle Produktion viel stärker gewachsen ist als die landwirtschaftliche, hat sih der Anteil der industriell und handwerklih erzeugten Waren an der Gesamtproduktion, dex seit 1928 ständig gesunken war, wieder erhöht. Fm nteresse der Arbeitsbeschaffung wurden Preissteigerungen im großen und ganzen verhindert. Anders dagegen bei den Agraxpreisen. Hier wurden die Preise im Zusammenhang mit der Neuordnung der Märkte bewußt erhöht.

Die wirtschaftliche Lage des Handwerks im lebten Vierteljahr 1933.

Die in der Gesamtwirtschaft seit mehr als einem halben Fahr zu beobachtende Belebung hat si nunmehr auch auf große Teile

der Handwerkswirtshaft ausgewirkt. Diese Feststellung ist um so wichtiger, als im allgemeinen im vierten Kalenderquartal eines jeden Fahres eine rückläufige Bewegung in sehr wichtigen Zweigen des Handwerks einzutreten pflegt. Naturgemäß ist die Belebung in den verschiedenen Handwerken und auch in den verschiedenen Stadt- und Landbezirken nicht gleihmäßig vorwärts geschritten, Die Gewährung von Reichszushüssen fur Fnstandseßungs- und Ergänzungsarbeiten an Gebäuden, für die Teilung von Woh nungen und den Umbau sonstiger Räume sowie die Zinsver- gütungsscheine haben sich aber überall als ein geeignetes Mittel füx die Wiederbelebung des Bau- und Baunebengewerbes und damit für die Beseitigung der Arbeitslosigkeit in diesen Hand- werkszweigen erwiesen. Verschiedene Berufe waren derartigmit Aufträgen versehen, daß von Woche a WoGVe Mer BIlfStrafte, ctungestellt Weroen fonnten. Darüber hinaus haben viele Handwerker unter Auf- erlegung von Opfern ihren alten Stamm von Gesellen durh- gehalten. Abgesehen davon daxf niht unberücksichtigt bleiben, daß die unsichtbare Arbeitslosigkeit im Handwerk sowie die Zahl der Wohlfahrtsempfänger unter den Handwerkern als Folge der Be- lebung großer Teile der Handwerkswirtschaft ergeblih geringer geworden sind. Das Handwerk war niht jn gleichem Umfange wie an den Arbeiten, die mit Hilfe der Reparaturzushüsse durch- geführt wurden, an den direkten öffentlichen Arbeiten beteiligt. Die Bekleidungshandwerke waren dabei zwar eingeschaltet, hinzu trat die Bekleidungsbeschaffung für große Verbände, jedoch waren die Bedingungen vielfah derart, daß das Handwerk dabei nicht auf seine Kosten kam. Von den Ehestandsdarlehen haben sih das Tishler- und Polsterhandwerk eine wesentlich günstigere Aus- wirkung versprochen, als wie sie tatsählih eingetreten 1\t. ZULr Erhöhung der Aufträge im Handwerk haben auch die Reichshand=- werkswoche sowie die Werbungsmaßnahmen, die von der Elektro- front und dex Arbeitsgemeinschaft zwishen Gas- und Wasserwerken und Gas- und Wasserinstallateuxen durchgeführt wurden, bei- getragen. Der nicht geringe Auftragsbestand im Baugewerbe, die zu erwartende Jnangriffnahme weiterer Arbeitsbeshasfungsmaß- nahmen sowie die beginnende private Neubautätigkeit lassen die berehtigte Hoffnung zu, daß niht nur die in den Bauberufen Tätigen weiterhin Arbeit erhalten werden, sondern daß die Be- lebung sich nach und nah auf sämtliche Zweige des Handwerks übertragen wird.

Zusammenfassend fann berichtet werden, day Handwerk die früher besonders in den Wintermonaten estehende große Mutlosigkeit dank der Maßnahmen der Regierung geshwunden ist. Es besteht ein starkes Vertrauen im Handwerk, daß sih die Ver- hältnisse durch die zielbewußte Wirtschaftspolitik auch weiterhin immer günstiger für das Handwerk gestalten werden.

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E E I E T C E R T E E R R O S I I S S S A E

Außenhandel und Handelspolitik.

Gegenseitige Anwendung des autonomen Zolltarifs im Handelsverkehr zwischen Deutschland und Finnland.

Von amtlicher Seite wird mitgeteilt, daß seit dem 2. Fanuar 1934 deutsche Waren bei der Einfuhr nah Finnland nicht mehr meistbegünstigt behandelt, sondèrn mit den Sätzen des finnischen autonomen Zolltarifs belegt werden. Gleichzeitig wird mitgeteilt, daß die finnishe Regierung am 2. Fanuar 1934 das voxläusige deutsh-finnishe Uebereinkommen vom 21. April 1933 gekündigt hat. Da die Kündigungsfri|t nah Art. 19 dieses Uebereinkommens 3 Monate beträgt, tritt das Uebereinkommen mit dem 2. April 1934 außer Kraft, Von zuständiger Stelle wird hierzu n9ch folgendes bekanntgegeben: er deutsh-finnische Handelsvertrag von 196, der die Veveinbarungen über die Bollbehandlung und über das Niederlassungsrecht enthielt, also die ei entliche Grund- lage für die Regelung des deutsh-finnischen Hande sverfehr bildete, ist bekanntlih hon vor einigen Monaten von der ReichSregie- rung gekündigt worden. Er ist am 31. Dezember 1933 bereits außer Kraft getreten. Jm Dezember vorigen Jahres haben in Berlin noh on A, zwischen einer deutschen und finm- [hen Delegation stattgefunden, um zu versuchen, den Handelsver- trag von 1926 noh vor seinem Außerkrafttreten durch neue Ber- einbarungen zu erseßen. Dieser Versuch hat damals zu einem Er- folg niht geführt. Die Einigung ist in der Hauptsache daran ge- sheitert, daß Finnland in etnem finnisch-englischen Handelsver- trag für den Bezug englischer Waren eine Borzugsstellung ein- geraumt hat und daß ein ausreichender Ausgleih für die Be- handln7g deutsher Waren in Finn and bei den Dezembervérhand- lungen niht gefunden wevden konnte. Am Schluß dieser Ver- handlungen is von deutscher Seite in Aussicht gestellt worden, daß die finnishen Waren au während des am 1. Januar 1934 eintretenden vertragslosen Zustandes in Deutschland de facto meistbegünstigt behandelt werden, solange dies umgekehrt auch in Finnland der Fall ist, Außerdem ist auf finnischen Vorschlag da- mals in Aussicht genommen worden, daß die im Dezember unter- brohenen Verhandlungen über eine allgemeine Neuregelung des deutsh-finnishen Handelsverkehrs Anfang Januar wieder auf- genommen werden, und daß die finnishe Delegation zu diesem Zweck wieder nah Berlin zuritckehren wird. Neben dem Handels- vertrag von 1926 hat noch aus dem Jahre 1922 das vorläufige Uebereinkommen bestanden, das von Finnland jeßt gekündigt worden ist, und das eine Reihe von Einzelfragen geregelt hat, wie den Gewerbebetrieb, die Stellung der Handlungsreisenden, die Behandlung der Schiffe und Schiffsladungen, den Warenverfkehr auf den Eisenbahnen, die Befugnisse der Konsuln u. a. Aus der Tatsache, daß die deutshen Waren seit dem 9. Januar in Finn- land niht mehr meistbegünstigend behandelt werden, geht hervor, daß die finnishe Regierung von dem deutshen Angebot eînes gegenseitigen de facto-Meistbegünstigungszustandes keinen Ge- brauh machen wollte, sondern sih zu einer Differenzierung der deutshen Waren bei der Zollbehandlung entschlossen hat. Aus der Kündigung des Uebereinkommens von 1922 ist weiter zu hliecßen, daß die finnishe Regierung sich auch bezüglich der dort geregelten Fragen, insbejondere bezüglih der Behandlung der deutschen Schiffahrt freie Hand schaffen will. Nachdem die deutschen Waren in Finnland niht mehr meistbegünstigt behandelt werden, 2 zunächst auch Finnland von der deutschen Meistbegünstigungsli|te gestrihen worden, und zwar mit Wirkung vom 10. „Fanuar. Die deutshe Regierung hat sih zu der Einschaltung dieser kurzen Uebergangszeit bis zum 10. Fanuar entschlossen, um die mit dem Uebergang zu neuen Zollsäßen gewöhnlih verbundenen Schwierig» feiten und Härten nah Möglichkeit zu vermeiden. Die finnishen Waren werden daher vom 10. Januar ab gleihsfalls die Säße des autonomen deutschen Zolltarifs zu tragen haben. Jm Hin- blick auf die außeracwöhnlih starke Differenzierung, die die An- wendung des finnishen autonomen Zolltarifs für die deutschen Waren bedeutet die Säße des autonomen finnishen Zolltarifs betragen vielfa, und gerade bei den Deutschland intereisierenden Maren, das Vierfache der sonstigen Zollsäße kann die Strei- chung Finnlaids von der deutschen Meistbegünstigungsliste jedoch niht als ein ausreihender Ausgleich dèc finnishen Maßnahmen angesehen werden. Es ist daher noch mit weiteren deutshen Maz- nahmen auf dem Gebiete. der Wareneinfuhr zu vechnen, die seit dem 1. Januax monopolistish geregelt ift.

Die deutsh-französishen Handelsvertragsverhandlungen.

Entgegen anderslautenden Meldungen, daß eine Wiederauf- nahme dex deutsh-französischen Handelsvertragsverhandlungen un- mittelbar bcvorstehe, muß mitgeteilt werden, daß si durch die von französischer Seite festgeseßte Kontingentierung eine neue Lage ergeben hai. Jm Verlauf der hierüber stattfindenden Verhand- lungen wird sih ergeben, ob wieder die direkten Handel®vertrags- verhandlungeu beginnen können und ob die mit diejen Verhand» lungen beauftragte Delegation wieder abreisen bann,

Der deutsch-kanadishe Handelsvertrag auf unbestimmte Zeit verlängert.

Der hohe Kotkmissar für Kanada in London erhielt von der Abteilung für Auswärtige Angelegenheiten in Ottawa ein Kabel mit der Mitteilung, des die kanadishen Handelsverträge mit Deutschland und Oesterreich, die am 31. Dezember 1933 ab- liefen, durch Verordnung der kanadischen Regierung verlängert worden sind. Während der Handelsvertrag mit Deutschland auf unbestimmte Zeit verlängert wurde, gilt der Vertrag mit Oester=- reih nur für ein weiteres Jahr, beginnend vom 1. „Januar 1934.

E L E E e T L A

Generalversammlungsftalender für die Woche vom 8. bis 13. 1. 1934.

Montag, 8. Januar. Duisburg-Beeck: König-Brauerei A.-G., Duisburg-Ruhrort. Frankfurt/M.: Disch Hotel- und Verkehrs-A.-G., Frankfurt/Main. Hamburg: Bill-Brauerei A.-G., Hamburg.

- München: Münchener Export-Malzfabrik München A.-G., Mün-

chen. : Dienstäg, I Jáänuar.

Berlin: Schultheiß-Paßenhofer Brauerei-A.-G., Berlin.

Düsseldorf: Stahlwerk Oeking A.-G., Düsseldorf.

Frankfurt/M.: Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt vormals Roeßler, Frankfurt/Main.

Mittwo9ch,. 10. Fun ua L. Berlin: Allgemeine Gas- und Elektricitäts-Gesellschaft, Bremen. Berlin: Annaburger Steingutfabrik A.-G., Annaburg. Berlin: Bank Elektrischer Werte A.-G., Berlin. Bauten: Bautener Brauerei und Mälzerei A.-G., Bauten. München: Aktienbrauerei zum Löwenbräu, München,

Donnerstag, 11 Januar,

Berlin: Bartsch, Quiliß & Co. A.-G., Berlin.

Berlin: Bastfaserkontor A.-G., BerlÎÊnn.

Berlin: Glashütte Friedrichsthal A.-G., Friedrichsthal-Kostebau.

Berlin: Leinengarn-Abrechnungsstelle A.-G., Berlin,

Berlin: Gebrüder Simon Textil-A.-G., Berlin. .

Berlin: R. Stock & Co., Spiralbohrer-, Werkzeug- und Maschinen- fabrik A.-G., Berlin-Marienfelde.

Bremen: Bremen-Vegesacker Fischerei-Gesellschaft, Grohn.

Freitag, 12. Januar.

Berlin: Deutsche Petroleum-A.-G., Berlin-Schöneberg.

Berlin: Magdeburger Bergwerks-A.-G., Magdeburg.

Chemniß: F. E. Reinecker A.-G., Chemniy. Es

Erfurt: e Langensalza und Wolff Söhne Erfurt A.-G., Erfurt. i

Hamburg: Hamburg-Quickborn Chemische Jndustrie A.-G., Quick- born.

Nürnberg: Bast A.-G., Nürnberg.

Siegen: Kölsch-Fölzer-Werke A.-G., Siegen.

Stettin: Fried. Rückforth Ww. A.-G., Stettin.

Sonnabend, 13. FanuaL.

Dresden: Phänomen-Werke Gustav Hiller A.-G., Hittau.

Kulmbah: Kulmbacher Export-Brauerei „Mönchshof“ Kulmbach. :

München: A.-G. Charlottenhütte, Düsseldorf. i

München: Eisenwerk-Gesellshaft Maximitianshütte, Rosenberg.

München: Mitteldeutshe Stahlwerke A.-G., Riesa.

A.-G.,