1919 / 230 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 08 Oct 1919 18:00:01 GMT) scan diff

I P N E: C E a0 0:5 Ta E i ch5

"Seemann

um dort ein Vorwegnehmen der Entscheidung zu verhindern, wo nah dem Friedensvertrag eine freie, unbeeinflußte Volksabstimmung über das künftige Schicksal deutscher Landesteile entscheiden soll. (Sehr ridtig!)) Daß uns diese zweite Aufgabe immer noch obliegt und mili- tärishe Kräfte verlangt, ist nicht unsere Schuld (sehr richtig! bei den Mehrheitsparteien), sondern beruht auf der immer neuen Verzögerung der Ratifikation des Friedens durch die Parlamente der Entente. (Zu- stimmung bei den Mehrheitsparteien.) In der Annahme, daß die Natifizierung des Friedens durch drei gegnerishe Mächte mindestens zum Oktober erfolge, hatten wir einen Plan aufgestellt, nah dem zum 1. Oktober die Herabseßung der Stärke der Truppen auf 250 000 Mann durchgesührt werden sollte und dann allmählich, dem Friedens- vertrag entsprechend, bis zum Ablauf von zwei Monaten nah dem Dnkrafttreten des Vertrages auf 200 000 Mann, Diese Pläne sind der Entente längst bekannt geworden. Werbungen finden natürlich seit geraumer Zeit nit mehr statt. Aber vor dem Inkrafttreten des Friedensvertrags ift auch die Herabminderung des Heeres auf die vor- gesbriebene Mindeststärke niht möglich. So haben wir heute noch rund 200 900 Mann im Innern und fast ebensoviel an den östlichen Grenzen stehen, oine Zahl, die unseren früheren, bis an die Zähne noch bewaffneten Feinden wahrhaftig niht gefährlich werden könnte (Beifall), selbft wenn es in Deutschland Narren gäbe, die das schwache SFnstrument in einem neuen Kampf schawingen wollten. Solche Narren cibt es aber nit, wenigstens nit im Kroise der Männer, die über die Politik des Reiches zu entscheiden haben. Aber es ist auch nicht die Zahl der Soldaten, die uns besonders in den leßten Debatten in der französischen Kammer über die völlige Entwaffnung Deutschlands als Hauptargument entgegengehallen wurde, sondern der angebliche Geist, der in den Truppen herrshen soll: der Monarchismus und der Misitarismus.

Meine Damen und Herren! Wie alle unsere Einrichtungen, so Befindet sich auch die Neichwehr in einem Uebergangsöstadium, einem Zustand, den man als den der Umbildung bezeichnen muß, cinem Zu- stand der Anpassung an die junge Republik. Sie mußte aus Trümmern aufgevaut werden, aus den Trümmern einer Armee, die mehr als irgendeine Institution des alten Reiches monarchistisch und kaiser- lid war. Daß da Personen und das muß offen zugegeben werden mil Anschuungen in das neue Gebilde übergegangen sind, die mon- aristisch und kaiserlih sind, das ift selbstverständlih. (Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Es war aber die Aufgabe des Reichswehr- ministers und wird sie bei der durh den Friedensvertrag auferlegten Verkleinerung erst recht sein, jeden Mißbrauh der Neichwehr in dieser Hinsicht zu vermeiden (sehr richtig! bei den Sozialdemokraten), Glemente, die auf einen solhen Mißbrauch hinarbeiten, auszumerzen (lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten) und den Vèännern mehr und mehr Einfluß zu verschafsen, die uiht nur widerwillig, sondern aus Ueberzeugung auf dem Boden der heutigen Staatsordnung stehen, (Erneute lebhafte Zustimmung bei den Sogialdemokraten.) Dabei soll aber keiner Gesinnungsshnüffelei und keiner Parteibevor- gugung das Wort geredet werden. (Zuruf rechts: Na, nat) Wer seine Stellung nicht seinerseits parteipolitisch mißbraucht, ist in der Neich&wehr der Republik willkommen. e

@ Herr Abgeordneter Schiele, Sie werden mîr zugeben, daß gerade der Neichswehrminister am allermeister bestrebt ist, diesem Grundsaß Geltung und Anerkennung zu verschaffen.

Wer aber die militärische Disziplin, wer das Vorgeseßzhen- und Untergebenenverhältnis zu Hehereien gègen Nepublik, Regierung und gegen die mißlicbigen Parteien benußt, der das kann ih Ihnen im Namen der gesamten Regierung versihern darf fernerhin keinen Play mehr in der Reichswehr haben. (&Æbhafter Beifall bei den Sv. ialdemokraten.)

Wir wollen keine weiße, aber auch keine rote Garde. Eine Volks- wehr, das ist unser Ziel, die in den Wirrnissen unserer ungeklärten Zeit das Volk manchmal vor sich selbst, in den meisten Fällen aber bor den Abenteuern einiger weniger bewahrt.

Auf was stüßt sich nun das Märchen vom angeblichen deutschen Mislitarismus? Wie kommen wir dazu, die unter allen in Betracht TFommenden Staaten nicht nur relativ, sondern absolut das kleinste Heer haben, ohne schwere Artillerie, ohne alle die Maschinen, ohne die der moderne Krieg unmöglih 1}, als Militariften verschrien zu werden? Es ist zuzugeben: das Ausland kann sih nicht so schnell in die veränderte Gesinnung hineindenken oder vielmehr in bie Tatsache, daß die immer vorhandene pazifistishe Gesinnung in Deutschland die Oberhand gewonnen und die Führung an si gerissen hat,

Aber das Schlimmere ist, daß dem Ausland aus Deutschland selbst, von rechts und von links, das V' d der Republik gefälsht wird (sehr richtig! bet den Sogialdemokraten), daß von den Deutschnationalen wirklih der Eindruck eines erstarkenden Nationalismus mit Willen angestrebt wird (sehr rihtig! bei den Sozialdemokraten), während die Unabhängigen sich niht genug tun können in Verdächtigungen der Negierung, als züchte sie absichtlich oder durch {wächlihe Duldung reaktionúre Triebkräfte. (Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.)

Meine Damen und Herren, hier ist ein eindeut'ges, unbedingt fsares Wort am Plaß! Ich erkläre daher mit aller Deutlichkeit und mit allem Nachdrulk: es ist unser Bestreben, den FriedenWertrag nach Kräften und in allen Teilen zu halten und gzu erfüllen; in ganz besonderem Maße gilt das aber von den militärischen Bedingungen des Vertrages. Zwei Monate nah der Natifizierung soll das deutsche Heer nur noch 200 000 Mann betragen; also rätd es nur 200 000 Mann betragen, nit einen mehr! Wir werden auf keinem Wege anstreben, versteckte Vergrößerungen dieser Zahl unter irgendeiner Maske zu erzielen. (Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Weder mit Krümpersystem, noch mit einem vertrag@widragen Ausbau der Eimvohnerwehren, die nichts sind und sein wollen als freiwillige Polizeiorgane für Tage terroristischer Unruhen, werden wir den Artikel des Vertrags umgehen, Wir stehen auf dem Standpunkt, daß das Einshmuggeln von ein paar tausend Mann uns nicht stärker, sondern erheblih sdhwächer machen würde (lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten), weil es mit dem Mißtrauen der ganzen Welt erkauft werden müßte, (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Wir haben die Aufgabe, moralische Eroberungen zu machen (Lachen rechts) allen Verleumdungen zum Troß, die uns auferlegten Be- dingungen zu “erfüllen, (Sehr rihtig4 bei den Sozialdemokraten.) Wenn wir uns daran nicht mit reinen Händen machen, sind wir von vornherein verloren. (Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Dem Snland und dem Ausland fage ich: die deutsche MNegierung kennt keine heimlichen Vorbehallte, sie will von dem Grunds«ß „Not kennt kein

Gebot“ ntchts wissen, fie exfülli, ras iramer sie erfüllen bann, fest

unter der Last dieses T1ickii

| Sozialisten mit Recht ein sclechtes Geschäft und eine schlehie Tat

genannt haben. (Sehr gut! bei den Deutschen Demokraten.)

Aber die Uncbhängigen haben der Regierung auch die Vorgänge im Baltikum aufs Sc{uldkonto geschrieben und daraus vor aller Welt den Vonvurf- imperialistisher oder gar monarchistis{er Umtriebe und Neigungen des Kabinetts abgeleitet. (Hört, hört! hei den Sozial- demokraten.) Was alles hat in den unabhängigen Blättern gestanden und ist von da in die französische Presse übergegangen! (Hört, hört! bei den Sozialdemokraten.) Dort oben sollten die Armeen der Gegen- revolution aufgestellt werden. General von der Golb sollte der neue Yorck sein. Die deuts{-russiscke Heilige Allianz sollte in Mitau und Schaulen aufs neue begründet werden, ja der Weltkrieg dur die dort versammelten Söldnersharen noch einmal aufgerollt und zugunsten Deutschlands entschieden werden. Meine Damen und Herren! Auch wenn wir die läcberlichsten Uebertreibungen wegstveichen, was die un- abhängigen Blätter in ihren Artikeln leider nicht getan haben, es bleibt der unerfreuliche Tatbestand, daß in einem fremden Lande, mit den Gedankengängen einer längst als verderblich erkannten Rand- staatenpolitik, ein Söldnerheer lagerte, das von der Bevölkerung, die es anfangs dringend gerufen hatte, als lästig empfunden wurde und immer mehr in Gegensaß zur litauishen und auch zur deutshen Politik geriet. Versuche, die angeworbenen Neichsdeutshen auf gütlihem Wege zur Heimkehr zu veranlassen, sheiterten. Die Gefahr eines Entente-Ultimatums kam immer näher, um so mehr, als rehts\stehende Kreise aus einer verstiegenen Baltenromantik sich nit in die harten Notwendigkeiten zurückfinden konnten, die einem besicgaten Volke wie dem unsern obliegen. So verfügte die Reichsregierung bereits am 2%. September, also drei Tage vor dem Eintreffen des Entente- Ultimatums, die s{ärfsten Maßregeln, die gleichzeitig zur Kenntnis der Entente gebraht wurden. Die Grenze wurde gesperrt; auf Aben- teurer, die dennoch nach dem Baltikum vordringen wollten, sollte {arf geschossen werden; Munitionszufuhr war {on gesperrt, jeßt wurde die Sperre der Löhnung angeordnet. General von der Golß, der in den Augen der Welt als Träger des östlichen Expansions- gedankens, wenn auh meiner Veberzeugung nah zu Unrecht, gilt, wurde abberufen. Nach dem Ultimatum wurden diese Befehle noh- mals in s{ärfster Form zusammengefaßt und der Vebertritt in russische Dienste unter die Strafe des Verlustes aller deutshen Ansprüche gestellt.

Meine Damen und Herren! Das ist die baltishe Politik der Neichsregieri.na. Heraus wollen wir, mit allen Mitteln, selbs um den Preis der Aufopferung von Kriegsgerät und ähnlichem, heraus aus einem Land, wo wir nichts zu suGen haben. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Der Aufruf der Negierung an die Truppen im Baltikum hat, so denke i, eine deutliche Sprache gesprochen. Ich bin überzeugt, unsere Maßnahmen werden zu einem Erfolg führen, um so schneller, wenn die Entente unseren Vorschlag annimmt, eine Kommission mit uns zu bilden, deren Aufgabe es wäre ih hebe das noch einmal nmachdrücklich hervor, damit diese Kommission nicht mit den bekannten begutachtenden und damit vershleppenden Kommisstonen verwechselt werde ——, wah Prüfung der Sachlage die Maßnahmen zur \{leunigen Durchführung zu treffen, zu überwachen und durch- guseBen,

Ich habe gesagt: drei Tage vor Eintreffen des Ultimatums hatte die Reichsregierung bereits die entscheidenden Maßnahmen getroffen und sie der Entente mitgeteilt. Denno kam das Ultimatum mit der

‘finhterlihen Drohung, den Krieg gegen unsere Frauen und Kinder

aufs neue zu erôffnen, den unmenshlichen Bloc@adekrieg, und zwar fast in gleilem Augenblick, îin dem die französische Kammer den Friedensvortrag von Versailles ratifiziert hat. (Hört, hört! bei den Sozialdemokraten.) Ist je ein Friede im Moment einer solchen Kriegs- erklärung ges{lossen worden? (Sehr richtig! bei den Deutschen Demo- fraten.) Kann man das Friedens\ch!uß nennen, und was fir Aussichien eröffnen sich uns für die Dauer und die Art eines sollen Friedens? (Sehr rihtig! bei den Deutschen Demokraten.) Die Reichsregierung hat die \härfste Verwahrung dagegen eingelegt, daß aufs neue solhe unmensch- liden Kriegémaßnahmen gegen die Zivilbevölkerung angewendet werden. Von dieser Sbelle aus nchme ih diesen Protest noch einmal auf, um vor den vom langen Kriegselend verhärteten Dhren der ganzen Melt diem einfachen Tatbestand festzustellen. (Sehr gut! Bravo!) Weil außerhalb des Machtbereihs der Republik, die mit allen Mitteln militärisch ohnmächtig gemaht wurde, Söldner threr egoistischen Abenteurerpolitik nachgegangen find, Söldner® die man erst flehentlih gebeten hat, in das Land zu kommen, und denen man die weitestgehen- den Versprechungen für die Zukunft gemacht hat. Ich sage: wegen dieser Tatsache soll aufs neue der deutschen Frau und dem deutschen Kinde das bißchen Fett und Milch abgedrosselt werden, das unser vor- arnrios Vaterland außerhalb der Grenze kaufen kann! (Rufe: Uner- hört!) So haben wir uns den Anbruch der Aera des Völkerbundes nicht gedacht. (Lebhafte Zustimmung links. Lachen und Zurufe vehts.)

Wir haben den Vertrag mit den Polen mit Freuden begrüßt, weil wir zwischen zwei Völkern, deren Beziehungen nicht einfah und nicht reibungslos sind, der verbmdlungösmäßige Weg des Ausgleichs gefunden und mit Erfolg begangen worden is. Es wäre das ist meine feste Ueberzeugung ein Glü für die ganze Welt, wenn unsere bisherigen Gegner auf diesem Wege nachfolgen würden.

Meine Damen und Herren, der vom ganzen Volke so lange er- sehnte Nückbransport unserer Kriegsgefangenen hat endlich begonnen. Außzerordentlich schmerzlich aber ist es, daß er erst so geringe Fort- schritte gemacht hat. Wie furchtbar lang sind diese ganzen Monate noh den Krieasgefangenen da draußen und ihren Angehörigen hier ge- worden! Seit einem Jahre ruhen die Waffen, und noch sind viele Hunderttausende fern der Heimat. Ein unbeschreibliches, unausdenk- bares Leiden geht dort vor sich. Wehe denen, die das Gefühl dafür verloren haben! Mit Bitterkeit denken wir an die Leichtigkeit, mit der man über dieses Leid bei unsern Gegnern zur Tagesordnung über- geht. Wir wollen gern anerkennen, daß mancher auch unter den Fibhvenden dort ein warmes Herz für die Kriegsgefangenen zeigt, aber eine große Bewegung der Menschlichkeit, die zu großen Entschlüssen geführt hätte, haben wir vergeblich erwartet.

Allen, die si an der Nückführung unserer Gefangenen mit helfen- der Hand und Liebe botskligen, gilt unser herzlichster Dank, ganz bes sonders den Angehdrigen der neutralen und feindlichen Staaten, die sch in den Dienst virfer Sache gestelli habsn. (Bolfall.)

Der furchtbare Frieden8vertrag legt uns unübersehbare, \{merz- liche Lasten auf. Am schmerzlichsten aber ist es, daß zahlreid;e Volks- genossen von uns gerissen und das andere gehindert werden, sih uns anzugliedern. (Lebhafte Zustimmung.)

Aber auch das müssen wir tragen, denn wir wollen den Friedens vertrag durchführen, und zwar loyal durchfühwm. Was uns aber kein Friedensvertrag nehmen fkann, ift das Gefühl der nationalen Zusammen- gehörigkeit (Bravo), und was uns niemand verbieten kann, ist die Pflege dieses Gefühls. (Erneutes Bravo!) Unsere deutshen Stammesgenossen, die künftig von uns getrennt sind und getrennt bleiben, sollen wissen, daß wir an sie denken und auf den Gebieten, die uns der Vertrag übrig läßt, für sie sorgen. Nicht politisch, aber spractilich und menschlih sollen diese Beziehungen um so herzlicher sein. (Beifall.) Auf allen Gebieten der Kultur, im Reiche der Wissenschaft, auf sozialem Ge- biete, suweit die persönlichen Verhältnisse und der gesellschaftlihe Ver- fehr in Frage kommen, wollen wir diese unsere Gemeinsamkeit- be- ialigen und das Gefühl der Zusammengehörigkeit pflegen. (Bravo!) Das ist eine kulturelle Aufgabe des Deutschen Reiches.

Meine Damen und Herren, ih habe gesagt, daß die Reichs- regierung und mit ihr die überwältigende Mehrheit des Volkcs beseelt sei vom Willen des friedlichen Aufstiegs und daß alle unsere aus- wärtigen Beziehungen unter einem vergiftenden Mißtrauen in diesen friedlihen Willen leiden. Jh habe dargelegt, daß nah unserer Ansicht von unabhängiger Seite zu Unrecht zu diesem Mißtrauen beigetragen worden ist. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.)

Ich muß aber zum Schluß auf den Anteil zurückkommen und 1ch glaube, es ist der Löwenanteil —, den die Deutsch-Nationalen an diefer Weltvergiftung haben (sehr richtig! links und in der Mitte), die uns bei jedem Schritt hemmt und s{hädigt. (Sehr wahr! links und in der Mitte.) Jm Ausland hat man sich jahrzehntelang daran gewöhnt, in den Aeußerungen der Rechten, die für die Neichs4 politik maßgebende Stimme zu hören; daß macht ihre Auslassungen so bedeutugnslos sie für den Kurs der Nepublik auch sind so überaus gefährlich, “Jh beschränke mich auf oin paar Proben aus den leßten Tagen; sie werden zur Kennzeichnung dieser Art von Presse genügen... Da heißt es bei der Beschreibung eines Ganges durch die Siegesallee und einer Begegnung mit englischna Soldaten:

Ein Arbeiter, einen Genossen treffend, sagte haßerfüllt: „Wie

die hier so auftreten und sih breitmacen!“ „Ein anderer, der gevade an mir vorüberging, brummtbe wütend in seinen Bart: „Ver- hauen müßte man die Brut!“ Es wird der Tag kommen, wo alle Deine Genossen denken so wie Du: Verhauen müßbe man dio

Brut! der Tag, an dem das ganze deulscke Volk die Worie des | Dichters befolgen wird: „Sclagt sie tot, das Welligericht fragt f euch nach den Gründen nit!" |

Lebhafte Rufe! links: Hört! hört! Zuruf rets: wo steht das? Jn der Deutschen Zeitung. (Zuruf rechts: Jst nicht unser Partei-

organ! Widerspruch. links.) Und ein paar Tage darauf in einem

Artikel: „Was ist. Frankreich? ": Frankreich ist ein hoffnungsloser Fall. Sein Körper trägt über- all die Spuren der Verwesung: er riet. Es ist der selbst hevbei-

gefühvie Marasmus, der sich breit macht, und das Stammeln des * Siegeswiahnsinnigen erinnert lebhaft an den Ton des Bondells. # Frankreich weiß, daß es ein Nichts ist ohne seine NRaubgeselben. | Seine ganze hundsgemeine Banditennatur (Pfuirufe links) —, È der ganze Zuhältergeist seiner Sitacrtseinwrichtung der Apachen f (erneute Pfui-Rufe links) kommt in der „Verwaltung des f

beseßten Gebiets“ zum Ausdruc?. Es kommt ein Lag . .. .. j Meine Damen undz Herren, ih gehe über das hysterische Nevanchegeshrei hinweg. Ich sehe in diesem Zusammenhang ab von der Aufforderung zu Gewalttätigkeiten, wenn niht Totschlag, wie sie der erste Artikel enthält. Die französishe Mission hat ihn zum Gegèn-

stand einer nur zu berechtigten Besdwerde gemacht. (Hört, hört! j links) Ih sehe ab von dem hysterishen Stammeln, das sih in f

Schimpfworten nicht genug tun kann, und das beste Anzeichen für eine frankhafie Sdväche ift. (Sehr wahr! links.) Aber ih frage die Herren von der Rechten: Können und wollen Sie die Verantwortung für diefen gefährlichen Wahnsinn übernehmen, ist das überhaupt no Politik oder nur noch Jrrenhaus? (Sehr wahr! links und in der | Mitte.) Eine. angebliche Vaterlandsliebe, die sich so äußert, die dem Gegner sol&e Waffen in die Hand drückt, die das sage ih Jhnen j mit aller Offenheit und allem Nachdruck die darf man nmckcht frei | herumslaufen lassen. (Lebhafte Zustimmung links. Unruhe rechts.)

Meine Damen und Herren, mögen Sie uns, wie ein anderes F nationalistisckdes Blatt „Statthalter der Entente“ und „Landvogt der k Al'iierten“ nennen, oder wie das in den leßten Tagen, mach einem} Bericht im „Berliner Lokal-Anzeiger“, von dem ehrenwerten Mit« glied dieses hohen Hauses, Herrn Laverrenz, geschehen ist, „Verbrecher gesindel", Wir dulden nicht, daß anonyme Schmierfinken das deutste Volk in neue Fährlichkeiten bringen und seinen Leumund vor der ganzen Welt aufs neue untergraben. Wer sich zu diesen Artikelschreibern und vor sie stellt, der ist für uns ein Feind des deutschen Volkes! Jh möchte sehen, wer si auss&ließt von der ungeheuren Mehrhei! der Deutscen, wenn die Reichsregierung, getreu ihrem außen politischen Programm, den Ruf ergehen läßt: für den friedlichen Au! bu, für die Völkberverständigung, gegen die gewissenlose Brunnenver- gifter des Chauvinismus! (Lebhafter Beisall links und in der Mitte, Zischen rets. Erneuter Beifall links und in der Mitte.)

Abg. Dr. Petersen (Dem): Wenn wir nur agitatorische Er} folge und Gewinnung neuer Parteianhänger erstrebt hätten, wäre un! Wiedereintritt in die Regierung Bedenken unterworfen gewejen. Stimmungs- und gefühlsmäßig sprechen manche Tatsachen dagegen, aber sie dürfen für eine Partei nicht entsbeidend fein, wenn die allge meinen Interessen des Vaterlandes den Eintritt in die Peameruns ge: bieterifch fordern. Wir hoffen, daß die große Menge unserer Part! diese Gründe würdigt und anerkennt. Es gilt, den demokratiscen Au? bau unserer Verfafsuag zu erhalten und zu vertiefen, um dem deu!sde! Volk im Innern Ruhe und Ordnung, nach außen dur die Festigke! der Regierung diejenige Kraft und Würde zu geben, die nötig ist, dami! wir uns in der Welt als Volk behcœupten und dem Menschheitsgedanker und dem Völkerbund dienen können. arma links.) Wir danke! es dem Minister Nosfe und seinen Mitarbeitern, daß sie ohne Be denken aus den Trümmern ein a&hunmaaebietendes Heer gesa?!" haben, das die Erfüllung unserer Aufgaben gewährleistet. Wir haben das Vertrauen, daß Herr Noske auc ferner mit Rube und Kraft ielt Macht einsehen wird, wo es nötig ist, um der Gewalt- und Gese losigkeit entgegenzutreten. Wir sind mit dem Reichskanzler geaen 12 PVolitisierung der Armee. Elemente, die dagegen verstoßen, müssen 2 der Armee ausscheiden. Jn der Krise unseres Vaterlandes konnie Nationalversammlung nicbts andeves iun, als Del auf die Wo if f giesten, jet aber gilt es, wieder das Steuer zu fassen und das S: per anf Kurs zu seben. Unsere Verfasswna muß mit dem Gemesinfrun

s

gefüllt werden, der das Deutsche Reich zur Blüte bringt. Die Kräfte

dazu sind da. Gin Volk mit den Leistungen des Friedens, mit diejer

Intelligenz, Tüchtigkeit und Fleiß, ein Volk, das vier Jahre diesen Krieg ausgehalten und technisch so Großes geleistt hat, will und muß wieder hoh kommen. Aber dazu gehört freiwillige Einordnung in den verfassungsmäßigen Rahmen, Ausgleich der Interessen aller Wirkt- \haftskräfte, gegenseitige Achtung aller Konfessionen, Berufe und Par- teien. Das nur kann die Arbeitsfreudiakeit wieder herstellen und uns în eine bessere Zukunft führen, die wir erreichen können und erreichen müssen. Die Deutsch-Demokratiscbe Partei hat quten Willen, und deshalb wollen wir aus vaterländischen Gründen wieder in die Re- gierung eintvebden. (Bravo! links.) Weder das Bekenntnis zur Ver- fassung, noch zum Gemeinsinn sind Gemeingut des deutschen Volkes. Aucb bei den Regierungsparteien muß in dieser Beziehung noch vieles ebessert werden. Auch hier muß Gemeinsinn, Duldsamkeit und Interordmung in Partei, Fraktion und NVresse erheblih gefördert werden, foll der Block der regierenden Verfassunasparteien die Stärke und Würde aufroeisen, die notin sind, um in Deutschland und in der Welt Vertrauen und damit Popularität zu gewinnen. Von rets

und links wird heute rücksichtslose Opposition, ungerecht und zersehend, getrieben, die wenig Verantwortlihkeitsaefühl egenüber der Not des Vaterlandes zeigt. (Sehr ritig! links.)

dem leßten Sonntagsartikel des Grafen Westarp wird be- hauptet, die Regierungsparteien hätten die Revolution gewollt und macht, all unser Unglück und Elend komme muschließlih von dieser volution, wäre sie niht gewesen, hätten wir heute tie Zustände der Zeit vor dem Kriege (Lachen links). Durch Verallgemeinorung bedearersicher Ginzesfälle werden aroße Teile unseres Volkes in ber- hetzender Weise verleumdet und verächtlih gemaht. Die Deutsch- nationalen hätten alle Veranlassung, tet mit ihrer Kritik! zurück zubalten (Sehr gut! links, Bachen rets). Sie können mich nadbber widerlegen, mit Vachen werden so ernste Fragen nit aus der Welt geschafft. Meine Partei hat die Revolution nit aewollt und nicht gemacht (Sehr richtig! links). Wir halten die Revolution für ein großes Unglük und hätten gewünscht, daß wir durch organiscke Ent- widlung zu demobratischen Zuständen gekommen nären. Die fonser- bvative Partei war es, die diese Zustänte herbeigeführt hat, sie hat Ausnahmegeseße gegen die stärkste Partei im Lande aufrecht erbalten, sie hct ite Aenderung des Dreiklassenwablrechtes bis weit in den Krieg hinein unmöglih gemacht, sie hat die Sogialdemokvetie von Negierung und Verwaltung fernqehalten, fie hata.sozialbemokratische Wähler gemaßregelt. Damit verhinderte sie tie Heranbildung von Führern dieser Partei, während die Konservativen seit Fahrhunderten allein die Negierenden waren und deshalb die Reaterunasbunst besser gelernt hatten. Ein Zurückhalten in der Krit? wäre da angemessen. Ihr Parteikollege v. Delbrück hat hier e“, daß mam im der deutschen Regierung gewußt! babe, daß die Zustände geändert werden müßten. So haben auch die Konservativen seinerzeit größere Zurück- haltung geübt und den . Grafen Wesbarp und Herrn v. Heydebrand nicht wieder fandidieren "lassen, weil sie wußten, daß es nicht aut gehen würde (Abga. v. Gräfe ruft: Auch auf der linken Seite fehkt mancher!). Gewiß, wir haben Männer gehabt, die K nicht so rest- fos zur Verfügung stellten. Sie hätten aber nach 9 oder 10 Monaten nit aus Jhrer Zurückhallung heraus- und zur scharfen Kritik über- gehen i, Sie wären verpflichtet gewesen, auch weiter Zurük- hobtung zu üben, das hieße deutscmationale Politik treiten. Wenn mern Bilder veröffentlicht wie die „Deutsche Dageszeitumg“, im denen Volksmänner wie Ebert, Bauer und Noske in unerhört verheßender Weise dem alten Kaiser, Moltke und Biêmardk aegenübergestellt werden, so ift das Leine sachliche Hritik in der gegenwärtigen Not des Vaterlandes. Wir erkennen unbedingt an: Es ist richtig, daß einzelne Mütbirger jüdischen Glaubens wie muh Angehörige anderer Kon- fessiowen sich während des Krieges bereichert haben, und daß jet Juden als Arbeiterführer auftreten, die nit dazu geeignet stnd; aber die verallgemeinerte Verhetumg sollte in dieser Zoit des Clendes mit Rücksicht auf das In- und Ausland unterbleiben, denn wir Haben alle Veranlassung, nach dem Zufsammenbruch unserer Macht moralische Groberungen in der Welt zu machen. Wir müssen aus nationalen Gründen von der deutschnationalen Partei fordern, daß se sth un- zweideubig auf dem Boden der Verfassung stellt und sh auf berechtigte Kritik beschränkt. Der äußersten Linken genügt die Revolution, die wir gehabt haben, noch nicht, sie wünscht sie weiter zu treiben troß der tostlosen Lage, in der sh unsere Wirvtschaft befindet. Sie tut es teilweise mit der au3gesprochenen Absicht, unsere Wirt- {aft zu zerstören, sie spielt zum mindesten sehr leichtsinnig mit dem Glück des Volkes. Jhre Kampfmittel sind persöntihe Verdächtigung, Terrorisierung anders Denkender, Appell an die Gewalt anstatt an die Ueberzeugung. Es -wird immer wieder die Erwartung in der Oeffentlichkeit au8cesprochen, daß ein großer Mensch, ein großer Ge- danke uns aus dem Elend der Zeit in das Glük der Zukunft hinaus- führ-n sol. Wenn wir auf diefen Mann oder diesen Gedanken warten, so sind wir verloren. Weder das eine, noch bas andere wird uns helfen, hier kann es nur heißen: Deutsches Volk bilf dir selber, der kategorisde Imperativ der Pflicht muß wieder Geltung erhalten, soll unser Volk nicht untergehen. ß, Nachesucht sind aus ihren Döhlen gekrohen und haben eine furchtbare Herrschaft angetreten gegen das Edle, Hilfreiche und Gute; der Friede von Versailles is ein schlüssiger Beweis dafür. Aber wir braudben nit zu ver- zweifeln; das Gule wird si in einem guten Volke dur\eßen. Wir erfüllen nur eine P iht gegen die Allgemeinheit, wenn wir uns der Regierung zur Vügung stellen. Wir wollen aber ein kräftiges Wort mitspreben und erwarten von unsern Vertretern, daß sie sh durhseßen werden. Wir erkennen grundsäßlih das Streikvecht an, verlangen aber Verhinderung jedes wirtschaftlich nicht notwendigen, jedes politischen Streiks. Die Errichtung obligatoris(er Einigungs- ämter, deren geseßliche Regelung bevorsteht, begrüßen wir. Die Mkordarbeit kann nit mehr entbehrt werden, wir verlangen Auf- hebung thres Verbots, Dos System ist aber zu verbessern, und die - Arbeitnehmer müssen das Mifbestimmungsrebt bei Seifen der Akkordlöhne bekommen. Die Enverbslosenfürsorge, cine besonders soziale Pflicht, muß revidiert werden. Jede für den Betreffenden mögliche Arbeit muß bei Verlust der Unterstühung angenommen werden. Wir verlangen ferner Schuh gegen jeden Terrorismus. Die Zwangswirkschaft muß soweit wie möglich aufgehoben werden; wenn se auch bei einer Neihe notwendiger Waren noch beibehalten werden muß. Wir ermahnen unfern Handel, die Konjunktur nit zu eigenem Nuben auszubeuten, Auswüchsen muß mit rüMsihtêloser Strenge entgegengetreten werden. (Bravo!) Wir warnen auh vor Epperimenten auf dem Gebiete der Soziali- de sobald sie mit die Sicherheit des Gelingens in sih bergen. [lle Parteien mit Einschluß der Unabhängigen sind sich darüber einig, daß die k'apitalistische WirtsWaftsordnung zurzeit mcht entbehrt werden kann, wenn sie auch einer Aenderung bedarf, so muß sie doch immerhin Anspruch auf gerechte Würdigung behalten, Durch unsern Zusammenbruch müssen wir uns besonders vereinigen zu inmger Vebe zum deutsGen Vaterland, zu deutsher Kultur und Art, Wir haben eingesehen, daß das System, wie es bei uns bestand, verfehlt war, wir haben aber keinen Grund, uns unserer Vergangenheit zu schämen, wir müssen anerkennen, was Deutshland Großes und Gutes geleistet hat, dies müssen wir in Ehren halten. bhaftes Bravo!) Dies gilt auch für die Männer, die gefehlt haben mögen, die aber siets ihre Pflicht für das Vaterland actan haben. (Wieder- holter Beifall.) Unsere Regierung wird Würde und Kraft zu wahren haben, ohne die Nechte anderer Nationen zu s{mälern. Bleiben wir uns unserer PfliGßt gegen unser Vaterland, unsern Staat und genen dre Welt bewußt, so werden wir wieder hoh. kommen, das ist die feste Bete unserer Partei, das verpflihtet uns als deutsche Demokraten, Negterung verantwortlih mit zu über- nehmen. (Beifall links.)

Abg. Scheidemann (Soz.): Von meiner Partei beauftragt, hier zu sprechen, will ich die Gelegenheit nit vorübergehen E als Mens zu Menfch den NeihXangler Bauer zu begrüßen, der in \dwerster Zeit das sckwere Amt auf feine Sebukie:

Er mußte fich, is der F 12ntsoieban werden milie,

rn genommen bet.

! s@nell ent\Œließen. Er hat seitdem das Steuer in fester Hand gehabt. ! lose Kapitalismus sich liber die Grenzen flüchtet. Mir vergessen auch

JIrgend welche Meinungäverschiednheit zwischen hm und mir hat es nicht ben. Die Unterzeichnung des Friedensvertrages war welt- geschicht iche Politik und gegen die Weltgeschichte polemisiert man nicht. Jett handelt es sich darum, einen Weg aus den gegebenen Tatsachen zu finden, der uns von dem grauenhaften Sturz wieder aufwärts bringt. Auf diesem Wege können sich au diejenigen finden, die bei der Unterzeichnung mit hrer Moinung ülhr entgegenstanden. Ich freue mich, deß die demokratishe Partei den Weg zur positiven Amnteilnelbme an dzn Regievungsgeschäften zurückgefunden hat. Selbst- verständlich wäre mir tine rein \ozialistishe Regierung lieber (Heiter- keit), aber eine solbe Regierung wäre erst dann möglich, wenn das Volk dur seinen Mehrheitwillen uns die Vollmacht dazu cuêstellt. Würden die Herren von der äußersten Linken es für richtig halten, wenn die fogialistisbe Partei gewalisam die Macht an sich risse und gegen den Bolkswillen regiere? Ohne Belagerung&zustand. winde es nicht abgehen, dieser Belagerungszustand würde noh ganz anders aus- sehen als der bisherige. Oder sollen wir uns beiseite stellen und den bürgerlichen Parieien die Negierungébildung überlassen? Sollen die Herren von der Me Nechten die Führung übernehmen? Das wäre ein \{óner Anfang für die deutsche Republik, wenn sie von deulshen Monartbisten regiert würde. (Heiterkeit und Beifall.) Hätten wir \o gehandelt, hätte man uns mit Recht vorwerfen können,

Fo

wir spielten das Spiel der Gegenrevolubion. Ich begrüße das Wicder- eintreten der Demokraten in die erum, weil diese vor allem stark fein muß gegen rets, J billige das Regierungsprogramm. Die Demokraten werden alle Maßregeln unterstüßen, um die Nevublik zu kräftigen. Es gibt feine höhere Aufgabe als die Festigung .… jecbigen Staatsform. Wer sie zerstört, begeht ein Verbrechen. Jeder Deutsche muß heute Vernunftrepublikaner, fein, wenn er nicht überhœupt von der Vernunft verlassen i, Es t unsinnig, neue Kämpfe um die Staatsform heraufzubesdlwören, Haben die Herren auf der Rechten nichts aus der Geschichte golernt? Sie haben über das Kaiserreich gemurrt und \ohnten sich nah dem alten Preußen zurü, jeßt s{impfen sie über die Republik, Sie müssen immer mindestens um einen Post- tag hinter der Geschichte zurück fein. Jch halte die nationale Ptopa- amda für das gestrige nicht mut für närrisch, sondern für gefährlich. enn ein Offizier sich als leideisckaftliher Neaktionar bekennt, so muß sich das Volk fragen, wohin die Neife gehen soll. Wer als Offizier freiwillig den Red der Republik trägt, foll provogierende Redensarten gegen die Republik unterlassen, sonst bennt er seine Pflicht nicht, und sein Ehrbegnff schwankt bedenklich, (Sehr richtig!) Die Offizier müssen über ihre verfassungsmäßige Pflicht aufgeklärt Wer nicht die Rpublik hüben will, kann niht Offizier Ich hoffe daß ih die Energie meines Freundes auch nah s Dituno hen erfolgreich betätigen wird. Noske will „fernerhin“ gegen antireput he Gesinnung eingreifen; wäre das fschon bisher aengeud „chen, wäre uns mancher Schade erspart geblieben. Offiziere, die den Geist der Truppen verwirren, müssen entlassen werden, (Sehr wahr! links.) Truppen, die der monarchistishen Propaganda unterliegen, müssen an der Nepublik irre werden. Der „Temps“ nennt Noske einen Imperialisten und spricht von nationalistischen und monarchèstischen Tendenzen in unserm Heere! Gerade weil wir die Neichswehr gegen Bedrohungen von rechts und links brauchen und weil wir Noske stärken wollen in seiner Aufgabe, deshalb mache 1 diese Ausführungen. Monarch und Sipartakismus brauen ein- ander, die narchisten fördern den Sipartakismus und umgekehrt. Die Monarcisten entdecken überall \spartakistisde Putschversuche, und dadurch kann \sih die Reichswehr auf falsche Bahnen lodcken lassen. Diejenigen, die von \partakistishen Umsturzbestrebungen ihre Existenz fristen haben direkt entgegengeseßte Interessen gegen uns. Unsinmge Streiks müssen vermieden werden; damit würde unsere Aufgabe gang bedeutend erleidwert. Der Belagerungszustand ist ein uns aufgedrängter Notstand, daran sollte die Regierung denken, und wir dürfen ihn nicht über die Gebühr ausdehnen. Wird der Belagerungszustand heute aufgehoben und ießt dann Blut, dann muß er morgen wieder ein- geführt werden. Das Volk muß sehen, daß die Demokratie nit bloß eine Fassade fitr die alte Klassenherrschakt sein soll, sondern ein Mittel zuan Aufstieg. Der Feind \teht rechts. Aber nicht nur rechts. Die Herren auf der Aen Linken sprechen von den gegenrevolutio- nären Bestrebungen. Warum denken sie nicht daran, daß das beste Mittel dagegen die Einigung der Arbeiterklasse sein würde. Ich wende mis an Sie (zur äußersten Linken) mit ernstem Appell. Wir wehren uns gegen die Selbstzerfleisung der Arbeiter- Élasfe. (Sehr rihtig! bei den Sozialdemokraten.) Zwei eigentlih auf demselben Boden stehende Parteien sollten {ich nicht behandeln, wie zwei Konkurrenz-Abzahlungsgeschäfte sich gegen- seitig behandeln. Die Interessen der Arbeiterklasse über die Interessen der Fraktion! (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Wie traurig wäre es um uns bestellt, wenn in diesem Hause 165 Scheinsogialisten und mtr zwanzig richtiggehende Sozicllisten säßen. Wer sollte dann noch Vertrauen ¿ur Arbeiterklasse haben? Wie lange glauben Sie noch gebrauchen (zur äußersten Linken), um durch Jhre Methode zur Macht gelangen? Mit Methoden kann es nicht besser, sondern nur noch schlechter werden. Glaubt man denn, daß sonst in dieses us eine reine sogialiftische - Mehrheit einziehen kann? In Sachsen önnte unsere Partei eine Mehrheit mit den Demokraten oder den Unabhängigen bilden. ur Verbindung mit den Demokraten hatte sie keine Neigung, aber die Unabhängigen brachten die Verhandlungen mit ihnen selbst zum Scheitern Lede- bour nannte @ das einmal mit Ret eine Komödie. In der unabhängigen Presse hat einmal gestanden: Man muß Forderungen stellen, die die anderen gar nicht erfüllen können. (Lebhaster Wider- uh des Abg. Haase. Andauernder Lärm auf der Linken.) Die Inabhängigen haben unfeve Genossen in Sachsen in die Situation mit den Demokraten gezwungen. Weg, den die Unabhängigen noch immer nit verlassen wollen, führt unrettbar zum Ruin- der Anbeiter- lasse. Das Kurpfuschertum, das unser Volk mit Pferdekburen be- handeln will, hat sich zu der Heilslehre durhgemausfert, daß es dem Awvbeiter um \o besser gehe, je wemger und je schlechter gearbeitet werde. Die Sabotage soll den Kapital)smus töten. Das ist gemein- gefährlicher Unsinn. Wir haben den Mut, den Arbeitern zu sagen, daß auf dem neuen Boden mitt Vorsicht vorzugehen is. Wtr hæben uns den Gvundsaß der Mediziner anaceignet, daß zum mindesten kein Schaden verursacht werden darf. Die Unternehmer sollten es be- grüßen, wenn die Arbeiter sich selbst darüber unterridten wollen, was einem Unternehmer zugemutet werden kann. Das Betrtebsrätegeseß wird die Unternehmer umbilden aus einem ausbeutenden zu einem führenden und von den Geführten kontrollierten Faktor. Das Mit- bestimmunasrecht der Arbeiter i} für uns von entscbe?tbender Bedeutnrng und wir lassen uns davon um keinen Schritt abdrängen. Daß die Existenz der Industrie vernicktet werde, das i nee bei icder sozal- politiscen Maßregel behauptet. Die Jndustrie wird noch bestehen, n auch der leßte Rest des alten Geistes aus ihr gctilat is. Wir ehen Hoffnungen auf den internationalen Arbeiterkongreß tin Wushi , wir brauen aber nob be mmtere Zusagen über unsere Iulassung dort. Wenn dort der Geist des Siegers herren foll, dann ist dort mckcht der Boden für internationale Ver- handkunoen der Arbeiter, und wir haben denn dort nichts u sudben. Es ist unverantwortlih, wenn die Truvven im Baltikum Widerstand qgeæœn ihre Nükebr leisten, Durch die Widerspenstigkeit der Truppen i} eine internationale Krise hervorgerufen worden und die Meinung entstanden, als \tecke die Regierung mit den Truppen unter einer Decke. Déeser Verleumdung mus durch Taten emtgegcnaectreten werden. Ich fordere die Soldaten in Kurland auf, threr Soldatenpflicht und ibrer Pfsiekt als Volks- gehen bewußi zu sein und mit ihren persönlichen Zielen das ganze zum r zu bringen. E23 wäre übrigens besser. wenn der Militarismus n meßr üblih wäre als bei uns. Mer unsere Genossen in anderen Ländern werden den Standpunkt festhalten, daß ver Siea œuch dem Sieger Pflichten auferlegt. Wir bleiben ein einiges Volk, weder List no.H Gewalt wird uns trennen. Weite Ge- biete müssen sich emscheidon, ob fie weiter zu uns geþbören wollen. Mir erwarten, dabei jeder Dee cine PFlicbt tut. Die j dentlhen Arbeiter f ben fast zu finrom Volke, roährond vor vaierlcnda-

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Deutschösterreih nicht, es ist Fleish von unserem Fleisch und Blut von unserem Blut. Einer Deklaration des Artikels 61 Absaz 2 der Verfassung hôtte es niht bedurft, weil wir niht mehr tun können, als wir \chon aus Zwang getan haben. Die Zukunft wird zeigen, daß es unmöglich ist, zwei deutshe Staatswesen von einander fern zu halten. Die Unterdrückung des Selbstbestimmungsrehtes VDesterreihs wird immer ein Unreht bleiben. Jch habe der Ünterzeichnung in Versailles nicht zugestimmt. Unser Ziel is der Ausbau des Völkerbundes im Sinne internationaler Gerechtigkeit zum Wohle aller Völker. Wir glauben an den internationalen Aufstieg der Arbeiterklasse. Während bisher alle Völker mit Gewalt zurückzugewinnen suchten, was ihnen mit Gewalt genommen war, erwarten wir eine Revision des Friedens auf friedlichem Wege durh den neuen Geist der Gerechtigkeit. Die sozialistische - Konferenz in Luzern im Sommer hat si einstimmig dafür entschieden, daß auf die Nepision des Friedensvertrages in allen Ländern hingearbeitet werden sol. Wir sehen niht wie Clemenceau in dem L aS die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln. Erst dur einen neven Geist werden wir Frieden bekommen. Wenn man uns Utopisten s{ilt, weil wir an dem Gedanken der Bersöhnung sthalten, so ist ein Siegfrieden, der einem Volk für alle Zett die ebermaht über andere Völker verleiht, eine noch unwahrscheinli:here Vtopie. Wenr FRRE den Nuhm in Anspruch nimmt, Siéger zu sein, weil als Letter die Wahlstatt verlassen hat, so sind wir, wenn wir den Nuhm haben, auf anderem Wege dew Frieden erkämpfi zu haben, diz Sieger. Wenn wir den Gedanken an die Gewalt für alle Zeit przisgeben, so tun wir das im Interesse aller. Alle haben ein gleiches Necht auf Freiheit. (Lebhafter Beifall bei den Soz.) Abg. Graf von Posadowsky (D. Nat.): Auf die Koalitrens regievung läßt sich das Shakespeavesche Wort von dem wunderlichen Bettgenossen anwenden. Sollte diese so heterogen zusammengeseßte Negierung eine gemeinsame klare und zieclbewußte Politik verfolgen Fönnen, das ist noch unmöalicher als seinerzeit die Politik des seligen Bülow-Blocks. Eine solche Regierung bann nur eine Zikzak-Pol: tik treiben. Wir sehen tebt die Schattensoiten der parlamentarifchen Regierung den fortgeschten Wechsel der Persönlichkeiten. [Die tat- sächliche Verantwortung für das, was geschieht, tragen eigentlich dia P Organe, die Herron Minister besorgen das parlamen- tarife Geschäft. Die Minifter haben keme Kenntnis von ihrem Amt und keine Zeit, sich. einzuarbeiten (Sehr richtig! vechts). Wir hatten son vor dem November eine latente Revolution, als man die Einführung der parlamentarischen Negierungêform erzwang. Die Demokraten haben durch ihre 1beologishen Iheorect ? r dazu bei getragen, die monardishe Verfassung zu s{wäcben und der Revo- lution die Wege zu ebnen (Sehr wahr! vechts). Herr Scheidemam hat in Cassel wie houte keinen Zweifel gelassen, daß er den Ein: der Demokraten in die Regierung mur als vorübergebenden Notbehcf ansieht. Die übrigen Parteien in der Regierung gelten nur als Plabhalter für die Zeit, wo die Sozialdemokratie im diesem Hause die Mehrheit baben wird. Herr Scheidemann meint, die Revolution sei mit den Trägern des alten Neagimes großmütig verfahren wie noch nie eine Regierung, und er hat daran eine undeutliche Drohung ge- fnüpft. Glaubt. er, daß mit den Trägern des alten Regimes, mit den Beamten und Offizieven, die kraft ihves Diensteides die Mo- narchie vertreben haben, die Revolution so verfahren fönnte wie die Fafobiner, von denen Tatne sagt: „Die Jakobiner bestanden aus Verbrechern, aus Narren und aus hysterifchen Frauen." Scaut er mit seiner Dvohuna nach berühmten Beispielen vielleicht noch höhec? Unsere monavhishe Veberzeugung t eme sbaatsrehtl: de Ueber- zeugung, ganz abgeschen von der Person des eingelnen Monarcken. Wir glauben, daß die konstitutionelle Monarc1e den sicheren Gang der Staatsmaschine am besten gewährleistet. Den Gedanken der fonstitutionellen Monarchie verdanten wir die Demokratie. Dieje hat in einer Fülle von Büchern nachgewtesen, daß die lonstitutionelle Monarchie die beste Staatsform ist. Die fchweren Schattenseiten des parlamentari- {len Negimes treten jelzt erschredend in die Grscheinung. Es war nie- mals eine einheitliche Regierung. Am 23. Juli hat der Reichskanzler Bauer in der Nationalversammlung gesagt, ein jedes Handwerk braucht seine Lehre, und das Regieren orst recht. (Höêrt! Hört! rechts). Es ist ein Fehler, wenn ein ate z. B. an die Spiße eines Verkehrs ministewums tritt, das jabrelange Erfæœhrungen vorausset. Die Post i Maat ganz so verwickekt, aber es wäre auch da besser gewesen, einen Mann an die Spiße zu stellen, der aus dem Nessort hervor- gegangen ist. Das deutsce Bolk lebzt nah Rube und Ordnung, wie sie zur Zeit der Monarchie herrschte. Das Volk alcubt, daß mit der Monardjie Ruhe und Ordnung wiederkehren würde. Dec MRetchspräsident \aate, die Monarchie werde niemals wicder eingcfülrt werden. Man soll an verantwortliher Stelle nicht solde bestimm ten Erklärungen abgeben. Daß die Monarchie nit wiederkchven wird, das möchte tch nicht untersckreiben, Es bann avch einmal in diesem Hause eine monarcische Mehrheit sein. Die Monarcbie in der alten Form ist allordings nicht mögli, ste würde manches übernehmen müssen von dem, was inzwischen gesehen j Solche Tollkopfe gibt es bei uns nicht, die angesickbts unserer schmäh- lichen Wehrlosigkeit an einen gewaltsamen Umsturz denken. Wenn Sie uns derartige Pläne in die Schuhe sc{ieben, so tun Sie es, weil Sie einen Sündendock brauchen. Gegen das Zentrum können Sie nicht gut polemisieren, deshalb reiben Sie sich an der Opposition von der Nechten. Wir sind davon überzeugt, daß die Negierung bemüht ift, die Ordnung wieder herzustellen. Dieses Bedürfnis hat jede Regierungz für die gegenwärtige ifi es schr shwer, nahdem man jahrzehntelang mit der No goa:n die bestehende Autorität vorgegangen it, sich nun der Mittel zu bedienen, deren sich jeder Staat bedienen muß, zumal sie durch ihre Vergangenheit viel zu sehr belastet is. Es qibt eben keine Kirde ohne Priester und keinen Staat ohne Gendaerm Zwischen rechts und links, zwischen Scylla und Charybdis hindur zukcmmen, ist für die jeßige Regierung außerordentlid schwer. Man lann fih nicht an seinen eigenen Haaren aus dem Sumpfe heraus ziehen. (Heiterkeit.) Zu meiner Freude hat der Herr Ministerpväsident sich heute auch gegen die fortgeseßten wilden Streiks gewendet. Eine neue Grscheinung haben uns die leßten Tage gebracht, und das sind die Beamtenstreiks. Ein Beamtenstreik i} eine Unmöglichkeit, ftreifende Beamte müßte seines Amtsyerhäkltnisses verlustig er&ärt werden. Während man zu Beginn der Revolution für die Tao"ohn- arbeit s{ck{wärmte, kommt man jeßt dazu, daß ihre Aufrechterhaltung unmöglh ist. Es ist unausführbar, die Leute so zu beaufsidtigen, daß der Träge und der Sleige die gleiche Arbeit leisten. Das Schlag- wort „Akkordarbeit Mordarbeit“ trifft für deutsche Verhältniffe niht zu. Der fleißige Arbeiter muß aber in der Lage sein, mehr zu verdienen al8 der trâge. Hier findet der Grundsaß Anwendung: Jeder Arbeiter ist seines Lohnes wert. Die Sicherhortsgustände in Deutsch- lamd sind auf einem Tiefstand angelangt, wie wir ibn noch nicht annten. Diebstahl und Gewalt sehen wir allenthalben, andererseits finden wir etne ungeheure Kapitalflucht ins Ausland. Der Jugend- {ub auf dem Gebiete der Schaubüknen und des Kinos müßte auf das ganze Volk ausgedehnt werden. Die Grenzschußkontrolle fceint gän utter! a ige zu sein; denn auf der einen Seite werden wir dur die Dapitalfluckt gesbädigt, auf der anderen Seite strömen aus Nussiseh- Polen und Galizien Massen von Einwanderern herein, die größtenteils auf sehr niedriger Kulturstufe stehen und auch vielfach verbrecherisdhe Elemente umfassen. Anaesehene Glaubensgenossen dieser wilden Ein: wonderer begen dieser Erscheinung aeaecnüber ernsteste Besorgnis. Aus Nusgland kommen bolschewistische Agitatoren zu uns kann un- möglich so weiter achen, namentlich bei dem Wohnungêmangel und kei den Ernährunasschwierigkeiten, die ungezählte Deutsche zur Aus wanderung zwingen. Jedenfalls muß ihrer Einbürgerung bei uns vor- gebeugt werden. Ob die Zwangswirtschaft noch lange wird aufrocht evhalten werden können, will mir zweifelhaft ersbeinen. Wir sind f weit gekommen, daß sich an die Vorsebriften eigentlich niemand met kehrt, sogar notwendige Lebensmittel werden noch leichtsinnig a Deutschland ausgeführt (Hört, hört!); Schiebertum und verädiilid Wuchersystem besbehen weiter. mnn man über die Landwix#d Magen hört, so muß man bedenken, daß sie für Stfstoff und Fut gevadazu unerhôrtæ Preuse bezohien mug. Gegenüber dn