1919 / 243 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 23 Oct 1919 18:00:01 GMT) scan diff

Chaos verfallen. In Ostpreußen ste#t der größte Teil der Kartoffeln noch in der Erde, aber Leute für die Kartoffelernte sind nit zu baben ; die Versuh2, Industriearbeiter dazu be: anzuziehen, sind kläglih ge- \ceitert. Dabei find die Löhne der Landwirtschaft absolut genommen im Vergleich mit den Industrielöhnen außerordentlih tod. Ju steigen- dem Maße tommt die Ewpöôrung in der Landwirtschaft über die Aufrechterhaitung der Zwangswirtschaft zum Ausdruck. Die Land- bevölferung föhlt fi heute nicht mit Unrecht als Arbeiter zweiter Klasse. Sie hat während des Krieges {wer leiden müssen und fie fleht sich auch weiter so disparitätisch behandelt, daß die ftärkfte Erbitterung sie mehr und mehr zu beherrshen beginnt. Mißacht-en Sie dieses pPpsychologishe Moment nicht. Die Berufsfreudigkeit des Landwirts muß gehoben werden, das können Sie nicht, wenn Sie ihn weiter in Ketten {lagen und gar noch die Forderung des Anbauzwangs erheben. Die Zwangswirtschaft ist undurchführbar geworden. Das muß auch die Regierung einschen. Die Viehwirischaft erträgt fie unbedingt nicht mehr. Will die Regierung den Zroarg weiter anwe: den, fo erschüttert sie den Boden, auf dem sie und jede kommende Regierung feht, auf das schwerste und bereitet dem Bolschbeniémus den Boden vor (Nufe : Huhu! bei den U. Soz.). Die Bolschewisten in Petersa burg haben es dcch wohl auch nach Ihrer Meinung recht arg ge- trieben. Wir kennen die akier mäßige Darstellung des Erjolgs der Jakobinerherrschaft in Frankreih und wir sollten do tlug enug geworden sein, um alles zu tun, unser Lolk vor dem gleichen Scitsal zu bewahren. Ein betrühendes Bild habe ich leider vor Ihnen entrollen müsse" und leidec hat ein Teil der Volks- veriretung es fertig befomen, eine so furchtbare Situation nur mit Wißworten und schiechten Scherzen zu würdigen. Ich hoffe,

wir werden uns in dem ernsten Streben zusammenfiaden, dte notwendigen Fundamente für den Wiederaufbau unseres Staats- lebens zu schaffen. Das erste Crfordernis dafür heißt nit streiken, heißt nicht weniger, sondern mehr Arbeit leisten. Die Kriegspsyho|se hält ja noch an, eine große Verwirrung der Rech1sbegriffe ist nit zulegt infolge der Revolution eingetreten.

Noch besteht die Störung des seelisch&en Gleihgewichts im Volke, die die Folge von Hunger und Not ist. Immerhin hat das Volk 'in allen seinen Schichten und Ständen seine Schuldigkeit getan, und man weiß, daß man tin England noch heute nicht fassen kann, daß Deutschland so lange Jahre Widerstaad leijten fonnte. Gerade. deshalb aber kann man den Glauben daran, Vvaß wir wieder aufstehen werden, nicht verlieren. Wir werden wieder aufstehen, wenn wir endlich wieder ernsthaft arbeiten wollen und wenn wir eine Negierung haben, die dieses Streben nah Arbeit in allen Ständen fördert und, wo es nötig ist, mit den notwendigen Machtmitteln erzwingt. (Nufe: Aha! bei den Unabhängigen Sozialdemokraten.) Zerstören ist leit, Wiederaufs- bauen fehr hrer; ob die gegenwärtige Negierung und der jeßige Minister mit seiner Theorie dazu imstande sein wird, müssen wir bezweifeln. (Lebhafter Beifall xechts; Zischen Unks.)

Ein Vertreter des“Ministers der öffentlichen

Arbeiten gibt im Auftrage des Ministers die Antwort auf die dringende Anfrage wegen der Einstellung des Schnellzugs- verkehrs: Die Eisenbahn sei infolge der trostlosen Beschaffenheit des Fuhrparks niht mehr in der Lage gewesen, der erfreulichen Hebung der Kohlenförderung in den Bergwerken zu folgen. Es habe daher zu einer so s{chwerwiegenden Maßregel gegriffen werden müssen. Cin roßer Teil der nach dem Ruhrgebiet bestimmten Wagen fei nah Bherslesien dirigiert worden, Sämtliche neu zur Anwendung kommenden Lokomotiven folten nur nah dem Westen geleitet werden. Daß die Maßregel sehr {wer empfunden werde, habe die Ver- waltung voraussehen müssen. Der Erfolg sei auc nit ausgeblieben ; in Oberschlesien würden jeßt täglich tausend Wagen Kohlen mehr verfahren, und das wolle etivas sagen. Die Verwaltung werde von dem Bestreben geleitet, sobald wie irgend möglich wieder zu den Verkehxsverhältnissen des Friedens zurückzutehren ; das hänge wesentlich von dem Fortschreiten der Verhandlungen mit Polen ab. Es werde dann auch sofort eventuell wieder ein Schnellzugsverkehr eingerichtet werden.

Staatskommissar für Volksernährung: Herr von der Osten hat erwähnt, man verstehe in England nit, daß wir so lange ausgehalten . haben, und er hat uns daun die Zustände ge- \Gildert, wie sie tin Frankreich infolge der Zwangswirtshaft vor mehr als 100 Jahren und jeßt in E e!ngetreten find. Wenn wir bei der Zwangswirtschaft bleiben, so deshalb, weil wir dieses Chaos vermeiden wollen. Beim Brotgetreide z, B. funktioniert noch heute die Zwangsbewirtschaftung. Nach der Umwälzung vom 9. November sagte man schon gewisse Termine, wie den Februar, voraus, wo das Volk ver- hungert sein würde. Wir sind do bei der Zwangswirtshast ge- blieben und sind niht verhungert. Es sind nur bestimmte Gebiete, auf denen sie zunächst unbedingt beLehen bleiben muß, weil die Dee

zu kurz ist. Würden wir jeßt zur frecen Wirtschaft zurück- ehren, dann würde eine Befriedigung des Bedarfs nur

auf dem Lande würden - nit stabil bleiben und sehr bald wäre die Schraube ohne Ende wieder da. Kein Mensch in der Negterung denkt daran, sie ‘in alle Ewigkeit bestehen zu lassen. Wir {streiten uns nur über das Wie und Wann des Ablaufs. Gebe man mit Rücksicht auf die befonderen Verhältnisse Ostpreußens nach, dann wäre auf der ganzen Linie kein Halten mehr, und wir wären in den Großstädten und Industriezentren in wenigen Wochen fertig, Wir erleben {hon jeßt, daß einzelne f Staaten im Reich auf diesem Gebiete Sonderwege gehen, das sind böse Zeichen.

Ich wäre sehr froh, wenn die Frage von

allen politishen Ideen losgelöst rein objektiv betrahtet würde. |

Es wird sebr \{chwer sein, tn den lommenden Monaten die Zwangs- wirtschaft durhzuführen, aber tie vorhandenen S(wierigkeiten dürfen

vicht noch dadur vergrößert werden, indem man agitatorisch und i

auch dur) Hegung den Unmut und den Widerstand dagegen steigert.

Darauf wird die Erörterung abgebrochen.

Der Geseyentwurf zur Ausdehnung des Knapp- shaftsgeseßes auf Erdölbetriebe wird ohne Erörterung an dén Handel38aus\chuß verwiesen. :

Hierauf vertagt das Haus gegen 51/, Uhr die weitere Beratung des Landwirtschaftshaushalts auf Dounerstag, 12 Uhr.

Statiftik uno Volkswirtschaft.

Zur Wirkung der Blokade Englands auf die

deutsche Zivilbevölkerung.

Die Statistik der Beyölkerungsbewegung gewährt einen er- s{chrecktenden Einblick in die Nahwirkungen des Weltkrieges. Werden nur einige großstädtische Ergebnisse wahllos berausgegriffen, so lassen in der Stadt Königsberg die Monatsberichte thres Statistischen Amts ‘für den Monat Juni 1919 keinen | Geburtenübershuß, sondern einen Uebershuß der Todesfälle über die Geborenen von 2,4 aufs Tausend der mittleren Monats- bevölferung erkennen. Während im Juni 1919 aufs Tausend der Bevöllerung 24,4 Lebendgeborene festgestellt wurden, ist lebt ein RNüdgang auf 16,0 vor sih gegangen. Die Todesfälle aus- \Gließlich der Totgeburten sind im Funi 1914 und 1919 zufälliger- weile unverändert mit 18,4 a. T. verzeichnet,- so daß also 1914 ein UVeberschuß der Geborenen über die Gestorbenen von 6 a. T. der mittleren Bevölkerung von einem Verlust von 2,4 a. T. abgelöst worden ist. "Nach den Statistischen Monatsberihten der Stadt Kiel starben im April 1914: 10,9 auf 1000 Einwohner, im April 1919 aber 17,7e. Auch hier ist die Zahl der Lebercogeborenen 1919 Fus als die Zahl der Todesfälle, während fie im April 1914 das

fen Leben der Anzahl der Gestorbenen betrug. Kinder im j ersten Lebensjahre starben im April 1914 12,6 auf 100 Lebendgeborene,

Mr E T ALE U E R

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auf Kosten unendliher Preiserhöhungen eintreten können, dfe Preise !

Provinzen und i und î

è Professor

| | dorf gewählt. j / Romberg sowie für etwaige Vertretungen der Stadîrat Simonfohn.

im April 1919 aber 18,2 vH. Für Mannheim ließen die statiftisGen Monatsberihte für April 1914 einen Geburtenübers{chuß von 17,1 auf 1000 Einwohner erkcrinen, während er im April 1919 nur 1,4 beträgt. Auch hier zeigt die Sterteziffer keine wesentliche Veränderung. 1914 starben 14,6, im April 1919 14,1 vT (Fanuar 1914 13,3 und Januar 1919 13,9, Februar 1914 11,7 und Februar { 1919 13,7 vT). Die Geburtenziffer ist aber von 31,7 im April 1914 auf 15,6 im April 1919 zurückgewihen. Im Statistisen abrbuche der Stadt Cöln (7. Jahrg., Cöln 1919) wird ein Schaubtld gegeben, das die Sterblichkeit der weiblihen Bevölkerung veranschauliht und

mittlere Zahl der wetblichen Bevölkerung von 328 100 i. F. 1916 auf 322530 gesunken ist, stieg die Zahl der Todesfälle beim weib- lien Geschlechte von 4501 i. J. 1916 auf 6154. In dem Bericte wird darauf hingewiesen, daß die Widerstandsfähigkeit gegen die verheerenden Wirkungen von Krankheiten infolge der {on seit 1915 einsegenden und immer mehr vers{ärften Lcb nsmittelknappheit stetig geschwät worten ist, und zwar am meisten natürli bei den- jenigen Altersfklassen, in denen die volle Lebenskraft noch nicht er- reiht oder niht mehr vorhanden ist. Ferner kommt die Darstellung der Ergebnisse der Bevölkerungsbewegung in Bayern in den Jahren 1914 bis 1917 (von Dr. Burgdörfer) in der , Zeits{rift des bayerischen Statijtishen Landesamts“ (1919 Heft 1/2) zu dem Schluß, daß bis | zum Ende des Jahres 1917 der Einfluß des Krieges auf die Gntwicklung der bayerischen Bevölkerung derart war, als ob über 11/2 Fahr lang keine Gheshließungen staitgefunden hätten, als ob 11/4 Jahr lang feine Kinder geboren worden wären und als ob fast 2 Jahre lang die doppelte Anzahl von Menschen, abgesehen von ten unter 5 Jahr alten Kindern, gestorben wäre. Im Deutschen Reiche er- höhten fih die Sterbefälle der Zivilbevölkerung 1918 um 37 vH gegenüber dem Jahre 1913. : Nach forgfältigen Bere{nungen werden von dem Medizinal- referenten im Reichsamt de: Jnnern, Geheimrat Dr. Hamel, die LTodesopfer der englishen Blockade Deutschlands in den Jahren 1915 1918 für das Nei ch auf 763 000 angegeben, wobei di: durch Grippe verursachten Todesfälle, die do mit der geringen Widerstands-« kraft des dur die Unterernährung geschwächten Körpers im Zusammen- hang stehen, nit eingerechnet sind. Diese Zahlen werden in der auf Veraslassung der Arbeiisgemcinschaft für Politik des Nets als Sonder- abdrud herausgegebenen Untersuhurg von F. Siegmunds- Schulze „Die Wirkungen der englishen Hungerblockade auf die deutichen Kinder“ (1919, Berlin O. 15, Fruchtsir. 64) angeführt, tin der noch weitere zahlenmäßige Angaben zusammengetragen fiud. Es wird darauf hingewiesen, daß die Sahl der in Berlin an Lungen- tuberkulofe gestorbenen Kinder si in den Fahren 1915—17 für die Kleinkinder und jüngeren Schulkinder etwa verdoppelt hat, für die älteren Schulkinder nahezu eine Verdreifahung erfuhr, und das, ob- gleich das Jahr 1917 in bezug auf Kinderkranktheiten eines der günstigsten seit langer Zeit war. Die Todesfälle haben ih beim Magen- und QDarmkatarh bei den 3—15 jährigen Kindern durGschnittlich verdreifoht, zum Teil vervierfacht. Die Zabl der Todesfälle wegen Brechdurchfalls hat fich bet den 4—9 jährigen Kindern verzehnsaht, bei den 6—10 jährigen veracht- faht. Jn Cöln eg die Sterbeziffer der 6—10 jährigen von 3,8 vT im S@uljahr 1910/11 auf 5,4 vT im Schuljahr 1916/17 und auf 6,6 vT im Schuljahr 1917/18; die Zahl der 11—15 jährigen choten wuch8 in denselben Jahren von 1,99 auf 2,65 und 3,s vT. Die vermehrte Kindersterblichkeit wird erst in den endgültigen, das ganze Jahr 1918 umfassenden Zahlen, die jeßt noch nicht vollständig zur Verfügung stehen, zutage treten. _ In dem Sterben der Kinder ist aber das größte Uebel nit einmal ausgedrüdt. Die schleiGenden Krankheiten i A der „durch die Ernährungs\hwierigkeiten gesteigerten Anfälligkeit die größten Fortschritte gemaht. Die Erkrankungen an Tuber- kulose sind im 3. und 4. Kriegsjahre gegenüber der Friedens- zeit nah dem Urteil von Aerzten, die in Armenvierteln tâtig sind, um das Vierfache gestiegen. In Breslau erhöhte

N R S O O N O DDONZA O E G N D E O P wm

P S R AZ A I a I RS S N T T G R N T C N T

E RNOE, 2% : Se T R N I M A P I D - E n A T I E R E T STUEM CAAB E

[s die Zahl der Patienten des Vereins zur Fürsorge ür unbemittelte Lungenkranke von 8700 im leßten Friedens- Jahr aus falt. 21 000 R Saße 19177 ach Angaben von Professor Krauß stieg in Gefängnissen und anderen ges

s.

s{lofsenen Anstalten die Zahl der Erkrankten bis zu 90 vH, der Znsajsen, die der Todesfälle bis über 50 vH. Dem entseglihen Auftreten der Oedeme in der erften Häkfte des Jahres 1917 jind in den Gefängnissen und Irrenanstalten zuweilen mehr als 1/2 der Jn- fassen zum Opfer gefallen. Jn zahlreihen Anstalten für Säuglinge | und Kinder find % aller, die sich im Jahre 1917 und 1918 in ihnen befanden, an schweren Ernährungsstörungen erkrankt. Die Sterblich- keit an Kindbetifieber ist im Jahre 1918 um 50 vH höher als nach der Verhältnisziffer für 1913. Der Geburtenrükgang ist in Deutschland so stari,. daß die Zahl der Neugeborenen auf è der

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y Friedenszahlen herabgegangen ist. Prof. Ballod hat l den Geburtenausfall für die Jahre 1914—1919 für Preußen u

2,6 Millionen berechnet, so daß der Geburtenausfall im ganzen“ Meiche während des Krieges auf über 4 Millionen anzusezen sein würde. Das ständige Sinken des Gesundheitszustandes der Kinder wurde am deutlihsten an ihrem Gewichtsverlust erkennbar. Jn Cöln ist das Dur@schnitisgewicht der Schulknaben von 1915 bis 1918 von 20,6 auf 19,5 kg, das der Mädchen von 20,2 auf 18,9 kg zue rüdgegangen, Die ganze Schwere der Wirkungen der Blockade wird sich erst in den nächsten Jahren offenbaren, (Nah dem v Neichs- arbeitsblatt“.)

U PCZO E ZDA E C E A A M E

Arbeitsstreitigkeiten.

j ; Vom Schiedsgericht für die Berliner Metall Y, P E H # Industrie wird dem ,W. T. B.“ folgendes mitgeteilt: Das vom eid i : Schtedsgeriht zur Beilegung des ! Metallarbeiterstreiks hat sich am 21. Oktober konstituiert. Zum Vorsitzenden wes A Staatssekretär a. D. von Möllen- | il e anderen unpartetis Beisißer sind der Reichsminister a. D.- Wissell, der Geheime ae Geheime MNegierungsrat Professor

Neichsarbeitéminister ernannte

Josse und der

Ferner gehören dem Schiedsgericht je drei von den Arbeitgebern und von den Arbeitnehmern entsandte Beisißer an. Die Berbänblukgen | erfolgen gruppenweise derart, daß zunähst die Parteien unter dem Vortip des Schiedsgerichts sih zu verständigen versuhen, und

danah im Falle mangelnder Verständigung das Scbieds iht weiter berät und entscheidet. Am ersten Berka nien wurde dle Frage des Schmiede- und Maschinenschlosser-

ge@rbes behandelt. Ob das Schiedsgericht Teilsprühe oder zum S von allen Verhandlunger einen Gesamtiprus verkünden wird, steht noh dahin. Vorläufig unterliegt seiner Kompetenz aus- {ließli die Lohnklassifizierung der Arbeiterkategorien. Ob darüber hinaus au die tehnishe Frage der Arbeitsaufnahme u. a. von ihm bearbeitet werden foll, wird davon abhängen, ob die vom Vorsitzenden in dieser Hinsicht anberaumten und schon aufgenommenen Verhand- lungen der beiden Parteien zu unmittelbarer Verständigung führen oder ebenfalls mit einem Anruf des Schiedsgerichts enden werden.

Der Ausstand der Pariser Zeitungsausträ und Zeitungss\pediteure ist „W. T. B.“ zufolge betnban

Nach französischen Meldungen aus Brüssel ; Straßenbahneraus ftand Rente ist der dortige

Aus New York wird dem „W. T. B.“ emeldet, . d i M A R E ELLES die Arbeit wicher gr g gegend Dg: ent.

Nah einer Meldung des ,W. T. B.* aus , / filien ist dort cin Generalausstand via in Bra

deutlich die Pre der Todesfälle zu erkennen gibt. Obwohl die |

|

, Sesunvheitswesen, Tierkraukheiten und Absperruugs, maßregeln, Nachweisung über den Stand von Viehseucen in Deutsch Oefterreih am 8. Oktober 1919. (Auszug aus den amtlihen Wochenausweisen.)

Maul- | s gweine- Notlauf

B Rot und pest d 2 Klauen- | (Schweines A S seuhe | seuhe) j S{weine S L Zahl der verseudten M s [sl le An B E v IE T8 | » ss S S V | C 1 co S | I Ë S S &ck S Cck S Q 5 2 S467) S [9 I} 1 Niederöfterrelch . . . E i E 12 % 2 2 z . ee Ed Al l D 131 11| 15 31/3 ¿ «o «12/2 4 50018 ‘301 39) 99 414 i «P A =L29 % 94 1 Meter Ml 4 4 6 13 6 2 I o d 4 0 E: s R E, 6 14 7| 10 T 3 S o d 0.0 E t A A d 42 1 1 f Ga e «O Q 91 Lem... S M 4 17 i 5 v 0 00 M 2 2 E e E 1 Gia e d 6 0E 2 3 1 16 j 12 1 Käcnten 0: 9.) M S S 13 54 6 Á 2 2 ¡3 2 y co oe [l-l 1 —1 3 4 18 L Tirol 6d 2: 6-06 E Le 44 uin Gen aua _— 17 9 v 0. 6.0 S 0d L R 4 15 R wn Ge —_— 18 3 v 60S 00.4 S R 10 28 S De L azu zt bai 20 DBoratlbera .. » . « [=-=L0 B M 2

M | Zusammen Gemeinden (Gehöfte): 08 4 (4), Maul- und Klauenseute 152 967), S(Ww

(Schweineseuche) 66 (136), Rotlauf der Cbe 115 (Br aa

Außerdem Lungenseuche des Rindviehs i j c odenleuc)e der afe und B Z 8 nit aufgetreten. | eschälseudje der Zuchtpferde sind

Der „Telegraaf“ meldet aus London, daß das delsanm dem Gouverneur von Malta die Mittetlungs a L Konstantinopel eine Beulenpestepidemie herrs{t.

Verkehrswesen.

Es empfiehlt sid, Briefe für heimkehrende: ivil- personen, die über holländische Häfen nah Deutilend R niht dem deuischen Konsulat in Rotterdam, fondecn dem Grenz übernahmelager in Wesel, Clevertorkaserne, zur Aushändigung an die Heimkehrenden zu übermitteln. Nur wirkli dringende Briefe, deren &nhalt schon in den Niederlanden zur Kenntnis der Adressaten fommen muúß, sollten, und ¿war unter Angabe der Gründe, die dic Aushändigung schon in den Niederlanden erforderli maten, tem deutschen Konsulat in Rotterdam zugesandt werden.

Nr. 41 des „Zentralblatts für dasDeutscheMNeig“ herausgegeben im Reihsministerium des Innern am 17. Sttober 1919 hat folgenden Inhalt: Konsulatwesen: Ernennung. Mikitär« wesen : Ungültigkeitserklärung von Zivilversorgungsscheinen. Bank wesen: Status der deutshen Notenbanken Ende August 1919, ee und Gewerbewelen : Bekanntmachung zur Ausführung der

erordnung über den Verkehr mit Zucker. Zoll- und Skeucer- wesen : Veränderungen in dem Stande und den Geschäftsbezirken der Erbschaftssteuerämter und der Oberbehörden. Wechsel des Stations- fontrolleurs beim Preußischen Hauptzollamt Berlin - Börje. Polizeiwesen : Ausweisung von Ausländern aus dem Neichsgebiete.

(Fortsezung bes Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Theater, Opernhaus. (Unter dea Linden.) Freitag: 218. Dauer:

bezug8vorstelung. Dienst- und Freipläße sind aufgehoben. Unter persönlicher Leitung des Komponisten: Dex No at, Komödie für Musik in drei. Akten von Dugo von Hofmannsthal., Musil von Richard Strauß. Sptelleitung: Karl Holy. Anfang 6& Uhr.

Schauspielhaus. (Am Gendarmenmarkt.) Freitag: 230. Dauer: ag uoriielung. N Freipläße N aufgehoben. Judith. dne Zragódie in fünf Aufzügen von Friedri bbel. Spiel: leitung: Dr. Reinhard Bruck. Anfang 7 Ühr. E

Sonnabend: Opernhaus. 219. Dauerbezugsvorstellung. Dienst«

und Freipläße find aufgehoben. Der Barbier won Sevilla.

Zamiige A e Sen es Nossini. Dichtung nah

Deaumarchats, von Cesar Sterbint, überseßt v ; :

Anfana 7 Ube rseßt von Ignaz Kollmann 281.

„Schauspielhaus. Dauerbezugsvorstelung, ODienst- und Freiplige sind aufgehoben. Maria Stuart. Trauersviel N fünf Aufzügen von Friedrich Schiller. Spielleitung: Dr. Neinbard Brué, Anfang 64 Uhr. |

Familiennachrichteu,

Verlobt: Frl. Hanni von Katte mit Hrn. Ob leutnani Karl a 8 R Satt 2 D maDaselen, Kr. Regenwalde.) ;

R uptmann Fritz v rit Frl. Maria Kundt (Branfünt 5. M.) E S

Gestorben: Hr. Erbt , Amtsgeri 1 Krosigk (Ébactottenbire), rudseß, Amtsgerichtsrat Anton ton Krosig |

ours

Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenburg

Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftést-ile, Nechnunasrat Mengering in Berlin,

Verlag der Geschäftsstelle (M e n gering) in Berlin.

Druck der Norddeutshen Bucbdruderei und Verk talt, Berlin, Wilhelmstraße 32. rlaggansi

Fünf Beilagen (einschließli Börsenbeilage) - und Grfte, Zweite und Dritte Zentral-Handelsregister-Beilage.

sowie die ältsaugabe Ne. 42 A de dfecdi en Auzeigers. vgs

zun Dentschen Reichsan

M 243.

Nichtamtliches.

Deutsche Nationalversammlung in Berlin.

104. Sigung vom 21. Oktober 1919.

Nachtrag.

Die Rede, die bei Beginn der Beratung über den Ha u s- halt des Reichsshabministeriums der Reichs- schaßminister Dr. Mayer gehalten hat, hatte folgenden Wortlaut:

Moine Damen und Herren! Im Haushaltsplan des Reichs- scbaßministeriums waren im ersten Entwurf im ordentlichen Haushalt bei den fortdauernden Ausgaben insgesamt nur 648 180 Mark an- geforder. Zu dieser Anforderung sind im Nacwtraasetat für das Taufende Halbjahr weitere 216 Millionen Mark hinzugetreten, fo daß sich der Jahresbedarf des Reichsshaßministeriums an fortlaufenden Ausgaben im ordentliden Haushalt auf 432 Millionen Mark erhöht. Zu dieser Summe tritt hinzu die im außerordentlichen Haushaltsplan entf altene Anforderung an einmaligen Ausgaben für das laufende Halbjahr in Höhe von 18 Milliarden Mark.

In diesen Ziffern, mit denen der Haushaltsplan des Reichsshaß- inisteriums, wenn id von den einmaligen Ausgaben zur Herab- minderung der Lebensmittelpreise im Haushaltsplan des Reichswirt- s{aftéministeriuums absebe, an der Spitze aller Bivilressorts steht, spicgeln sih wider: einmal die außerordentlihe Erweiterung, wel be der Aufgabenkreis des Neichsshaßministeriums dur die Neuorgani- fation der leßien Monate erfahren hat, und dann die gewaltigen Aus- aaben, welchbe mit der in der Hauptsache dem NReicbs\chaßministerium obliegenden wirts{aftlicken Liquidation des Krieges und der Um- stellung der Kriegs- in die Friedenswirtschaft für das Reich verbunden sind. Unter den leßtgenannten Ausgaben ragen wiederum die an- geforderten Betricbé-. und Baukapitalien für die Fortführung und Umstellung der Hceres- und Marinebetriebe mit nabezu einer halben Milliarde hervor.

Diese EnwiEung läßt es erwünscht erscheinen, wenn aub nur in aroßen Zügen dem hohen Hause und der Oeffentlichkeit eine Darlegung des derzeitigen Aufgabcukreises des Reicbsscbaßministeriums und seiner gegenwärtigen und zukünftigen Organisation zu geben.

Das Neichésaßministerium- is, wie Ahnen bekannt, ins Leben getreten durch einen Erlaß des Neichspräsidenten vom 21. März 1919. Nach diesem Erlaß war die ursprüngliche Aufgabe des Reichs\haß- ministeriums im weseatlicken eine dreifache: erstens die Verwaltung und die Verwertung der entbehrlih gewordenen mebilen und immobilen Heereêgüter, zweitens die Verwaltung der im Kriege entstandenen großen industriellen ÜUnternebmungen und Beteiligungen des Reichs und drittens die finanzielle Kontrolle der Kriegsgesellschaften.

Wenn ih bei dieser ursprünglihen Aufgabe des Reichs\cha§- ministeriums zunächst verweilen darf, so sei es mir gestattet, die Punkte zwei und drei vorauszunehmen. Die im Kriege entstandenen industriellen Unternehmungen des Reichs bilden teils reinen Reicb8- besik, teils sind es Beteiligungen des Neiches in der Form von An- leilen, Darlehen oder obligatorisben Verträgen. Es handelt sich hier im wwesentlicken um die großen Reichëunternehmungen der Stickstoff- industrie, der Aluminiumindustrie und der Elekirizitätsindustrie. Die keiten grofen Reickssticfstoffunternehmungen in Chorzlow in Ober- {lesien und in Bistriß, sind reine Reichéunternehmungen, ebenso das aroße Dampffkraftelektriziiätswerf Tschornewiß, bekanntli zurzeit nd die größte auf Kohle aufgebaute Elektrizitätserzeugungsanlage Europas. Dice elektrishen Höcbstspannungsleitungen sind vereint in der Gesellsckaft für Kraftübertragung G. m. b. H., deren sämtliche Anteile in Reichsbesiß. sind. Dur Darlehen beteiligt is das Reih an den Stickstoffabriken Leuna bei Merseburg und Elektrizitätêunter= nebmungen des deutschen Westens, des Südens und Schlesiens. Diese Unternehmungen ‘des Reiches erscheinen zum größten Teil im Haus- baltéplan tes Reichsschaßminifteriuums überhaupt nicht, und ¿war des- halb nit, weil diese in Gesellschaftsform aufgezogenen Reichsunter- nebmungen si bereits selbst tragen. Es ist aber beabsichtigt, der Uebersicht wegen im künftigen Haushaltsplan auch diese Unter- nehmungen auch dann. wenn keine geldlicken Anforderungen gestellt werden, aufzuführen.

Bezüglich des Großkrafiwerks Lauta, das während des Krieges zu Zweckon der Alumintiumproduktion gebaut worden ist, is zu bemerken, daß es uns in den leßten Momaten gelungen ist, dieses Werk, das bis vor furzem Gigentum der unter Reichsbeteiligung gegründeten „Ve1- einigten. Aluminiumwverke A. G.“ war, in reinen Reichsbesiß umzu- wandeln. Als Gegenleistung bat das Reih etwa 15 Millionen Mark zu entrichten und sich verpflichtet, eine der drei in diesem Konzem ver- einigten Aluminiumfabriken on die bisherigen Gesellschafter zurüczu- geben. Hierdurch sind das Großkraftwerk Lauta sowie die beiden Alu- miniumfabriken Lœuta und Horrem in alleinigen Reichébesiß übergeführt worden. Diese Maßnahme war notwendig, um Lauta entsprechend dem Wunscbe des Aussckausses zur Vorberatung des Glekirizitätégesetes zur Elektrizitätsversorgung der Städte Dresden und Berlin heran- ziehen zu können.

Was die Kontrolle der Kriegógesellschaften betrifft, fo ist belannt, daß die Kuiegsgesellsck&aften vom Reichswirtshaftsministerium ressor- tieren. Auf die wirtschbaftspolitishen Maßnahmen dieser Krieasgesell- {aften bat das Neibsscbahministerium keinerloi Einfluß. Aub die finanzielle Gebarung der Krienfgesellsbaften untersteht in erster Unie tem Reichéwirtschaftsministerium. Die Tätigkeit des Reichsschaßmini- steriums in Ausübung der Finanzkontrolle beschränkt b im wesent- lien darauf, die Bufübhrung dieser Gesellshaften zu überwaben und bei dem Absch{uß größerer Finanzgeschäfte kontrollierend mitzuwirken. Eine Auénahme machen diejenigen Kriegsgesells{choften, webbe dem Reihs\caßamt direkt unterstellt sind. Es sind das die Eisenzentrale, die Manganerzgesellschaft, die (Guroväishe HandelsgesellsGaft und die Deutsch-Orientalische Handelsgesellschaft, Außerdem ist bsabsichtigt,

Erste Beilage

Berlin, Donnerstag, den 23. Oktober

diejenigen Kriegsgesellshaften, die in Liquitation treten, von dem Me- ment an, wo diese Liquidation beginnt, aus dem Gefchäftskreise des NReichs8wirtslaftsministeriums in den des Reichsschaßministeriums- zu "überführen, Zurzeit stnd bereits auf das Reichsshaßtzministerium über- gegangon diz Altstoffeinfuhraesellschaft und die Reich9teptil-Aktiengejell- haft mit Ausnahme der Notstandsversorguna, die bei dem Geichäft8- kreis des Reibssdaßministeriums bleibt.

l Bezüglich der Neitsteptil-Aktiengesellshaft darf ich in diesem Zu- sammenbange darauf binweisen, daß es ihr, abgesehen v der Not- stand8versorgung, gelungen ist, in den lehten ses Monaten allein ür über eine Milliarde Werte abzrseßen.

I komm: nun zur Verwaltung und Verwertung des entbebriiÞ gewordenen mobilen urd immobilen Heœresgules, Die Nerwertuna des mobilen Hoeresgutes unterliegt dem Reichsverwexrtungsamt, das seit Gründung des NReichéschaßministeriums dessen dritte Abteilung bildet. Das Reichsverwertundsamt hat das mobile Heoeres8gut bekannt- li nad der Revolution in wiltester Unordnung übernommen, ohne Kenntnis der Läger, ohne Kenntnis ihrer Bestände, oóne jede ÎInocn- tur, in stetem Kampfe gegen Diebstahl und Unierfchlagung. (Hört, hört!) Dank der energifchen Maßnahmen meines Herrn Amtsor- gängers wurde {on im Frühjahr dieses Jahres in dieses Chaos all mählich Ordnung gebraht. Heute- darf i feststellen, daß sämtliche 2000 Heeresläger und alle 3000 Stellen, an denen :nobiles Heeresgut außerhalb dieser Hoeresläger lagert, fest in unserer Hand sind (Bravo! im Zentrum), daß cine fast vollständige Inventur alles mobilen Heeres- gutes durbgeführt worden ist. Gs werden alle Wege der Verwertung, die nach dem Frieden8vertrag gestattet sind, beschvitdez, angefangen vom Detailverkauf in den gern bis zum Großyerkauf dur die Ge- noialreferate des R: ichéverwmerbungsamtes.

Nachdem die Ordnung geschaffen und die Jnventur durchgeführt war, komwien wir die Zweigstellen, die zur Verwaltung und Verwer- lung des Heeresgutes draußen im Lande errichtet waren, auf die Hälkft- verrèngern. Die von meinem Hevrn Amtsvougänger bareits eingeleitete Wiedererfafsung veruntreuten Heeresgutes hat zur Gründung einer eigenen „Abteilung für Wiedererfassung® im Ministerium geführt, die dank der die Wiedererfassung erleichternden Verordnung, di: das hohe Haus seinerzeit beschlossen hat, bis heute das Grgebnis gezeitigt hat, daß veruntveutes Hecresgut im Werte von 150 Millionen Mark wicde: erfaßt und in den Besiß des Neichs zurückgeführt werden konnte.

Wenn auc die Verwertung im allgemeinen so vas als ircent mögli, durchgeführt wird, so wird auf der anderen Seite do volles Augenmerk darauf gerichtet, daz nihts ins Ausland abgegeben wird, was dem Inlande für die nächste Zeit oder aub für eine fernere Zu- funft dringend notwendig ist, (Bravo!), und daß nichts von diesen Beständen hinausgeht, was wir für die deutshe Jndustrie und vor allem für die Fortführung unserer Heeres- und Marinebetriebe selbst dringend bedürfen, (Bravo!) -

Wenn es uns nun aucch gelungen ist, in das Chaos mit vieler Mühe und Arbeit Ordnung hineinzubringen, so wissen wir doc, daß bei dem ungeheurer Umfange der Geschäfte und der gewaltigen De- moralisation, die leider immer noch in unserem Volke besteht (sebr richtig!), da und dort sicherlich noch Veruntreuungen vorkommen werden. Aver wir tun alles, diese Vevuntrouungen auf cin Mininum zurückzu- führen, Wix haben außer der Erfassungéabteilung eine eigene groß ausgebaute Polizeiabieilung im Venwvertungsamt erribtet. Wir haben Kontrollstellen aller Art nah innen und außen, und wir können beute sagen, daß 95 Prozent der Vorwürfe, die in der Oeffentlihkett gegen das Reichsverwertungsamt erboben werden, sih bei der Untersucbung als gegenstandélos oder als an die falsche Adresse gerihtet erweisen.

Meine Damen und Herren! Es wird Sie interessieren, das Ge- samiresultat der Verwertungstätigkeit, wie es si beute darstellt, zu erfahren. Aus den Verhandlungen in Weimar ist JIbnen erinnerli, dez der frühere Reichsfinanzminister Schiffer den Wert des gesamten für das Reich noch geretietien mobilen Heeresgutes damals auf etwa drei Milliarden Mark angenommen hat. Obwohl inzwischen der Frie- densvertrag von uns rattfiziert worden it, in dem unter anderem die Bestimmung enthalten i}, daß wir über eigentliches Heeresgerät nidt verfügen dürfen, sondern dieses eigentliche Heereêgerät der Entente zum Zwecke der Zerstörung bereitzuhalten haben cine Bestimmung, die wir, obwohl der Friede noch nicht perfekt ist, loyal durchbgeführt haben, mit der Maßnahme, daß wir dieses Heeresgerät nidi veräußern, sondern bereithalten, soweit wir es mit in dem bisherigen Umfange weiter delaborièren —, id sage: obwohl diese Bestimmungen des Friedensvertrages uns auferlegen, einen fehr großen Teil dieses Heeres- gutes nicht zu verwerten, ist es uns gelungen, bis heute 3 Milliarden Mark aus Heeresgut zu erlôsen (hört! hört! und bravo! im Zeutrum), von denen bereits 2,2 Milliarden Mark in bar und in Kricgsanlethe eingegangen find und der Nest domnächst eingehen wird. (Bravo! bei den Deut)chen Demokraten.)

Nach meiner Schäßung befinden sich an mobilen: Heereêgut der- zeit in Deutschland noch Werte von ewa ein bis zwei Milliarden Mark. Von dem Heereêgut, das im Ausland, in Budapest, in Odessa und sonstwo liegt, lassen sih aus begreiflichen Gründen in diesem Moment Wertshäßungen nicht machen, Fest steht jedenfalls, daß die Verwertung des mobilen Heeresquies, wie Sie aus den miigeteilten Zahlen entnommen haben, ihren Höhepunkt bereits überschritten hat. Wir hoffen, daß in der ersten Hälfte des nächsten Jahres die Ver- wertung im wesentliben beentet sein wird. Wir werden versuchen, dann das Reichsverwertung&«mti in Gesellschaftsform auslmnrfen zu lassen. |

Die Tätigkeit der Automobilabteilung des Reichäverweriuags- amts ist, sowett sie niht unmittelbar mit der Verwertung uammen- hängt, auf das MReich8verkehrsministeriuum übergegangen. Dae zur Sckchließung etwaiger Lücken des Verkehrs seinerzeit errichteten joge- nannten Heimatkolonnen sind zum größten Teil in Kraftverkehrsgesell- haften unter Reichôbeteiligung umgewandelt worden. Soweit dies gesehen ist, werden auh sie dem Reichsverkehrsministerum ange- oliedert werden. Die alädann noch verbleibenden drei Kraftverkehrs-

zeiger und Preußischen Staatsanzeiger.

1989.

ämter sollen bis zum 1. April 1920 aufgelöst werden. (Braiso! reiz.) So viel über den derzeitigen Stand der Verwertung des entbebrl:ch gewordenen mobilen Heeresgutes.

Ich komme nun zur Verwaltung und Verwertung des entbebr!l:ch gewordenen immobilen Heeres- und Marinegutes. Auf diesem G biete ist dem Reichsshaßministerium dur den Beschluß des Haus- halt&ausschusses der Nationalversanmlung vom 30. April dieses Jaüires ejne neue gewaltige Aufgabe erwabsen. Nath diesem Beshluß sollen die biSherigen Heeres- und Marinebetriebe soweit als mögli forts

geführt und auf Friedensbetrieb umgestellt wevden unter der Boraus- sepung, daß sich diese Heeresbeiriebe in absehbarer Zeit zu rentabscn Betrioben entwickeln. "Das Neichkssbaßministerium bat dam?t

die shwierigste Aufgabe übernommen, die in Deutfckland auf

dustricllem Gebiet jemals gestellt worden is. (Zustimmung be: Deutschen Demokraten.) Diese Aufgabe is nur losbar, wen an ihre Losung nah kaufmännischen und technisben Ges ttepunktien beran getreten wird. (Erneute Zustimmung bei den Deutscken Demokraten.) Die Fortführung der dazu geeigneten Betriebe, noch mebr aber die Prüfung der Umstellbarkeit dieser Betriebe in Friedensbetriebe baben zur Vorausseßung, daß sie erstklassigen Kräften von bervorragender Fachkunde und Erfahrung anvertraut werden. (Sehr richtig! bei den Dautschen Demokraten.) Die Gehälter dieser technisden und fauf- männischen Sachverständigen müssen den Gehältern der Privaindustrie nbedingt angepaßt sein, wenn wir erreichen wollen, daß wix taisälid erstklaf}sige Kräfte in den Dienst dieser Aufgabe stellen können. Ju Voraussicht dieser Entwiklung bat bereits mein Herr Vorgänger die Hmrpiverwaltung der Heereëbetriebe begründet; fie ift inzwischen n2h kaufmärnmischen und technishen Gesichtspunkten weiter ausgeftaltei worden.

ZU dem erften Erfordernis, daß die Ausgabe von kaufmännischen und tehräschen Gesihtspunkten aus gelöst werden muß, tritt noh ein weiteres Erfordernis. Die zur Fortführung bestimmten Betriebe müssen na unserer festen Ueberzeugung in Gesellschaftsform gebract und nach kaufmännischen Gesichtspunkten betrieben werten. Das ist Voraussetzung nit nur einer rationellen und sparsamen Betriebs führung, sondern awh Vorausseßung der dringend notwendigen ftän digen und eingehenden finanziellen Kontrolle durch die Regierung, aber auch durch die Nationalversammlung. Nur mit Hilfe der Gliederung in Gesellschaften is es möglich, jederzeit die Wirtschaftlichkeit eines Beiriebes oder Betriebszweig-cs festzustellen und die Verwentung der Gelder bts ins kleinste zu prüfen.

Das Reich hat auf diesem Gebiete bereits große Erfahrungen, die geschöpft sind aus der Verwaltung der großen Reichsbetriebe und Reichsbeteiligungen auf anderen Gebieten, die ih bereits vorhin Fhuen vorzuführen die Chre hatte. Es soll hier bei den Heeresbetrieben in genau der gleichen Weise vorgegangen- werden wie bei den Reihs- gesellschaften der Aluminium-, Stickstoff- und Elektrizitätswirtschaft,

Der im Hausha!tsplan unter den außerordentlichen Ausgaben für die Hauptverwaltung der Reichsbetriebe angefvrderte Betrag von fasi einer halben Milliarde für das näcbste Halbjahr soll kein verlorener Aufwand sein, sondern stellt die für diese Zeit notwendigen Betriebs- und Bankapitalien zur Fortführung und Umstellung der bisherigen Heeres- umd Marinebetriebe in Friedenêroirtsbaft dar. Wir werden diese Betriebs- und Baukapitalien nah entspre{enden Abschreibungen in den Bilanzen der zu bildenden Gesellschaften als Betriebs- und Baukapitalien erscheinen lassen und hoffen, daß diese Gelder, soweit sie Betriebékapitalien darstellen, durch entsprewende Einnahmen hevgb- gemindert werden, und daß sie, soweit sie Baukapitalien darstellen, aus den künftigen GVewmnen verzinst und amortisiert werden.

Der Umfang und die Bedeutung der Aufgabe der Fortführung und Vmstellung der Heercs- und ‘Marinobetriobe hat dazu geführt, die Hauptverwaltung der NRoichsbetriebe, die ursprünglich der Ahb- teilung TIT (Reichsverwertungsamt) angegliedert war, von dieser Ab- teilung III in die Abteiluyg T des Reichsshahministeriums zu über- führen, in der bereits dic Verwaltung der ändecen großen Meichf- betriebe und Neichsbeteiiigungen stattfindet. Diese Abteilung 1 ift dadur zur großen Industrieabteilung des NReichêschaßministeriunms geworden, die, wenn crst die Elektrizitätewirtschaft in de? im Gefceß- entwurf über die Sonalisierung der EGlektrizitätswiris{aft vorge- sehenen Ausgestaltung hinzugekommen sein. wind, wobl den größten Industriekomern der Welt darstellen dürfte.

Die Schwierigkeit der Aufgabe “der Fortführung der Heere8- und Martnebetriebe und ihrer Umstellung in' Friedensbetriebe ist tur Faus noch nickcht allgemein voll erkannt und-geroürdigi. SFon in normalen Zeiten ist es außerordentlih s{chwet, derartige Betriebe um:ustellen, weil alle Gebäude, Maschinen und Einrichiungen ganz einseitig: ibrer Zwekbestimnung angepaßt sind und niemæls damit gerechnet worden ist, daß diese Betriebe aar einmal zu anderen Zwecken als zur brikation von Heercsbedarf dienen sollen. Bei den alten Heeres fabriken ist das ja verständlich; aber unverständlich ift es, daß, man bei den gewaltigen Anlagen dieser Art, die während des Krieges ge- scheffen worden sind, gar niht daran. gedaGt ¿u haben scheint, daß riefe Betriebe unmöglich dauernd für den Zweek bestimmt sein konuten, für den fie errihtet wurden. (Sehr rihtig! im Zentrum.) Niemand scheint damals daran grdacht zu baben, was jedem Industriellen fofo!: t am nächsten gelegen wäre, die Betriebe von voinbhercin so aufzuzichen, daß fie später obne allzu große Schwierigkeiten in Fri&denSbetricb hätten umgestellt werden können. Wir sehen bei den Neubauten während des Krieges eine ungebeur- Geldverschwendung. (Sehr richtig!) Die Betriebe sind mit äußerstem Naffinement ausgebaut und ibren Zweck angepaßt, was verständlich is und auh wohl vichtig war, aber sie sind andererseits so gebaut, daß sic für Friedensbetrieß nur mehr schwer umzustellen sind. Vielfach schen wir wischen den gc- waltigen Anlagen große Zwischenräume, in denen sich Kunststrafien «ller Art, aber auch grünende Parkanlagen größten Umfanges finden, die zeter nwdernen Großstadi ¿zur Zierde gereihen würden alles Anlagen, die vom kaufinännish-industriellen Standpunkt qus dauernd-

Ershwerungen des Betriebes und dauernde Lasten für die Fortführung

dieser Betriebe sind. (Sehr rèhtig!) Der gevadezu erschreckdenden Einseitigkeit der Aufmachung dieser Beiviebe entspricht die Einseitig-

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