1919 / 244 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 24 Oct 1919 18:00:01 GMT) scan diff

rigepratenten und Bem Rantrat, bie f 6E an Grétize Ecé Múglicken bemüht Eaben, diesen Streik zu vereiteln, und als er aus- gebrochen war, {nell beizulegen, den Dark und bié Anerkennung der Staatôregierung bier auszuspreben. (Bravo!) Für weitere Kreise der Landwirte über ten fleineren Kreis in Pémnién- hinaus besieht ent- gegen den Bestrebungen, wegen dieser Verordnung immer wieder Unruhe in der Landwirtschaft hervorzurufen, feine Véran'assüha, G A beun- ruhigen... Die Verordnung besteht seit tem 2. Septenrber, also etwa seben: Wochen. Erst einmal ist sie angercendet worden, und zwar în dem Kreis, wo diese Vorkommnisse spielten. Nur wenige Wocken währt. noch die Hafruternte. Sobald sie beendet ist ünd- somit jede Gefahr für die diesjährige Grnle beseitigt ist, werde" 1ch mein Wort einlösen und die Verordnung aufheben.

RH stimme dem Herrn Abgeordneten Nipvel durck4us zu: ter Tätifgedanke marstbiert. li entschiedene Gegnertin dieses Tarifgedankens nicht nur. in der Industrie, sondern auch in der Landwirtschaft. (Widerspruch re bts. Zuruse bei den Sozialdemokraten.) Herr von Kardorff ih rechne nickt mit dem, “vas in Jhrem Programm steht, fonderu mit den Hand lungen, die von Jhren Parteifreunden draußen Pbeaangen twerxcen. Wens “Sie für den Tarifgedanken eintreten, warum Baten Siè ihm ncht vor der Nevolution Geltung verschafft? fanden die érbitterten Kämpfe um den Tarifvert1ag in der S industrie statt, wo Jhre Parteifreunde den Ausschlag geben. nüßen papiernie Programmpunkte, wenn sie mit den Taten in ekla- tantem Widerspruch stehen? (Zurufe rechts.) Die Landarbeiter waren organisiert, ihre Organisation wurde aber mit brutalea Mitteln vop Ihren Parteifreunden niedergehalten. Und daß das jeyt nicht mehr geschehen kann, ift ja Ihr Kummer, der Anlaß zu Jhren jeßigen Angriffen gibt. (Widerspruch rechts. Sehr wahr! links.) Meine Herren, «wir sind uns ja jeßt einig in der Förderung des Tarif- gedankens. Der Abgeordnete Nippel gibt ja zu, der Tarifgedanke marschiert, und wir werden auh die leßten Widerstände dort in Pommern überwinden. Wenn er allerdings meint, daß seine Freunde sich" dagegen wehren müßten, daß der Minister mit brutaler Gewclt in wenigen Wochen die Tarifverträge der Landwirtschaft aufzwingen will, -die anders wohl erst in jahrzehntelangen Kämpfen durchgeseßzt sind, dann verkennt er doch vollständig die heutige Situation. Wollen Sie auch heute erst jahrzehntelange Kämpfe um die Anerkennung der Tarifverträge führen, wie sie in der Jnduftrie seit Jahren die Arbeitnehmerschaft und die Arbeitgeberschaft in dieser {limmen Weise zerklüftet haben zum Schaden unserer Volkswirtschaft? Jch glaube: nein. Aber, meine Herren, außerdem verkennen Sie ganz die Situation, insofern als Sie vergessen, daß" seit dem 9. November doch gânz andere Verhältnisse eingetreten sind. (Zurufe rechts: Leider! Gegenrufe links: Gott sei Dank!) Solch eine Volksbewegung tritt nicht künstlich auf; wer sie ausgelöst und die Bedingungen dafür geschaffen hat, darüber will ih bei diesem Punkte nicht reden. Aber Sie, meine Herren auf der rechten Seite, die jahrzehntelang hier gestanden und jeden kleinen Fortschriit bekämpft haben, Sie, Herr v. Kardorff, haben es hier Ihren Freunten selbst wenige Monate vor der Rêvolution mit sehr {önen Worten gesagt, Sie haben im wesent- lichsten; selbst dazu beigetragen, die Atmosphäre zu schaffen, die {hließ- lich in der Nevolution zur Explosion kam, (Zuruf rechts.) Herr von ‘dex Osten, keine Heße nüßt etwas, wenn kein Nährboden dafür da ist. (Zurufe rets.) Meine Herren, Sie sind im Jrrtum, wenn Sie arnehmen, daß ih der Landwirtschaft mit brutaler Gewalt die Tarifverträge aufzwingen will, wenn ich mit meiner Verordnung eingegriffen habe, so nur, um den Widerstand jener kleinen Kreise zu brechen, die mit brutaler Gewalt, mit Militärgewalt die Arbeiter in ihrem berechtigten Streben nah wirtshaftliher Freiheit niederhalten roollten. (Widerspruch und Zurufe rets.) Daß jeßt die Dinge in der Politik meist etwas schneller gehen als früher, das werden Sie einge- sehen haben. Jahrzehntelang haben wir uns hier darum gestritten, unser. Dreiklassenwahlsystem nur um ein Geringes zu verbessern, um weiteren Kreisen auch einen Anteil an der politischen Macht zu geben; es ist niht gelungen, Worüber wir uns jahrzehntelang gestritten haben, das ist in wenigen Tagen unter dem Druck der revolutionären Greignisse geschaffen worden. So steht es auch auf vielen anderen Ge- bieten; so auch auf dem Gebiete der Tarifverträge. Seien Sie mit mir «glüdlih, daß es gelingt, in der Landwirtschaft ohne zu {were Kämpfe. den Gedanken der Farifverträge, der ein wirtschaftsfried-

A l Cv. Q ne E S x N 44 9 Fedoh Ibre Partei war bis vor Monaten

2 ei c

liches -Verkältnis gewährleistet, fo schnell zur Durchführung zu bringen. ,

Unterstüßen Sie mich darin und bekämpfen Sie mich nicht in so perheßender Weise.

Wenn der Abg. Nippel gestern meinte, ih sollte dafür Sorge tragen, daß in meiner Verwaltung die abgeschlossenen Tarifverträge erst einmal zur Durchführung kämen, und dabei auf Vorkommnisse im Landgestüt Mariefiwerder hinwies, so möchte ih darauf sagen: wenn er mir einzelne Fälle mitteilen kann, wo die mir unter- geordueten Stellen niht dafür Sorge tragen, daß ordnungömäßige Tarifverträge auch zur Anwendung kommen, so bitte ih ihn, mir dies mitteilen zu lassen, ih werde dafür sorgen, daß sie aufs s{bleu- nigste zur Geltung kommen. Aber wie liegen denn die Dinge gerade cuf dem Gebiete des Tarifvertrages im bezug auf die Gestüt- wärter? Die Gestütwärter sind zum großen Teil in dem deuts- nationalen Christlichen Landarbeiterrerbande organisiert. Jahrzehnte- lang haben die Herren, die hier die Macht in Preußen hatten, den Tarifvertrag und bessere Verhältnisse in den staatlichen Gestüten ver- sagt, Erst als die Revolution die Machi dieser Herren gebrochen batte, erst da kam der deutschnationale cchristlide- Verband zu mir (Abg., Nippel: Das stimmt nicht!) das ist Tatsache —, und es ist in wenigen Monaten möglih gewesen, für diese staatlihen Ange- stellten. cinen Tarifvertrag einzuführen. Meine Herren, wenn jeßt die Durchführung nit ganz so {nell geht, wenn vielleicht einzelne, in deutshnationalen Gedankengängen sich beiwwegende Gestütsleiter der alten Schule sich noch nicht so s{nell umstellen können, dann machen Sie mix keinen Vorwurf daraus, dann bitte 1ch Sie, Herr Abg. Nippel, wirken Sie auf diese Ihre deutschnaticnalen Parteifreunde ein, daß sie sih etwas schneller umstellen. (Zurufe rechts und links.) Also, meine Herren, haben Sie etwas Geduld mit Ihren deuts&- nationalen Parteifreunden in der Gestütsleitung; ich glaube, Sie werden bald keinen Anlaß haben, irgendwelche Besckwerden über die Durlhführung des Tarifvertrages dort geltend zu machen.

, Meine Herren, Herr Abg. Rippel hat gester von mir verlangt, ih wöchje. mir das Vertrauen aller landwirtschaftlißzen Kreise er- xingen; wenn ih Ersprießliches auf meinem Posten leisten wolle. Da

Begegnien G Unfers Wünske, H Pünste im Inkeresse ber Lanb- wirtschaft, im Interesse der aesamten Volkswirtschaft, die wesentlich durch das Geteihen der Landwirtschaft beeinflußt wird, im Interesse des ganzen Volkes, daß es möglich wäre, das Vertrauen aller land» wirtshaftliben Kreise zur preußischen landwirtschaftlicßen Verwal- tung herzustellen. Aber, meine Herren, stärker als meine Vorgänger bin ich- auh nicht, und ih weiß, daß auch meine Vorgängerghier, gleichviel, welhen Namens sie waren, niemals während ihrer ganzen Amtsführung das Vertrauen aller landwirtschaftlichen Kreise ge- nossen haben. (Sehr gut! bei den Sozialdemokraten) Jch weiß z. B., daß es kaum einen preußischen Landwirtschaftsminister gegeben bat, der bas Vertrauen der vielen Millicnen von Landarbeitern und -Kleinbauern unbeschränkt gehabt bat. Da muß ich miG schon damit abfinden, ließli auch auf das Vertrauen einiger Tausender oder Hundert- tausender Großgrundbesißer zu verzichten. (Sehr gut! bei den Sozial- demokraten.) Denn ich bin der festen Ueberzeugung: obglei ich be- strebt bin, mit allen Kreisen der Landwirtschaft objektiv zusammen- zuarbeiten, —- in dem Augenblick, wo ih das Vertrauen der Herren yon Herbberg-Loitien, Dewiß und Genossen, die in dem Pommers hen Landbund ibr Wesen treiben, erringe, kann ih nit eine Stunde länger an diefer Stelle stehen. (Lebhafte Zustimmung bei den Sozial- demgkraten.)

B Be 2D S Im „5. {f 4D Ti mee œiREE É it ZiA es legt ja tim [Wesen der Dinge, daß id manchde

Meine Herren, 2 T umme, bie aus Großgruntbefitetfreisen an mi berantritt, zu- rüchveisen mi. Grst ncuerdingë ist mir ein !Antnag ven einer

afür eintreten, daß te Haferumlage für die einelnen Landwirte ebenso bo bezahlt würde, wie der Welimarkipreis beträgt, und es wurde darauf bingemwiesen, daß der Weltmarklpreis für Hafer 1209 6 für die Tonne: au8macke. Die Landwirte müßten“ etwa 600 000 Tonnen zur Befriedigung des Nähbrmittelbedarfs und fonstiger wichtiger Zwecke im Umlagevekfahren abgeben. Für dieses Quantum erhiélten sie nur 410 M. Daker hätten sie bei jeder Tonne etwa 800 X Schaden. Daß sie aber, wenn man etwa 5 Millionen Tennen Erúte recknet, bei diesem überaus hoben Preis von 1200 4 gegen den früheren Preis eine Mehbrein- nabme ion 4 Milliarden haben, daran denken sie nid. (Zuruf des Abg. v. Kardorff.) Das ist nicht unerhört, das is Tatsacho, Herr von ¡Kardorff

Meine Herren, sie besbweren sid nun nickt darüber daß_ibnen dieser Gewinn von etwa 480 Millioner durch den niedrigen Peris für die Umlage entgeht, sondern sie stellen sich auf den Standpunkt, daß sei für sie cinc unerträglide Belastung, eine Sondewbesbeuerunz, wäh- rend ih auf dem Standpunkt stehe, meine Herren, das sei ledigli ein enigangener Konjunkturgewinn, und zwar ein Konjunkturgewinn, der meiner Auffassung nach ihnen nur durch Wudcerpreise zugeführt ward; denn 12090 4 für die Tonne ist ein Wuckerpreis er steht in l'einem Verbälinis zu den Gestetungélosten. Sie spreben in ihrem Schreiben von der Ausbeutung der Lantwirtshafs in der krassesten Form, weil ibnen nur die 4 Milliarden Mark gegeben roorden sind, und die 489 Millionen Mark nit zufließen, weil in dem Umlage- verfahren ter niedrige Preis festaeseßt ist. Wenn die Landwirlshaafts kammer voni mir verlangt, daß i für solche lauf dem Boden krassesten Gigennußes gewachsene Forderungen eintrete, dann muß ih sagtn: das Fam ih gegenüber dem anderen großen Teile der Bevölkerung nid ver- antworten. (Sehr ritig! bei de Sozialdemokraten.) Der vorma’ ige König hat einstmals, als man ihm zumutete, für cine \Frhöbung des Zolles um 1,50 M4 pro Doppelzentner einzutreten, erklärt: |Sie können mir n: ckcht zumuten, daß ¿ch Brotwucher treibe. Mir mutet man aber zu, ich solle dafür eintreten, daß 80 4 für dem Doppelzentner Getreide mebr ge- ¿ahlt werden, das ¿ur menschlichen Ernährung notwendig ist. (Zuruf rechts: Was zahlt das Ausland? Erregte Zurufe links.) Wenn man den Standpunkt dieser Kammer einnehmen will, dann kann man sagen: *dér Landwirt kann ‘den Hafer jeßt“ nit nur für 1200 Æ verkaufen, fontern, wenn an einen Schieker, der ihn- dann weiter an das Ausland | abgibt, dann kann er noch das Doppelte und Dreifache dofür bekommen, dieser Gewinn ent- geht ihm, und das sei eine |Sonderbesteuerung, eine Ausbeutung der Landwirtschaft» Für dicse Logik habe ih kein Verständnié, und wenn ich solce unberectigten (Bestrebungen und Forderungen nit unter- stüße, dann muß ih auf das Vertrauen der Kerise verzi:en die diese Forderungen aufstellen. Zum Glü ist das ja nit die Mehrheit der Landwirte, sondern der verständige Teil' wird mir ‘recht geben, wenn ih sage: es muß das ‘Interesse der Preduzenten und Konsumenten bei den jeßigen Verhältnissen im Lande in Einklang gebrac:t werden. Wenn ih aber solde Forderungen .nidt unterstüße, dann mat man mir das ist in der lebten Zeit sehr göäufig geworden den Vor- wurf, ich wverstände von der Landwirtschaft nichts. (Sehr vihtig! rechts. Lachen bei dèn Sozialdemokraten.) Herr Atgeordneter Rippel hat gestern auch, gestüßt auf seine tiefgründigen landwirtscaftlichen Kenntnisse, den gleichen Vonvurf erboben. (Zuruf rets: Auf einen (Zuruf von Ihren Parteifreunden!)) Das ist glei, Jch weiß, daß hier an meiner Stelle Männer gestanden haven, die vielleiht über mehr, vielleidt aber auh über etwas weniger landwirtsdaftlide Sachkunde verfügt haven. Jch weiß aber aub, daß diese Männer von der Seite, - die jest gegen mich Sturm läuft, in der gehässigsten Weise bekämpft und ais bar jeder Tandmwirtsaftlihen Cahfunde erklärt worden find, sobald siè sich nit zum willenlosen Werkzeug agrar-konser- vativer JInteressenpolitik machen ließen. (Lbhafte Zu- stzmmung bei den Sozial'vemokraten.) Jch könnte [Ihnen aus der parlamentarischen Gesckichte dieses Hauses und: au des NReicstages eine Reibe cklatanter Beweise dafür erbringen. Aber übrigens, meine Herren, möchte ib ncch hinzufügen: au meine Herren Amtsvorgänger, gleidviel, mode, batten nid sabundigere Mitarbeiter, als ich sie habe, vielleiht mar nur der feudale Einshlag etwas stärker, als er jeßt ist. Aber, meine Damen und Herren, ih bin überzeugt, ih würde au für die |Herren in den agrar-konservativen Kreisen der sa- Pundigste Minister sein, wenn il mih zum Vorspann hrer gewinn- und herrscksücktigen JInteressenpolitik macben ließe. (Große Unruhe rets. Lebhafte Zustimniung bei den Sozialdemokraten.) Daß id das ablehnte, daß ih insbesondere aber wagte, für die nah Millionen zählenden Landarbeiter und Kleinbauern, die man früher gewohnt war, an die Wand zu drücken, einzutreten, hat mir den giftigen Haß dieser Herten zugezogen. (Sehr richtig! links. Zurufe rechts,) Ich lege fein Gewict darauf, Jhre (nah rechts) Zufriedenheit zu erringen; wenn ih das wollte, wäre ih hier nicht mehr mög Wenn die Herren, die mih jeßt in diéser Weise in der Prefse angreifen ‘hier im Parlamient- klingt es ja glücklicherweise immer etwas abgesckliffener;

Landit:tfckatiStammer zupégangen, S folle è

n

denn hier kann ih aniwotten —, wenn die Herren wüßten (Zurufe

ete) = f „Vorwärls?s Nit, Fan Maé Sie erst Proßagan®ta fir den „Vorwärts“ in Ihren Kreisen, dann Fat es cinen Zmeck, dert auf Jhre Anwürfs ¿zu anarorten (sehr gui! und Heiterkeit si dên Sozialdemokraten) =— wenn die Oren wüßten, welden Gindtut Ire Verunglimpsungen und persönlichen Gehässigkeiten auf mi maden, vielleicht würden Sie do Sbren Eifer etwas hemmen. ider- willen, wenn die. Umvahrbaftigkeit und Demagcegie zu widermärtig ist, und Heiterkeit, wenn sie zu dumm i\t, das ist es, was Sie (na recks) bet mir mib diesen Angriffen auslöfen. Das eine kann ich IBZnen bier erklären: alle. diese Angriffe, mögen sie ib noch gehisfieër, ncch unsa&bli&er, noi unwabrbhafiirer gestalten, merden mih um Teincs Fingers Breite von dem zieklaren Wege abbringen, den ich mir tei der. Nebernahme ; meines tverantnortiden Amtes vorgezeidanet bate. Gestern ist hier turch die zum Abbau der gereizien Stimmung ven

ali d

E E ¿F É E 70 R Ls R ao dps enen Mede auf. der reten See des Hauses det V1;

Nuf auêgelóst morden: „Fori mit dem Minister!“ Jm Vande flinat

G - M, E Herrint Huppel- gel

ib. er ja schon fortgeseßt. (Ja, ja! rechts.) Ja, ja, Herr von Kar- dorff, demgegenüber .etläre id: solange ie das Vertrauens meiner Partei habe (stürmisckes Aha! reckts stürmische Zurufe auf de: Gegenseite anbeltende stürmisde Unruhe) früber - mußte ein Minister das Verträuen-J brer. (nad rati8) Partei haben! *— (fehr

ridiig! umd 'Seitcrfeit Tinte) folange ich das Vertrauen merner Partei und der Mehrheit dieses Hauses bade, zu der Sie (n@ch rechts) nidi gebóren, scharge werde id nicht die feige Fahnenfluckt ergréifen, die Sie erwarten, {ange werde ich bier meine ganze Kroft einséßén, um die großen Aufgaben, die meinem Amte gçestellt sind, mit Hilfe meiner sacfundigen Mitarbeiter auézufüktren. - (Zurufe reis und links.)

Meine Herren, von welcher Bedeutung die baldige und be- friedigende Lösung - dieser Aufgaben für den Wiederaufbau unseres Wirtschaftslebens und für feine friedlihe Fortentwicklung ist, i} in dieser Debatte {on hinlänglich betont worden; ih kann darauf ver- zibten, das hier zu wiederholen. Jch möchte aber folgendes binzú- fügen. Die dringend notwendige umfassende Bodenverbesserung durch Meliorationen und Bedenklullurarbeiten aller Art, wie insbesondere die Aufschließung aller zur land- und forstwirtschaftlichen Nußung geeigneten Kultur- und Oelländereien muß viel mehr als bisher Ge- meingut aller Kreise der Bevölkerung werden. (Sehr gut! links.)

Nur dann wird es möglich sein, alle Mittel und Kräfte einzu- seßen, um dieses große Kulturwerk zu vollbringen, die Kraftquellen unseres Landes zu stärken und den Nährboden, der uns zur Ver- fügung steht, frubtbarer zu machen. Meine Verwaltung hat bisher troß aller Schwierigkeiten, die unsere jeßigen wirtschaftlichen - Ver- hältnisse mit sih bringen, auf diesem Gebiete getan, was zu tun ist. Die Herren von der Stedlungskcemmission haben erst kürzlchi Gelegen- beit gehabt, zu sehen, wie großzügig die Moorkultivierungsarbeiten vorgenommen werden. - Sie sollen in demselben Maße fortgeseßt werden, und ih hoffe, daß es gelingt, auf diesem Gebiete bald mit weiteren sichtbaren Leistungen aufrwarten zu können, Befonders die Landeskuliurbehörden, die durch das Geseß, das dieses Haus verab- schicdet hat, einges:8t worden sind, haben hier ein neues großes Arbeitsfeld. Jch hoffe auch, daß das Geseh über die Bodenverbesse- rung, das dem Hause bereits vorliegt, bald und so verabschiedet wird, daß es den Landeëkulturbeb örden eine wirksame Handhabe auf dem Gébiete der Kulturarbeit bretet. :

Meine Damen und Herren, wir haben glücklicherweise einen er- freulihen Zug in unserer Bevölkerung zu konstatieren; das ist der Zug von der Stadt auf dem Lande hinaus. Das ist ein hoffnung#- volles Zeichen der Gesundung unseres Volkskörpers. Wir müssen es richtig begreifen und erfasfen, müssen auch verstehen, daß sich bei der Umstellur.g gewisse Komplikationen beiderseitig ergeben. ür müssen uns aber bemühen, diese' Gegensäße und diese natürlichen Empsindungen, die sich aus der langen Trennung, aus der Ver- schiedenheit des Milieus, in dem diese Bevölkerungskreise gelebt haben, ohne weiteres ergeben, zu überwinden. Dann wird dieser Zug der Gesundung, der durch das Volk geht, auch befruhtend auf unser Wirtschaftsleben und unsere ganze Volkswirtschaft einwirken. Not- wendig ift dazu, daß die großen Aufgaben des Siedlungswesens er- füllt werden, um diese Menschenmassen aufzunehmen und eine Uni- gestaltung der Besig- und Betriebsverhältnisse in der Landwirtschaft herbeizuführen. |

Den Streit, ob Klein- . oder Großbesiß rationeller wirtscaftet, möchte ih bier als müßig vollständig -beiseite lassen. Das Ziel bei dieser Unigestaltung muß die Beschaffung von Wirtschaftseinheiten sein, die den größtmöglichen Ertrag aus dem uns zur Verfügung, stehenden Boden ergeben. Das wird nah Oertlichkeit, nah Boden- beschaffenheit, nah Verkehrélage, nah Absaßverhältnissen verschieden ¿u beucteilen sein. Der gesamten Tätigkeit auf diesem Gebiete der inneren Kolonisation den rechten Jnhalt zu geben, das wird so recht die Aufgabe der Landeskulturbehörden fein, die wir eingeseßt. haben und die großen Aufgaben der neuen Agrarreform, die. aus der Not der Zeit geboren find, zu lösen haben.

Meine Damen und Herren! Diese Agrarreform kann ihren wahren Zweck nur erfüllen, wenn sie uns die unerläßlihe Steigerung der landwirtshaftlihen Produktion bringt. Dau ist es notwendig daß wir wieder hinreichend Menschen auf tem Lande haben, und zwar Menschen, die si mit Liebe und Lust dem Ackerbau und der Vieh:ut widmen; denn“ in keinem Wirtschafts:weige das i} {on mebrfah hier hervorgehoben wo4den, und ih möchte das unterstreichen spielt das individuelle Moment in der Wirtsaftstätigkeit eine so große Molle wie in der Landwirts kaft. * (Sehr richtig!) Das gilt für die Arbeitgeber wie für die große Gruppe der Arbeitnehmer. (Sehr: rihtig!l) Da ic dies erkannt habe, deshalb geht mein Bestreben dahin, einen Ausgloich, eine Verständigung, ein wirtshaftsfrietliches Verhältnis zwischen beiden Gruppen zu s{affen. Das kann ih abez nicht, wenn i einseitig die Bestrebungen unterstüßen wollte, die auf „Nioderhaltung der Arbeiter ge{tet sind. - (Zuruf rechts: Das ist eine kleine Gruppe!) Mit dieser kleinen Gruppe müssen wir aber au fertig weiden; ihr Treiben" wirkt wie eine Epidemie. Aber, mine Damen und Herren, zum freudigen Wollen muß si auch ‘ein hin- reichendes Können gesellen. (Sehr richtig! Zurufe und Heiterkeit rets.) Ja, wäre ih Landrat gewesen, dann könnte ih wohl alles, dann würden Sie wohl gar niht daran zweifeln, daß ih es könnte; aber es können doc hier nit nur Leute stehen, die Ihrer Partei an- gehören. s muß si also, wie i schon sagte, au ein hinreichendes „Können dazu gesellen, wenn die Ergicbigkeit der Arbeit bis ¿um Höchst- maß gestoigert werden foll. )

Dazu ist notwendig die A u 8gestaltung des landwirt \chGuauftlidchden UnterriGtsbesens, und zwar des niodercp

fie Led HobBérèn, bes Nn?errt{tsiweTens, Tas, eng verbunden mit Fer Praxis, dur dio Praxis und für die Praxis wirken muß. Gs ist not die Tandivirtschaftlids tätig ist, uännli hon und wsiblichen Wesdlehts, in welcher Stellung der Wirt- ¡aft sis auc tâtig sein mag, qualitativ zu bében; den nur dadur wird es möglich sein, die Landwir:\{aft so intenswio zu gestalten, zie ev notwendig ist, um die gesamte Bevölkerung mit den Früchten Denn das muß das Ziel unserer Landwirtschaft sein; nur dadur kömer wir uns unabhängig vom Ausland macen. (Sehr richtig!) Dazu ist aber aub notwendig, daß wir unfere Landwirtschaft entpolitisieren. (Sehr wahr! rechts.) Sehr wahr, meine Herren! J freue mich, daß auch auf Jhrer Seite endlich diese Erkenntnis sich Bahn gebroben bat. (Sebr gut bei der, Sozial- demokraten.) Gs müssen die Großgrundbesiter si abgeroöbnen, aus chrer lantwirtsdaftliben Berufétätigfeit einen Rechtstitel auf eine politisbe Vorberrscaft 1 Lande berzuleiten, (schr gut! Tinké) wie es früher war. Das war ter Krebsshaden, und das bat dazu geführt, daß das Land und die Landwirtschaft indentifiziert wurden mit reaftionärer Politik; das hat dazu geführt, den Gegensaß wiscken Stadt und Land

wendig, unsere ganzo Bevölkerung,

unseres Ackers zu ernähren.

zu schaffen und ¿u vertiefen und niemals ein gedetblibes Verhältnis œuffommen zu lassen. Entpolitisieren wir die Landwirtsckaft, dann

roiud das natürliche Verhältnis wiscken Stadt unt Land wtedert2r- gestellt, denn der Gegensaß zwischen Statt und Land ist ein ganz un- natürlicher; das Land ist doh oinmal die Nährmutte: der Stadt. Di wirtshaftlichen Stände von Stadt und Land müssew si gegenseitig ergän;en, ibre Interessen auêgleichen. Nur tur vere:ntes Zu- sammenarbeiten aller Kräfte können wir dem furchtba.en Schidsal entgeben, das unserem tarniedergebrod-enen Lande droht. Das werd nit genug in weiten Volkskreisen erkannt. Wenn man den kle:n- lichen Kampf ansieht, der oft geführt wind, dann muß man sich sagen, die Leute sehen nohch immer nicht, wie es um uns stebt, Wir stehen vor einem Abgrund! Gleickwohl wwirbelt iw Profitgier, Streikfieber und Genußtaumel das Volk dureinander und wäl:t sich blind dem Abgrunde zu. (Lebhafte Zurufe reckchts.) Es ist notwendig, daß wir jeden kleinlichen Eigennuß beiseite stellen und alle Kräfte zu- sammenfassen und auf das Gemeimvobhl einstellen: nur dann können wir das Verhängnis aufhalten, unser unglücklihes Volk vor dem Ab- grund retten. (Lebhafter Beifall links.) i

70. Sißung vom 23. Oktober 1919. (Bericht des Nachrichtenbüros des Vereins deutscher Zeitungsverleger. *)

Am Regierungstishe: Der Staatsminister-Bra un. 1a s Dr, von Kri e s eröffnet die Sizung nach

2/4 T

Das Haus segzt die Beratung des H aushaltsplans für die landwirtshaftlihe Verwaltung fort.

Es ist noch ein Antrag des Zentrums eingelaufen, die Regierung zu ersuchen,- den Erlaß des Landwirtschaf13- ministers vom 2. September d. J. üoer die Sicherstellung landwirtschaftlicher Arbeiten behufs Prüfung seiner Rechig- gültigleit dem Justizminister zur gutachtlihen Aeußerung zu überweisen.

Abg. Dr. Reine e (Zentr.) begründet den Antrag unter Be- zugnahme darauf, daß der Landwirtschaftsminister selbst über die Necht8gültigfeit eines Erlasses, betr. die Anstellung der Beamten der Landwirt schaftskammern, ein Gutachten des Justizministers eingeholt habe. Selbstverständlih müsse Wert auf eine möglichst \{leunige Srstattung des Gutachtens gelegt werden.

Minister für Landwirtschaft, Donänen und Forsten Braun: Der Herr Abgeordnete von der Osten ift gestern auf die Auseinander- feßung zurüdgelommen, die im Juni dieses Jahres in diesem Hause über die Tätigkeit eines meiner Kommissare, tes Regierungsra13 Dr. Grimm in Pommern, bei den Streikunruhen stattgefunden haben. Gr Yat darauf hingewiesen, daß ih bei jenèn Auseinander- tegungen erklärt hätte, daß Klage gegen ihn eingereiht würde, um ibm Gelegenheit zu geben, die Richtigkeit seiner Angaben vor Gericht nachzuweisen. Es ist rihtig, ich hab- dainals erflärt, daß ih die Srhebung der Klage angeordnet habe. Leider ist die Klage bisher nicht eingereiht worden. (Zuruf rechts: Verjährt!) Sie ift gibt verjährt. Sie ist nicht eingereiht worden. " Ih Ich bedauere, daß ih mi leider wegen der Fülle der wichtigen Ge- Ichäfte niht um diese Angelegenheit habe kümmern können. Daß es unterblieben ist, ist darauf zurückzuführen, daß Herr Regierungsrat Dr. Gumm s\ih der Annahme hingegeben bat, daß es ihm gelingen würde, zur Vermeidung der Vertiefung der Gegensäße dur eine Verständigung mit den beteiligten Arbeitgeberkreisen und insbesondere mit Herrn von der Osten die Sache aus der Welt zu hafen. (Leb- hafte Zurufe rechts.)— Das ist darauf zurückzuführen, daß er das politische Leben nicht genügend kennt und niht weiß, in welcher Weise agrar- tonservative Kreise zu kämpfen pflegen. Ich werde in diesen Irrtum ut4t verfallen sein. (Erneute Zurufe rets.) Meine Herren, lassen Sie mih doch ein Wort ruhig ausreden. Sie machen es mir sonst unmöglich, von dieser Stelle aus zu reden, ich werde mir dann einen anderen Plaß aussuhen müssen.- (Erneute Zurufe rets.) So s{chwach ist doch Jhre Position niht, daß Sie mich nicht einmal ausreden lassen.

Nach den Ausführungen des Herrn Abgeordneten von der Osten schien es gestern, als ob Herr Dr. Grimm nach den Auseinander- segungen hier nihts weiter zu tun gehabt bätte, als \{leunigst zu Herrn Dr. Mendelsfohn, fo heißt wohl ter Herr im Landesökonomie- tollegium, zu laufen und um gut Wetter zu bitten. Tatsache ist, daß einige Tage nah den Auseinanderseßungen hier Herr Dr. Grimm den Herrn De. Mendelssohn, den er aus seiner Tätigkeit beim De- obilmahung8amt kennt, bei Gelegenheit einer Sißung des Land- arbeiter- und Bauernrats getroffen und mit ihm gesprochen hat. Da ist diese Sache zur Sprache gekommen, und er hat bei der Gelegen- heit Herrn Mendelsfohn gesagt, wenn er das Material, was ihm, Herrn Dr. Grimm, vorliege, genau fennte, würde er auch eine andere Auftassung über die Angelegenheit haben. Herr Dr. Grimm ging dabei von der Auffassung aus, daß, wenn auch den Arbe?tçeberkreisen und Herrn von der Dsten dieses Material vorliegen würde, Herr von der Osten viel- leicht feine Stellungnahme revidieren und zu einer gerihtlihen Aus- tragung der Sache keine Veranlassung vorliegen werde. Herr.-Mendels- sohn ist dann in das Dienstzimmer des Herrn Dr. Grêätnm nach dem Ministerium gekommen, hat dort Einsicht in die Akten genommen und seine Auffassung dahin kundgegeben, - daß er allerdings von den

f) Mit Ausnahme der Reden der Herren Minister, die im Wort-

Pommern für richtig bält. zu erklären, daß ih jeyt dafür Sorge tragen werde, daß \dnellstens Klage eingeleitet wird, damit die gerichtliche Klarstellung in schnellster Zeit erfolgen kann. (Zuruf rêchts.) F habe bier nur Herrn von der Osten mitgeteilt, daß die Tatfachen, zu deren Ver- breitung er si hergegeben hat, unwahr seien ; denn Herr von der Often weiß fie niht aus eigener Wahrnehmung, sondern sie find ibm über- mittelt worden. Diese Uebermittlung habe i als unwahr bezeichnet. Das muß ih solange aufrechterhalten, als uit durch einwandfreie gerihtlihe Verhandlungen festgestellt wird, “daß die Tatsacben, die mir berichtet worden sind, unrictig sind. Zurufe rehtä.) Ich bitte } Tas Etenogramm tur4zufeben ; Sie meiden sehen, daß das ribtig ift was ih sage Damit verlasse i diese Augelegenbeit: :

Herr von der Osten hat weiter auf die Kalamität hingewiesen, tie sib in den leßien Boten bei der Einbringung der Hackfrucbt- erte, inbetondere der Kartoffelerute - bemerfbgr geinacht bat. Das ist richtig; durh die Verspätung der Erate fine Schwierig keiten bet der Hackfruchternte, beionders ier Kartoffeterate zutage glretn. Besonders aus Ofivreußea sind mehrfack@e Notichreie ge- fömmen, taß es nicht möglih sein werbe, die Kartoffelernte einzu- bringen, daß wenn Frübfroît eintrete, eine größere Kartoffelmenge dein Verderben preisgegeben fei. Ich habe mi, als diese Nachricbt befannt wurde, fofort an jämtliche Negierungspräsidenten gewandt nid um Bericht über die Avésichten der Kartsfjelernte eriudbt. Von den eingegangenen 24 Berichten baben 17 festgestellt, daß bei ihren die Packfruchteirte, vornehmlih die Kartoffelernte gesichert -sei, in don anderen Bezirken ist es zweifelhaft, ®es hängt davon ab, wie schnell der Froit kommt und ob es gelingt, die Arbeitersäwierigfkeiten ¿u bebeben. In Ostpreußen haben sich deshalb befondere Arbeitershwie- rigkeiten herausgestellt, weil die im südlichen Teil. der Provinz ge- legenen Kartoffelanbauflähen alljährlih auf die große Anzahl von polnischen Arbeitern angewiesen waren. Die polnischen Arbeiter sind jetzt von der polnischen Grenzdewachung' gewaltiam zurückgebalten worden. G8 ist versucht worden, durch Heranziehung ftädtisher Arbeitslo1er diesen Arbeitermanzel zu bebeben. Es hat fh dabei leider gezeigt, wie ih es seit Monaten zu meinem Bedauern erfahre, daß einzelne städtisch: Arbeitznahweile sich aur die Tätigkeit, die jest von ihnen veriangt wird, bei der Vermittlung von städtishen Arbeitern auts Land, noch nicht richtig eingestellt haben, noH nidt die 1iGtige Aus- wabl der für die Landarbeit brauchbaren Arbeitskräfte vornehmen, sondern in Bausch und Bogen Arbeitslose zusammenraffen und aufs Land schicken. Wenn jo von den Arbeitsnachweisen vorgegangen wird, muß si das ergeben, was in Ostpreußen zutage getreten ift, daß ein Teil der dorthin beförderten Fndustriearbeiter nit gewillt ist, zum Teil sich nicht bejähigt gezeigt hat, die von ibm verlangte Arbeit zu leisten und demgemäß sehr s{bnell bät zurüdckgeschafft werden müssen. Ein Teil ist dort geblieben. Leider ist das ein geringer Prozentsatz, so daß der Arbeiterbedarf dort nit hinreichend gedeckt wird. G rächt sich hier, daß jahrzehntelang die östlihe Landwirtschaft au} die fremdén Arbeitskräfte eingestellt wurte, daß durch - die starke Heraú- ziehung ausländischer Arbeiter auf den . östlihen Gütern ein Milieu geschaffen wurde, in dem ih der einheimische Landarbeiter niht mehr wohl fühlte und abwanderte. (Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Hätte man früher der Gefahr ins Auge gefehen und dafür gesorgt, dieser Entvölferung der östlichen Landesteile durch eine planmäßige sahkundige Siedlungspolitik entgegenzuwirfen, dann wären diese Mißstände bei der Kartoffelernte im Osten nit zutage getreten. Jeßt kommt es darauf an, das Unheil, das dort droùdt, abzuwenden und alle Mittel anzuwenden, um dem Osten ausreichende Arbeitskräfte für diese dringende Arbeit zuzuführen.

Bezüglich der Ausführungen des Abg. Grafen Kani habe i, was ih den Herrn v. der Osten gegenüber erklären möchte, nicht da- von gesprochen, daß Graf Kaniß hier separatistische Tendenzen zum Ausdruck gebracht habe, sondern ih habe wörtlich erflärt :

Ich bedaure daher den Antrag Kaniß auf Aufhebung der Zwangs- wirtschaft in Ostpreußen, da er

die Motive des Antragstellers in allen Ehren ; gleihwohl einen separatistischen Eins{lag erkennen laßt. So liegen ‘die Dinge. Ich habe in der Tat auh beute noch die Auffassung, daß derartige Bestrebungen, wie sie im Antrage Kanißz enthalten find, zweifellos nah auten hin den Eindruck erweden müssen, als ob separatistisher Einfluß ‘sich dort geltend mache, der- artige Bestrebungen dort propagiert würden.

Wenn nun Herr v. der Osten in bezug auf den Antrag des Herrn Grafen v. Kaniß meint, die ostpreußishe Bevölkerung wolle die Nahrungsmittel frei bekommen, um Kohlen zu erhalten, die die Negierung nicht liefere, so ist das eine metkwürdige Beweisführurg. Wie wollen denn die ostpreußischen Landwirte, wenn sie die zwangs- bewirtshafteten Lebensmittel frei befommen, si damii Kohlen ver- schaffen, wenn die Verkehrsmittel, die in der Hand der Staats- eisenbahnverwaltung siad, niht ausreichen, um auêreihend Kohlen heranzubringen? Das bringt doch in einem gewissen Grade. zum Ausdruck, daß die Landwirte, wenn sie von der Preisbeschränkung und Beschlagnahme frei werden, im Wege des Schleichhandels in diefem Falle wäre es ja für Ostpreußen allerdings nicht mebr Schleichhandel, aber für die anderen Teile des Reiches sich Koblen für Lebensmittel eintaushen wollen. Das wäre selbst- verständlih ein Vorgehen, das unsere ganze Lebensmittelbe- schaffung und die geordnete Kohlenversdrgung . in Unordnung uad dadurch zum Zusammenbruh bringen würde. Ich glaube, das ist nicht’ ter rihtige Weg, und ih würde es im Interesse Ostpreußens seibst bedauern, wenn ein derartiger Weg eingeschlagen werden würde: In bezug auf meine Ausführungen über den Haferpreis hat Herr von der Osten gemeint, ih bewiese auch damit, wie wenig ih in das Wesen der Landwirtschaft hineingedrungen fei. Das ist auch folch eine Wendung, wie fie jeßt gegen mi üblich ist, indes: uf mi

laute wiedergegeben werden.

j Dikigen nutmehr eine andere: Auffassung habe,“ als ie bier von der reGten Seike des Hauses bekundêt worden sei. (Hört ! bört! liufé.) Herr Dr. Grimm hat darautbin geglaubt, die Sache wäre damit ‘er- ledigt ‘und die Herren von der reten Sèite würdeu Gelegenkbeit nehmer, auch ivre Stellung ‘in dieser Frage zu revidiecren. Herx von der Osten hät gestern allerdings hier bekundet, daß- ihm ni&t im ent- ferntesten daran liege, seine Auffafsnng zu revtdieren, sondern daß er an dem festhält, was er damáls bier“ befindet hat, daß er insbesondere nach wie vor die ven ibm mitgeteilten Tatsachen aus Daë veranlaßt mich nunmebr, bier

t

| daß ih nit weiß. daß die Havptinenze des Hafers, die draißen- ge- bâut wird, als Protuktionsmittel wieder in die Produïtion ‘eingeht ? Ich komme aber zu dein PBergleïc), weil t gleihwohl weiß, daß die Landivirte darauf ewicht legen. daß im Endyrodukt \chließlicherwelfe der Maiktpreis des Hafers bei der Preisfestsezung zum Ausdrùuck fommt. Wir werden bei jeder Preiêberechnung, die von landwirt- shaftliher Seite autgestellt wird, finden, daß der Marfkrpreis, das heißt der Preis für das Halbprodukt, in dem Preis des Endprodultes zum Ausdruck gebracht wird. Aber ih habe mi bei meinen Aus- führungen ja hauptsädhlih gegen die Beweisführung der Landwirt- schaftskammer gewandt, die den Umstand, daß den Landwirten für diese Menge, die im Umlageverfahren erfaßt wird, fter Kon- junkturgewiun entgeht, als eine Ausbeutung der Landwirtschaft, als eine Sonderbesteuerung der Landwirischaft bingestellt hat. Gegen diese Beweiéführung habe id) wi gewandt, und sie wird ja wohl zuch dur die Ausführungen des Herrn von der Osten: nitt gedeckt, denn bièr kommt der krasse Materialisinus zuin Ausdrueck, den Herr vóñ der Often gestern in seinen Ausführungea sehr bedauert bat. Aber di ese r Materialiémus ift dech sicher niht dur sozial- demokträatishen Klaffenkampf oder Agitation eriielt (sehr gut! linfs),

j Tondern ih ‘reige z1 der Auffassung, daß er eber durch die 25 jäbrige

Tätigkeit des Bundes der Landyirte erzielt ist (sœhr riuig! links), der ieine Agitation auf den frassesten Viaterialismus eingestelit hät.

Herr von der Osten hat weitet gemeint, ih sei so emvfindli{h gegen d'e Kritik. (ch4, Sie wissen ja gar nicht, was ich vertragèn

Es ot Pi C , - - “R | tann. (Heiterkeit.) Jch bin noch lange nicht an der Grenze? ich stehe drei

Jabrzebnie im politischen Leben. habe über 20 Jahre davon im: Osten, genade im Kampfe mit dea volitis&cn Gruppen geitanten, “Herr von der Oiten, denen Ste sehr nahe seben. Ich kenue die Methodeu, ih kenne tie Kampfetwcise, sie ist mir nichi neu, fie mat daßer auf mi keinen Etndwuck. Lesen Sie cinnál Bismarcks Denkwürdig- keiten und Erinnerungen dur, da werden Sie sehen, wie Bismark diese Kanivfeäweise einct gewissen pommerschen Lantjunkertum8, wie er es nannte, felbst harafterisiert, feine eigenen Junkergenossen nackt darstellt in “ihrer ganzen Kampfesweise gegen einen Minister- der sich ibren Interessen nidt dieristbar - maten lassen will. (Sehr ribkig! links.) Wenn Herr von “der Osten weiter meint, früher sei \{ärfere Kritik an Ministern geübt worden, lo ertläre i, mir ist jede Kritik, und sei es auch die s{ärtíte, durd- aus lieb, aber sie muß sa&blick sein, sie muß nicht in persönliche Be- \{impfungen und- Verunglimpfungen ousarten, nie cs in ter Drefse draußea im ftonservativen Blätterwalde gesceben ist. Jch würde Ihre Zeit zu febr in Anspruch nehmen, wenn ih eine Blütznleïe all dieser Schimpfereien vortragen wollte. Dagegen habe. ih mich gè- wandt ; um mich dagegen zu wehren, babe ih dié Tritüne diesés Hauses benußt, weil die genannten Blätter, wie ih gestern _festge- stellt babe, nidt cinmal die Anständigkeit besißen, saclike Nid1ig- stellungen aufzunehmen. (Sebr rihtiz! bei den Sozialdemokraten) Herr von der Often hat gemeint, es sei ja der § 11 des Prefgesegzes ha, urt die Presse zur Aufnahme von Berichtigungen zu zwingeu. Herr von der Osten, Sie nissen sebr gut, daß ter § 11 für die Be- rihtigungen einen sehr engen Rabnmen zuläßt und es in das Be- lieben des Redakteurs und der Gerichte stellt, ob eine Berichtigung ihrem Wortlaut: nah tatsählih dem & 11 entsouiht, daß man mit dem § 11 nur eine Tatsace als unrichtig bezeichnen, dabirgegen Sthiefheiten nnd. Verdrehurgen nicht wegräumeèn kann. Deshalb habe ih an dàs Anstandsgefühl der Redaktion der ¡Kreuzzeitung“avpeliert, gehofft, daß sie. die Berichtigung aufnehmen ‘werde. Zu! meinem. Bé- dauern muß ih konstatieren, daß, ich die Redaktion falsch reingeschäßt habe. :

__ Wenn Herr von der Osten gestern meinte, die Kritik an den Ministern sei früher in einem viel rüderen Ton geübt worden, so möchte ich- doch darauf ‘bintoeisen: die Kritik an ten Ministern in der Presse wär früher in emem so rüden Ton, wie er jest ven dèr konservativen Presse beliebt wird, garnicht möglich, denn der Redatteur, der das versucht bâtte, wäre aus dem Gefängnis garnicht heraus- gekommén. (Sehr richtig ! bei den Sozialdemokraten.) Wollten Sie die Berichte derartiger Preßprozesse früherer Zeit durlesen, fo würden Sie sehen, wie fensibel, wie mimosenhaft emnpfindlich die früheren Herren Minister gewesen sind gegen viel mildere Angriffe, wie sie sofort ¿um Kadi liefen. Sie werden dann auch erkennen, daß wir, die Minister des neuen Negimes, die Preßfreiheit geradeju bis zur äußersten Grenze re)p-ftieren. Das wird von Ihnen in einer Weise ausgenußt, die sich nit verantworten läßt und die auch schließlich niht in Ihrem Interesse liegen wird. Preßfreiheit ist keine Schimpvffreiheit. (Zuruf bei der D.Nat. V.-P.þ Der „Vorwärts“ nimmt Berichtigungen auf, die „Kreuzzeitung“ aber nimmt fie nicht auf, die unterdrückt die Wakbrheit, das ist ‘dér große Unterschied. / - j : Dann möchte ih zum S{luß noch mit einigen Worten auf die Angelegenheit im Kreise Belgard zurückommen. Herr von der Osten hat troß meiner aktenmäßigen Feststellungen glei ohl wieder, offenbar weil es in seinem Konzepte lag, weil er nit wußte, daß ih vor ibm reden würde, die ganze Darstellung der Ereignisse so wiedergegeben, wie sie unrihtig in der vKreuzzeitung“ von den Herren Graf Westarp und v. Herbberg verbreitet worden war. Er hat ganz igneriert, was ih auf Grund der amtlidhen Berichte akten- mäßig festgestellt habe. Er hat wiederum darauf hingewiesen, daßin Kreise Belgard {on seit Mai ein Vertrag bestanden habe. Das war einer jener Verträge, wie sie uniht zustande kommen sollten und wie sie niht Stich halten, wie sie vor allen Dingen “nicht

vor wirtschaftlihen Kämpfen fügen, keinen wirts{afts- friedliben Zustand dauernd gewährleisten, ein * Vertrag mit

einzelnen Mitgliedern tes Landarbeiterverbandes. Cine Gruppe von Arbeitgebern nahm fih eine tleine. Gruppe von Arbeitern vor, machte etnen Vertrag mit ihnen“ und bildete sih nun ein, Dieser Vertrag wäre für alle Arbeitgeber und“ alle Arbeitnehmer geltend. Auf diesem Wege können nicht dauerad geordnete “Zustände geschaffen werden; das ist nur mögl'ch mit dem kollettiven Arbeit s- vertrag, der ven beiden Seiten als bindend anerkannt wird.“ Einçt solchen Vertrag an Stelle des im Mai von “einer kleinen Gruvpe abgeschlossenen Bertrages zu afen, war das Bestreben dés Lands aubeiterverbandes. Deswegen bat er den Landrat, zu vermitteln ‘und Verhandlungen in die Weze zu leiten. * 4 R F LAT O Meine Damen und Herren, Herr von der Osten bat“ nun au die falsche Angabe’ wiederdélt, daß ‘dér* utie' Verttas, “dêrt*dèr Länb-

leinen Eindruck mehr macht. Glauben Sie denn, Herr von der Osftea,

+

arbeiterverband erstrebie, nur ein vorläufiger Vertrag sein sollte -ünd

ü

S A R Ds S Ee L C R