1919 / 260 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 12 Nov 1919 18:00:01 GMT) scan diff

Die Lohnbewegung in der Chemnitzer Metall- tndustrie tit, wie der „Berl. Lokalanz.“ erfährt, durh den Abs{luß eines Lohntarifs beendet wo!:der, der unter anderem auch di

{

Wiedéreinführung der Afkordarbeit für einzelne Arbeiteraruvven vor--

sieht. Die Arbeit follie n aüen Betrieben am beutigen Veittwoh wieder aufgenommen werden. Sämiliche streikenden, ausgesyezrrten und entlassenen Arbeiter werden “von der Arbeitgebern wieder ein- geftellt. E

_ Aus Graz wird dem „W. T. B.“ gemeldet: Laut „Arbeiter- wille“ faßte die Kapfenberger Arbeiter haft in einer inassenbaft befudten Versammlung einen Beschl uß, in dem fie ihre Bereitroilligfeit erklärt, jede N otstandarbett zu verrichten, die ihr von der Negierung durch die Veriraucasaä- ner bezw. Betriebsräte zugewiesen wird, nnd die Betzriehsräte beauftragt, an die ganze Arbeitersaft Deu!sch-Oesterreißs einen Aufcuf zu riten fih danttit solidarisch zu citiären. Die Veisammluna nabm ferner einea Vorschlag der Betricbsräte an Kohle seibit herbeizu)chaffe" tndem abwechselnd eine Anzahl Arbeiter in eiu Kohlenbergwerk ent: fendet werden.

Das „Prager Ta-blatt“ meldet „W. T. B.“ zufolge: Der Ver band d er Arbeitgebeyr (Landesverband ber ascinens fabriken) hielt in Prag eine Beratung ab, in der ex besch1cf die Arbeit in denjenigen Betrieben einzustellen, in denen die e amtenshaft den Ausstand begonnen hat. Der Verband lehnte die Forderungen der Beamtenschafi ab. Fu einer Beratu"g der Beamtenschaft wurde bes{chlossen, mit Rüicksicht auf diesen Standpuikt im Kampfe bis zum Ende auszuharren QDer Metallarbeiterverband der tschecho-slowakischGen Revublik veröffentliGt einen Aufruf, în dem er. die Arbe iterschaft auffordert, vngestört weiter zu arbeiten, aber keine Arbeit zu übernehmen, diefrü ¿r von den \treifenden Beamten uud Werkführern ausgeführt wurde. Die Regierung wollte gestern den ersten Versuch zu einer Vermittlung unternehmen.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Paris teilt das einzige Blatt, das von den Zeitungsverlegern gemeinsam h rau*» gegeben wird und sich „La Presse de Parts“ betiteit, mit Haß ein Ausstand der Drucker dur) cine Forderung auf Gr*öbung des Tagelchns um 5 Franken bervorgerufen wurde. Der Ausstand der Angestellten der Warenhäuser Bon Marchs und der Galeries Lafayette kann nos nit als bes endet gelten. Etwa 5X0 Angestellte des WarenhausesLouv re Haben ‘im Prinzip besclo}szn, fich dem Ausstand anzus{ließen. Auch aus Bordeaux wird gemeldet, eiwa zw anzig Häu ser der Modewarenbrancche mit 2000 Angestellten wegen Sireiks geschlossen siad.

Das Pressebüro „Radio“ meldet aus Fndianavolis daß der dortige Gerichtshof die Zurüdziehung / des Sireikbefeh1ls für spätestens ‘den 6. November, 11 Uhr, an- geordnet hatte. Die Mitglieder des Generalaus\huf ses ver Bergarbeiter sind * geern zur Beïprehung dieses Streikverbots zu einer Beratung zusammengetreten, in der nah 17 stöndiger Ausspr2che beschlossen wurde, in Ausführung der vom Gericht gegebenen Anweisung den Ausstand der Arh etter in den Braunkohlenbergwerken U PEENdeT zu ertlären,

Land- und Forstwirtschaft,

Ergebnis von Vorshäßungen der Ernte 1919 und Sta der neuen Wintersaaten zu Anfang Novembex 19 in Preußen.

Die Begutachturgen der Saa'enstandsberi@terstatter über di Beschaffenheit und Beœertung der. diesjährigen Ern find mit vei Nachrichten für Anfang Oktober, die in Nr. 232 des „MReihê- und Staatsanzeigers“ vom 10. Okiober d. F. roiederagezeben wurden zum Abschluß gekommen. Bis auf kleine Bestände Getx ide, die in Oite preuße bis feßt noch ungeerntet blieben, sowie auf T-°ilreste von Kartoffeln, Rüben und Kohl in den meisten Bezirken des Landes ist alles geborgen, Die Witterung war dcm Einbringen der Feldfrüchte von Beginn der Ernte bis Ende. Oktober fast überall recht güntig fo daß überStörur gen und Verluste dur Ausr us, Itässe, Notr- ife usw. kaum Klagen laut geworden find. In den weitesten Volkskreisen wird nun allgemein die Fcage erörtert, ob die | tesjährige Gesamtecnte den fehnlichen Erwartung n auf einen guten Uusfall entsyreG2n wird da seit Zahren der fühlbarste Mangel an ausreichenden Nahrungs- mitteln bestandin hat und au jeßt noch auf g1ößere Zufuhren vom Auslande wegen des ungewöhulih niedrigen deutschen Geldwertes, der hohen Weitpreise sowie der teuren und s\{chwierigen T anspor!verßält- nisse usw. kaum zu rechuen ist. Endgültige Angaben oder Schäßzungen auf Grund von Drusch- oder Handyroben über die wahrscheinli (es erntetèn- Erträge liegen gegenwärtig noch nt{t vor; doh ann aus den bereits vorhandenen Crgebnissen der Vorschäßungen ein annähernd zutreffeudes Bild von den zur Verfügung stehenden Mengen an Körner- und Hackfrüchten „gewonnen werden, da erbeblih: Unterschi-de bet den Vor- und Endschäßungen #ich meist niht ergeben. :

Nah den Vorihägunçen der preußen Saatenitandsbericßht- erstatter, deren Ergebnisse das Statisifhe Landesamt jeßt în der „Stat. Korr.“ veröffentlidt sind in Preußen geerntet worten wenn die Abtretungsgchbicte außer Betracht bleiben : a4

nd 19

1919 1919 1918 (+) m'hr, Tonnen Tonnen (=) weniger 1. WVinter- und Sommer- : weizen 1246581 18326504 -_ 6,6

2. Winter- und Sommer-

FOON e oe o CTCGD 516 - 4909-892 3. Wintec- und Sommergerste 1049559 1028 600 -+ 2, O 9121 15, - Gemenge? aus vorstehenden

9 6. f (11 E

Belréeidearien .. 74 695 71 (23 -+- 4,0 e C 0022108. 2621007 T

fi Plmtengs aus Se ; \ e 5 aler Urt mit Hafer . 373 557 242 757 35

8. BuYhweizen S D268 17 494 L

9, Aen und Futtererbfen

aler Urt (Peluschken) . 92 368 (2 838 2

10. Epaiebobnen baid i T BP

MUIMVONNEN) - « « 9 383 9 617 7

11. Linsen und Widen 29 500 26413 4 B 12. Aterbohnen (Sau-, Pferde- :

s G) E s 1208 61 115 -+- 20, O O L s 43646 102 28 14. Gmenge mit Hülsen- ih es

“frücten aller Art 20 362 16 253 -+ 20,2

15. Gemenge aus Hülsen- fcächten aller Ärt mit Ca

_Getr 200-268. 222200‘ a1; 16. Kartoffeln s ps 20094713 18683448 _ 4 f. Duderrlben 4642204 6751027 31, 18." Futtecrüben (Runkeln) , 10176865 * 12502101 =— 17; 19. Kohtrüßen (Stecckcuüben, i BVodenfohlrabi; Wrutken, Dotscven) + 0939195 4594055 14,

20. NUrcllen (Möhren, arotten) «o 940708 1219807 _— 22 21 U. «r O O 22, Fiel L O 96660 20, “n Drotgetreide eins{ließlich der zu Nährmitteln di Detxeidearten, wie Gerste, Hafer, Buchweizen und Gétnengs S e reRE sind somit im ganzen 10,54 Millionen Tonnen gegen 10,27 Mi E Zourea. im Jahre 1918 in Aussicht gestellt worden, fo as etn Éleiner Uebershuß von 2,6 vD gegea das Vorjahr vorhanden

j Ubertreffen die diesjährigen Erträge jedo oft fehr bedeutend die von 1918. N3ch Ansicht der meisten landwirtsHaftlien V männer wäre die Ernte an Kör: erfrühten in diesem Fahre 12hr gunitig, in vielen Gegenden fogar vorzügl!ch aus8gefaller, wenn überall | bra chbares Saatgut und der benötigte Dünger zur Verfügung ge- standen hätten E Für Kartoffeln und die übrigen Hackfiüchte find die geshäßgten Mengen sämtlich geringer als im Vo jahre. Der im ganzen’ z1 thle Sommer ist der Entwickiung dieser Fruchtarten nicht fördeilich geweten; die Gesamternte hierin muß als unter mittel be- ¡eichnet werden. Der Auéfall istt bei Kartoffeln und Zuckerrüben in Rüdsi@t auf di- Voiksernährung um so mehr zu bedauern, als au die Grnte 1918 an diefen beiden Frudarten nur mittelmäßig aus- fiel. Ein bernerlenÞwerter Grund für den Nückgana der Errtemengen an Kartoffe n und Zuckerrüben ist die diesjährige Vermisderurg der Anbaufläche infolge des Mange!s an Landarbeitern; ihre Abnahme gepen das Vorjahr beträgt 4,9 vH bei Kartoffeln und 10,9 vH bei Zuckerrüben. Auch bei den a»dern Hauptfruchtarten, wie Weizen, Nog. en, Gerste und Hafer, sind kleinere Erntefläd,en festgestellt worden. Zn'olae der späten Ginte sind’ die beiten der Herbstbestellung erbeb!ich verzögert worden. Aber ouch der in vielen Gegenden zu sehr ausgetrocknete Boden, das Fehlen von Spann- uud AWeits- Tiätten fowie der Mangel an Saatgut, Dünger und an Betriehs- stoff für Dawpf- und Moiorpflüge hat die Erledigung diefer Arbeiten stf beeinträhtint Jun den meisten Gegenden find daher die Herbst- bestellungen, besonders die von Weizen, noch nicht beendet. Vielräch hat man auch absitlich mit diesen rbeiten zurü&zehalten, um erit eine Verminderung der im Okiober noch weitverbreiteten Mäujeplage ah- zuwarten. Jn Ostpreußen mußte mit tem Süäen der Winterung hon um die Mitte des Monats angehalten werden, da die Be- stellung nah diesem Zeitpunkte wegen dec dortigen flimatishen Ver- zältnisse für zwecklos gehalten wird, obwohl vielfach nur ?/; der Sen Einsaat S Like worden ist. Auch aus anderen andesteilen wird ein bisher mehr oder weniger er Rüdgang der Wintersaatflähen aemeldet. E O Ueber den Staud der neuen Wintersaaten und des jungen Klees in Preußen ¿u Anfang November veröffentlicht das Statistische Lande8amt auf Gcund von Berichten der landwirtshaftlichen Ver- irauensmänner ete vorläufige Vebeisiht für die größer-n Ver- waltung8vezirfe und den ganzen Staat in der „Stat. Korr.*, mch der sh im Staat3durhscchntitt für den Stand der Wintersaaten zu diesem Beitpunkt folgende Begutachtungs- ziffern ergeben, wenn 1 „sehr gut“, 2 „gut“, 3 „mittel (durb- \hnittlich)“, 4 „gering*", 5 „lehr gering“ bedeutet: Weizen 30 (Anfang November 1918 2,5, Anfang November 1917 2,6), Spelz (Dinket), auch mit Beimischung von Weizen oder Rogaen, - 2,6 (gegen 2,5 bezro. 2,6), Roggen 2,9 (Anfaig November 1918 und 1917- 24), Gerste 2,7 (gegen 2,3 bezw. 2,5), Raps und Nübfen 2,8 (gegen 24 bezw. 22), junger Klee, auch mit B imischung voa 'Gräsern, 2,% (geen 2,7 bezw, 3,7 zu Anfang November der beiden Vo jahre 1914 und 1917). Hiernach bleiben die Staat8ziffern bei Weizen und Roggen um 0,0, bei Gerste und Raps um 0,4 und bei Spe!z und deu fungen

VBertraueus€-

vielen Berichterstattern wird jedo geme!det, daß die Saaten zumeist noch nit aufgelaufen odcr eingegrünt sind und desbaib feine Noten dafür abgegeben werden Tounten; da ferner, wie bereits er- wähnt, die Bestellarbeiten noch andauern, wird erst der näßite

Stand der Wintersaaten bringen. Für das Keimen und Wachêstum der Saaten war die vorwiegend trockene und falte Witterung im Oktober nicht recht förderiih. Es wird daher von allen Land- winten ein möglißst warm-r und feuhter Späthe'bst febnlichst er- wartet, damit noch eine kräfiige Bestockung ‘der jungen Pflanzen zurn Schub? gegen den Winter erfolgt. Der frübzeitige Eintritt. des winte lichen Wetters Ende Okrober ist deshalb sehr zu bedauern.

Die Napsfelder find vielfach von Eidflöhen und Blattlä isen star? besckchäd'gr worden; auch hat die Trockenhetit die Entwicklung meh: fach behindert und îtellouweise vollständig aufgehalten. In vielen Bezirken mußie deshalb eine 2- bis ä malige Nachbe ellung vor- genommen werden. ;

Ucber den jungen Klee lauten die NaGrihten sehr verschieden.

Nach dem YAberuten der Deckfiuht war die Eutwicklung in allen Landesteilen mit Ausnahme der diesjährigen Troctengebiete von Sach]en, Hannover und Hesszn-Nassau zunächst. recht befriedigend. Während der nawfolgenden regenlose: Zeit ‘im August und Séptember blieb der Klee im Wachstum jedoch sehr zurü, wurde lückenhaft und braunte stellenweise voUitänbdig aus, fo daß die S(lêäge uut- gevslügt werden mußten. Nach Eintritt feuhteren Wetters bahen nic) die jungen Pflanzen zumeist wieder gut entwidelt, so daß sie nit selten reichliche Weide und hier und dort sogar einen Schnitt hergaben. Seitdem die Feloer von Getreide und Kartoffeln . ab- geerntet waren, haben die Feldmäuse den jungen Klee vielfa tar? heimgesucht und zum Teil vollständig vernichtet. Diese Nager sind fast über das ganze Laud, mit Au#nahme von Ost- und Westpreußen, [tirt verbreitet; jie tieten in manchen Gegenden in ers{redendem Maße auf. Au die Wintersaaten werden von ihnen schr mit- genommen, fodaß ganze Flächen Éahl gemacht worden fiud. Etn durdgreitendes Veittel zur Vernichtung dieser Schädlinge ‘hat man bisher nit gefunden. Zu den Mäusen haben sich in den westlichen Provinzea au noh die Schnecken auf Klee und Saaten eingefunden. Die Witterung war während des gan:en Mona1s Oktober außer in Dstpreußen vorwiegend troden und urchscnitilick% für die Jahres-

Klee um 01 hinter dénen derselben Zeit des Vorjahrs zurück. Vor j

baben, als er Brandl, den dur ebenso aewagte ivie unfaubere Geschäfte reihacworbenen Spetulanter, wie Molière seinen Harvagon, in den Mittelpunkt des Stückes stellte. Hnik greift

M Auch in der Tec er auf Vergangenes zurück, wenn er die handelnden Lerforen An- sprocen an die Zuschauer halten läßt. Im übricen bleibt aber der Sinn des S ükes völlig ugFflar. Brandl weiß mit seinem Geld gar nichts énzufangen: seine Frau verläßt ihn, weil er si eine Geliebte bält, die, nebenbet gefagt, nich1s von thm wissen wiil, da fie einen antern liebt. Dieser Andere ist ein junger halbverbungerter Student, den Brandl „zufällig“ ais Sekretär angenommen hat. Brandl hat aub eine natürliche Tohter, die er jeßt, da er rei ift, a-rn ins Haus nehmen möte, die aber ebenfalls nichts von thm wissen will, weil fie es vorzieht, bei einem weit edleren Multimillionär zu bleiben, der lle eint an Kindesstatt annahm; außerdem ließt fie Horst, einen „artagewordenen Veann“, der ein Lodfeind Brandls ist. - Fn | diefen Horfst, der weiß, auf welWe Wéise Brandl zu scineut Geld gefommen ift, und auf Grund - dieser Kenntnis. dur Drohung mit der Justiz die Hälfte seines Verms.ens von ihm erpressen môöh'e, wird dem Zuschauer zugemutet, einen Idealisten zu sehen, desgleichen ix dem oben erwähnten Studenten, der mit Horst im Bunde ist. Diesen beiden gelingt es durch Vor- spiegelung fal'chzr Tatsacen, Brandl fo in Angst zu seten, daß er unter Hinterlassung seines Vermögens die Flucht ergreift. Die Zuschauer, die fich zuerst Mühe gaben, im Irrgarten- der Handiunrg einen Weg zur finden, der zv irgend einem {finnvollen Ziel führe, überließen f { zulegt ganz der Deite feit, die zudem noch durch Stil» und Rede-

blüten, wie etwa in dem Saß: „So wirft der Wellenschlag des Lebens Mensch auf Meofh*“, reihlih Nahrung fand. Die Dar- steller hatten ang sihts der Stimmung üm Zus(auercaum leineu leiten Stand. Schade .um die Anttrengungen Jakob | Tiedtles, der Gestalt des Brandl Leben einzußauen, was thm | stéllenweise sogar dur die Mat seiner Perssöalichkeit ge‘ang. Noch weniger dankbare Aufgaben hatten die Damen Steinsieck und W.rck- me'ster, die Herren Chr'e, Keppler und von Ledebur, die in der dilettantischen Redeweise des Verfassers sehr pershwommene Weis= beiten zu ‘verfünden und anfechtbare Ideale zu vertreten batten. Schave auc um die tüchtige Arbeit, die Albert Patry als -Spielleiter geleistet hatte. Es war lefder ein verlorener Abend,

Im Opernhause wird morgen, Donnerstag, „Der Rofen- tavalier“, unter dec periönlihen Leitung von R hard Strauß, mit den Damen Artôt de Padilla, Den-ta, Dux, Birkenström, von Sdeele= Müller und den Herren Kaüpfer, Habih, Henke, van de Sa1mnde Philipp, Krasa, Lücke und Sommec beseßt, gegeben, Anfang 67 Uhr. In dem 11. Symphoniekonzert der Kapelle der Staatsoper am Freitag werden die 8. Symvhonie und die „Coriolan“-Ouvertüre von Beethoven sowie die 5. Symvhonie von Bruckner aufgeführt werden. Das Mittagskonzert an demselben Taze

| beginnt diesmal um 125 Uhr. | Im Shausptelhause wird morgen „Brandl" mit den

| Damen Schön, Steinsie®, Sussin, Werckmetster und den Herten

| Gbrier, Keppler, von Ledebur und Liedtke in den Hau 1 / wiederholt. Spielleitecr: Albert Patry. Ci "A0 f! Gs In Abänderung des Sptielplans werden vom Sonntag, den 16. d. M, Abends 7 Uhr, „Die Fournalisten® ge geben. Die für die 250. Dauerbezugsvor“ellung im Vor« verkauf « bereits verkauften Eintrittskarten behalten ihre Gültig«

Bericht u Anfang Deicmber zuverlässigere Angaben über den | !eit für die Aufführung der „Journalisten“. Sie können

jedoch nur bis zum Beginn der Vorstellung an der SHauspielha2u8« lasse zum Kassenpreis zuiüzlich des amtlichen Aufcclors zurüds genommen werden. Eine spätere Zurücknahime -ist au8gésWlossen.

Theater „Die Liebhaberbühne“. kn Berlin tritt ein neues Theaterunternehmen von besonderer Eigenart demuähst ins Leben. Künstler und Kunstfreunde haben unter Führung von Bruno Tuerschmann und Dr. Erich Lichtenstein eine G.sellichzft gegründet, die es fich zur Aufgabe ellt, in einem eigenen Th°a er dramatisVe Aufführungen nah strengen künstl-rishen Graund\äßen zu veranstalten, an denen nicht Berufss{ausvieler, sondern aus [ließli Herren und Damen der Gejellschaft mitwirken. Dear üblen Diletlantismus soll durch strenge Ausleie befähtgter Kräfte und dur die fünstlerishe Shulung des Einzelnen für seine jeweiltaen Aufgaben vorgebeugt werden. Die Aufführuncen sind für die Mit« glieder dezr Gejelschaft unentgeltlidh. Bei der Aufitellun1 des Sptel« plans werden keinerlei ge châstlihe, sondern nur literartize Gesichts« punkte m1ßgebend sein. Mitgliedshaftsbewerbungen find an Dr. Erich Lichtenstein, Berlin W 10, Genthinerstr. 40, zu richten.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Theater.

Opernhaus. (Unter den Linden.) Donnerstag: 235. Dauer- bezugsvorstellung. Dienft- und Freipläge find. aufgehoben. Unter persönlicher Leitung de3-Komponisteu: Der Nofsenkaualicr. Komödie

für Musik in drei Aftten von Hugo. von Hoftmaunsthal. Musik von Nicharv Strauß. Spielleitung: Karl Holy. Anfang 63 Übr.

Schauspielh dus. (Um Gendarmenmarkt.) Donnerst.:247.D zuer«a

¿o.t zu Lühl, Die Temperatur war an den ersten 6 Tazen mit 15— 20 Grad Celsius noch spätsommerlih zu nennen, blieb von da ab aber sländig zwischen 0 und höch'iens 10 Grad Celsius. Nadct- ! fröste waren häufig und weit verbreitet. Wie \{chon erwähnt, wmde das Keimen und Wachsen der Saaten, dadur merkbar be» hindert, die Ginerntung ber Kartoffeln und® sonitigen Hackfrüdte sowie die Auéführung der Hecbstbestelungen jedoch sehr gefördert: Stärtece Niederschläge traten nuc an einigen Tagen der zweiten Woche und am (5nde des Monats auf. Vou 28. Oktober ab fegten in den meisten Gezenden des Landes SYneefälle ein, die stellenweise eine Dede bis zu 20 ecm brachten. Di aleihzettig die Temperaturea unter 0 Grad fanïen und in den östlihen Bezirken bis 6 Grad Celsius ezrethten, mußten fast überall die Arbeiten der Herbstbestellung und des Nübenausmachens eingestellt werden. Eben)o mußte ‘der Weidegang eingestelt und das Vieh auf Stallfutter genommen

werden. Verkehrêëwesen,

Die „Correspondenz Hoffurann“ teilt mit: Der Bayeris che Luft -Lloyd wird von Mittwoch, dem 12. d, M, ab Luftver- bindungen auf folgenden Strecken vurhführen: 1) Münßen— Nirnberg—Leivzig -Berlin, 2) München Würzburg Frankfurt! (Matn), 3) München—Wien. Auf den beiden erstgenannten Strecken wird Post- und Personenbeförderung, auf der Stre Müncßen— Wien nur Perfonenbeförderunz stattfinden. Die Fahrten werden mit | Gi oßflugzeugen für 6 bis 8 Personen ausgeführt. “Der Bayer!she Luft-Lioyd wird mit di-fer Einrihtung eine ständige Flugverbindung mit Per'onen- und Postbeförderung ins Leben rufen. N

a P T E N D ITET A

Das Reihspostmuseum bleibt wegen des K J bis auf weiteres ge|chlossen. [ egen des Koblenmangels - j

Theater und Musik.

Sghauspielhaus. „Brandk“, elne Komödie in vier Akten von Richard M,

G ahen, erzielte bei ihrer gestrigeu Urauffübhrung int Schauspielhaus

d. Bei den Hülsenfröchten und den zugehörigen Gemengen

mebr unfreiwill'ge als von dem Verfasser beabsichtigte Heiterkeit, mag ein neuzeitlices Seitenstück zu a ¿Geizigem“ vorbei

ar A t i Aelt E A E R L-L

bezugêvoritellung. Dienst- und Freipläße sind aufgehoben. Brasodl. Komödie in vier Auszügen von Richard M. Caben, Spielleitung: Albert Patry. Anfang 7 Uhr.

F rottag g ittoas 1 ) i

&reitag: Opernhaus. Mittags 124 Uhr: SyawHoniemittags- Fonzert. —— Abends 74 Uhr: L. Symphoniefouzect der Kapelle der Oper zum Besten ibres Witwen- und Watienfonds. (Zum O R A e : en bei Bote u. Bod, Leipziger Straße 37 und Tauenßzienstraße 7, am Konz i DOpervhause zu haben.) 9 b dia

Swauspielhaus. 248. Dauerbezugsvorstellung. Dienst- und Freipläze find aufgehoben. Zum 200. Male: Coriolau. Historisc,es Drama in fünf Auszügen (14 Verwandlungzn) ton at Shakespeare, Spielleitung: Dr, Reinhard Bru. Anfang

7 Uhr.

Familiennachrihten,

Verlobt: Frl. Waldtraut Wobring mit Hrn. Leutnant d. I Wilheln vor Deren (Sonnenwald, Post Stolzés bind, Ber G R S S R i estorben: Hr. Unterstaatsfefretär à. D,, Wirkl. Geheimer Nat D. Dr. Robert von Bartsch (Berlin). Hr. Oberstleut gi Paul Graßmann (Koblenz). E a Ss

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Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenbura. -

Verantwortli für den Anzeigenteil: Der Vorstehet der Geschäftest Rechnunasrat Mengering in Berlin. S

Verlag der Geschäftsstelle (Mengering) in Berlin.

Dru der NorddeutsGen Buchdruderei und Verlagêanstalt Berlin, Wilhelmstraße 32, :

Vier Beilagen (eins{ließliG Börsenbeilage) i ] und Erfte, Zweite und Dritte Zentral-Handelsregister-Beilage,

“Erfte Beilage

„m Deutschen Reich8anzeiger und Preußischen Staatsanzeiger.

Qicitamtliches.

Preußische Landesversammlung. 78. Sißung vom 11. November 1919. (Bericht des Nackrichtenbüros d: 8 Vereins deutscher Zeitungsvecleger.)*)

Am Negierungstische : Fischbeck.

Präsident Leinert eröffnet die Sizung um 121/, Uhr.

Auf der Tagesorgnung stehen zunächst kleine An- fragen.

Abg. D. Nade (Dem.) fragt an wegen des Verbots der auf den 16. September beru'enen Synode der evangelischen Kirche Nassaus durch die französische Behörde. E E

Megierungsvertreter Nammels8berg: Die Genehmigung für die Synode war erst von einer nicht zuständigen französischen Stelle erteilt und dann wieder zurückgezogen worden. Die Genehmigung der zuständigen höheren Stelle war nicht mehr rehtzeitig berbeizu- führen. Zurzeit kommt eine Genehmigung nit in Frage, weil das der Synode vorzulegende Kirchengesep nochmals umgearbeitet und zunächst den Kre1ssynoden unterbreitet werden soll.

Abg. Frau Arend see (U. Soz.) fragt an, ob die Regierung die Verfügung von 1851, welhe die Genehmigung der vorgeseßten Behörde? zur Annahme der Wahlen als Gemeindeverordnete und zur Ann hme von unbetoldeten Gemeindeämtern für die Staatsbeamten vorsieht, ‘aufheben wolle. i

Ein Negierungsvertreter erwidert, daß diese Genehmi- gung nach wie vor eingeholt weden müsse, daß sie aber nur aus wichtigen Gründen versagt werden dürfe. :

Abg. Menzel - Halle (U. Soz) weist in seiner Anfrage bin auf die Gefährdung der wirtshaftlih aufeinander angewiesenen Werke Meichs\tickstoffwe k Piesteriß und Gioßtraftwerk Zschornitz infolge der mangelnden Kobßlenbelieferung durch die Grube Golpa, welche leßtere nicht voll ausgenugt werde und fragt, ob die Negierung den Betrtebs- räten gemeinwichtiger Betriebe Gehör bverscbaffen wolle, damit sie nicht, wie in diesem Falle vom Eisenbahnministerium, abgewiesen werden.

Geheimer Berorat Néöhrig erwitert- daß die Grube Golpa stets auzreihende Kohlenmengen zur Verfügung hält für das Kratt- wert Zschorniß, und daß die Beiriebsräte in dringenden Angelegen- betten stets bei den Behörden Gehör finden ; die Betriebéräte müssen fich aber zunächst an die Lokal- oder Provinzialbehörden n enden.

Abg.-v. Kessel (Dnati.) weist darauf hin, daß die Nachtfröste große Viengen von Kartoffeln vernibtea, wenn die angefroreuen Kar- toffeln nit den Tro@enfabriten zugeführt werden, und fragt, ob der Landwirt'chaftsminisler sich dafür eivscßen wolle, daß diesen Fabriken r nur Kohlen versprochen, fondern fie auch mit Kohlen beliefert werde.

Geheimrat Baehy: Die Erfassung und Verteilung der Kohlen mit E!nschluß der aus staatlichen Gruben gewonnenen unterliegi der Megelu'g durch den Retichskehlenkommissar. Die außerordentlichen Brennstoffnöte und ihre Gründe sind allgemein bekannt; unter diesen Schwierigkeiten. hat auch die Landwirtichaft zu leiden. Der Landwirts» scaftsmtnister bemübt fi andauernd uni eine einigermaßen aus- reihence Befriedigung des Bet1iebekohlenbedatts der Lantroirtschaft und bat insbesondere unter. Hinweis auf die Bedeutung der. Kar- toffeltrocknung für die Er»ährung8wirtschaft den Neichs8fommifsar jeßt dringend um Scnderbelieferung der Trocknungcsfabrifken mit Kohlen erlucht.

Aba. Hellex ‘Soz.) fragt an wegen der Gefährdung der Kartöffelernte in Ostpreußen dur die Zurückziehung der polnischen Arbeiter. Deutsche A»beiter kehrten von dort wegen ver Ärbeits- bedingungen -zurück. Große Mrnaen von Spetsekartoffeln verkauften die Landwirte an Aufskäufer als Saa!kartoffeln, um 3 bis 5 # p1o Zentner mehr zu erzielen.

Ein Negierungs8vertreter erwidert. daß die slädttschen Arbeitsnachweise nicht geeignete Personen nach Ostpreußen entiandt bâtt- n, die Arbeitzbedingungen seien tariflih geregeit. Um die (Ein- bringung der Ernte sicherzuitellen, scien {on vor längerer Zeit die notwendigen Maßnahmen durch Biidung von Atbeite kommandos ge- troffen worden. Zur Verhinderung des Verkaufs von Sreisekartoffeln als Saatftartoffein würden von dem Reich3wirtschaftsministerium Véaß- nahmen erfolgen.

Abg. Prelle (Hann.) fraat nach den Maßnahmen, um den aus der Kriegägefangenschaft zurücckehrenden "elbständigen Handwerkern und Gewerbetreibenden wieder zu einer Eeistenz zu verbelfen; er fragt weiter, ob die egierung sich mit den berufenen Vertretungen des Handwerks und Gewerbes darüber ins Einvernehmen |eßen wolle.

Ein Negierungsktommissar erwidert, daß die Regierung thr Lbefonderes Augenmerk dieser Angelcgeuhrit zuwerde und Ver- handtungen darüber mit den beru'smäßigen Vertretungen des Hand- werks und Gewerbes veranlassen werde.

Darauf wird die Beratung des Haushalts der Berg Hütten- und Salinenverwaltung fortgeseßt, wozu inzwishen noch der Antrag des Abg. Altegoer (3.) einge- gangen. ist, der die Vergebung von Staats3arbeiten an die selb- ständigen Handwerksmeister wünscht.

Abg. Ludwig (N. Soz.): Wenn in einer unabhängigen Zeitung fo geschrieben würde, wie wir in der „Deutschen Zeitung" und ähn- liden Blättern lesen, so würde sie sdnell verboten werten. Jn der

Post" vom 9. November beißt es z. B.: Diese mit Fluch beladene Regierung kann unfer Volk nicht erlöfen. Darum : Fort mit den Männern der Revo ution !" Unterschrieben ist diesex Saß: Dr. Kark Georg Negenbron, Mitglied der preußischen Landesversammlung. Wenn einmal in unsern Zeitungen so etwas steht, dann sind wtr gleih Spartakisten. Wir verübeln es Ihnen nicht, wenn Ste zu denselben S lußfolgerungen kommen wie wir. Nur die zwiespältige

Zunge, das ist es, was uns trennt. (Zuruf: Sonst nichts ? Heiterkeit.)

Präsident Leinert :' Diese allgemeinen politi:hen Ausführungen stehen doch in gar feiner Beziehung zu dem vorliegenden Giat. Jch bitte, fih bezüglichß der politishen Frage w enigstens an die Berg- varbeiter zu halten. 7

Abg. Ludwig: Wenn jeßt Unruhe vorhanden ist, so liegt das in den nagen faulen Verhältnissen, an der Kartoffelnot und an dem Mangel der notwendigen Nahrungsmittel. Ihre Partei- freunde (zur Rechten) sind es, die Sabotage treiben mit .den Lebens- mitteln und der Zurückthältung. der Kartoffeln. Es ist gesagt worden, jeder Streik, der gegenwärtig angezettelt werde, fei ein Berbrechen. Wenn das richtig wäre, dann wird es wohl nie wieder einen Streif geben. (Zuruf : Wer sagt Ihnen denn das?) Jeder Streik während des Krieges bedeutet Lande8perrat. Sind die Bürgerstreiks, die Schüler- und die Landwirtestretïs nicht au verbrecherische Streits? Als ver- gangene Wocte, bei der Abstimmung die ganze Nechte sireikte und hinter dem Vorhang blieb, war das nicht ‘ein politischer Streik? (Heiterkeit.) Jch möchte den Minister Oeser davor warnen, zur Selbsthilfe zu gceifen, 1onst fönnte die englische Nothilfe kommen und er dabei in Schußhaft geiaten. Der heutige Vouwärts sagt, daß seitens der Regierung noch gar nichts geschehea sei für die Arbeiter. Vou

__*®) Mit Ausnahme der Reden ver Herren Minister, vie fm wiskergrgeben Werbe,

r r S Dn 7 Ba M eet m E D 1ER e A are uer O M

einem Mitbestimmungsrecht der Arbeiter ist noch keine Rede, es soll alles beim alten bleiben. Die Bergarbeiter follca an allem Schuld sein. Wenn für sie fo viel aufgewendet worden wäre, wie für die Neichswehr und die Truppen im Baltiïum, dann stünde es jept besser mit uns. Gerade im Bergberuf is das Herrenmenschentum so ausgeprägt, wie in feinem anderen Beruf. Ein Vertreter des Zentrums hat in der Deutschen Nationalversammlung exklärt, daß “die Urveiter bis vor wenigen Jahren von den Unternehmern nit als gleihberehtigt angesehen worden sind. Da braucbt man sich nicht zu wundern, wenn nun die Bergarbeiter dort über die Stränge schlagen. Die Verhältnisse der Bergarbeiter in den west älisd-en Bezirken find fehr traurig. Schon längst vor dem Kriege kam dort nur Pferde- fleisch als Nahrung in Betracht. Durch die s{lechte (Frnährung find die Leute widerstandslos gemacht. Sre waren vollständig die Hand der Unternehmer gegeben. Die Verhältnisse im Nuhrrevier mußten zu einer Katastrophe führen. Jeßt, wo im Ruhrrevier die Kar- toffelnot herr)hr, hat unsere Parteileitung in einem Nundschreiben die Arbeiter ermahnt, sih nicht von ten Ugenten der Militärpartei zu Putschen gebrauchen zu lassen. Vor allen Dincen müssen die Be- legschasten erst einmal arbetistäbig gemacht werden. Aus Profit- interrfsen wurden früher ohne Rücksicht auf das Staatäinteresse Zechen itillegelegt; heute wären wir troh, wenn diese Gruben in Betrieb wären. Es gibt heute noch Unternebmer, die Kohlen ins Ausland schaffen, z. B. die Bochumer Bergwerks- Aktiengesellschaft cl afft monatlich Tawende von Tonnen Kohien nah der Schweiz. Auf der einen Seite wird über den Kohlenmangel gejammert, und hier dultet die Regierung, ‘dar Tausende von Tonnen Kohle nach dem Auslande geben. TDi- Forderungen der Bergarb-iter auf Lohnerh-hung sia» voll be- rechtigt. Die Ver ürzung der Arbeitazeit hat ite gesundheitlichen Verbältnisse der B°1legs aften erfreulih gebessert, {hon jeyt weist die Krankenziffer einen erbeb iden ugang auf. Vom Zentrum iît hier das hohe Lied ver Arbeitägem-i! schaft g sungen wor en. Wenn ein Mann, wie der Geschä tsführer des Verei: s der deutsche" Eisen- und Stablindustriellen |\{chon 1918 ausge'proen hat. da; die Arbeitsgemeinschaft das Ünternehmertum ror (er Sozialifierung, vor der Berstaatilichung und vor der Nevolution reiten könne, wenn fich in der „Post“ ein Lobartikel darüber im An'chluß an einen Bericht aus dem berufsständischen Aus|chuß der deutschnationalen Volkspart i befindet, o muß j die gefamte Arbeiterscha!t dag gen mißtrauisch werden. Nicht von uns oder von den Kommunisien, sondern vom Neichöwehrfommando in Münster, wir» in das Nußhrrevier Beounruhi ung, Pogrom- und Putschstimmung hineingetragzn. Welche Stellung .n numt die vreußish- N gie ung gegenüber dem Er- laß ein, er den Arveitszwang im Ruhrrev'ér vorschreivt ? Schon jech8 Wochen warten w1 v-rgedlih au?! Anwort. Wenn man über de jeßige aroße Koblennot der Klage kèin Ende findet, soll ma» auch ntcht vergessen, daß vei dem großen Nücknarshch im Herbst 1918 von uns mit faltem Blut 111 - nordfr anzöfische Zechen ze:{tört, 40 Schächte geiprengt woiden sind.

Abg. Dr. Tegener (D. p.): Furhtbar sind die Gefahren, die uns von der Koble not drohen. Was wird geichehen, wenn ogar die Heimfstättèn wegen Kohlenmangels |ch: een mussen? Gestern hat der Ctisenbd-hnminister mit der Beichlagnahme der K-hlen- vorrâte ged ot: heute ninmt der Reichskohlenkommissar in der P esse Stellu g. Wo bileivt da die Emhbe'tlichken der Ne- aie:ung, wo bleibt fie in- den Fallé Erzberg r-He ne? ‘Der Mrnister Heine hat in Defau bebauvtet, die Erzberger!{wen #Finanz- proieîte bedeuteten dn Tod des Staates. Wenn nir folwe Wider- sprücbe in den Neihen der verantwortlichen Minister erleben, wo toll da Nuhe und Zuv. rsicht he:kommen ? Uns tut cine einheitliche starke zielßbewußte Leitung und Führung der Staat8zesa;ärte dringend not. Nicht die Revolution hat uns die Wirtschafts- und die Kohientri1e gebracht, wohl aber der Geist der Loslösfung von jedem Autoritäts- und Pflichtgefühl, der sich lähmend auf das ganze Wirt)chafts- leben gebreitet hat und der cin Kind der Nevolution ist Tat- sachlih ift doch die große Mehrzayt1 der leßten Streiks politischer Natur gewe|en; wir hätten sie in deeser Foim nicht gehabt, wenn nicht die Vevolution gewesen wäre. Wilde Streiks ent- springen oft aus den nichtigsten Ursachen. Jedentalls ist durch die Mevolution die Kohlennot fehr vergrößert worden. Die dafür angeführten Ürfachen, \{lechte Ernährung, schlebtes Material, Mangel an Förderwagen, find nur bis zi! einem gewissen Grade als Miturheber anzu-rkennen ; auch der to.\enannte Raubbau ist nicht die Hauptur!ache, venn es au \timmnt, daß während des Krieges die guten F1öze in erster Linie abgebaut worden find. Ein Hauptgrund für die herrshende Kohlennot ist die Verkurzung der Arbei1szeit von 31/, auf 7 Stunden. Daß die Geweikschafisführer davon nicht gern sprechen, ist begreiflih. Es ist unmögli, bei einer solchen Verkürzung der Arbeitszeit ebensoviel wie früher zu schaffen. Für die Verbesserung der Ernährung muß alles, was irgznd möglich ift, geschehen, vor allem in der Kartoffelversorgung. Den Unternehmern kann man in dieter Beziehung Vorwürfe nicht machen, sie haben sich weder Mühe noch Kosten verdrießen lassen, um. für die Ernährung der Belegschaf1en möglichst zu sorgen, auf ¿cgalem und aut illegalem Woge. Die jebt* eingetrêtcne kleine Hebung der Koblenförderung toll nit übershaßt weiden. Es sind ja auch 25000 Mann neu ange!egt worden. Um eine gründliche Besserung zu erzielen, waren wenigstens 120 000 Mann erforderlich. Auch würden dazu mindestens 70 000 neue Wohnungen nötig sein, um die Bergarbeiter in größerer Zahl ansässig zu machen. Das sind Zu?unftépläne; über die jeßige Not kann uns nur ein Mittel hinwegbringen: Mehr Urbeit! Natürlich nicht Verlängerung dex Schichten, sondern Uebershichten und Ueber- stunden mit entsprehend höherer Bezahlung. Es sollen ja au mehr als die Hälfte aller Bergarbeiter dazu bereit sein, aber die Ang;t vor dem Terror der Spartakisten, Kommunisten und Nadi- falen hâlt fie zurück. (Lachen b. d. U. Soz.) Alles übrige sind kleine Mittelchen, selbst die Vermehrung der Belegschaft um 120 000 Mann würde nur hinreichen, um zu \chaffen, was wir an tie Entente abzuliefern haben. Die Bergarbeiterschaft würde sich den Dank des ganzen Volkes verdienen, wenn sie Üeberihihien ver- fahren wollte und wenn fie statt des Siebenstundentages wieder den Achtstundentag aufnähme, - wobei jeder, zweite Samstag völlig freizu- bleiben hätte. Die Hoffnungen des Abg. Nippel auf eine Revision des Frieden8vertrags teile i nicht, wir haben ja etne Weltiohlennot. Den Ab1chiedsworten an die Bergarbeiterschaft des Scarreviers schließen wir uas aus vollem Herzen an und legen der Regierung thr Schicksal an das Herz. Nedner trägt dann eine Anzahl von Wünschen vor, die der Verband der staatlichen Bergwertsbeamten im Oberberg- amtébezirk Dortmund eingereicht ‘bat, befürwortet eine Autbesserung der Notlage der Knavpscaftöinvaliden und Witwen, erklärt ih gegen die Verstaatlihung der Bergshulen und fordert auch seinerteits eine Yteform des Berßschulwesens, den Antrag Neinicke auf Bildung von Zwangsgenossenschaften nach dem - Muster der Berufsgenosjenschajten zum Er})aß von Berg- und Rauchschäden lehnt er ab, bezw. will er dem Nechtsaus\{uß überwie!'en haben. Zut Schluß bekundet er feine Freude über das ueue Wuchergericht- ge!eß, das hoffentlich dent verderblihen Schiebere und S{hmaroßertum

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ein Ende machen werde. ;

Ag. Franz - Kattowiß (Soz.): Das Wohl und Wehe unseres Volkes hängt von der Lötung der Kohlenfrage ab. Bej dieser (elegen- beit hat sich zum ersten Male g: zeigt. daß die Parteien der enitcn sich vollständig einig sind. Darüber méchte ih meiner Freude Ausdruck

; E boffen, daß dies auch in Zutunfi dex ¿Fall seiu möge, zumal 1 die Reaktion ibr Haupt auf allen Gebteten jezt höher erhebt, Die

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rechte Seite des Hau'es will die Ursachen der Kohlennot absolut nit fehen. Sie sagt immer, die Kohleanot lei eine Folge der evolution. Aber wer hat denn die Nevoiution geschaffen? Doch nur Ste! Ihre Handlungsweise gegenüber ter Arbeuer'chaft hat eine Stimmung geschaffen, die einmal zur Auslö&ung kommen mußte. Die Berg- arbeiter fi d in une: hörter Weije |{ch1kanmert worden, und den Organisationen ift je2e Gelegenheit enommen worden, an die Berg- arbeiter beranzukommen und Nube und Ordnung fowie Veiständnis für die Not des deutschen Volkes zu hafen. Also unfere Politik hat nicht Schiffbruch gelitten, jondern Ihr Verhalten 1rägt Schuld an dem seßigen Verhältnis. Herr Nippel gab teiner GVenugtuung über den Abschluß feiner Tarifverträge Asdruck. Man könnte wtrk- lnch glauben, die Herren auf der rechten Seite seien plöh!ih vonx heiligen Geiste erleuhtet worden. Aver Ihre (nah rechts) Taten stehen im Gegensaß zu den hier gehaltenen Reden Wenn unsere Feinde ciner Revifion des Friedenévertrages nit geneigt sind, jo trägt Herr Tegeder “und jeine Freunde einen Teil ter Schuld mit daran. (Fine Forttührung es Raubbaues würde den Ruin des gefamten Bergbau-s nach fi zieven. Während wir früher in Oberschlesien eine Tagesleistung von 86 000 & hatten, haben wir jeßt eine von über 100000 «t. Das ist ein Beweis einer erheblihen ESteigecung. im übrigen ist das Sinken der Kohlentörderung eine internationale Kriegser scheinung. Die Beraarbeiter ft:d infolge ihrer Unterernährung niht mehr imst1nde, diefelben Leistungen zu volbringen wie vor dem Kriege. Erkrankungen und Tod sfälle haben in erschredendem Viaße infolge der mangelhäften Ernährung, wie jelbst ein Inspektionsbericht festgestellt hat, zugenommen. Niso die Hauptschuld an der geringen Ffoblenförderunz trägt in erster Linie die allgeincine Kräfieershèpfung der Bergarbeiter. Was den Warenmanzel in Obe schlesien anvetrifft, so muß 'ch doch darauf hinweisen, daß der ob-rshlenshe Bergbau FeiersWihten hat einiegea müssen. weil feine Wagen zum Abitranspor! der Kohtlen zur Vertügung standen, Zwüchen dem Citenbahnminister und dem Kodvlenkommissar scheint ein Mißverhältnis zu bestehen, da der Mi- nilter gestern damit drohte, zur Selbsthilfe greifen zu wollen. So 'chlechte Kohlen, wie der Minister gestern meinte, werben n Wirtlichfeit nicht aesördert, da {einen irgenvwelhe Schiebungen mitzu1preWwen. Ein Üntersuhung scheint da dringend nötig zu sein. Das Mitbestimmungs- reÂt der Eisenbahn»eamten und Atbeiter ‘st bei den Di ektionen 0ch

nicht durhzeführt, ihre Natschläge fiuden nicht die nôtige Beachtung.

Dann ist vor allen Dingea notwendig, daz jede Savotage unbedingt y-rhindert wird. Eme ganze Reihe von den Beamten seut si aus Anyyängern des alten Negimes zu'ammen. Tausende von Wagen wurden ptanlos nah Oberschlefien ges ickt und standen scbließli an einer Stelle, wo sie mcht gebrauct. wurcen, anstatt daß sie in das Nachbar- revier gebraht wur'en, wo man ibrr b.-durfte. Entweder liegt alio ein Sabotageati oder vollendete Untäbigkeit vor. Auß anderen Ge- bieten {int man mit geheimen Fonds zu arbeiten, Wir wollen die Ver- waltun modern gestalten wir wollen fie auch rentabel machen um da- durch die C:nwände der Neten gegen die Sozialisierung zu entfräften. Die Invauid nren en müssen ‘ndlich au!gebessert werden. .In dieser Beztehung hat das Dretkla} np :rlament völliz versagt. Jet 1pi ken die Herren von der Rechten sih as arbeiterfreundlih auf. Bet einigermaßen vernüoftiger Voliuik rüber hätte man die tetztgen Klagen völlig bejeitigen fönnen. Daß dk: Uniernehmerarbei er nur Facharbe ten aus{ù ren, trifft nicht zu er Bo. wur! mel es Freundes Qutema: n, daß die Nevt rbeam en nicht di genügende Fübhl ng mir den ÄArbetitern hät'en, bai. vom Oberbeiahaurtmann nici: en krä!tet werden tonnen. Wi1s hâtte denn sein Erla an die Berg! evterb amten. font für einea Sinn gebab1? Die Vertrete: ‘ter Ärveite! or an'- fationen finden Fr den Berggewerbezerichten immer noch nicht die richtige Anerfenntng. Ich hab deserhalb wiede: hol1 Anfragen an vas Miniiteinut n ge:t{chtet; ei e Antwort ha e ich aber bisher nit er- haiten kön: en. Der Vedner tes Zentrums hätte die No1wendigfe t der Sozialisierung etwas stärfer hervorheben müssen. Der Avg Niedel fand es merfwüidig, daß dort, wo die Lövne am meisten gestiezen seien, die L istung am meisten gesunken iei. In Ober\chlesier standen die Löhne am allertiessten, d-hec die shlechte wir1scaftiihe Lage der Bergarbeiter. Jn Oboerichlesien betrug die Arbeitszeit 10 bis 11 Stunden, in Westfa en dagegen nur 8 Stunden. Die Lage der Beigarbeiter muß gebessert werden, dann lommen wir auc zu besseren voitswirt)chaftiihen Verhältnissen. Die Arbeitgeber müssen den Ar- heitern mehr Mitb. stimmungsrecht einraumen; damit wird das Ver- antworilichkeitägetühi der Arbeiter geweci, sie werden größeres Interesse am Betriebe bekommen. Won der Allgemeinheit und von diesem Hau)e muß dem |chweren Beruf des Bergarbeiters etwas mehr Ver- ständnis entgegengebraht werden, dann werden wiz auch zu ge]underen Verhaltnissen kommen. (Beifall.) :

Oberberghaurimann Althans8 (auf der Tribüne kaum verz ständlich): Es siad eine Fülle von Einzelheiten vorgedraht worden, über die wir uicht unterrichtet sein fönnen; wir werden aber die nötigen Informationen einholen.

Ada. Frenzel (Dem.): Die Frage des geistigen materiellen Wohlbefindens des Bergarbeiters ist zurzeit die wicztigîte un" be- deutendste Frage der Produktiogsfördexung überhaupt. Die Kehlen- not follte man niht mehr unter dem Genchtspunkt von Schuld und Sühne betrachten, man follte nicht mebr ermitteln wollen, ob die NRev-lution oder der militär:s{e Zusammenbruch das Primärè waren. NRaubbau “.i1t getrieben worden, das steht test. Bei Krieg*autbruch hatten wir es mit einer Kohlenfülle zu tun: nach demjelben ging alsbald diese Fülle stark zurück, dennoH ließ man es. bis 1916, als die ersten Anzeichen der kommenden Kohlennot {Gon sichtbar wurden, durchaus bei der freien Wirtschaft, und der Reichsfkoulen- Emu iee kom viel zu spät. Gerade in jene Zeit fiel das sogenannte Hindenburg-Programm, durch welches die Handhabung der Wirtschaft, wie schon vorher die Handhabung der Finanzen ausshließlich unter den Gedanken des Sieges gestellt wurde. Die Schuld an oen Folgen trägt nicht die Industrie, niht der Raubbau, fondern die U-:bermacht der Militärbehörden, die sich durch wirts{ »ftlihe Erwägungen nicht beirren ließen Der Schwerpunft des Berahaushalts wird viel« leiht {Gon bald von Preußen auf das Reih übergehen. Ein MNeichsknapp\schaftsgeses, ein MNeichsbergg-seß wird erwartet. Wir wünschen, daß der gute Kern des preußischen Bergwesens bei der bevorstehenden Ummodelung niht verloren geht. Troy aller Mängel {tellt fich das preußische Bergwesen a!s das erste und beste ven allen Kulturnationen dar. An diesem Lobe hat auch dîie staatlide vreußisdhe Bergwerksverwaltung ihren vollen Anteil. Jetzt ist aus dem preußishen Berghaushalt ein Zushußhaushalt ge- worden. Das ausländiscze Kapital dringt tin unsere Bergreviere cin. Eine gewiss Berrüchtung - dieses au8gehungerten Wirtschaf18körpers durch ausländiî-s Rapital ist vielleicht nötig, aber es darf mcht die Herr1chaft an sich reißen. Wehe unserem Bergbau, wenn ex in die Hâude der Cngiänder oder der Fraÿzoten kommt! Die Frage, wie man unjerèn Bexavau ertragsähig machen kann, ift leichter aufges worfen - als beaniwoitet. Die Kohlenpre!serhöhung hat ihre Grenzen, sie isl lediglich eine indirekte Steuer \{rfster Art. (Lebhatte - Zustimmung.) Unsere Friecensförderung betrug zuleut rund 190, unsec Bedarf 170 Millionen ‘Tonnen. . 1919 - haben wir höchstens 120 Millionen Tonnen, das sind 50 Millionen Tonnen zu wenig, und davon gcht noch ab die Forderung der Entente mit 40 Millionen und dec Verlust in dem Saar. revier mit 10 Millionen. Es bieiben uns also nur 70 Millionen, und es fehlen uns niht weniger als 100 Millionen Tonnen (hört! bört), Schon hieraus erbellt, daß die Eatentepolitik durchaus töricht ist, daß die Gegner mit ihrer Durchführung sich in das eigene

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