1919 / 262 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 14 Nov 1919 18:00:01 GMT) scan diff

Shweiz.

Der Nationalrai segt? aestern seine Beraiung Eintriti der Schweiz in den Völkerbund fört. Laut Bericht des „Wolfischen Telearaphenbüros“ trat der Bundesrat Colonder n längeren Nusführungez für den Eintritt dec Schw: iz ein, Er sagte dabei:

Es wäre unzulässig, den Eintritt der Schweiz in den Völkerbund zu verweigern, weil gewisse Großmächte tim Bunde vorherrsck@ten. Der Anschluß der S&weiz würde feine Billigung der den besiezten Völk-rn auferlegten Friedentbetingungen darstellen. Der Vsölfkerbund bilde den wirksamen SHuß ge2-n einen neuen Krier, der den Ruin Evropyas bedeuten würde. Cazlondec wandte ich entschieden geaen die Argumente dèr Gegner eines Eirtritts in den Bund, tn8be)ondere gegen diejentgen, die etne Schädigung der Wohl- fahrt .tès Landes befürchteten. Er Hod die großen BVorteile auf fommerziéllem Gebiet hervor unv erfld ß das Scweizer Volk nit auf die Weltrevolution vertraue und die Bestrebungen der Sozialisten ablehne. Er zweifl2 nicht daran, daß der Augenblick kommen würde, wo die Zertralmächte ebenfalls zum Bunde zugelassen würden. Die Neutralität der Schweiz set au8drüdlich garantiert worden. Die Noqierung ersuhe die Volks: vertreter, in wohlverstandenem Interesse des Landes und der nationalen Einheit, fih für den Eintiitt auszusprechen.

über den

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QOrLetz

Türkei.

Nach Meldungen des „Walffshen Telegrapherbürgs“ hat die tüishe Reaierung einen Aus schuß unter dem Vorsiß des Generals’ Hurbhin Poscha in die Bezirke Brussa und Aidin, unter Leitung des Generals Fewzi Pascha in die Bezir?e Ango ra, Siwas und Erzerum entsandt, die über die all- gemeine Lage berichten, die Wahlhandlung überwachen und mit den verschiedenen örtlihen Führern der nalioaualiflischen Bewegung über gewisse Fragen beraten sollen.

Afien.

Nach einer Meldung der „Jnformation“ ans London teilt ein amtlicher Bericht ‘mit, daß zwei englische Offiziere in Turkestan von einer Bande von 100 Kurden ermordet worden seien, die Stadt A6 kra sei angegriffen worden und die Gendarmerie habe den Plaß räumen lassen. Man nehme an, daß es sih um eine lokale Bewegung handelt,

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Statistik und Volkswirtschaft. Arbeitsftreitigkeiten. Die. „Frankfurter Zeitung“ meldet aus Mainz, daß die

Arbeiterschaft der hemishen Industrie im Lohngebiet |

von Mainz, Wiesbaden und Biebrich, insgesamt 2000 Mann, wegen Nichtanerkennung des Neihstarifs gestern die Arbeit niedergelegt hat.

Nach: einér von „W. T. B." übermittelten Meldung der „New Be U werden die amerikanischen Bergarbetter den Befehlen - ihrer Führer gehorch{n und, den cinlaufenden Berichten zufolge, in den ‘meisten Bergwerken (Ende dieser Woche die Arbeit wieder aufnehmen.

Gesunvheitêwesen, Tierkraunkheiten unv Æbsperrungs- maszregeln,

Im Kaiserin Auguste Viktoria-Haus zur Be- kämpfungderSäuglingssterblihkeit imDeutschen ge e in Charlottenburg beginnt am 20. November 1919 ein

urs für Mütter und Mädchen, in-dem all das theoretis{ und prakti“ ch gelehrt werden wird, was eine Frau von der Pflege und Ernährung des Säuglings wissen muß. Die Kurse umfassen 4 Stunden, jeweilig Donnerstags von 4—46 Uhr. Die Eln'cHcetbe- ebühr für den Gesamtfursus bet: äat 4 10,—. Meldungen sind an as Büro des Kaiserin Auguste Viktoria-Hauses in Charlotienburg F, Frankstr.ße, zu richten.

Nacweisung über den Siand vou Viehseuchen in Oesterreich am 29. Oktober 1919

(Auszug aus den amilichen Wochengusrveisen.)

|

MNotlauf

"9 E L S NRäude | E@weine- : V Roß S der (Séipelites j der Ë seudhe (Eiubufer| feuw) | Shiwcine } 2 Zahl der vert2uchre S Länder A eO O d j 4 | e S| [S S S| S1 S ESIE 22 2Z 2128 Ü Vals 208 E «Let e S EME/S 5 | S S S S M «A é D) S | D| S D | - nl G A] eater E eas I 22 1 L B: B L L E e | 1} 1 Niederösterrel% R E 1| 31 92 471 10| - 13 99 51 2/2 á R —| —1 73 107| 8| 10 18| 26 313 v 1/11 11} 100] 55 474] 16 28] 28| 56 4 |4 de le] l 72 1200 P29 11 6 ¡1 Oberösterreilß —|—| —| —i 29 36 4 4| 10} 18 6/2 p -|—|.-1/- 416 2 8| 16) —| I, 1/1 —| —[ 23 5417 4 1 1 8 Salzburg . . |—|— 69] 510] 27 8 —| 9! 1 Stetecmark [—|—] 15 132/24 50} 2 4 6! 12 10 j 2 ; . [-|—1 12 2423.29 —| —|—| L S é f |— 110 21] 74 3094 3! 10 T 14 | 1 Käxnien . F 24 108] 29 120| 12/ 32.—| 131.2 z —|—t 1 1133 233} —| 10 L O A el 31 2111 47 19) —| —[ —| E P l M R E Oel H él p 1818 g ete ee [18 F174 l l l 201 *Boratlbèra. . [—-|—1109| 7581 32. Gl —| T

Zusammen Gemeinden (Gehöfte):

2 (2), Maul« und Kiauenseuße 303 (1934), Räude der S 634 (2046), Schweinepest (Schweineseuchze) 82 (160), Notiauf der Scweine 116 (202), Wiperdem Lungenfeue des Nindviehs in den Sverrgebieten Nr. 9 1 Gehöst und Ne. 12 in i Gemeinde, 8 Gehöften.

Pockenseuhe der Schafe und Beschälseuche der Zuchtpferd: sind nicht aufgetreten.

VeubehrStoefen, In Düsseldorf hai das Deuische Verkehrskommiisariat,

Düsseldorf, Telegrammodvresse Deveïo, ieine Tätigkeit jüc Einteiseanti äge in des von Eaglände!n (3. Zone) uno Belglecn héscgie Gebict (4. Zone) seit einiger Zeit auf enommen, Die Einreijebestimmungen sind in je einem Metrkblait zu- sammengefaßt, dos vom Deutschen Verkehre kemnmißfsariat Düsse!- dorf Kaiser" Wilhelinsirase 23) füc sämtlite Behörden; be- hördlihe Jastitute, Haütc!skammern usw, fostenlos bezog werden fann, i 2

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A118 dera Reich3verkehr2rainisteriuum wird dem „W Delegräphzo0büro“ zufoige gem-:loet: Der 15. Nov

vertetie Dag der Perfonenzugspzrre. Vom weiden aur sämilihen dem óôffenilihen Verkehr dienendz

Haupt: und Nebeneiseubaßnen die im Interesse der Erhaltung des Wir. schafst#lebens unbedingt notwendigen BPerfonen-. un5 Schrell¡üge wieder gefahren werden. Sollie die Durchführung dieses Verkehrs zu Schw'erigk-iten in der Kartoffel-. undo Kohlenversorgura führen, fo müßte mit einer Wiederholung ver völligen Personersper!e gerechnet werden. Um diese Maß-

uahmne nah die dringend Reisen vot läufi:

Möglichkeit vermeiden zu können, ergeht erneut Mahnung. alle nicht unbediagt eiforderlichen zu unteria}en.

Land- 1nd Forstiwvictschaft.

Washington, s. November. (W. T. B.) Nh dem Bericht des AUckerbaubüros der Vereinigten Staaten von Amerika wird der Ertrag der Maisernte auf 2910 250 009 Bush?els angegeben gegen 2901 070 000 Bushels im Vormonat und 2 583 900 000 Bujhels endgüitiges Ergebnis ‘im Vorjahre, Die Qualität des Mais \{chägt man auf 89,1 vH gegen 85,6 vH im Borjahre. Die Bestände alter Ernte in den Händen der Farmer werden auf 74263 000 Bushels beziffert gegen 81 840 020 Bushels im lezten Jahre. Das Ernieergebnis von Leinsaat dürfte eine Hôhe von 9450 000 Bushels ecreiden gegen “ein cudgültiges Er- gebnis von 15 090009 Bufhels im Vorjahre. Die Durchschnitts

gewihte von 1 Busgel Weizen, Hafer und Gerste werden |

auf 96,3 bezw. 31,1 unv 45,2 Pfund angegeben gegen 58,8, 33,2 und 43,9 Pfund im Jahre 1918.

Literatur.

_— Das Nov-mb-rheft der „DeutsGen Rundschau" be- ginnt den Abdruck einer Novelle von Hermann Hesse „Kindérseele“. Ein Bild Belgiens und der Einwirkung unserer militärishen Beseßung entwirft General der Infanterie z.:D. von Zwehl, der ehemalige Gouverneur von Antwerven. Der \Gwedishe Geschichts torsher Professor Oscar Montelius behandelt die Möoglichteit kultureller Beziehungen ¿wischen der alten und der neu2zn Welt vor threr ges{Wichtiihen Berührung. Dr.-Ing. h. c. W. Beumer, General- jekretär des Verbandes deutsGer Eisenhüttenleute, weist auf die Zu- funft des veut]hen Gisznhüttenwesens hin. . Die Beröffentlihung d2r G:spräcße mit und über Bismarck aus der Zeit na seiner Ent- lassung aus dem Nichlaß Heinrichs von Poschinger wird fortges: t. Danïbare An-rkennung verdient der rege Anteil, den der dänische Prosessor Karl Larsen am besicegten Deutschland nimmt. Ec kommt zu dem Schluß, daß der Militariêmus in Deu!shland zwar ver- nihiet sei, do nur um bei den Feinden mächtiger wieder zu er-

stehea. Charlotte Westermann bringt Interessantes aus dem Leben ;

des Staatsmanns Geng in Wien (1803).

aus Frankceih begonnen hat. Bei der. großen Zahl der Heium- ¡uschafenden nimmt ja der AdtcanSport selbit bei glattem Ve. lauf längere Zeit in Anspruch. Ge: dsendungen werden an dea Avojender Bi wenn der ¿2n heimzeschidr fein folite.

L N P Ta n VvtielaH

‘1ritE rort LLUUHNCI Ai,

Zetreffs ‘dex aus Kreisen dec Ungeh vo1 Ge'angen

mden. Klagen über dle infolge der Verkebrseintchränkung vor- uvergechenz cingetührten Pakei'perre wird daranf. hinzwieten, daß jeglihe Paketsperre seit dem 8 November aufs gehoben ist.

———— L ————

In der gestrigen Sitzung der Berliner Stadt- verordneten erfolgte zunäachst die Einführung der neus aewählien Stadträte in. ihr Amt. . Sodann beschäftigte ih die Verijamml"ng mit einem von: den beiden sozia!bemotratisen Fraktionen eingebrachten Antrag, den Magistrat zu ersuchen, bei der Neichsregietung auf die \chleunige Vorlegung eines Entwurfs z1u einem NeihsLommunaltsierungsgeseß.z12 dringen, Nah Kängeier Aussprache wurde dec Antrag angenomnien.

Der-Verein für die GesckchGichte: Berlins will feine werivolle- Bücheret öffentlich zugänglißh machen. Er hat zu diesem Zweck einen Lesesaal im Deutschen Dom einzerihtet, der demnächst der Benußung übergeben werden foll.

In der Treptower Sternwarte finden in den näbsten Tagen folgende Film- und Lichtbilderoträge siatt: Sonnutaz, Nach-

mittogs 3 Uhr: „Vom. Moute Rosa zur afrikanishen Küite“, 5 Uhr: „Aus Großstadtmauern in den S{hwarzwald“ (Neuer Nöortrag), Abends 7 Uhr: „An des Ufern bès Nheins? ;

Diens!ag, den 18. November, Abends 7 Uhx: 1„Mil(siraße und Nebelgestirne* (Vortrag mit Lichtbildern des Direktors Dr. Acchen- bold): Sonvabend, den 22. November, Nachmittags 5 Uhr: „Aus Großstadtmauern inden Schwarzwald“... Beobachtungen mit dem

aroßen Fernrohr können täg!.ch bei flarem Wetter von 2 Uhr Nah:

mittags bis 10 Uhr Abends vorgeaommen werden, Führuangen durch das astronomishe Müúseum finden in der Zeit von 2 Uhr Nah- mittags bis 8 Uhr Abends stait. :

Dèren, 13. November. (W. T. B.) Das hiesige britische Krieg8gericht hat cinenangesehenenDürener Bürger

| zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt, weil er in | feinem Hause die von- einem allii-rten Offizier bewohnten Zimmer

). Die Briefe Kürnbergers |

an Heinrich Laube, die Otto Erih Deuts beschließt, laffen uns |

cinen Blick in das Ninzen des Dramaliters um eine Bübnencuffühs-

rung tun. Zu Mauthners 70. Geburt8iag ergreift Theodor Kapp- stein das Wort. Die politisGe Nundschau nimmt zu den Fragen des Tages Stellung. In der. Literarisczen Iundschau werden Neu=« ersch:ztnungen gewürdigt. Literarishe Notizen und das Verzeichnis der eingegangensn Neultgkeiten beschließen das Hest.

Theater und Musik.

Im Opernhause wird morgen an Stelle der ursprünglich angekündigien Vorstellung „Der Stier von Olivera“ „Czrmen“ mit. den Denen Schwarz, Engell, Sax, BirkenströpÎ und den Herren Swhlus8nus, Sominer, Henke, Bachmann, Habich in den Hauptrollen ge- geben. Dirigent ist der Generalmusikdirektor Leo Blech. Anfang Uhr. In dem au ßergewöhnlihen Mittagsüouzerti-der

Kapelle der Staatsover am Sonniäg im Opernhaus hat |

an Stelle des Herrn Eugen d'Albert Herr - Arthur Schn.: bel seine Miiwirkung aüttgst zugesagt. Das Programm erfährt folgende Aenderun: Weber: Ouvertüre zu „Oberoa“; Mozart: Klavierkonzert mit Orchester in A-Dur; B-éthoven: Symphonie Eroica, Die Eintrittséarten behalten ihre Gültigkeit, Fönnen aber -auch aa den Ve- kaufsstellen (Bote und Bol), am Sonn- tag au an der Kasse des Opernhauses bis zum Beginn des Konzerts zurüdgegeben werden.

Im Schauspielhause wird morgen „Maria Stuart“ mit den Damen Höflih, Straub und den Hercen Clowing. Kraußneck, von Ledebur, Leffler, Korner in den Hauptrollen wiederholt, Sptel- leiter ist Dr. Reinhard Bruck. Aafang 64 Uhr.

Niddy Impekoven tritt im DeutsGen Theater am nächsten Sonntag zum leßten Male in einer Mittagövoistellung auf. Die Tanzvorführung bezinnt um 12 Uhr.

Im Komödienhaus ist die Erstaufführung von Georg MNeides Lui: spiel „Ste“ «auf Sonnabend, - den 22. d. M., angeseßt worden, În den Hauptrollen wirkzn die Damen Gläßuer, Branden, Lehndors, Marba, Seidel, Sauer und die Herren Schünzel, Haskel, Gfkert, Bot, Sauter-Sarto, Jünger, Behmer, Scherzer, Zilzer, Stein uùd Scholz mit. Spielleiter i1t S nst Welish. Die Bühnenbilder snd na) Entwürfen von Nochus Gliese angefertigt.

In der Kaiser Wilhelm-Gedächtniskirche findet am Bußtag ein Konzert zum Besten der Gemeinde stait. Mitwirkende sind Erna Denera, Fcitß Heitmann, der Kirchen- or und die Konzeriveretnigung des Kirchenchors.

Mannigfaltiges,

_ Angehörige von deutschen Kriegsgefangenen, die ass amerifanischer Gefangenschaft (von franz. Boden), italientscher oder belgischer Gefangenschaft

noch nicht zurückbgekehrt sind, von denen aber mit Be- sümmtheit angenommen wird, daß sie noch am Leben und nit frei- willi in den feindlien Stoaten verblieben sind, werden gebeteu,

folgenze Ängaben an das Kriegsminitisterium (Abwicklung D 7/ò 6, Schügensiraße 63). zu übersenden, damit Nahforshun en angestelit werden können : “Personalien, Negiment, Datum der Ge- fangen\chaft, lezter Aufenthalt und leßte Nachricht, (W. T, B.)

An A e at A E R ETER M A S

Die Nei Gszentralstelle für Kriegs- und. Zivtl* aefaugene teilt wit: Die in einigen Zeitungen veröffentlichte Nachricht, daß der ersie Zug mit Krtegsgefangenen aus Frankre! ch am 11. November in Essen eingetroffen ist und wettere Transporte unterwegs seien, trifft niht zu. Auch die Havas- meldung, wonach ein Tranéport deutscher Gefangener aus Javan angekommen sein soll, hat sich nit bestätigt. Den Ange- hörigen wird wied-rxbolt angeraten, bezügli. der Gefangenenheimfchr nuramtlichéen Mitteilungen Glauben zuschenkten, jür deren rechtzeitige Beröffentlihung Sorge getragen ist.

UVitec den deutschen Gefangenen in Franïäreidch wird darübèr geklagt, Äbtransportes die Angehörigen in der Absendung von Briefen und Paketen nacgelassen haben. Die Reichszentraistelle für Kriegs- und Zivilgefangene weist zur Abstellung dieser Klage auf die groß2 Bedeutung hin, die eine regelunäßige |

Heimat für die Gefangenen hat. Die Weiterabsendung von Briefen,

; bezugövorsteliung. Dienst- und Freipläßze find aufgehoben. Stuart.

daß anschGeinend wegen des erwarteten :

Postperbindung mit der

Paketen und Geldsen ungen an die Gefangenen bleibt dringend ex« | wünsczt, au wenn bekanntgegeben werden follte, daß der Abtransport *

| getürzte Mebizuteilung - zu déden,

nicht genügend geheizt habe.

Hamburg, 13. November. (W. T. B) Der Altonaer Fishdampfer „Holstetn“ ist beim Fihen in der Nords see auf eine Mine gelaufen und in die Luft geflogen. Von 12 Mann Besaßung wurden vier gerettet.

Wien, 13. November. (W T. B.) Da die Lebenss mittelzufuhren faum ausreichen, uin die Brotzuteilung und die das Staats3amt für Bolksernährung von Mitte November an die Abgabe von Lebensmittelzubußen füx Kinder einsteilen, welche ‘im März d. F. infolge der Ententezufuhr ‘eingeführt worden waren. i

London, 13, November. (W. T. B.) Laut Havasmeldung haben einige Offiziere der deutshen Marine, die an der Versenkung der deutschen Flotté in Scapa Flow aktiv be- tefligt waren, einen Fluchtversuch aus vem Lager bei Leeds unternomrien, in dem sie interniert waren. Sise: haben einen unkter- irdiihen Ging hergestellt, der aber infolge falsWer BereHnung oußer« Halb der Um:äunvyng an einer Stelle mündete, wo die Schild- wache stand, Diese vereitelte den Fluchtversuch.

Marseille, 13. November. (W. T. B) Eine Lbeftige Feuersbrunst ist im Opernhause von Marseille aus: gebroen. j A

Amsterdam, 13. November. (W. T. B.) Das amerika=- nishe Schtff „Consul Bruß“ ist nördli von Terschelling auf eine Mine gelaufen. 38 Schiffbrüßhige "wurden in Nieuwediep gelandet.

(Fortsepung des Nichtamilichen in der Ersten Beilage.)

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Opernhaus. (Unter ven Unden.) Sonnabend: 236. Dauer- bezugêvorcstellung. Dienst- und Freipläge- ith aufgehoben. Carmen. Oper in vier Äkten von Georges Bèzet, Tert hon Henry Veilhac únd Wudovic Halévy nah einer Novelle des Prosper Vertmse. Musikalische Leitnng: Genecralmusikdirektor 2eo Blech, Spiellcitung: K Ballettleitung: Gmil Graeb. Anfang 6} Uhr.

Karl Holy. E O Ä e

Sth auspielzaus. (Ain Gendarmennuiarkt.) Sonnab.:249.Dauers- A E S S gehoben, Maria Stuart Trauerspiel in fünf Aufzigen von Frtedrich Shiller. Spielleitung: Dr. Reinhard Bruckt. Anfang 6} Uhr.

Sonntag: Opernhaus. 237. Dauerbezugêvorstellung. und Freipläße find aufgehoben. Nriadue auf Naxos. einem Aufzuge nebst einem Vorspiel von G:

nem - ¡ DUgo vo? Qofmauns2- thal. (Neue Bearbeitung.) Anfatg 7 Ubr.

Musik von Richard Strauß. SHauspielhaus. Nahuittags:. 11. Karienreservesaß. Der Dauzrbezug, die . ständig ‘vorbehaltenen fowie die ODienst- und Fuei- pläte sind aufgehoben. 15. Volïsvorstellung zu ermäßigten Preisea: Gespeafter. Anfang 2 Uhr. -— Abendë: 230. Dauers Dienst- und Freipläße find aufgehoben. Die

Dienste Dyer in

bezugsvorstellung. enst- und Journalisten. Lustspiel in vier Aufzügen von Gustav Freytag. Spielleitung: Albert Patry. Anfang 7 Uhr,

Familiennachrichten,

Ber ebelidt:_ Hr. Generalmajor Hermann. von Docetindem de Rande . mit Frau Fea verw. Modes, geb. Marquacdt (Schwerin i, M.) Hx. Rittmeister Siegfried Frhr. von Veicbah mit

__ Frau Olga verw. von Brandenstein, geb. von Bary (Potsdam).

Gestorb en: Or. Dberzeremonienmeister Karl von Eichel (W-irnar). rei He: Newtsanwalt und Notar Dr. Siemens Schlüter (Reichen- ein).

- t (A vet z a H d j C ; Verantwortliher Shriftleiter: Direktor Dr. Tyrol; Charlottenburg. Berantwortli für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der GesYäftsstelle,

HNecnungsrat Mengerina in Berlin, Verlag der Geschäftsstelle (Mengering) in Betlin. E der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlzg8anstalt

- Verlin, Wilhelmstraße 32. Sechs DVeilagzi (etnsdließlid Börsenbeilage und Warenzeichenbeilage Ne. 88 A und B)

und Erste, Zweite und Dritte Zentral-Handelsregister-Beilage,

*

zum Deutschen Reich8anzeige

Nichtfamlflicßhes.

Preußische Laundesversaumlung. 80. Sißung vom 13, November 1919. (Bericht des Nachrichtenbüros des Vereins deutscher Zeitungsocrleger*).)

Am Regierungstish: Hirs ch, Dr. deku m. i

Präsident Leinert eröffnet die Sißzung um 124 Uhr.

Die Verordnungüber die Verlängerung der Amtsdauer der Handelskammermitglieder vom 30. Septèmber 1918 wird auf Antrag des Handel3aus- schusses genehmigt und der Antrag der U. Sôz. wegen als- baldiger Vorlage eines Geseßentwurfs über die Neuordnung der Handelskammern auf Grund eines neuen Wahlverfahrens durch» die Erklärung des Handelsministers für erledigt erflärt.

Es folgt die zweite und d itte Beratung der Were UDeT Wette Beh ei ou Kriegswohlfahrtsausgaben der Gemeinden und Gemeindevérbände- sowie zur Verbilli- Fumng von Lebensmitbéln und zur Unter- stüßung öóffentliher Notstandsarbeiten.

Der Gemeindeaus\{uß beantragt bie unveränderte Annahme beider Vorlagen, tür welche weitere Kredide von 550 und 215 Millionen Mark zu den genannten Zwecken zur Verfügung gestellt werden, Außer- dem S der Auêëschuß:

2 die Regierung zu’ ersuchen, der anda ag mit größter Beschleunigung: eine Geseheövorlage über weitere Beihulfen zw den

Kriegswohlfahrtsausgaben der ‘Gemeinden und Wemeindeverbande zu untérbreit.n, 2) die Regierung zu ersuchen, auf die Neichsregierung einzuwirken, mit allergrößter Beschleunigung den Gemeinden und Ge- meifideberbänden die von lhnen zu Fanülienunterstüßungen umd Kriegé- wohlfahrtszweden vorsußweife für das Reich verausgabten Gelder samt Wilgungé- und’ Verzinsungskosten zurückzuerstatten. Vie Battschruft des deutscken Städtetages wegen Rückerstattung der Kricgsfamilienunter- stüßungeon nebst Zinsen soll dor Regierung zur Berücsichtigung über- wiésen werden. 1 j

___ Abg. Dr. Weyl (U, Sog.): Durdh beide Vorlagen werden eigent- liche'Beihilfèn für Kriegäwohlfahrtsausgaben den Gemeinden und G:- meindeverbänten nicht zur Verfügung gestellt, es handelt sich hier viel- mehv in der Hauptsache nur um Kredite zur Verbilligung von Lebens- amitb.ln und zur Unterstüßung von Notstandsarbciten. Der Aus\chuß- antrag ist daher nur zu berechtigt. Die Finanzlage der Gemeinden ist außerordotitlih" traurig. Berlin hat allein. für die Flüssigmächung der Familiènunterstüßungen seit August 1914 63 Millionen ausge- geben. Die Gemeindesculd.n haben am 1, August 1919 bereits die Höhe von 22 Milliarden erreicht, Die „Kommiunale Praxis", die dev tébige Finanzminister herausgibt, hat mitgeteilt, daß die Gemeinde Stegliß, um ein Darlehn aufzun hmen, ihr Nathaus und ihr Elektri- zitätöwerk hat verpfänden müssen. (Hört! hört!) Wenn dag Ernzbergersche Finanzprogramm, gégen welches neuerdings die preußische Regierung durch dew Mund des Ministers Heine so scharf aufgetreten ist, vom L, pri)! 1020 ab dur&geführt“werd.n fhollte, ist es mit der Finanz- bohêit der. Gemeinden aus. Die Gemeinden müssen. vorher ihre finangiellen Ansprüche rechtzeitig anmelden. Wir können die Regierung nur bitten, auf die Reichsregierung einen E starken Druck aus- zuüben, amit das "Reich dieser moralischen Verpflichtung nackommt.

Abg. Stieler (Z.ntr.): Wir sind mit den Vorlagen und mit den: vom Auëscuß beantragten Entschließungen einverstanden Schon haben mehrere Gemeinden erklärt, wenn bas Reih nit mebr zahle, würden fie aud niht mehr zahlen. Auf irgend ine Weise muß der Ftnanznot der (Gemeinden abgeholfen werden. ‘Die Regierung möge auch beim Reiche dahin wirken, daß die Familienunterstüßunaen er- höht werden. Viele Gemeinden sind damit bereits mit gutem Beispisl vorangegangen. Die Rückerstattung mußbis zum 1. April 1920 erfolgen, wo die Finanzhoheit der Gemeinden 1m wesentlichen auf das Ieich übergeht. Die Vornichtung der Selbstverwaltung der G meinden hat sich noch überall im Laufe der Entwicklung immer gerächb |

Abg. Brums (Soz): Auch wir wünschen, daß die Gemeinden von der Regierung angewiesen w. rden, die Unterstüßung. für die An- gehörigen der Kriegsgefangenen zu erhöhen, und die ‘Anträge der Aus- {chüsse angenommen werden. Das Reich muß die übernommenen Ver- pflichtungen auch erfüll:n. i a R

Abg. Dallmer (D. Nat.): Den Gemeinden dürfen nit neue Ausgaben auferlegt werden, die sie finanziell nit erfüllen können,

mal sie {on dur die Kosten für Notstandsarbeiten fehr b.bastet sind undert Jahre haben ostpreußische Städte wie Königsberg ge- raubt, um die Kriegslasten aus den Jahren 1806—14 abzutragen, (Zurufe.; __ Finanzminister Dr. Südekum: Meine Damen und Herren! Ein paar Bemerkungen zu den Ausführungen der Herren Redner seien mir gestattet. v

Der Umstand, daß die beiden Geseßentwürfe dieselbe Ueberschrift tragen, geht darauf zurü, daß die Gelder in einem Posten bei der Generalstaatskasse abgerehnet werden, und daß aus Zweckmäßigkeiis- gründen bei den Zahlungsanweisungen dieselbe Formel gewählt wird. Das zu dem Formalen.

Was das Sa(hlile anlangt, fo erkenne ih die Notlage der Ge- meinden vollkommen an und bin dauernd bestrebt gewesen, soweit das am mir und der preußischen Finanzverwaltung lag, den Verpflichtungen, die der Staat übernommen hatte, aub nachzukommen. Wenn das nicht in allen Fällen glei@mäßig hat gesehen können, sd wollen Sie dabei berüdsichtigen, daß, soweit die preußishe Verwaltung in Frage kommt, in erster Linie Nücksiht genommen werden mußte auf die Gemeinden, die in den abzutretenden oder dèn Abstimmungsgebieten liegen, daß für diese Geineinden vorgugêweise gesorgt werden mußte, daß wir sie mcht auf der ungeheuren Schuldenlast sißen lassen durften, die sie im Ver- trauen auf den Bestand des Deutschen Reichs und des Preußischen Staats haben aufnehmen müssen, wird, glaube ich, nicht nur Jhr Vér- ständnis, sondern aud Jhre vólle Billigung finden. Dadurch sind die uns zur Verfügung stehenden Mittel zu einem großen Teil längere Zeit hindurch voll in Anspru genommen gewesen, so daß wir in ánderen Stellen wieder eiwas Zurückhaltung üben mußten. Jh hoffe, jeßt wieder in die Lage zu kommen, nunmehr aub andere Gebiete des preußisben Staates besser berücksichtigen zu können und stehe dauernd in Verhandlungen mib der Reichsfinanzverwaltung, damit au in der Rüczahlung der Vorschüsse, die die Gemeinden für Rechnung des Meichs geleistet haben, rascher gearbeitet wird, als es bisher zu meinem Bedauern wahrs{einlih auch aus Rücksicht auf die finanzielle Lage des Reichs, hat géshehen können.

Mit Ausnahmo ber Reden der Herren Minister, bie ta Woritaul ivisdergegeben wae _ E

meitden allerhand Aufgaben aufzuzwingen, die siè bei dem Wangel

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e Beilage

Z1

Berlin, Freitag, den 14. November

Œs8 it riditig, daß durd den Uebergang der Finanzhoheit von den Lntern auf das Neicb auch die Finanzhoheit der Gemeinden sehr stark bérübrt wird, Jch habe diese Gefahr vorausgesehen und habe ihr nah Möglichkeit vorzubeugen versudt. Jch habe in einem nit immer von unangenehmen Zwischenfällen freien Kämpf in Weimar durchgeseßt, daß in dem Reichsabgabengeseß der bekannte § 46 au zu einer Siche- rung der Gemeinden ausgebaut wurde. Vorläufig steht diefer § 46 der Neichsabgabenordnung allerdings nur auf dem Papier. Er verlangt nunmehr seine Ueberführung in die Praxis, und die wird nit leiht sein. Inzwischen hat die Reichsfinanzverwaltung uns einen vorläufig vertrauliben ntwurf einer Landésabgabenordnung zugehen lassen, der tief auch in die Finanzverhältnisse der Gemeinden eingreift (hört, hôrt!), gegen den ih sehr erhebliche Vorstellungen erhoben habe, zu- nächst vom Ressortstandpunkt gus (erneutes hört, hövt!), wie ich an- nehmen darf, demnädst im Einverständnis mit der gesamten preußi- schen Regierung, der diese Dinge alsbald vorgelegt werden, und wobei ib der Unterstüßung, wie ih heute zu meiner Freude gesehèn habe, aller Parteien dieses Hauses der Tendénz nah sicher sein kann. (Sehr rihtig!) In tiefem Hohen Hause sind alle Parteien einer Meinung, daß die finanzielle Zukunft der deutshen Gemeinden nit leihthin der Entscheidung einer weit von uns abliegenden JInstang anvertraut werden darf (sehr ritig!), das Heißt, daß wir sie niht in die Hände der Meichsfinanzverwaltutig legen dürfên. (Sehr riGtig!)

Herr Abgeordneter Dallmer hat gesagt, es Tönne einen „OPu- lenten“ Reichsfinanzministes viellêiht einmal einfallen, den Ge-

cegenüber Quellèn eigener Finanzkraft in dew Abgrund treiben würden. Dem ist dur den auf unsere Veranlassung geschaffenen § 46 der Reich8abgabenordnung vorgebeugt worden, wonah das Reich, wenn és lden Ländern und damit auch im weiteren Verlauf den Gemeinden neue Aufgaben auferlegt, verpflichtet isl, die daraus erwadsenden Kosten ebenfalls zu erseßen.

Es sind dann noch Einzelheiten vorgebraht worden, wie die, wenn ich Herrn Abgeordneten Dr, Weyl richtig verstanden habe, daß ein Gr\aß auch der Unkosten, die aus der Vorschußzahlung erwaisen sind, ins Auge gefaßt werden soll. (Abgeordneter Dr, Weyl: Jawohl!) Ich stehe ebenfalls auf dem Standpunkt, daß, wenn eine Gemeinde für Zinsen und Diskonten so hohe Ausgaben in Berlin z. B. über 60 Millionon Mark in den fünf Jahren bat maden müssen, ste au einen legitimen Anspru darauf hat, daß diese als zu den Krieg8- kosten gehörig mindestens anteilig vom Reiche getragen werden. (Sehr rihtig!) Ich werde nit verfehlen, in dieser Richtung auf die Reichs- regierung einzuwirken.

Herr Abgeordneter Dallmér hat dann gesagt, daß ostpreußische Städte, wie Königsberg, 100 Jahre gebraucht baben, um die Kriegs- lasten aus den Jahren 1806 bis 1814 abzutragen. Durh Zwischen- rufe aus bem Hause ist darauf aufmerksam gemacht worden, daß das nicht allein ostpreußisben Städten, sondern auch Städten im Jnnérn Preußens so ergangen ist. Die Versicherung gebe ih Ihnen, verehrte Amwvesende: wenn der Friedensvertrag mit seinen finanziellen Be- lastüngen niht geändert wird, so werden unsere Gemeinden von jeßt ab tausend Jahre gebrauchen, um diese Lasten abzutragen. (Hört, hört! Sehr rihtig!)

Die Geseßentwürfe werden in zweiter und dritter Lesung ungenommen. Es folgt die Beratung der Mitteilung der Staatsregierung über die Behandlung der“ Arbeiterlohnfragen bei der Staatseisenbahnverwaltung.

Ein Antrag auf Ueberweisung an den Staatshaushalts- ausschuß wird angenommen.

Es folgt die Beratung des dringenden Antrages der Abgg. von Kessel (D. Nat.) und Genossen, be- E die Bergungder Hackfrüchte. Der Antrag

esagt:

Das frühzeitig eintretende Winterwetter hat bereits unermeßbar große Mengen von Kartoffeln, Futterrüben und Wruken vernichuet, das weitere Verausnehmen der elben fowie der Zuckerrüben unmöglich gemacht und einen Teil der Zuckerfabriken stillgelegt. Die Staats- regierung wird aufgefordert, Maßregeln zu: ergreifen, um die. für die D amevAl terung eintretenden schweren Schäden nah Möglichkeit zu mildern, indem fie a, durch. vorübergehende Heraufsetung der Ärbeits- zert das beshleunigte Herausnehmen der / genannten Früchte bei ein- tretendem Tauwetter erleichtert, b. den-Abtranskort derselben dur génligente Gestellung von Eisenbahnwagen ermöglicht, c. die sofortige

erarbeitung der angefrorenen Kartoffeln in |Trockenfabriken, welche ebenso wie die Zuerfabriken und Brennereien \{leunigst in ver- stärktem [Maße mit Kohlen zu beliefern sind, swie in Dampfapparaten der Ginzelwirtschaften zur Sch{weoinèfütterung sierstellt. \ Abg. von Kessel (D. Nat.): Wär bedauern, daß dieser Antrag erst so spät zur Beratung gestellt wird. Das beweist, daß der Crust der Lage immer noch nicht genügend erkannt wird. (Sehr richtig! rechts) "Auch bedauern wir, daß der Landwirt schaftsminister nicht der Beratung beiwohnt. (Hört, hört! rechts.) In einer kürzlich veröffent- lichten Aeußerung der Regierung wird allerdings gesagt, daß noch Aussicht vorhanden sei, die Hakfruchternte reftlos zu: bergen. (Nufe: Ünerhört!) Eine merkwürdigere Mitteilung eines Ministeriums habe ih noch mit gelesen, Die Verhältnisse liegen gerade umgekehrt. (Der Landwirtschaftsminister erscheint.) Quigioitän 1st der Frost eingetreten. Zur Aufklärung derjenigen Abgeordneten, die von der Landwirtschaft nichts verstehen.— ihre Zahl ist leider jeßt erbheblih größer als frühèr —, sei gesagt, daß mindestens 15 % der Kartoffeln vernichtet oder fo verdorben sind, daß sie sih für die menschlihe E nit mebr oignen. Wir hatten vor dem Kriege eine Kartoffelernte von 43 Millionen Tonnen durchscnittlih, 1913 war eine Nékordernte von 4 Millionen Tonnen, 1916 bis 18 aing der Durcbschnitt zurück auf 29,4 Millionen und jeßt wird die Ernte auf. 27 Millionen Tonnen geschäßt. Rechnet man davon 15 % ab, so bedeutet das eine Ernte von nur 460 Millionen Zentnern Kartoffel, Damit ist es aus- geschlossen, daß pro Kopf der Bevölkerung wöchentlich 7 Pfund Kar- toffeln kommen, mehr als 6 Pfund werden es ‘mt werden. Was die Futterrüben betrifft, so ist bea thnen ein verbältnismäßia kleinerer Teil angefroren. Die angefrorenen Rüben verlieren die Hälfte des Nährrertes. Am s{limmsten ist die Katastrophe bei den Zuckerrüben, Beoon, steckt etwa noch ein: Drittel oder mehr im Boden. Im vorigen

ahre hatten wir 25 Millionen Doppelzentner. Zuckerrüben, beute nur 8 618 9 Millionen. isprechend ist das Preoisverhältnis, Jnlands- zuer kostet 1 4 das Pfund, Üeberaus bedenklih ist

es, daß ein großer Teil der Zitclkerfabriken infolge der

Auslandszuker 10 bis 11 M. Wetterlage zum Stillstand gekommen ist. ! die Arbeit wieder

r und Preußischen Staatsanzeiger.

1919,

einseßen kann, weiß fein Mensch. Die Halmfruchternte hat sih ver= spätet, infolgedessen mußte die Herbstbestellung hinausge\{hoben werden und während derselben war an die Hakfruchternte nicht zu denken. Dann sprechen die Arbeiterverhältnisse mit, die stellenweise eingetretenen Streiks zähle ih nicht, wohl aber hatte die verkürzte Arbeitszeit be- denkliche Wirkungen. Rechnet man für die 150 Sommertage zwei Stunden Arbeitszeit weniger, so bedeutet das eine Verminderung der Sommerarbeit wm eiwa einen Monat, die Kartoffeln, die Anfang Okto- ber geerntet sein sollten, waren noch niht Anfang November aus dev Erde. Angesichts dieser Katastrophe müssen wir uns zusammenfinden, um zu retten, was zu retten ist. Der \{lesisde Reichskommissav Hörsing glaubt den Mißstand durch eine Verordnung abhelfen zu können, durch die die Landwirte verpflichtet werden, alle Maßnahmen zur Einbringung der Hakfruchternte zu treffen. Eine merkwürdige Verordnung! Sie kann nur ein Lächeln verursachen. Dann könnte man uns «allen vorschreiben, soviel zu essen, daß wir nicht verhungern. Die Arbeitslosen können da nit helfen, sollen sie bei dem kalten, nassen Wetter auf dem Lande arbeiten, so gehen ste sehr bald wieder in die Großstadt zurück, Die meisten Betriebe können. mehr Arbeiter auch nicht unterbringen, helfen kann nur eine vorübergehende Herauf- seßung der Arbeitszeit. Wenn der Landwirtschaftêminister für die Arbeitnehmer dérartige Verordnungen herausgeben möchte, wie er €s den pommerschen Arbeitgebern gegenüber getan hat, so wäre uns des holfen. (Sehr qut! rechts.) Das will ih aber nit einmal verlangen. Er mag auf die Gewerkschaftéfekretäre dahin einwirken, daß sie die Landarbeiter, die volles Verständnis für das haben, was dem Lande nötig ist, nmicht bindern, länger zu arbeiten, Die Transportshwierig- keiten, die dur die Ablieferung der Wagen an die Enténte und kür die Streiks in den EGisenbahnwerkstätten entstanden sind, kennen wir. Nach einem Gerücht befinden sih aber heute 10 % aller Eisenbahn- wagen in den Händen der Schieber. Da ist eine energische Kontrolle unbedingt notwendig. Für die sofortige Verarbeitung der angefrorenen Kartoffeln dur Troknung und Brennen müssen die nötigen Koblen- mengen zur Verfügung aœjtellt werden. Alle Differenzen zwischen Neichskohlenkommissar, isenbahnminister und Handelsminister müssen bintangestellt werden. Bei eintretendem Tauwetter dürfen die Kar- toffeln nit länger als 24 bis 48 Stunden lagern. Einige Groß- städte und Industriezentren haben #ch zur Behebung der Ernährungs- \divierigkeiten zum gemeinsamen Kartoffelankauf zusammengeschllossen, wir- haben da also den legalisiertetn, geordneten Schleichhandel. Die Aufrechterhaltung der Zwangswirtschaft für Brotgetreide 1st unbedingt nôtia, au die Zwanaswirtscaft bei den Kartoffeln kann nur allmählich abgebaut werden. Auf diese Weise aber ist die ganze Zwangswirks Gat am Ende. „Zwangswirtschaft für Zukerrüben ist der größte Unsinn. I môchte wünschen, daß die Zahl der in dieses Haus gewählten Landwirte wieder größer werde, damit die für die Allge- meinheit so außerordentlih widtigen Tandwirtschaftlihen Dinge das richtige Verständnis finden. Dann werden wir auch wieder besser: vertreten werden. Das würde auch im Jnteresse der Besserstellung unserer Valuta lieaen. Bedenken Sie, wie die Verhältnisse in Destér- reib - gelagert sind. Nach. den leßten Nachrichten gibt es nihts fürchterliheres. Die gebärenden Frauen sind so \chwach, daß 1hre Kinder qleid nah der Geburt sterben, die Zimmer, in denen die Kinder zur Welt kommen, sind nit über 11 Grad Celsius zu €r- wärmen. Haben Sie Mitleid mit diesen Leuten und sorgen Sie dafür, daß bei uns nicht ähnlihe Zustände eintreten. Wir können es verhindern, wenn die Produktion der Landwirtschaft in jeder nur derifbaren Weise gehoben wird. (Lebhafter Beifall rets.)

Abg. S{mi di -Cöpenick (Soz.): Wir können dem Antrage 4u- stimmen, bis auf die Verlängerung der Arbeitéezeit. Die Avbeit ban auch ohne Ueberstunden geleistet werden, Die Ausführungen des Ab- aoordneten von Kessel sind ebenso allgemeine Behauptungen, wie sie in der „Deutschen Tageszeitung“ stehen. Wenn es an Transportmittëln feblt, so weise ide darauf hin, daß in den Repavaturwerkstätten an den Lokomotiven nur gerade die Reparaturen ausgeführt werden düzfen, die bei der Einlieferung auf den Meparaturzetteln vermerkt sind, felbst wenn sich. herausstellt, daß noch ardere Reparaturen an derselben Ma-. {ine notwendig sind. Dann kommt es vor, dak nach wenigen Tagen dieselbe Maschine wieder in die Werkstätte aebraht wird. Diese Art von Bürokratie sollte endlich au8aeräumt werden. Es ift uns son oft prophezeit worden, daß unsere Bevölkerung verbunaern würde. Aber wir ‘haben, wznn es auch traurig auêsieht, do feinen Anlaß, schwarz in warz zu malen und die Bevölkeruna zu lbeunrubigen. In Wirk- leit ist der Antrag aus anderen Gründen gestellt worden. Die „Deutsche Tageszeitung“ sagt ja, daß veiclidbe Lebensmittel vorhanden en würden, wenn die Zwangswirtschaft aufaebober. roürde. Für eitien allmähliden Abbau der Zwangswivrtschaft würden wir auch mit uns reden lassen. Aber 8 darf nit zur Hebe ausac:nukßt werden. Die Nachrichten der „Deutschen Tageszeituna“ über dos Erfrieren der Kar- toffeln find übertrisben. Selbstverständl'ch well-n wir auc, daß alles getan wird, um die draußen stehenden Feldfrüchte zu sichern, und den Landarbeitern brauchbt man mcht erst zu sagen, daß sie das ihrige dazu tun müssen. Aber die Rüben sind auch früber während des Frostes tranéportiert worden, obne zu verderben. Man will nur die Land- arbeiter länger beschäftigen, weil man überbaupt die alten Arbeits- verhältnisse wie vor dem Kriege zurü haben möchte, Die Landwirte haben aber während des Krieges nicht die Hand geboten, die Arbe1ier- verhältnisse zu bessern. Jeßt wollen sie den Landarbeitern die Rechte nebmen, die sie erworben haben. Darum konn man fragen, ob der Antraa ehrlich gemeint ist. Nach einer Reihe von Berichten haben ‘die Landwirte das qute Wetter nicht benukt, um die Kartoffeln beraus- zunehmen. Viele Æbenêmittel hat der Großkarundbesik versteckt. und nun soll der Frost daran \{uld sein, wenn sie nit herauskommén. Als im Kreise Hanau die Bauern sahen, daß fest zuoecariffen wurde, waren mit einem Male große Mengen von Lebensmitieln vorhanden. In der „Deutschen Taoeszeitung" wurden heute wieder die beiden Heiligen Roosike und Wangenheim angerufen; das geseht immer, wenn das Volk in Not ist. Mir ist berichtet worden, ‘dak auf einem Gut ‘in Pommern große -Mengen von Koble und Koks verboraen liegen, der Gutsbesißer aber sagt, er könne nit dreschen. weis er keine Kohle habe, daß er aber soaar nocch von der vorigen Ernte 200 Zentner Noagen zu Tiegen abe. Dieser Besißer ist der Freiberr von Wangenheim. (Hört, hört! links.) Da müßte eine kräftige Kontrolle einseßen. Die Löhne der Landarbeiter sind noc immer viel zu niedria, Es sind Ver- trauensleute, äußerst büchtige Landarbeiter, gemaßreaelt worden und dafür polnische Arbeiter einaestellt worden. Die Herren Landwirte nehmen natürli lieber nihtorganisierte polnishe Arbeiter, die nid der deutschen Sprache mäckitig sind, anstatt deutsde Arbeiter. Sie’ sind ja dann aub in der ge, diesen Luten aenau so aeaenüber zu treten, wie sie es in: früheren Zeiten so {ön aetan haben. Jekt soll auf ein- mal die Verkürzung der Arbeitszeit die Schuld davan baben, daß unsera Ernte mcht redchtzeitig hereinkommen kann. Eine Verlänaerung tèr Arbeitszeit ist \ckon aus prakitisden Gründen unoerechtfertiat. In übrigen haben sid sehr viele Landarbeiter bereit erklärt. im Interesss

des deutschen Volkes Ueberstunden zu machen. Ich habe hier e'ne Aufstellung iber die Arbeitszeit der ländlchen Arbeiter. Aus vibser

acht hervor, daß der länblihe Arbeiter unaefähr 460 bis 500 Stimden ‘im Laufe des Jahres mehr arbeitet, als der aewebliche Arbeiter, Auf die Streik3 näher einzugehen, verzidte id, da die Anzahl der ländsiden Streiks ohne jede Bedeutung für dre Ernte arwesén ist. Daß Ihnen (mah redb8) die Tätigkeit dér (Gewerk ck attssetreläre sebr unanacnébnt is, verstéhe ih. Doch i} diesen Leuten im erster Linie zu verdanken, weni nur geringe Streiks än der Landwirt\Taft quêecbreckn find. An manchen Stellen äst die durch den Tarif festgclegte Nachzalblung an dis

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