1897 / 153 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 02 Jul 1897 18:00:01 GMT) scan diff

y n E s ge R E r »O fs GarES v e Cleve f ior ied pru era Pian A E R O vÈ: Ce O ri, BUEA A E A b At a7 Mt P 00 S Lo Á B Tae o aa eEL CAMNC A AS S AIEI N t

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Majestät das ua vorher von England zurückgekehrte älteste Panzerschiff der Kaiserlichen Marine besichtigt hatten und im Begriff standen, das Schiff wieder zu verlassen, erschien Seine Majestät der König der Belgier, um Seine Majestät in der Uniform der Admirale à la suite der Marine zu be- rüßen. Unter Führung Seiner Königlihen Hoheit des ice Heinrih von Preußen, Chefs der zweiten Division des ersten Geshwaders, besichtigte Seine Majestät der König der Belgier alsdann Schiff und Besaßung.

Nachdem Seine Majestät der König der Belgier hierauf bei Jhren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin an Bord der 7 „Hohenzollern“ den Thee eingenommen hatte, verabschiedete

ih AlUerhöchstderselbe und verließ um 91/2 Uhr Abends auf der Dampfyacht „Clementine“ unter dem Salut der deutschen Kriegsflotte und dem Hurrah der Mannschaften den Hafen.

Heute früh um 7 Uhr \chifften Sih Seine Majestät der Kaiser, wie „W. T. B.“ meldet, auf der Yacht „Meteor“ ein, um Sich zur Theilnahme an dem Wettsegeln nach Trave- münde zu begeben.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin begaben Sich heute Morgen nach Schloß Gravenstein und gedenken Abends die Rückreise nah dem Neuen Palais anzutreten.

Der Bundesrath versammelte sich heute zu einer Plenarsizung. Vorher beriethen der Ausshuß für Handel und Verkehr, sowie die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Eisenbahnen, Post und Telegraphen.

Der hiesige Königlich spanishe Botschafter Felipe Mendez de Vigo ist vom Urlaub nah Berlin zurück- gekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder über-

nommen. Der hiesige Königlich griehishe Gesandte Cléon Rangabé ist von England nah Berlin zurückgekehrt und hat

die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Kiel, 2. Juli. Die Yacht „Hohenzollern“ und der Kreuzer „Gefion“ sind heute Vormittag 9 Uhr von hier nah Travemünde in See gegangen.

Württemberg.

Die Zweite Kammer hat in ihrer gestrigen Sißgung die Berathung des Geseßentwurfs, betreffend die Einkommen- steuer, beendet. Die Schlußabstimmung findet heute statt.

Deutsche Kolonien.

Der Kaiserlihe Gouverneur von Deutsh-Ostafrika, Oberst Liebert, hat Gelegenheit gehabt, auch die südliche Küste des Schutzgebiets L besuchen, und berichtet im „Deutschen Kolonialblatt“ über dieje Jnspektionsreise u. a. Folgendes:

Die im äußersten Süden gelegene Kiongabuht hat die Hoff- nungen, die man in handelépolitisher Beziehung auf sie seßte, nicht erfüllt. Die Einfuhr aus dem benachbarten pzrtugiesishen Gebiet eht nit nah Kionga, sondern über den mittleren Rovuma, wo fie ih nach Mikindani und Lindi verzweigt. Dazu beitragen mag die ungünstige Lage des Ortes Kionga; selbst kleine Schiffe müssen weit draußen vor Anker gehen, was um so unangenehmer ist, als hier meift eine ziemlih fräftige See einsteht. So bewegt sich denn der Umsay hier in sehr besheidenen Grenzen. Der Rovuma, dessen Wassermassen das Meer weithin gelb färben, könnte für das Land von eins{neidender Bedeutung sein, als natürlihste Verbindung mit dem Nyafsagebiet. Bekanntlich is er mit Bänken und Riffen leider dermaßen durhseßt, daß, felbst wenn die durhschnittlihe Tiefe erheblicher wäre, jede Schiffahrt ausges{lossen wäre. Nördlich folgt nunmehr eine Reihe von Buchten, die als ganz vorzügliche Häfen gelten dürfen. Allerdings verliert die Mnazibai, welhe auf den Karten so außerordentlich groß erscheint, bei näherer Prüfung an Bedeutung, da sie zahlreiche flahe Stellen und recht \{wierige Landungsverhältnisse zeigt. Ortschaften sind am Ufer kaum zu entdecken. WVorzüglich dagegen ist die Mto - Miwara genannte Bai, eine abyeshlofsene, geräumige und tiefe Nebenbucht an der sinken Seite des Außenhafens von Mikindani. Das Städten Mikin- dani, welches zwar 60 Steinhäuser, aber doch nur 800 Einwohner zählt, liegt an einer kreisrunden Bucht, welhe dur einen engen und

ewundenen Kanal mit der großen, offenen Außenbuht in Verbindung teht, Dichte E, an die Küste ist auch hier nur kleinen Schiffen möglih. Der Ort if von Bedeutung als Siy des süd- listen Bezirksamtes, dessen Verlegung von Lindi im Januar 1896 erfolgte mit Rücksicht auf die größere Nähe der portugiesischen Grenze und der Rovuma-Distrikte, welche in leßter Zeit vielfach Gegenftand bergmännisher Unternehmungen waren. Auch zur Zeit meines Be- fuhes rüstete fich hier ein südafrikaniscker Prospektor, Herr Schulz, zu einer Erforshungsreise. Eine andere Quelle wirthschaftliher Be- deutung verspriht für Mikindani die Perlfisherei zu werden. Von mehreren Seiten sind Verträge geschlossen, welche auf eine rationelle Ausnuzung des bisher nur mit primitiven Mitteln seitens der Eingeborenen abgesuchten Fischgebiets abzielen. Seitens eines deutshen Unternehmers wird fogar die Herausfschaffung eines mittleren Dampfboots für diesen Betrieb geplant. Von untergeordneter Be- deutung ist dagegen der Handel, der fch im wesentlihen auf Gummi beshränkt. Das weiter nördlih gelegene Sudi war seit jeher ein von den Eingeborenen bevorzugter Handelsplaß. Dem regen Ver- Fehr des Marktfleckens, des natürlihen Ausfuhrhafens für das Ma: hembagebiet, kommt es zu ftatten, daß an dem oberen Ende des Krieks eine fehr leistungsfähige Werft für einheimische Segler gelegen ift. Kaum weniger malerish als Mikindani“ ist Lindi an der Mün- dungsbucht des Lukuledi gelegen. Dadurch i} die Verbindung mit dem Hinterland gegeben. Lindi zählt 2000 Einwohner. Die Deutsch- Ostafrikanishe Gesellschaft treibt am Playe einen \{wunghaften Handel mit Gummi und Wachs. Der Stadt gegenüber, auf den üdlichen Hängen des Stromufers, liegt eine Pflanzung des Herrn errot, deren Größe auf 1500 ha angegeben wird. Auf dem urbar gemachten Stück sollen 10 000 Liberiakaffeebäume ausgeseßt sein und ebenso viel in den Samenbeeten ftehen. Auch sollen außer vielen anderen Versuchspflanzen 3000 Kapcckbäume gedeihen. Kurz vor meiner Ankunft waren beunruhigende Nachrichten über das Auftreten von Magwangwarahorden am mittleren Rovuma aufgetreten. Die Häuptlinge selbst halten zwar fest an_ dem Gehorsam gegen das Gouvernement, aber alljährlih zieht die Schaar der jungen Krieger, die sih zu verheirathen gedenken, nah alter Sulu- Kitte aus, um durch Raub und Plünderung sh den Grundstock des zur Heirath erforderlihen Vermögens besonders Vieh bequem und fostenlos zu erwerben. Es sind Beispiele vorhanden, daß A oe diesen jungen Leuten nachgelaufen sind, um fie mit

nütteln an ihre Pflichten gegen den Bana mkubwa zu mahnen. Aber niht immer vermögen sie fie zur Umkehr zu bewegen. ‘So sind diese Kriegerhaufen der Schreckten der friedlichen Nachbarn und der Missionen. Es ftand zu befürchten, daß die ange- sessene Bevölkerung die Felder nicht bestellt, sondern au in diesem

Jahre wie früher in die Berge flühtet. Jh habe daher die in Lindi stehende 8. Kompagnie unter Premier - Lieutenant Engelhardt in die bedrohten Gebiete marschieren laffen, um dort ein Lager zu beziehen. Die Kompagnie hat den Auftrag, im eigentlihen Sinne des Wortes als „Schußtruppe“ für die fried- liche Bevölkerung zu dienen. Kreisrund wie Mikindani ift die Múchingabai, nur ist die Oeffnung breiter, sodaß zeitweise eine nit gefährlihe, aber doch unangenehme Brandung hineinstebt; die ge- räumige und tiefe Bucht ist fast ringsum von Niederlafsungen ein- gerahmt und von waldigen Héhenzügen umshlossen. Unter der Gunst dieser Verbältniffe liegt die Bevölkerung auch hier eifrig dem Schiff- bau ob. Zur Zeit untersuht Oer neuer Bornhardt die Fund- stellen der Umgebung auf abbauwürdige Koblen. Sollte das Ergebniß den Erwartungen entsprehen, fo würde es sich fragen, ob nicht die Mchingabai als Ausfuhrhafen vor Lindi den Vorzug verdient. Kißwere zeigt bereits den Charakter der betriebsamen, poli- tisch mitlebenden nördliheren Küftenbevölkerung. Die Bucht theilt si vor den Augen des einfahrenden Schiffecs in zwei weit auslaufende Zipfel, zwischen denen ih eine gelbe Steinwand wie eine vor- springende Bastion trozig in die See hinausschiebt. An dem südlichen fe liegt das von Hafsan bin Omari abgebrannte alte Kißwere. ie Bevölkerung, welche in die Sklaverei geschleppt wurde, ist nach Vernichtung des Rebellen theilweise zurückgekehrt, hat sih aber nun- mehr in dem am Ende des Nordzipfels En Mtumbo angesiedelt. Mtumbo gilt für wohlhabend. Dafür spricht auch, daß einige Inder dort ihrem Erwerbe nahgehen können. Das Kulturelement ift der dort \stationierte goanesishe Zollbeamte mit seiner Familie. Mit einfachen Mitteln, aber viel Geshmack und Thatkraft liegt er neben seinen Be- rufsgeshäften seiner Neigung ob, die sich auf Berschönerung des Fledens erftreckt. Gartenanlagen, in denen er als einziger Christ des Ortes sogar einen Obelisken mit krönendem Kreuz errihtet hat, um- geben das Zollhaus und den von der wohlhabenden Bevölkerung aus eigenen Mitteln erbauten geräumigen Schuppen. Dagegen hat Kilwa- Kisiwani die geringe handelspolitische Bedeutung, die es besessen haf, zu Gunsten der Nachbarhäfen immer mehr eingebüßt, fo daß das Neben - Zollamt nicht mehr besegt ist. Dafür be- ißt es mit seinen Ruinenstädten das oft genug hervorgehobene Interesse für die Geschichte des Landes. Der vielverzweigte, oft ge- wundene und tief einschneidende Hafen bietet bei seinen günstigen Tiefenverbältnissen auh für große “Schiffe Shuß und Zuflucht in reihem Maße. Die auf der Injsel zerstreut liegenden Geshüßrohre aus vergangenen Zeiten lasse ih fammeln, um sie in Dar-es-Salam elegentlih zu einem architektonishen Aufbau zu vereinigen. Kilwa- Kiwindie, der Größe nach die dritte Stadt der Kolonie, mit 10 000 Einwohnern, entwickelt sich troß seiner offenen, flahen Rhede immer mehr in seinen Verkehrs- und Handelsverbhältnissen. Eine belebte Handels\traße über Donde und Songea nah dem Nyafsasee ver- miitelt den Verkehr mit dem weiteren Hinterland. Wachs und vor allem Gummi find neben Mtama und den Mehlfrüchten die Hauptartikel. Der hier in den Handel kommende Mahengegummi erzielt besonders hohe Preise. Das s\trebsame Haus Hansing u. Co. hat hier im vergangenen Jahre neben der Deutsch- Ostafrikanishen Gesellshaft eine Filiale eröffnet. Die nächste Umgebung der Stadt mit den sanft ansteigenden Hängen des Sin- ginoberges bietet mit ihren zahllosen, prächtigen Mangobäumen und üppigen Feldern ein Bild der Fruchtbarkeit und des Gedeihens, wie es in Ost-Afrika selten zu finden. Die sorgsame Thätigkeit des Bezirksamtmanns Freiherrn von Eberstein hat die Anlage einer Wasserleitung für die Stadt, eines dur Rieselung zu bewässernden großen Fruchtgartens, den Umbau und die Neuregulierung der alten Straßen der Stadt, sowie die Entwässerung der den Ort umgebenden Sumpfstrecken in die Wege geleitet. Die Bevölkerung (sehr zahlrei an wohlhabenden Arabern) erwies fich fehr dankbar und entgegen- kommend, als ich ihnen im Schauri verkündete, daß ich von Seiner Majestät hierher gesandt sei, um abfoluten Frieden im Lande aufreht zu erhalten, daß ich dafür aber auch von ihnen Fleiß und Betrieb- jamkeit verlange, damit bei der außerordentli günstigen, regenreichen Witterung eine gute Ernte erzielt werde. Die segensreiche Wirk- samkeit des mit größter Liebe seines Amtes waltenden Be- zirksamtmanns macht \sich in der Sammlung der bisher friedlos lebenden Bevölkerung in kleinen Stadtgemeinden bemerkbar. Er hat die ein unbändiges Räuberleben führenden Bewohner der Matumbi- berge gezwungen, \südlih des Rufidji-Deltas fich innerhalb der von ihm abgesteckten regelmäßigen Grenzen eines ftädtishen Weichbildes anzu- siedeln, hat diesem Ort Samangandumbo Marktgerechtigkeit verliehen, indische Kaufleute dort hingeführt, Brunnen gegraben u. \. w. und er- bält die Ordnung über die bisher Unbotmäßigen nunmehr durch wenige Polizeisoldaten. Ein gleihes Beispiel findet sich in der bereits im Aufblühen begriffenen Stadt Mohorro am gleihnamigen Rufidjiarm. Das Delta des Nudfidji, das den Bezirk Kilwa nah Norden begrenzt, bietet allem Anschein nah noch für Ede die günstigsten Vorbedingungen. Der Fluß, dessen Bedeutung für die Erschließung des Landes sofort nah Eintreffen eines flahen Flußdampfers hervor- treten wird, theilt sih in_sechs große Arme und hat ein Delta von etwa 2% geographishen Quadratmeilen s{chwersten und fruhtbarsten Alluvialbodens geschaffen. Die Inseln dieses Deltas sind durchweg mit Mangrovenholz bestanden, das bisher das Bauholz (Boriti) für ziemli alle Bauten der Kolonie geliefert hat. Ih habe den Forst- Assessor von Bruchhausen mit der genauen Dur(hforschung dieser Wal- dungen beauftragt. Derselbe hat recht gute Bestände gefunden und ift jeßt mit der Aufstellung eines Planes für regelrehte Durhforftung und sahgemäße Ausnußzung beschäftigt. Außer diefer erheblichen Holz- nußung verspricht das untere Nufidjigebiet aber eine sehr bedeute: de produktive Zukunft. In diesem fetten Vtarshboden gedeiht jede Pflanze, die shweren Boden und Feuchtigkeit verlangt, vor allem Reis und Tabak. Der Rufidjireis wird in großen Mengen nah Indien ausge- führt. Die Bananen erreihen hier eine erstaunliche Größe und ge- deiben aufs üppigste. Um den Beweis zu erbringen, daß in diefem Gebiet Sumatrataback gute Aussichten bietet, hat das Gouvernement an dem südlihsten Arm des Rufidji, dem Mohorro, eine Tabackversuhs- pflanzung gleichen Namens angelegt. Diese hat sih unter Leitung der beiden erfahrenen Javapflanzer John Schröder und Ritter vor- theilkaft entwidelt und im laufenden Jahre 40 Felder bewirthschaftet. Die Arbeit wird mit Chinesen und Javanen betrieben, das System der großen Trocken- und Fermentierscheunen is ganz das in Nieder- ländish-Indien bewährte. Die dieéjährige Probe-Grnte wird etwa 150 bis 200 Zentner ergeben. Im kommenden Betriebs- jahre sollen 100 Felder bewirthshaftet werden. Mohorro wird hoffentlich den Beweis erbringen, daß ODft-Afrika zwar nicht auf Korallenboden (Sansibar) und niht auf rothem Laterit (Lewa), wohl aber auf fettem Marshboden ein gutes Dedtblatt zu erzeugen vermag. Zur Abwendung einer Uebershwemmungsgefahr für die Pflanzung Mohorro habe ich 60 Mann der Kompagnie Kilwa zum Arbeitsdienst hierher herangezogen. Zum Schluß besuchte ih die Insel- gruppe Schole-Mafia. Die Stadt Schole mit ihren wohlhabenden “vibi zu beiden Seiten breiter, baumbeseßter Straßen, ihren fauberen runnen und weiten Plägen kann, was Ordnung, Geshmack und Sauber- keit anlangt, mit mancher deutschen Kleinstadt den Vergleich aufnehmen. Die Bevölkerung, von denen jede Sippe ihre eigene Geschichte hat, bebt sih in vieler Beziehung von den Durchschnittsmsuaheli unserer Tage ab ; schon die prächtigen, in den feinsten Farbentönen abgestuften seidenen Gewänder sind ein Beweis für die Eigenart dieser ab- eschlofsenen Bevölkerung. Schole ist zweifellos einer der shönsten inkel der Kolonie. Der deutshe Zollasfistent, der hier in einem gemüthlihen Heim mit seiner Frau unter Eingeborenen allein sißt, versteht es, den angeborenen Sinn derselben für Ordnung und Reinlichkeit geshickt zu benußen und Schole mehr und mehr zu einem Schmudkêsthen auszugestalten. Eine halbe Stunde flotten Segelns führt hinüber nah Mafia, das ih sodann von Osten nah Westen durhkreuzte. Die ganze Insel ist umsäumt von einem breiten Gürtel Kofkfospalmen. Der Mittelrücken wird theils now wenig aus- genugt, theils bereits rationell in Reiskultur genommen. Der Reich- thum der Insel ist sprihwörtlich. Die Palmen tragen 70 bis 30 und mehr Nüsse von durhs{hnittlich Ueberkopfgröße. Mit besonderer Genugthuung erfüllte mich der Anblick der zahlreichen Herden von

prächtigen Rindern auf Mafia. Die Insel perioegt sowohl Sansibar als zahlreihe Punkte der Küste mit Rindvieh. Um den s{ädlichen Folgen der Inzucht vorzubeugen, habe ich am Nordende der Insel die nlage einer Viebhstation unter Leitung eines erfahrenen Landwirths und alten Afrikaners angeordnet. Der Besuch von Schole-Mafia hat wesentlih dazu beigetragen, den Eindruck, den ih von dem Süden der Kolonie empfangen habe, günstig zu gestalten. Wenn ih meine Beobachtungen über den füdlichen Theil des Schugzgebietes noh- mals furz zusammenfassen darf, \o ergeben dieselben fol- gendes Resultat: Der Süden bietet durhaus nicht geringere Kulturbedingungen als ter Norden. Es finden sich frucht- bare und gut bewässerte Landschaften, Gebiete für Zuckerrohr- und Kaffeebau, überall zum mindesten für Kokospalmen. Die Be- völkerung_ift leider sehr dünn, aber willig und arbeitsam, sogar ver- bältnißmäßig intelligent. Beim Mangel jegliher Konkurrenz in der Nachfrage sind die Löhne erheblich billiger als im Pflanzungsgebiet des Nordens. Endlich bietet das weite Hinterland in Gummi und Wachs zwei werthvolle Maffenartikel der Ausfuhr, deren Verviel- fahung leiht mögli ersheint. Dies alles weist darauf hin, dem Süden mehr Aufmerksamkeit als bisher zuzuwenden und gegebenen- falls deutshe Unternehmer auch hierher zu lenken, um dem Lande Kapital zuzuführen und seine Entwickelungsfähigkeit zu beweisen.

Oefterreih-Ungarn.

Der Minister-Präsident Graf Badeni hat, der „Wiener Abenèpost“ zufolge, verfügt, daß eine aus dem Ministerial- rath Swoboda, dem Ober-Jnspektor Kaan und dem Vor- sigenden - Stellvertreter des Versicherungsbeirathes Kink bestehende Kommission behufs Jnformation über die Durch- führung des deutshen Jnvaliditäts- und Altersversiherungs- gesezes zum Zweck einer weiteren Ausgestaltung der Reform der österreihishen Arbeiter - Versiherungsgeseßgebung eine Studienreise nah Deutschland antrete, und an dem Ende Juli in Brüssel stattfindenden Kongresse theilnehme.

Wie die Wiener Blätter melden, haben die Gemeinde- vertretungen von Grottau, Aussig, Karbiß, Gablonz und Krems (Niederösterreih) gleichfalls die Einstellung der Arbeiten in dem ihnen von der Regierung übertragenen Wirkungskreise beschlossen.

Großbcitannien und Frland.

In Aldershot fand gestern eine große Parade vor der Königin statt. Die Truppen waren in zwei Treffen auf- gestellt. Das erste Treffen bildeten Jnfanterie, Artillerie, Pioniere und Train, während in dem zweiten die Kavallerie stand. Die Kolonialtruppen hatten ganz in der Nähe des Wagens der Königin Aufstellung genommen. Sie defilierten zuerst, und kehrten sodann sofort wieder in ihre Stellung zurück, um dem Vorbeimarsh des ganzen Armee - Korps vor der Königin beiwohnen zu können. Die zur Flottenrevue bei Portsmouth versammelten Schiffe begannen gestern den dortigen Hafen zu verlafsen. Die franzöfischen und die russischen Kriegsschiffe liefen zusammen aus. Die Königliche Yacht „Victoria and Albert“ ist nah Sheerneß abgegangen, wo sih die Kaiserin Friedrich einschiffen wird.

Im Unterhause machte gestern der Parlamentssekretär des Auswärtigen Curzon die Mittheilung, daß die Verhand- lungen über die zur Sicherung der Autonomie Kretas zu er- greifenden Maßregeln zwischen den Großmächten noch fort- dauerten. Es seien indessen shon bedeutende Fortschritte zur Erzielung eines Einvernehmens gemacht worden.

“Frankrei. j

Die Deputirtenkammer hat gestern die leßten Artike der Vorlage, betreffend die Bank von Frankreich, ange- nommen. Der Deputirte Pelletan vertheidigte einen Antrag, nah welchem die Bank verpflichtet sein solle, der Regierung ihren Kassabestand oder wenigstens ihre Emissionsrehte und alle noth- wendigen Hilfsmittel für den Fall einer allgemeinen Mobil- machung zur Verfügung zu stellen. Der Minister-Präsident Méline entgegnete, dat die Einrichtung der Bank für alle Fälle

ausreichend sein werde, ohne daß man nöthig habe, auf um-

wälzende Maßnahmen zurüczugreifen. Der Deputirte Pelletan bestand auf rve Förderung im Namen des Patriotismus. Der Minister-Präsident Méline sprach darauf den Gegnern des Monopols Patriotismus ab, was auf der äußersten Linken große Unruhe und Widerspruch hervorrief. Schließlich wurde der Antrag Pelletan mit 306 gegen 231 Stimmen abgelehnt und alsdann das ganze Bankgeseß mit 409 gegen 97 Stimmen angenommen.

Der Justiz - Minister Darlan hat gestern an die Kommission zur Untersuchung der Panama-Angelegen - heit ein Schreiben gerichtet, worin er erklärt, daß er bereit sei, dem Ausschuß die abgeschlossenen Prozeßsahhen und den Theil des Verfahrens gegen Arton, welcher bereits abgeschlossen sei, mitzutheilen. Der Minister knüpfte hieran die Bitte, daß der Ausschuß diese Aktenstücke geheim halten möge. Der Ausschuß hat einstimmig beschlossen, den Justiz-Minister zu ersuchen, veranlassen zu wollen, daß die Vernehmung des Untersuchungsrichters Le Poittevin durch den Ausschuß heute vor sich gehen könne, und die Mittheilung des gesammten Aktenmaterials zu verfugen.

Nuß land.

Der König von Siam is, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Abend in Warschau eingetroffen und am Bahnhofe von dem Genera!-Gouverneur Fürsten Jmeretinsky sowie den Spigen der Behörden und dem aus St. Petersburg daselbst eingetroffenen Ehrendienst empfangen worden. Eine Ehren- Kompagnie war ara Bahnhofe aufgestellt. Das Absteige- quartier nahm der König in dem Palais Lazienki. Heute findet zu Ehren des Königs eine Truppenschau statt. Die Abreise nach St. Petersburg ist auf heute Abend festgeseßt.

Ftalien.

Die französishe Regierung hat den Botschafter Billot beauftragt, dem König und der italienischen Regierung ihr Beileid anläßlih des Unfalls an Bord des italienishen Kreuzers „Bausan auszusprechen.

Schweiz.

Der Ständerath beendete gestern die Berathung der Vorlage, betreffend den Rückkauf der Eisenbahnen. Der Bundesrath Zemp erklärte: nah seiner Auffasfung seien die materiellen Bestimmungen über den Rückkauf der Kon esfionen weder durh das Nechnungsgesez, noch durch das Rückaufs- geses geändert worderi. Die Aufstellung der Grundsäße für die Berehnung des Rückkaufspreises sei in das freie Er- messen des Bundesgerichts gestellt, welches diejenigen Geseßze zur Anwendung zu bringen befugt sei, die cs anwenden zu müssen glaube. Der Ständerath nahm \chließlih. die Vor-

lage mit den verschiedenen, im Laufe der Verhandlung be- \chlofsenen Abänderungen mit 25 gegen 17 Stimmen an. Der Nationalrath wird die Vorlage in der außerordent- lichen September-Session berathen.

Türkei.

Dem „Standard“ wird aus Konstantinopel berichtet, daß Edhem Pascha dem Kriegs-Minister angezeigt habe, er lege das Oberkommando nieder, da er bei den vorgeshiagenen Abmachungen nicht in der Lage sei, für die Aufrechterhaltung der Disciplin in seiner Armee zu garantieren.

Die „Times“ meldet aus Konstantinopel vom 30. Juni: Die türkischen Bevollmächtigten würden in der nächsten ur Fortsezung der Friedensverhandlungen stattfindenden Sißung die Erklärung abgeben, daß die Pforte das unantast- bare Recht, Thessalien kraft der geshehenen Eroberung zu behalten, aufrecht erhalte. Dasselbe Blatt erfährt aus Athen, die Abgrenzung der neutralen Zone zwischen den griechishen und türkishen Truppen sei gestern zu Ende geführt worden.

Aus Kanea wird gemeldet, daß das Oberkommando der internationalen Detachements das Schußgebiet für die Land- wirthschaft weiter ausgedehnt habe. Der italienishe Admiral Canevaro habe J3mail Pascha einen Besuch abgestattet und beschlossen, Trikalaria sofort zu beseßen, worauf die türkishen Truppen abrücken sollten.

Amerika.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Washington weist das abgelaufene Finanzjahr einen Fehlbetrag von 18 623 108 Dollars auf. Die Zolleinnahmen im Monat Juni beliefen fich auf 21 560 152 Dollars gegen 11 351 803 Dollars im gleihen Monat des Vorjahres. /

Einer in Madrid eingetroffenen Privat-Depesche aus Havanna zufolge, brachten die Aufständischen auf der Eisen- bahn bei Janico in dem Augenblick, als ein Zug die betreffende Stelle passierte, eine Bombe zum Explodieren. Der Lokomotivführer und der Heizer wurden getödtet.

Asien.

Das „Reuter'she Bureau“ meldet aus Kalkutta: Die vorgestrigen Unruhen in Chittpur, einer Vorstadt von Kalkutta, waren sehr ernster Natur. Zur Unterdrückung derselben waren außer der e noh fast 300 Mann Militär aufgeboten. Die Ruhestörer durchzogen gruppenweise die Straßen, beschimpften die Europäer und bewarfen sie mit Steinen, sodaß mehrere derselben verwundet wurden. Dem Umstand, daß die Hindus passiv mit den Mohamedanern \ympathisierten, wird eine gewisse Bedeutung beigelegt. Gestern früh hatte die Lage noch ein sehr ernstes Aussehen. Die Kavallerie zerftreute die Gruppen der Ruhe- stôrer, welhe sich jedoch später wieder sammelten. Die Be- wegung hat sih Über ein größeres Gebiet ausgedehnt, jedoch ist die Lage augenblicklich ruhiger.

Afrika.

Aus Tanger wird gemeldet, daß die Truppen des Sultans von den aufständischen Stämmen geschlagen und alle Gefangenen getödtet worden seien.

Der Prôâsident Krüger hatte, dem „Reuter schen Bureau“ zufolge, an den Volksraad die Anfrage gerichtet, ob derselbe durch die Ablehnung der Konzession für eine elektrishe Straßen- bahn in Johannisburg einen Mangel an Vertrauen zu ihm habe zum Ausdruck bringen wollen. Jn seiner gestrigen Sizung nahm der Volksraad eine Resolution an, welche dahin geht, daß der betreffende Beschluß nicht auf diese Weise ausgelegt werden dürfe. Jm weiteren Verlauf der Sizung lehnte der Volksraad die Pensionstvorlage ab.

Dem Unabhängigen Congostaat ist ein Telegramm mit Nachrichten von den Stanley-Falls zugegangen, welche bis zum 14. Mai reihen. Danach hätte kein neuer Zusammenstoß mit den ausfständishen Soldaten der Batetelas stattgefunden. Leßtere seßten ihren Marsch in südliher Richtung fort. Lieutenant Henri habe das Fort Avakubi verlassen, um die Batetelas zu verfolgen. Baron Dhanis sei in der Richtung auf Kirundu und Nyangwe vorgegangen.

Nr. 24 des „Eisenbahn-Verordnungsblatts“, beraus8- dees im Ministerium der öffentlihen Arbeiten, vom 30. Juni, at folgenden Inhalt: Staatsvertrag zwischen Preußen, Bayern und Sachsen-Meiningen wegen Herstellung einer Eisenbahn von Köppels- dorf nach Steck eim, vom 30. Januar 1897. Allerhöthster Erlaß vom 16. Juni 1897, betreffend den Bau und Betrieb der in dem Geseg vom 8. Juni d. I. (Se Tann, S. 171) vorgesehenen neuen Eisenbahnlirien. Erlasse des Ministers der öffentlihen Ar- beiten: vom 20. Juni 1897, betr. Unterbaltungsbescheinigungen der Zivil-Supernumerare; vom. 20. Juni 1897, betr. Befoldungszulagen der als technishe Kontroleure verwendeten Bureau: Diätare; vom 20. Juni 1897, betr. Amtskautionen der Magazin-Aufseher; vom 21. Juni 1897, betr. Beschäftigung der Regierungs-Bauführer des Eisenbahn- baufahhes bei Eisenbahnvorarbeiten; vom 22. Juni 1897, betr. An- forderungen an die Interessenten wegen des zum Bau von Neben- bahnen erforderlihen Grund und Bodens; vom 23. Juni 1897, betr. etatsmäßige Anstellung von Hilfs-Unterbeamten; vom 23. Juni 1897, betr. Besoldungsdienstalter früherer Telegraphisten; vom 29. Juni 1397, betr. anderweite Bezeichnung des Zentral-Wagenbureaus in Magdeburg. Nachrichten.

Arbeiterbewegung.

Aus Weißenfels meldet „W. T. B.“ zum ‘Ausstand der Bergarbeiter: Eine gestern abgehaltene Ana der Aus- {ständigen des Zeitz-Weißenfelser Kohlenreviers faßte den Beschluß: weil absolut kèine Ünterstüßungen/ eingehen, den Ausftand unter Auf- gabe eines Theils ihrer Forderun/ ea fobald als B zu beendigen. __ In Kiel sind, wie der „Kö. 1, Ztg.“ telegraphiert wird, sämmt- [iche Arbeiter der Mnn, der Kieler Schiffswer ft aus- tändig geworden, als zwei Arbeiter infolge eines Streites mit dem Werkführer entlassen wurden. Als die Werftleitung den Arbeitern entgegenkam, verlangten fie 20 & Lobnerhöhung.

In Mülheim (Ruhr), wo die Maurer in eine Lohnbewegung eingetreten waren, haben der „Rh. - Westf. Ztg.“ zufolge bereits eta E wegen Nichtbewilligung ihrer Lohnforderungen die Arbeit

Aus Uelzen in Hannover wird dem „Vorwärts“ mitgetheilt, daß der Ausstand der dortigen Maurer nah ahtwöchiger Dauer damit geendet habe, daß die Innungsmeister die Forderung der

Maurer: 3,50 A Mindestlohn für zehnftündige Arbeitszeit, bewilligten. Am 29. Juni wurde die Arbeit wieder aufgenommen.

In Hamburg haben nah demselben Blatte die Tischler be- \{loffen, den Arbeitgebern neue Forderungen, die ih auf die Arbeits- zeit und die Lohnsäßze beziehen, zu unterbreiten.

Hier in Berlin sind nach Beendigung des Maurerausftandes die Zimmerleute in eine Lohnbewegung zur Durchführung eines Stundenlohns von 60 eingetreten. Auf das Rundschreiben der Lohnkommission find einer Mittheilung der Berliner „Volk8-Ztg.“ zufolge eine große Anzahl Antworten eingelaufen. 20 Firmen, darunter einige Innungêmeifter, haben die Forderungen anerkannt. In den Vororten (Rirdorf, Charlottenburg 2c.) find die Zimmerleute S in die Bewegung eingetreten und baben theilweise Erfolge erreiht.

Aus Paris meldet ,W. T. B.“: Auf den Schiff8werften der Gironde-Compagnie in Bordeaux, welcher der Bau zweier Kreuzer übertragen worden ist, find fast sämmtliche Arbeiter, deren Zahl etwa 1000 beträgt, in den Ausftand getreten.

Statistik und Volkswirthschaft.

Die Sparkassen in Oesterrei.

Das kürzlich erschienene 1. Heft des XLVIII. Bandes der „Oesterreichischen Statistik“, herausgegeben von der K. K. ftatiftischen Zentralkommission (Wien, Carl Gerold's Sohn), enthält die Stat ift ik der Sparkassen in den im Reihhsrath vertretenen Königreichen und Ländern für das Jahr 1894,

__ Das österreichishe Sparkassenwesen der Gegenwart erhält sein carakteristishes Gepräge durch die mächtige Entwickelung der Postsparkafssen. Von diefen wird indeffen in den nachstehenden Ausführungen niht die Rede sein; vielmehr foll im Folgenden ezeigt werden, wie die sonstigen Sparkassen, welche die österreichische Statistik als „Privatsparkassen“* bezeichnet, sih neben den Pofsl- sparkafsen erhalten und weiter entwickelt haben. Diese Privatsparkafsen, am Schlusse des Jahres 1894 in der Zahl von 472 vorhanden, beftanden aus 380 Gemeindesparkassen, 66 Vereinsfparkaffen und 26 Bezirksfparkassen, von denen innerbalb der legten fünf Jahre (1830/94) 58 neu errihtet waren, und zwar 52 Gemeindesparkassen, 3 Vereins- und 3 Bezirkssparkassen. Es scheint sona, daß die Ge- meindesparkafsen dem neben den Postsparkassen noech vorhandenen Bedürfniß nah örtlihen Sparanstalten am meisten entsprechen. Sie, die Gemeindesparkassen, vertheilen fich auf die Kronländer,

wie folgt: Ende1894 1890/94 Ende 1894 1890/94 vorhanden entstanden vorhanden entstanden Nieder-Oesterreih 46 : Tirol u. Vorarlberg 5 Ober-Oesterreih . 37 B. 14 24 S D M OT H Steiermark , . 34 Sli. 22 3 A S C 1 Kan & E L Küstenland. 2 Dalmatien . . _Von den 66 Vere:nssparkassen entfallen 28 auf Nieder- Oesterrei, 10 auf Tirol und Vorarlberg, 9 auf Böhmen u. f. w.; neueren Datums sind von diefen nur 1 in Ober-Desterreih und 2 in Steiermark. Bezirksfparkassen bestehen überhaupt nur in Steiermark 15 (neu: 1) und in Galizien 11 (neu: 2). Interefsant ift zunächst die Bewegung des von diesen Sparkassen seit 1878 gewährten Zinssaßzes für die Einlagen. Während im Jahre 1878 noch 91,2209/5 aller Einlagen mit 59/9 und darüber ver- zinst wurden , findet eine so hohe Verzinsung 1894 nur noch bei 1,27% der Einlagen statt, und zwar bei 6 Sparkaffen in Galizien mit 59/9. Der Antheil der prozentigen Einlagen ftieg zunächst von 1878 bis 1884 von 2,51 9/4 bis auf 40,90 9%/ aller Ein- lagen, um dann bis 1894 wieder auf 4,45 9%) zu fallen. Die 4 pro- zentigen Einlagen, die 1878 etwa 60/9 der Summe aller Einlagen ausmachten, bildeten 1891 bereits 79,22 9/0 diefer Summe, waren aber Ende 1894 auf 65,25 9/4 hberuntergegangen. Die mit weniger als 49/9 verzinften Gelder machten 1888 erst 0,49%, aus, waren aber 1894 bereits auf 29,03 9/59 gestiegen. Binsitlic) der dur- shnit1tlihen Verzinsung, welhe 1894 im Ganzen mit 3,912 9/9 (1893: 3,9429/0) arzunehmen ift, rangieren die Länder folgender- maßen: Galizien 4,407, Steiermark 4,028, Kärnthen, Krain und Dalmatien 4,000, Ober: Oesterreich 3,994, Schlesien 3,989, Salz- burg 3,950, Mähren 3,895, Tirol und Vorarlberg 3,833, Böhmen 3,816, Nieder-Oesterreih 3,793, die Bukowina 3,750, das Küstenland 3,667 9/9. Gehoben hatte si der Zinsfuß gegen 1893 nirgends, in 6 Ländern war er gleich geblieben, in 8 Ländern war er gegen das Vorjahr gesunken. Von den 1894 vorhandenen 472 Sparkassen hatten 394 nur einen einzigen Zinésay für alle Einlagen ohne Rück- iht auf die Höhe des Betrags oder der Kündigungsfrist bezw. der Dauer der Einlage festgeseßt, bei 60 Sparkassen kamen zwei, bei 18 drei verschiedene Zins\äße zur Anwendung. S Die Summe des Einlagekapitals bei allen Sparkassen belief sich i 1885 auf 985 756 360 Fl. 1890 auf 1 282 759 132 FI. 1886 L054 021902 1891 . 1335 925661 1887 1991201620 , 1892. 1406 578 (32 1888 „*11503 708194 18983 „, 1461630191 1889 1235 498989 1894 1530 713 348 Bei der Verwendung der Sparkassen-Kapitalien kommen in erster Linie die Hypotbekardarlehen in Betracht; auf sie entfielen 1 021 010 025 Fl. im Jahre 1894 gegen é 1893 1892 1891 1890 970157146 923103144 877466402 832783 552 Ueber die Höhe der Einlagen, der Gesammtaktiva und die Ver- wendung der Kapitalien der Sparkassen zu Hypothekardarlehen in den einzelnen Kronländern gewährt die folgende tabellarishe Ueber- ficht Aufshluß. Es kamen von

den Einlagen

Gulden auf Nieder-Oesterreich . 8380 742 398 Ober-Oefterreih . 125 955 395 Salzburg . . .. 23546 484 152 560 436 29 8336 821

35 569 792 das Küstenland . . 12 135 638 Tirol und Vorarl-

berg 92 801 080 Böhmen 466 676 101 Mähren 102 796 223 Schlesien .. .. 32740 249 Galizien 68 992 204 Bülkovina . © « « 6 168 674 7 015 080 3 591 986 Dalmatien 191 853 203 504 s

zusammen . . . 1530713 348 1704552067 1021 010029

Was die Bewegung des Zinsfußes für Prbot derer: darlehen anbelangt, so betrugen 1875 die mit mehr als 5 2/6 ver- zinslihen Darlehen 97,90 9/6 der ganzen Darlehenssumme, waren aber bis Ende 1894 auf 6,41%/% dieser Summe zusammengeschmolzen und zwar auf 1 Sparkasse mit 7 °/o, ferner 1 mit 64 %/% und 13 Spar- fassen mit 6% in Galizien, ferner je 1 Sparkasse mit 6 9/0 in Böhmen und dem Küstenlande, 9 Sparkassen mit 5+ und 2 mit 5 °/o in verschiedenen Ländern. “Die fünfprozentigen Hypothekardarlehen

pk D pi p C) DD I

den den Gesammt- Hypothekar- Aktiven darlehen Gulden Gulden 412 189 841 255 146 420 143 197 252 74 805 194 25 533 306 16 595 755 175 231 145 106 702 289 33 907 937 17 740 530 40 892 269 18 798 120 13 882 732 5 422 304

103 926 860 99 283 532 522 726489 328 142 832 111 642 183 72 871 124 36 482 363 24 629 078 77 721 107 41 870518

stiegen von 1,75 9/6 der Gesammtsumme im Jahre 1875 auf 63,26 9% im Jahre 1889, um dann bis 1894 auf 35,82% zu sinken. | Die niedriger verzinslihen Beträge machten 1875 nur 0,35 %

aus, 1894 dagegen 57,77 9%. Der höht: Normalzinsfaß bezifferte ch im Jahre 1875 auf 6,280 %, 1894 auf 4,756 9/9, wies also einen Rückgang von 1,524%/9 auf, während der Rückgang der Einlage- verzinsung nur auf 1,267 9% zu berehnen ift.

Nach den Hypothekardarlehen führt die Statistik den , Wechsel - escompte* unter den Anlagen der Sparkassenkapitalien auf. - Er nimmt von Jahr zu Jahr an Bedeutung ab und beanspruht nur noch 3,07 2% der Geldanlagen der Sparkassen. Der Gewinn ift dabei ein geringer, häufig ein vershwindend kleiner. Auch die „Vor« \schüsse auf Werthpapiere und Pfänder“ erfordern nur einen kleinen Theil, 2,90% im Jahre 1894. Der zu berechnende Durchschnittszinsfuß für diese Vorschüsse giebt kein klares Bild, da hier

rovisionen in wechselnder Höbe erhoben werden. Der höhste Zins- aß, der 1875 si noh auf 6,573 °/ belief, war 1894 auf 5,304 % zurückgegangen. Die „Darlehen auf Perfonalkredit“, die weiter erwähnt werden, betragen nur 6,06 9/6 der Anlagen. Die rafch zunehmende Einrichtung von Raiffeisen'shen Darlehnskafsenvereinen mat die Thätigkeit der Sparkaffen in diefer Richtung, wie der Be- riht andeutet, mehr und mehr entbehrlich. ;

Dagegen bildet der Besiß von Werthpapieren mit einem Kurswerth von 434 312 664 Gulden im Jahre 1894 einen beträchht- lihen Theil 25,48 %/ck des Aktivvermögens der Sparkaffen. Endlich sei noch erwähnt, daß dec Immobiltiarbefstiß der Spar- kassen im Berichtsjahre sih auf 32573 133 Gulden = 1,91 9/4 aller Aktiven bezifferte, und daß die Baarbestände sich auf 23 655 807 Gulden = 1,39 9/9 ftellten, i

Der Gesammt-Reinertrag belief sich 1894 auf 14 077 671 Gulden, von denen 5 348 966 Gulden für gemeinnüßige und wohl- thätige Zwedcke, 12477 086 zur Zuwendung an die Referven und 1234 966 für fonstige Zwecke verwandt wurden.

Kunft und Wissenschaft.

In der Gesammtsizung der Königlichen Akademie der Wissenschaften vom 24. Juni (vorsizender Sekretar : Hr. Auwers) legte Herr von Bezold eine Mittheilung des Herrn Profeffors M. Eschenhagen in Potsdam vor: „über schnelle periodishe Veränderungen des Grd- magnetismus von fehr kleiner Amplitude“. Der Verfasser berichtet im Anschluß an eine frühere Veröffentlihung über die durch fehr ver- \{ärfte Registrierung der magnetischen Horizontalintensität nach- ae periodishen Aenderungen des Erdmagnetiômus von ehr kurzer Periode: etwa 30 Sekunden oder noch weniger. Besonders auffallend if hierbei das zeitweilige gleichzeitige Auftreten zweier solher Perioden von nahezu gleicher Dauer, die zu Erscheinungen Anlaß geben, welhe in überra\hender Weise an die Schwebungen erinnern, wie sie durch das Zufammenwirken zweiter Tône von nahezu gleicher Tonhöhe hervorgebraht werden. Schließ- lih wird nachgewiesen, daß die beobachteten Thatsachen nicht etwa in instruznentellen Eigenthümlichkeiten begründet, sondern wirklich durch den Erdmagnetismus hervorgerufen sind. Herr Jagié, korresvon- dierendes Mitglied der philofophish - historischen Klasse, über- sandte ein Exemplar der von ihm herausgegebenen „Veteris Testamenti Prophetarum interpretatio istro-croatica saeculi XVI*. Herr Stumpf überreihte den von dem Verfasser einge- fandten I. Halbband der zweiten, neu bearbeiteten Auflage der „Ge- fhihte der neueren deutshen Psychologie“ von Prof. Dr. Marx Defsoir hierselbst. Die physikalisch-mathematishe Klasse hat Herrn Dr. Martin Krüger hierselb 700 4 bewilligt zu Untersuchungen über die in thierishen und pflanzlihen Organen vorkomraenden Xanthin- stoffe. Dur den Tod verloren hat die Akademie das korrespon- dierende Mitglied der physikalisch-mathematishen Klasse C. Remigius Fresenius, gestorben in Wiesbaden am 11. v. M.

Land- und Forstwirthschaft.

Saatenstand in Süd-Rußland. :

_Nachrichten aus Odessa zufolge befinden fich die Saaten in Süd- Nußland, die sich infolge der reihlihen Niederschläge im Laufe des Mai und zu Anfang v. M. günstig entwickelt haben, im allgemeinen in gutem Stande. Stellenweise, namentlih in Bessarabien, hat man freilich über zuviel Negen geklagt; man fürchtete, daß das Getreide zu leiht werden und daß unter anderem auh das Gedeihen des Mais nach- theilig beeinflußt werden würde. Der fast überall gehegte Wunsch nah trockener Witterung ist gegen Mitte Juni theilweise er- füllt worden. Neuerdings meldet man jedoch aus Bessarabien Schädigungen durch Platregen, der das Getreide zu Boden gelegt und in seiner Entwickelung gestört hat. An verschiedenen Orten ist infolge der übermäßigen Feuchtigkeit das Unkraut massenhaft zwischen dem Getreide emporgeshossen, dieses im Wachsthum hindernd.

__ Der verursahte Schaden {eint indeffen zur Zeit noch verhältniß- mäßig gering zu sein im Vergleiche zu dem großen Nuten, den der rechtzeitige häufige Regen den Saaten im ganzen Süden Rußlands gebracht hat. Gelobt wird in manchen Kreisen das gesunde Aussehen, der \{chône Wuchs und die Frishe des Sommer- getreides; weniger zufrieden ift man mit dem Wintergetreide. Zu be- merken ist, daß die Gerste, die in diesem Jahre in größerer Menge eingesäet worden ist, wenn die Witterung keinen Strich durch die Rechnung macht, eine reihlihe Ernte ergeben wird; man hat fogar die Hoffnung ausgesprochen, 150 Pud pro Dessjätine zu erhalten, gegen durchschnittlich 70 Pud im Vorjahre. Bei dem vorzüglichen Stande der Gerstensaat dücfte die Ernte, günstige Witterung voraus- gesetzt, binnen kurzem beginnen.

Im westlichen Theile des Odefsaer Kreises ist der Prußkäfer auf-

getreten, doch ftiftet er, wie man glaubt, keinen großen Schaden. Stellenweise hat ihn der starke Regen in die Gräben getrieben, und in einigen Wolosten wird der Vertilgungskampf gegen ihn mit Erfolg geführt. Auh an einigen Orten Bessarabigns ist der Pruß in Masse erschienen, und im Chersonshen Kreise Then sih außer dem Pruß Rosenkäfer und Eulenraupe gezeigt. Im Jelisawetgradschen Kreise sind die Hoffnungen auf eine glänzende Ernte durch das ftarke Auftreten der Hessenfliege etwas herabgestimmt, und im LTaurischen Gouvernement wird die Eulenraupe, deren Vorkommen inzwischen au an einigen Orten der Krim beobachtet worden ist, als erheblih schädigend empfunden. _ Zur Zeit läßt sih sagen, daß eine gute Ausbeute an Gerste und Hafer foweit diefer überhaupt angebaut wird und eine mittlere Weizenernte zu erwarten sein dürfte, während Roggen vielleiht kaum einen Durhschnittsertrag liefern wird, und die Oelsaaten mit wenigen Ausnahmen s{chlechte Aussichten bieten.

Saatenstand in Rufsish-Polen.

_Die Witterungsbedingungen waren während des Monats Juni günstig für die Entwickelung der Saaten.

Die Wintersaaten haben überall ein gutes Aussehen, und auch der Stand der Sommersaaten wird als befriedigend bezeichnet.

Kartoffeln und Zuckerrüben fstehen im allgemeinen ebenfalls bes friedigend. :

Die Heuernte ersten Schnitts ist gut ausgefallen.

Saatenstand in Spanien.

Die bier vorliegenden Nachrichten über die diesjährigen Ernte- aussihten in Spanien lauten im allgemeinen günstig. Die leßte Woche des Monats Mai und die erste des Juni brachten in den meisten Gegenden des Landes reichlihen Regen und eine für die Jahbre®zeit frishe Temperatur, die der Ausreifung der Körner fehr zu statten kamen. Bis jeßt ist nur die Gerste geerntet worden, doch wird an vielen Orten darüber geklagt, daß die NRegenfälle für die Gerste zu spät go kommen find. In einzelnen Provinzen, wie jz. B. in Katalonien, ift auch der Roggen und Weizen {hon völlig reif.

Der Reis soll bis jeßt gut ftehen; der Anbau desselben if in diesem Ja;re umfangreicher betrieben worden als früber, weil man hofft, pes die guten Preise des leyten Jahres sh auch in dirsem Jahre behaupten werden.