1897 / 159 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 09 Jul 1897 18:00:01 GMT) scan diff

Der Erlós aus dem Verkaufe des jeyt für den Botanischen Garten in Berlin benußten Grundstücks is mittels Anrehnung auf die der Staatsregierung bewilligten offen stehenden Kredite zur Tilgung von Staatsschulden über das anderweit plan- mäßig oder durch bestehende Geseße bestimmte Maß hinaus zu verwenden und ist dem Landtage darüber Bericht zu erstatten.

83.

Die Staatsregierung wird ermächtigt:

1) für den Ankauf der in dem g 1 zu 2 bezeichneten Grundstücke 315 000 und 245 000 Æ,

2) zum Neubau des Hauptgebäudes des Jnstituts für

nfektionskrankheiten 475 000 M4,

3) zum Neubau eines Kochküchengebäudes, sowie eines Maschinen- und Werkstättengebäudes der Charité cinshließlich der Einrichtung mit Kesseln und Ma- schinen 659 000 M,

4) für die E eines Sammlungsgebäudes des pathologi)hen FJunstitus den Restbetrag von 292 000 M,

5) für den Neubau nahbenannter Gebäude der Charité, und zwar:

einer Kapelle 68 000 M,

eines Pförtner- und Stallgebäudes 14 500 M

ciner Baracke der Augenklinik 70 000 6 und

einer Baracke der geburtshilflih- gynäkologischen Klinik 69 700 M,

6) zur Regulierung des Terrains und Herstellung der gärtnerishen Anlagen für den auf der Domäne Dahlem anzulegenden Botanischen Garten 915 800 #,

7) zur Errichtung eines Wirthschaftsgebäudes für den Botanischen Garten (Nr. 6) 54 000 #,

8) zur Herstellung von Ersaßbauten, welche für die Domäne Dahlem durch die dortige Einrichtung eines Botanischen Gartens erforderlih werden, 31 996 M

zu verwenden.

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Jnfiegel. Gegeben an Bord M. Y. „Hohenzollern“, Kaiser Wilhelm- Kanal, den 26. Juni 1897. (L. S.) ürst zu Hohenlohe. 9 ebe die Freiherr von der Rede.

Wilhelm. von Boetticher. von Miquel.

Greiherr von Hammerstein. Brefeld. von Goßler.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Die bisherigen Hilfs - Bibliothekare an der Königlichen Bibliothek zu Berlin Dr. Wilhelm Huteccker, Dr. Erich Below und Dr. Richard Fick sind zu Bibliothekaren an derselben Bibliothek,

der bisherige e - Bibliothekar an der Königlichen Universitäts-Bibliothek zu Berlin Dr. Friedrih Milkau ist zum Bibliothekar an derselben Bibliothek,

der bisherige Hilfs - Bibliothekar an der Königlichen Bibliothek zu Berlcti Dr. Walter Meyer zum Bibliothekar ner N und Universitäts-Bibliothek zu Königsberg . Pr., und -

der bisherige Hilfs-Bibliothekar Dr. Walther Wisch- monn zu Breslau zum Bibliothekar an der Königlichen Úniversitäts-Bibliothek zu Kiel ernannt worden.

Justiz-Ministerium.

Die Gerichts-Assessoren Johann Niessen in Köln und Peter Lanser in Bonn sind zu Notaren für den Bezirk des Ober-Landesgerichis zu Köln, mit Anweisung ihres Wohnsißes in Bitburg bezw. Niederbreisig, ernannt worden.

Hauytverwaltung der Staatsschulden.

e On

_ Bei der heute öffentlih in Gegenwart eines Notars be- wirkten Verloosung der Prioritäts-Obligationen L Gere F Gere Ditbe Bund L Gee Ltt C Lund 2. Gm __ der Bergish-Märkischen Eisenbahngesellschaft U die in der Anlage verzeihneten Nummern gezogen worden.

Dieselben werden den Besißern zum 1. Januar 1898 mit der N gekündigt, die in den ausgeloosten Nummern verschriebenen Kapitalbeträge

: vom 3. Januar 1898 ab egen Quittung und Rückgabe der Obligationen bei der Staats- {ulden-Tilgungskasse in Berlin, Taubenstraße Nr. 29, zu er- heben. Dabei jind: a. mit den Obligationen IIl. Serie die Zins- scheine Reihe V Nr. 3 bis 20, b. mit den Obligationen Il]. Serie Litt. B. die Zinsscheine Reihe TV Nr. 12 bis 20, Ct Den Org atone n, Serie Lat O 1. und 2. Emission die Zinsscheine Reihe III Nr. 15 bis 20 nebst Anweisungen für die nächsten Reihen unentgeltlich mit abzuiuefern.

Die Zahlung erfolgt von 9 Uhr Vormittags bis 1 Uhr Nachmittags, mit Ausshluß der Sonn- und Festtage und der leßten drei S has e jeden Monats.

Die Einlösung G auch bei den Regierungs-Hauptkassen und in Frankfurt a. M. bei der Kreiskasse. Zu diesem Zwecke können die Effekten einer dieser Kassen shon vom 1. Dezember 1897 ab eingereiht werden, welhe sie der Staatsschulden- Tilgungsfkasse zur Prüfung vorzulegen hat und nach erfolgter Feststellung die Auszahlung vom 3. Januar 1898 ab bewirkt.

Der Betrag der etwa fehlenden Zinsscheine wird vom Kapital zurückbehalten.

Mit dem 31. Dezember d. J. hört die Verzinsung der verloosten Obligationen auf.

Zugleich werden die bereits früher ausgeloosten, auf der Anlage verzeihneten, noch rüständigen Obligationen wieder- holt und mit dem Bemerken aufgerufen, daß die Verzinsung derselben mit dem 31. Dezember des Jahres ihrer Verloosung aufgehört hat, und daß jeder Anspruch aus ihnen erlischt, wenn sie gehn Jahre lang alljährlich einmal öffentlih auf- gerufen und dessen ungeachtet nicht spätestens binnen Jahres- “frist nah dem lehten öffentlihen Aufruf zur Einlösung vor- gelegt sein werden.

Die Staatsschulden-Tilgungskasse kann sich in einen Schriftwechsel mit den Jnhabern der Obligationen über die Zahlungsleistung nicht einlassen.

Formulare zu den Quittungen werden von sämmtlichen oben gedachten Kassen unentgeltlih verabfolgt.

Berlin, den 1. Juli 1897.

Hauptverwaltung der Staatsschulden. von Soffmann.

BeltanntmaGUÚÜñ

Der Simon Schropp’schen Pop La aen ius I. H. Neumann hier, Jägerstraße 61, find von den Abhandlungen zur geologischen Spezialkarte von Preußen und den thüringishen Staaten

Neue Folge Heft 21: Die floristishe Gliederung des deutschen E und Perm, von Dr. Potonié, zum Preise von

Neue Folge Heft 22: Das slesis{h-sudetishe Erdbeben vom 11. Zuni 1895, vom Landes:-Geologen Dr. Dathe, zum Preise von 8,00 M,

Neue Folge Heft 23: Ueber die seiner Zeit von Unger be- schriebenen strukturbietenden Pflanzenreste des Unterculm von Saalfeld in Thüringen, mit 5 Tafeln, von Herrn Grafen zu Solms-Laubach, zum Preise von 6,00 4, und

die Geologische Uebersichtskarte des Thüringer Waldes im Maßstabe von 1 : 100000, zusammengestellt vom Landes-Geologen, Professor Dr. Beyschlag, zum Preise von 16 M,

zum Vertriebe übergeben worden.

Berlin, den 30. Juni 1897.

E Die Direktion der Königlichen Geologischen Landes-Anstalt und Berg-Akademie.

Hauchecorne.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 28 der „Geseß-Sammlung enthält unter

Nr. 9920 das Gesetz, betreffend die Tagegelder und Reise- kosten der Staatsbeamten, vom 21. Juni 1897: unter

Nr. 9921 das Geseß, betreffend die Fischerei der Ufer- eigenthümer und die Koppelfischerei in der Bron Hannover, vom 26. Juni 1897: und unter

Nr. 9922 das Geseß, betreffend das Charitékrankenhaus und den Botanischen Garten in Berlin, vom 26. Zuni 1897.

Berlin W., den 9. Juli 1897.

Königliches Gesez-Sammlungs-Ankt. Weberstedt.

Der tma Gir d

Nach Vorschrift des Geseßes vom 10. April 1872 (Geseß-Samml.

S. 357) find bekannt gemacht :

1) der Allerhöchste Erlaß vom 13. Januar 1897, betreffend die Verleihung des Enteignungsrehts an die Firma Farbenfabriken vorm. Friedrih Bayer u. Comp. zu Elberfeld zur Entziehung und zur dauernden Beschränkung des zum Bau und Betrieb einer Klein- bahn von Mülheim am Rhein nah Leverkusen in Anspruch zu nehmenden Grundeigenthums, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Düsseldorf Nr. 24 S. 217, ausgegeben am 19. Juni 1897;

2) der Allerhöchste Erlaß vom 14. April 1897, betreffend die

Verleihung des Enteignungsrehts an den Rittergutsbesißer Freise zu Magdeburg zur Entziehung und zur dauernden Beschränkung des zur Verlängerung feiner Kleinbahn vom Bahnhof Goldbeck der Eisenbahn Stendal— Wittenberge nach Giesenélage bis zur Elbe bei Werben in Arfpruch zu nehmenden Grundeigenthums. durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Magdeburg Nr. 22 S. 195, ausgegeben am 29. Mai 1897.

Abgereist:

__ Seine Excellenz der Staats-Minister und Minister der offentlichen Arbeiten Thielen, nah Elberfeld.

Nichtamtliches. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 9. Juli.

Der Ausshuß des Bundesraths für Handel und Ver- kehr hielt gestern eine Sizung.

Laut Mittheilung der Pforte sind die beiden Leucht- feuer von Kap St. John (Kreta), welche aus Anlaß des griechish - türkischen Krieges gelöscht worden waren, mit dem 24. v. M. wieder in Thätigkeit getreten.

Der hiesige Königlich bayerishe Gesandte Graf von Lerchenfeld-Köfering hat Berlin mit längerem Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungiert der Legations- Rath Freiherr von und zu Guttenberg als Geschäftsträger.

Dem Regierungs-Assessor von Alvensleben zu Minden ist die kommissarishe Verwaltung des Landrathsamtes im Kreise Gardelegen übertragen worden.

Der Regierungs-Assessor C. Behrend zu Landsberg a. W.

ist der Königlihen Regierung in Gumbinnen und der Regierungs-Assessor Dieß zu Königsberg i. Pr. der König- lichen Regierung zu Lüneburg zur weiteren dienstlichen Ver- wendung überwiesen worden. Der Regierungs-Assessor von Bülow in Berlin ist dem Landrath des Kreises Gerdauen, der Regierungs-Assessor R o ß- mann, zur Zeit in Jüterbog, von Anfang August d. F. ab dem Landrath des Kreises Lyck, der Regierungs-Assessor von Putt- kamer zu Mühlhausen i. Th. dem Landrath des Kreises Landsberg a. W. und der Regierungs-Assessor s zu Berlin dem Landrath des Kreises Weißenfels zur Hilfeleistung zu- getheilt worden.

Kiel, 8. Juli. Für die diesjährigen Haupt- und Schlußmanöver der Flotte ist, nah der „Nord-Ostsee- Zeitung“, folgender Plan entworfen: Die Formierung der Herbst-Uebungsflotte wird Mitte Avgust in Neufahrwasser erfolgen. Der kommandierende Admiral, Admiral von Knorr chiff sich und seinen Stab auf dem Schulschiff „Blücher“ ein. Die Geschäfte des Chefs des Flottenstabes übernimmt Kontre-Admiral Barandon. Der Flottenstab wird aus zum Stabe des Oberkommandos der Marine kommandierten Seeoffizieren gebildet. Zur Digs- position des Flotten-Chefs werden folgende Kriegs- fahrzeuge gehalten, die außerdem in den Auffklärungs- gruppen Verwendung finden: 1) die beiden Stamm- schiffe der Reserve - Division der Ostsee, die Panzerschiffe der IV. Klasse „Hagen“ und „Aegir“; 2) der- Kreuzer THS Klasse „Gefion“: 3) de Aviso 1B agd“ „Greif“ und voraussihtlih die Fregatten „Stein“ und „Charlotte“. Jn der T1. Division des I. Geschwaders werden sich befinden : die Panzerschiffe T. Klasse „Kurfürst Friedrich Wilhelm“ (als gi „Brandenburg“, „Weißen- burg“ und „Wörth“. n der I]. Divison werden sich be- finden: der Kreuzer I. Klasse „König Wilhelm“ als Flagg- chiff, die Panzerschiffe TIT. Klasse „Sachsen“ und „Württem: berg.“ Das 11. Geshwader wird sich aus der Reserve- Division „Danzig“ zusammenseßen. Die Res erve-Division der Nordsee wird einem Kontre-Admiral als Divisions-Chef unterstellt. Jn der Division werden sich befinden: die Panzerschiffe TV. Klasse „Hildebrand“ als Flaggschiff, „Frithjof“, „Siegfried“ und „Beowulf“. Jn der Reserve- Division „Danzig“ werden sih befinden: die Panzer- kanonenboote „Müde“, „Natter“, „Scorpion“ und „Crocodill“. Diesen Verbänden werden außerdem zwei Torpedo- boots-Flottillen zugetheilt werden, von denen die erstere bereits am 12. April formiert worden i}, während die zweite aus im Dienst befindlihen Reserve-Divisionen formiert werden wird. Jede der Flottillen wird sih aus einem D-Boot als Flottillenfahrzeug, aus zwei ferneren D:Booten als Divi- sionsbooten und aus je zwölf Torpedo - S- Booten zusammen- seßen, sodaß sih in den beiden Flottillen 6 D-Boote mit 24 S-Booten befinden werden.

Baden.

Die am 7. d. M. erschienene Nummer 13 des „Geseßtes- und Verordnungsblattes“ enthält eine Verordnung des Ministeriums des Großherzoglichen Boules und der aus- wärtigen Angelegenheiten vom 1. d. M. über die Organi- sation der Großherzoglihen Hofverwaltung. Nah dieser Verordnung wird die Verwaltung des Hof-Forst- und Jagdwesens der Zivilliste aus dem Geschäftskreis der General - Jniendanz der Großherzoglichen Zivilliste aus- geschieden und einer Ober-Hofstele mit der Be- nennung „Großherzoglihes Hof-Ober- Forst- und Jagdamt“ übertragen. Dieses besorgt in unmittelbarer Erledigung die bisherigen dienstlihen Aufgaben des Groß- herzoglichen Hof-Forst- und Jagdamts in Karlsruhe. Ferner wird für die Führung der Allerhöchsten Handkasse und die Verwaltungen des Privatvermögens der Großherzoglichen Familie eine besondere Hofstelle unter dem Namen „Groß- herzoglihes uan ame errichtet, welhe dem Präsidenten der General-Jntendanz der Großherzoglichen Zivil: liste unmittelbar untergeben ist.

Mecklenburg-Schwerin.

Seine Königlihe Hoheit der Großherzog von Sachsen hat, den „Meckl. Nachr.“ zufolge, heute Schwerin verlassen und sih zunähst nah Pillniß begeben, um Seiner Majestät dem König von Sachfen einen Besuch abzustatten.

Oesterreich-Ungarn.

_ Der Fürst-Erzbishof von Görz Dr. Zorn, ist gestern in Wien am Herzschlag gestorben,

Die Stadtvertretung von Elbogen und die Ge- meinde-Vorsteher in dem Gerichtsbezirk Bensen haben die Einstellung der Arbeiten in dem ihnen von der Regierung übertragenen Wirkangskreise beschlossen.

Das „Fremdenblatt“ vom heutigen Tage schreibt: „Wir sind auf Grund der uns zugehenden Jnformationen in die Lage verseßt, mittheilen zu müssen, daß Ausgleichskonferenzen wenigstens für die nächste Zeit nicht in Aussicht stehen. Es ist richtig, daß verschiedene Anknüpfungsversuhe unternommen wurden, um die Parteien zu einer Auseinandersezung zu bestimmen. Jn den legten Tagen wurde dieser Versuch in einer anderen L unter Zustimmung des Minister-Präsidenten Grafen Badeni unternommen, indem man außerparlamen- tarishe Persönlichkeiten aus beiden Lagern für einc Konferenz gewinnen wollte, und es haben thatsächlich in deutschen Kreisen, an die man sich zunächst wandte, einige hervortretende Persönlichkeiten ihre Bereitwilligkeit, an der- artigen Besprehungen theilzunehmen, erklärt, jedoch die ZU- stimmung der Parteileitung als Vorbedingung gestellt. Jn allen den bezeihneten Fällen scheiterten dieje Verjtändigungs- versuche an der entschieden ablehnenden Haltung der deutschen Parteileitung.“

Im ungarischen Unterhause beantwortete gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, der Minister des Jnnern Percze! eine Junterpellation des Abgeordneten Eötvös wegen der gelegentlih des Gastspiels der deutshen Schauspieler in Buda- pest vorgekommenen Ruhestörungen. Der Minister erklärte: die Polizei habe in Erfahrung gebraht, daß anläßlià des béutichen Gastspiel-Cyclus gewisse Kreise den Vorjaßÿ gefaßt hätten, dieses Gastspiel zu verhindern, und da thren Darsaß am ersten Abend nicht hätten erreichen können, hätten sie für den zweiten Abend noch größere Skandale g& plant. Der Polizei-Chef habe daraufhin die Verfügung getroffen, etwaigen Skandalen vorzubeugen. Daß Polizei in ungewöhr- lihem Maße aufgeboten worden sei, taß ferner die Polize! das Publikum mit roher Gewalt verhindert habe, Beifall oder Mißfallen zu äußern, davon habe der Minister keine Kenntniß, wohl aber davon, das nur ein ganz kleiner Theil des Publikums mit festen Vorsaß ins Theater gekommen sei, die Vorstelluns zu vereiteln. Die Polizei habe gegen die Lärmmacher keine Gewalt angewandt, wohl aber habe das Publikum selbst in seinem Unmuth gegen die Lärmmacher gewandt. Die leßtere? hätten im Theaterraum Kapseln umhergeworfen, welche eine? üblen Geruch verbreitet hätten, und auf die Schienen de

* unqualifizierbare

ischen Bahn Explosionsstoffe gelegt, wodurch zwei Per- e aci ctn worden seien. Endlich habe jemand an die Feuerwehr eine falsche Feuermeldung telephoniert, sodaß die

erwehr ausgerüdckt sei. Man werde unter solhen Um- Prnden der Polizei sicherlich Reht geben und jenes unreife, orgehen verurtheilen. Die Polizei habe die er zur Ruhe ermahnt und, als- diese Ermahnungen nichts genugt hätten, dieselben hinausgeführt und in Ge- wahrsam genommen. Es seien 23 Personen festgenommen worden, von denen 21 verurtheilt worden seien. Er (der Minister) habe sich überzeugt, daß keine Un- geretigfeit vorgekommen sei, sondern daß einfach ein von 90 Prozent der Budapester Bevölkerung verurtheilter Skandal geseßlich geahndet worden sci, und daß die Polizei nur ihre Pflicht erfüllt habe. Er erblicke keine Nothwendigkeit für ein weiteres Vorgehen. Der Abg. Eötvös erklärte: er fönne die Antwort des Ministers nicht zur Kenntniß nehmen. Die Polizei habe die Schauspieler nur darum in Schuß genommen, weil fie Deutsche gewesen seien. Wenn die Polizei wirklich nur die Ordnung habe aufreht erhalten wollen, warum habe sie dann niemand von denen verhaftet, welche für die Schauspieler demonstriert hätten? Den Feuerlärm, die unan- genehmen Gerüche und die Explosionss\toffe habe die Polizei erst später entdeckt; in der Nacht der Demonstration habe die Polizei nihts davon gewußt, woraus hervorgehe, daß die Polizei nicht wegen dieser Vorfälle cingeschritten sei. Der Minister des Jnnern Perczel erwiderte: der Abgeordnete Eótvós scheine das Polizeigeseß nicht zu kennen oder dasselbe vergessen zu haben. Die Zeit sei vorüber, in der man seinen Patriotismus mit der Verfolgung der deutschen Sprache bethätigen müsse. Jede Nation gestatte gern fremden Künstlern Eintritt in ihr Land, und gerade die ungarischen Künstler seien in der ganzen Welt verbreitet und würden überall gern geschen. Niemandem im Auslande falle es cin, e Einwendungen zu erheben. Er bitte das Haus, seine Antwort zur Kenntniß zu nehmen. Die Antwort des Ministers wurde darauf mit überwiegender Mehrheit zur Kenntniß genommen.

Großbritannien und Frland.

Die Prinzessin Heinrich von Preußen hat gestern die Rückreise von London nah Deutschland angetreten.

Jn der gestrigen Sißung des Untgrhauses erklärte der Parlaments-Sekretär des Auswärtigen Curzon: ein Ab- fommen zwishen dem König Menelik von Abessynien und der britischen Regierung sei am 14. Mai unterzeichnet worden; von ciner Absicht Menelik’s, eine Mission nah England zu senden, habe er jedoch nichts gehört. Der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain theilte mit: es sei beschlossen worden, daß die Unterredungen mit den Premier-Ministern der Kolonien vertraulih sein sollten; er könne daher noch niht sagen, welche Fragen besprochen worden seien. Der Erste Lord des Schaß- amts Balfour sprach die Hos aus, daß der Posten „Auswärtiges Amt“ am 19. Juli werde zur Berathung fommen können. Das Haus genehmigte sodann die dritte Lesung der Bill, durch welche die Anwendung des metrischen Systems für Maße und Gewichte gestattet wird.

Frankreich.

Jn der Deputirtenkammer richtete gestern der Deputirte Boyer eine Anfrage an die Regierung über die Ereignisse im Orient. Der Minister des Auswärtigen Hanotaux shlug vor, zunächst das Erscheinen des Gelbbuches über die Vorgänge auf Kreta und die Verhandlungen bezüg- lih des griecish - türkischen Krieges abzuwarten. Das Gelb- buh werde am nächsten Montag oder Dienstag in der Kammer zur Vertheilung gelangen. Der Deputirte Boyer beantragte, die Diskussion für Sonnabend auf die Tages- ordnung zu segen. Auf Wunsch des Minister-Präsidenten Méline und des Ministers des Auswärtigen Hanotaux beschloß jedoch die Kammer mit 314 gegen 205 Stimmen, den Tag für die Diskussion erst nah dem Erscheinen. des Gelbbuches festzuseßen.

Lärmma

Rußland.

Gestern feierte, wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg be- richtet, das Wiborgsche Jnfanterie-Regiment, dessen Chef Seine Majestät der Deutsche Kaiser ist, fein Negiments- Stiftungsfest. Dem Festgottesdienst wohnten der deutsche Botschafter Fürst von Radolin sowie der Militär: Aitahé, Major Lauenstein bei. Die Parade fand in der Reitbahn der Garde-Artillerie statt; in dem prachtvoll dekorierten Raum hatte neben der Büste des Kaisers Nitolaus auch die dem Wiborgschen Regiment von dem preußishen Ulanen-Regiment Kaiser Alexander I. (Westpreußishes Nr. 1) zum Geschenk gemachte Bronzebüste Kaiser Wilhelm's II. Aufstellung gefunden. Bei dem darauf folgenden Frühstück brachte der General Rehbinder ein Hoch auf Jhre Majestäten den Kaiser Nikolaus und den Kaiser Wilhelm aus, worauf Fürst von Radolin die Grüße und Glückwünsche des Hohen Regiments:Chefs übermittelte und ein Hoch auf das Regiment ausbrachte. .

Der Kronprinz von Siam ist gestern in Moskau eingetroffen und am Bahnhof von dem König von Siam, dem Großfürsten Sergius sowie den Spitzen der Behörden empfangen worden.

Ftalien.

Der Fürst Ferdinand von Bulgarien ist, begleitet von dem Minister-Präsidenten Stoilow, heute Vormittag in Rom eingetroffen.

Der Senat berieth gestern das Budget des Kultus- Ministeriums. Der Kultus - Minister Costa führte, dem „W. T. B.“ zufolge, in Erwiderung auf Bemerkungen mehrerer Redner, welche die L Jtaliens zum Vatikan erórtert hatten, aus: er könne nicht sagen, daß die Regierung

ch jemals einer Täuschung hingegeben habe, sei es in Bezug auf Versuche zu einer Verständigung, sei es hinsichtlich der Ergreifung von Repressalien. Das Bestreben der Regierung gehe dahin, nach und nah eine Lage zu schaffen, welche gestatte, die betreffenden Fragen zu erörtern und ein unantastbares Bewußtsein der Rechte des Staates herbeizuführen. Die Regierung wisse, daß es in ihrem Interesse liege, geseßlich und unparteiish vorzugehen. „Wir sind die Siégert Tagie der Minister, „die Anderen die Besiegten ; uns ziemt es daher nicht in die Fehler der Tyrannei u ver- fallen, sondern Mäßigung isst unsere strengste Pflicht. Es handelt sih um Fragen, die sich nur mit der Zeit lösen lassen und die nur sehr langsam zur Entwickelung gelangen; deshalb ist es heute niht am Playe, dem Parlament ein Gesey über das fkirhlihe Eigenth um vorzulegen.“ Jndem

man, fuhr der Minister fort, dies abwarte, müsse man an- erkennen, daß die gegenwärtige Regierung viel gethan habe, um auf diesen Zustand hinzuarbeiten, und es sei hon etwas, dal die Beziehungen ihren regelmäßigen Gang nähmen, ohne daß irgend welche Klagen erhoben würden. :

Der „Osservatore Romano“ veröffentliht ein Schreiben des apostolishen Delegaten in Konstantinopel Bonnetti an den Papst, worin er dem Papste für sein Mitgefühl für die Christen im Orient, sowohl die Katholiken wie die Nicht- katholiken, dankt und erklärt, er werde fortfahren, fi diesen Gefühlen anzuschließen.

Türkei.

Aus Kanea erfährt die „Agence Havas“, daß die Admirale infolge des Zwischenfalles bei Platania am 6. d. M. S Nr. 156 und 157 d. Bl) beschlossen hätten, ihr Verhalten zu ändern. Sie hätten die Annahme der Entschuldigungen der Ausfständishen mit der Begründung verweigert, daß eine Verwechselung der italienischen, österreihishen und Parlamentärflagge mit der türkischen Flagge nicht möglich sei. Von jeßt an würden sie auch stärkere Abtheilungen mit da abschicken, ohne die Aufständischen vorher davon zu benachrichtigen; jedem Angriff der Auf- ständischen werde sofort auf das entschiedenste entgegengetreten und die Schuldigen würden festgenommen und bestraft werden.

Die „Times“ meldet aus Kanea: Die Mohamedaner in Kandia hätten am vorigen Mittwoch das Dorf Piscope ge- plündert. Dabei seien vier Mohamedaner getödtet und sechs verwundet worden.

Rumänien.

Der Prinz Ferdinand von Rumänien, dessen Zustand jeßt vollkommen zufriedenstellend ist, hat sih, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern zum Sommeraufenthalt nah Sinaia begeben.

Amerika.

Das Repräsentantenhaus hat, wie das „Reuter'sche Bureau“ aus Washington meldet, formell seine abweichende Ansicht über die Amendements des Senats zur Tarifbill aus- gesprochen und sodann die Delegierten zur Berathung mit den- jenigen des Senats ernannt.

Wie, demselben Bureau zufolge, jeßt in New-York ver- lautet, werde der Präsident Mac Kinley in den nächsten Tagen eine Botschaft über die Währungsfrage nicht erlassen. Es sei sogar zweifelhaft, ob eine solche Botschaft überhaupt werde erlassen werden.

Afrika.

Aus Tanger erfährt das „Reuter he Bureau“, dah das amerikanische Flaggschiff „San Francisco“ bereits dort angekommen sei, um die Forderungen des Vertreters der Ver- einigten Staaten gegen Marokko wegen eines Angriffs auf einen amerikanishen Bürger zu unterstüßen. Das Kriegs- {if} „Raleigh“ werde heute daselbst erwartet.

Demselben Bureau wird aus Lourençco Marques vom gestrigen Tage gemeldet, daß sich der Gouverneur von Mozambique Albuquerque mit seinem Stabe in das Gasa- land begeben habe, um die Operationen gegen die auf- ständishen Eingeborenen persönlich zu leiten.

Aus Lagos von gestern berichtet das „Reuter'sche Bureau“, daß eine Abtheilung der Polizeitruppe der Niger- Company unter Befehl der Lieutenants Carroll und Fißgerald den geflüchteten König pon Benin mit einem Trupp von 500 mit Ge- wehren bewaffneten Eingeborenen südlich von Kabba entdeckt habe. Die Abtheilung habe den König und seine Leute mehrere Male an-

egriffen, dieselben wiederholt geschlagen und ihnen {were erluste beigebraht. Troßdem sei es dem König gelungen, zu entkommen. Von der Polizeitruppe seien zwer Mann ge- fallen, und Lieutenant Fißgerald sei nachträglich seinen im Kampf erhaltenen chweren Wunden erlegen.

Nr. 25 des „Cisenbahn-Verordnungs8blatts*“, heraus- egeben im Ministerium der öffentlihen Arbeiten, vom 7. Juli, hat folgenden Inhalt: Geseß vom 1. Juni 1897 wegen Abänderung der §8 8 und 12 des Geseues, betreffend die Fürsorge für die Wittwen und Waisen der unmittelbaren Staatsbeamten, vom 20. Mai 1882. Erlasse des Ministers der öffentlihen Arbeiten: vom 25. Juni 1897, betr. Zuständigkeit der Eisenbahnbehörden im Sinne der Ge- werbeordnung; vom 28. Juni 1897, betreffend Dienstreisen für Rech- nung Dritter. Nachrichten.

Arbeiterbeweguug.

In Hannover soll, einer Mittheilung des Vorwärts" zufolge, der Ausstand der dortigen Stcinseßer im Sinne der Arbeiter beendet worden sein. : /

In Dessau hat, der „Magdb. Ztg.“ zufolge, ein Theil der Maurerges ellen wegen Lohnstreits die Arbeit eingestellt.

Aus Budapest wird der „Wiener Ztg.“ über die Ausstands- bewegung der landwirth\chaftlichen Arbeiter in Ungarn unter dem 7. d. M, berichtet: Nah den beim Ackerbau-Ministerium ein- gelaufenen Berichten nimmt die Ernte in den Komitaten Bekes, Arad, Bihar und Jasz-Nagy-Kun-Szolnok, abgesehen von unbedeuten- den Zwischenfällen, einen ungestörten Verlauf. Im Csongráder Komitat verweigerten 196, im Csanáder Komitat 40 Paare die Arbeit. Nach den neuesten Meldungen erfordert die Lage im oberen Solter Bezirke des Pester Komitats die größte Aufmerksamkeit. Die fanatisierten Arbeiter, welhe von Agitatoren aufgereizt wurden, ziehen in Gruppen von 200 bis 300 Köpfen von Dorf zu Dorf, von Meierhof zu Meier- hof und \shrecken die friedlich Arbeitenden durch Drohungen. Im Tolnaer Komitat haben auh mehrere Arbeiter die Arbeit verweigert. Der Ackerbau - Minister überließ der Dombovarer Herrschaft 900 Arbeiter. Im Torontaler Komitat is die Lage an- dauernd zufriedenstellend. Im Bács-Bodrogher Komitat i} die Lage, von einigen wentgen Arbeitsverweigerungen abgesehen, gleichfalls be- friedigend. Im Fehérer Komitat werden an Stelle der Ausftändi en fremde Arbeiter verwendet. In Nagy- Kata (Pester Komitat) stehen die Arbeiter aus; es wurden dahin aus Mezö-Hegyes Arbeiter entsendet.

Aus London berichtet die „A. K.* zum Ausstande der englishen Maschinenbauer: Der Vollzugs-Ausshuß des Ge- werkvereins der Maschinenbauer tagte vorgestern den ganzen Tag. Der Gewerkverein pocht auf seine Kasse von 350000 L. Der Verein zählt aber mehr als 150000 Mitglieder ,. fo daß die scheinbar große Summe niht lange reihen wird. Auf die Unterstüßung anderer Gewerkvereine is kein Verlaß. Eine sehr unangenehme Nachricht für die Ausständigen ist die, pas der Dampfmaschinenmacherverein, der von den im Ausstandsausshu vertretenen Gewerkvereinen der größte nah dem _Verein der Maschinenbauer ist , beschlossen hat, die übrigen 75% seiner Leute nicht die Arbeit einstellen zu lassen, wenn die Maschinenfabrikanten gegen 25 %/ die Arbeitssperre erklären. Der Gewerkverein der Maschinenarbeiter und der Zweig-

verein der Maschinenbauer von Manchester wollen über diese Frage namentlich abstimmen lassen. Die Mehrzahl der Mitglieder des Gewerkvereins der Maschinenbauer wird ohne Zweifel am nächsten Dienstag die Werkstätten verlaffen. Die Anzahl der feiernden Arbeiter könnte dann 120 000 betragen. Eine Anzahl Londoner Fabrikanten hat die Forderungen der Arbeiter bewilligt. (4

Aus Manchester meldet „W. T. B.“: Der Konflikt in den Maschinenfabriken hat einen ernsten Charakter angenommen. Dreißig Firmen, einschließlich fast aller bedeutenden Maschinenfirmen von Manchester, haben die Ausfperrung von Arbeitern angekündigt.

Aus Brüssel wird der „Köln. Ztg.“ zum Ausstande der Kohlenarbeiter des Borinage geschrieben: In den Gruben find bereits vielfach Erdrutsche vorgekommen, da die kleinen Gruppen von Steigern, die zurückgeblieben sind, den Abbau nicht überall gehörig zu stüt?n vermögen. Auch sind in anderen Betrieben wegen Kohlenmangels bereits Arbeiter entlassen worden. Der Versand bat ganz aufgehört, und die Lagervorräthe sind erschöpft. Einige Arbeiter, die noh ange - fahren waren, wurden auf der Lanèstraße bei Cuesmes angegriffen ; die Gendarmerie war bald zu ihrem Schuß zur Stelle und trieb die Arbeits\tôrer auseinander.

Aus Bilbao meldet ,„W. T. B.“ zum Ausstand der Berg- arbeiter (vergl. Nr. 154 d. Bl.): Die dur Differenzen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern geschaffene Lage giebt zu Befürch- tungen Anlaß; militärishe Verstärkungen find von Vitoria hierher abgegangen.

Statistik und Volkswirthschaft.

Aus den Jahresberihten der Großherzoglich hessischen Fabrik-Inspektoren für das Jahr 1896.

Auch im Großherzogthum Hessen hat im Berichtsjahr nah den Wahrnehmungen der Gewerbe-Aufsichtsbeamten im allgemeinen eine rege, gegen das Vorjahr gesteigerte industrielle Thätigkeit stattgefunden. Jn einzelnen Jndustriezweigen war der Aufschwung fo erheblih, daß Mangel an Arbeitskräften eintrat. Allerdings sind in einigen Branchen auch Rückschritte zu beobahten gewesen, so z. B. nah dem Bericht für den ersten Aufsichtsbezirk (Proviuz Starken- burg) in der Lederfabrikation, in der Schuhwaarenfabrikation, auch in der Zigarrenbranhe. In Rheinhessen und Oberhessen, zusammen den zweiten Aufsichtöbezirk bildend, is in der statistischen Gruppe ePapier- und Leder-Industrie“ gleihfalls ein Rückgang in der Zahl der beschäftigten Arbeiter zu verzeihnen gewesen, die vom Bericht- erstatter auf die auffallend starke Vermehrung im Vorjahre (um 25 9%) zurüdgeführt wird. In Oberhessen hat im Gegensaß zu Starkenburg die Zigarrenfabrikation eine besonders rege Thätigkeit entwickelt. Eine auffallende Erscheinung zeigt sich in der Gnt - widelung des oberhessishen Bergbaues feit 1890. Nach- stehende Zahlen geben ein Bild derselben :

Iahr Betriebe Arbeiter 1890 42 1206 1892 35 1827 1894 22 1276 1895 20 1218 1896 16 1199

Der Berichterstatter hält es für wahrscheinlich, daß die mangelnde Leistungsfähigkeit der Kleinbetriebe, das Fehlen des Bahnanschluf}ses 2c. Ursachen dieses Entwicklungsprozesses seien.

Von den im ersten Aufsichtsbezirk in Fabriken 2c. be- \chäftigten Arbeitern waren im Berichtsjahre 25 824 (darunter 2967 jugendliche) männlihen und 7943 (darunter 1199 jugendliche) weiblihen Geschlechts gegen 24395 (2915) und 7813 (1055) im Vorjahre. Im zweiten Aufsichtsbezirk sind 1896 für Rheinhessen 17 498 und für Oberhessen 7122 männliche erwachsene Arbeiter ge- zählt rwoorden, im Ganzen also 24 620, d. i. 4457 mehr als im Vor- jahre. Die Zahl der erwachsenen Arbeiterinnen betrug 5479, d. i. 615 mehr als 1895; jugendlihe Arbeiter wurden zu Ausgang des Berichtéjahres 2698 (1712 männlihe und 986 weibliche) gezählt gegen 2184 (1335 männliche und 514 weiblihe) im Vorjahre.

Was die Durchführung der Arbeitershußbestim- mungen anbelangt, so läßt zwar auf dem Lande die überwachende Thâtigkeit durh die Orts-Polizeibehörden noch manches zu wünschen übrig, was auf das Anwachsen der Zahl der Vorschriften und die Schwierigkeit eines Ueberblicks und Erkennens des tnneren Zusammen- hangs derselben zurücgeführt wird, während in den Städten im allgemeinen größere Sorgfalt von seiten der Ortsbehörden in dieser Beziehung aufgewendet wird. Die Gewerbeaufsichtsbeamten {ind in der Lage gewesen, in erfolgreiher Weise erziehlich auf die Orts- Polizei einzuwirken. L: i

Ueber die Lohnhöhe hat der Berichterstatter für den ersten Aufsichtsbezirk von 50 Arbeitern Angaben zusammengestellt, aus denen wir folgende Wochenlo hn säße mittheilen: Es erhielt ein 14è jähriger Hilfswalzerin einer Staniolkapselfabrif 7,2046; eine 153 jährige Arbeiterin in einer Schuhfabrik 7 46; ein 16 jähriger Stempler in einer Staniolkapsel- fabrik 9 „46; ein 18jähriger Sclossergeselle (Werkstatt) 10,30 46; ein gleihaltriger Schleiferlehrling (Metallwaarenfabrik) 7,50 4; ein gleih- alteriger Presser (ebenda) 12 und ein 18éjähriger 1450 #4; ein 20jähriger Tagelöhner (Drahtstiftfabrik) 12 4; ein 21jähriger Leder- färber (Lederfabrik) 20 4; ein 22jähriger Schleifer (Metallwaaren- fabrik) 14 M; ein 24{jähriger verheiratheter (1 Kind) Former (Eisen-

teßerei) 24 bis 25 #4; ein 26 jähriger verheiratheter (3 Kinder) Tagelöhner (Asphaltgeschäft) 18 4; ein 26 jähriger verheiratheter (2 Kinder) Zuschneider (Schäftefabrik) 24 4; ein 28 jähriger ver- heiratheter (1 Kind) Küser (Faßfabrik) 30 bis 34 46; ein 32jähriger verheiratheter (3 Kinder) Heizer (Pappenfabrik) 15 46; ein 37jähriger verheiratheter (4 Kinder) Hobler (Maschinenfabrik) 16 4; ein 40jähriger verheiratheter (5 Kinder) Abräumer (Steinbruch) 20 A; ein 42jähriger verheiratheter (4 Kinder) Presser (Portefeuillewaarenfabrik) 24 4 ; ein I ariaer verheiratheter (2 Kinder) Heizer (Sägewerk) 21 A Wochenlohn. Als Stundenlöhne find angegeben: von einem 19 jährigen ledigen Maurer 36 K, von einem gleihaltrigen Schlossergefellen 30 R A von einem 20 jährigen Monteur 27 4, von einem 27 jährigen verheiratheten Modellschreiner mit 1 Kinde 30 „4, von einem 32 jährigen verheiratheten Zimmermann mit 5 Kindern 32 „, von einem 36 jährigen verheiratheten Maurer mit 4 Kindern 36 F, von einem 45 jährigen verheiratheten Maschinens arbeiter mit 5 Kindern 32 -. i Í /

Von dem Berichterstatter des zweiten Aufsichtsbezirks werden be- sondere Mittheilungen über die Erhebungen gena welhe im Berichtsjahr bezüglih der Konfektionsindustrie in Mainz, Worms und Gießen veranstaltet worden sind. Abgesehen von den Betrieben mit 3 und weniger Arbeitern und den- jenigen, die im Hause nur Zuschneider beshäftigen (die Zahl der Heimarbeiter wird für diese auf etwa 2090 geschäßt), sind 14 Betriebe der Herrenkonfektion mit 87 erwachsenen und 3 jugendlihen männlihen Arbeitecn ermittelt worden. Die Arbeit wird aus\chließlich als Stüdckarbeit vergeben, die Arbeitszeit infolge dessen nicht gerade streng eingehalten, do im allgemeinen mit 12 bis 14 Stunden, eins{chließlich 1 Stunde Mittagpause, anzunehmen sein. Die Raum-, Licht- und Luftverhältnisse waren nicht ungünstig. In der Damenkonfektion sind 32 Betriebe untersucht worden, in denen zusammen 42 Arbeiterinnen über 21 Jahre, 168 16 bis 21 und 94 bis 16 Jahre alt waren. Hier herrscht der Zeitlohn durchaus vor. Viele der in diefen Werkstätten arbeitenden Mädchen unter 21 Jahren wollen nur das Schneidern lernen, um dann entweder auf eigene Rechnung zu arbeiten oder die erworbene Fertigkeit im eigenen Haushalt zu verwerthen. Die Arbeitszeit ist in der Re el 12 stündig mit 1 bis 14 \tündiger Mittagspause. Die räum- lichen E waren wesentlih \{chlechter als in der | Dr konfektion, das Aussehen der Mädchen aber im allgemeinen ein besseres als das der männlichen Konfektionsarbeiter. Es liegt dies wohl an der

besseren Ernährung dieser meist aus leidlih situterten Familien ftam- menden Arbeiterinnen. Ueber die Lohnverbältnisse sind leider keine