1897 / 160 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 10 Jul 1897 18:00:01 GMT) scan diff

L R N ZIARA, T Sub

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E E E E L S IEES E L EN AELEET R Y E Y n 7 s L Bi ata C K Na o Glbquira

kirch ner aus Tarnowiß bei dem Landgericht in Beuthen O.-Schl., der Rechtsanwalt Hartung aus Jburg bei dem Amtsgericht in Goslar, der Gerichts - Assessor Dr. Richard Schmidt bei dem Landgericht TT in Berlin und der Gerichts- Assessor Lehnert bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Konig.

Die Landgerichts-Räthe Genius und Kray in Köln, die Amtsgerichts-Räthe Chirong vom Amtsgericht T in Berlin und Rumpff in Essen sowie der Rechtsanwalt und Notar, Justiz-Rath Lübbe in Wilster sind gestorben.

Hauptverwaltung der Staatsschulden.

Bekannimachung.

Bei der heute in Gegenwart eines Notars bewirkten Verloosung der für das laufende Jahr zu tilgenden Stamm - Aktien der Nied erschlesisch - Märkischen Eisenbahn sind die in der Anlage aufgeführten 2698 Stü gezogen worden. t : E

Dieselben werden den Besißern mit der Aufforderung ge- kündigt, / y N den Kapitalbetrag zugleih mit den Zinsen für das 2. Halbjahr 1897 vom 15. Dezember d. J. ab gegen Quittung und Rückgabe der Aftien sowie der dazu ge- hörigen Anweisungen zur Abhebung der Zinsscheine Reihe XI bei der Staatsschulden - Tilgungskasse hierselbst, Tauben- straße 29, zu erheben. Die Zahlung erfolgt von 9 Uhr Vor- mittags bis 1 Ühr Nachmittags, mit Ausschluß der Sonn- und Festtage und der leßten drei Geschäftstage jeden Monats. Die Einlösung geschieht auch bei den Regierungs - Haupt- fassen und in Frankfurt a. M. bei der Kreiskasse. Zu diesem Zweck können die Effekten einer dieser Kassen {on vom 15. November d. J. ab eingereiht werden, welche sie der Staatsshulden-Tilgungskasse zur Prüfung vorzulegen hat und nach erfolgter Feststellung die Auszahlung vom 15. Dezember d. J. ab bewirkt. : / e

Vom 1. Januar 1898 ab hört die Verzinsung der gekündigten Dokumente auf. i l

Bugtetc) werden die bereits früher ausgeloosten, auf der Anlage verzeichneten, noch rückständigen Dokumente wiederholt und mit dem Bemerken aufgerufen, daß deren Ver- zinsung bereits mit dem 31. Dezember des Jahres ihrer Ver- loosung aufgehört hat. |

Formulare zu den Quittungen werden von den oben be- zeichneten Kassen unentgeltlih verabfolgt.

Berlin, den 1. Juli 1897.

Hauptverwaltung der Staatsschulden. von Hoffmann.

Ober-Verwaltungsgericht.

Bei dem Königlichen Ober - Verwaltungsgeriht sind ernannt: M :

der bisherige expedierende Sekretär und Kalkulator des Reichs-Versicherungsamts Kränz, der bisherige Kreissekretär Go ttwaldt und der bisherige Steuer-Sekretär Seehaus zu erpedierenden Sekretären und Registratoren, und “die bisherigen Kanzlei-Diätarien Schneider, Bertram, Groth und Engel -zp=-Kanzlei-Sekretären.

Abgereist: Seine Excellenz der Präsident der Königlichen Seehand- [ung, Wirkliche Geheime Rath von Burchard, nah Süd- deutshland.

Personal-Veränderungen.

Königlich Preußische Armee.

Offiziere, Portepee- Fähnrihe x. Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen. Im aktiven Heere. Travemünde, an Bord S. M. Y. „Hohenzollern“, 4. Juli. v. Roeder, Hauptm. und Battr. Chef vom 1. Garde-Feld-Art. Regt., zum Kommandeur der Leib - Battr. dieses Regts. ernannt. Graf v. Wedel, Pr. Lt. à la suite des 2. Garde - Ulan. Regts., dessen Kommando zur Dienstleistung bei dem Auswärtigen Amt bis zum 15. November d. I. verlängert. i :

Nachweisung der beim Sanitäts-Korps im Monat Mai 1897 eingetretenen Veränderungen. Durch Verfügung des General - Stabsarztes der Armee. 1. Mai. Dr. Rumpel, Unterarzt vom 2. Hannov. Inf. Regt. Nr. 77,

21. Mai. Dr. Jürgens, Unterarzt vom Inf. Regt. Nr. 132, Dr. Schellmann, Unterarzt vom Inf. Regt. Nr. 131, sämmt- lich mit Wahrnehmung je einer bei ihren Truppentheilen offenen Assist. Arztstelle beauftragt.

Nichktamtlichzes.

Deutsches Reicdcch. Preußen. Berlin, 10. Juli.

Seine Majestät der Kaiser und König haben, wie dem „W. T. B.“ gemeldet wird, am Freitag Morgen um 9 Uhr an Bord der Yacht „Hohenzollern“ von Gothenburg die Reise nah Christiansand fortgesezt. An Bord war alles wohl, das Wetter trübe, aber viel ruhiger.

Das Staats-Ministerium trat heute Nachmittag 2 Uhr im Dienstgebäude, Leipziger Plaß 11, unter dem Vorsitz

des Vize-Präsidenten, Staats-Ministers Dr. von Miquel zu einer Sizung zusammen.

Der hiesige hanseatishe Gesandte Dr. Klügmann hat Berlin mit Urlaub verlaßsen.

Der hiesige Königlich belgishe Gesandte Baron Greindl hat Berlin mit Urlaub verlassen. Während seiner Abwesen- beit fungiert der Legations-Rath Michotte de Welle als Geschäftsträger. :

Laut telegraphischer Meldung an das Ober-Kommando der Marine beabsichtigt S. M. S. „Bussard“, Kommandant Korvetten-Kapitän Winkler, am 12. Juli von Sydney nah Samoa in See zu gehen.

Kiel, 9. Juli. Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin Heinrich is heute Abend aus London hier eingetroffen und hat sich sofori nah Hemmelmark begeben.

Heffen.

Den Bureaux der Stände ist, wie die „Darmst. Ztg.“ meldet, eine Denkschrift zu der Steuerreform im Groß- herzogthum Hessen zugegangen. Die Denkschrift soll als Grundlage einer demnächst erfolgenden kommissarischen Berathung dienen, an welcher, neben Mitgliedern der Regierung, sahverständige Abgeordnete der beiden Kammern, einige Vertreter der Städte und im praktischen Dienst stehende Beamte der Steuerverwaltung theilnehmen werden. Diese Berathung dürfte voraussihtlih Ende August beginnen.

Mecklenburg-Schwerin,. Seine Hoheit der Herzog Johann Albrecht, Negent des Großherzogthums, empfing gestern den italienishen Bot- schafter in Berlin Grafen Lanza in Audienz, der aus Anlaß des RNegierungswechsels sein neues Beglaubigungsschreiben überreichte. Nach der Audienz fand im Großherzoglichen Schlosse ein Dejeuner statt. Sachsen-Coburg-Gotha.

Der Landtag des Herzogthums Coburg hat in seiner vorgestrigen Sizung beschlossen, statt der bisherigen sechs- jährigen Geltung des Domänen-Etats fortan eine Fest- stellung auf vier Jahre vorzunehmen. Die Regierung hat diesem Beschlusse zugestimmt. Ferner wurde eine Aufbesserung der Besoldung der Forstbeamten beschlossen.

Reuß ä. L. Seine Durchlaucht der Fürst ist am Freitag von Tepliß- Schönau nach Greiz zurückgekehrt.

Oesterreich-Ungarn.

Die „Politische Korrespondenz“ meldet, daß der Sultan im Anschluß an eine neuerlihe Mittheilung, welche der türkische Botschafter in Wien in der Angelegenheit der thessalischen Grenzberihtigung dem Minister der auswärtigen Angelegen- heiten zu machen beauftragt sei, ein Telegramm an den Kaiser abgesandt habe, um wegen einer günstigen Aufnahme dieser Eröffnung an die freundnachbarlihen Gefühle des Kaisers zu appellieren. Hierauf ist, nach der Wiener „Abendpost“, von dem Kaiser folgendes Telegramm an den Sultan ge- rihtet worden: E N

„Die aufrihtige und loyale Freendschaft, die ih für Eure Majestät bege und auf welhe Eure Majestät sh unter den gegen- wärtigen Umständen mit Recht berufen, maht es mir zur Pflicht, Eurer Majestät in Ihrem cigenen Interesse und im Interesse Ihres Reiches den baldigsten Abschluß des Friedens mit Griechen- land auf der Grundlage der von den Botschaftern in Konstantinopel formuliecten Bedingungen anzurathen. Die von der Kommission der Militär-Attahés vorgesblagene Grenzlinie entspricht dem Prinzip der ftrategishen Grenzberihtigung, welches von vorn- herein von Eurer Majestät angenommen war, und bildet mit den übrigen Friedensbedingungen das Maximum der Zu- geständnisse, welde von dem Konzert der Großmächte, das, fest und * eing in seinen Entschlüfsen, vor allem darauf bâlt, cine Sa(hlage zu schaffen, die Europa solide Bürgschaften des Friedens und der Ruhe bietet, als billig anerkannt werden.

bitte deëhalb Eure Majestät, meine Rathschläge ernstlih in Er- wägung zu ziehen, und ergreife die Gelegenheit, Gurer Majestät den Ausdruck meiner Hohachtung und aufrichtigen Freundscha}t zu wiederholen.“

Der gegen das Verbot der Abhaltung des deut- hen Volkstages in Eger eingelegte Rekurs ist, dem „W T. B.“ zufolge, von der Statthalterei in Prag abgewiesen worden. / :

Die Kaiserin ist gestern früh von Schwalbach in Wien eingetroffen und hat in der Villa im Lainzer Thiergarten Aufenthalt genommen. :

Jn der gestrigen Sißung des ge, Unter- hauses beantwortete der Minister des Jnnern Perczel die Interpellation des Abg. Ratkay, betreffend das Verbot der deutschen Theatervorstellungen. Der Jnteupellant hatte angefragt, ob der Minister überzeugt sei, daß das deutshe Theaterwesen das ungarische Theaterwesen und die ungarische Sprache gefährde. Der Minister des Jnnern Perczel erklärte: er sei hiervon keineswegs über- zeugt, nur Kleinmüthige könnten dies glauben. Die ungarische Nation sei so erstarkt, daß ihr deutshe Theatervorstellungen unmöglih schaden könnten. Der Jnterpellant habe ferner angefragt, ob er (der Minister) überzeugt sei, daß deutshe Vor- stellungen in Zukunft Skandale verursahen würden. Er (der Minister) erwarte dies keineswegs, er habe eine viel bessere Meinung vom Geshmack des Publikums. Das hauptstädtishe Publikum habe Anspruch auf Befriedigung seiner Bedürfnisse und dürfe erwarten, daß der Ruf seiner Gastfreundschaft niht durh solhe Skandale beeinflußt werde. Er hoffe, solche Vorkommnisse würden sich niht wieder- holen, und die Behörden würden Mittel und Wege finden, dieselben zu verhindern. Eine weitere Anfrage des Jnter- pellanten, ob der Minister geneigt sei, die Erlaubniß für deutsche Vorstellungen zu verweigern, beantwortete der Minister dahin, daß die Ertheilung einer solchen Erlaubniß nicht zum Wirkungskreise des Ministeriums, sondern zu dem der Polizei und der hauptstädtishen Verwaltung gehöre; nur eine Nach- prüfung gehöre zum Wirkungskreise des Ministeriums des Jnnern. Er sei überzeugt, diese Behörden würden zu beurtheilen wissen, was und bis zu welcher Grenze sie zu erlauben hätten. Jm übrigen habe am Tage zuvor der Abg. Eötvös selbst gesagt, er würde es gern sehen, wenn eine große deutsche Schauspieler- gesellshaft zu Gastvorstellungen in Budapest erschiene. ier- aus sei zu ersehen, wie lbst die äußerste Linke über diese Sache denke. Es sei nothwendig, daß die Nation die vielen Jrrthümer, welche im Auslande über Ungarn beständen, berichtige und sich das kleine Kapital an Sympathie, welches sie im Millenniumsjahre angesammelt habe, auch er- halte. Der Abg. Ratkay nahm die Antwort des Ministers nicht zur Kenntniß und führte aus: so lange die Magyari- sierung sämmtlicher Zweige des Staatslebens nicht durch- geführi sei, würden deutshe Vorstellungen immer eine

Gefahr bilden. Die Magyarisierung sei aber heute noch

niht durchaeführt. Die ungarische Regierung leide an einer wahren „febris Germanica“; sie be Ee die deutsche Sprache, während der österreihishe Minister - Präsident alles Mögliche gegen dieselbe thue. Der Minister des Jnnern Perczel erwiderte: er halte troy der Ausführungen des Interpe-llanten alles aufreht, was er vorhin gesagt habe. Jn Bezug auf die deutshe Sprache nehme er einen anderen Standpunkt ein als der Abg. Ratkay. Die Antwort des Ministers wurde hierauf zur Kenntniß genommen.

Großbritannien und Frland.

Das Unterhaus berieth glieen den irischen Etat. Der Erste Lord des Schaygamts Balfour erklärte: er könne für die nächste Session eine Vorlage über die Errichtung einer fkatholishen Universität in Jrland- noch nicht ver- sprechen, obwohl er persönlich für die Bildung einer solchen Universität sei, welhe für den Unterricht und das soziale Leben Jclands die größte Bedeutung habe. Allein es bedürfe zur Erreihung dieses Zieles sowohl in England wie in Jrland noch einer starken Klärung der Meinungen in dieser Sache. Seine Ansicht stehe unerschütterlih fest, daß der Mangel einer fkatholishen Universität von der MWMehr- heit der Jren als ein großer Nachtheil empfunden werde. Im weiteren Verlauf der Sigßung verlas der Staats- sekretär für Jndien Lord Hamilton ein Telegramm aus Kalkutta vom 8. d. M., wonach dort bei den leßten Unruhen 7 Personen getödtet und etwa 20 verwundet worden seien, von welchen leßteren 4 oder 5 seitdem gestorben sein dürften. Jn Kalkutta sei am 8. d. M. alles ruhig gewesen. Die mohamedanishen Führer bemühten sih gewissenhaft, die aufgeregten Gemüther zu beruhigen, die Fabrikarbeiter verhielten sih ruhig. Es

Ein Nachtrag zum Armeebudget fordert, wie die „Army and Navy Gazette“ meldet, für 1897/98 200000 Pfd. für die Verstärkung der südafrikanishen Besaßungs- truppen. Jm einzelnen werden mehr verlangt: für Besoldung der Truppen 10000, Transporte und Re- montierung 105000, Lebensmittel und Fourage 74 000, Bekleidung 83000, sonstigen Kriegsbedarf 6000, Be- festigungsanlagen und Jngenieurdienst 2000 Pfund. Durch diese Nachtragsforderung steigt das Armeebudget für 1897/98 auf 21 362422 Pfund oder nah Abzug der nicht direkt dem Heere zu gute kommenden Ausgaben, wie Pensionen, Prämien, Zulagen 2c., auf 18 340 500 Pfund. : L

Der Premier-Minister der Kapkolonie Sprigg erklärte gestern bei einem Emgfang des Ausschusses des Reichs- Schutzvereins: die Kolonien würden wahrscheinlih ihre Ein- fuhrzölle aufrecht erhalten. Dies mache die Durhführung eines Zollvereins mit dem Mutterlande sehr s{hwierig; aber er hoffe, alle südafrikanishen Staaten würden eines Tages eine große Handelsunion bilden. Er halte die britischen Besißungen in Süd - Afrika für nothwendig für die Existenz des britishen Reichs. Des weiteren erklärte Sprigg: die vor kurzem ausgeführte Flottendemonstration in der Delagoa-Bai habe einen heilsamen Erfolg gehabt ; sie sei eine der besten Thaten der Regierung gewesen und habe gezeigt, daß Großbritannien nicht zugebe, daß seine Interessen durh irgend ein Vorkommniß in einem Jnlandsstaat Süd - Afrikas gefährdet würden. -

Der parlamentarische Ausschuß zur Unter- suchung des Einfalls Jameson's in Transvaal hat gestern in geheimer Sißung die Berathung über den Bericht des Vorsizenden Jackson wieder aufgenommen.

Frankreich.

Die Deputirtenkammer hat gestern mit 425 gegen 110 Stimmen das Zollvershluß-Geseß angenommen.

Rußland.

Der Kaiser empfing gestern in Peterhof den außer- ordentlichen chinesishen Gesandten. j i

Die Kronprinzessin-Wittwe Erzherzogin Stephanie von Oesterreich ist, wie „W. T. B.“ meldet, von Stockholm gestern in St. Petersburg eingetroffen und hat in der osterreichish-ungarishen Botschaft Wohnung genommen.

Der König von Siam is gestecn Abend von Moskau nah St. Petersburg zurückgekchrt.

Spanien.

Die eingegangenen Zölle, Steuern und ordentlichen Staatseinnahmen in Spanien haben für den Monat Zuni d. J. ein Plus von 3520 000 Pesetas gegen den gleichen Zeitraum des Vorjahres ergeben.

Portugal.

Derbisherige Gouverneur von Benguela deMas carenhao Galvao ist zum Gouverneur von Lourenço Marques ernannt worden. |

Schweiz. :

Der Prinz und die Prinzessin von Neapel sind heute in Luzern eingetroffen.

Die Ratifikationen des Handelsvertrags zwischen der Schweiz und Japan find gestern in Bern zwischen dem Bundes-Präsidenten Deucher und dem japanischen Gesandten Takahira ausgewechselt worden.

Türkei. Wie das Wiener „Telegr.-Korresp.-Bureau“/ aus Kon-

stantinopel meldet, empfing der Sultan gestern nah dem Selamlik den französishen Botschafter Cambon in Audienz.

Griechenland.

Der „Agence Havas“ wird aus Athen gemeldet: Die Botschafter der Mächte in Konstantinopel verhandelten fort- geseht mit der Pforte über die Feststellung der neuen Grenz- linie. Die Türkei sei bestrebt, fast die Hälfte von Ten für sich zu behalten, ungeachtet des energishen Wider- \spruchs der Botschafter. Die Frage der Kriegs- entshädigung stehe erst in zweiter Linie, obgleih es auh hierbei an Schwierigkeiten wegen des Zahlungs- modus nicht fehlen dürfte. Der König sowie die Mitglie- der der Königlichen Familie hätten sih telegraphish an die ihnen verwandten Fürstenhäuser gewandt, um den Ab- {luß des Friedens zu erreihen, wobei sie die Lage als eine äußerst gefährliche für Griechenland anen hätten. Troß- dem seien die Verhandlungen der Lösung noch um keinen ernstlihen Schritt nähergerüt.

Schweden und Norwegen.

Der König der Belgier hat sih, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Abend zu einem offiziellen Besuh von Christiania nach Stocholm begeben.

Amerika.

Die Verhandlungen der Delegirten des Senats und des Repräsentantenhauses über die Tarif-Vorlage sollen, wie „W. T. B.“ aus Washington meldet, vor ihrem Abschluß nicht veröffentlicht werden.

Jn Madrid eingegangenen Meldungen aus Havanna vom 5s. d. M. zufolge wurden bei den leßien Zusammen- stößen der Regierungstruppen mit den Jnsurgenten die Führer Marimo Gomez, Quintin Banderas und verschiedene andere geschlagen und flohen unter Aufgabe der innegehabten Stellungen. Hierbei hatten die Aufständishen 54 Todte, darunter die Anführer Torres und Barrato, während die E Truppen 440 Pferde erbeuteten. Außerdem ergaben ih 347 Jnsurgenten.

Arbeiterbewegung.

Aus Mülheim (Ruhr) berichtet die „Rh.-Westf. Ztg.“: Die Lohnbewegung der Bauhandwer ker (vgl. Nr. 153 d. Bl.) ift ins Stocken gerathen. In einer Versammlung am Donnerstag wurde be- schloffen, nit in den Aus\tand einzutreten, sondern foviel als thunlich die eingerei{ten Kündigungen zurückzuziehen, da die Bauhandwerker nicht einig seien und von einem Ausstand ein Erfolg nicht zu erwarten sei. __ In Leipzig fand, wie die „Lpz. Ztg.“ mittheilt, am Mitiwoch eine Versammlung -der Holzarbeiter statt, die sh mit neuerlichen Arbeiterentlassungen in der Piano-Mechaniken - Fabrik von Morgenstern u. Kotrade beschäftigte. In dieser Fabrik hatten vor lôngerer Zeit die Gehilfen zur Erlangung von 30 4 Stundenlohn bei zehn- ftündiger Arbeitszeit die Arbeit eingestellt. Inzwischen hat die Fabrikleitung ungefähr 20 Arbeiter wegen Mangels an Arbeit entlaîsen müssen; die Arbeiter behaupten nun, daß es sih um eine „Maßregelung“ wegen des Ausstandes handele, Der Auëshuß der Holzarbeiter und die Fabrikfkommission sind bei dem Inhaber der Firma wegen MELTAM Dg der entlassenen Arbeiter vorstellig ge- worden; aber die Einstellung sowie überhaupt jede Ver- handlung in dieser Angelegenheit wurde abgelehnt. Von den in der Versammlung anwesenden 60 Arbeitern der Fabrik im Ganzen beschäftigt fie 140 Arbeiter, darunter 110 männliche be- shloîsen deshalb 53, am 8. Juli die Arbeit niederzulegen, wenn der Arbeitgeber auf seinem ablehnenden Standpunkte beharre. In der That baben am Donnerêtag 57 oder 58 Gehilfen der Fabrik die Arbeit niedergelegt.

Hier in Berlin hat die Innung „Bund der Baus, Maurer- und Zimmermeister“ im Hause Kewmmandanten- straße 16 einen Arbeitsnahweis für Gesellen und Arbeiter ihres Ge- werdbes eingerichtet.

Aus Brüssel wird der „Köln. Ztg.“ über den Ausstand der Kohblenarbeiter im Borinage telegraphiert: Am Donnerstag und Freitag sind in den Bergwerken des Vorinage einige Tausend Arbeiter wieder angefahren. Man rechnet daher darauf, daß die nun zu Ende gehender Woche zwar verloren ist, daß aber am Montag die Arbeit wieder ziemli allgemein toird aufgenommen werden.

Aus Pittsburg wird der „Ostsee-Ztg.“ zum Ausstande der Bergarbeiter gemeldet, dey der Bergarbeiteraus\stand im Staate Westvirginien allgemein ist. Man befürchtet, daß Unruhen ausbrechen, wenn fremde Koblen eingeführt werden.

Kunst und Wissenschaft.

In dem Wettbewerb um ein Denkmal Kaiser Wil- helm?’s8.I. in Aa chen sind die drei Preise von je 3000 46 den Entrwoürfen der Bildhauer Professor N. Maison in München, Pro- leer Schzper in Berlin und Cl. Busher in Düsseldorf zuerkannt worden,

Für das Denkmal der Schlacht bei Leivzig hat, wie das „Dresdner Journal“ meldet, Professor Bruno Schmit hierselbst im Auftrage des Ausschusses des ,Patriotenbundes“ einen dritten Entwurf ausgearbeitet, der zugleich für die Ausführung bestimmt worden ift. Hiernach sieht der Künstler von den biéher für diese Aufgabe in Vorschlag gekommenen Lösungen in Form von Säulen, Obelisken, Hallen und Thürmen ganz ab und wählt einen wuhtig aus der Umgebung anstei- genden Monumentalbau, dessen Mafse und Umriß das Panorama der Stadt Leipzig beherrschen sollen. Es lag ein derartiger Plan hon im Sinne des ersten Aus|hreibens, worin das architektonische Ornament des Denkmals das figürlihe überwiegen follte. Jett baut sih das Monument unter geschickter Benußung des vorhandenen Hügels ohne allzu ausgedehnte, ungünstig wirkende Treppenanlagen mit der Haupt- front nah Leipzig in der Achse einer neuen Denkmalsftraße auf. Die Unebenheiten des Geländes werden zu langgezogenen Rampen um- gestaltet, die allmählih zur Hauptterrasse hinaufführen. Diese, von einer mächtigen Pfeilerarkade umzogen, trägt den s{räg ansteigenden, durch Riesenportale geöffneten Kernbau, über dem cine kuppelartig abgestufte Bekrönung den Blick zu dem eisernen Kreuze auf der Spitze hinauflenkt. Die Kuppel is von kräftigen Säulenschaften umstanden, deren fkapitälartiger Abschluß Kugeln aufnimmt. Der originelle Um- riß des Aufsaßzes is von scharfer Zeichnung, der der Erscheinung des ganzen Werks etwas Eigenartiges verleiht. Skulptur und Malerei werden in umfassender Weise herangezogen, intem an der gewaltigen Fläche des Unterhauses eine halberhabene, figurenreihe Darstellung der Erhebung des Volks und in dem Innern der Votivhalle die Wiedergabe der wichtigsten Schlachten in Bildern geplant ift. Vor dem Denkmal, das bis zu einer Höhe von 90 m ansteigt und die Kuppel des Reichsgerihts beträhtliGh überragt, wird ¿wishen den durch bepflanzte Wälle gebildeten Fortsegvngen der Auffahrtsrampen ein Festplay für nationale Volksspiele angelegt. Zur Wahl ift eine zweite Lösung gestellt, wonach unter Umständen unmittelbar vor dem Denkmal ein großes Wasserbecken ge- bildet wird. Der Architekt hat in dem ganzen Entwurf das Wuch- tige und Monu mentale, das seine Kaiser - Denkmäler in Pforta, auf dem Kyffhäuser und in Koblenz auszeichnet, auch hier zur Geltung gebracht. Die Verbindung mit einem historishen Museum soll womöglich dem Ganzen noch eine höhere Bedeutung sichern, und mit Nücksiht auf die Vertheilung der vorhandenen Bau- mittel auf mehrere Jahre is der Bau (als Monumentalabschluß einer neuen Prachtstraße) so gedacht, daß das Denkmal zunächst bis zur großen Terrasse, dann bis zum Beginn der Kuppel und in der dritten Bauperiode bis zum Abschluß selbständig gefördert werden kann.

Der diesjährige internationale Kongreß der Augenärzte findet in den Tagen vom 5. bis 7. August in Heidelberg statt.

Bauten.

Unter der Ueberschrift „Unverbrennbares Holz“ bringt das „Gentralblatt der Bauverwaltung" folgende Mittheilung: Am 3. d. M. fand in London im Park des Hurlingham Clubs eine Brandprobe mit einem chemisch behandelten Holze stait, die jeden, der ihr beiwohnte, überzeugen mußte, daß es sih dabei um eine der be- deutungsvollsten Neuerungen auf dem Gebiete der feuersihheren Bau- weisen handelte. Es waren zwei völlig gleihe, durhweg aus Holz gebaute einstôckige Häushen mit geviertförmigem Grundriß von 3,35 m Seitenlänge errichtet, das eine aus gewöhnlihem, das andere aus unverbrennbar gemachtem Holze. Die Häuser standen auf vier Eckpfählen, hatten einen 75 cm über der Erdoberflähe befindlihen Fußboden, und das bierseitige Zeltdah lief in einen weiten, ebenfalls hölzernen Schorn-

ein aus, der, unten und oben offen, einen vorzüglichen Zugschlot ab- gab. Der Raum zwischen dem Fußboden und der Erdoberflähe war

mit durchbrochener Holzverkleidung versehen. Die Wände waren außen und innen mit Brettern verkleidet, ¿wei derselben waren mit Thüren, zwei mit Fenstern durhbrohen. Beide Gebäude wurden gleihzeitig in Brand gefteckt, was dadur geschah, Do te ein an der Windseite derselben aufgehäufter Stoß von ölgetränktem Holz und Sägespänen angezündet wurde. Wie zu erwarten war, brannte das Haus von gewöhnlihem Holz innerhalb einer halben Stunde vollständig zu Asche. Dagegen war es unmöglich, das Haus aus behandeltem Holz in Brand zu feyen, Sek der dafür außerordentlih geeigneten Konstruktion, die mit ihren Oeffnungen unterhalb des Fußbodens, den hohlen Wänden und dem großen Holzschlot im Dache gewiß das höchste Maß von Feuergefäbrlichfeit darstellte. Die Flammen umzüngelten das Ge- bäude in heftigem Brande bis über das Dach, aber sie vermochten nur die Oberfläche der Bretter zu verkohlen, und der äußere Holzstoß brannte nieder, ohne dem Gebäude einen anderen Schaden gethan, als die durhbrohene Bretterverkleidung unterhalb des Fußbodens, da, wo der brennende Holzstoß sie unmittelbar berührte, in geringem Maße beschädigt zu haben. Merkwürdiger als diese Thatsache war vielleicht der Umstand, daß die Innentemperatur des Hauses, während die Flammen des brennenden Holzstoßes seine Außenseiten um- loderten, durbaus unverändert blieb; man Tfonnte ruhig

das Gebäude eintreten und durch ein Anlegen der Hand an die innere Holzverkleidung }sch überzeugen, daß nicht einmal diese erwärmt war. Nach Ablegung dieses Versuches wurde ein anderer vorgenommen. Im Innern des Gebäudes war eine aus 23 cm starken Brettern des chemisch behandelten Holzes gezimmerte Kiste aufgestellt und mit einem Stoß von ölgetränktem Holze um- und überbaut. Der Stoß wurde angezündet und brannte um die Kiste herum zu Asche, ohne dieser oder der inneren Holzverkleidung des Hauses irgend welhen Schaden gethan zu haben. Die Kiste war mit Druckheften gefüllt, welhe voll- ständig heil, ja nicht einmal erwärmt, heraus8genommen wurden. An der vollständigen Unverbrennbarkeit des chemisch behandelten Holzes kann kein Zweifel bestehen. Dabei ift die ganz auffallende Unfähigkeit der Wärmeleitung noch besonders zu vermerken. Die chemische Behandlung ist in Amerika erfunden und besteht darin, daß dem Holze unter hohem Druck seine natürlihen Säfte entzogen werden und statt ihrer eine gesättigte Lösurg von gewissen Salzen eingepreßt wird. Aeußerkih crleidet das Holz dadur keinerlei Ver- änderung, auch Geruch und Farbe werden nicht beeinflußt, nur das Gewiht wird etwas erhöht. Zur fkaufmännishen Ausnuzung der Erfindung hat sich in England eine Aktiengesellshaft (The British Non - Flammable Wood Co. Limited, Nr. 2 Army & Navy Mansions, Victoria Street, London SW.) gebildet. Die Kosten für die chemishe Behandlung von 100 Geviertfuß einzölliger Bretter betragen 20 46, was etwa 2,10 für das Quadratmeter ausmacht. Das Holz foll in Amerika son seit einigen Jahren ein- geführt sein und sich für Zweke des Häuser- wie namentlih auch des Schiffbaues vorzüglih bewäßrt haben.

Literatur.

Handbuch für Gemeindebeamte in der Provinz Ae von A. Ebert, Geheimem Regierungs-Rath. Zweiter Band: Die Wegegesetßgebung-in der Provinz Hannover und Zusammenstellung der Bestimmungen über das Kleinbahnwesen. Vierte Auflage. Hannover, Verlag von Karl Meyer (Guftav Prior). Preis geb. 250 A Dieses Buch enthält eine übersichtlidhe Zusammenstellung der in der Provinz Hannover geltenden Geseße nebst Ausführungs-Bestim- mungen über den Wegebau, die von dem Herausgeber mit kurzen, erläuternden Anmerkungen versehen worden sind, sowie der für den ganzen preußishen Staat erlassenen Vorschriften, welhe das Klein- bahnwesen betreffen. Der erste Abschnitt handelt von den Landstraßen und den Gemeindewegen. Hier war in der neuen Auflage namentlich das Gefeß vom 24. Mai 1894, betreffend Aenderungen der Wegegescßz- gebung in der Provinz Hannover, zu berücksichtigen, durch welches das umständliche Umlageverfahren bei der Hebung der Landstraßenbeiträge beseitigt worden und eine Anzahl von Kontroversen bei der Auslegung des ursprünglihen Wegegeseßes in Wegfall gekommen ist. Der zweite Abschnitt ift den Provinzial-Chaufseen gewidmet, während im dritten das Geseß über Kleinbahnen und Privxtanschlußbahnen vom 28. Juli 1892 und die zur Ausführung desselben ergangenen Verordnungen, sowie die Beschlüsse des Hannovershen Previnzial. Landtages über die Förderung des Kleinbahnwesens in der Provinz Hannover zum Abdruck gelangt sind. :

Sähsishes Archiv für bürgerlihes Recht und Prozeß, herausgegeben von S. Hoffmann, Reichsgerihts-Rath, R. von Sommerlatt, Ober-Landesgerichts-Rath in Dresden, und Dr. F. Wulfert, Landgerichts - Direktor in Dresden. Verlag der Roßberg’shen Hof-Buchhandlung in Leipzig. Die Hefte 5 und 6 des VII. Bandes bringen neben einer aroßen Zahl von Entscheidungen des Reichsgerihts und sächsisher Gerichte mit auéführliher Mittheilung der Entscheidungs- aründe folgende Abhandlungen: „Leben und Tod im deutschen Bürger- lien Geseybuhe“ von Reichsgerichts-Rath Dr. RNehbein; „Die Form der Nechtsgeshäfte nah dem deutshen Bürgerlichen Geseßbuch“ von Ober-Justiz:Nath Tränkner in Dresden; „Die Zweigniederlassung“ von Rechtsanwalt Walther Schulze in Zittau.

Das neueste, 8. Heft des patriotischen Prachtwerks „Deutsche Helden aus der Zeit Kaiser Wilhelm's des Großen, Ernstes und Heiteres aus der vaterländischen Geschichte 1797—1897*, von Hans Kraemer (Berlin, Deutshes Verlagshaus Bong u. Co.; 15 Lieferungen zum Preise von je 50 F), -ifst dem Andenken der Düppelstürmer gewidmet. Vom Tage des Aus8zugs an begleitet der Lext die Truppen der verbündeten Mächte, schildert den denkwürdigen Ehrentag der Artillerie bei Missunde, die Kämpfe zu Lande und zur See bis zum Sturm und diesen felbst in großer Ausführlichkeit, bis zum Rückzuge der Dänen auf die Insel Alsen. Von besonderem Interesse sind die Darstellungen zweier faft vergeffener Ereignifse: des Seegefehts der jungen preußishen Marine bei Jasmund und die ver- wegene nächtlihe Croberung der Insel Fehmarn. Den illustrativen Schmuck des Hefts bilden eine große Reihe lebensvoller Gemälde und Zeichnungen erster Künstler, sodaß auch dieses Heft ih seinen Vorgängern würdig anreiht. 7

Im Juliheft von „Nord und Süd“ (Verlag der Schle- sischen Buchdrukerei, Kunst- und Verlags-Anstalt von S. Schott- laender) entwirft C. R. R. King auf Grund ftatistisher Daten ein ziemli düsteres Bild von der gegenwärtigen Lage der wirthschaft- lihen Verhältnisse in den Vereinigten Staaten von Amerika. Ferner enthält das Heft folgende Artikel: „Otto Brahm“, eine Studie von Ludwig Jacobowski; „Eine Reise nah Athen“, Tagebuchblätter (11) von Paul Lindau; „Der Regenbogen in den Mythen und Sagen der Völker“, von August Wünsche. An novellistishen Beiträgen findet man in dem Heft: „Ein kritisher Moment“, von Ida Boy-Ed und „Frühling in Abbazia*, von Marie Weyr. Den Beschluß macht eine illustrierte Bibliographie. Das Heft ist mit dem Porträt Otto Brahms in Nadierung von Johann Lindner geshmüdckt. y

Land- und Forstwirthschaft. Saatenstand in Nußland.

Die Berichte über den Saatenstand lauten im allgemeinen recht ungünstig; in mehreren Gouvernements werden {on jeßt mit Be- stimmtheit Mißernten erwartet. Zu den Gegenden, aus welchen der russishen „Handels- und Industrie-Zeitung* die schlimmsten Nachrichten zugegangen sind, gehören: Buinsk (Gouvernement Ssimbirsk), das Gouvernement Ssaratow, Kamyschin (Gouvernement L A Kreis Kasan, Kreis Ufa, Kreis Jelabuga (Gouvernement Wijatka), Kreis Wyschni - Wolotshok (Gouvernement Twer), Krets Rostow a. Don, Werchnetschirskaja im Dongebiete, Pjatiisbjanskaja im Dongebiete, Gouvernement Ssimbirsk, Kreis Lukojanow (Gouver- nement Nifshni-Nowgorod), Kreis Schtshigry (Gouvernement Kursk),

Kreis Kaluga, Kreis Kraßnoslobodsk (Gouvernement Pensa), Kreis Tambow, Kreis Waleijki (Gouvernement Woronesh), Kreis Bolchow

(Gouvernement Orel), Kreis Chorol (Gouvernement Poltawa), Kreis Ismail (Gouvernement Bessarabien) u. a. m. Im Gouvernement Jekaterinoslaw ift der Saatenstand zwar an sih befriedigend, aber stark vom Kornbrand, dem Rüfselkäfer und der Hessenfliege mit- genommen.

Die russishe „Börsenzeitung“ meldet, daß das Ministerium des Innern mit Nücksicht auf die zu erwartende Mißernte Schritte gethan habe, um die im Reiche zur Verpflegung der Bevölkerung vorhandenen Kornvorräthe zu ermitteln. Es sollen vorhanden sein 12 672 483 Tschetwert Winterkorn und 6 950 936 Tschetwert Sommerkorn, die in den Vorrath8magazinen lagern, sowie 6 983 772 Tschetwert Winter-, beziehungsweise 4150 899 Tschetwert Sommerkorn an vorgeschossenem und rückftändigem Getreide. Ueber 75% der geseßlihen Höhe betragen die Sommerkornvorräßhe in den Gouvernements : Wladimir, Wilna, Grodno, Kowno, Podolien, Poltawa, Ssimbirsk, Smolensk, Tiflis, Charkow und Jaroslaw ; 50 bis 75 2% der Norm erreichen sie in den Gouvernements: Astrachan, Beffarabien, Witebsk, Woronefh, Wjatka, Jekaterinoslaw, Kostroma, Minek, Moskau, Orenburg, Perm, Tula, Ufa, Chersson und Tschernigow. Am ungünstigsten stehen die Verhältnisse im Gouvernement St. Petersburg, wo die Vorrätbe an Sommerkorn nicht einmal 109%/% der Norm erreihen. Die Vorräthe an Winterkorn betragen über 75 9/9 der Norm in den Gouvernements: Astrahan, Wilna, Woronesh, Wolhynien, Wladimir, Grodno, Kiew, Kowno, Minsk, Orenburg, Pensa, Podolien, Poltawa, NRjasan, Ssimbirsk, Taurien und Ufa ; 50—75 o der Norm in den Gouvernements: Archangelsk, Bessarabien, Witebsk, Wijatka, Jekaterinoslaw, Kasan, Kostroma, Kursk, Moßhilew, Nishni-Nowgorod, Orel, Perm, Ssamara, Ssara- tow, Tambow, Charkow, Tschernigow und Jaroslaw ; 25—509%/% in den Gouvernements: Wologda, Kaluga, Smolensk, Twer, Tula, Chersson; 10—25 %/% in den Gouvernements: St. Petersburg, Moskau und Nowgorod und unter 10 9/0 der vorshriftsmäßigen Norm in den Gouvernements Oloncz und Pskow.

Ueber den Saatenstand in einzelnen Gouvernements zu Mitte v. M. entnehmen wir der russishen „Handele- und Jndustriezeitung“ folgende Angaben.

A. Shwarzerde-Gouvernements.

Tula. In den Kreisen Nowossil, Jefremow, Bogorodizk und Jepifan stehen die Wintersaaten {lecht, das Sommergetreide in dem erstgenannten Kreise ebenfalls \{chlecht, in den drei anderen befriedigend.

Riasan. Nach Mittbeilung aus den Kreisen Rjashsk, Saraisk und Ssaposhok steht das Wintergetreide {chlecht, und es wird eine Ernte bedeutend unter Mittel erwartet. Ziemlih viel Felder mit Wintergetreide sind umgepflügt und mit Sommersaaten neu besät worden, die jedoch ebenfalls ungünstig stehen. Das Wetter ist heiß und trockden. Auh im Michailowshen und Dankowschen Kreise stehen infolge der andauernden Hiße die Wintersaaten und das spät gesâte Sommergetreide sehr s{lecht, das früh gesäte Sommerkorn dagegen befriedigend.

Tambow. Das Wintergetreide steht sehr {lecht infolge des falten Frühlings, des Regenmangels und des von Insekten angerih- teten Schadens. Die Felder sind vielfah umgesät worden. Die Ernte des Sommergetreides verspricht befriedigend zu werden.

__ Pensa. Im Kreise Infsar stehen die Wintersaaten unbefrie- dioend; vom Sommergetreide Hafer, Hirse, Buchweizen und Kar- toffeln gut; dagegen sind Erbsen und Bohnen von Käfern beshädigt worden. Auch aus den Kreisen Ssaransk, Nischnelo- mowsk, Kerensk und Narowtshat wird über den \{chlechten Stand der Wintersaaten infolge der Hitze geklagt, während die Sommersaaten befriedigend stehen, zumal in leßter Zeit Regen gefallen ist. Vielfach find die mit Wintergetreide bestellt gewesenen Felder umgesät worden. Bessere Nachrichten liegen aus dem Kreise Mokschan vor, wo die Wintersaaten befriedigend und von den Sommersaaten Hafer, Buchweizen, Erbsen und Hirse gut, die anderen unbefriedigend stehen. Ia Kreise Krasnoslobodsz befinden sih ?/5 der Wintersaaten in befciedigendem Zustande, 2/5 in un- befriedigendem und 1/5 in s{lechtem. Die Sommersaat steht be- friedigend. Im Juni ist Regen gefallen.

Simbirsk. Im ganzen Gouveraement stehen die Winter- und Sommersaaten unbefriedigend, das Wetter ist heiß, trocken und windig. Noh wird wenigstens für das Sommergetreide auf eine mittlere Ernte gehofft ; bei andauerndem Regenmangel ift aber eine le lait zu befürhten. Das Gras is meist ganz aus- gebrannt.

Saratow. In diefem Gouvernement haben \sih mit geringen Ausnahmen die Ernteauésichten infolge von Hiße, Negenmangel und Wind vershlechtert. Den Roggen wollen viele Besißer garnicht \hneiden. Der Weizen fteht vereinzelt und niedrig, und seine Blüthe ist vielfah vom Sturm beeinträchtigt worden, der auh die Felder mit Sand übershüttet hat, sodaß selbst gute Regen jeßt kaum mehr genügende Hilfe schaffen würden. Die Aecker sind stark mit Unkraut bewatsen. Das Gras in den Steppen ift ausgebrannt, und sein Schnitt lohnt sih nur in den Schluchten und Niederungen.

Kasan. In den Kreisen Kasan und Sswjas{hsk \tehen sowohl die Winter- wie die Sommersaaten unbefriedigend infolge der herrshenden Hiße und Trockenheit. Die Ausfaat des Sommer- getreides wurde früher als sonst beendet, die junge Saat verdorrte En mon nah im Juni gefallenen Regen haben \ih neue Shöß- inge gezeigt.

Ufa. Im Kreise Ufa stehen die Wintersaaten {hlecht, die Sommersaaten unbefxiedigend, mit Ausnahme niedriger feuchter Stellen. Von Mitte Mai bis Juni is nur ein Regen gefallen und dieser au nur stelenweise. /

Nis{hny-Nowgorod. Im Kreise Lukojanow ist der Stand des Winter- und Sommergetreides unbefriedigend. Zuerst war das Wetter dort den Saaten günstig, aber jeßt herrscht Trockenheit, be- gleitet von starken Winden.

Woronesch. Im Kreise Walniki gehen die frühbgesäten Winter- faaten vielfach von der Hessenfliege zu Grunde, die später gesäten stehen befriedigend, ebenso größtentheils die Sommersaaten, nur Gerste hat au von der Hessenfliege gelitten. Die Felder sind ftark mit Gras überwachsen.

B. Nicht zur Shwarzerde gehörige Gouvernements.

Twer. Die Wintersaaten stehen sehr befriedigend und die Sommersaaten auch ziemlih befriedigend. Es ift indeß auch hier

wenig Regen gefallen.

A Aeoalaw Die Wintersaaten in den Kreisen Jaroslaw und Rostow befanden sich Mitte Juni an manchen Stellen in gutem Zu- stande, zum theil in befriedigendem, zum theil in unbefriedigendem. Das Sommergetreide und besonders der Hafer steht sehr gut, am besten, wo es früh gesät wurde.

Wladimir. Im Kreise Jurjen stehen die Wintersaaten böôhstens befriedigend, die Sommersaaten gut.

Moskau. Es herrsht große Trockenheit und bis vor kurzem auch starke Hitze; gegenwärtig ift es recht kalt, ohne daß indeß bisher nennenéwerthe Niederschläge stattgefunden hätten. Im allgemeinen stehen die Wintersaaten, die sehr in der Entwickelung vorgeschritten find, etwas befser als die Sommersaaten.

Wiatka. Im Kreise Jelabuga steht das Wintergetreide im Ganzen unbefriedigend, die früh gejäte Sommersaat befriedigend, die später gesäte dagegen wegen Regenmangels \{chleckchter.

® Neber den Saatenstand im südwestlihen Rußland gehen uns aus Kiew folgende Nachrichten zu:

Die zu Ende Mai und Anfang v. M. niedergegangenen Regen haben infolge ihres oft wolkenbruchartigen Charakters, verbunden mit heftigen Winden, einigen Schaden angerichtet. Leßteres gilt namentlich von den Gouvernements Podolien, Kiew und Charkow. Das Winter- getreide hat stellenweise auch durch übermäßige Vermehrung der Hefsenfliege E Besonders lebhafte Klagen hierüber kommen aus den Kreisen Liwny des Gouvernements Orel und aus den Kreisen Uman, Taraschtsha und Schwenigorodka im Gouvernement Kiew.