1897 / 164 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 15 Jul 1897 18:00:01 GMT) scan diff

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Die gh ten Kapitalbeträge, welche innerhalb dreißig Jahren aas dem Rüdzahlungstermine niht erhoben werden, sowie die inner- halb vier Jahren nach Ablauf des Kalenderjahres, in welhem fie fällig een, nit erhobenen Zinsen verjähren zu Gunsten der Stadt. Fe Ea E und d e: ager irn E T iy 4

nleihescheine olgt n or er . der Zivil- prozeßordnung für das Deutshe Reih vom 30. Januar 1877 (Reichs- Geseßblatt S. 83) beziehungsweise nah § 20 des Ausführungsgeseßzes zur Deutschen Livilprozeßordunng vom 24. März 1879 (Geseß- Sammlung S. 281).

Zinsscheine können weder Grioten, noch für kraftlos erklärt werden. Doch soll demjenigen, welher den Verluft von Zinsscheinen vor Ablauf der M Iegen Verjährungsfrist bei dem Ie an- meldet und den ftattgehabten Besi der Zinsscheine durch Vorzeigung des Anleibescheins oder sonst in glaubhafter Weise darthut, nah Ab- Iauf der Verjährungsfrist der Betrag der angemeldeten und bis dahin niht vorgekommenen Zinsscheine gegen Quittung ausgezahlt werden.

Mit diesem Anleihescheine sind halbjährige Zinsscheine bis zum 1. Oktober 1907 ausgegeben; die ferneren Zinsscheine werden für zehnjährige Zeiträume ausgegeben werden. i :

Die Ausgabe einer neuen Reihe von Zinsscheinen erfolgt bei der Stadt-Hauptkaffe zu Inowrazlaw gegen Ablieferung der der älteren Zins\cheinreibe beigedruckten B i L

Beim Verlust der Anweisung erfolgt die Aushändigung der neuen En an den Inhaber des Anleibesheins, sofern defsen

orzeigung rechtzeitig gesehen ift. :

ur Sicherung der hierdurch eingegangenen Verpflichtungen haftet die Stadt mit ihrem Vermögen und mit ihrer Steuerkraft.

Dessen zu Urkunde haben wir diese Ausfertigung unter unserer Unterschrift und unter Beidrückurg des Stadtsiegels ertheilt.

JInorworazlaw, den . . ten 189 .

Der Magistrat. (Stadtsiegel.) (Eigenhändige Unterschriften des Magistrats- Dirigenten und eines anderen Magistratsmitgliedes.)

Provinz Pofen. Regierungsbezirk Bromberg. Zinsschein Reihe zum Anleibesheine der Stadt Inowrazlaw, Buchstabe N über Mark zu . p ; 4 us Zinsen über ¿ Plénnig:

Der Inhaber dieses Zinsscheins empfängt gegen dessen Rückgabe in der Zeit vom ab die Zinsen des vorgenannten Anleihescheins für das Halbjahr vom . ten bis Tei mit Ml. Pk bet ber Stadt-Hauptkasse zu Jnowrazlaw.

Inowrazlaw, den . . ten :

Der Magistrat. (Siegel) (Faksimile der Unterschriften des Magistrats-Dirigenten und eines anderen Magistratsmitgliedes.) (Eigenhändige Unterschrift des Kontrolbeamten.)

Liter Zinsschein is ungültig, wenn dessen Geldbetrag nicht innerhalb vier Jahren nah Ablauf des Kalenderjahres der Fälligkeit erhoben wird.

Provinz Posen. Regierungsbezirk Bromberg. Anweéisung

zu dem Anleibescheine der Stadt Inowrazlaw,

Buchstabe |

Der Inhaber dieser Anweisung empfängt gegen deren Rückgabe zu dem obigen Anleihescheine die . cheinen für die zehn Jahre vom Ms bei der Stadt-Hauptkafse zu Inowrazlaw, sofern nicht rechtzeitig von dem als folhen sih ausweisenden Inhaber des Anleihesheins dagegen Wider- spruch erhoben wird.

Inowrazlaw, den . i 189

Der Magistrat. (Siegel.) (Faksimile der Unterschriften des Magistrats-Dirigenten und eines anderen Magistratsmitaliedes.) (Eigenhändige Unterschrift des Kontrolbeamten.)

Anmerkung. Die Anweisung is zum Unterschiede auf der ganzen Blattbreite unter den beiden leßten Zinsscheinen mit davon abweichenden Lettern in nachstehender Art abzudrucken :

. . „Ler Zinsschein. . . ter Zinsschein.

Anweisung.

Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

Der Oberförster Hartog in Johannisburg, Oberförsterei Wolfsbruch, ist auf die Oberförsterstelle Kudippen, Reg.-Bez. Köniasberg, verseßt worden.

Die Forst-Assessoren Otto Bringmann und Reuleaux find zu Königlichen Oberförstern ernannt.

Dem Oberförster Bringmann ift die Oberförsterstelle Wolfsbruh, mit dem Amtssiy in Johannisburg, Reg.-Bez. Gumbinnen, und

dem Oberförster Reuleaux die Oberförsterstelle Dens- berg, mit dem Amtssiß in Schönstein, Reg.-Bez. Cassel, ver- liehen worden.

Die Oberförsterstelle Obereimer im Regierungs- bezirk Arnsberg ist zum 1. Oktober d. J. anderweit zu besezen.

Forst-Akademie Eberswalde. Winter-Semester 1897/98.

Land-Forstmeister Dr. Danckelmann: Waldbau. Forstliche Zeit- und Streitfragen. Forstlihe Exkursionen. E

Forstmeister Zeising: Forstpolitik. Forstliße Exkursionen.

Forstmeister Dr. Kieniß: Verhalten der Waldbäume. Forst- liche Exkursionen. :

Forstmeister, Professor Dr. Schwappach: Holzmeßkunde. For ee und Forftftatiftik. Forstlihe Exkursionen. Fursi berförster Dr. Möller: Forftbenußung. Forstlihe Ex- ursionen.

orst-Assefsor Laspeyres: Methoden der Forsteinrihtung.

Forstliches Repetitorium. :

Professor Dr. S{chubert : Mathematische Grundlagen der Forst- wissenschaft (Holzmeßkunde und Waldwerthrechnung). Uebungs- aufgaben in der Mathematik. |

Professor Dr. Müttrih: Meteorologie und Klimalehre. Mechanik. Grundzüge der Differential- und Pa Lng,

Geheimer Regierungs-Rath, Professor Dr. Kemelé: Allge- meine und anorganishe Chemie. Chemisches und mineralogishes Praktikum. : ;

Protessor Dr. Ramann: Bodenkundlicbes Praktikum.

Professor Dr. Schwarz: Allgemeine Botanik mit Praktikum.

Geheimer Regierungs-Rath, Professor Dr. Altum: Wirbel- thiere. Zoologisches Praktikum. Zoologishe Exkursionen.

Professor Dr. E ckstein: Fischzucht.

Amtsgerihts-Rath Dr. Dickel: Bürgerlihes Net T1: Sachen- recht. Mit Rücksicht auf das Bürgerliche Geseßbuh. Repetitorium in Rechtskunde.

Landes-Oekonomie-Rath Dr. Freiherr von Canstein: Land- wirthschaft 1. (Acker- und Wiesenbau.) x L

Dr. Heidemann: Erste Hilfeleistung in Unglücksfällen.

Das Winter-Semester beginnt Freitag, den 15. Oktober 1897, und endet Sonnabend, den 26. März 1898.

Meldungen sind baldmöglichst unter Beifügung der Zeugnisse über Schulbildung, forstlihe Lehrzeit, Führung, über den Ss der erforderlichen Subsistenzmittel, sowie unter Angabe des ilitär- verhältnifses an den Unterzeichneten zu richten.

Eberswalde, den 9. Juli 1897. : Der Direktor der Forst-Akademie. Danckelmann.

Nichtamtli@es. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 15. Juli.

Aus Utne vom 14. Juli berihtet „W. T. B.“:

Das Befinden Seiner Majestät des Kaisers und Königs ist befriedigend; die Naht war gut. Um 10 Uhr Vormittags wurde an Bord der Yacht „Hohenzollern“ ein Trauergottesdienst für den verunglückten Lieutenant zur See von Hahnke gehalten. Um 121/4 Uhr lichtete die „Hohen- zollern“ die Anker und trat die Fahrt nah Bergen an.

y Ein Telegramm aus Bergen von heute Morgen meldet :

Seine Majestät der Kaiser und König sind gestern Abend hier eingetroffen. Das Wetter is prachtvoll.

Der hiesige Großherzoglich mecklenburgishe Gesandte von Oergzen hat Berlin mit längerem Urlaub verlassen.

Der hiesige Königlich rumänishe Gesandte A. Beldi- man ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Elberfeld, 15. Juli. Seine Königlihe Hoheit der Prinz Friedrih Leopold ift gestern Abend hier ein- etroffen und von dem Vize - Präsidenten des Staats-

inisteriums, Finanz-Minister Dr. von Miquel und dem Minister der öffentlihen Arbeiten Thielen sowie von dem Ober-Bürgermeister, Geheimen Regierungs-Rath Jaeger am Bahnhof empfangen worden. Die hiesige Bürgerschaft be- reitete dem Prinzen wiederholt begeisterte Kundgebungen.

Reuß ä. L.

Seine Durchlaucht der Fürst ist am 13. d. M. zum Gebrauch eines Seebadcs von Greiz abgereist.

Oesterreich-Ungarn.

Der Kaiser und die Kaiserin begeben sih heute Mittag von Wien zu längerem Aufenthalt nah JFs{hk.

Der König und die Königin von Dänemark sind gestern von Gmunden nah Kopenhagen abgereist.

Wie das „Prager Abendblatt“ meldet, hat der Statthalter Graf von Coudenhove das Ausstellungs-Comité in Boden- bach benachrihtigt, daß er unter den gegebenen Umständen der Einladung, nah Bodenbach zu kommen, um die Eröffnung der Ausstellung vorzunehmen, nicht Folge leisten könne.

In der as Sißung des Gragzer Gemeinde- raths erklärte der Bürgermeister: das Präfidium des Gemeinde- raths sei infolge der geseßlihen Bestimmungen nicht in der Lage, die Geschäfte in dem übertragenen Wirkungskreise einzu- tellen. Der Gemeinderath nahm jodann zwei die Vorfälle in Eger betreffende Resolutionen an.

Wie die Budapester Blätter übereinstimmend melden, wird die Regierung beantragen, die Dauer der Sizungen des ungarischen Unterhauses bis um 4 Uhr Nachmittags zu verlängern, um dadurch der Obstruktion der äußersten Linken gegen die Zuckerprämienvorlage zu begegnen.

Sroßbritaunien und Frland.

Jn der gestrigen Sißung des Unterhauses «klärte der Zivil-Lord der Admiralität Austen Chamberlain bei Be- Ls der zweiten Lesung der Bill, betreffend die Marinebauten, daß dieselbe eine Erweiterung des Hafens von Dover bezwecke, nach deren Vollendung der eingeshlossene Hafenraum eine Flähe von 610 Acres bilden und zur Aufnahme von 20 Schlachischiffen und mehreren kleineren Fahrzeugen geeignet sein werde. Der Voranschlag beziffere die Kosten auf 31/2 Millionen Pfund Sterling. Die Bill erstrebe ferner eine Vergrößerung der Marinewerften in Hongkong und die Errichtung eines Wellen- brehers an der Nordseite des Hafens von Gibraltar, durch welchen der Hafen absolute Sicherheit und einen größeren Flächenraum gewinnen werde. Auch mehrere andere, unter-

eordnete Bauten in verschiedenen englishen Häfen und in olombo würden in der Bill verlangt. Für das laufende Finanz- jahr betrage er gene Voranschlag 3 300 000 Pfund Sterling, von denen 200 000 Pfund für die Bauten in Dover und

Ln vorgesehen jeien. Angesichts der bereits bewilligten ummen sei in diesem Finanzjahre die Ermächtigung zur Auf- nahme weiterer Gelder für die Durchführung der Entwürfe unnöthig. Das Haus genehmigte die zweite Lesung der Bill ohne Abstimmung.

Frankrei,

Aus Anlaß des National festes herrschte gestern in Paris cine lebhafte Bewegung. Vormittags fanden die her- fömmlichen Kundgebungen vor den Statuen von Straßburg, der Jeanne d’Arc und von Gambetta statt, ohne daß ein Zwischenfall vorkam. Der Parade, welche Nachmittags in Longhamps stattfand, wohnte der Präsident Faure mit den Spigen der Behörden bei. Der Präsident wurde auf der Fahrt nah und von dem Paradefelde, wie auf leßterem selbst von der zahlreihen Menge lebhaft begrüßt. Bei der Rüdckfahrt nach dem Elysée gelang es einem Manne, troy der außergewöhnlich großen polizei- lichen Versihtsmaßregeln, an den Wagen des Präsidenten heranzudringen und ein Bittgesuh hineinzuwerfen. Der Mann wurde verhaftet. Er erklärte, er sei ein ausgedienter Soldat und befinde fih in größter Noth. Auch in den Provinzial- ftädten wurden Paraden abgehalten, welhen überall große Zuschauermengen beiwohnten.

Ftalien.

Die Deputirtenkammer beendete gestern die Be- rathungen des Budgets und von neun dringenden Vor- lagen, darunter diejenigen, betreffend Maßnahmen gegen die Zitronen- und Orangen-Krise, Maßregeln zu Gunsten Sar- diniens sowie betreffend Hafenarbeiten in Genua, und be \{loß, da die zur definitiven Abstimmung über einige Vor- lagen erforderlihe geseßlihe Zahl von Deputirten niht an- wesend war, heute noch eine Sißung abzuhalten und sich sodann zu vertagen.

Anläßlich der Feier des französischen Nationalfestes empfing estern der französische Botschafter Billot die Mitglieder der Französischen Kolonie in Rom. Der S brachte einen Trinkspruch aus, worin er, dem „W. T. B.“ zufolge, zunächst an dasjenige erinnerte, was er gelegentlih des Neujahrsempfanges über die Besserung der Beziehungen zwischen Frankreich und Jtalien gesagt habe, und dann fortfuhr: er habe dem, was er damals gesagt, nihts hinzuzufügen und auch nichts davon zurückzunehmen. Das Annäherungswerk nehme einen normalen Fortgang; er habe das Vertrauen, daß man zu dem Ziele gelangen werde, welches Alle vor Augen hätten.

Türkei.

Das Wiener „Telegr.-Corresp.-Bureau“ berihtet aus Konstantinopel: es verlaute daselbst, daß in sämmtlichen Antworten der Souveräne der Großmächte dem Sultan ernst- lih angerathen werde, in der Grenzfrage nachzugeben. Dcr Kaiser von Rußland solle in seiner Antwort mit Repressalicn in Klein-Asien gedroht haben, wenn Thessalien nicht geräumt werde. Der Sultan habe geantiwortet : er werde suchen, die Fürsprahe des Kaisers von Rußland zu berücksichtigen: er lehne aber die Verantwortung sür die Folgen des Eindrucks ab, den die gänzliche Preisgebung Thessaliens auf das Volk und das Heer machen werde. Es sei noch nicht bekannt, welhe Entscheidung der vorgestrige außerordentliche Ministerrath getreffen habe. Die Opposition des Hofes und der Minister scheine fortzudauern. Eine Erregung der Volks- massen lasse sich nicht feststellen; nur Offiziere, Beamte und die Geistlichkeit sprächen gegen die Preisgebung Thessaliens. Man nehme an, daß die Bewegung künstlih genährt werde.

Nach einer Meldung des „Standard“ aus Konstantinopel hat der Ministerrath mit Genehmigung des Sultans eingewilligt, die türkishe Kriegsentshädigungs-Forderung von aht auf sechs Millionen Pfund zu ermäßigen. Demselben Blatte zufolge hat der Sultan ein Jrade erlassen, in welchem es heißt, der Sultan sei überzeugt, daß die Be- strebungen der Mächte lediglich auf Echaltung des igs A in Europa gerichtet scien; der Sultan befehle daher den Ministern, die Friedensverhandlungen, wenn möglih, abzu- {ließen und die Friedenspräliminarien zu unterzeichnen.

Wie der „Times“ aus Konstantinopel von gestern ge- meldet wird, haben die Botschafter nah ihrer Versammlung vom 13. d. M. Tewfik Pasha mündlih auffordern lassen, der Konferenz der Botschafter, welhe heute stattfinden joll, beizuwohnen und eine ausdrücklihe Erklärung darüber abzu- geben, ob die Pforte einwillige oder ob sie es ablehne, g E von den Mächten vorgeschlagenen Grundlage zu ver-

andeln.

Aus Kanea berichtet die „Agence Havas“, daß gegen- wärtig zahlreihe Aufständishe dorthin kämen, um Lebensmittel zum Verkauf zu bringen. Die Mohamedaner EA sie daran zu verhindern und sagten, es seien Erzeugnisse, die von den verlassenen Besißungen der Mohamedaner gestohlen worden seien. Jn Kanea herrsche große Erregung.

Nach einer Meldung dec „Times“ aus Athen vom gestrigen Tage bestätigt sich die von dem genannten Blatte gebrachte und gestern mitgetheilte Nachricht nicht, daß britishe Soldaten bei Kandia in einem Kampf mit Baschibozuks gefallen seien.

Numänien.

Der Fürst von Hohenzollern ist gestern früh in Sinaia eingetroffen.

Amerika.

Das „N:uter sche Bureau“ meldet aus Washington, daß der Ausschuÿß des Senats für auswärtige Beziehungen den Bericht über eine Resolution genehmigt habe, welche die Ratifikation des Vertrages, betreffend die Annexion Hamwaiis, empfehle.

Aus Havanna wird berichtet: der General Weyler habe die im Gefängniß von Trinidad internierten politishen Ge- fangenen freigelassen. General Weyler sei in Cienfuegos ein- getroffen.

Krbeiterbewegung.

In Neustadt a. Hdt., wo ein Maurerausfstand autge- brohen war, if es, wie der „NRhein.-Westf. Ztg. *% geschrieben wird, durch Vermittelung des Gewerbegerihtes gelungen, eine Einigung herbeizuführen. Die 10 stündige Arbeitszeit, welhe die Arbeiter forderten, wurde nicht bewilligt; dagegen gelang es, eine Erhöhung des Arbeitslohns um 2 4 für die Stunde durhzuseßzen. Die Arbeit ist am Montag wieder aufgenemmen worden. t

Aus Budapest meldet ,W. T. B.*: Der Handels-Minifter babe an dea Magistrat einèn Erlaß gerihtet, in welhem ausgeführt werde, daß die Ausstandsbewegung der Ziegelarbeiter darauf zurückzuführen sei, daß die Arbeitgeber zum un- erlaubten Schaden der Arbeiter auf ihren Etablissements Einrichtungen unterhielten, welhe geseßliÞ4 untersagt seien, und daß die Gewerbebehörden dagegen niht energisch und ftreng vorgegangen seien. Solche Einrichtungen seien Lohnabzüge für freditierte Lebenémiitel und erzwungene Spareinlagen, Der Minister \prehe sein Bedauern darüber aus, daß diese Gesezwidri(- keiten erft durch die Arbeitseinstellung an das Tagesliht gekommen seien. Ferner wird berichtet: Der Ausstand der Ziegelarbeiter nähert sich seinem Ende; in Altofen ist die Arbeit wieder auf- genommen, in Steinbruh hält dagegen der Ausstand noch an.

Aus Brüssel wird der „Köln. Ztg." unter dem 14. d. M. über den Bergarbeiterausstand im Borinage telegraphiert: Die am Dienstag abgehaltenen Versammlungen der Ausständigen hatten weniger Zuspruch als die früheren. Der Gauverband hat di Zusammenberufung der Arbeiterkammern der betheiligten Kreise ver langt; er hat ferner die Grubenverwaltungen abermalé um die Abschaffung der angefoHtenen Grubenordnungen 6“ beten, jedoch allem Anschein nach ohne Erfolg, da die Ver- waltungen auf ihrem Rechte zu bestehen Uln sind. Die Noth urter den Ausftändigen iff groß. innen einige Tage wird auch der Kohlenmangel wohl fühlbarer, dem bis iegt nos durch Abräumen der Lagervorräthe uyd Zufuhren aus dem Mittel- beckden und Charleroi abgeholfen werden fonnte. Die Zechen dieter

Nacbarreviere kommen denen des Borinage auch dadur zu Hilfe, daß sie deren vertragsmäßige Lieferungen ausführen.

us Glasgow wird der „Financial Times“ berihtet, daß 17 000 Mechaniker auf den dortigen Werften ausftändig sind.

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Statiftik und Volk8wirthschaft.

Gewerbeaufsicht und Arbeiterverhältnisse in Berlin- Charlottenburg im Jahre 1896.

Den soeben im Verlage von W. T. Bruer hierselbft ershienenen „Jahresberihten der Königlich preußishen Regierupas- und Gewerbe- Räthe für 1896* entnehmen wir folgende Mittheilungen des Re- gierungs- und Gewerbe-Raths Dr. Sprenger über die Thätigkeit und tie Beobachtungen der Gewerbe-Auffichtsbeamten des Bezirks Berlin- Charlott-nburg im vergangenen Jahre.

Die 7 Beamten, der Regierungs- und Gewerbe-Rath, 3 Ge- werbe-Inspektoren und 3 Affistenten, führten zusammen in 2629 Fa- brikanlagen und Werkstätten 3546 Revisionen gegen 3084 im Vor- jahre aus. Von den Revisionen wurden 56 während der Nacht, 233 an Sonn- und Feiertagen vorgenommen. 2215 Anlaazen wurden ein- mal, 260 zweimal und 154 drei- und mehrmal besitigt. Die Zabl der in ihnen beschäftigten Arbeiter belief fch auf 77577. Eine sehr wesentliche Hilfe, namentli bei der Ueberwachung derjenigen Betriebe, die Atbeiterinnen und jugendlihe Arbeiter beschäftigen, baben die Gewer be-Aufsichtsbeamten an den Beamten der Polizeibehörde, welhe sämmtlich e Fabriken monatlih mindestens cinmal revidierten. Die Bädckereie n wurden von den Polizeibeamten während des Halb- jahres vom 1. Juli bis 31, Dezember je dreimal revidiert.

Der Verkehr zwishen den Gewerbe-Aufsichtsbeamten und den Beauftragten der Berufsgenossenschaften is zwar noch kein besonders lebhafter, hat erfreuliherweise aber zugenommen. In einem Fall wurde der Berichterstatter von dem Vorstande der „Orts- frankenkasse der Maschinenbauer und verwandten Gewerbe“ um Revision eines Betriebes ersucht, in dem auffallend viele Arbeiter verleßt wurden. Der Vorstand ließ si bereit finden, über besondere Erkrankungen und namentli über folbe, die auf die Eigenart der Betriebe zurückzuführen find, regelmäßig Mittheilung zu machen. Auch andere Krankenkafsen haben diesen Weg schon eingeschlagen.

Das Verhältniß der Gewerbe - Aufsihtsbeamten zu den Ge- werbeunternebmern ist, wie im Vorjahre, im Großen und Ganzen zufriedenftellend gewesen. Je länger die Beamten in ihren Bezirken wirken und bekannt werden, um fo mehr gewinnen sie das Vertrauen der Unternehmer. Freilih aiebt es auch Fabrikanten, die freundlihem Zuspruh der Gewerbe-Aufsi{tsbeamten Widerstand ent- gegenfeßen und erft mit Hilfe der Polizeibehörde und der Gerichte zur Erfüllung ibrer Pflicht angehalten werden müssen. Eine s{chwierige Stellung haben die Gewerbe - Aufsichtsbeamten noch Bäckerei- besißern gegenüber. Im Verkehr mit ibnen bedurfte es in manchen Fällen großer Ruhe und Befonnenheit. Der Verkehr zwischen den Arbeitern und den Gewerbe: Aufsihtsbeamten hat im Laufe des Sabres wohl etwas zugenommen, ist aber immer noch gering. Es ift auch vorgekommen, daß Vertrauensmänner der einen oder der anderen Arbeiterorganisation Beschwerden übermittelten. Diese find selbstverständlich, wie alle Klagen über Mißstände, die auf irgend einem Wege zur Kenntniß der Beamten kommen, pflichtgemäß untersucht worden. ‘Nähere, auf Vertrauen aegründete Beziehungen hat dies aber nicht zur Folge gebabt, weil dem in solhen Fällen mehr- fach gestellten Verlangen um Benachrichtigung über das Veranlaßte niht nachgeklommen werden konnte. Die lediglih für Arbeiter be- ftimmten Sprechstunden an den Sonntagen und an je einem Abend in der Woche sind nie benußt worden. Die wenigen Arbeiter, die mit den Beamten in persönlihen Verkehr traten, suchten diese in der Mittagszeit auf. Meist zogen jedo die Beshwerdeführer vor, ihr An- Tiegen \chriftlich vorzubringen. Der Umstand, daß die Schreiben häufiger nicht anonym, fondern mit Namensunterschrift versehen ein- geben, \cheint darauf hinzudeuten, daß das Vertrauen zu den Gewerbe- Aufficht8beamten zunimmt. \

Die Zahl der in Fabriken beschäftigten Kinder unter 14 Jahren ift von 13 im Vorjahr auf 16 gefliegen. Von ihnen waren 5 in der Textilindustrie, 3 in der Industrie der Holz- und Schnißstoffe, 5 in der Bekleidungsindustrie, 3 in den polygraphishen Gewerben und 3 in anderen Gewerben thätig. An jugendlichen Arbeitern von 14 bis 16 Jahren wurden in 2497 Fabriken 5612 männliche und 2795 weib- liche, zusammen 8407 gezählt; das sind 302 mehr als im Jahre 1895 und 5,1 % fämmtlider Fabrikarbeiter. Die Zahl der männlichen jugend- lichen Arbeiter hat gegen das Vorjahr um 858 zugenommen, die Zahl der Mädchen zwischen 14 bis 16 Jahren dagegen um 556 \sich ver- mindert. Die fehr gut beschäftigte Metallindustrie bat den größten Zuwachs an jugendlichen Arbeitern aufzuweisen ; die Industrie für Be- kfleidung und Reinigung zeigt einen erheblichen Gs in der Zahl, dafür aber eine Zunabme der erwachsenen Arbeiterinnen. Zu - widerhandlungen gegen die zum Schutze der jugendlichen Arbeiter erlassenen Bestimmungen der Gewerbeordnung sind in 224 Anlagen festgestellt. Die Mebrzahl der Verfehlungen (188) betraf die Form- vorschriften. In 4 Fällen wurde festgestellt, daß Kindex,. in 6 Fällen, daß jugendlihe Arbeiter länger als zulässig beshäftigt worden sind. 4 Gewerbeunternehmer wurden zur Rechenschaft gezogen, wtil sie jugendli§e Arbeiter in ten Nachtstunden arbeiten ließen, und 29, weil sie die Pausin nicht richtig inne hielten. Aus nahmen von dena Be- stimmungen des § 139 Absatz 1 der Gewerbeordnung sind nit beantragt worden, wohl aber ist in 84 Fällen auf Grund des § 139 Absay 2 eine von der üblichen abweihende Regelung der Pausen gestattet worden. Die Erlaubniß wurde ertheilt, wenn die jugendlihen Arbeiter wegen zu großer Entfernung ihre elterlihen Wohnungen über Mittag ohnehin nicht aufsuhen konnten, und wenn eine Abkürzung der Arbeitszeit auf 9 Stunden und weniger zugestanden wurde,

Die Zahl der Anlagen, in denen Arbeiterinnen über 16 Fahre beschäftigt wurden, ist im Berichtsjahre um 133, das heißt von 2049 im Jahre 1895 auf 2182 aestiegen; die Zahl der Arbeiterinnen hat si hauptsächlich in den Bekleidungs- und Reinigungs- gewerben, der Papier- und Lederindustrie, sowie in der Textil- industrie erhöht und um 1539 zugenommen, da 1895 nur 37 416, 1896 aber 38955 Arbeiterinnen jn Arbeit standen. Von diesen waren 16360 oder 429/69 unter 21, 22595 oder 589/06 über 21 Jahre. Die Zunahme tketrifft überwiegend Arbeiterinnen über 21 Jahre, denn von dem Mehr von 1539 Arbeiterinnen hatten nur 39 das Alter von 21 Jahren noch nicht erreicht. Von den im Laufe des Jahres ermittelten Zuwiderhandlungen gegen die geseßlichen Bestimmungen bezogen sih 40 auf die Bestim- mungen über die Beschäftigung der Arbeiterinnen an Sonnabenden und den Vorabenden der Festtage, 18 auf die Dauer der Arbeit, 13 auf unerlaubte Abkürzung der Mittagépausen, 7 auf Nachtarbeit. Neberarbeit wurde 30 Betrieben, die ein dringendes Bedürfniß nahwiesen, gestattet; 23 Anträge wurden abgewiesen. Die Zahl der Arbeiterinnen, für die Ueberarbeit gestattet wurde, betrug 1778. Eine auffallende Erscheinung der leßten Jahre ist die Heranziehung von Arbeiterinnen zu Arbeiten, die früher Männern vorbehalten waren. Es werden jeßt in der Metallwaaren-Industrie Arbeiterinnen in zunehmender Zahl mit dem Bl Ben segen fleinerer Massen- artikel, mit dem Fertigstellen von Glocken für elektrishe Klingel- anlagen, mit dem Zufammenstellen von Schalenhaltern für Be- leuchtungéföiper u. #. w. beschäftigt. Die Arbeiten sind leiht und der weiblihen Arbeitskraft angemessen. Wenig angemessen ist aber

‘die Verwendung von Arbeiterinnen zum Bedienen der Maschinen,

welhe zum Gewrindeshneiden für größere eiserne Façonstücke be- nußt werden,

Infolge des guten Geschästsganges der Industrie ist die Zahl der erwahsenen männlichen Arbeitec im Berichtsjahre um 10175, d. h, auf 114879 gestiegen. Die Zahl der in den 1569 Bâätereien Pei stmen Arbeiter ift in dieser Angabe niht mit berücksihtigt, Als Erläuterung für die Entwickelung der Berliner Industrie f den beiden leyten Jahren sei folgende Taballe mitgetheilt. Es wurden beschäftigt:

1896 1895 1894

Industrie der Steine und Erden 2 693 I 3481 16874 14888 14239

5. w. 42273 35696 30262

strie 2 169 I L

dtftoffe, Fette, Oele u. st w. .. 4 388 3778 83840 S as d 3 882 4 060 3779

E E: e os 9 153 8 248 7 202

e nab Galliofse ..… . - « « 136008 12415 11831 abhrungs- und Genußmittel , .. 7 049 6 969 6 595 Bekleidung und Reinigung 3 532 3210 I Polygraphishe Gewerbe 7 434 8 888 9 456 Verschiedene Gewerbe ; 1 824 1 803 957 114879 104704 94931 Die 114 879 Arbeiter waren auf 4933 Fabriken vertheilt, deren Zahl gegen 159% um 163 gestiegen ift. Die regelmäßige Arbeits8zeit beträgt in seltenen Fällen mehr als 10 Stunden, in vielen Anlagen aber weniger. In Nachtschichten arbeiten ungefähr 2130 oder 1,8 2/6 sämmtlicher“ Arbeiter in 131 Anlagen. An Sonn?! und Fesitagen waren mit geseßlich erlaubten Arbeiten in 165 Anlagen 1726 Arbeiter (1,47 9/0) gegen 1445 Arbéiter (1,38%) im Vorjahre beschäftigt. Auf Grund des § 105f der Gewerbeordnung gestattete die Orts- Polizeibehörde einer Wäschefabrik, einer Trägerwellblehfabrik und 2 Druckereien ausnahmswei}e Sonntagsarbeit.

In vielen B äckereien werden die Bestimmungen über die Sonntagsrube nach Ansiht des Berickterstatters ebenso über- treten, wie eingestandenermaßen die Bundesrathsverordnung vom 4. März 1896. Eine Feststellung der Uebertretungen nament- lih der leßteren Art is für die Aufsichtsbeamten aber außer- ordentlich |chwierig. Der Beamte, welher natürlich nicht vom Beginn der Arbeit bis zum Ende derselben an der Arbeitestätte anwesend sein, auch in der Naht s{hwer Zutritt zu den Arbeitsräumen erhalten kann, weil die Häuser ver- \{lofsen find, kann sh nur auf die Auskunft verlaffen, welche er auf Befragen vom Arbeitgeber und von den Gesellen erhält. Die Gesellen aber scheuen si, so lange sie eine erträglihe Arbeits\telle haben, die Wahrheit zu fagen, wenn sie den Meister belasten würde. Jedenfalls mögen sie bei einem eingeleiteten Strafverfahren niht als Zeugen vor Gericht auftreten, weil eine dem Arbeitgeber ungünstige Aussage wobl in den meisten Fällen die Entlassung zur Folge haben würde. Ebensowenig gelingt es, die rihtige Führung der Kalendertafeln zu kontrolieren, troßdem den Beamten bekannt ift, daß dieselben nicht immer, wenn es nöthig ist, durhlocht werden. Wie {wer cs ist, selbs die Sonntagsarbeit in denjenigen Betrieben zu kontrolieren, welche außer Bäcker- auch Konditorwaaren herstellen, und auf welhe Weise man die revidierenden Beamten zu täuschen sucht, geht aus dem Berichte eines der Gewerbe-Inspektoren hervor. Dieser schreibt: „Der Bäckereibetrieb soll Sonntags von spätestens früh 8 Uhr an ruhen, Konditorwaaren dürfen von Konditoren noch bis 12 Uhr Mittags bergestellt werden. Es soll nun vorkommen, daß si verdienstlustige Bäckergeselien, die zugleich Konditorwaaren herzustellen verstehen, um 8 Uhr Morgens mit Konditormüße und Schürze bekleiden und dem revidierenden Beamten auf die Weise als Konditorgehilfen entgegentreten.“

Einem der Gewerbe-Inspektoren ist bei Durchsicht der neu ein- gereihten Arbeit8ordnungen die gegen früher große Zahl von Strafbestimmungen aufgefallen. Die Neigung ‘zur Aufnahme folcher scheint im Wachsen begriffen zu sein. Troßdem sind den Beamten Klagen über Härten in der ans von Strafen nicht bekannt geworden. Die Abneigung der Fabrikanten gegen die Arbeiter - aus\chüsse {eint ebenfalls zuzunehmen; wo folhe noch bestehen, treten sie selten oder garniht in Funktion, werden aber beibehalten, weil es bei Abänderung der Arbeit8ordnungen bequemer ift, mit dem O zu verhandeln, als die ganze Arbeiterschaft zu be- ragen.

Die Zahl der Unfälle hat in auffallender Weise zugenommen. Sie ift von 5010 im Jahre 1895 auf 6260 im Berichtsjahre, also um 1253 gestiegen, Von diesen hatten 111 eine Errwerbsunfähigkeit von mehr als 13 Wodwen, 15 den Tod zur Folge. Die Zunahme, die in keinem Verhältniß zur Vermehrung der Industriearbeiter \teht,

“dürfte nit nur auf den Umstand, daß jeßt selbst die geringfügigften

Verleßungen angemeldet werden, sondern zweifellos auch auf die in den meisten Industriezweigen, namentli in den großen We:kstätten der Eisen- und Metall - Industrie, hesgere Thätigkeit zurück- zuführen sein. Aus dem Mangel an chußvorrichtungen läßt sh die starke Zunahme der Unfälle niht erklären, denn sämmtliche Gewerbe- Inspektoren berihien, daß der Zustand der Fa- briken in dieser Beziehung meist zufriedenstellend sei. Es ift die er- freulihe Wahrnehmung gemaht, daß Werkzeugmaschinen, Trans- missionen u. \. w. jeßt {hon in zahlreihen Fällen mit Schußvorrich- tungen versehen von den Fabrikanten geliefert werden. Beklagenswerth dagegen ift, daß immer noch ungeeignete, z. B. jugendliche Arbeiter mit Arbeiten betraut werden, welhe, wie das Bedienen und Schmieren von Kraftmaschinen, das MRiemenauflegen u. \. w. Umsicht und größere Erfahrung erfordern. Namentlih herrscht noch vielfah eine a: wisse Sorglosigkeit hinsichtlih der Sicherung des Dampfkesselbetriebes. Obwohl die Staatsanwaltschaft von allen Unfällen Kenntniß erhält, deren Ursache ein s{huldbares Verhalten der Unternehmer oder ihrer Nertreter sein köunte, sind dennoch verhältnißmäßig nur wenige -Berurtheil ungen bekannt geworden. Dies läßt den Schluß zu, daß sich die Arbeitgeber ihrer Pflicht, die Arbeiter nah Möglichkeit gegen Unfälle zu {chüyßen, im Großen und Ganzen bewußt sind, und dah die Thâtigkeit der Gewerbe-Aufsihtsbeamten und der Organe der Berufsgenossenshaften in dieser Nichtung keine vergebliche gewesen ist. Die Einführung des elektrishen Antriebes für Maschinen ist im Interesse des Schußes der Arbeiter gegen Unfallgefahr von großem Nußen. Im Berichtsjahre sind in dieser Beziehung erstaunlihe Fortschritte gemaht worden. Die Zahl der Motoren, für deren Betrieb z. B. die „Berliner Elektri- zitätswerke“ Kraft abgeben, ist von 928 mit 3384 Pferdestärken im Dit auf 1698 mit 6110,5 Pferdeftärken im Jahre 1896 gestiegen. Diese schnelle Entwickelung eröffnet die Aussiht auf eine gänzliche Umwälzung in der Kraftbeschaffung für das Berliner Kleingewerbe. Zum Schutße der Arbeiter bei Feuers gefahr is in mehreren An- Been die Beschaffung von Nothtreppen und Nothleitern veranlaßt worden.

Auch der Grforshung und Verbesserung der MgenlNen Ver- hältnifse in den gewerblihen Anlagen is wiederum besondere Auf- merksamkeit zugewendet worden, Von vollftändiger Aufzählung dessen, was in Einzelfällen veranlaßt worden ist, muß hier abgesehen werden. Es sei nur hervorgehobez, daß die Sorge für ausreihenden Luftraum und Luftwechsel, für Beseitigung von Staub und üblen Exhalationen aus den Arbeitsräumen, für Bel@tafluus von Waschgelegenheit und für ausreichende reinlihe Bedürfnißanstalten obenan stand.

Die Besserung der wirthschaftlichen Lage, über die [gon im Vor- jahre berihtet worden ist, hat im Berichtsjahre angehalten. Der Ut Gwens der Industrie im Aufsichtsdezirk ist ein fast allge- meiner. Insbesondere gilt dies von der Eisengießerei und dem Ma- shinenbau, von der Bronzewaaren- und der Lurxuspapier-Industrie, von der Mösbeltischlerei, der Pianofabrikation, der Herstellung von Zuckerwaaren und von Pubfedern. Auch die Druckereten waren gut beschäftigt. An Arbeitsgelegenheit hat es nicht gefehlt, und größere Arbeitslosigkeit war, wenigstens für Industriearbeiter, niht vorhanden. Nur die Handweberei geht stetig zurück. Jm Jahre 1895 waren noch etwa 5 Stühle, im Jahre 1896 dagegen nur noch etwa 3000 Stühle beseyt. Zu Anfang des Jahres bot die Gewerbeausstellung vielen Arbeitern lohnende Beschäftigung.

Die Löhne sind nicht zurückzegangen, in manchen Jndustrie- ¡weigen dagegen, tin denen Mangel an brauchbaren Arbeitern war, ge- tiegen. In der RKonfektionsindustrie wurden die anerkanutermaßen ehr niedrigen Löhne der meisten Konfektionsarbeiter während des Ausstandes im Februar etwas aufgebessert, gingen aber sehr bald wieder a ee ag Niveau zurück.

Die Ausführung von Wohlfahrtseinrihtungen, von be- fonderen Spelse- und Ankleideräumen, von Badeelnrichtungen u. |. w.

fiößt in Berlin und Qarleitia angesihts der hohen Grundftüdcks- und Mietbspreise auf besondere Shwierigkeiten. Um so anerkennens- werther ist es, wenn biesige Fabrikanten dergleihen Einrihtungen deunoch treffen. In dieser Beziehung hat die Firma Beringer in Charlottenburg mit großen Kosten Hervorragendes geleistet, indem sie zu Anfang des Jahres sehr ¡weckmäßige Umkleide-, Wash-, Bade- und Speiseräume eingerichtet bat.

Kunft und Wissenschaft.

Am 10. Juli hat im Senatssaal der Universität zu Marburg die Begründung der „Historishen Kommission für Hessen und Waldeck* stattgefunden. Der Münchener „Allgem. Ztg.“ wird darüber berihtet: Der Einladung des provisorishen Ausschuffes waren einige dreißig Geschichtsfreunde aus allen Theilen des Hessenlandes gefolgt, darunter die Herren Ober - Konsistorial- Rath Rohde und Landesbank - Rath Freiherr Wolf von Gudenberg aus Cassel, Ober - Bürgermeister Gebeshuß aus Hanau und Antoni aus Fulda, Geheimer Hofrath, Professor Dr. Oncken und Professor Dr. Höhlbaum aus Gießen, Felix von Gilsa zu Gilsa, Sanitäts - Rath Dr. Schneider aus Fulda. Zahlreiche Andere batten ihr Ausbleiben entshuldigt, jedo zugleih ihre volle Zustimmung zum Werke erklärt. Professor Freiherr von der Ropp eröffnete die Versammlung mit einer Ansprache, welhe Zweck und Ziel der biftorishen Kommission darlegte, und konstatierte, daß den Be- ftrebungen der Kommission si bereits eine lebhafte Theilnahme zuge- wandt habe. Die Zabl der Mitglieder belaufe sich auf über 50 und au die Zabl der Stifter und Patrone mehre fich in erfreuliher Weise, Es Behörden und Körperschaften bisher noch nicht angegangen seten, weil der proviforishe Aus\{chuß dies bis nah Konstituierung der Kommission verschieben zu müssen geglaubt habe. Als Stifter seien der Kommission beigetreten die Herren Bierbrauercibesißer Sumpf in Caffel und Prof. Dr. L. von Sybel in Marburg, ferner als Patrone die Direktion der Königlich preußishen Staats-Archive mit einem jähr- lien Zuschuß von 1000 4, die Fürstlih waldeckishe Landesregie- rung, das Ksniglihe Konsistorium in Caffel, der oberhbessi!he Geschichtsverein in Gießen, die Herren Obervorsteher und Kammer- herr Freiherr Hugo von Dörnberg auf Hausen, Vize-Bürgermeister Heraeus in Hanau, Brauereibesißer H. Bopp, Rittmeister Freiherr von Pappenheim und Archiv-Rath Dr. Reimer in Marburg. Der Verein für hessishe Geschichte und Landeskunde habe der Kommission für das laufende Jahr 500 4 bewilligt. Weitere Beitritte seien in bestimmte Ausficht gestellt, sodaß die Kommission mit Zuversicht der Zukunft entgegensehen könne. Der Vortragende {loß mit dem Antrage, die Kommission für begründet zu erklären, und stellte fo- dann, nahdem der Antrag angenommen, die Liste der Stifter, Patrone und Mitglieder fest. An diese Mittheilungen {loß sich die Vorlegung und Besprechung der Statuten, welhe nach längerer Debatte mit einigen Aenderungen angenommen wurden. Bei der hierauf vorge- nommenen Vorftandswahl wurden gewählt die Herren Professor von Below, Freiherr H. von Dörnberg, Ober-Bürgermeister Gebeshuß, F. von Gilsa, Vize Biiraermeiilev Heraeus, Bibliothekar Dr. Kowhendörffer, Archiv-Rath Retmer, Professor Freiherr v. d. Ropp, Professor Schroeder, Professor Wenck, Ober-Bürgermeister Wester- burg. Die Direktion der Staats-Archive delegierte in den Vorstand Bo Archiv-Rath Koennecke, der Hanauer Geschichtsverein die Herren

anitäts-Rath Dr. Eisenach und Professor Suchier. Die Vertreter der Vereine in Cassel, Gießen und Fulda behielten sich die Ernennung ihrer Delegirten vor. Zum Schluß wurde der nächste Arbetitéplan besprohen und beshlossen, zu beginnen mit der Bearbeitung der Negesten der Landgrafen von Hessen bis auf Philipp den Groß- müthigen, der hessishen und waldeckishen Chrcniken des 14. bis 16. Jahrhunderts, der hessishen Landtagsakten und der Heraus- abe eines Fuldaer Urkundenbuches, sowie eines historischen Orts- exikfons sür Hessen und Waldeck. Die Versammelten trennten sich unter allseitigen lebhaften Wünschen für das Gedeihen und die erfolgreihe fruchtbare Wirksamkeit der neu gebildeten „Historischen Kommission für Hessen und Waldeck". Der gewählte Vorftand hielt alsbald nah Schluß der Versammlung eine Sitzung ab und wählte den Professor v. d. Ropp zum Vorsitzenden, Professor Höhl- baum (Gießen) zum stellvertretenden Vorfißenden. Zum Schrift- führer wurde Bibliothekar Dr. Scherer (Cassel), zum Schaßzmeister Archiv-Nath Dr. Koennecke, zu seinem Stellvertreter Professor Wenck gewählt.

Die Kaiserlihe Akademie der Wissenschaften in Wien hat den Direktor des Astrophysikalishen Observatoriums in Potsdam, ger Dr. H. C. Vogel, den Direktor des Meteorologischen

nstituts in Berlin, Professor Dr. W. von Bezold und den Pro- fessor der Anatomie an der Universität in Heidelberg Dr. Karl Gegen bauer zu korrespondierenden Mitgliedern ihrer mathematisch- naturwissenshaftlihen Klasse gewählt, und diese Wahlen sind von Seiner Majestät dem Kaifer Franz Ioseph bestätigt worden.

In Sparta sind, wie der M. „Allg. Ztg.“ berihtet wird, im Hause des Chrestos Grillas in einer Tiefe von m unter dem ußboden zwei große Mosaiken aus alter Zeit und von vorzüg- iher Erhaltung aufgefunden worden. Das eine von ihnen stellt Orpheus dar, wie er, die Leier spielend, die ihn umgebenden wilden Thiere zähmt; auf dem anderen sind Blumengewinde in {höônem Farbenshmuck zu sehen. Wenige Meter von diesem Hause hat man fn Ly Mosaik entdeckt, das den Raub der Europa zum Gegens- and hat.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Aus den „VeröffentliGungen des Kaiserlihen Gesundeitsamts* Nr. 28 vom 14. Juli.

Pest.

Arabien. Einer Mittheilung vom 28. Juni zufolge wurden in Dijeddah vom 15. bis 20. Juni 14, vom 21. bis 27. Juni 13 Todes- fälle festgestellt. Vom 5. bis 27. Juni sind im Ganzen 51 Todes- fälle zur Anzeige gekommen; die durchschnittlihe Zahl der Todesfälle betrug tägli 2; s{hwerere Fälle waren selten. Jm Lazareth von Gl Tor wurden 2 Erkrankungen unter den in Dijeddah eingeschifften Pilgern an Bord des egyptishen Dampfers Schibbin festgestellt.

Cholera.

British-Ostindien. Kalkutta. Vom 30. Mai bis 5. Juni

Cen 29 Personen an Cholera, 2 an Pocken und 129 an

iebern. Gelbfieber.

An Bord des am 27. Mai auf der Fahrt von Rio de Janeiro nach Savannah in Blackbeard Jsland eingelaufenen Schiffes „Parthenope“ wurden 2 Erkrankungen festgestellt ; ferner ereignete fich nach einer Mittheilung vom 12. Juni 1 Todesfall auf dem von Colon in der Quarantänestation Staten Jsland eingetroffenen Dampfer „Advance“.

Zur Anzeige gelangten nah den „Public hoalth reports*“ weiter: in Kîo de Janeiro vom 9. bis 15. Mai 3 Todesfälle, in Bahia vom 13. bis 19. Mai 5 Erkrankungen (3 Todesfälle), in Panama vom 25, Mai bis 3. Juni ungefähr 20 Erkrankungen (14), auf Cuba in Havanna vom 4. bis 10. Juni bei etwa 130 Neuerkrankungen 37 Todes- fälle aus\schließlich im Militär-Hospital, in Cardenas vom 30. Mai bis 5. Juni 2 und in Sagua la Grande îin derselben Zeit 24 Er- krankungen, in Santiago vom 23. Mai bis 5. SJuni 54 Erkrankungen und 6 Todeóbfälle, in Manzanillo vom 19. bis 31. Mai 1 Todesfall.

Verschiedene Krankheiten.

Pocken: Madrid, New+York je 3, Warschau 4 Todesfälle; München 2, Paris 6, St. Petersburg 7 Erkrankungen: Rückfall- fieber: Modkau 3 Todesfälle; Genicktstarre: Moskau 2, News York 3 Todesfälle; Jufluenza: Borlin 3, London 4 Todes« fälle. Mehr als ein Zedntel aller Gestorbenen starben an Mafern (Dur(schnitt aller deutshen Berichtzorte 1881/90: 1,30 9%): in Hagen Erkrankungen wurden gemeldet in