1897 / 177 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 30 Jul 1897 18:00:01 GMT) scan diff

Angekommen: |

Seine Excellenz der kommandicrende General des T1. Armee- ;

Korps, General der Infanterie von Blomberg; j

Seine Excellenz der kommandierende General des T[I. Armee- Korps, General der Jnfanterie von Lignißt.

Nichtamtliches.

Deutsches Reih.

PLEUNER. Berlin, 30. Juli,

Seine Majestät der Kaiser und König sind an Bord der Yacht „Hohenzollern“ heute Vormittag 10/7 Uhr unter dem Salut des im Hafen liegenden Geschwaders in Kiel eingetroffen.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin besuchten gestern in Tegernsee mit Jhren Königlichen Hoheiten dem Herzog und der Herzogin Karl Theodor in Bayern das

ezirks- Krankenhaus und die Herzogliche Augenklinik. ;

Heute verlassen Jhre Majestät Tegernsee und treffen mit Umgebung morgen früh in Kiel ein. Die Prinzen und die Prinzessin bleiben vorerst in Tegernsee.

Die Ergebnisse des Reichshaushalts für das Etatsjahr 1896/97 haben sich nach dem Finalabschluß der Neichs-Hauptkasse, abgesehen von den auf außerordentliche Deckungsmittel angewiesenen Ausgaben, im Vergleich zum Etat in runden Summen wie folgt gestaltet :

“voi das R eichs heer sind bei den Kontingentsverwaltungen von Preußen, Sachsen und Württemberg an fortdauernden AULIERS (mit Einschluß der diese Verwaltungen angehenden Titel des allgemeinen Pensionsfonds) 7003000 und an einmaligen Ausgaben 1898000 #4, zusammen 8 901 000 6 weniger erfordetlic gewesen. Die letztere Summe verringert sich durch Uebernahme des im Nachtrags - Etat festgeseßten Zuschusses zu den ein- maligen Ausgaben von 5 315 000 #, welher gemäß §8 3 des Geseßes vom 22. Juli 1896 (R.-G.-Bl. S. 668) der Anleihe nur eventuell zur Last gelegt war, auf 3586000 4 An Einnahmen sind im Bereiche der Militärverwaltung 786 000 4 mehr aufgekommen. Beim Reichsheer stellt sih hiernah das Gesammtergebniß gegen den Etat um 4372 000 M gönstiger. An der Naturalverpflegung Und der Geldverpflegung der Truppen, bei der Verwaltung des Remonte-Depots und bei dem Militär-Medizinalwesen sind erheblichere Ersparnisse gemacht; auch beim allgemeinen Pensions- fonds ist ein namhafter Betrag unverwendet geblieben. Dem-

egenüber sind Mehrausgaben hauptsächlih entstanden: bei den

Reisekosten, Tagegeldern, Vorspann- und Transporikosten, bei der Verpflegung der Ersaß- und Reservemannschaften und bei dem Ankauf der Remontepferde.

Die Ausgaben der Marine einschließli ihres Antheils am allgemeinen Pensionsfonds haben den Voranschlag um 454 000 M überstiegen. Beim Auswärtigen Amt waren für die Zentralbehörde und die Gesandtschaften 270 000 und an einmaligen Ausgaben 49000 # mehr er- forderlih gewesen. Die Mehrausgabe bei der Kolonial- verwaltung beziffert sh auf 1973000 #4 und be- ruht darauf, daß der zur Bestreiiung der Verwaltungs- ausgaben im südwestafrikanishen Schußgebiete im Nachtrags- Etat vorgesehene, zunächst auf die Anleihe übernommene Zushuß von 2000000 # bei dem Vorhandensein ander- weiter Deckungsmittel gemäß § 3 des G:seßes vom 22. Juli 1896 nit geleistet worden ist. Für das Reichsamt des Jnnern ist eine Mehrausgabe nachgewiesen, die nah Gegen- rehnung nicht unerheblicher Ersparnisse noch 1055 000 # beträgt und im wesentlihen auf einer Steigerung des geseßlichen RNeichszuschufses zur Jnvaliditäts- und Altersversiherung der Arbeiter beruht. BeimNReihs-Schazamt isteine Mehrausgabe von 287 000 M hauptsählich für das Münzwesen, und zwar an Prägekosten entstanden. Die einmaligen Ausgaben der P o st- undTelegraphenverwaltung betregen nah Gegenrehnung von Ersparnissen mehr 1 131 000 # infolge dis Umstandes, daß der zur Herstellung einer neuen Telegraphenverbindung zwishen Deutschland und England im Nachtrag3-Etat aus- geseßte, nur eventuell auf die Anleihe übernommene Betrag von 1 288 000 M, ebenso wie bei der Kolonialverwaltung, nicht geleistet worden ist.

Die Verwaltung und Verzinsung der Reichs\chuld hat 3 637 000 A6 weniger erfordert, im wesentlihen dadur, daß die Anleihe nicht in dem vorausgesezten Maße zur Ausgabe gelangt ist. Beim Reichs-Jnvalidenfonds be- trägt die Minderausgabe 110000 (4 Die übrigen bei den

auptiabschnitten der Ausgabe eingetretenen Abweichungen vom tat ergeben noch einen Mehrbedarf von 118000 #4. Jm Ganzen bleiben die Mehrbedürfnisse bei den hier in Betracht gezogenen Ausgabefonds des ordentlihen Etats hinter den dort vorgekommenen Ersparnissen um 1 995 700,37 # zurü.

Die Einnahmen an Zöllen und Tabacsteuer, von welchen nur der für dieses Jahr von 130 000000 # auf 180 000 000 M erhöhte feste Antheil der Reichskasse verbleibt, haben gegen das Etatssoll 78 195 000 / mehr eingebracht. Bei den den Bundesstaaten im vollen Reinertrage zustehenden Steuern sind gegen den Etat aufgekommen: bei der Ver- brauchsabgabe üx BVranütwein 2477000 Æ mehr, bei der Stempelabgabe für Werthpapiere, Kaufgeschäfte und Lotterieloose 3 371 000 (4 weniger. Diese Abweichungen von der etatsmäßigen Vorausseßung finden im Reichshaushalt ihren Ausgleih durch entsprehende Verände- rung der unter den Ausgaben angeseßten Ueberweisungen an die Bundesstaaten. Jm Ganzen stellen fich die Ueber- weisungen unter Mitberücksihtigung der nachträglih für das Jahr 1892/93 vorgenommenen Abrechnung auf 414 567 875 M, das sind 27 095875 M mehr als im Etat vorgesehen. Von den dem Reich verbleibenden Steuern haben gegen den Etat Mehrerträge ergeben: die Zuckersteuer 13 223 090 M, die Salzsteuer 2334000 M, die Brau- steuer 2285000 M, der Spielkartenstempel 94000 M, der Wechselstempel 914 000 6, die statistische Gebühr 98000 M, auh ist dem Reich, wie {on erwähnt, ein gegen die etatsmäßige Erwartung um -50 000000 #

erhöhter Antheil aus den Einnahmen an Zöllen und der- Tabackfteuer zu

Maischbottih- und Branntweinmaterialsteuer ist hinter dem Etatsansaz um 2352000 Æ# zurückgeblieben. Die Betricb3verwaltungen haben sämmtlich Mehrüberschüfsse geliefert, und zwar die Post- und Telegraphenver- waltung 2420000 Æ, die Reichsdruckerei 99000 #, die Neihs-Eisenbahnen 3 294000 A. Ferner sind gegen den Etat mehr aufgekommen : ausdem Bankwesen 3271 000 4, bei den verschiedenen Verwaltungs-Einnahmen (mit Einshluß der oben angegebenen eigenen Einnahmen der Militär-Verwaltung) 398000 #, aus der Veräußerung ehemaliger Festungsterrains 112000 4, an Brenn- steuer mit éinem nur vorläufig der Reichskasse verbliebenen Betrage von 1 001 000

Mindereinnahmen haben ergeben : die Zinsen und der Kapital us des Reihs8-JInvalidenfonds 110000 #, die Uebershüsse aus früheren Jahren 53000 A An Matrikularbeiträgen sind die durch den Nachtrags-Etat bewilligten 451 057 M nicht zur Erhebung gekommen.

Im Ganzen sind an ordentlihen Einnahmen, soweit sie dem Reiche verbleiben, im Vergleich mit dem Etat 76 471 414,89 é mehr aufgekommen, wovon 50 000 000 4 in Gemäßheit des Gejeßes vom 24. März 1897 (R.-G.-B. S. 95) zur Verminderung- der Reichsshuld verwendet sind. Unter Hinzurehnung der obigen Ausgabe-Ersparnisse von 1 995 700,37 M hat sh bes en Reichshaushalt des Etats- ee 1896-97 ein Ueberschuß von 28467 115/26 M er- geben.

Jn einer Anzahl von Blättern ift die Nachricht ver- breitet worden, daß der Kaiser Wilhelm-Kanal noh durhaus niht für den Kriegsschiffsverkehr genüge, weil er nicht tief genug sei, und es sei an der Zeit, ihn zu vertiefen.

Diese Nachrichten beruhen auf einem Jrrthum und auf einer Unkenntniß der Verhältnisse. Die Wasser- tiefen sowohl wie die Passage der Krümmungen des Kanals genügen in jeder Weise für unsere größten Panzerschiffe. Seitens der Marineverwaltung wird Über den aiter Wilhelm-Kanal in keiner Weise geklagt. Der- artige Nachrichten sind nur geeignet, Beunruhigung hervor- zurufen, und sollten füglih unterbleiben.

Die Mitglieder der nach Ostindien zur Erforschung der Pest von Reichswegen entsandten Kommission, Groß- herzoglich hessisher Geheimer Medizinal-Rath Professor Dr. Gaf ey aus Gießen, Vorsteher der wissenshaftlihen Abthei- lung des Königlih preußischen Jnstituts für Jnfektions- kranfheiten, Professor Dr. Pfeiffer aus Berlin, Königlich bayerischer Stabsarzt Dr. Dieudonné vom Kaiserlichen Gesundheitsamt zu Berlin und Privatdozent Dr. Sticker aus Gießen, sind nah Deutschland zurückgekehrt.

Der General - Feldmarschall Graf von Blumenthal, General-Jnspekteur der dritten Armee-Jnspektion, begeht heute in Quellendorf bei Cöthen die Feier seines 87. Geburtstages und zugleich diejenige seines 70 jährigen Dienstjubiläums. Laufe des Vormittags gingen dem Jubilar zahlreihe Glüdck- wunsh-Depeschen zu, darunter fsolche von Seiner Majestät dem Kaiser und den deutschen Fürsten.

Der Ober - Hofmeister Jhrer Majestät der Kaiserin und R Freiherr von Mirbach ist heute vom Urlaub zurück- getehrt.

Laut telegraphisher Meldung an das Ober-Kommando

der Marine 1st S. M. S. „Cormoran“, Kommandant Korvetten-Kapitän Brussatis, am 29. Juli in Taku an- gekommen.

Sigmaringen, 28. Juli. Seine Königliche Hoheit der Fürst von Hohenzollern ist von seinem Besuh in Sinaia heute hier wieder eingetroffen und wird sich nah kurzem Aufenthalt nah Scheveningen begeben, wo Jhre Königliche Hoheit die Fürstin zur Zeit verweilt.

Württemberg.

Seine Majestät der König hat fich gestern mit Zhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Pauline von Beben- hausen zum Besuch Jhrer Königlichen Hoheit der Prin- zessin Friedrih auf mehrere Wochcn nach Seefeld bei Rorschach begeben.

Sachsen-Coburg-Gotha.

Seine Königliche Hoheit der Fürst von Bulgarien wohnte gestern unmittelbar nach seiner Ankunft in Coburg dem Hochamt in der Kirche St. Augustin bei und folgte so- dann einer Einladung Seiner Königlichen Hoheit des Herzogs zum Dejeuner. Abends 6 Uhr entsprach der Fürst einer Ein- ladung Jhrer Hoheit der Herzogin-Wittwe nah Schloß Kallenberg. Heute Mittag erfolgt die Abreise des Fürsten nah Bayreuth.

Oefterreich-Ungarn.

Der Präsident des ungarischen Unterhauses vonSzilagyi [lud gestern auf Wunsch der Regierung die Führer Tinte liher Parteien zu sich, um mit denselben die Mo- dalitäten einer friedlihen Lösung der s{hwebenden parla- mentarishen Gegensäße zu besprehen. Heute wird noch- mals eine Konferenz der Vertrauensmänner aller Parteien stattfinden, in welcher endgültige Abmachungen getroffen werden sollen. Es verlautet, daß auch der vorgestern abgehaltene Ministerrath beschlossen habe, auf eine friedlihe Beilegung des parlameniarishen Konflikts hinzuwirken.

Grofßbritauniea nund JFrland, Das Oberhaus genehmigte gestern mit 65 gegen

*

gute gekommen. Die ; 6 Stimmen die dritte Lejung der Bill, betreffend die Arbeiters

| Unfallentschädigung. Der Staatssekr:tär des Krieg8amts

Lord Lansdowne erklärte: cs sei nihts vorgekommen, was die Wiedereinstellung des Obersten Willoughby und der anderen an dem Einfall Jameson's in das Gebiet von Transvaal he- theiligten Offiziere in die Armee rehtfertigen würde.

Sm Unterhause erklärte der Parlaments - Sekretär des Aeußern Curzon: die Regierung habe nihts davon gehört, daß Abu-Hamed von befreundeten Stämmen beseßt worden sei. Den neuesten Berichten zufolge hielten es die Derwische noch besezt. Der Staatssekretär für Jndien Lord Hamilton machte die Mittheilung, daß die erste Nach richt von dem Angriff auf Malakand am 26. d. M. vom Major Diane eingelaufen sei. Derselbe habe über den Vormarsh ciner lokalen Zusammenrottung Ein- geborener im Swatthale berichtet, welhe durch die Predigten eines fanatishen Fakirs aufgereizt worden seien. Der Angriff auf Malakand sei nach heftigem Kampfe erfolgreih abgewiesen worden. Auch au Tschakd ara sei ein Angriff gemaht und die Verbindung mit dem Orte unter: brohen worden. Wie aus den späteren Berichten hervorgehe, sei ‘ein weiterer Angriff auf das Lager erwartet und kurz darauf in der Naht vom 27. Zuli die Verbindung mit Malakand unterbrohen worden. Hierauf seien Truppen zum Entsaß der Garnison beordert worden, und in der Naht zum Donnerstag sei die Verbindung wieder her- gestellt gewesen. Es seien Nachrichten tingetroffen, daß die britischen Truppen den ganzen Dienstag über gefochten hätten und daß Abends 81/7 Uhr der Angriff erneuert worden sei und bis Tagesanbruch gewährt habe. Am Mitiwoch habe das Geplänkel engt 4 jedoch seien die Angreifer überall Cert worden. Auf britisher Seite seien die Ver- uste anscheinend folgende: Lieutenant Cortello verwundet, 11 Sepoys todt und 42 verwundet. Weitere Angriffe würden erwartet und daher eiligst Verstärkungen vorgeschoben.

Ein Bataiklon Jnfanterie in Malta hat, dem ‘-,„Reuter- hen Bureau“ zufolge, Befehl erhalten, sih zur Abreise nah Kreta bereit zu haiten.

Rußland.

Für die Zeit der Anwesenheit Jhrer Majestäten des Deutschen Kaisers und der Deutschen Kaiserin im Lager von Krasnoje Sselo sind, wie der „Negierungs- bote“ meldet, folgende militärischen Veranstaltungen vorgesehen worden: Am 8. August findet eine Fahrt durch das Lager statt, am Abend großer Zapfenstreich; am 9. Auguft große Parade der Truppen; am 10. August taktishes Exerzieren eines kombinierten Kavallerie - Korps mit Infanterie und reglementsmäßiges Exerzieren des Wiborg’schen Infanterie - Regiments. Für die Ankunft der Deutschen Majestäten sind folgende Ehrenwachen befohlen worden: Am 7. August in Peterhof am Landungsstege eine Kompagnie der Garde - Flotten - Equipage und beim großen Palais eine Kompagnie des St. Peter3- burger Leib-Garde-Regiments „König Friedrih Wilhelm IIT.“: am 8. August in St. Petersburg am Dampfersteg in der Nähe der Nikolai-Brücke eine Kompagnie vom 88. Petrowsky- Infanterie - Regiment und in Krasnoje Sselo auf dem Bahnhofe eine Kompagnie vom Wiborgshen Jnfanterie- Regiment.

Die Kaiserin-Wittwe wird, wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg melder, am 31. d. M. mit dem Großfürsten Michael und der Großfürstin Olga auf der Yacht „Polarstern“ von Kronstadt nah Kopenhagen abreisen.

Ftalien.

__ Der „Esercito“ meldet: Am 283. Juli richtete eine fran- De Feldbatterie, welhe Schießübungen auf dem Col di

eccia am Mont Cenis veranstaltete, mehrere Schüsse auf den Gebirgstheil von Pattecreuse, wo sih ein italienisches

ort mit einer Garnison befindet. Einige Granaten elen nahe dem italienishen Fort nieder. Der französische Hauptmann, der die Batterie befehligte, E fih wegen des Vorfalls, wobei er angab, daß derselbe durch den Nebel veranlaßt worden sei.

Spanien.

Die Botschafter von Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Oesterreih-Ungarn folgten gestern, wie „W*' T. B.“ aus San Sebastian meldet, einer Einladung des Ministers des Aeußern zur Frühstüstafel.

Türkei.

Jn der gestern früh in Konstantinopel abgehaltenen Konferenz der ae wäre, dem „Reuter shen Bureau“ zufolge, über die Redaktion des die Kriegsentschädigung betreffenden Paragraphen eine Uebereinstimmung erzielt worden. Die Botschafter erwarteten nunmehr gewisse Jnformationen sowie die Billigung des entworfenen Textes durch ihre Regierungen. Jnfolge dessen sei eine Sißzung in Sachen der Friedensverhandlungen auf Sonnabend einberufen worden, bis wohin, soweit die Botschafter in Frage kämen, die Arbeiten beendigt sein würden.

Amerika.

Eine amtliche Mittheilung aus Havanna besagt, daß die Zahl der erkrankten Soldaten auf Cuba 22 über- schreite. Nach einer Meldung des Madrider „Heraldo“ be- nußzen die Aufftändischen die Regenzeit dazu, ihre Streitkräfte zu ergänzen. :

em „New-York Herald“ wird aus Os gemeldet, daß Mittwoh Nachts von den Aufständischen ein Angriff gur die Vorposten von Havanna gemacht worden fei und ein mehrstündiges Feuergefeht stattgefunden habe.

Afien.

Aus Simla meldet das „Reuter'she Bureau“, daß die Verbindung mit Malakand wiederhergestellt sei. Am Dienstag und Mittwoch hätten heftige Kämpfe mit den Eingeborenen von Chitral stattgefunden; auf britisher Seite seien dabei 13 Mann gefallen und 43 verwundet worden.

Shunker Vishwanath Kelkar, der Herausgeber des Blattes „Vaibhan“ in Poona, ist in La euen) verhaftet und nah Bombay gebracht worden. Er wird beshuldigt, auf- rührerishe Artikel veröffentlicht zu haben.

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Nr. 30 der „Veröffentlihungen des Kaiserlichen Ge- sundheitsamts“ vom 28. Juli hat folgenden Inhalt: Gesund- heitsftand und Gang der Volkskrankheiten. Zeitweilige Maßregeln geaen Pest. Aus dem ftatistishen Jahrbuhe von Wien, 1894.

seggebung u. f. w. (Deutsches Reich.) Undenaturierter Brannt- wein. Koh’sches Tuberkulin. (Reg.-Bez. Aachen.) Apotheken- Konzessionen. (Anhalt.) Nindertuberkulose. (Hamburg.) VBier- ausëschank. (Elsaß-Lothringen.) Thierärztlihe Gebühren. (Oefter- rei.) Mineralwässer. (Schweiz. Kanton Zürich.) Kohlensaure Wässer und Limonaden. (Rumänien.) Ursprungs- 2c. Zeug- nisse für Thiere und thierishe Rohstoffe. Gang der Thierseuchen in Oeftereih, 2. Vierteljahr. Desgl. in Ungarn. Zeitweilige Maßregeln gegen Thierseuhen. (Deutshes Reih, Neu- Süd-Wales.) Vermischtes. (Preußen, Berlin.) Aufnahme Geistes- Eranker in die Charité. (Bayern.) Tuberkulöse Schlachtthiere. (Oefterreih-Ungarn.) Sanitäts - Konferenz. (Niederlande, Amfter- dam.) Sterblichkeit, 1896. (British-Ostindien.) Cholera - Shut- impfungen. Geschenklifte. Wocentabelle über die Sterbefälle in deuts&en Orten mit 40 (00 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern u Großftädte. Desgl. in teutsen Stadt- und Landbezirken. erung.

Arbeiterbewegung.

Aus Breslau wird der „Voss. Ztg." gemeldet: Der Kupfer- fchmiede-Ausstand hat nah einer Dauer von aht Wochen mit einer Niederlage der Ausständigen geendet ; die Arbeit wurde gestern ¿u den bisherigen Säßen wieder aufgenommen. j

Aus Wattenscheid schreibt man der „Rhein.-Westf. Ztg.“, daß am Sonnabend auf der Zehe „Holland“ (Schahßt 111) 29 Koks arbeiter wegen Lohnstreits die Arbeit eingestellt haben ; 6 age nahmen die Arbeit wieder auf, die übrigen 23 wourden entlassen.

Aus Witzenhausen wird demselben Blatt berichtet : Sämmtliche Bergleute der Zehe „Freudenthal“ bei Oberkaufungen (Reg.- Bez. Cassel) haben die Arbeit eingestellt. Sie verlangen höberen Lohn, welcher aber noch nit bewilligt ist. Die Ausständigen ver- balten [o ruhig. Es s\cheint Aussicht auf Verständigung mit den Arbeitgebern zu bestehen.

In Leipzig weigerten A in der Naht zum Donnerstag pIößlih etwa 300 jugendliche Arbeiter der Wollkämmerei, die in festem Kontrakt stehen, weiter zu arbeiten, wenn ihnen nicht eine Lohnerhöhung von etwa 2099/9 bewilligt werde. Obwohl ihxen von der Fabrikleitung gütlich zugesproGen wurde, ließen sih der „Lpz. Ztg.“ zufolge nur etwa 100 zur Wiederaufnahme und Fortseßung der Arbeit bewegen, während 200 halbwüchsige Arbeiter die Fabrik verließen, sich dabei aber so benahmen, daß die Polizei einshreiten und zwei von den Burschen festnehmen mußte.

Hier in Berlin sind Zeitungsmeldurgen zufolge die Schorn - steinfegergehilfen in eine Lohnbewegung eingetreten; fie fordern einen Wochenlohn von 24, 27 und 30 , je nah der Leistung.

In Triest haben sich A auch die Hafenarbeiter der Aut- \standsbewegung angeschlofsen (vgl. Nr. 175 d. Bl.).

Statistik und Volkswirthschaft.

Auswärtiger Handel des deutschen Zollgebiets im Juni 1897.

(Nah dem vom Kaiserlichen Statistishen Amt herausgegebenen Junibeft.)

A. Einfuhr im Juni in Tonnen zu 1000 kg netto: 3502 791 gegen 3 282 843 und 2889 790 im Juni der beiden Vorjahre, daher mehr 219 948 und 613001. Hierunter Edelmetalle 111, übrige Artikel 3 502 680. Gestiegen ist hauptsächlih die Einfuhr von Nb, fällen (um 13 229), Droguerie-, Apotheker- und Farbewaaren (15 368), Eisen und Eisenwaaren (27 073), Erden, Erzen 2c. (57 754), Vas terial», Spezerei-, Konditorwaaren 2c. (51 299) und Steinkohlen (59 290), während die Getreideeinfuhr um 23 594 und die Stein- und Steinwaareneinfuhr um 14 323 zurückgegangen find.

Die Gesammteinfuhr im abgelaufenen Halbjahr betrug 18 117 587 gegen 16 175 150 und 14 096 331 im 1. Halbjahr 1896 und 1895.

esonders stark baben die Getreidecinfuhr (326 784), die Einfohr von Kohlen (369797), von Erden, Erzen 2c. (356 647), Holz (229 195), Material- 2c. Waaren (291 323), Eisen (101 585) und von Abfällen (125 053) zugenommen.

B, Ausfuhr im Juni in Tonnen zu 1000 kg Netto: 2210 324 gegen 2076 128 und 1 782 444 im Juni der beiden Vorjahre, daher mehr 134 196 und 427 880. ierunter Edelmetalle 42, übrige Artikel 2210282. Gestiegen ist hauptsählich die Ausfuhr von: Erden, Erzen 2c. (117 095), Getreide (10 445), 0e! X. (410:702); Mèaterial- 2c. Waaren (17 989), während die Ausfuhr von Eisen und Eifenwaaren (10 633) und von Steinen und Steinwaaren (16 922) zurüdckgegangen ift.

Die Gesammtausfuhr im abgelaufenen Halbjahr betrug 12756104 a 2 11954 833 und 10 930 648 im ersten Halbjahr 1896 und 1895, daher mehr 801 271 und 1825 456. Gestiegen ist hauptsächlih die Ausfuhr von Erden, Erzen 2c. (571 206), von Material- 2c. Waaren (197 473) und von Kohlen (174 912), während die Ausfuhr von Eifen und Eisenwaaren um 123 253 zurückgegangen ift.

Die Rohzuckerausfuhr, die im ersten Halbjahr 440395 t betrug, ergab im Juni nur mehr 37126, also weniger als 1896 und 18 95 mit 37402 und 37 297.

Einfuhrwerthe für 1. Halbjahr 1897 nah den für 1896 feft- gefeßten Ginheitswerthen in 1000 : 2332 990 gegen 2222 608 und 2 071 293 in den beiden Vorjahren, daher mehr 110 382 und 261 697, worunter Edelmetalle 55596 gegen 116 006 und 47517, übrige Artikel 2277 394 gegen 2 106 602 und 2 023 776.

Ausfuhrwerthe für 1. Halbjahr 1897 in 1000 4: 1 825 148 gegen 1787150 und 1579147, taber mehr 37998 und 246 001, worunter Edelmetalle 60 493 gegen 96 928 und 43 229, übrige Artikel 1 764 655 gegen 1 690222 und 1 535 918.

Gestiegen ist der Einfuhrwerth von Akfällen gegen 1896 um rund 9, von Baumwolle und Baumwollenwaaren um 28, von Seide und Seidenwaaren um 2, von Eisen um 12, von Getreide um 16, von Häuten um 13, von Material- 2c. Waaren um 49, von Oel 2x. um 9, von Thieren 2c. um 11 Millionen Mark, während die Werthe von Erden, Erzen, Edelmetallen um 52, von Welle und Wollenwaaren um 25 Millionen Mark zurückgegangen sind.

Gestiegen ift der Ausfuhrwerth von Baumwollenwaaren um 7, von Instrumenten, Maschinen 2c. um 10, von Leder und Leder- waaren um 7, von Material- 2c. Waaren um 37, von Wolle und Wollenwaaren um 6 Millionen, während die Werthe von Eisen und Eisenwaaren um 10, von Erden, Erzen, Edelmetallen um 34, von Seide und Seidenwaaren um 3 Millionen Mark zurüdckgegangen sind.

Der städtische Arbeitsnahweis in München 1895/1896.

Der erfolgreichen Wirksamkeit der unter dem Namen „Städtisches Arbeit2amt Seinen, am 1. November 1895 eröffneten Arbeits- nahweiseanstalt if im „Reichs- und Staats-Anzeiger“ bereits gedacht worden. Nachdem jeßt der erste Geschäftsbericht (1895/96) der Anstalt

“— veröffentlicht ist, sei aus dessen Inhalt Folgendes mitgetheilt :

Was die SIgtit der Stellenvermittelung im No- mber und Dezember 1895 betrifft, so wurden in der männlichen btheilung von Arbeitgebern 1352, von Arbeitnehmern 6712 Gesu®2 stellt, und 1127 Stellen konnten beseßt werden. In der weib)\hen theilung liefen von Arbeitgebern 1287, von Arbeitnehme“.n 2949

Gesuche ein, und 838 Stellen wurden besezt. Sonah wurden im Ganzen 74,4 9/9 der Gesuche von Arbeitgebern und 203 9/9 der Ges suche von Arbeitnehmern befried‘gt. Das Ergebniß vcn 1896 war cin fehr erheblich günstigeres. S Stellen

Gefuche wurden geftellt von Arbeitgebern: Arbeitnehmern : Live

in der männlihen Abtheilung 1675 " 32355 15 653 in der weiblihen Abtbeilung 13 332 14 653 9 933

: zusammen 30 057 47 008 26 586 Hierzu aus 1895 unerledigt 300 __ 1418 im Sanzen 830 357 48 426 25 586

Von den Gesuchen der Arbeitgeber wurden also im Jahre 1896 84,29/0, von denen der Arbeitnehmer 52,8% befriedigt. Die Vermittelungsthätigkeit in den beiden Monaten von 1895 be- zeichnet der Bericht als eine „relativ erfolgreihe“, die Ergebnisse des Jahres 1896 dagegen haben „die Erwartungen weit übertroffen".

Um aus den Zahlen niht unrihtige Schlüfie zu ziehen , ist zu bealhten, daß, wie der Bericht ausdrücklich bemerkt, „die bloße Ein- tragung der Arbeitsuhenden in die Listen, wie sie jeßt geschieht, für eine etwaige Arbeitslosen-Statistik niht in Betraht kommen kann“. Die Arbeiisuchenden find einmal keineswegs nur Abeitslose, sondern häufig auch solche Personen, die nur eine befsere oder beser bezahlte Ärbeit suchen, sodann aber sind namentlich zu Anfang ein und die- felben Personen in einem Monat zwei- und dreimal als Gesutsteller eingeiragen und als folcke gezählt worden, sodaß die Zahl der Arbeit- suhenden der Wirklichkeit gegenüber als zu hoc erscheinen müßte.

Unter den Branchen, in denen augenscheinlich ein Ueberfluß an „gelernten Arbeitern“ zu Tage trat, ist namentli die S(hlofserei zu nennen, während z. B. im Brauereigewerbe die gelernten Arbeiter, Mälzer _2., auch zu Zeiten, in denen man ihre qualifizierten Dienftleistungen als folhe niht braucht, meist in denselben Brauereien als „Tagelöhner* beschäftigt werden. Bezüglih der gelernten Arbeiter (Handwerker) im allgemeinen {eint nun der Arbeitsnachweis insofern gürstig gewirkt zu baben, als er sie im Bedarfsfalle mit „Tagelöhnerarbeit“ versorat hat. Als besonders wirksam nach diefer Richtung wird der öfentliie Anschlag der freien Stellen bezeihnet. Wenn der Arbeiter daraus ersieht, daß es in seinem Handwerk that- \äGlih keine Arbeit giebt, fo entslicßt er sich leichter dazu, einstweilen Tagelöhnerdienste zu leisten, ftatt länger nußlos umher zu laufen. Antererseits wird es ihnen dur die Ansläge erleichtert, zu ihrem eigentlihen Gewerbe zurü@zukehren.

Snkgegen der vielfach gehegten Erwartung, daß die Arkeits- nachweibstelle sich zur Vermittelung „gelernter Arbeit* nit eignen werde, ift das Selammtitellenangedos für gelernte Arbeiter ein bedeutend größeres gewesen als sür ungelernte 9022 gegen 6969). Von den 9022 offenen Stellen für gelernte

rbeiter konnten §518 dur die Anstalt beseßt werden, also 94,5 9/0, von den offenen Stellen für ungelernte Arbeiter 97,6 9/9. Dabei ist aber zu beachten, daß es sih bei dem Nadwcis qualifizierter Arbeiter in viel höherem Maße um Berücksichtigung der Persönlichkeit 2c. handelt, als. bei unqualifizierten Arbeitskräften, sodaß der Prozentsatz von 94,5 in der That als ein sehr günstiger ersheinen mu®#.

Aus dem aktiven Militärdienst zur Reserve entlassene Personen haben in den Monaten September und Okliober 1826 im Ganzen 410 die Stellenvermittelung der Anftalt in Anspruh ge- nommen. 213 Gesuche wurden befriedigt, 70 zurückgenommen, weil die Gesuc)ssteller anderweitig Stellung gefunden hatten ; 127 Gesuce fanden durch Fristablauf ihre Erledigung.

Was den Kostenaufwand für de Arstalt anbelangt, so trägt denselben die Stadt München. Einnahmen waren nicht zu buchen. Verausgabt warden im Jahre 1895 für bauliße Kosten, Udaptierung und érstmalige Einrichtung der Lokalitäten 10 121 46 80 F und an [laufenden Ausgaben 1230 4 71 „4 für persönliche, 2992 M 75 A für fahlide Zwecke. Im Jahre 1896 wurden 12 674 M 23 S verausgabt und zwar perfönlihe Ausgaben 8642 M 29 „S und fachlihe Ausgaben 3931 94 S, einschließlich 2000 46 Miethsansclag.

__ Auf die Bedeutung der Münchener Arbeitanahweisstelle für die staatlich angebahnte A ation des Arbeitsnachweises in Bayern ift jeiner Zeit bei Besprehung der leßteren Maßregel inm „Neichs- und Staats-Anzeiger“ hingewiesen worden. Jedenfalls darf der erste Geschäftsbericht des „ftädtishen Arbeitsamts München Alle, die an feiner Grrihtung und bisherigen Durhführung mitgewirkt baben, mit Genugthuung erfüllen, und auch für den Ausbau des Ce eier im Lande darf man aus ihm die beste Hoffnung en,

Kunst und Wissenschaft.

In der Gesammitsißung der Königlichen Akademie der Wissenschaften am 15, Juli (vorsißender Sekretar: Herr Auwers) [as Herr Tobler aus einer größeren Arbeit „über die Legende des heiligen Julian in der Cönen Literatur* die auf ira de Amescua und auf G. Flaubert bezüglihen Theile. Das Stück tes Ersteren, „el animal profeta“, wurde in eingehender Inhaltsangabe und theilweise in metrisher Uebertragung vorgeführt, feine Ab- weichungen bon der Quellenschrift gekennzeihnet und auf ibre Motive und ihre Wirkung hin gewürdigt. Dem Stück Julien Flaubert?3 wurde feine Stellung in der persönlihen Entwickelung des Verfassers und im Verhältniß zu seinen übrigen Werken angewiesen. Mitge- theilt wurde, daß die philosophisch-historishe Klasse Herrn Dr. Konrad Plath hierselbst zu einer Ausgrabung der Königspfalzin Kirchheim im Elsaß 1000 4, und der G. Reimer’shen Buchhandlung hierselbst zur Qerqueatne des 15. und 16. Hefts des V. Bandes von Gerhardt?s eEStruêskishe Spiegel“ 360 A bewilligt hat. Herr Japetus Steenstrup in Kopenhagen, korrespondierendes Mitglied der physikalisch- mathematischen Klasse, ist am 20. Juni verstorben.

__ In der am 22. Juli abgehaltenen T der philosophish- historischen Klasse (vorsißender Sekretar: err Diels) las Herr Wattenbach „über die Quirinalien des Metellus von Tegern- see. __ Eine Handschrift des Klosters Admunt enthält die Quirinalien des Metelles von Tegernsee, nicht nur viel forrefter als der Druck bei Canisius, sondern auch mit vielen Zusäßen. Aus derselben werden in der Abhandlung fünf neue Oden mitgetheilt. Manches spricht, wie der Verfasser ausführt, dafür, daß hier eine neue Bearbeitung im Autograph des Verfassers vorliegt, und daß dazu auch der den anderen Handschriften fehlende 6. Theik über die Uebelthaten der Vögte gehört, welher bald nah 1159 verfaßt ist, dessen Ende aber leider fehlt. Dieser Theil, von welhem früher nur e bekannt waren, wird in der Abhandlung vollständig mitge- theilt. Sodann spra Herr Harnack , über die jüngst entdeckten Sprüche Jesu (B. P. Grenfell und A. S. Hunt, 40114 1HX0XY, London 1897).* Er suchte zu zeigen, daß sie weder ein Bruchstück eines Evangeliums oder einer Apophthegmen-Sammlung, sondern ein Excerpt aus einem Evangelium sind, das wahrscheinlich mit dem Egypter-Evangelium identisch ist. Dieses Evangelium und die evangelishe Schriftstellerei überhaupt erhalten, wie er ausführte, dur den Papyrus, wenn jene Identifikation rihtig i}, eine sehr will- kommene Beleuchtung.

__ Das Münzkabinet des Königlihen Museums erwarb, wie wir den „Amtlihen Berichten aus den Segen Kunst- fammlungen“ weiter entnehmen (f. a. d. gestr. Nr. d. Bl.), im ersten Quartal d. J. 339 Stück (1 Gold, 242 Silber, 96 Kupfer), außerdem einen großen Bestand von 1176 römishen Kupfer- münzen aus der Zeit Konstantins des Großen, ge- funden in Edfu in Egypten. Ferner erhielt die Sammlung unter anderweitigen Geschenken von Herrn Rickmer-Rickmers in Bremen eine große Menge orientalischer Münzen (meist Kupfer), von welchen 4 Silber- und 267 Kupfermünzen für die Sammlung er- wünscht waren. Unter den Ankäufen befanden sich wehrere Münzen aus dem Mittelalter von höchster Seltenheit, monche davon über:

haupt noch unediert. Erwähnung verdienen: eie Silbermünze vort Amalrih von Tyrus, ferner Denare des Erzbischofs Adalbero von Trier (1131 bis 1152), der Fund von Aubit (100 thüringishe und hesßshe Groschen und Bräkteaten), der Fund von der Leissower Mühle (76 Denare des X. und X1. Jahrhunderts, darunter ein noch un- bekanntes Stück des Herzogs Jaromir aus der Prägestätte Pilsen). Der Fund von Milda brachte ein bisher völlig unbekanntes, für die Sammlung besonders wichtiges Stück: einen prächtigen Brakteaten des Grafen Hermann von Orlamünde (f 1176), des Sohnes Albreht?s des Bâren, Markgrafen von Brandenburg, mit voller Namenss nennung.

Die GEgyptishe Abtheilung erwarb durch Tausch mit dem Reich3-Postmufeum eine Schreibtafel, auf der ein egyptischer Knabe, etwa im dritten Jahrhundert n. Chr., ein Stück aus der Ilias (TIIL, 132—162) aufgeschrieben hat. Unter den angekavften Aliter- thümern ist eine altbebräishe Gemme hervorzuheben.

Von den Vermehrungen, welche den Sammlungen des Museums für Völkerkunde in dem angegebenen Zeitraum durch Ankäufe und Geschenke ¿zu theil wurden, feien folgende erwähnt: Für die ethnologishe Abtheilung wurden in Amsterdam eine vollständige sehr gut etiquettierte Sammlung javanischer Schattenspiel- figuren fowie eine umfangrei@e Sammlung ethnographischer Gegenstände aus dem indischen Archipel, besonders von Bali und den Molukfen, angekauft. Ferner wurden eine Samm- lung javanisher Alterthümer aus dem Nachlaß des holländischen Brigade-Generals von Lüßow und eine Serie indis{er Miniaturen mit Darstellungen aus dem Volksleben und Porträts (Kapurthala, Pandshâüb) erworben. Die Sammlungen aus Turkistan: rhielten sebr bedeutende Vermehrungen dur Geschenke des Herrn Willy NRickmer - Rickmers in Bremen. Für die Buer S Europa wurden tscherkessi\{che Ethnographica (Burka, Nod, Tara und Dolch) erworben; für die Gruppe China eine werthvolle Sammlung von Bronzen und Lacksachen aus der Regierungézeit K'ienlung (1736 —1796), eine Sammlung japanischer Elfenbeinshnitz-reien und eine große Sammlung von Negativen aus dem Amurgebiet. Auch die Gruppen Ost-Afrika, West-Afrika, Süd-Afrika, Amerika, Oceanien haben durch Ankäufe und Geschenke mannigfachen Zuwachs erhalten. Für die Gruppe Oceanien schenkte Herr Joh. Berge- mann in Groß-Leuthen zwei große, alte und sehr werthvolle geshnißte Giebelpfeiler von einem „Junggesellenhause* an der Astrolabe - Bay. Der Australasian Wesleyan Methodist Missionary Society. in Sydney verdankt dieselbe Gruppe eine große Zuwendung von Photo- graphien und Büchern. Durch Ankauf wurden erworben eine besonders durch shöône Speere von der Admiralty- Gruppe ausgezeihnete Samm- lung, die cin früherer Beamter von S. M. S. „Möwe* angelegt hatte, sowie zwei ältere Stücke von den Marquesas-Infeln.

Aus der sehr großen Zahl der Erwerbungen für die Abtheilung der vorgeschichtlihen Alterthümer seien hervorgehoben: ein vom Ministerium der geistlichen 2c. Angelegenheiten überwiesenes Steinkistengrab nebst den darin gefundenen Skeletttheilen und Bronze- beigaben von der Insel Helgoland; die Ergebnisse der im Auftrage der General-Verwaltung der Museen ausgeführten Ausgrabungen : Urnen und Bronzebeigaben aus einem Gräberfelde bei der Porta Westfalica; ferner als Ankäufe: römische Thongefäße und Bruchstücke von Glas- gefäßen von Gusfenburg (Kreis Trier), Achatperlen von Münster am Stein (Kreis Kreuznach), Hügelgräberfunde von Lüyellinden (Kreis Weßlar).

_ Für das Kunstgewerbe» Museum wurden an Werken aus älterer Zeit folgende Stücke angekauft: Reliquienbehälter in Form etnes Gehäuses mit vier Apsiden, zugleich als Fuß für ein Kruzifix dienend (Bronze vergoldet; Rheinlande, X1IT. Jahrh.); Rundplatte, Grubenschmelz, mit Halbfigur des bl. Antonius (Italien, XIV. Jahrh.); Mroose mit Deckel, Gold ziseliert (Paris 1773—1774) ; Bronzefiguren, Merkur und la Nenommée auf dem Pegasus reitend, glei§zeitige Nach- bildungen der 1702 in Stein vollendeten Figuren von Antoine Coyzevox; Lehnstuhl, Nußbaumholz geshnißt, Bezug aus Seiten- stoff, bez. G. Delanois (Paris 1770—1780) ; Ee Ebenholz, mit farbigen Steinen ausgelegt und Beschlägen aus Goldbronze (Italien, Anfang des XVIIT. Jahrh.); Fayence-Fliesen, Gruppe von Reitern mit Drachen kämpfend (Ispahan um 1600). Außerdem sind Ge- schenke, Leihgaben und Arbeiten neuerer Industrie zu verzeichnen. Für die Bibliothek und die Ornamentstih-Sammlung wurden erworben 211 Werke, 1107 Einzelblätter und eine Sammlung von ca. 5200 JInitialen. Jhre Majestät die Kaiserin und Königin S hatte die Gnade, der Bibliothek ein Exemplar des Katalogs llerhöchstihrer Kunstsammlungen in Schloß Friedrihshof, sowie eine wi älterer tehnologisher und architektonisher Werke zu über- weisen.

Für die National-Galerie wurde eine Kreidezeihnung von K. Fr. Schinkel, die Töchter des Künstlers im Alter von ein und zwei Jahren darstellend, angekauft.

Literatur.

Die #. Zt. angekündigte wohlfeile Ausgabe, welche die Cotta’sche Buchhandlung (Nachfolger) in Stuttgart von Heinrich von Sybel’s „Geschichte der Nevolutionszeit (1789—1800)“ veranstaltet, ift bis zur 6. Lieferung vorgeschritten. Es sei auf diese gut ausgestattete, billige Lieferungsausgabe des berühmten Werkes, welhes die Hauptereignisse der französishen Revolution im Zusammenhang mit der europäischen Geschichte und der Kabinetspolitik jener Zeit in getreuer Darstellung vorführt, hiermit wiederholt hingewiesen. Die Rave erfolgt in 60 vierzehntägigen Lieferungen zum Preise von je

Dr. A. Petermann's Mittheilungen aus Justus Perthes' Geographisher Anstalt. Deus eben von Prof. Dr. A. Supan. Gotha, Justus Perthes. Jährlich 12 Hefte; Preis 24 M 43. Band, 1897, 7. Heft. Das vorliegende Heft hat folgenden Inhalt: CTiefen- und Temperaturverhältnifse der Eifelmaare, bon Dr. Wilb. Halbfaß. Die norwegische Polarexpedition 1893—96, von Prof. Dr. Supan, Schluß: IIl. Nansen's und FJohannsen?3 Sglittenfahrt und Aufenthalt auf Franz Josef-Land (14. März 1895 bis 7. B 1896); IV. BeobaFtungen über das östlihe Polar- meer. Die Pp geoge die Karte von Mittelalbanien und Gpirus, von Dr. Ant. Baldacci. Kleinere Mittheilungen: Die Calvert-Gxrpedition, von H. Greffrath; Der zentrale Kauka'us und die Geschichte seiner Erschließung, von Prof. Dr. C. Diener ; Terrain- darstelung mit \chiefer Lian von Prof. Dr. E. Hammer. Geographishec Monatsberiht. Beilage: Literaturberiht. Karten unter Redaktion von Dr. Br. Hassenstein: Taf. 11. Tiefenkarte der Eifelmaare, nah eigenen Lothungen entworfen von Dr. Wilh. Halb- tos (Mafßftab 1 : 250 000); Taf. 12. Botanische Originalkarte von

ittelalbanien und Epirus, bearbeitet von Dr. A. Baldacci (Maß« ftab: 1 : 1 000 000).

Bauten.

Ueter den Stand der Er weiterungsbauten des städtischen Schlachthofes in Berlin theilt die „Nat.-Ztg.“ o endes mit: Die Schweine-Schlahthäuser sind größtentheils im Robbau ferti gestellt und bedürfen nur noch der inneren Einrihtung. Ebenso i die große Halle für den Handel mit ausländishen Schweinen bereits aufgebaut; gegenwärtig ist “man nur noch mit der Fertigstellung des großen Fleis{hs{hau - Amts beschäftigt. In dem umfassenden Dienstgebäude wird sowohl das Schau« amt für den Grweiterungsbau als auch das alte derartige, Ag} Unterkunft finden. Der Grweiterungs8bau wird von dem aen Vieh- hofe durch die Thaerstraße räumlich getrennt bleiben. T jtese Ginrich- tung foll verhindern, daß bei Ausbruch einer Viehseudbe, auf dew Zentral- Biehhof der Verkehr daselbst etne Stockung er” ade; wir% der alte Viehhof gesperrt, fo kann der weitere Auftri-*, auf dem neuen Grundstück Unterkunft finden, verhandelt und ges", Htet werden. Die Schweine- eres werden insgesamwt “agch den neuen S@lachthäusern verlegt, während die alten Ghäude lediglih zur Shlahtung von Rindern, Kälbern uyd Ha“ meln benußt werden, Die räumliche Aus-

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