1897 / 180 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 03 Aug 1897 18:00:01 GMT) scan diff

Die Verleßung des Betriebsleiters einer Steinkohlenzeche, der bei Gelegenheit der von den Mitgliedern eines Vereins tehnisher Grubenbeamter vorgenommenen Besichtigung einer Versuchsstrecke bei den hierbei angestellten Versuhen mit Sprengstoffen infolge einer Kohlenstaub - Entzündung einen Unfall erlitien hatte, ist als Betriebs unfall auf Grund der Annahme anerkannt worden, daß die Theilnahme des Klägers an jenen Versuchen in erster Linie Betriebszwecken diente, nämlich dur das Bestreben veranlaßt war, Belehrun darüber zu erhalten, welher Sprengstoff von ihm in Zukun auf den ihm unterstehenden Kohlenwerke anzuwenden sei. (1626.)

Der Entschädigungsanspruch eines Bergarbeiters, der ver- spätet auf der Zehe zur Nachtschicht erschienen, aber dessen- ungeachtet, obwohl ihm die Kontrolmark- und die Uebergabe der Sicherheitslampe verweigert worden war, eigenmächtig eingefahren war und hierbei einen Unfall erlitten hatte, ijt zurücckgewiesen worden. (1627.) i

Dem Verbot der Benußung gewisser bergbauliher Betriebs- einrihtungen (Fördertrumme u. \. w.) dur die fahrende Mannschaft wohnt nur dann eine den Betrieb abgrenzende und demgemäß die Entschädigungspfliht der Knappschafts- Berufsgenossenschaft gegebenenfalls ausshließende Wirkung bei, wenn seitens der Grubenverwaltung ausreichend dafür gesorgt ist, daß das Bestehen des Verbots äußerlich erkennbar in die Erscheinung tritt, und die Be- theiligten si seiner dauernd bewußt bleiben. (1628.)

E sind folgende Bescheide und Beschlüsse mit- etheilt: G Das Verfahren nah g 59 Absatz 4 des Unfallver- siherungsgeseßes (8 64 Absaß 4 des landwirthschaftlichen Unfallversicherungsgeseßes) tritt nur aushilfsweise und zwar dann ein, wenn der Betrieb, in dem der Unfall vor- ekommen ist, ciner Berufsgenossenschaft niht angehört; es ann dagegen nicht zur Anwendung kommen, wenn nur streitig ist, ob der Unfall si bei einem zweifellos einer Genossenschaft angehörenden Betriebe ereignet hat. (1629.)

Oeffentlihe und private Wohlthätigkeits- (Siechen-, Blinden-) Anstalten, in denen die Zöglinge wesentlich nur aus humanitären Rücksichten beschäftigt werden, können selbst dann, wenn die von ihnen hergestellten Waaren veräußert werden, nicht als „gewerbsmäßige“, d. h. auf Erzielung von Gewinn gerichtete Betriebe im Sinne des S 1 Le) des Unfallversicherungsgeseßes angesehen werden. (1630.

Eine Glimmerwaarenfabrik, in der hauptsächlich Gegenstände aus Metall und Glimmer für Beleuhtungszwecke hergestellt werden, is gemäß § 37 Abs. 4 bes Unfallversiche- rungsgeseßes der Norddeutschen Edel- und Unedelmetallindustrie- Berufsgenossenschaft überwiesen worden, da die mittels Dampf» kraft stattfindende Be- und Verarbeitung von Metallen einen hervorstehenden Bestandtheil des Betricbes bildete. (1631.)

Die auf die Fabrikation von Kinder-Musik- instrumenten (Kinderklaviere, Metallophone u. \. w.) gerichteten Betriebe sind nicht bei der Berufsgenossenschaft der Musikinstrumenten-Jndustrie, sondern bei derjenigen Berufs- een zu versichern, zu welcher fie nah dem ver- arbeiteten Material gehören. (1632.)

Aus dem Gebiet der Jnvaliditäts- und Alters- versiherung ist ein Rundschreiben an die Vorstände der JInvaliditäts- und Altersversiherungsanstalten und der zuge- lassenen Kasseneinrihtungen vom 12. Juli 1897, betreffend das Ergebniß der Vertheilung der während des Jahres 18% gezahlten Renten und Beitragserstattungen, mitgetheilt. Ferner sind folgende Revijions-Entschei- dungen veröffentlicht : E

Die Schiffsbesazung ausländisher Seeschiffe, die sich in deutschen Häfen und Gewässern aufhalten, unter- steht nicht der Versicherung nah dem Jnvaliditäts- und Alters- versiherungsgeses. Dagegen ersireckt sih die Versicherung auf die niht zur Schiffsbesazung solher Schiffe gehörenden Per- sonen. Ausgenommen sind nur die Personen auf cinem unter der Flagge eines fremden Souveräns fahrenden Seeschiffe und auf einem fremden Kciegtschiffe. (587.)

Diejenige durch Krankheit gedeckte Kalenderwoche, in welche der Eintritt der Invalidität fällt, kann als Krank- heitswoche im Sinne des § 17 Abs. 2 des Jnovaliditäts-

uns Altersversicherungsgeseßes nicht angerechnet werden.

(588.) i

Dis Entscheidungen der Verwaltungsbehörden nach S 122 des Jnvaliditäts- und Altersversiche- rungsgeseßes dienen nur der Regelung der laufenden Ver- sicherung, und, wenn sie darüber hinaus auch für den Renten- anspruh insoweit maßgeblih wirken, als diejer Anspruch von der Beitragsentrichiung mit abhängig ist, so kommt ihnen doch an sich eine weitere, die Spruhhbchörden einshränkende Wirkung nicht zu. Wie dies das Reichs-Versicherungsamt bereits hin- fichtlih der Beurtheilung der vorgeseßlichen Thätigkeit cines Nentenbewerbers entschieden hat, jo muß es auch in Bezug auf die Frage gelten, ob jemand im Sinne des Bundesraths- beschlusses vom 27. November 1890/22. Dezember 1891 zu den Personen gehört, welche berufsmäßig Lohnarbeiten über- haupt nicht verrichten. (589.) | E

Es ift angängig, eine mit Erwerbsunfähigkeit ver- bundene Kranftheit als festgesteli anzunehmen, ungeachtet des Fehlens objektiver Mcrkmale für eine bestimmte Art der Erfrankung. (590) i: : Ls

Das Rechtsmittel der Berufung, wie es im § 77 des Jnvaliditäts- und Altersversicherungsgeseßes vorgesehen ist, seßt cinen Bescheid des Vorftandes der Versicherun gs- anstalt voraus, welcher als Enischeidung einer Spruchbehörde erster Jnstanz bestimmt ist, formales Recht zu schaffen. In dem Verfahren nah S 84 a. a. O. sind die unteren Ver- waltungsbehörden niht berufen, unter Abwägung der beiderseits beigebrahien Beweismittel einen an sich zulässigen neuen Antrag sahlich zu prüfcn, vielmehr haben sie nur dann, wenn ein erst vor kurzer Zeit rehtskräftig abgewiesenes Gesuch in äußerlich unzulängliher Weise, nämlih ohne eine Be- scheinigung, wiederholt wird, durch einen Vorbescheid den be- theiligten Amisstellen die nußlose Arbeit eines abermaligen förmlichen Rentenverfahrens zu ersparen. (591.)

Weiter enthält die Nummer noch folgende Bescheide und Beschlüsse:

Nur volle Kalenderwochen sind alsWo chen militärischer Dien sileistung anzurehnen. Militärishe Dienstleistungen, die in eine nah Eintritt der Jnvalidität liegende S fallen, sind ebenso wie Krankgeitswochen nah Eintritt der Fnoalidität oder Beiträge für derartige Zeiten für die Rentenvertheilung ohne Werth. (592.) : ;

Die Anfechtung einer nach dem Sißungsprotokolle über

die mündliche Verhandlung vor dem Schiedsgericht erklärten Zurücknahme der Berufung ift an sih zuläsfig und kann darauf E werden, daß der Vorgang unrichtlg dele “sei ( 380 s. 2 dec Zivilprozeßordnung). Die Entscheidung darüber, ob die Zurücknahme in der That nicht in verbind- liher Weise erfolgt sei, gebührt dem S iedsgeriht; auch ift E im geordneten Verfahren zur Sache zu verhandeln. (593.

In dem nihtamtlihen Theile ist mitgetheilt, daß der Königlich preußishe Minister der öffentlichen Arbeiten unter Hinweis auf das an die Vorstände der gewerblichen und land- wirthschaftlichen Berufsgenossenshaften und der Jnvaliditäts- und Altersversicherungsanstalten erlassene Rundschreiben des Reichs-Versicherungsamts, betreffend das Zusammenwirken der Einrichtungen des Vaterländishen Frauenvereins mit den Organen der Arbeiterversiherung, vom 29. Mai 1897 die zu- ständigen Behörden ersucht habe, etwaigen seitens der Verbände, Zweig- oder Hilfsvereine des Vaterländischen Fern im Sinne jenes Rundschreibens hervortretenden Wünschen und Vorschlägen, soweit dabei die staatlihe Unfallversiherung und die Interessen der für die staatlihen Betriebe errichteten Betriebs- und Bau-Krankenkassen betheiligt seien, auch ihrer- seits thunlichst entgegenzukommen. Ferner ist ein Gutachten des Professors Dr. Kast in Breslau, betreffend einen dur ch starke Anstrengung des Herzens verursachten Todes- Fall veröffentlicht.

Der am hiesigen Allerhöchsten Hofe beglaubigte E russishe Botschafter Graf von der Osten-Sacken hat si nah St. h ari A begeben. Für die Dauer seiner Ab- wesenheit fungiert der Botschafts-Rath Graf Pahlen als Geschäftsträger.

Der hiesige Königlich württembergishe Gesandte Freiherr von Varnbüler hat Berlin mit Urlaub verlassen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich sähsishe Wirklihe Geheime Rath Dr. von Heerwart ist mit Urlaub von Berlin abgereist.

Wilhelmshaven, 3. August. Die 3. Division des IT. Geshwaders ist heute Vormittag unter dem Kontre- Admiral Falk ann formiert worden, welcher seine Flagge auf dem Panzerschiff Hildebrand hißte.

Baden.

Der „Karlsruher Zeitung“ zufolge hat Seine Königliche Hoheit der Großherzog an den Geier der Jnfanterie, Freiherrn Röder von Diersburg, den Präsidenten des 18. Abgeordnetentages des Badischen Militärvereins, welcher am 31. v. M. in Wertheim zugleich mit dem Krieger- feste des Taubergaus und der Enthüllung des Denkmals für den Kaiser Wilhelm I. abgehalten wurde, das nachstehende Schreiben gerichtet:

Lieber General der Infanterie Freiherr Röder von Diersburg ¿. Z. Wertheim a. M.

Wie gerne würde ih zum 1. August nah Wertheim kommen, um mich an dem 18. Abgeordnetentage des Badischen Militärvereins- verbandes zu betheiligen. Ich betrahte es als eine ernste Prüfung, fern von Ihnen bleiben zu müssen, und fühle daher um so mehr das Bedürfniß, den Theilnehmern an dem Abgeordnetentage einen Gruß aus treuem Herzen zu senden. Jch ersuhe Sie, allen Vertretern der Landeévereine Folgendes auszusprechen :

Von Herzen dank2 ih für die vielen Bethätigungen der Liebe, die Sie mir im vergangenen Jahre so reihlich bekundet haben. Ich wiederhole diesen Dank um fo lieber, als ich an solchen Kundgebungen treuer Gesinnung stets erkenzien konnte, daß dieselben auf der un- ershütterlihen Grundlage des geshworenen Fahneneides beruhen. Diete Grundlage erkennen wir alle in ihrem wahren Werthe, da wir die Schule des Heeres als ein Bildungs- und Er- ziehung8mittel kennen gelernt haben, das uns befähigt, die Aufgaben des bürgerlichen Lebens mit der Hingebung treuer Selbstverleugnung zu erfafsen, welche jede Arbeit mit Erfolg krönt. Mit Treue und Muth erlangen wir die Kraft zur Bekämpfung fo mancher Versuche, die Ordnung des Staats, den Segen der Familie zu zerstören. Solcher Kampf muß zum Frieden führen, denn er hat als ehrenvolles Ziel die S von Recht und Sicherheit.

Fn solher Gesinnung bewährt sih au der Wille, für Heimath- land und Reich mit ganzer Treue einzutreten. Nicht nur, wenn der Ruf „Zu den a ershallt, sondern au, wern es gilt, patrio- tischen Geist zu bekennen, muß der treue Bücger dafür efnzustehen wissen. Die Interessen des Reichs und des Landes dürfen wir uns nie im Gegensaß denken; wo es gilt, das Ansehen des Reichs in der Welt zu \tärfen, muß das Land da!ür einstehen zum eigenen Schuß. Halten Sie Alle fest an dieser Pflicht der Einigung, welche alle Tren: nungêversuche aus]chließt. : E

Fch vertraue au fortan auf Ihre erprobte Gesinnung, die Sie im Kriege und bisher auch im Frieden bewährten und womit Sie Sih stets als treue Krieger bethätigen werden. :

Bringen Sie diese meine wohlgemeinten Mahnungen in Ihre beimatblihen Kreise und verbreiten Sie in denfelben den Geist patriotischer Hingebung, der unserem Heimathiande Segen und Frieden bereitet !

Ihr stets woblgeneigter Friedrich.

Oesterreich-Ungarn.

Das ungarishe Unterhaus erledigte gestern die Spezialberathung der Vorlage, betreffend die Zudckerprämien, und nahm die von dem FinanzMinister vorgeschlagenen Ab- änderungen an.

Großbritannien und Frland.

Im Oberhause erklärte gestern der Premier - Minister Marquis von Salisbury, dah zur Entschuldigung der Ver- zögerungen bei den griehish-türkishen Fciedensverhandlungen vielerlei anzuführen sei. Wenn es sih nur um ein Arrange- ment zwischen dem Sieger und dem Besiegten handelte, so würde ein solhes wahrscheinlich {on herge tellt sein. Da aber das von der Türkei eroberte Gebiet Griehenland dura ein internationales Abkommen zugewiesen worden sei, so hätten

auch andere Mächte außer Griechenland mitzusprechen. Es handle si darum, die Nichtrückgabe Thessaliens an die Türkei mit dem Rechte des Sultans auf Sicherstellung gegen Einfälle in Einklang zu bringen. Er glaube, es sei jeyt dahin ge- kommen, daß der Sultan eingewilligt habe, die strategische

Linie anzunchmen und Thessalien an Griechenland zurücfzugeben; es bleibe nur noch das Recht der Türkei auf eine Entschädigung; die Zahlung dieser Entschädigung durch

Griechenland sei mit vielen Schwierigkeiten verknüpft. Die

türkishe Regierung habe vorgeschlagen, daß ftrategische Punkte beseßt eman werden sollten, bis die Entschädigung gezahlt sei. könne noch nicht sagen, wie die Entscheidung der Mächte ausfallen werde, denn die Sache sei gewissermaßen noch Gegenstand einer Kontroverse. Dazu komme die shwierige Frage der deutschen Bondzinhaber. Er glaube nicht, daß Europa die internationale Pflicht obliege, für Bezahlung der deutschen Bondsinhaber Sorge zu tragen; aber jo g die deutschen Bondsinhaber nicht bezahlt seien, werde der Kredit Griechen- lands auf dem europäishen Markt ein äußerst geringer fein. Eine Kontrole der griechishen Einnahmequellen werde un- vermeidlih sein, falls Geld zur Befriedigung gerechter An- sprüche an Griechenland zu beschaffen sei. Die Unterhandlungen in dieser Richtung seien noch nicht weit vorgeschritten und könnten noch Ursache einer bedeutenden Verzögerung sein, er gere aber, daß ein befriedigendes Ergebniß in Aussicht

ehe. Was Kreta betreffe, so hätten die Mächte allgemein das Gefühl, daß es nußlos sei, definitive Arrangements zu treffen, bis die wihtigere Frage des Friedens\chlusses zwischen Griechenland und der Türkei geregelt sei.

Im Unterhause rihtete Sir Edward Gourley die Anfrage an die Regierung: ob die Kündigung des Handels- vertrags mit dem deutschen Zollverein England in den Stand seße, auch denjenigen Schiffen Zölle aufzulegen, die, in England gebaut, vielfah an deutshe Rheder verkauft und zollfrei in englishen Häfen zugelassen würden. Der Erste Lord des Schagamts Balfour erwiderte: die Regierung habe Deutschland den Wunsh angedeutet, wegen eines neuen Handelsvertrags zu unterhandeln. So lange die Verhandlungen niht beendet seien, sei es verfrüht, eine Anficht über die Wirkung auszusprehen, welche das Ab- laufen des Vertrags auf die E haben könne. Der Parla- ments-Sekretär des Aeußern Curzon erklärte: das britische Protektorat über die Jnjel Palmyra sei hon im Mai 1889 erklärt worden. Die Beseßung werde aufrecht erhalten werden. Es wäre unnöthig gewesen, den Mächten oder Hawaii hiervon Mittheilung zu machen.

Frankreich.

Der Práäsident Faure ist gestern von Valence in Orange

eingetroffen. Abends wurde daselbst ihm zu Ehren in dem antiken Theater von Mitgliedern der Comédie française eine große Vorstellung A Der Präsident wurde von den Zuschauern, deren Zahl 10 000 überstieg, lebhaft begrüßt.

Rußlaud.

Zur Begrüßung JZhrer Majestäten des Deutschen Kaisers und der Deutschen Kaiserin werden, wie „W. T. B.“ meldet, Abordnungen der deutschen Kolonien in Riga, Reval, Moskau, Warschau und Odessa in St. Peters- burg eintreffen.

Jtalien.

Die „Agenzia Stefani“ veröffentliht einen Bericht, welchen die überlebenden Offiziere der Expedition Bottego an die italienishe Geographische Gesellshaft erstattet haben. Hiernach ist die Expedition am 22. Februar 1895 von Sancurar aufgebrochen, hat Vollamo berührt, den Pogadesee besucht und ist am 1. Juni 1896 nah Omo gekommen. Jnfolge dec fortwäh- renden Kämpfe mit kriegerishen Stämmen mußte die Expe- dition die Monate Juli und August 1896 am Rudolf-See zu- bringen. Zu dieser Zeit verließ Dr. Sacchi die Expedition unter Mitnahme der bedeutenden mineralogishen und zoolo- gishen Sammlungen, um sich nach Lugh zu begeben. Die Expedition erreichte dann das äthiopische Hochplateau, machte in Sajo Halt und richtete ein Schreiben an den Gallahäupt- ling Degiasmacc. Infolge der freundlichen Versicherungen dieses Häuptlings rückte die Expedition weiter vor und kam am 16. März 1897 in der Nähe von Gabo an. Troß seiner freundlichen Betheuerungen ließ der Häuptling die Expedition von seinen Soldaten umzingeln. Um fich einen Weg zu bahnen, mußte die Expedition sich in ein Gefecht einlassen, bei welchem sie 60 von ihren 86 Mitgliedern verlor, darunter Kapitän Bottego. Die Ueberlebenden wurden ge- fangen genommen und mußten vielerlei Leiden erdulden. Am 6. Juni 1897 wurden die Ueberlebenden auf Befehl des Negus N geschickt, wo sie am 22. Juni eintrafen und dem Major Nerazzini übergeben wurden. Die Dokumente der Expedition sind gerettet worden, nur die Sammlungen, welhe Sachi anvertraut worden waren, find verloren gegangen; Sacchi scheint bei einem Streifzuge am Ambara fallen zu sein. E :

Die „Tribuna“ berichtet über eine lange Unterredung mit dem General Baratieri betreffs der Schlacht bei Adua, in welcher dieser ausgeführt habe, daß sih damals alle anwesenden Generale einstimmig für den Angriff ausge- prochen hätten, während die ganze Verantwortlichkeit für die Schlaht auf ihn allein zurüdcgefallen sei. Andererseits seien die Berichte über die s{hwierige Lage des Heeres Menelik’s durhaus zutreffend gewesen, und wenn man mit dem Angriff noch zwi Tage gewartet hätte, so würden die italienishen Truppen einen glänzenden e errungen haben. Der General Baratieri habe seine Aeußerungen mit der Erklärung geschlossen, daß er im Begriff stehe, ein Werk über diese Vorgänge herauszugeben, in welchem er niemand an- greifen, aber auch niemand schonen werde.

Spanien.

Infolge neuerdings erlassener E hinsichtlich der Lebensmittelsteuer haben, wie „W. T. B.“ aus adrid meldet, die Gewerbetreibenden und Kaufleute innerhalb der Bannmeile von Madrid ihre Geschäfte geschlossen. Einige Versuche, Unruhe zu stiften, seien sofort unterdrückt und Vor- sichtsmaßregeln gegen etwaige Wiederholungen getroffen worden.

Portugal.

Aus Lissabon wird der „Agence Havas“ berichtet, daß die Meldungen über cine unruhige Bewegung in Portugal jeder Begründung entbehrten. Allerdings habe die Regierung einige Vorsichtsmaßregeln getroffen, doch sei die Ordnung nirgends gestört worden, und es lägen keine Anzeichen dafür vor, daß eine solhe Störung zu erwarten fei.

Türkei.

Aus Konstantinopel meldet das Wiener „Telegr.- Korresp.-Bureau“, daß die Botschafter die Antwort auf die in der leßten d seitens der Pforte beantragten Ab- änderungen einiger Punkte des Präliminarvertrages abgefaßt und übergeben hätten. Die nächste Sißung in Tophane

finde heute statt.

Der bulgarisché dipl omatishe Agent hat bei der Pforte den Antrag gestellt, dieselbe möge gert, daß ¿wei bulgarische Vertreter behufs Abschlusses Konvention üder die Rechte der Handelsagenten nach Konstantinopel kommen dürften. E :

Zu Ele der deutschen und österreihishen Aerzte sowie der deutshen Shwestern, welhe zur D e der Verwundeten dorthin gesandt sind, fand, dem „W. T. B.“ zu- folge, geftern im Yildi Ki osf ein Diner statt, an dem der Ober-Zeremonienmeister nir Pascha, der Chef der Militär-

hall Schakir Pascha, der Divisions-General von

Pascha, der erste Dragoman der deutschen Botschaft

Testa, der Hauptmann Morgen, der österreichisch - ungarische

Militär - Attahé Oberst - Lieutenant Freiherr von Gieël und

der Legations-Sekretär Otto theilnahmen. Jn einer Audienz,

welche sich an das Diner anschloß, drückte der Sultan den

Aerzten und Schwestern seinen Dank für ihre auegezeichneten Dienste aus und beschenkte dieselben reich.

Serbien.

Wie dem „W. T. B.“ aus Belgrad mitgetheilt wird, haben si die Einfälle der Arnauten seit dem 28. v. M. nicht erneuert. Seitens der Türken sowie der Serben seien alle Maßregeln zur Wiederherstellung der Ruhe an der Grenze getroffen worden.

Schweden und Norwegen. Das Storthing hat, nah einer dem „W. T. B.“ zuge- angenen Meldung aus Christiania, dem Antrage der riffommission gemäß folgende Zollsäße angenommen : Lein- wand 40 Oere für das Kilogramm, Fischgarn 12 Oere, un- gebleihtes Baummwollengarn 10 Oere, sammetgewebte Stoffe, darunter Plüsh, 125 Dere, gedruckte Baumwollenwaaren 110 Oere, Blumenzwiebeln 25 Oere, frishe und getrocknete

Blumen 300 Oere, gesalzenes Fleisch 10 Dere. Das radikale Mitglieo des Storthing Sigurd Blekastad

ist am 31. v. M. gestorben.

Dänemark.

Die Kaiserin-Wittwe von Rußland, der Groß- Fürst Michael, die Großfürstin Olga sowie der Prinz Johann zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücks- M find, wie „W. T. B. meldet, an Bord der Yacht „Polar

stern“ gestern Nachmittag vor Dragoer eingetroffen, bis wohin ihnen der König von Dänemark auf seiner Yacht „Danebrog““ entgegengefahren war. Die Höchsten Herrschaften sezten von Dragoer die Fahrt an Bord des „Danebrog“ fort und trafen Nachmittags um 3 Uhr in Kopenhagen ein.

Amerika.

Das „Neuter'she Bureau“ erfährt aus Buenos Aires, daß die Mitglieder des revolutionären Comités in Uruguay nach Montevideo abgereist seien, um über den Abschluß des Friedens zu verhandeln.

Usien. Eine Depesche des „Reuter schen Bureaus“ aus Mala- kand meldet den Entsaß des Forts TschaTdara.

Die Angelegenheit Gangadhar Tilak”s, des eingeborenen Mitglieds des Geseggebenden Raths, dessen Verhaftung wegen Aufceizung zur Unzufriedenheit vor einigen Tagen gemeldet wurde, ift vom Polizeigerißt dem Geshworenengeriht über- wiesen worden.

Arbeiterbewegung.

Aus Stettin wird dem „Vorwärts*" beriGtet, daß nun auch die Arbeiter ‘der zweiten Oelmüble, in der ein Ausstand au®- gebrohen war, zur Arbeit zurückgekehrt, nahdem ihre Forderungen bewilligt worden find (vgl. Nr. 175 u. 178 d. Bl.).

Aus Altenburg wird der „Köln. Ztg.“ telegraphiert : Die Ver-

bandlungen der [eßten Tage über Beilegung des Ausstandes im Meuselwiyer Kohlenbezirke führten zu befriedigendem Er- gebniß. Man nahm an, daß die Wiederaufnahme der Arbeit auf allen Werken geftern erfolgen werde. __ Aus Delmenhorst wird der „Weser-Ztg.“ über den Ausstand in der Norddeutschen Wollkämmerei und Kammgarn- spinnerei (vgl. Nr. 169 d. Bl.) geschrieben, daß ein Vermitt- Iungsversuh des Bürgermeisters Münzebrack vergeblich war. Die Arbeiter haben durch Zettelabstimmung die Fortseßung des Ausftandes beschlossen. Geftern Morgen Haben fich nur etwa 40 Perfonen an der Wollkämmerei zur Arbeit gemeldet, welhe fich auf die einzelnen Abtheilungen, als Sortierung, Wäscherei, Spinnerei, Weiferei, Zwirnerei, Doublierung u. \. w. vertheilen, fo- daß auf jede durds{nittlid 4 Mann kommen eine Zahl, die na- türlich zu dem großen Betriebe außer Verhältniß steht. Nur die Arbeiter der stätte und die Hofarbeiter, im Ganzen vielleibt 150, arbeiten weiter. Wie „W. T. B.* meldet, hat die Gesellschaft gestern den Betrieb überhaupt eingestellt.

Aus Berlin berichtet der „Vorwärts“, daß der Ausstand in der Tes Rer S “ne M T enr s Louis Grunauer u. Co. eine Vereinbarung mit dem Arbeitgeber beigelegt worden ist. (Val. Nr. 173 und 174 d. Bl.) N E

Aus Triest wird dem „Wolff'chen Bureau“ zur Ausftands- bewegun gemeldet: In dem Ausstand der Bäckergesellen hat sih ni geändert. Das Militär sollte gestern Nachmittag an- sangen, an Stelle der Ausständigen zu arbeiten. Die Stadt ift zunähft noch mit Brot versorgt. Auh in mehreren Fabrifbetrieben Haben die Arbeiter die Arbeit eingettellt, darunter auh die gesammie Arbeitershast des Stabili- mento tecnico. Di: Gesammtzahl der Ausständigen beträgt 2300. Der größte Theil von ihnen hat die Arbeit niedergelegt, um Fr die Sre ais u res ee SERe zu demon-

teren, ie erforderlihen Sicherheitêmaßregeln find getreffen worden. (Vgl. Nr. 179 d. Bk.). l n a

Kunst und Wissenschaft.

„Zum Rektor der hiesigen Königlichen Friedrih-Wilhelm#s- Universität für das Studienjahr 1897/98 is gestern Nahmittag S den ordentlihen Professoren der Hohshule Professor Dr.

gere gewählt worden. Die Wablen der Dekane dex einzelnen Ba ultâätea hatten folgendes Resultat: Theologishe Fakultät: Pro- effsor D. Pfleiderer; juristishe Fakultät: Geheimer Justiz-Rath R oe et P eraice; medizinische At : Geheimer Msinal- Lat - Deubner; philofophishe Fakultät: Geheimer Megierungs-Rath Profesor Df. ale pou Eid

Im Seminar für orientalishe Sprachen zu Berlin wérden im Winter-Semefster 1897 folgende Vorlesungen von kokonialpolitishem Interesse stattfinden:

Guzerati. 1) Dienstags, Donrerttags, 6—7 Uhr, Herr Va cha.

2) Praktishe Uebungen in Ouzerati: Montage, Mittwochs, Freitags, 6—7 Uhr, Herr Vacha.

H Neuarabisch mit besonderer Berücksichtigung des Dialekts von

yrien.

1) Zweiter Kursus: täglich 8—9 Uhr, Herr Prof. Dr. Hartmann. i

9) Anfänger-Kursus : täglih außer Mittwohs, 9—10 Ukr, Herr Prof. Dr. Hartmann. : :

3) Uebungen der Selekta im Erklären und Abfassen von öffent- lien und privaten Urkunden in neuarabisher Sprahe: Mittwochs, 10—11 Ukr, Herr Prof. Dr. Hartmann. i

4) Geographie und moderne Geschihte Syriens: Mittwos, 9—10 Uhr, r Prof. Dr. Hartmann.

1) Prafktishe Uebungen mit besonderer Berüdlsichtigung des Dialekts von Syrien: täglih, außer Sonnabends, 95—7 Uhr (5 bis 6 Ubr für den zweiten Kursus, 6—7 Uhr für den Anfänger-Kursus), Herr Amin Maarbes. ;

Neuarabisch mit besonderer Berücksichtigung des Dialekts von Egypten. ; :

1) Zweiter Kursus : Dienstags, Mittwochs, Donnerstagë, Sonn- abends, 9—10 Uhr, Herr Dr. Fischer.

x E in noch zu bestimmenden Stunden, Herr Dr. Fifcher.

1) Praktische Uebungen mit besonderer Berücksichtigung des Dialekts von Egypten : täglih außer Sonnabends, 5—8 Uhr (5—6z Uhr für den Anfänger-Kursus, 64—8 Uhr für den zweiten Kursus).

2) Sr ibäbunaen: Montags, Freitags, 4—5 Uhr.

Neuarabisch mit besonderer Berücksichtigung des Dialekts von Marokko. :

1) Zweiter Kursus: Mittwochs, Donnerstags, Freitags, Sonn- abends, 8 bis 9 Uhr, Herr Dr. Fischer. i

9) Anfänger-Kursus : Dienstags, Mittwochs, Donnerstags, Frei- tags, 12 bis 1 Uhr, Herr Dr. Fischer.

3) Geographie und neuere Geshihte Marokkos: Sonnabends, 10 bis 12 Uhr, Herr Dr. Fischer.

1) Praktis@e Uebungen mit besonderer Berücksichtigung des Dialekts von Marokko: täglich außer Sonnabends, 5 bis 8 Uhr (5 kis 64 Uhr für den Anfänger-Kursus, 64 bis 8 Uhr für den zweiten Kursus), Herr Sid Gilani Schirkawi.

2) Schceibübungen: Montags, Donnerêtags, 4 bis 5 Uhr, Herr Sid Gilani Sthirkawi. : i

Neuarabis{. Einführung in die heutige arabishe Schrift- s (Forisepung): Diensêtags, 8 bis 9 Uhr, Freitags, 9 bis 10 Uhr,

err Dr. Fischer.

Suaheli. 1) Anfänger-Kursus: täglich 8—9 Uhr, Herr Dr. Neuhaus.

2) Zweiter Kursus : täglich außer Mittwohs und Sonnabends, 9—10 Ubr, Herr Dr. Neuhaus. :

3) Ost-Afrikas Handel und Verkehrêwesen: Mittwohs, 9—10 Uhr, Herr Dr. Neuhaus.

4) Kolloquium über die deutshen Schußgebiete in Afrika: Sonn- abends, 9—10 Uhr, Herr Dr. Neubaus.

1) Erklären und Abfafsen von öffentlihen und privaten Urkun- den: Mittwochs, 10—11 Uhr, Herr Velten.

9) Praktishe Uebungen im Suaheli: täglich außer Sonnabends 5—7 Übr (5—6 Uhr : für den Anfänger-Kurjus, 6—7 Uhr für den ¡weiten Kursus), Herr Velten.

3) Schreibübungen: Montags, Mittwochs, Freitags, 4—5 Uhr, Herr Velten.

Herero. Anfang8gründe: Dienstags, Freitags, 10—11 Uhr, Herr Velten.

Qausse Herx Dr. Lippert, beauftragt mit den Geschäften eines Lektors des Haussa, d. Z. abwesend auf einer wissenschaft- lichen Reise.

1) Mathematische Gcundbegriffe und Einführung in das Studium der sphärishen Astronomie und Erdphysik (erster Theil): Dienstag, Freitags, 12 bis 1 Uhr, Herr Professor Dr. Güßfeldt.

2) Praftishe Uebungen mit Instrumenten, welhe den aftronomis- {cen Ortsbestimmungen und topograpbischen Messungen auf Reisen dienen : Mittwochs, 12 bis 2 Uhr, Herr Professor Dr. Güßfeldt.

Herr Assistent Schnauder wird auf dem Gebiet des Königlichen Geodätischen Instituts bei Potsdam die praktischen Uebungen leiten, soweit die Witterungsverhältnifse des Winters dies gestatten.

__ Ueber Tropenbyziene, verbunden mit Demonstrationen und prafk- tishen Uebungen: Mittwochs, Freitags, 4 bis 5 Uhr, Herr Stabsarzt Dr. Steinbach (in Vertretung).

Ueber die wichtigsten tropishen Rußpflanzen und deren Ver- wendung, mit Demonstrationen : Montags, Donnerstags, 12 vis 1 Uhr, Herr Dr. Warburg. :

Landeskunde der deuts§en westafrikanishen Kolorien (Deutsch- Südwestafrika, Kamerun und Togo): Dienstags, Freitags, 4 bis 5 Ubr, Herr Dr. Dove.

Literatur.

Mar Ring, der bekanzte Erzähler, welcher am 4. August zu Schreiberhau in Schlesien seinen ahtzigsten Geburtstag begebt, hat foeben ein neues Werk, „Erinnerungen“ betitelt, abges{hlofsen. Das Buch, aus dem soeben einige Kapitel in der von Franzos herausgegebenen Zeitshrift „Deutsche Dichtung“ veröffentlicht werden, ers&zeint im Herbst d. I. im Verlage der „Concordia“, Deutschen Verlagsanstalt in Berlin.

Die woblfeile A tungdauogee von Georg Ebers’ ge- sammelten Werken (Stuttgart, Deutsche Verlags-Anstalt) schreitet rüstig vorwärts. Ursprünglich war diese Auegabe nur auf 105 Liefe- rungen berehnet, aber während ihres Erscheinens s{hrieb der Dichter eine Reihe weiterer Werke; auf Ersuhen zahlreiGer Sub- scribenten ents{chloß fich der Verlag daher, diese unter den leihen günstigen Bedingungen und in derselben guten [uéstattung den früheren Schriften hinzuzufügen. Nunmehr liegen die Lieferungen 106 bis 121 dieser erweiterten Gesammtausgabe vor ; sie enthalten den Roman „Kleopatra*, der si den nen egyp- tischen Kulturbildern ebenbürtig anreiht, und den Roman „Im Schmiedefeuer“, worin Georg Ebers wieder seine Meisterschaft in der lebendigen Vorführung von Gpisoden der älteren deutschen Kultur- geshihte bekundet. Dem gleihen Gebiet gehören an die Romane „Im blauen Hecht“ und „Barbara Blomberg*, während in dem den Schluß der neuen Folge bildenden Märchen „Die Unerseßlichen“ sich der Dichter auch als ein vortrefflier Humorist erweist. Georg Ebers? gesammelte Werke erscheinen in 135 Lieferungen zu je 60 S und es dur jede Buchhandlung auch jeßt noch nah und nach bezogen werden.

Die Berliner Thierärztlihe Wochenschrift, welche von Dr. W. Dieckerhoff, Dr. R. Schmaly und Dr. R. Lothes herausgegeben wird und im Verlage von Richard Schoey in Berlin NW. ersckeint, bat in der Nr. 30 vom 29. Juli d, I. fol- genden Inhalt: Peter: Hippologishe Streiflihter. Moebius: Koppen bet einer Kuh. Referate: Steeger: Behandlung von Gelenfwunden mit Sublimatstäben. Frick: Operative Beseitigung von Hornhauttrübungen. Ueber Tannalbin als Darmadstringens. Trasbot : Ueber Englisieren. Power: Keratom am Pferdehuf. Unverriht : Die Epilepsie. Senator: Ueber die Beziehungen zwishen Diabetes mellitus und insipidus,. Benedikt: Eine spezifishe Behandlung des Diabetes insipidus. Rleine Mitthei- lungen. Thierhaltung und Thierzucht : Scchweineversicherung unter Kreisgarantie. Tagesze\chihte: Bericht über die Frühjahrsversamm- lung des thierärztlihen Vereins im Reg.-Bez. Köslin. Verschiedenes. Oeffentlihes Veterinärwesen: Seuchenstatistik und Veterinärpolizei:

Thierseuchen in Deutschland pro 1. Quartal 1897, Fleishshau

und Verbreitung8wege der

und Viebverkehr: Infektionspforten Bücheranzeigen und Be-

Schweinetuberkulose, von Dr. Ströse. spre{ungen. Personalien, Vakanzen.

Laid- und Forftwirthschaft.

Die Deutsche Landwirtbschafts-Gesellschaft hat seit mehreren Jahren eine agrikulturhemishe Versuchsftation eingerihtet. In musterhafter Weise ausgestattet, hat dieselbe in rasher Entwickelung die Anstellung einer Anzahl von Assistenten nöthig gemaht, um ihrer Hauptaufgabe gerecht zu werden. Diese bestebt vor allem in der Bearbeitung der von der D. L.-G. eingeleiteten wifsenscaftliden Versu&e (Stallmist-, Kalk- und Gründüngunzs-Versuhe u. |. w.). Die Station übernimmt aber auch analytishe und sonstige chemishe Arbeiten aller Art gegen redit wobei indessen Kontrol - Analysen für Dünge- und uttermitte! sowie für Saatwaare ausgeschlofsen find. Demgemäß führt sie also die Untersuchung aller landwirthschaftlichen, milchwirthscaftlihen und gewerblichen Robstoffe und Erzeugnisse aus, so namentli die Untersuhung von ftädtiswen Abfallstoffen, Stallmist, Kompost, Erdproben, Fabrikations-Zwischenprodukten, Nähr- und Genußmitteln u. \. w. Des weiteren ertheilt fie auf Grund chemischer oder bakteriologisher Untersuhungen Gutachten und Auskünfte aller Art. Als ein wesentliher Theil des Gesammt. Organismus der D. L.-G. ift die Versuchsftaiion auch räumlich mit deren übrigen Abtheilungen in einem Hause, Berlin SW., Kochstraße 73, vereiaigt.

Ungarns Landwirthschaft.

Das Königlich ungarische statistische Bureau hat soeben den erften Theil der „Landwirthschaftlichen Statistik der Länder der ungarischen Krone“ veröffentlicht, in weldem die Hauptergebnisse der im Jahre 1895 durhgeführten statiftishen Erhebungen dargelegt find: Der „Pester Lloyd“ entnimmt der Statistik folgende gh E :

Die Gesammtzabl der Landwirthschaften beträgt in Ungarn mit Einsch{luß Fiumes 2 831 802, in Kroatien und Slavonien 579 884, also im Ganzen 3411686. Die Größe der Territorien berechnet ih für die sieben Kulturzweige in Ungarn mit Fiume, Kroatien und Slavonien nach Katastraljoten, wie folgt: Ackerfeld 23 276 347, Garten 748 845, Wiesen 5 751 625, Weingärten, bearbeitet, 385 730, Weingärten, unbearbeit-t, 190 763, Weide 7 302 869, Wald 15 617 380, Schilf 146 058. : : i

Gegenüber der Katasteraufnahme zeigt sh in Ungarn eine Zu- name des Ackerfeldes von 772 482, der Gartengründe um 48 481, da- gegen eine Abnahme der Wiesen um 224348, der Weingärten um 982 606, der Weiden um 84 483, des Waldes- um 214 808 Joch. Diese Veränderungen hängen mit dem Wechsel der Kulturen zu- sammen, sind aber bei der Abnahme der Weingärten auf die Vers beerungen der Phylloxera zurückzusühren. Welchen Umfang diese leßteren angenommen haben, erhellt daraus, daß in der Gegend des rechten Theiß-Ufers der Umfang der Weingärten von 44 315 auf 7034 Joch, demnach um §4,299 abgenommen haf, in der Theiß-Maros- Eke von 91 723 auf 25255 Joch, demnach um 72,48 9/0.

Werthvoll und neu find die Daten über die Form der Bewirth- shaftung, nämlich ob sich die Territorien in der Hand des Eigen- thümers, der Nuznießer oder von Pähtern befinden; hierüber giebt folgender Ausweis Aufschluß:

Bon den gesammten bewirths{afteten Territorien waren, na

Katastraljahren gerechnet, beim Eigenthümer Nußnießer Pächter

in Ungarn mit Einschluß Fiumes 41673 564 1492510 5670572 Kroatien und Slavonien . 6997884 107981 243816

Îotale 48671448 1600491 95914388

Der Thierbestand in den Ländern der ungarischen Krone is nah verschiedenen Zähljahren zusammengestellt. Demnach waren vorhanden

in Stücken:

: 1851 1869 1895 Pferde . 1975401 2158819 2282028 Maulthiere 53 911 3 266 191k Efel E 30 480 23 852

4491417: 52719193 6738257 10687837 15076997 8122681 1 069 700 572951 308 810 4958900 4443279 7330091 _ Auch die Obstbäume sind gezählt worden und ergaben in Ungarn mit Einschluß von Fiume 65 049 498, in Kroatien und Slavonien 12 937 077, demnach insgesammt 77 987 175 Bäume. Nach der Gattung stehen an erster Stelle Pflaumenbäume 40,11 Millionen, Aepfelbäume 1078 Millionen, Birnbäume 5,3 Millionen, Mcaulbeer- bäume 5,1 Millionen, Weich'elbäume 4,8 Millionen.

Auch die versicherten Objekte waren Gegenstand der Zählung und es ergab ih, daß gegen Feuershaden 809 988 Gebäude, betreffend Getreide und Futter aber 67 888 Wirthschaften versihert waren. Gegen Hagel waren nur 50 439 Wirthschaften afsecurirt.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Ueber die Erfolge der Haffkine’shen Schutßimpfung gegen Cholera (Haffkine: Á lecture on vaccination against Cholera, London 1895, und Anticholera Inoculation, Report to the Government of India, Calcutta 1895) wird în den E des Kaiserlichen Gesundheitsamts" Folgendes mit- getheilt :

Die von Haffkine in Indien angewandte Schußimpfung?methode gegen Cholera besteht darin, daß eine Rene ae A Ee lebender Choleravibrionen in zwei Sißungen unter die Haut gesprißt wird. Für die erste Injektion („T vaccin“) wird eine fehr abge- {chwächte, für die nach einem Zeitraum von 5 Tagen ausgeführte zweite („IT vaccin“) eine viel virulentere Cholerakultur benüßt. Die volle Wirkung einer jeden Einsprizung tritt nah 5 Tagen ein, sodaß uet M Individuum 10 Tage nach der ersten Injektion völlig geschüßt ift.

Im Ganzen wurden in Indien von April 1893 bis Ende Juli 1895 an 98 Octen 70000 Einsyrißungen bei 42 179 Individuen gemacht und zwar 1) bei 294 englischen Offizieren, 3206 englischen Soldaten, 6629 eingeborenen Offizieren und Soldaten, 2) abgesehen vom Militär, bei 869 Europäern, 125 Curasiern und 31 056 Indiern. Ein Druck auf die Bevölkerung wurde amtlicherseits nit ausgeübt, nur durch Ueberredung bewog man die Leute, sh impfen zu lassen. In ein- zelnen Orten machte man den Versuch, einen großen Theil der Bevölkerung zu impfen, einen anderen Theil, welcher unter gleihen Bedingungen lebte, unzeimpft zu laffen, um dann einen Vergleich zwischen geimpften und ungeeimpften Personen desfelben Ortes machen zu können. Cholera brach in der Zeit von 1 bis zu 459 Tagen nah der Impfung aus, und liegen sorgfältige Untersuhungen über den Erfolg des Ver« fahrens von seiten der betreffenden Zivil- und Militärärzte vor.

Die Resultate lasen sh in 3 Gruppen eintheilen und zwar 1) in ungünstige oder folhe, bei denen ein bestimmter Schluß nicht mögli war, 2) in solche, welche Vertrauen zu der Methode erwecken, und 2 7 gün de L

u dec ersten Gruppe gehören die in den Theeplantagen von Asffsam gemachten Beobachtungen. Die Kulis leben uet M ganz ifolierten AUNSEngen und stehea in keiner Berührung mit der ein- heimischen Bevölkerung. In allen diesen Fällen wurde nur mit dem ersten Vaccin geiwpft. Cholera brach in den Plantagen 1 bis 6 Monate nach der Impfung aus. Die zweite Impfung wurde erst nah der Cholerazeit gemacht. In Adam Tila kam unter 657 Nichtgeimpften kein Fall von Cholera vor, unter den 318 Geimpften dagegen 2 mit 1 Todes-

falle, In Chargola wurden unter 1007 Nichtgeimpften 3 Er-