1823 / 29 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

275 stes wartete dem Jubel-Paare eîne ganze Gesellschaft, in Kostümes vom Jahre 1773, feterlich auf; und manchen selbft jüngeren Perso- nen wollte bedünken , als hätte die elegante Welt, besonders des männlichen Geschlechtes, damals viel netter, zierliher und anständi- ger ausgeschen, als jeßt. Ein Pärchen hatte sich sogar herausgenommen, das Jubel - Paar selbst zu kopiren, und erschien in demselben An- zuge, in dem dieses sih hatre trauen lassen. Am folgenden Tage erhob sih der Fesizug von Kindern, Enkelú und Urenkeln , ge- {mückt zur Kirche, wo die beiden alten Leute von neuem für den Rest thres Lebens eingesegnet , und unter dem Donner s{we- ren Geschüßes, von den Fhrigen mit frischen Myrthen- bekränzt wurden. Das darauf folgende Mahl {loß ein- glänzender Ball, den das Fubel-Paar mit rüstiger Kräfttgkeit erdffnete, und bîs spät nach Mitternacht mit seiner Gegenwart erfreute.

ist im Zuchthause

Mün ster. Seit der Mitte des Jahres 1315 tf tm zu Münster die Einrichtung getroffen, daß jeder Sträfling zur Ar- beit angehalten, und insbefondere in cinem Handwerke unterrichtet wird, wodurch er in den Stand geseht wird, sich nach seiner Ent- lassung rechtlih ernähren zu können. Nur diejenigen, welche be- reits ein Handwerk erlernt, wovon im Zuchthause kein Gebrauch

emacht werden kann, z. B. Schneider, Glaser 2c. werden zur

Baummwollen-Spinnerei mit Maschinen, gebraucht.

Die übrigen Sträflinge werden ets

I. im Weben a) von Kattun und Gingham, b) von Dimity, c) von Tafel - Decken, d) von Leinwand, e) von Baumseide/ t) von Bett-Ueberzúgen, g) von Chamois, h) von Tuchdecken und Bî- ber, i) von Fries, k) von Fußteppichen, 1. im Spinnen a) von Schaafwolle, b) von Baumwolle, c) von Kuh-Haaren, d) von Flachs, e) von Sagett, Ul. in Tischler-Arbeit, 1V, in Schnei- der- Arbeit, V. in Verfertigung von Schuhen und Holzschuhen, Vi. im Stricken, und V. im Nähen unterrichtet, und V. eine angemessene Anzahl von Gefangenen wird mit Bauholz- Schneiden, so wie 1X. in der Färberei beschäftigt.

Was von 224 Gefangenen, in den Jahren 1320 und 1321 ver- fertigt worden ist, ergiebt die Anlage A. L „Feder Gefangene muß täglich ein, seinen Kräften angemessenes Tagewerk vollenden, und erhält für gelieferte gute Arbeit eine an-

emessene Belohnung, wovon ihm die Hälfte bis zu sciner Entlas- futta aufbewahrt wird, um daraus zuerst die zu dem erlernten Hand- werke erfoderlichen Geräthschaften und einiges Material anzuschaffen ; der Übrige Bestand aber wird der Orts - Polizei- Behörde, oder dem Sträfling eingehändigt.

Jeder Gefangene hat in den beiden Fahren 18320 Und 18321 65 Nthlr. 14 Gr. 5 Pf. verdient, und sind, außer den sämmtlichen Bekleidungen der Gefangenen, die erfoderlichen Fabrik - Geräth- schaften von den Sträflingen verfertigt, uad von diesen die noth- R Reparaturen an Gebäude - und den Umgebungs-Mauern

ewirkt.

Die in dieser Straf- Anstalt verfertigten Fabrikate sind von der Güte , daß solche allgemeinen Beifall und hinlänglichen Ab- saß haben.

Die täglichen Kosien für Bekleidung und Beköstigung

Zuchthaus-Gefangenen, betrugen i. d. J. 1820 U. 1821, tägl. 5 y

ü

A.

Fn den Jahren 1820 und 1821 wurde in der Kz, Zuchtha1 L

An Mulgarn s Handmaschinen-Garn Dochtgarn und Watten Strickgarn . Saîctt Woligarn Ats G Gezwirntem Sajett. (Gezwirntem Wollgagrn Tepvpichgarn Flachsgarn S Kattun und Gingham Kattunenen Tüchern Bettüberzügen i Kissen-Ueberzügen . Baumseide 4 Tuch Biber ug Oen DeCen - » Teppichen von Kuhhaaren Teppichen von Sajett Leinwand und Chamois Tafelgedeck E A 1171 E e e Br 225% Baumwollenen Strümpfen 2405 Socken e G 486 Müßen N 271 Sajett-Strümpfen 87 Wollenen Strümpfen 1568 Wollenen Soäen. 6209 Strümpfen von Linnengar 12 Wollenen Jaken und Röcken 31 Tischdecken Ï ; 10 O 2378 Paar. Bauholz wurde geschnitten 249091 L] Fuf, 1I. Fn Lohn für Auswärtige: R 565 Stúcd. Bekleidung für auswärtige Gefangene 75 Q On Le 184 Chahbracken : C ——— Leinewand 455 Ellen. Wollgarn 553 Pfund, Strümpfen 17 Paar.

8060 1910 1734 2374 10275

Ls k

1505

3571

16007

52627z Ellen. 1715 Stüd. 170 1(}1 747 Ellen. A S 100A s 145 StÚck. 5211# Ellen.

721

L 4 U. U

m R

E

u

0/03 time 52493

Paar.

Stúck. Paar.

Stúd.

L Wn Cm

arden

A G C U U

Jn nachbenannten Provinzen des Preußischen Staates waren die Getreidez Preise E

im Durchschnitt

pro Berliner Scheffel

cic D C Gil ; B "F E S HOS B A I E C0 SS Er Bi Weiz- | R0g- | Gex- | Ha- Weiz: | Rog- zen. | gei. | ste. | fer.

in Silber-Groschen

I T Sol t6i t A S ar Z07 |2

30S 12 T 13772 72357 1375 428 ‘1404

CY

n Preußen Posen Brandenburg Schlesien Sachsen Westphalen Rhein - Provinzen

R R I R E I RE E

Durchschnitt

Ö

è

l o r mij O} -

N

O. T2

o

C

[e

pl P02

und Pommern ) 207

O (Q

rij 2lto Ml

Wi

6, [372

N

B * R A R S E 1B V. 20 ( Mm N Eh

h R lr

Berlin, 5. März. Land-Frachtsäße, zu welchen, nach Angabe der Schaffner, verladen worden: der Centner nach Aachen 47 -Rthlr.; Breslau 15 Rthlr. ; Cottbus 1 Rthlr. ; Crossen F Rthlr.; Danzig 37 Rthlr. ; Düsseldorf 45 Rthlr. ; Elbing 34 Nthlr. ; Frankfurt a. M. 3? Rthlr.; Frankfurt a. d. O. 7 Rthlv.; Gr. Glogau 177 Rthlr.; Halle 15 Rthlr. ; Hamburg (in Golde) 15 Rthlr. ; Königsberg 47 Rthlr. ; Leip-

L F I 54:

L 0 O. 1

a 8 977

297 | 275 37s

Bri S G Ds B ALIORE C T S G A B A E S UTI Ra I M 1374 1295z1225 1565 |

zig 175 Nthlr. ; Liegniß 17 Rthlr. ; Lübeck (in Golde) 1 Rthlr. ;

Tagdeburg 14 Rthlr.; Marienwerder 42 Rthlr.; Nürnberg Zx Rthlr. ; Posen 13 Rthlr.; Prag 5 Rthlr.; Reichenbach 14 Nthlr. ; Nostock (in Golde) 12 Rthlr.; Stargard 1 Rthlr.; Stettin 175 Rthlr.; Stolpe 24 Rthlr.; Stralsund (in Golde) 25 Rthlr. ; Warschau 55 Rthlr.; Wien 6 Rthlr.

( kamen hier an sder Preis war pro Schfl.

Vom 1. bis j e iu G Ae

4. März

; (H EEUARIR E C CER N S I I zu ‘Lande xzu Wasser U zig. Schfl. | Wisp.[|Schfl.

a s G

07 61

zu Lande x zu Wasser. Nthl. | Sg. [Pf.f otto. leg. [Vf. 28 7 20 1 10 1

7 11

rA (7 1a

Weiben : . Roggen . Große Gerste Kleiné Gerste Cn rbsen

Linsen

12

1E

ffi

1 1 l 1 1 2

f

C ETCAE I M R M D M E

G L L, 1 G E S R E S E S S E na dati I, VROARIE E E t S Te Gere | Ha: Weiz: Ha- zet. E: 1 1E zen. fer. D C, I Ir U BCS T r R 1 BIRR M R. ‘do E S Oh C V pi F S E M I N E is, 7208 D 487 167 (137 =1497ck |30F 1475 5áF 1277 |205 115- 1545 1347 (19 54Ï 2272118- 1503 [30ièz 18 677 265 |207 625 |447z|7 247 49- 2572/2075 1597| 357 z| 2275 21 4011 19

Z1- !21- 1607

5 il 3 z

50¿ 27751165 1555 1407s 203 S

175 20 - 243

21S

Dl Ml pi

25E | 262

+o mrt mil O

[24751174 1545 1564 1275 l19#

O? I J ]

A ND,

KLntigiliche Vau d Es, Donnerst. 6. März. Im Opernhause, auf Höchstes| gehren: Der Barbier von Sevilla, Singsp. in 2 Abth von Rossini. Hierauf: Das schlechtbewachte Mädchen, |

let in 2 Abtheil., nach dem Französischen (La lille mal zuf | Mlle. Lemière wird als Lisette hierin wieder auftreten.

Freit. 7. März. Im Opernhause: - Der Arzt { Ehre, Trauersp. in 5 Abtheil., nah dem Spanischen de deron, von C. A. West.

Sonnab. g. März. Jm Opernhause: Nurmahal,! das Rosenfest von Kaschmir, lyr. Drama in 2 Abtheil! dem Englischen Gedicht Lalia Rúkh, des Th. Moore, v0! Herfklots, mit Ballets. Musik von Spontini.

Die Parquet-BVillets sind in Folge schriftlicher Mel gen bereits sämmtlich vergeben.

Meteorologische Beobachtungen. Barowmeter|Therm.[Hygr.[Wind.| Witterung

s Máârz A. Ry I/| 4+ T S.W. \trüb,Reg.,stürm.,na! 4. Máärz|F. 27° 25+ 93° |S.W. M.27° 2‘ |+ | 60° |S.W.

A. 27° 2/ |+ 37°] 62° |S.W

5. März!F. 27° 25/|-+ +1 69° |M.27° zè‘|+ | 71°

24

Gedruckt bei Hayn.

trütb,SonnenbL.,stürm-* Sonne, Wolken, str B. tritb, Negen, heftigerSW S. W. trüb,Reg.,Schnee,stürm! S, W. [trüb, Wind, Regensést

Nedakteur Heu

Al [lg emt

1s-Fahrif zu Múnster verfertigt. Für Rechnung der Fabrik: g Y E Ea 9100 Pfund - l ( 1) c f U il d.

29e Stúck. Berlin, Sonnabend den Zten März 1823.

l amtlihe Nachrichten. ' Kponitf des Tàgts.

Majestät haben geruhet, am 17. Febr. dem

i e Köni S N S orpoth: Adjutanteñ der 12ten Landwehr Brig., f seinem Ausscheiden den Charafter als Major beizulegen; d den Kapt. v. Schachtmey er dés Zten Inf. Regiments im Major zu befördern.

Der Justiz - Kommissarius Karl August Rosenberge®

ü Kalbe a. d. S. ist zugleich àls Notarius publicus im De-

ement des Ober - Landes - Gerichtes zu Magdebürg, mit veisung seines Wohnortes in Kalbe a. d. S., bestellt den.

Der bisherige Assessor bei dem Latd- Und Staädt-Gerichté Graudenz, Wilhelm Rüdolf Hau schteck, ist zum Jultiz- missárius bei dèm Ober - Landes-Gerichte zu Stettin, und Notarius publicus im Departement dlejes Kollegiums [f worden.

} Sè. Durchlaucht dèr Statthalter des Großherzogthums isen, Fürst Radziw it, ist von hier nah Pojen abgereist.

Zeitungs-Nachrichten.

2 E n d.

| Paris, 26. Febr. der vorgestrigen Sißung dèr Deputik- -Kammer begann diè Diskussion über den Geseß- Entwurf in tref der Erdffnung eines Kredits von 100 Millionen Fr. Der uf war diesem Tage außerordentlich groß, und schon um lhr Morgens wárèn alle Zugänge zu den öffentlichen Tribunen h Neugierigen beseßt, von denen später der größere Theil aus Ingel an Raum sich woieder wegbegeben mußte. Die vorbehal- n Tributien, die det Pairs und die des diplomatischen Korps ten überfüllt vol. Von den Ministern waren der der Finan- h der Justiz, des Jnneren, der auswärtigen Angelegenheiten, des seges und der Marine gegenwärtig. Um halb 2 Uhr wurde die hung eròôfnet und die Oiskusston begann. Y Herr Royer Collaëd, wie folgt: Das vorgeschlagene Gesetz t in seinem ganzen Umfange die Frage in sich/- oh der Krieg, dem man von uns Subsidienm verlangt, gerecht, nothwendig und heilhaft für die Ration sey. Jch erkenne volllommen die Vor- ile des äußeren Friedens; denen des inneren scheint mir jedoch Vorzug zu gebühren. Der eingestandene Zweck des be» chtigten Krieges i, einem Nachbarstaate die absolute Mo- hie aufzudringen, wodurch wir, abgesehen von den bösen aèn, die ein solcher Krieg nach sich ziehen kann, auch noch den Grundsäßen unserer eigenen Regierung zerfallen; denn welchem Grundsatze handelte Ludwig XVIII., als er sei- Völkern wiedergegeben ward? nach dem, daß die Könige | die Völker und nicht die Völker für die Könige geschaffen t. Er verlieh Frankreich die Charte; von der ganzen Revo- ott verstieß er bloß die Frrthümer und Verbrechen ; die Rechte Franzosen erkannte er alle an. Als wir vor 5zo Jahren bei rus, Zurch und auf so vielen andern Schlachtfeldern stegten, hah es etwa fúr den Wohlfahrts- Ausschuß oder für das Di- orium? Nein, woik vertheidigten bloß unsere Unabhängigkeit. Will M aber heute den beabsichtigten Krieg gegen die Spanische Na- W inen gerechten nennen, so war es jener, den uns das Aus- vor Zo Fahren machte, auch ; so_hatte dieses das Recht, unser d feindlich zu ÜÚberfallen, unsere Städte anzuzünden und unsere dék zu verheeren. Diesen Widerspruch, meine Herren, müssen der Nation, der es nicht an Gedächtniß fehlt, fühlen lassen. t leben in einer Zeit, wo die Völker aufgeklärter sind als die hélärtesten Regierungen, und wo sie die natürliche Folge der M'9e, auch wenn sîe ihnen entfernt liegt, klar erkennen. Da- der Widerwille, den die Nation gegen diesen Krieg hegt; sie h daß die angeführten Gründe für denselben, gegen sie mit ge- kt sind, da sie eigentlich gerade heraus sagen, daß die Regie- len allein natürliche, ewige, unverjährbare Rechte, die Völker gen nur erworbene Rechte haben, und daß, wenn jene diesen t zugestehen, se auh feine haben. Jh bin auch Franzose, le Herren, und eben deshalb widerseße ih mich einem Kriege, ranfreih wie Spanien bedroht, und stimme gegen das vor-

Magene Geseh.

a

j

gegen gestellt hat.

Herr de Bouvrdotnàáyè: Einerseit innig durchdrungen von der Nothwendigkeit, der Spanischen Revolution ein Ende zu machen, und andererseit Überzeugt, daß die Minister den Krieg nicht roóllen, weil sie diese Revolution nicht vernichten, sondèrn sie modificiren wollén; befinde ich mich in éiner hochst unangenehmen Lage. Soll ich der Regierung die verlangten Subsidien zu FÜh- rung dêès Krieges verweigern, oder den Ministern dadurch neue Mit- tel in die Hände geben , thr verderblichès System, die Spanische Konstitution zu ändern und den Spaniern die Chârte», welchè sîe nicht mdgen, aufzudringen? (Der Redner glaubt in der Vorenthal- tung aller officiellen Aftensiücke , und in dem Umstande dáß man die Spanische Regentschaft aufgeldö| habé und die royalistish ge- finnten Spanter zu entzweièn suche, ein sicheres Zeichen zu finden, daß man noch damit umgehe,mit den Kortes zu unterhandeln.) Gleich- wohl ; schließt ev ; heißt gegen den Geseß- Entwurf stimmen, #9 viel als gegen den Krieg stimmen; und den Krieg ausseßzen, heißt die Revolution fortpflanzen und ihren LTriumyh zusichern. Bei dieser Gefahr stimme ich für die Annahmé des Entwurfes. Heru vonLaborde sprach gegen dás Geseß und suchte zu beweisen, daß weder dié Régierung noch die Nation, sondern nur einige un- ternehmende Fesuiten den Krieg wollten. Hexr von Castelbajac vertheidigte den Geseß- Entwurf, beleuchtete die Svanische Revo- lution von thèem Anfange bis auf ihren gegenwärtigen Stand, hielt den Krieg dem Fnteresse Frankreichs angemessen, und {loß mit der Bemerkung, daß ein König, der im Exil den Wahlspruch Franz des Ersten : „Alles isi verloren, nur die Ehre nicht! // zu dem seinigen gemacht, am besten wissen weide, was die Würde seiner Krone erxheische. :

Der GLafFoy: Wer will denn Krieg? die Nation oder die Re- gierung ? Jene gewiß nicht, denn sie steht hon jeßt ihre Werkstätten, thre Manufakturen sich schließen, thre Fnduftrie verfallen, ihren Han- del darnieder liegen, ihre Retchthümer in die Hände Anderer überge- hen. Die Regierung eben so wenig, denn warum wäre sie sonst seit den Begebenheiten des 7. Jul. bis heute noch immer unthätig geblie- ben? warum hätte sie dem Herrn von Montmorency, dem Hers z0geé von Verona (Héftiges Murren zur Rechten, lautes Geläch- ter zur Linken) das Portefeuille entzogen? Warum hätte sie noch iúngst das Fort Urgel durch die Konftitutionellen nehmen lassen? Wer sons will denn aber den Krieg? eine verborgene mächtige Par- tei, die den Einfluß der Minister shmälert, und ihnen seit bereits 6 Monaten eine schwankende Politik vorgeschrieben hat, und deren Anhängern es endlich noch gelingen wird, den Krieg unvermeidlich zu machen. (Der Redner entwarf hierauf ein höchst trauriges Bild der Gefahren, die Frankreich, im Falle eines Krieges, von Seiten Spaniens und Portugals drohen würden, und wodurch der Zweck des Feldzuges verfehlt werden würde, bis endlich, nah man- chen schmerzlichen Verlusten, ein Rückzug das tolle und strafbare Unternehmcn würdig beschlicßen werde.)

Der Graf von Villèle: (Allgemeine Neugierde, tiefe Stille.) Die einzige Frage, um die es sih handelt, ist dic: „Fs der gegenwärtige Zustand Spaniens mit der Ehre und Sicherheit Frankreichs vereinbar? „Der König sagt nein; die Opposition be- hauptet das Gegentheil, ohne jedoch das Mindeste für diese Met- nung anzuführen; und gerade hieraus ziehe ih den Schluß, daß die Frage nicht anders entschteden werden könne, als die Regie- rung ste entschieden hat. Wir haben nichts unversucht gelassen, um den Krieg zu vermeiden: der König selbst hat es Fhnen gesagt. Man hat mir den Vorwurf gemacht, daß wenn ih jeßt, nahdem ich früher für den Frieden gestimmt, mich für den Krieg erkläre, ich solches bloß deshalb thue, um meinen Posten zu behalten. M. H., wenn ich nicht die moralische Verantwortlichkeit dieses Krieges zu Übernehmen im Stande zu seyn glaubte, so würde ih es mir zur Ehre rechnen, als friedliebender Minister meine Entlassung nachzusuchen. Jch halte noch jeßt, wie vor einigen Monaten, dafür, daß der Friede hundertmal besser sey, als der glücklichste Krieg ; aber ich ziche den Krieg der Schande, ich ziehe thn einem nur scheinbaren Frieden vor, der den theuersten Fnteressen Gefahr droht. Man hat behauptet, daß cin Krieg mit Spanien, unsern Handel gänzlich vernichten werde. Diese Behauptung ist aber eben so ungegründet oder mindestens übertrieben, als die, daß Franfk- reich Spanien die Charte aufdringen wolle. Nein, m. H., einen o tollen Gedanken hat Frankreich nie gehegt; dies hieße auch den Stolz des Spanischen Volkes seltsam verkennen. Die Vor!egung der diplomatischen Aktenstücke, welche man von uns verlangt, wür- de, wenn sie überhaupt thunlich wäre, jene Angabe nur bestätigen. Sie würde bewcisen, daß man unsern versdhnenden Foderungen, die himpflihsten Bedingungen, unter denen Frankreichs Deputir- te nimmermehr die Erhaltung des Friedens wünschen kdnnen, ent- M. H., mein Gewissen sagt mir, daß der Kd- nig und Frankreich sich keinen Vorwurf zu machen haben. Der Friede ist dem Kriege vorzuziehen, aber er muß mit der Ehre ver- E seyn, und nicht größere Besorgnisse erregen, als der Krieg etbil.

Nachdem Hr. Basterréche noch eine lange Rede gegen den Geseh-Entwurf gehalten, wurde die Sißzung um 6 Uhr aufgehoben.