1884 / 139 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 16 Jun 1884 18:00:01 GMT) scan diff

Io 139. 139.

S | Erfte Beilage zuu Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Montag, den 16. Juni

1884.

F Nichtamtliches.

| Preußer¿ Berlin, 16. Juni. Jm weiteren Ver- use der vorgestrigen (32,) Sißung des Reichs- iges hega,nn das Haus die erste Berathung des Entwurfs ‘ines Gese'se8, betreffend die Verwendung von Geld- gitteln aus Reichsfonds zur Einrichtung und snterhaltung von Post-Dampfschiffsverbindungen zitüberseeishen Ländern. Dieser Geseßentwurf lautet :

/

D f Der Reichskanzler wird ermächtigt, die Einrihtung von

mäßigen Post-Dampssciffsverbindungen zwischen Deutschland

q T gseits und Ostasien bezw. Australien andererseits auf eine

G T r bis zu fünfzehn Jahren an geeignete Privatunternehmungen

n Fhertragen und in den hierüber abzus{ließenden Verträgen Bei-

er fe bis zum Höchstbetrage von jährlich vier Millionen Mark

fn (00000 M) aus Reicsmitteln zu bewilligen.

e d 2, Die nach §. 1 zahlbaren Beiträge sind in den Reichs-

t suthalts-Ctat einzustellen.

d 2A in Aussicht genommenen Dampferlinien follen folgenden aben:

M Für den Verkehr mit Ostasien:

a, eine Hauptlinie von der Elbe oder Weser (Hamburg oder Freien) nach Hongkong , über Rotterdam bezw. Antwerpen, Neapel, Port-Said, Suez, Aden, Colombo, Singapore ;

b, eine nie zwishen Hongkong und Yokohama über Shanghai, Nagasaki und einem noch zu bestimmenden Hafen in

ed,

9) Für den Verkehr mit Australien :

a, eine Hauptlinie von der Elbe oder Weser (Hamburg oder remen) nah Sydney über Neapel, Port-Said, Suez, Aden, King

Georges Sound, Adelaide und Melbourne,

þ, cine Zweiglinie von Sydney über Auckland, Tongas-, Eamoa-Jnseln und Brisbane zurück nach Sydney.

Die Debatte wurde vom Bevollmächtigten zum Bundes- 1h, Staatssekretär des Reichs-Postamts Dr. Stephan mit henden Worten eingeleitet :

" Nr vorliegende Geseßentwurf der verbündeten Regierungen ift l ner Reihe von Aufsäßen in Zeitungen und Zeitschriften, dann in L jshiedenen besonders zu diesem Zwecke gedruckten und, so viel ih ht wiß, auh an das hohe Haus gelangten Denkschriften noch näher ü leuhtet worden. Ich zweifle au nicht, daß in derselben sach- n digen Weise, wie es zum Theil in jenen Schriften geschehen ist, ist

as

die heutige Berathung in- diesem hohen Hause noch vermehrten Stoff den Gegenstand liefern wird, da ja die zunächst betheiligten Kreise es hervorragender sachkundiger Weise in dem Hause vertreten sind, f Jh hoffe, mich um so mehr Jhrer Zustimmung erfreuen zu ia Times, wenn ih mich in den cinleitenden Vemerkungen auf die Dar- (uug niger allgemeiner wesentliher Gesichtspunkte beschränke, ft va h meinen Mitbevollmächtigten und mir allerdings vorbe- / allm mj auf alle Einzelnheiten, die im Verlaufe der Diskussion

f | due Syrache gebraht werden sollten, näher einzugehen, soweit

| Î P e Laon ist und die Nothwendigkeit resp. Zweckmäßigkeit vorliegt.

« J Aovke zanähst nicht zu irren, daß dem verliegenden Geseh-

4 uxie Ub G dex Axt der Behandlung, welcher er bisher unter-

gen worden ist, wohl iht der Vorwurf der Hast und der Gile ge- aht werden wird. Es sind zwei Monate her, eine lange Zeit in em Jahrhundert, in der wix leben, seit er der Deffentlichkeit vor- iegt. Die öffentlihe Meinung bat sich in ausgiebigster Weise mit m beschäftigt. Die Blätter fast aller Parteien, mit Ausnahme

Î niger, die auf einem entgegengeseßten Standpunkt stehen, haben 4 n Entwurf mit Freuden Et: fie haben zum Theil ihre lebe j fe Sympathie mit demselben zu erkennen gegeben. i nlihes tritt mir entgegen aus einer Anzahl von Zuscrif- | in, die aus den verschiedensten nicht blos den nähstbethei- g ita Kreisen an die Regierung in dieser Beziehung ans 1 d E sccheint mir daher doch ein allgemeines Gefü [ M der Mehrzahl des Volkes vorhanden zu sein, daß wir es hier mit w ijn wohl überlegten, gründlich vorbereiteten und lang gereiften on n thun haben, cinem Plan, der darauf hinausgeht, den prak- die n Bedürfnissen zu genügen, und zwar solchen, die ohne Weiteres

midt zu weiter Ferne und ohne irgend welche Verpflichtungen leiht om dbar sind. Ich möchte besonderes Gewicht darauf legen, „hier gen erzuheben, daß der Plan nit aufgestellt worden ist, irgend cinem i lépolitishen System diesem oder jenem zu Liebe. en | geht keineswegs darauf aus, theoretische, national- 4 Monishe Prinzipien zu verwirklihen. Er will ferner nicht nen, te Zweige unserer Industrie, z. B. die Rhederei, die Swiffffs- [het tigkeit u. st, w., dur direkte Staatsprämien auf Kosten ande- j ndustrien beglünftigenz er {aft kein Staatsmonopol, er

idt im Zusammenhang mit dem, was man Kolonialpolitik im in Sinne nennen kann, und noch weniger will er irgend ein des so genannten oder \o getauften Staats\ozialismus ver- en; er steht ledigli auf dem praktishen Boden der vorhan- Bedürfnisse. Alle Kritik oder Polemik, die etwa von jenen anderen Wissungen- oder Gedanken ausgehen sollte, alle Angriffe und Dis- en, die sich auf jenem Gebiete bewegen würden, treffen die ie Vorlage niht ; sie würden in die Reihe der Wind- üllnkämpfe zu stellen sein und eine Zersplitterung des sehr kostbar ftodenen Kapitals an Zeit gleihkommen, welches der Reichstag Wh besikt, Die verbündeten Regierungen, auf dem Boden stehend, M n Diskussionen und N dieser Art ganz berechtigt ahes: zur Sache! entgegenfeßen. é d Volk Ore ich glaube, daß

„Meine Herren! Das n tiniges kl dafür habe, ih bewege mich viel unter de ln Volk daß sowohl die Art als der Grad unserer Betheiligung iste a d nit entsprit unsern bereiten Znferessen, t dem Ansehen und der Stellung, die die de e Mut Viedervereinigung sich in der ganzen Welt erworben hat. Sie d in einem denkwürdigen historischen Dokument im ase A Wothe in einem feierlihen Augenblick verlesen hören, daß die had Pon die Kraft gewonnen hat, die Pflege ihrer Wohlfahrt in die Hof Fen L 0 nehmen. Das, meine Herren, ist der wesentlichste , B ejer Vorlage. : G A \ on vor Jahren hat der Herr Reichskanzler hier in ähn- elde inne dieses angeregt. Nachdem nun die wesentlicste eld) Î gereg V in unsern Beziehungen zu dem fernen Orient, also Mangel einer direkten Schnellverbindung von Lage zu Tage s ier klaffender hervorgetreten ist, hat der Herr Reichskanzler die ttintive zu dem vorliegenden Plan ergriffen, hauptsählich auc in ¡nt Stellung als Chef der Reichspost, Es fehlt uns also die è S6nellverbindung mit Asien, Australien und _Polynesien. 1, jut sind, unb\ darauf ft in den Denkschriften hingewiesen, einige tee veitdungen vorhanden, man fkann fie aber weder direkte ul n, noch kann man sie zu den {nellen Verbindungen zählen. I Hy) ielt Muth, mit welchem die Männer in Hamburg, die diese Ver- 88 ln Ven begründet haben, an dieselben herangegangen find, (e q frengungen, die sie gemacht, den Opfern, die sie gebracht haben, O nerfennung, aber davon, glaube id, werden Ste felbst überzeugt

- daß diese bestehenden Linien den Anforderungen nit genügen n, wie sie 6 einen {nellen Verkehr und an die Mittel zur

S,

Befriedigung derselben bei der heutigen Lage gemaht werden müssen. Es sind das im Wesentlichen, wie Ihnen ja wohl bekannt sein wird, Frachtdampfer langsamer Gangart, die keinen bestimmten Cours, keinen bestimmten Fahrplan innehalten, die in den verschiedenen Häfen anlegen, je nahdem sie dort Frachten vorfinden und also ihren Ver- kehr verwerthen können. Ich fürchte nicht, daß diese Linien wesentlich [eiden würden dur{ Begründung der Swnelldampferlinien, die wir Ihnen vorschlagen, weil das ein ganz anderer Verkehr ist, den die leßteren haben werden. Es hat sich das in anderen Ländern gezeigt, wo die sogenannten Frachtdampferlinien sehr wohl neben den eingerihteten Postdampferlinien Bestand, gefunden haben, ja, es sind sogar die vermehrten Be- ziehungen, welche durch die Poftdampferlinien geschaffen wurden, ihnen zu statten gekommen, und sie können, wenn ih eines naheliegen- den Bildes mich bedienen darf, ebenso gut neben den o linien bestehen, wie die Güterzüge neben den Courierzügen der Eisen- bahnen. Das aber steht fest, daß unser eigentliher Scnellverkehr befördert wird über England und Frankrei, Unsere Briefe, Passa- giere, Schnellwaaren, unsere Gelder, unsere Wesel, sie werden be- fördert auf Schiffen, die auf fremden Werften, nicht auf deutschen gebaut sind, mit fremden, nit mit deutswen Maschinen, mit aus- ländischen, nicht mit inländischen Kohlen, mit ausländishem, nicht mit inländishem Proviant versehen; ihre Mannschaften bestehen leider zum Theil aus Deutschen. Es werden also hier die Unternehmungen frem- der Staaten. die zum Theil ja auch zur Verstärkung der Flotte beitragen, mitgestärkt durch deutsche Produktion, durch deutsche Kapitalkraft, dur deutsche Arme; unsere Postkasse ist diesen Unter- nehmungen „tributpflihtig. Ich möchte meinen, meine Herren, es genügt, gewisse Dinge auszusprechen, um sofort das Bewußtsein zu haben, daß hier ctwas nicht richtig ist, und daß Abhülfe unter allen Umständen geschaffen werden muß.

Wie sehr dies in den weitesten Kreisen empfunden wird, möchte ih mir gestatten, Ihnen aus ein paar mir zugegangenen Denkschriften mitzutheilen, die ich mit Erlaubniß des Herrn Präsidenten nur im Auszuge hier verlesen möhte von einem unserer ersten Reisenden, dessen wissenschaftliher Standpunkt, Erfahrung und technische Kennt- nisse ihn hervorragend befähigen, ein Urtheil hierüber abzugeben, und der erft in den leßten Jahren, 1880—83, jene Gegenden, auf die es hier ankommt, bereist hat. Da heißt es in dem mir zugegangenen On AR in Bezug auf diesen Geseßentwurf den bebarbelt er

on darin —: Den so üblich gewordenen Weg des bloßen Theoretisirens verlassend, greist man unter Zusammenwirken der geseßzgebenden aktoren und des Privatunternehmungsgeistes endlich zu praktischen itteln, um Deutschland denjenigen Vortheil von dem oftasiatischen Welthandel zu verschaffen, der ihm entsprehend seiner Mitwirkung an selbigem als zweite der betheiligten Nationen gebührt, um den B zu freierer Entwickelung zu verhelfen und ihn dem einer roßmacht wie Deutschland unwürdigen Abhängigkeitsverhältniß von England, ja auch Frankreich zu entziehen, unter deren Schuß und dur deren Institutionen der deutshe Kaufmann bisher zum Theil gezwungen, seinen Verdienst zu suchen. Wie sehr der Druck dieser Verhältnisse von den nationalgesinnten deutsben Kaufleuten im ganzen östlihen Asien, wie Ostindien, Birma, Straits Sett- lements, Holländisch Indien, Siam, China "und Japan, welche Länder ih während meiner Reisen von 1880—83 in längerem Aufenthalte berührte, empfunden wird, hatte ih in Folge häufigen Verkehrs sowohl mit ihnen selbst wie mit diesbezüglich interessirten Personen verschiedensten Standes oft Gelegenheit zu bemerken, wie ih denn auch wiederholt in die Lage kam, die UtfaGei und ver- meintlichen Mittel zur Abhülfe der auf dem Handelsstande lasten- den Uebelstände zu erörtern. Als den erften der Punkte, die mir immer und immer wieder in den Klagen vorgehalten wurden, und die au ich als Kardinalursachen für den unbefriedigenden Stand unserer Handelsinteressen in jenen Läadern erkannte, bezeichnete man mir den Mangel eines regelmäßig direkten, auf \staatlicher Grund- lage errichteten Postdampserdienstes zwischen Deutschland und Ost-

asien,

Eine andere Denkschrit sagt:

England partizipirt nominell im Totäl des indisben Handels mit 55%, aber da eine ganz bedeutende Menge Waaren von Deutschland über London spedirt werden müssen, weil es an einer direkten Verbindung fehlt, so reduzirt sich dieser Prozentsaß um cin Erklecklihes. Ebenso geht es mit den deutschen Waaren, die sei es via London, via Genua-Gotthard, über Triest von Sasen her, oder via Venedig von Süddeutschland spedirt werden, vom Rhein über Antwerpen-London.

Desgleichen is es mit den nach Deutschland eingehenden Waaren, die sämmtlich unter der Rubrik anderer Länder ver- \{chwinden. : N

Es läßt sch daher keine genaue Statistik für den pee des Deutschen Reichs mit Indien geben, aber die unverkennbare rasche Zunahme is aus den Zahlen der anderen Länder, die unbemerkt ihre Ziffern anshwellen sehen, zu erkennen.

Belgien z. B. hat im Jahre 1878/9 Waaren im Be- trag von 12285 #4 von Indien bezogen, 1882/3 dagegen waren die Verschiffungen dahin, also nach Antwerpen auf die ‘außerordentlihe Zahl von 21517279 # angewasen, Diese Waaren find nicht für Belgien, sondern zum größten Theil für den Rhein und einen Theil Süddeutsblands gewesen. Das Nämliche is der Fall bei Oesterrei, dasselbe figurirt in der Smportliste mit 1216222 4 im Jahre 1878/9 und zeigt {on îm Jahre 1882/3 2 703 951 4 Der Handel mit Oesterreich ist nicht bedeutend, aber mit Deutschland über den österreichischen Hafen Triest. Bei Exporten dahin ist dasselbe der N 13 949 103 in 1878/9, dagegen 26 025 564 « in 1882/3. iese Zunahme ist über Deutschland und Oesterreich zu vertheilen. Jtalien fällt ganz genau in dieselbe Kategorie; sein Importhandel beschränkt sih auf Korallen, venezianishe Glasperlen und wenig Rothgarn nebst kleinen Artikeln, die niht aufgeführt werden.

Im Jahre 1878/9 waren geoo 3830 139 Importen auf- gezeihnet und im Rechnungsjahre 1882/3 4 444 326 H, dabei ist Deutschland und die Schweiz stark betheiligt. Bei der Ausfuhr nah Jtalien ist die sämmtliche deutsche Spinnerei betheiligt, die ihre Baumwolle über O s ia bezieht, sowie bedeutende

en Indigo, Jute und andere mehr.

HRRO D Tanvo beziehen über Marseille, Havre oder Ant- werpen, und bei dem großen Baumwollbedarf jener Distrikte kommen große Ziffern zur Berechbnung. Deutschland figurirt aber denno im Jahre 1878/9 mit 2 034 668 und im Jahre 1882/3 mit 5177645 (A für Güterbezüge aus Indien, während seine Sendungen dahin mit 914484 notirt find. Eine einzige Elfenbeinfirma in Hamburg \chidckt [u ähnliche Summen Elfenbein für den Schmukgebrauch nach Indien jedes Jahr.

Der deutshe Handel hat eine große Zukunft draußen, aber es wäre an der - Zeit, eine direkte Verbindung zu haben, wozu der gegenwärtige Moment günstig erscheint. Staliener, Franzosen und Oesterreicher haben ihre eigenen Dampfer- linien na einem Lande, wo eigentli kein Italiener, kein Dester- reicher und wenig Franzosen find, Der Handel Deutschlands wird aber von Deutschen draußen betrieben, und nee Verscbiffer als

Empfänger müssen sich der Schiffe und Banken anderer Nationen bedioien um ine Geschäft machen zu können.

Es fehlt uns eine Postdampferlinie nach Deutschland mit den nöthigen Anlaufehäfen und im Verein mit entsyrehender Besserung des Bankwesens würde der deutshen Industrie so gewaltig vor- wärts geholfen, wie sie es verdient.

Dann eine Stimme aus einem Berliner Blatt:

eSelten hat eine Geseßvorlage bei allen Parteien eine so \sym- pathishe Aufnahme gefunden, wie der Geseßentwurf, betreffend die Subventionirung übersecisher deutscher Postdampferlinien. Selbst die „Demokr. Corr.“ spricht {sich- ohne Vorbehalt zu Gunsten der Vorlage aus, indem sie unter Anderm bei aller Anerkennung für die Leistungen unserer deutschen Rhedereien \chreibt :

Eine n e tuns ostasiatis{er und australischer Sciff- fahrtsgesellshaften ist daher eine nicht blos einzelnen Klassen, son- dern dem ganzen deutschen Handel, der gesammten deutschen In- dustrie, der deutschen Arbeit überhaupt zu Gute kommende Auf- wendung. Mag man dieselbe zehn Mal als Staatssozialismus be- zeihnen, wir sehen nit cin, warum wir auf diesem so wichtigen Gebiete binter den anderen großen Industrie- und Handeléstaaten zurückbleiben sollten, Wenn man einwendet, daß durch die Errich- tung der projektirten Linien die bereits vorhandenen deutschen Damyferfrachtfahrten geschädigt werden könnten, so halten wir dies für durchaus unrichtig.“

,_ Aehnlich spricht si die „Kölnische Zeitung“ aus, und ebenso Zeitungen aus Süddeutschland, es liegen mir hier eine ganze Menge vor. Wenn Sie auch die „Vossische Zeitung“ dertichien wollen, dann bin ih sehr gern bereit, auch darüber Mittheilungen zu machen. Sie sagt es ist ganz kurz —:

Wir haben {on bemerkt, daß Bremen sich günstig zu dem

Gesetzentwurf, betreffend die Errichtung neuer subventionirter L e stellt. Uns wird darüber von dort ge- rieben:

en: Am meisten Gefan an der Vorlage der nüchterne,

geschäftsmäßige Geist, welcher es ermögliht, daß man das N Emen hier mit ebensolchen ges{chä\stsmäßigen Gründen eurtheilt.

Aehnlich spricht sich auch der „Hannövershe Kurier“ aus.

Sie sehen also aus diesen verschiedensten Stimmen, daß eine große Sympathie im Volke für den Gesehentwurf herrscht. Das ist unzweifelhaft, daß in dem jeßigen Jahrzehnt die kommerzielle Welt in Asien und Australien weggegeben wird bei den Bestrebungen aller Nationen, ihre Handels- und Schiffahrtsbeziehungen dorthin zu ver- mehren, Wer sich jeßt niht rührt, hat das Nasehen. Von Jahr zu Jahr öffnen sh die Thore des himmlishen Reiches immer weiter; nachdem die Haupthäfen bereits dem Weltpostverein zugänglich gemacht worden sind, nachdem China vor enigen Monaten troß allen Sträubens den Telegraphen hat ein- führen müssen, der einen triumphirenden Einzug dort gehalten hat, Ans die Zeit nicht mehr fern, wo auch die anderen Schranken

noch fallen werden.

Was Japan betrifft, L ist der Staat dort auch in wirthschaft- liher Hinsicht in großem Ausfstreben begriffen, Vor Jahrzehnten be- tand dort noch nit ein eigenes geregeltes Staatspostwesen ; für den internationalen Verkehr wurde die Post dur fremde Postämter ver- mittelt, Amerika, England, Age hatten dort Stationen.

Sett hat Japan sich ein eigenes Post- und Telegraphenwesen geschafft, und bereits in diesem Jahrzehnt beträgt die Anzahl seiner Postanstalten über 5000 mit völlig ausgerüsteten Einrichtungen, mit Zeitungswesen, Bücherpost, Briefvost, Geldpost, mit Postanweisungen, auch mit Postsparkassen lone Gorea, noch ziemlich unbekannt nach der großen Zahl seiner Einwohner, nah setnem bedeutenden Produkten- reiGthum, nah seiner Austauschfähigkeit mit uns kommt ebenfalls in Betracht; ebenso Neu-Holland, Neu-Guinea, Neu-Seeland, ganz Polynesien, sie werden von Jahr zu Jahr zunehmen, Bereits beträgt die Zahl der Postanstalten in diesen Ländern 4500, Das sind alles erhebliche Zahlen, welche beweisen, wie groß der Verkehr ist,

Nun soll diejenige Nation, die deutsche also, deren Söhne dort nächst den Britten am zahlreihsten vorhanden sind, diejenige Nation, deren Seetlüchtigkeit, deren Unternehmungsgeist, deren Arbeitsamkeit, deren Handelsruf auf dem ganzen Erdenrund geschäßt wird, diejenige Nation, aus deren Mitte die größte bisher bekannte Verkehrsvereini- ging hervorgegangen ist, soll da Ge wie ein Stiefkind und Aschenbrödel auftreten ohne Verbindung mit dem Mutterlande.

Ich hatte erwähnt, daß hauptsächlich die nächstliegenden prak- tischen Bedürfnisse den Sb Anlaß zur Einbringung der Geseßesvorlage

egeben haben, und dabei hatte ich die Post erwähnt. Ja, meine erren, man sagt, es sei niht geklagt worden über die Postverbin- dung mit Indien und Australien ; es geht das ganz gut; der Dienst ist in Ordnung, die Sache ist im Zuge. Ja, meine Herren, diese Klagen vernehmen Sie nicht. Wenn Sie die S [esen würden, die aus den verschiedensten Orten in Menge eingehen, so würden Sie in einer rof Anzahl die wiederkehrenden Klagen finden über die Mangelhastigkeit der L über das. er

Unzulängliche der vorhandenen Linien und namentlich über das Fehlen: einer direkten Dampferverbindung.

Es ist ja auch flar, dal es unter Umständen nit sehr zu empfehlen ist unsere Post, auf der sich

sehr wichtige Depeschen und Nahrichten befinden können, an fremde Verwaltungen auszuliefern und einer direkten Postverbindung mit den Ländern völlig zu entbehren. Ich muß zwar der Loyalität meiner Herren Kollegen in England und Frankreich die vollste Gerechtigkeit widerfahren lassen, Auch der Dienst is unter ihrer ausgezeichneten Leitung bis zu einem hohen Grade der Vollkommenheit gebracht worden. Indessen vermag das alles nicht das Gefühl der Abhängig- keit zu beseitigen, in dem wir uns bezüglih unseres Dienstes mit jenen Ländern befinden. Denken Sie nur an gespannte Zeiten. S will hier nicht von dem Kriegsfalle sprehen, der in den: asiatischen Meeren ausbrechen kann unter den zunächst betheiligten Mächten, in welchem Falle es e wäre, eine etgene neutrale lagge zu haben, sondern zunächst will ich das nur streifen, weil man olche Einrichtungen, wie diese, niht auf den Kriegsfall berechnen darf. Indessen ist es ein Gesichtspunkt, der erkennen läßt, wie wich- tig es ift, sich unabhängig von den übrigen Verwaltungen hinzu-

stellen.

Es ift gesagt worden, der Postverkehr ist nit so bedeutend. Jch habe in einem fortschrittlihen Blatte eine Berehnung gelesen, wo- nah für jeden Brief, wenn die Subvention bewilligt wird, ungefähr ein Betrag von 100 Æ heraus8gerechnet war. Nun, meine Herren, in die Details dieser Berechnung will ich nit eingehen, sie war von. A bis Z fals{; ich will sie nur erwähnt haben und es wird fi wohl Gelegenheit bieten, darauf zurückzukommen, wenn es naher vorgebracht werden sollte, Jch glaube, an eine Angelegenheit von dieser Bedeutung sollte man nícht’ mit fol kleinkrämerisem Geiste und ausgehend von solch untergeordneten subalternen Gesichtspunkten den Maßstab legen. Was scadete es, wenn es wirkli der Fall wäre, daß ein Brief 100 & kostete. Wir leiden darunter, da gerade das Porto jeßt noch theuer ist nach Australien. Es ist uns nit mögli gewesen, und gerade der Mangel an Postdampf iffaurt war daran s{uld, Australien in den Postverein zu hegen. 58 Toste der Brief, obwohl der Weltpostverein jeßt am 1, D tober E das 10. Jahr eintritt, es kostet der Brief nach Australien noch 60 . Während er na der ganzen übrigen Welt für 20 „Z befördert wird, kostet er nach Australien, da ein solcher Brief in der Regel doppelt ist, 1,20 X, dazu die Einschreibgebühr 60 3, macht zusammen 1,80 A Nun fragen Sie einmal einen Kaufmann, wie viel hundert