1872 / 91 p. 12 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 17 Apr 1872 18:00:01 GMT) scan diff

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H Die Subskription wird in London, Petersburg, Frankfurt a. M., Berlin und Amsterdam stattfinden.

London, den 15. April 1872.

Auf Grund des vorstehenden Prospektus erklären wir uns im Auftrage der Herren N. M. von Rothschild & Söhne in London zut Annahme von Sub- skriptionen bereit. Die erforderliche Caution ist in stempelfreien Vista-Wechseln auf London oder zu dem dafür festzusetzenden Course in Preuss. Courant zu

leisten.

Berlin, den 15. April 1872.

S. Bleichrödet. Direktion der Diskonto-Gesellschafl.

vormals Louis Neudeck «& Co. Aktien-GesUISchäst zu Corbéilia (Bakühos),

Aktienkapital 400,000 Thlr. Durch notarielles Statut vom 28. März cr. ist. die hende Fabrik und Glas-

hütte der CommänditGésellschäft Louis Neudeck u. Comp. unter obiger Firma in den Besitz einer Aktien-Gesellschaft übergegangen. | Dieses Etablissement wurde von Herrn L. Neudeck im Jahre 1864 mit mässì- gen Mitteln ‘begründet und fast jährlich, neist nur aus Betriebs-Ueberschüssen er- weitert und zu seiner- gegenwärtigen Ausdehnung gebracht. Es steht mit dem Bahnhofe zu Corbetha durch ein S R lGIs in unmittelbarer Verbindúng uünd umfasst ein Areal von 22 Morgen, wovon ca. 8 Morgen von Fabrik-Anlagen einge- nommen sind, Diese bestehen aus: |

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1) einer Schwefelsäurefabrik mit drei Bleikammern und einem Platina- Apparat, welcher eine tägliche Léistungsfähigkeit von 100 Centner 66er Säure besitzt, R 7 e

2) einer Glashütte mit zwei Glas-Schmelzösen,

3) einer Guanofabrik,

4) einem heérrschaftlichen und zwei Arbeiter-Wohnhäusern.

Ausserdem géhört dazu éine eigene Braunkohlengrube und éin Sandbruch.

Die Schwefelsäüuresfabrik erzeugt jährlich ca. 40,000 Ctr. 50er Schwefel- säure, von welcher ein grosser Theil zu b6ßer concentrirt wird, würde jedoch, da der Bedarf der benachbarten Mineralölfabriken ca. 64,000 Centner per Jahr beträgt, leicht das Doppelte úünd mehr, allein an diese, absetzen können. Es sind Jährlich in der Regel ca. 50,000 Centner zugekauft, um nur einigermassen den Anforderungen entsx rechen zu können.

Die Glashütte sabricirt hauptsächlich Ballons theils für den eigenen Bedarf der Schwefelsäurefabrik, theils zum Absatz an die benachbarten Mineral- ölfabriken und alle Sorten Flaschen von Grünglas. Beide Fabrikate sind wegen der schönen haltbaren Qualität des Glases sehr gesucht, s0 dass selten der Nach- frage genügt werden konnte.

Die ganze Produktion von Guano wird von einigen Grossisten bezogen und die hiervon würde ohne Schwierigkeit das doppelte Quantum abgesetzt werden

önnen. |

Von Wichtigkeit für die Glashütte ist der nabe Sandbruch, welcher die Beschassung eines sehr guten Materials zu den niedrigsten Selbstkosten ermöglicht, noch wichtiger jedoch der Beëitz der Braunkohlengrube, da in Folge dessen nicht nur das ganze Geschäft vollständig unabhängig in seinen Kohlenbeziehungen ist, sondern auch, weil jene Grube eine zur Gasbereitung s0 ausgezeichnete Kohle, wie weit und breit keine andere liefert, s0 dass hauptsächlich dadurch der für die Glasfabrikation s0 vortheilhafte Betrieb der Gasöfen möglich resp. s0 rentabel geworden ist.

Schon seit längerer Zeit liegt somit das Bedürfniss einer umfangreichen Er- weiterung der Fabril vor und soll diese im Laufe des. Jahres durch Vergrösserung der Schwefelsäurefabrikation auf das doppelte Quantum, die sernere Anlage eines Flaschenofens und durch Verdoppelung der Guanofabrikation bewirkt Wern.

Der Ankaufsspreis des ganzen Etablissements beträgt .….... Thir. 355,000, hiervon bleiben hypothekarisch stehen..... 100,000,

| Rest Thir. 255,000. Zur Erweiterung und als Betriebskapital sind erforderlich ,„ 145,000,

daher stellt sich das gesammte Aktienkapital auf Thir. 400,000. Hiervon übernimmt Herr Neudeck pari „_ 100,000,

O dass Dur der Most VOD. ca uta artei . Thlr. 300,000

zur Auflage kommt. Der Jahres- Bruttögewinn berechnet sich nach den Ergebnissen des letzten

Quartals 1871 auf pptr. 63,000 Thlr., wird sich jedoch ‘nach Fo gter. Erweiterung auf pptr. 106,000 Thlr. erhöhen und stellt dann eine Dividende von reichlich 15 pCt. in Aussicht. |

Diese ‘Kalkulation basirt auf einer Arbeitszeit von jährlich nur 10 Monaten und sind dabei nur die bisherigen Minimalpreise der Fabrikate in Ansatz gebracht, während das laufende Jahr bereits inden Glaspreisen eine Erhöhung von 15 bis 20 pCt. und in denen der Schwefelsäure eine solche von 8—10 pCt. brachte.

Der gesammte Geschäftsbetrieb wurde vom 1. Januar d. J. ab für Rechnung der Aktien-Gesellschaft übernommen. |

Herr Neudeck, welcher früher 10!/, Jahr die Chemische Fabrik zu MWeinrichshall leitete und dies Etablissement zu seiner jetzigen Ertragsfähigkeit brachte, hat auch bei dieser von ibm begründeten Anlage bewiesen, dass er der Aufgabe, die er sich gestellt, vollständig gewachsen ist; wir dürfen es daher als ein besónders günstiges Prognostikon für die Gesellschaft hinstellen, dass es uns gelun- gen, denselben für“ das Unternehmen auf eine Reihe von Jahren zu gewinnen.