1919 / 274 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 29 Nov 1919 18:00:01 GMT) scan diff

muß es immer und immer wieder wiederholt werden, und zwar auch von einer Vielheit von Aerzten, die völlig unabhängig voneinander arbeiten. Cs ist immer im Auge zu behalten, daß nicht das Vêitiel heilt, fondern der Arzt. In der medizinischen Literatur stoßen wir auf Beispiele genug, daß Heilmittel mit der größten Begeisterung aufgenommen vnò angepriesen wurden, die sich rachher nur tehr be-

betingt als soiche oder sogar ats vêllige Beisager herausgesiellt haben. Nndererseiis sind zahlreihe Fälle übeiraschender Heilwirkung ein rvandsfrei foustantiert. - Der PVeinister i mit großen Eifer für das zFriedmanniche Vêiittel eingetreten. Die Medizinalabteilung hat nch ziemli zuröckhalïend geäußert; trüber ist fie frenlih noch zurüdaltcnder vielleicht u zurücthallend geweien. Uder dieer Nacbteil ist ja durch. die für Mittel betiiebene MNeftlame

mebr alé wertgemaht worden. Jwmerhin kann es autftâllig erscheinen, daß troy aller dieser Nekiame es nicht gelungen ist, das

Mittel -in Ainerika zur allgemeinen Anerkennung zu hringen. - Ein gewisses Mißtrauen is deshaib unvermeidlich, und es Tanu auch nit datuich vbeseitiät werden, wenn der Siaat vor den MNefklame- wagen vorgespannt wird; die Beseitigurg fi vielmehr nur möglich dur einè ernste und gewissenhafte Prütung, die alsbald in Angriff genommen werden muß. Fällt des Ergebnis dieser Prüfung fo aus, wie es heute dic Freunde des Professor Friedmann ais sicher

annebnien, dann werden wir alle gera b-zieit jein, in ihm einen Wohl- täter der Menschheit zu ehen, und werden ihm auch die Professur von Herzen gerne gönn n. Aber vor der Prüfung die Autorität des Staates für das Mittel einzusetzen, daran sollte jeden Minister sein Verantwortlichkeitsgefühl hindern. (Beijall rechts.)

Nbg. Dr, Faßbender (Zentrum): " Die Person des Herrn Friedmaun scheidet für mich vollkommen aus; für mich ift allein ausshlaggaebend das Mittel als solhes. Eine solhe Frage zu lösen, ift aber hiér nicht das geeignete Forum; über diese Frage haben allein die Sachverständigen zu entscheiden. Bei der Wichtigkeit diejer Frage

haben wir als Bolfsvertreter die aroße Pflicht, darauf zu drängen, daß möglichst s{leunig eine Klärung in der Angelegenheit herbeigeführt wird. Auch in der Anmwendungsform des Mittels gehen die Veeinungen auseinander. Es muß aber unbedingt davor gewarnt werden, auf den Volksgeift dahin einzuwirken, als ob mit Hilfe ciner einzigen Einsprißuag dieser Véiltel eine Heilung der Tuberkulose unbedingt herbeigetührt würde, Es wäre schon außerordentlich segenßreih, wenn mit diesem Friedmannshen Mittel eine einzige Form der Tuberkulo'e, deren es bekanntlich drei gibt, geheilt werden könnte. Ein Viittel zur Heilung aller drci Formea zu finden, ist wohl ein Ding der Unmöglichkeit. Die Aeußerungen in der Presse bezüglih des Friedmannschen Mittels sind sehr verschicdenartig und sollten etwas mehr zurückbaitend fein. Auch das Salvarsaun hat nach etnec zehnjährigen Anwendung immer noh nicht flar ergeben, rocldve Form der Anwendung die brauchbarste ist. Die Aerzte find die Berufenen, die allein cin Urteil über das Mittel und die Voll'sgesundheit abzugeben haben.“ Uuch in der medizinischen Facbpresse sind durchaus oberflächlihe Urteile abgegeben worden. Auch da sollte man etwas vor'ichtiger im Urteilen scin. Ih habe den Wunsch, daß die Kommission so schnell wie möglich zu- fanunenlreten und zu einer objettiven Prüfung über die Brauchbarkeit des Mittels fommen möge.

Aba: Der. Sch{loßmann (Dem.): Wer Gelegenheit hat, Herrn Dr. Friedmann persönlich kennenzulernen, wie ih, wird es verstehen, wern es s{wer fällt, in objettiver Weise an diese An- gelegenheit heranzugehen. Der Minister war sehr {nell in der Lage, die Anschuldigungen gegen Herrn Dr. Friedmann zurückzuweisen und ibn i Schuÿ zu nehmen. Ich hätte gewünict, er hätte auch bezüglich pes Marburger Falles ebenso \chnelle Auskunft geben können. Bazüiziich der Reklame des Herrn Prokessors Friedmann möchte tch noch eine Tatsache anführen. Einen Tag, nachdem Herr Dr. Fried- mann în der medizinishen Gesellschaft " gesproben haite, it sein Artikel und sein Bild 'îin den amerikan*schen Blättein erschienen. Herr Professor Frieomann berichtigte bann, eine Reklame sei von ihm in feiner Art ausgegangen. 293 habe ich auch gar nicht be- hauptet. Tatsache ist jedenfalls die rielge Reklame. Dasselbe ist der Fall hinsichtlich des Telegramm3 an die Kayerin. &s kommt nidt darauf aù, wer ihn dazu veranlaßt bat, fondern darauf, daß daß die Tat'ache an sich feststeht. Jh habe auch nit gesagt, daß Professor Friedmann sich für cine einzige Einsprizung so und jo viel bar zahlen lassen, sondern habe nur verlesen, daß Herx Schubert geschrieben habe, für eine eimnalige Untersuchung und eine Einsyrißzung habe Herr Professor Friedmann ohne jede weilere Hilrelieistung sich 600 Mark zaulen lassen. Ich ersuche dey Minister wn Feststellung aller dieser Dinge. (Viinister für Wisson- chaft, Ku # und Volksbildung Haenisch: Selbstverständlich !) Niemand würde H mehr freuen als ich, wenn sich alle diése Dinge äls vuwabr hberausflellen würden. Die Berufung des Professors Friedmann auf den „Lokal-Anzeiger" halte ich nicht für stichhaltig.

en Universitätsprofessoren die Möglichkeit zu geben, das WVêittel zu versuclen und den Studenten zu zeigen, halte ich für wichtiger, als die Schaffung einer besonderen Abteiluna. Wenn. man von einer Stiftung spricht, die dazu dienen soll, reihe und arme an Tuberkulose Eifkrankte zu heilen, so, meine ih, wäce es nur nôtig, eine Anstait für Arme zu errichten. Den Reichen soll man es ruhig überlassen, felbst Heilung in irgend einer Klinik zu suchen.

Abz. Graef - Frankfurt (Soz.): Ih möchte bitten, daß die Kommission die "erson des Herra Professor Friedmann aus der Debatte läßt und sich pur mit der Frage beschäftigt, ob das Mittel brauchbar ist oder nicht. Wenn empfohlen wid, daß der PVtinister seinen Einfluß auf die Universitäten geliend machen soll, um e zu einer objekiiven Det tune des Mittels anzuhalten, habe ih schon einmal eifiärt, daß das unter den jeßigen Verhältnissen mt gut möglich ist, da si verschiedene Universitäten spartakistiih gebärden. (§8 muß erst wieder ein ganz anderer Geist îin uniere Universitäten einziehen. Wie will dex Minister Einfluß auf die Universitäten haben, wenn es heutzutage möglich ist, -daß Erzberger 1um Beispiel als Frzgauner, andere Minister als Jdio1ei usw. bezeichnet werden, obne daß diese Leute sofort vom Umte entfernt werden. Kann mau von folckben Leuten eine objektive Prüfung des Mittels verlangen ? Bußerdem ist es do auch bekannt, daß Leute, die einmal in einem ärrtum befangen find, sich nicht so leiht von ihrem Urteile ab- bringen laffen. /

Die Anträge der Sozialdemokratie über Kriegsbeihilfen für die Gemeindebeamten und der Deutschen Volkspartei auf Erhöhung der Teuerungszulagen für die höheren und Mittelschullehrer und die Gemeindebeamten sollen nach dem Vorschlag des Haushalts8ausschusses für erledigt erklärt werden. Den Antrag der Deutscchnationalen, die einmaligeTeuerungszulage für dieGeist- lihen in gleiher Höhe wie für die mittleren Staatsbeamten zu gewähren, hat der Ausschuß ab - zulehnen empfohlen.

Das Haus beschließt ohne Erörterung nah den Ausschuß- vorschlägen und überweist den A

{ntrag Meyer-Herford D. Vpt.) auf Erhöhung der Nuhegehälter der Staatsbeamten und Lehrer nah Analogie dés Reichsgeseßes vom 12. September 1919 um 10 Prozent der Regierung als Material.

Damit ist die Tagesordnung erledigt.

Schluß 1/55 Uhr. __ Nächste Sißung Montag, 1 Uhr (Anirag Heilmann betr. die Kommunalisierung der Charlottenburger Wasserwerke, weitere Anträge, förmliße Anfragen, Bittschriften).

Vayzern.

Die Parieien des Landtags ohne Unterschied erheben in einer Kundgebung für die Herausgabe unserer KriegS8gefangenen lautesien Proteit gegen die unerhörte Gefangenennaote des französischen Vinisterpräsidenten Clemencean. Sie wendz21 sich an das Menschlichkeitsempfinden und an das Gerechtigfeit8gefühl der Völker aller Mächte, das die Gerwali- politif der Alliierien alle Neutialen zu flammenden Einspruch auf den Blan 1uféèn muß.

„Im Namen unserer bayerishen und deutschen gefangenen Volk8- genossen und unsecer vom liefsten jabrelangéên Leid und s@#werer Sorge erfüllten bayerischen und deutsc{en Familien rufen wir die ganze fultivierte Ven\cbheit auf zur taifräftigen Wiiwirkung in dem Bestreben, unseren Kriegegefangenen den erdarmungélos verlegten Weg zur deutschen Heimat endlich zu öffnen.“

In der gesirizen Sizung des Finanz1usschusses des Landtages wurde, laut Meldung des „Wolffschen Tele- graphenbüros“, folgende Vereinbarung zwischen Bayern und dem Neich, die die Frage des bayerischen Heeresgutes regelt. einstimmig angenommen:

Bayecn behält fein vor dem Jahre 1870 erroorbenes Eigentum, soweit dieses nicht an das Neich für dessen Zwecke und auf desen Berlangea, dann aber gegen (Entschädigung, abzutreten ijt. Die gus der Zeit na 1870 (also aus ter Quoten- und Kriegszeit) stammenden Objekte gehen ohne Ent!'hödigung an das Reich über. Dafür werden Bayern nach 1ehrfaher Richtung Zugeständnisse in Hinsicht auf die Verwaltung und Nußbarmachung dieser Döojekte eingeräumt.

Oeftexzreicß.

Zu. Beginn der gestrigen Sißzung der Nationalvaer- sammlung machte der Präsident Viitieilung von dem Be - schlusse des Deutschen Reichstags, im Dezember jede Brotkarie im Reiche um 50 Gramm einzuschränken und diese Ersparnisse zur Linderung der Not Deutsch-Oefterreichs zu verwenden. An diese Mitteilung, die vom Hause mit leb- haftem Beifall aufgenommen wurde, kaüpfte der Präsident laut Bericht des „Wolffschen Telearaphenbüros“ folgende Erklärung, die vom Hause stehend angehört rourde:

Hohes Haus! Es handelt si bier nit nur um ein finanzielles Opfer s{lechthin, nit nux um ein Opfer, das der Staat als solcher bringt, sondern um eine Liebesgabde jedes einzelnen Bürgers des Deut)|chen Neies obne Unterschied. Jeder Bürger \{mälert täglich leine ohnehin tara bemessene Nation, um dadurch beizutragen zur Linderung der \chrecklihen Not, die in Deutsch-Desterreich herrscht. Diefex Akt der Großtnut und der þrüderlichen Solidarität des Deutschen Reiches hat bei uns nicht nur Freude und Genugtuung ausgel öft, sondern vor allem die innigste Dankbarkeit. Der Beschluß i} ‘abermals ein Bewets dafür, daß die Gewalt uns zwar räumlih trennen kann, baß aber nihis imstande ift, die Bande aemeinsamer Gescl:chte und gemeinsamer Kultur zu 1ösen, die uns mit den Brüdern im Reiche verbinden. Ich spreche im Namen des ganzen Hauses und aller feiner Mitglieder, aber ih bin versichert, auch îm Sinne aller Bürger der Republik zu handeln, wenn ih sage : Unseren Brüdern im Reiche innigsten Dank für diese Hilfe in schwerer Zeit, für diesen Akt außerordentlider (Sroßmut, den roir nie vergessen tverden! (Lebhafter, langanhaltender Beifall.)

Darauf wurde zur Tagesordnung übergeoangen und die Negierungsvor lage, betreffend Gewährung von Vorschüssen auf die durch das Geseß zu bestimmenden Teuerunagbmehrbeträge sämiliher Staatsbediensteten sowie auf Gewährung eines Teuerungs5beitrages von 1000 Kronen monatlich an die Mil- glieder der Nationalversammlung und Volksheaustragten an- genommen. Ferner erledigie das Hau3 das Gesetz, betreffend die Errichtung von Staatserziehung8anstalten.

Ungarn.

Jn einer in Budapest abgehaltenen Versammluna der aus Oberungarn vor den Tschechen und Kumänen geflüchteten Slowaken und Nuthenen wies der Staatssekrelär Nikolaus Kutkafalovy darauf hin, daß das flowatische und ruthenische Volk in stinem Vertrauen auf die Wilsonschen Grundsätze arg getäuscht worden sei. Sie forderten ihr Selbstbestimmungs8- recht und protestierten gegen die Einverleibung in die Tschechoslomakei over Rumänien. Sollte der Oberste Nat ihren Willen nicht respektieren. dann würden beide Völker nicht aufhören zu fämpfen, bis fie ihrem polilishen Willen Geltung verschafft hätten.

Großbritannien uzd Freland.

Der Premierminister Lloyd George erklärle vorgestern im Unterhause, wie der „Nieuwe Rotterdamsche Courant'“ berichtet, daß; die Regierung mit dem Osmanischen Neiche bald Frieden zu s{chließen wünsche und mit den alliierten und assoziierton Regierungen über diese Frage verhandle. Ein rascher Friedens\chluß sei niht nur im Interesse des brilischen Neiches, fondern im Jateresse der ganzen Welt gelegen. Die Alliierten feien auch seit einiger Zeit bereit gewesen, Ungarn Friedensbedingungen vorzulegen, aber bisher sei in Ungarn keine vertretungsfähige Regterung vorhanden gewesen. Jezt sei endli eine aus allen Parieten bestehende Regierung ge- bildet, bie Wahlen abhalten werde, unb er erwarte, daß dies der erste Schritt zu einem raschen Frieden sein werde.

In Erwiderung einer Anfrage bzüglih dec Wirt\chft3- lage in Mitteleuropa erklärte Lloyd George dem „Reuter- schen Büro“' zufolge:

Die englische Regierung sei \sich der avßerordentlih sckchwiertgen MWirtsdaftslace in Mitteleuropa wohl bewvit. Skle wende im Ver- etn mit dem Obersten Rat in Paris alle Mittel, die mögl'ch sind, an, um die Lage zu erleibtern. Man sei zu dem Schlusse gekommen, daß nur cine umfossende Maßnahme für einen internationalen aroßen Kredit der Lage binreichend gerecht werden könne. Zu dem Erfolg solcher Vorschiäge sei es unerläßlih, daß die Vereinigten Staaten den Teil ber Summe beisteuerten, der in Dollars übernommen werden müsse. Jafolgedessen seien neue dringende Vorflellunnen in dieser1 Sinne bet der Negierung der Vereinigten Staaten erhoben worden.

Auf die Frage, welche Folgèn die Hinauszögerung der Ratifikation des Friedensvertrages durch den ameri- kanischen Senat auf die Volksabstimmung und die im Friedens- vertrag vorgesehenen Ausschlisse haben werde, erwiderte Lloyd George nah dem Bertht des „Telegraaf“, der Oberste Nat habe beschlossen, der deutshen Delegation mitzuteilen, daß alle Kommissionen, die von den alliierten und afsoziier- ien Mächten zusammengestellt werden müssen, unverzüglich ernannt und ihre Arbeiten sofort beginnen werden. Auf die Frage, welche Folge ein Beschluß der Vereiniaten Staaten von Ameriko, den Fri-dendveitrag nit zu ratifizieren, auf den Dreibuad zur Verteidigung Frankceihs haben werde, antwaortete Loy» George, die Natifikalion des Friedensvertrags durch die enalische Negierung hänge von der Ratifikation durch

die Vereinigten Staaten niht ab Eine Wetgeuna der armetifauis{hen Regierung, den Friedensvertcag zu ratifizieren,

brauche jeßt niht notwendigerweise Einfluß auf den Friedens- vertrag als solchen zu haben, vorausgeseßt, daß das Parlament den Dreibundvertrag ratifiziere.

iFraukrcih.

Der Oberste Rat der Alliierten hörte gestern der „Ugence Havas“ zufolge den Bericht an über das Schicksal der deutschen Flotte und über die Konpensationen, die für die bei Scapa Flow versenfkten Schiffe vzrianat werden. Der Nat beshloß grund}äßli, die noch in der Hand der Alliierten befind- lichen Einheiten abzubauen. Jmmerhin wurde die Frage der Zuteilung der Flotte nicht erledigt. Dieser grundsäßliche Bes \hluß wird noch verschiedene Abweichungen erfahren. Ftalien und Frankreich, deren Werften während des Kriegs einige Zeit stilftanden, werden einige Einheiten als Entschädigungen er- halten, um den durch die Betriebseinstellung erfolgten Ausfall ihrer Tonnage auszugleichen. Einige andere Einheiten werden vor ihrer endgültigen Zerstörung an einige Staaten au3geliehen werden. Ueber das Hafenmaterial in den deutschen Häfen rourde noch fein Beschluß gefaßt. Dieses soll als Ersay für die bei Sc2opa Flow versenkten Schiffe betrachtet werden. Die Zusaßfklausel zum Friedensvertraa mit Ungarn bezüglich der Lebensmittellieferungen an Oestereich wies der Oberste Nat zurü.

Wie „La Presse de Pari“ mitieilt, ift die legte Note, die das Ultimatum des Mon errats enthält, erst am 24. No- vember der rumänischen Regierung überreicht worden. Die bewilligte Frist von aht Tagen ist also noch uicht ab- gelaufen. Bis zum 5. Dezember muß die rumänische Regierung auch mititeilen, ob sie den Friedensverirag von St. Germain, den Friedensvertrag von Neuilly und die diesen beiden Akten angeschlossenen Zusäße unterzeichnen will.

Ftalien.

Der „Avanti“ berichtet, daß bie Parteileitung der sozial- demokratischen Partei in ihrer vorgestrigen Sißung in Nom beschlossen hat, alle Abgeordneten, die der sozialistischen Parteigruppe angehären, einzuladen, der Eröffnungssißung der Kammer am 1. Dezember beizuwohnen zum Zweck einer anti - monarchischen Kundgebuug.

Belgien.

Die Regierung fordert auf, gemäß Artikel 297 dzs riedensvertrages alle erforderlihen Ungaben über die Güter, Nechte und Jnteressen der Belgier zu machen, die jolhe2 in Deutschland haben. Es handelt sih um die Ankündigung der Werte, die in Deutschland unter Segaester gestellt find, also iu der Hauptsache um B:sizaniéeile aa Gesell- chaften, um Jmmobilien, mobiles Kapital, Warenlager, Möbel, aber uicht um die Ausstände in Deutschland. Die Ankündigung würde später durch da3 belgishe Büro für Verifikation und Kompenjation geregelt werden.

Der nene Senat seßt fih, dem „Wolffschen Tele- araphenbüro“ zufolge, aus 59 Katholiken, 35 Liberalen, 25 Sozialisten und einem Mitglied der Partei der nationalen Wiederaufrichtung zusammen.

Die Aufgabe der neugewählten National- versammlung wird darin bestehen, die Reform des Senats durchzuführen, die Umgestaltung des Wahlrechts in der Ver- fassuna fesizulegen, die Frage des Frauenstimmrechts zu klären, eine Ungestaltung der sozialen Versicherung, die Gewährleistung des Streifrehts, das Negime der neuen Kohleagruben im Kempenland festmsegen, für das eine Regie vorgesehen ist, shließlih einen Staaisrat zu schaffen und endlich ein neues Finanz und L zu entw»rfen. Für die Din-ch- führung all diejer Reformen ist eia Zeitraum von zwei Jahren vorgesehen. 7

Schweiz,

Der Bundesrat hat soeben den 13. B ericht über die von ihm auf Grund seiner Vollmachten getroffenen Maßnahmen veröffentlicht. Jm Be: icht des politischen Departements wird dem „Wolfsschen Telegraphenbüro“ zufolae unter anderen mitgeteilt, daß sich die Jnteressenvertretungen fremder Staatett weiter vermindert haben und dementsprechend di2 Abteilung habe abgebaut werden können. Jedech könne an eine Auf- hebung dieser Abteilung noch wcht herangegangen werben. Troy des Friedensvertrages der Nliierten mit Deutschland lasse die Wiederausnahme der diplomatischen Bez:ehungen zwischen den gegneriszen Staaten immer noch auf sich warten.

Im Bericht des volksvirtshaftlihen Departemenis wird eine eiugehende Darlegung aller befainten Abkommen aegeben, darunter wid unter anderem mitget-ilt, daß der Export von Judustrieprodukten nah England infolge der Milderung bew. Aufhebung dec Einfuhrbeschränkungen eine erfreuliche Zunahme erfahren habe. Mit Frankreich \hweblea zurzeit Unterhandlangen, um die Aufhebung der französischen Etnfuhreinnelluzgen au erreichen. Eine Vers ständigung siehe in naher Aussicht. Der Bericht erörtert: unter anderem neben den Schwierigkeiten der Seetrans- porie auch diejenigen der Rheintranspoite. Die Rheinroute sowie dex Verkehr über Genua hade? an Bedeutung zugenommen, während der Jmport über Cette und Marseille infolge der auf diefen Zufahrtslinien andauernden Transportkrisen zeit- weise sehr jtar? habe beschränkt wetden müssen. Gegenwärtig schwebten tit Paris Verhandlungen wegen der völligen Frei- gabe des rechtsrheinischen Verteh1s und der Bahnlinien sowie der Nheinhäfen. Ein endgüitiges Ergebnis sei bisher nicht erzielt worden. Der Bericht beschäftigt sich sodann eingehend mit der Kohlenversorgung der Schweiz, die keineswegs befriedigend fet. Es wird unter anderem festgestellt, daß die Lage auf dem Arbeitsmarkt sih im allgemeinen seit dem vorigen Frühjahr gebessert habe, doß sie aber immer noch sehr ungünstig sei.

Numüänien.

Laut Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ be- stätigen Telègramme, daß der Führer der stebenbürgischen Delegation Wojwode Alexander Waida vom König mit der Kabinetts8bildung betraut worden ift.

Statistik und Volk8wirtschaft.

Arbeitsstreitigkeitèn. ___JIn der am 27. d. M. abgehaltenen Versammlung her Be- zirkäbetriebsräte in Bitterfeld wurde, wie „Wolffs Tele- graphenbüro“ berihtet, Nachmittags der Allgemeinans3\stand der Arbeiter der Chemischen Kndustrie und des B-rgbanes

des Bazirks Bitterfeld, beginnend am 28. Iovernber, 2 Ußr Nachmittags, beschlossen. Dementsprehend #|ud gestern

nahmittag alle Betriebe bis auf eine Grube in den Ausstand getreten. Die Notstandsarbeiten werden übe:all, zum Keil in weitem Umfange, vou der Urbeiterschast fort- acfübre. Es wird immer flarer, daß der weitaus größte Keil der Arbiitershaîî des Vitterfelder Bezn1ks gegen seinen Wilien in aeradezu arglistiger Weie in den AusSftand hineingezogen worden ijt. (58 ift fesigestelit, daß vit einmal die Hâlfte der Arbeiter tes Bezirks abgestimmt bat. Alsdann ist die. Frage, die zur Abf'immung kam, von ten Führern in der Mehrzahl der Beleg- ichafiöversammluyngen fo gestelt worden, daß den Arbeitern gar nicht bewußt wurde, daß sie über den tofortigen Allgemeinausfiand ab- siimnuiten. Sie waren vielm:hr der Arsicht, daß auf Grund dieser Abstimmung - ne weiter verhandelt werten winde. In den Ver- fammlungen, in denen tatiäglih ordnungémäßig darüber abgestimmt wurde, Cb sofort in den Allgemeinausstznd eingetreten werden folile, wurde dies mit einer Auenahwme mit überwältigender Medrheit a7 gelehnt.

Neber ten gewerkschaftliden ZusammenschGluß der Eisenbahnér meidet ,W. T. B.“: Am 25. November fand in Würzburg eine Konferenz zwishen Ver1retern des Deutschen Eisenbahnerverbands (430000 Mitglieder) Und. des Deutschen Verkehrspersonalverbandes (85000 Mitglieder) stat. E wurde beschlossen, die Ver- \chchmelzung der beiden Verbände am 1. Juli 1920 vorzunehmen. Damit geht ein langgehegter Wunsch vieler nord- und süddeu1s{Ger Eisenbahner in Erfüllung.

Nach eincr Meldung des „Neuen Wiener Journals“ aus Prag ist der Nusstand im Brüxer Kohlenrevier beigelegt.

Einer von „W. T. B.“ wiedergcegebenen Neutermeldung aus Washington zufolce winden die Verhandlungen zur Beilegung des Koh!enarbeiteraubstandes ab- gebrochen. Die Verhandlungen des Lohnausschusses, der aus Bergarbeitern und B, rgwerksbesizern besteht, find auf unbestimmte Z it vertagt ¡rorcden.

t e

WohlfahßrtSvflege.

Cin tem „W. T. B.“ avs Kopenhagen übermitteltes Telegramm aus Neykjavik besagt, daß das tsländishe Ministerium auf Ersuchen der êésteireihischen Regierung einen Ausschuß gebildet Habe, der die Unterbringung von hundert ôsier- réèidischen Kindern vorbereiten foll. Auch eine Geldsamm!tung it zu diejem Zwecke bereits im Gange.

Verkchrêteecsen.

Wie das „Ungar.-Telegr. Corr: Büro“ aus Budapest meldet, witd mit Nückficht auf den großen Kohlenmangel außer den bereits verjüaten Einschränkungen des sonmäglihen Perfonenverkehrs vom 38. November an auf {ämtlihen Linicn dec ungärishen Staatsbahnen der Personenverkehr au) Mittwochs und Freitags eingestellt und nur der no1!wendigste Drts- verkehr aufrechterhaltin werden.

Theater und Mufifk.

Großes Scchgaufpielhgus.

Nun hat Max Neinh ardt seinen Plan, ein Theater für die Massen zu sckaffen, verwirkiiht ; das Theater der Dreitaufend ift in fem von dem Aicbitekten Hans Poelzig Umgestalteïen Zirkus Schumann zur Tatsache g-roorden und gestern vor einem teftlih und exwartungövoll gestimmten Publikum, in dem die Syvißen des Berliner Kunst- und öffentlihen Lebens fast vollzâblig vertreten waren, mit der „Vrestie“ des Nischvyl 08 eröffnet und geweiht worden. Die Aufgabe Poelzigs, aus der ursprünglich als Markthaälle erbauten, \päter zum Zirkus umgewandelten Wise: halle einen für Tbeaterzwecke geeigneten Raum zu hafen, war besonders in einer Zeit nicht leicht, die in bezug auf die zu verwender den Baulstoffe äußerste Sparsamkeit zur Bedingung macht. Er hat aber diese Mugade zweifellos mit großem Ge\chickd gelöst. In dem aroßen Hause fieht und hört man - gut. Der Umbau des . Bushauerraums mußte vor allem auf die Akustlik beda®t sein, “Aus diesem Grunde ergab sich die Notwendigkeit, die Wzlburg der vorhandenen großen Kuppel, in der éxtahrungs- gemäß das gesprochene Wort leiht verhallt oder durh EWbowirkungen in fztner Deutlichkeit beeinträchtigt wird, so zu gliedern, daß dieser Uebelstand vermieden würde. Die Teilung der Kuppelwoölbuug in verschiedene ringförmige Abteilungen führte von selbst zu einer ftalafti enähnlihen Ornamentik, die maßgebend au für die Ver- kieidung der Eiscnsäulen wie für die Gestaltung der ganzen Halle wude. So gewinnt man jeßt den Eindruck einer riefigen moscheenartig Kch weitenden Trovfstetnhöhle. Eine Bühne von gewaltigem Ausmaß, zu der eine vi: lstufige, mit ciner Plattform gekrönte Freitreppe von der zur Orchestra umgewandelien Arena empo1führt; 1chneidet einen Teil des ehemaligen Zitkusrunts ab, davor befinden sh auf beiden Seiten der Bühne und gegenüber Zugänge für den Chor oder die scheinbar von fernher fommenten Eitinzeldarsteller. Die Lichtquellen, die mt diffusem Licht den Naum? ezleuchten, sind unsicbtbar an- gebrat, und bei Verdunkelung erweckt eine sternartige Beleuchtung der Kuppel die Vorstellung, als fsiße man unter dem ge- {tirnten Himmelsdom: ein Eindruckl, der die Stimmung für das anbebende Spiel gut vorbereitet. Anders als der Zusdauerraum find die Umgänge und Erfrischungssäle ge- Halten, teren WBetongewölbe von Säulen getragen werden, - die mit ihren phantastisien lotosblumenarligen Kelhverzierungen an in- di\he Tempel erinnern. In den Kelchen sind unsihtbar die Licht- quellen angebracht, deren Schein indireft und gedämpst von den rot: gelben oder blauarünen Gewölbedeten zurückge1itrahlt wird. Ge- Parte Aufmerksamkeit herrschte, als die gewaltigen Falttüren des

euerfesten Bührenabschlusses |\ch zur Seite {hoben und die {weren Pfeiler des Hauptto1es des Agamemnonpalastes ent- Hüllten. Als reale Grundlage für den Schauplaß der Handlung werden, wie {on früher im Zirkus Schumann, angenommen: auf ber Bühne der Eingang zum eigentlichen Hause Agamemnons und Klytämn stras, rechts und links die Nebenräume, in der Arena ein Vorhof des Palastes, auf der der Bühne gegenüber- liegenden Seite das (unsichtbare) Hostor des Palastes. Die Ver- änderung des Schauploßes in den „Choëphoren“ wird nur dur gerinpfügige Aendeuungen des Freitreppenaufaangs angedeutet, und uit dritten Teil der Trilogie, in den „Gumeniden“, wird die Unzugänglichkeit des Sißes ApoUons dn eine fast bis an die Decke des Naums hinansteigende steile Stufenfolge versinnliht. Die Trilogie wurde, wie vor Jahren, in der Uebertragung und Bearbeitung Karl Vollmoellers gespielt. Gestern wie damals waren die wirk- famsten Momenté die Nückkehr des Agamennon, der Klageruf der Kassandra. das Wiedererkennen Orests

Gumeniden und seine Entj\ühnung durch Apollon. "Auch von dem Chor gingen geiern wie damals starke Wir- fungen aus. Im großen und ganzen abér war die Erregung ves E1öffnungsabends fo rohl bei den Darstellern wie bet den Be- tuchern ter Vorstellung zu verspüren, die innere Nuhe fehlte offenbar beiden, darum darf man bei der tritischen Würdigung dieser Cröffnungs- vorstellung noch keinen allzu strengen Maßstab anlegen. Jm Mittelpunkt ftand naturgemäß Alexander Moiisis Orest, der aus matten Anfängen herauswuds; erst mit dem erwachenden Bewußtsein der fürhterlich blutigen Aut1gabe, die seiner harrt, und später bei dem Grauen vor den râdenden Eumeniden vertiefte sh der Eindruck. Agnes Siraubs Klytämnesira war eine monumentale Grscheinung, in der MWebantlurg der Rede aber nech ungleih Gie wird den bam großen Naum angepaßten Darstellungsftil nôch finden müssen. Werner Krav! Agamemnon war etpdrucksvoler im Wese: und in der Rede als in der äußeren Erscheinung,

und Elektras, die Ab-- rechnung Orests mit -Klytämnestra, seine Verfolgung durch | die -

Foseph Kleins Aegisth wie {Gon früber zu modern, zu ungriehis{. Eine padckende Leistung war Else Heims’ Kassaadra, zwar nîkcht fo efffstatisch wie die ihrer Voraängerin Mary Dietrich, aber doch bei der Voraus\sage des Fürchterlihen, das sich vollenden foli, von tiefen Echavern e: füllt. Marta Feins Elek1ra fehlte dagegen fedér aroße Zug. Herrlichstes Griechenutin ofenbarie fich in der Sieges- verfündigung Paul Hartuianos als Herold, priefterliche Weihe und vollkommenste Stilbeberrshung in Ludwig Wüllners Chor- führer. Der denkwürdige Abend schloß mit reihen Ehrüungen für die Darstelier und den roagemutiigen Neuerer Marx wÿieinhardt.

ImOpernhau fe werten morgen, Sonntag, „Die Veistersinger von Nürnberg“, mit den Damen Schwarz, von Scheele-Wcüler und den Herren Hutt, Bohnen, van de Sande, Sommer, Philipp, Krasa, Habich, Bilk als Gast, Neinfeld, Lücke, Bachmann besetzt, unter Dr. #Friß Stiedrys Leitung gegeben. Anfang 4 Uhr. Am Montag wud „Salome“ unter des. Komponisten eigener Leitung mit den Damen Kemp, Hafgren-Waag, Birkenström und den Herren Kraus, Armster, Reinfeld, Henke, Lüdke, Philipvy, Sommer, Krasa, van de Sande, Bachmann in den einzelnen tollen gegeben. Anfang 74 Uhr.

m Schausvielhause findet morgen, Vormittags 11 Uhx, die Ik. Mittagsveranstaltung (Renaissance und Neformationszeit) statt. Nacbmittags 2 Ubr geht als 17. Volksvorstellung „Maria Nagda- lene“, Abends „Maria Stuart“ (Anfang 64 Ubr) in Szene. Für Montag (F Uhc) ift „Peer Gynt“ in der bekannten Beseßung an gesetzt. Alle drei Vorstellungen steheu unter der Spielleitung Dr, Rein hard Brucks.

Fúr das 111. Konzert der Neuen MusikgesellschGaft, in dem CGgon Petri das Klavierkonzert von Busoni spielen foûte, findet zunät\t am 21. Dezember der Abend für alte Musik ftatt, da der Pianist tnfolge der politischen Verhältniffe nicht vor Januar von Dolen nach Deutschland kommen kann.

Mannigfaltiges.

Der Kohlenverband Groß Berlin hat unier dem 21. No- vember 1919 folgende Bekannimachung über Festseyung von Briketitpreisen erlassen :

Auf Grund der Bekanntmathung des Bundesrats über Errichtung von Preitprüfungsstellen und die Versorgunasregelung vom 29. Sep- tember/4. November 1915 (Reichs, Geseybl. S. b07 und 728) in Ber- bindung mit der Anordnung der Landeszentralbehörten über die Er- rihtung des Kohlenverbandes Groß Berlin vom 21. Auguft 1917 wird mit Genebmigung der Staatlichen Berteilungsstelle jür Groß Berlin für die Siadikreise Berlin, Charlottenburg, Neukölin, Berlin- Schöneberg, Berlin-Lichtenberg, Berlin-Wilmerédorf fowie die fol- genden Orte der Landbkrcise Teltow und Niederbarnim

1. im Gebiet des Kreis: 8 Niederbarnim :

Berlin-Buchholz, Berlin-NReinickendorf, Berlin-#Friedrichsfelde, Berlin-NRotenthal, Berlin-Hetinersdorf, Berlin-Stralau, Berlin-Hohenschönhausen, Berlin-Tegel,

Berlin Niederscbönhausen, Berlin-Weißensee, Berlin-Oberschöneweide, Berlin-Wiitenau, Berlin-Pankow, Gutsbezirk Schönholz,

[{, im Gebiet des Kreises Teltory :

Berlin-Grunetvald, Berlin-Tempelhof, Berlin-Schmargendorf, Berlin-Martendorf, Berlin-Dablem (Gut), Berlin-Marien felde, Berlin-Friedenau, Berlin-Niederschöneweide, Berlin-Steglitz, Berlin-Johannisthal, Berlin-Lichterfelde, Verltn-Britz,

Berlin-Zehlendorf, Berlin-Treptow, Berlin-Lankwit, GSrunewald-Forst (Gui) folgendes bestimmt: N

& 1. Die Befanntmabung des Kohlenverbandes Groß Berlin über Festseßung von Brikettpreisen vom 13. November 1919 F Nr. L. 4302/19 sowie die in Gemäßheit des § 4 vbieser Be- fannimachung erlassene Bekanntmahung der KohlenstelUe Groß Berlin über Festlegung von Brikettpreisen 1n den Landkreisen Teltow und Niederbarnim vom 13. November 1919 J.-Nr. L. 4325/19 werden mit Wirkung ab 15. November 1919 aufgehoben. Die Be- kanntmachung des Kohlenverbands Groß Berlin vom 13. Oktober 1919 J. Nr. L. 4095/19 sowie die in Gemäßheit des § 4 dieser Bekanntmachung erlassene Bekanntmachung der Kohlenfstelle Groß Berlin vom 13. Ottober 1919 I.-Nr. L. 4113/19 bleiben demnach bis auf weiteres in Geltung.

& 2. Diese Bekanntmachung tritt mit dem Tage der Ver- öffentlichung in Kraft. A

Die Neichszentralstelle für Kriegs- und Zivil- gefangene teilt mit: Die Sorge und der Schmerz um die sich immer noch in französisher Hand befindenden Kriegêgefangenen haben in weiten Kreisen der Angehörigen das Mitgefühl für die in Deutschland zurücckgebliebenen russischen Kriegsgefangenen gesteigert, deren Zahl fh noch auf etwa 200000 Mann beläuft, und die zum Teil seit Jah'en von jeder Postverbindung mit der Heimat abgeschnitten sind. Um diesen Unglücklichen, deren Abtranëport in die Heimat stets ge- fordert worden ist, aber durch die Errichtung der Nandstaaten nicht von der Deutschen Megierung allein bewerkstelligt werden kann, die leßte Leidenszeit va Möglichkeit zu erleichtern, hat sich die Deutsche WohlUfahrtsftelle, Abteilung VI, bereit exklärt, die Verteilung der aus dem Auslande für die russishèn Kriegsgefangenen eingehenden Liebesgaben im Einvernehmen mit den zuständigen Dienststelen zu übernehmen. (W. T. B.)

Die Angehörigen des ehemaligen Internierungs- verbandes in Scapa Flow werden vorläufig von der eng- lischen Regierung zurügehalten. Sie haben bei der Versenkung ter Flotte nabezu all ibr Hab und Gut verloren und entbehren bas Notwendigste. Die Versendung von Liebesgaben zum Weihnachtsfest vermittelt das Note Kreuz in Frank- furt a. M., Zeil 114. (W. T. B.)

Das Zentralkomitee vom Roten Kreuz, Abteilung Flüchtlingstürsorge, teil! mit: Nach Berichten deutscher Heimkehrer, welche“ am 10. d. M. mit S. S. „Pretorian“ in Wesel eingetroffen nd, befinden sh in Kanada noch etwa 375 Ziviltnter- nierte jeden Alt-rs und Geschlechts. Davon entfallen auf Lager Kapuskasing etwa 40 Reichsdeut\che und 300, Desterreicher, auf Lager Vernon B. C. etwa 30 bis 35 Neichsdeut sche, alle diese sollen Mitte Dezember nach Deutschland abfahren. Auskunft über: Vers- -mißte usw. in Kanada erteilen: 1) Frau Eymann, Negina, Sask. . (Kanada), D der Zeitung :' „Regina : Gourier*, früber rein deuts deutsch - englisch erscheinende (

e, A eitung. 2) S. Gingtburger, 122 West Hastings Street, Vancouver B. (3. (Kanada). Herr Gintburger, der Privatmann und Schweizer Konsul ist, wird für Auskunft warm empfohlen. D Brasilien (Rio de Janeiro, Jihas das Flores und Nuovo Fribourgo) sollen êtwa 1000, in Peru noch etwa 150 Mann sein, alles oder zum größten Teil Schiffsbesazungen. J- Valparaiso (Chile) befinden ch leihfalls noch deutsde Schiffobesaßungen, deren Zahl jedo unbe- annt ist, Wir haben allen Grund anzunehmen, daß alle diefe-Leute aus Südamerika innerhalb der nächsten zwei Monate in der Heiinat zu erwarten sind. (W. T. Y;)

o Pubonnys Küinstler-Martonettentheate?,

S@tillersaal in Charlöitenburg für einige Zeit sein Zeit auf-

Ny deren Bekanntschaft man bier im Yahre 1916 Fat hat jeyt in geschlagen. Der Spielplan egt sih aus Satiren, Grote8ken, Märchen

u. a. zusammen. Am Donnerstag wurde Otto Eihrodts Märchen „Der Froschprinz“ gespielt, in dem dargestellt wird, wie der von einer bôten Hexe in einen Frosch verwandelte Prinz von der lieblihen Tolter des Königs Sorgenfrei vom Banne befreit wird. Das Spiel ist außerordentlih reuvoll, besonders fallén die außerordentli aemandten Beroëgungen der einen halben M-°ter großen, carafteristiihen Puppen, die Pubonny selbst geschaffen hat; auf. Drei Datnen lenken die Fäden und |vrechen zugleich die Frauzen- rollen, während der Leiter und Dramaturg dieses Puvpentbeäters, der Re- zitator@rnst@hbler t, sämtliche Männerrollen spricht. Er muß oft bis zu sechs verschtedene Rollen zuglei beherrihen. Das Gelingen einer Vorstellung wird nur ermögliht b1rch bas Zusammenwirken zahlreicher Küunsigriffe und Vorbereitungen. Däs Führen der Puvpen, die oft an mehr als an einem hatben Dutzend Fôden hängen, ift eine Kunst, bte in ibrer Vollendung nur durch große Grfahrung und Uebung erworben wird. Nach der Märchenau}führung traten cinige von aanz besonders kunftgeübter Hand gelenkte Solomarionetten auf, und zwar ein Neger- arolesktänzer und zwei Tanzchinesen, entzückende Beispiele voll- fommener reiner Marionettenfunst; „Der Tleinste Rezitatoc Kuno“, ferner „Caraso“, die „Sänaerin mit ihrem Begleiter am Flügel“ tarrifieren die Sterne des Konzertfaales und find verkörverte Ber- \pottungen. Die zahlreichen Zuschauer der eigenartigen Vo:stellung gab-n ihrer vollen Befriedigung über das Gesehene durch lebhaften Beifall Ausdruck.

Die Jerusalemsgemeinde begeht das Gedächtnis ihrer Gefallenen in cinem feierlichen Gottesdienst am morgigen Sonntag, Vormittags 10 Uhr.

Im WVissenschaftlihen Theater der „Urania“ wird Emma Kottmann ihren Vortrag „Im Schwarzwald“ morgen sowie arm Tienstag und Sonnabend wiederholen. Am Montag wird der Vortrag „Winter in der Schweiz“, am Mittwoch der Vortrag „In den Bergen Tirols" wiederholt. Am Donnerstaa spricht in der Reibe der Gelehrtenvorträge der Professor Dr. Schmidt aus Jena; er wird zum Gedädtnis von Ernft Haeckel ein Bild seines Lebens und Wirkens geben. Am Freitag wird der Professor Goerke noch einmal feinen Vortrag „Jerusalem und seine hetligen Stätten“ balten. Im Hörsaal finden nachstehencke Vorträge # tt!: Mittwoch, Dr. W. Berndt: „Kaltur- und Wirtschaftsleben uf nicderen Stufen*, Donnerstag, Oberleutnant Nigel: „Flugwesen der Gegenwart und Zukunft“, Freitag, Professor Dr. Keßner: „Die A Sonnabend, Professor Dr. Donath: „Ton und

ang“.

In der Trevtower Sternwarte finden in den näcien Tagen folgende Film- und Lichtblldervorträge statt : morgen, Sonn- tag, Nachmittags 3 Uhr: „Christoph Kolumbus", 5 Uhr: „Aus Greßistadtmauern in den Schwarzwald“, Abends 7 Uhr: „Europäische und exotishe Jagden“ ; Dienstag, Abends 7 Uhr: „Astronomie mit dem Opernglas und kleinen Fernrohren“ (Vortrag mit Lichtbildern von Dirck1or Dr. Ärchenhold); Sonnabend, den 6, Dezember, Nach- mittags 5 Uhr: „Das Berner Oberland". Beobachtungen mit dem großen Fernrohr fönnen täglih bei flarem Wetter von 2 Uhr Nachmittags bis 10 Uhr Abends vorgenommen werden. Fühbrungen durch das astronomishe Museum finden in der Zeit von 2 Uhr Nach- mittags bis 8 Uhr Abends statt.

Magdeburg, 28. November. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Am 27. d. M. gegen 5 Uhr 15 Minuten Nachmittags wurde am Ueberwege beim Haltepunkt Dsterweddinen dec Strecke Magdeburg—Halberstadt das Fuhrwerk des Oberamtmanns Scäper aus Sülldorf durch den D-Zug. 29 überfabren. Getötet wurden: ces Oberamtmann Säper, Stellinachermeister Müller, Kutscher Hardege, \chwer verlegyt: Frau Müller, sämuih aus Sülldorf. Die \{roerverleßte Frau Müller wurde mit Sonderzug nah Mageburg gebracht und in das Altstädtische Krankenhaus übergeführt. Der Unfall ist wahrscheinli darauf zurückzuführen, daß das Fuhrwerk die niedergehende Schranke noch zu durhfahren versuchte.

Wien, 28, November. (W. T. B) Der „Correspondenz Wilhe-lmn“ zufolge e-cignete sich in dem Dorfe Markgraf- Neusiedel bet Wien vergangene Nat ein {weres Brand- und Erplosionsunglück in einer Wohnbaracke der Samen- zuhtanstalt Planta. Ueber dfe Ursache der Explosion ist noch nichts Näheres bekannt. Bisher werden 45 Tote und eine Anzahl S(hwerverleßte gemeldet. Es scheint fh um eine verbreche- rische Brandstiftung zu handeln, da in der Brandnadht die Kasse des Naiffeisenvereins erbrochen und voliständig ausgeraubt und im Dorf selbt eine Anzahl G inbrüche verübt wurden. Zu dem Brandunglück wird am t1ich noch folgendes gemeldet: Von etwa 100 Bewohnern der Baracke sind etwa 50 verbrannt, neun von den Geretteten trugen \{chwere, etwa 15 leihte Ver- leßzung-n davon. Wahrscheinlih sind die Verunglükten vor dem schnell fortschreitenden Feuer, das an einem Ende der Barake auß gevóroWen war, an das andere (Funde geflüchtet, dabei im Qualim teil- weise berußtlos geworden und haben si felbst die Ausgänge ver- cammelt. Die Ursache des Br1ndes ist noch nit völlig aufgeklärt. Eine Explosion von Sprengstoffen \{heint ausgeschlossen zu sein. Vermutlich ist das Feuer beim Anzünden etner Lanipe entstanden.

Wien, 29. November. (W. T. B.) Wie das „Tel.-Korr.- Bureau“ erfährt, nd Getreide- und Mehlsendungen aus Triest für Oesterreich im Anrollen, 2000 t Mehl für Wien und 2500 t Getreide für Graz. Noch 10000 t Getreide in mehreren ohne Unterbrehung einander folgenden Sendungen werden er- wartet. In der ‘gestrigen Gemeindercatssfizung machte der Bürger- meister Neumann von der Erklärung des Berliner Obér- bürgermetsters Wermuth in der Berliner Stadtverordneten- Kung Mitteilung und gab den Wortlaut folgenden Tele - aramms an den Oberbürgermeister Wermuth bekannt : „Mit tiefer Rührung habe ich Kenntnis genommen von den a rharpigeit Worten, die Sie an die Berliner Stadtverordneten richteten. „Die freundschaftlihen Gefühle für „die Bervohner Wiens, die aus Ihrer zur Hilfstätigkeit auffordernden - Rede - lingen, .find ein Trost in schwerem Leid. Jh 3 dem Wiener Gemeinderate zur Kenntnis“ bringen“ und danke I Oberbürgermeister, dem Magüinrat und: den Stadtverordneten. für: die Sympathie, die in Ihrer Handlung gelegen ist, wärmstens.“ Ferner verlas der Bürgermeister ein Telegramm des „Heidelberger Tageblatts*", in dem die Aufnahme Wiener Kindèér für den Winter in Heidelberg und Süddeutschland an- geboten: wurde. - Die Mitteilungen des Bürgermeisters "wurden mit lebhaftem Beifall aufgenommen.

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nen, Herr

Handel und Gewerbe,

Erste Ostdeutsche Terxtilmustermesse Königs- berg i. Pr. Wie das Meßamt dem W. T. B. mitteilt, ist der erste Versu des T: rtil-Cinkaufsverbandes „Nordost* in Königs- berg, eine Messe zu veranstalten, als durchaus gelungen zu betraten. Die zahlreichen Anmeldungen erster Fabrikanten und Großhändler aus allen Teilen Deutshlants, auch der von der Entente ge sep deutschen Gebtete, fichern dem Unternehmen vollen Erfolg. D , Nbg siebt si aus gem Grunde dazu genötigt, ‘den Anméelde\chluß, welher uispiüngllh auf den 4, Fänuär 1920 fest- N war, früher vorjunehmen und Aubfales fowoit es dèr Manm jl attet, nur noch bis zum 1. Dezember 1919 zuzulassen. Mitt der usmessung und Festlegung der einzelnen Pläye in allen Sülen der

werde Ihre ‘Worte, Herr: perdlterneifier, t

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