1919 / 279 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 05 Dec 1919 18:00:01 GMT) scan diff

D gera L P T Kdt pi Ft eko S5 SSES E M ae E

: dauernden Pfarramts oder die Verseßung eines Geistlichen in vin

“Erflären in dieser Richtung die geistlichen Oberen bei der gemäß

sinien au hier eine nit mebr ¿citgemäße veratorisde- Maßnahme gegen die Kirce aufgehoben.

Dr. LQauscher selbst darauf hingewiesen worden, daß ih obne jete Schwierigkeit „sogar“ tem Jesuitenorden jeßt eins Niederlassung in Frankfurt a. M. bewilligt babe. (Zurufe im Zentrum.) Nun, Sie wissen ja doch, daß meine Partei tvenn id einen Augenblick ei- mal als Parteimann \precken arf —- von jeher gegen daë Jefuiten- ac{cß war, und demgemäß babe eben i neuerdings die Niederlassung des Jesuitenordens m Franffirt a. M. obne jede Schwierigkeit ge- nehmigt. (Zurufe im Zentrum.) T die Gin\Gränkungen licgen a n der Lage dor Gesebgebung: A

Ja, meine berchrten Herren, wir sind ja mit Hobdruck an der Neite gestaltung der Géseße. (Zurufe im Zentrunt.) Do, ‘die ‘Gesch- gebungêmasine arbeitet mit Godruck, aber es 1 völlig un-ck mögli, alle Gesetze mig einem Mal zu machen und sie dem Hau se vorzulegen. s sol Gesen nit einbringen, weil mir erst dic Neicbverfassung R 2 | E welde Grundsähe ‘da festgelegt wurden. in der Verfassung das weitere Recbt* vorbehalten, Rittlinien für die Ausführung festzulogen; diese liegen noch ait’ wox y die Regierung in diesen Monaten wirkli mik gele Urbeiten über alles men\{lide Maß hinaus geradezu Þhysisch unmöglich, dem Hohen Hauÿe noch weitere, gründlich

durchgearbeitete Vorlagen vorzulegen. Uebrigens \teckt das Hohe Haus | augenbliælid bis Über beide Ohren nock im Ftat und geseßgcberisden Arbeiten. Jch bverspreche jedokE, daß mit größter Be- \cleunigung aud die alten Uebol, dicse aub ven mir lebhaft bedaucrten Uberreste aus der Kulturkampfgeschgebung, vers{Gwinden und Jhnen Wesce nach dieser Richtung hin vorgelegt werden sollen. |

tvelder Art nicht verleßt werden, und unter derselben Grundsäßen werden wir auch unsere eigenen Tandeégescbliden Maßnahmen dann treffen. e

Meine Damxn und Herren, i kann binzufügen, daß id aub bereits, ebe die vom Reiche zu errartenden allgemeinen Richtlinien fur die Durchführung der- Trenming vor Kirche und Stagt heraus- gegeben worden sind, mi bemüht habe, auch jebti chon quf dem Verordnungswege dabin zu wirken, daß alle früßer üblichen PLeinliden Verationen fortfallen. Die Behauptung des Herrn Abgeordneten Dr. Lauscher, daß die neue Ne-

gierung seiner, der fatbolisden Kirde, Fesseln angelegt babe, trifft

nicht zu. (Zuruf vom Zentrum: Das hat exr: nit gesagt!) Herr Dr. Lauscher Hat davon gesprochen, es sei dringend erforderli, daß die Regierung der Kircbe, wenn sie sich frei betätigen soll, keine Fesseln anlege, die Fesseln vielmehr abstreife. (Zurufe aus dem Bentrum.) Jch komme auch auf Frankfurt. —- Also cs trifft nicht zu, daß jemals während meiner Ministershaft kleinliche, veratorishe, vom Polizei- und Verfolgungêgeist eingegebene Maßnahmen gegen die fkatholiscke Kirche und ihre Einrichtungen ergriffen worden seien. Das Gegenteil ist wahr. Jch erkläre bier vor dem Lande ausdrüdlich, daß der Ver- trauenêmann, den die Zentrumspartei in das Kultusministerium ent- andt hat, mein ‘Hhochverehrter Mitarbeiter, Herr Unterstaatssefretär Dr. Wildermann, niemals mir trgendwelche Beschwerden vorgebracht bat über ungerehtfertigte veratorische, fkleinlide Behandlung der katholischen Kircbe. (Zuruf vom Zen- izum: Jst nicht behauptet worden!) Meine Damen und Herren, ich-will ausdrücklich erklären, daß ic, woilchnur irgend konnte, troß meiner persönlichen Auffassung, dic, wie Sie ja wissen, keine&wegs mit der religiösen Auffassung der fatholischen Kirche übercinstimmt, den berechtigten Interessen dieser Kirche Rechnung getragen habe. So babe ih ers gestern bei der Reichsregierung eine Vorstellung erboben, daß die Kirche bei der jeßt zu schaffenden Stcuergesetzgebung nit anders bebantelt werde als alle übrigen Körperschaften öffentlihen Rechts. J babe ferner. von mir aus, nicht erst auf die Anregung des Herrn Abgeordneten Dr. Lauscher hin, sondern {on vorher, angeordnet, daß von dem Be- stätigungsreht, das der Staat bisher bei der Anstellung der Geistlichen batte, in der Praxis kein Gebrauh mehr gemacht werden sollte. Die Verordnung war fix und fertig: es war nur ein Akt der Höflichkeit, sie zuerst dem Auë\{uß mitzuteilen. Damit auc die aroße Oeffentlichkeit erfährt, daß hie Regierung bereit ift, auf peratorishe Recbte, die ihr beute noch der Kirche gegenüber zustehen, freiwillig zu verzichten, darf i vielleit dice Verordnung vortragen, damit sie in die Akten des Hauses kommt, sie lautet: Nach Artikel 137 Atfsaþ 3 der Reichsverfassung vom 11. Auguft 1919 verteilt jede Religionsgesellshaft ihre Aemter ohne Mitwir- kung des Staates. Vorbehaltlih der zur“ Durchführung dieses Grundsaßzes erforderlichen geseßlichen Maßnahmen und auf Grund des § 30 de& Gesehes vom 11. Mai 1873 iber die Anstellung und Vorbildung der Geistlichen (Geseßsammlung Seite 191) ersuche ih die " Herren Oberpräsidenten, bereits jeßt von dem auf Grund des 16 Ziffer 2 jenes Gesebßes in der durch Artikel 2 § 2 des Gesetzes vour 29. April 1887 (Geseßsammlung Seite 127) veränterten Fassung aulässigen Rechte des Einspruchs gegen ‘die Uebertragung eines

anderes geistlihes Amt oder die Umwandlung einer widerruflichen Stellung in eine dauernde Stellung. bis auf weiteres keinen (Be- brauch zu machen. Es kommt hiernad einstweilen nur der Einspruch nach § 16 Ziffer 1 a. a. O. in Betracht, wenn dem Anzustellenden die geseßlichen Crfordernisse zur Bekleidung des geistlichen Amtes fehlen.

J 15 a. a. O. ihnen obliegenden Benennung der Kandidaten dem Oberpräsidenten zuglei, daß jene gescßliden Erfordernisse erfüllt seien, so sind in diesem Falle dic ¿Herren Oberpräsidenten in der

Lage ‘und werden ersucbt, unverzügli® ‘zu erklären, daß sie Einspruch nit einlegen.

Also ich habe bereits vor dem Erlaß der reichsgcsebßlidon Nicbt-

Meine Damen und Herren, es ist vom Herr Abgeordneten

4 ck ‘_. - - c. 4 o. F . Nun sagte Herr Dr. Lauser, diese Gesehe müßten geändort werden.

Bis zum 11 August konnten

wie 1ch eben \ckon zu: sagen mir evaubte, Scbließlich war

beSporbereitenden überlastet, und cs war

in anderen

schicdener Weltanschauung, wenn sie klug und gchildet sind, versöhn- Tih und arständig unterbalten kann, so daß bede Teile daraus chwvas Ternen. Und aus dem d-' oder 6 stündigen Gesprädi id weiß nicht, ivie lang es war das ih mit dap Herren dort geführt habe, \int, glaube i, boide Teile nidt obne cinen gewissen Gewinn fortgegangen.

Falle notwendig ist, des Aultuänrinisters unt tes Ministers des Innern, id babe, fage is, die Initiative ergriffen, dieje Bestimanung völlig gu beseitigen. Bravo! im Zentrum.) Darin sollen die Eltern tünftig volle Freiheit haben, gemäß dem Geiste der Reichéverfassung, die uns einmal Geseß ift und die ib loyal durchführen roill wnd muß. (Zurufe redié.) Ja, meine Herren, die Geseße missen durdgeführt Trerden (Wiederholter Zuruf.) Natürlich auß für die evangelische Kircks, ih bin aber m Auger&Cick immer noh bei der Tatholisden Kirche.

Also ih habe die Initiative ergriffen, daß auc diese einschränkende Bestinrinung beseitigt wird, und daß ein wesentlider Grundsaß der Reichsverfassung, daß die Eltern das Necbt haben sollen, in erster Linie salbjt über die Erziehung der Kinder zu bestimmen —- ein Grund- saß, gegen den ih persönli sehr ernte Bedenken habe —, \chon 1£bt durdgeführt wird.

Wenn man mir immer Kleinlichkeit gegen die fatholisde Kire und gegen ihre Œinrichtungen vorwirft (Zurufe) ja, so klang es do aus der Nede des Herrn Abgeordneten Dr. Lauscher beraus —, wenn man mir vornirft, daß id zwar sckóne Worte, {ne verbind- l’icbe Redensarten mache, daß aber die Taten ausblieben, \o darf i ‘die Sacbe fälli mir eben ein vielleidt aub noch darauf hinweisen, daß mir ein schr bekanntes Mitglied Jhrer Fraktion erst vor ein ode: ¿wei Wocen seinen ganz besonderen Dank und feine ganz besondere Anerkennung dafür ausgesproden hat, daß 1h das weitestgebende Ent- gegenkommen der Genebmigung einer Klostersdule, so viel id wetß, cines Lyceums, in Düsseldorf bewiesen bätte, und daß ih bei dieser Gelegenheit die gescßzliden Bestimmüngen in der denkbar mildesten Woise zugunsten ‘der katbolisck&en Kir&c ausgelegt hätté. Alles das sind doch feine bloßen Worte, sondern Tati.a chen, und dem gegenüber bitte ich dringend, mi künftig mit dem Vorwurf zu verschonen, daß ih nur sckóne Worte, aber kein: Taten hätte.

: Meine Damen und Herren, i sage Ihnen also: soweit es auf mich und auf die Preußische Negierung ankommt, wird die Trennung von Staat und Kirde im Geiste gegenseitiger Versöhn- lihkeit, im Geiste vollster Loyalität durchgeführt werden, und ih glaube zuversitlic, daß nach Durchführung der Trennung sih der Kirche erst ret Wirkungsmöglichkeiten er- öffnen werden. Die großen Bedenken, die der Horr Abgeordnete Dr. Vauscher beute nach meinanm Empfinden etwas post festum gegen ae nun einmal berfassungémäßig in Kraft getretene Trennung von Kirche und Staat geäußert bat, bat, soweit ich mi erinnere, in den 70er Jahren bereits Jh- Führer Windthorst widerlegt, andem er sagte, daß nach sciner Meinung bet einer sdüedli friedlichen Trennung von Staat und Kirche die Kirche sich weit besser be- finden würde als bei einem Zustand fortwährender Reibungen, wenn die Hirde ein Organ des Staates bléebe.

Jch bin dem Herrn Abgeordneten Dr. Lauscber sehr dankbar ge- wesen, daß er entgegeneinerwüßsten undwaederwärtigen Hebe, die: seitens eines großen Teils der Zen- trumspresse, besonders im Westen, viele Wochen lang gegen mich geführt worden ist, (Zurufe im Zentrum) nein, es waren. durchaus nit nux einige wenige Blätter, es war fast die gesamte (Zentrumépresse des Westens (erneute Zurufe im Zentrum) Ge- legenheit genommen bat, bier an autoritativer Stelle zu erklären, ‘daß gerade die Aueführungen, die ih in Maria-Laach dem Abt gegenüber gemat habe, cin bobes Anerkenntnis der großen, aud! nodj beute fort-

tatholisden Kirche darstellen. Es ist ja bekannt, daß mir immer wieder und wieder in Wahlplakaten und f onst, besonders als i selbst

wohl acht Wochen lang troß offiziöser und offizieller Dementis dur die Presse gegangen —, ib bätte ¿n Maria-Laack erBlärt, id betrahtete es als Kultusminister für meine Hauptaufgabe, den Athciêëmaus ¿n Deutsckand zur Herrschaft öu bringen. Das ist cinkompletter Un{inn. Das Wort Atheiemus ¿sb ein Wort, das i bodst ungern in den Mund nehme. Wer d feverTid und gar noh mit einem gewissen Stelz als Atbeisten bekennt, der zeigt damit nur, daß er vor den größten und ernstesten Fragen unseres Dasoins Teine innere Ebrfurcht hat, daß er das Protukt einer sebr mittelmäßigen Halbbildung ist. (Zuruf redts: Bebel und Lieb- fnechbt!) J habe jcht nur von niir geredet. (Heiterkeit.) J habe damals in Maria-Laac nur erklärt, daß ih für meine Person nicht in der Lage soi, auf dem Boden irgend eines besiümmten D ffen - barungsglaubens zu steben. Das ist eine Privatsade, die niemanden ctwas angebt, (Zuruf reis) die auch Sie nihts angeht. J habe aub Sie ni&t nah Ihrer religiösen Ueberzeugung gefragt. ‘Das, worauf cs ankommt, Herr Abgeordneter, ist do, ch ichmecin Amt als Kultuêminister müißbrauche, um meiner richtigen oder verkebrtèn persönliden Weltanscbauung zum Siege zu werhelfen oder nit. Idi bin nit in dem vulgären Sinne einer üblen Halbbildung ein Atbeist. Aber selbst, wenn id €s wäre, würde i es für cine Gewissenlosigkoit sonder gleichen balten, wenn 1 bei der konfessionellen Zusammensetzung unseres Volkes und bei der furdt- baren inneren 4nd äußeren Lage, in der unser Volk beute nob tebt, den blóden und unsinnigen Gedanken fassen wollte, den Atheismus zur Staatsreligion zu erheben. Das würde innere Kämpfe enifesseln, die unser armes Volk vollends zugrunde richten, müßten. Trauen Sie mir alles nmóglide zu, aber nit einen ges{madcklosen Unnsinn. Der sehr kluge und feinsinnige Abt von MariaæLaach, mit dem ih mehrere Stunden dort gesprochen habe, der mids, sehr licben&wvürdig aufgenommen bat, hat selbst in durdaus loyaler Weise erklärt (Zuruf links: Eintreten ins Kloster!) Nein, das tue id ni&t. Jch labe auch ‘dem Herrn dort in Maria-Laach keinen Zweifel darüber gelassen, daß i geistig Und seclisck aus ciner ganz anderen Zone herkomme als die Herren Patres. Aber Sie werden mir aud zugeben, Herr Ab- geordneter Hennig, daß man ‘sid au& mit Leuten mit noch fo ber-

_Noh eine weitere son jeyt von ‘mr. ins Werk gesehte Maße |

name zugunsten der fatholisden Kirdcho: ih babe dic Jnitiative er-

griffen, um die Bestimmung, daß, drenn cir Kind evangolisden

Glaubens in ciner von Ordensbrüderzt oder frounnen Schwestern ges ; / Acitelen Schule, in ein Lyceum, in eine HWloktorscule. ariwe-Aumahimne. _ (inden joll, dazu hie Genehmigung, zroeier Minister in jeden einzelnen

Meine Damen und Herren, meine Aeußenungen, die Herr Abt Dr. Herweghen in der. Presse wiedergegeben hat, waren cin &x- tirafkt unseres mehrstündigen Gesprähs, aber ih stehe durhaus nicht an, mi zu dem zu bekennen, was der Herr Abt dort medergelegt hat.

meinem Gefühl wirklich überflüssigen Debatten über die ztligióse Auf-

Meine Damen und Herren, um ein für allemal mit ten nad

bestebenden ethis&en, sittliben Bedeutung der religiösen Werte der,

¿m Rheinland war, vorgeworfen worten ist und dieser Vonvurf, it}

faffung des zurzeit amfierenden Kultuêministers aufzuräumén, geffalle4 Sie mir -gütigst hinzuweisen auf die Reden, die ih nicht erft jeßt, sondern bereits in den allerersten Reyoluticuémonateï, am 3. Februar d. J, in der Handelshocschule gehalten habe, und auf die au Hers Abgeordneter Dr. Lauser mit einigen Worten son Bezug genommen hat, J darf einige Säße aus diejer Rede. zitieren, damit fie au in die Akten dieses* Hauses bineinkommen, und. i boffe, damit ein für allemal diese unerquidliden Debatten un allseitigen Interesse aus des Welt zu schaffen. J habe dort u. a. erklärt:

Dieser ganze Fragenkomplex, - der. i -mit-der politischen Aus- einandersebung zroischen Kirche und Staat beschäftigt, gehört seinem tiefsten Wesen nach eigentlid viel. mehr dem Gedankenfreife und dem Aufgabenkreise des alten-Ltberalismus an als dem fpezifiscen Aufgabenkreise deé: Sozialismus. Die historische Aufgaba des Liberaliémus ist es i allen Ländern gewesen leider ist in Preußen und Deutschland diese Aufgabe vom alten Liberalismus nit in glüdliher Weise durbgeführt worden —, die ftirdenpolitishen Auseinanderseßungen zu einein. Ende zu bringen, das Verhältnis zwischen Staat und Kircbe auf. eine-den modernen Bedürfnissen entz sprecende Grundlage zu! stellen. Die gesdbihtlide Aufgabe des Liberalismus war im twesentlichen die, alte Bande, die festgewurzelten mittelalierlihen Bande des absohiten Staates, der Kirdbe, die AU- mat der kulturellen Zwangsbande- zu zerbreden, die Gesellschaft zu atomisièren, sie aufzulösen. Das ist. zweifellos eine- große bistorisce

die Welt zweifelles cin gewaltiges. Stück nad vorn geführt. Jn diesen ‘Aufgabenkreis gehören, gescicktlib betrachtet, eigentli au alle jenen firdenpolitishen Auseinandersetzungen hinein. Die Auf- gabe des Sozialismus ist dagegen ganz wesentlich: positiv, sie isl organisatorisch, und darum \che ih es in der: Frage, die.uns in diesem Augentlick beschäftigt, für eine- der wesentlichen Aufgaben des Sozialismus an, auch kirdenpolitisd nit zu zerstören und aufzu- lösen, sondern neu aufzubauen, .neu zu organisieren und im Aufbau umzuformen, Mit anderen Worien: so. sebr. ih persönlich jedem Dogmenglauben fernstehe ich- mate daraus gar kein Hehl —y so schr erkenne dod aub 1ch selbstverständlich und das sage i nit etwa jeßt erst, nabdem ¡d Minister. gaworden bin, das habe ih au im Landtage Dußende von - Malen ber den verscktedensten Ge- legenheiten gesagt und habe. es. in meinen. Schriften oft genug aus- geführt —, so erkenne gerade ih an, welche außererdentli wertz wollen sittlichen Kräfte au heute noob aus der Neligion, aus dem Christentum bervorquellen. Jh: weiß ganz genau, daß wir alle, auch diejenigen unter uns, die nit positiv gläubig sind, in stärkster Weise direkt und indirekt von diésem Gedankenkreise, von der sittlichen Vor- stellungswelt des Christentums beeinflußt sind, und es wäre geradezu banausisc, es wäre obendrein fo unsozialistisd wie irgend möglich, diese gewaltigen, sitilih-ethisdben Kräfte, ‘die auch Heute nob ohne jeden Zweifel aus dem Christentum quellen, mit. .dem Dreschflegek tots{lagen zu wollen. Es ist sehr viel sozialistiser gedact auch diese aus religióser Quelle stammenden sittlihen Mächte unsererseits in zweckmäßigerer, würdigerer- und- besserer Weise, wie es heute ge- schieht, inden Dienst der Gesamtheit zu. stellen. Au auf diesem Gebiete, auf dem Gebiete der. Nußbarmachung religiös-ethischer Kräfte, gilt es für den Sozialis8mus, nicht zu zerstören, sondern neù und zweckmäßig aufzubauen. F Und am S{hluß der Rede sage. it nockd cinmal es ist nidd lang —+ E E R SLEE E Wir wünsckben Perfönlicfeiten, wir wünschen staatébürgerlih gz» richtete Persönlicbfeiten, wir wütiscen volfkSrittsdaftli und sozial geritete Persönlicbkeiten, und wir wünsen aub fsittlib gefestigte Persönlichkeiten. J sage das nit im Sinnë irgendeines welt fremden Muckertums. Nichts liogt gerade mir ferner als das. (Zuruf rechtê.) FJawohl! ; j ; Ich bin, weiß Gott, gerade au als Sozialist ein entsckicdener“ Pebenéêbcjaber, id bejabe das Leben mit allen feinen Höten und au mit allen seinen Tiefen. Starke Veidensbaften sind mir au da eine Herzensfreude, wo sie einmal: iber tie Stränge dagen. Nein, meine sehr geehrten Damen und! Herren, wenn idi sage: wiv brauen sittlide, starke Persönlickeiten, jo liegt mir- dabei jede Absicht einex mukerisden Engherzigkeit und Engstirnigksit völlig fern; i will damit nur sagen: wir brauen Persönlichkeiten, und da darf idi wieder an das anknüpfen, was. der Herr Vorsißende anfangs sagte, Persönlichkeiten, die in sich den Tategorisden Imperativ der Pflicht fühlen. Und zwar möchte id glauben, daß dieser kategorisde Imperativ der Pflickt in dem neuen Zeitalter im wesentlichen sozial betont sein wird, daß er seine stärksten Antriebe gewinnen wird avs der sozialen Verankerung jedes Einzelnen. Die Pflicht des Einzel- nen der (Gesamtheit gegenüber, von der Ihr Herr Präsident vorhin sprack, muß uns allen allmählich einfa in Fleis und Blut über- geben. : j j Das war der gleiche Gedanke, aus dem heraus i auch in Maria-Laach sagte, es würde in späterer Zeit eine foz ial fundicrte Œthi? entstehe4, die nicht mebr auss{li-ßlich auf rein religiösen Begriffen basiert. Aber ick weiß genau, e : fabre id! dann in der Rede vom 3. Februar fort -— daß zu dem Werden und Wasen solcher neuen sozial fundierkter ünÿ sozial betonten Eth:k nit Jabre, sondern Jahrzebnte, daß dazu nicht eine Generation, daß dazu mane Generationen gehören. Jch weiß, auf allen diesen Gebieten gibt es keinen Sprung, gibt es kein Ueber= den-Graben-springen, es gibt ‘da nur langsame Entwicklung, lang- same Unanformung. In allen diesen Dingen bekenne ih midz grund- säßli® nidt als Revoluticnisten, sondern als Evolutionisten, als Mann der Etnhwicklung, des organischen Watsens und Werdens. Solange wir alfo cine solde sozial fundierte und sozial betonte neue Ethik nech nicht haben, solange sind au die starken sittlih und religiösen Antriebe der Vergangenheit nit zu entbehren bei der sittlichen Erziehung unferes Volkes... Und da komme ih wieder auf das, was i eingangs sagte: 2s ist’ nickt dîe Aufgabe und kann nit die Aufgabe des Sozialiémus sein, diese Antriebe zu zers{lagen, sie zu nogieren, es muß \cine Aufgabe: sein, biese sittliden Antriebe nußbar zu machen, ‘cinzuspannen in den Dienst des gesamtew Volkes, der großen einheitlichen Nation: - ele Damit glaube ih diese Ausführung \cklicßen" zu können. (Zuruf dos

Abg. Dr. Bronish: Diese Ethik liegt voch-in ‘dem Mangel an religi-

ósem Versteben!) Meine Herren, i babe meine Auffassung nunmehx damit Elargelegt,. So sehr i ‘allgerivinèn: sosÆé Augeinandes

fegungen vom Hause fernzuhalten fue denk" wir bäben bier bo

Notwendigkeit gewesen, diese negative Aufgabe des Liberaliëmus bah

, liegt kein Widerspruch-vor.

; Provinzen vom 20, Jänuar 1876, in&rsondèré der § 3 und 6, nb

tn-erfter Vinie politis&e unh wirtschaftliche Fragen zu lôsen und follten | uns nicht allzuviel über Weltanschauungsfragen unterhalten, abdar ich biü durch ben Abgeordneten Dr. Bronisch und_oinen anderen Herrn dazu gezwungen worden —, \v din ih im übrigen do auch Fünftig zu jedem von Jhnen gervuünsdter Waffengang bereit, und seien Sie liber- zeugt, daß i midt Fneifen werte. Ó ‘Meine Herren, über die Fragen, die in den beiden förm- Tiden Anfragen niedergelegt rorden sind und die besonders gu, außer in den bêibden Reben der Herren Jnterpellanten, in den Ausführingên der Herren Abgeordneten Dr. Rade und D. Klingemann eine. große Rolle gespielt baben, mödbte ih eine formusierte Grklärung vorlesen; Sie gestatten mir, daß ic das tue: Abweichend- von der. bisberigen Reichéverfassung ist im Art. 10 der ebt geltenden tem Rede bte Befugnis zur grundsäßlichen Regelung der Nechte und Pflichten der Religionsgesellshaften übertragen. In Ausführung dieser Bestimmung ist in dem dritten Abschnitt des zweiten. Hauptieils der Réeubbverfassung die Freiheit der Religions- übung und- die Unabhängigkeit der Kirde vom Staate verkündet.

Die Durdführung dieses Grundsaßes oder, wie man es kurz, wenn auch nit immer ganz zutreffend zu bezeidmen pflegt, bie Trennung von Kirche und Staat soll na dem leßtèn bsaß des Art. 137 im Wege - der“ Landesgesebßgebung erfolgen. Zu diesem Zvede werden der Landesversammlung demnädst tie nötigen Vor- lagen zu machen sein. Die Staatsregierung vertritt dabei den Stand- punkt, daß die Trennung j

—— darauf lege ih besonders Gewicht, im Einverständnis mit der ge famten Regierung mir gleibzeitig auf finanziellem und rechbtlidem Gebiete durhgeführt werden kann. Solange dies nit gesehen, bleiben die bisberigen geseßlichen Vorschriften in Kraft.

In dem Entwurf des Kirchengeseßes, das der Evangelische Oberkirchenrat der Generalsynode vorzulegen beabsibtigt, behufs Schaffung etner Kircherversammlung zur Feststellung der künftigen Verfassung für die“ evangelisde Landeskirde der älteren Provinzen, ist im Ÿ L bestimmt, daß bis zum Jukrafttreten der künftigen Ver- fassung die Nechte des landesherrliden Kirenregiments von dem

. Ewangelisen Oberkirchenrat unter Mitwirkung des Generalsynodal- wvorstandes ausgeübt werden.

Diese ‘Bestimmung steht im Widerspru zu § 5 des Gesetzes aut vorläufigen Regelung der Staatsgewalt in Preußen vom 20, März 1919, na dem die Rechte des landesberrlihen Kirchen- regiments Gis'-zum Inkrafttreten der Verfassung ausgeübt werden durch drei - von der Staatéregierung dostimmte Staatsminister obangelishen Glaubens,

Kirchlicbe Gesehe und Verordnungen find aber nah Art, 13 des Stadatsgeseßes betreffend dié epangelisde Kirckenverfassung in den ältéren Próvinzen vom 3. [Juni 1876 nur insoweit rechtsgültig, als sie mit einem Staatsgeséh nicht irn Widerspru steben. Bevor ein won dér Generalsynode angenommenes Geseß früher dem König, jet ben drei evangelishen Staatéministern, zur Sanktion vorgelegt wird, ist’ nach dem Art. 13 Abs. 2 des genannten |Staatsgeseßes die Er- lärung des Staatsministeriums darüber berbeizuführen, ob gegen seinen Grlaß von Staats wegen etwás zu erinnern ist. Sollte die Generalsynode das Kirhengesep entsprehend der Vorlage des vangelischen Oberkirchenrats verabscieden, so würde das Staats- ministerium wegen des dann entstehenden Widersprubs zwischen Firchengeseß und Staatsgeseß nit in der Lage sein, eine derartige Grêlärung abzugeben.-Dann. entfällt aber für die drei Staatêminister bie Möglichkeit, dem Kirchengesep die Sanktion zu erteilen. Das be- stehende Staatsgeseß bliebe damit voll in Kraft.

Um aber einen Konflikt zwischen der kirchlichen Vertretung und der Landesvertretung nach Möglichkeit zu verhüten, baben die drei Mimister evangelishen Glaubens Bedenken getragen, die außerordent- liche Generalsynode einzuberufen, solange die Gefahr besteht, daß das von thr zu beshließende Gese mit den Staatsgeseßzen in Wider- spruch steht. l

Nach dem Entwurf des genannten Kirchongesebes sollen die Wahlen gur verfassunggebenden Kirchenversammlung nicht unmittelbar durch rie Mitglieder der evangel:\den Landesfkirde, sondern mittelbar tur die Mitglieder der vereinigten kirchlihen Körperschaften er- folgen, Auch ist die Wählbarkeit in der Weise befcränkt, daß cin Drittel der Mitglieder der Kirhenversammlung aus Geistlichen, ein Drittel aus jehigen oder früheren Mitgliedern firchliher Körper-

{chafien und nur ein Drittel ohne Einschränkung aus Männern und Frauen der evangelischen Landeskirche gewählt werden soll.

Das kircbliche: Wablredt berührt zunächst nur das innerkird-

liche Gebiet,

(fehr richtig! reckts)

auf dem die Kirchen sowohl nah der bisberigen Recbtélage als au auf Grund des Art. 137 der geltenden Reichsverfassung Seltiständig- Teit genießen. Gleidhwobl habe id durh Schreiben vom 21. Juli ds. Is. den Evangelischen Oberkirhenrat auédrückli darauf hin- gmviesen, daß ic vom Standpunkt der Staatsinteressen und aud ven dem des allgemeinen Interesses der religiós gesinnten Bevölkerung di? Ausfcaltung der Urwablen lebhaft bedaure und noch mehr die Beschränkung der Wählbarkeit, da bierdur eine ark überwiegende Vertretung des - geistliben Elèmentes hewboigeführt werde. J habe. die Hoffnung ausgesprochen, daß das Gesetz von der kommenden Generalsynode nit in diefer Form bes{lossen werde.

Hierüber hinaus stebt der Staatsregierung cine unmittelbare Eimwpirkung auf die Ausgestaltung des kirhlihen Wahlrechtes als einer innerkir{liden Frage nit zu. e

(Zurufe: rechts.) J will mich dur Jbre Zwisckenrufe nit stören lassen in der Verlesung der formulierten Anträge, aber, meine Herren, ¿h hoffe, daß auc Sie von der Rechten bereits aus dem, was ih bisher vorgetragen babe, den Eindruck gewonnen haben, daß die Verschiebung der Generalsynode und andere Maßnabmen getroffen worden sind aus- \cklicßlih, um ‘einen für alle Teile gleih unernwvünschtenw Konflift gwischen Staat und Kirche zu: vermeiden. (Zurufe rets.) Nein, es

Ee muß vielmehr den der “evangelisden Landeskir&e angehörigen Staatébürgern selbst überlassen bleiben, auf diesem Gebiete ihre Nette: innerhalb ‘der Kirche gur Geltung zu bvringen.-

_… ‘Das. Kircengefeh betreffend eine Kirckenversammlung enthält aber zuglei Abänderungen wesentlicher Bestimmungen der Generale fynodalordrung für. die: evangelisdæe Landeskirche der neun älteren

S D: Ae DEE M * G) L C R ICH Sh T FDE T N PE[INES 7M ATI A DAHPST T E? RERA E

bedarf baber nad dem |Staalsgoseß- von 2B, Mai 184 der-Be-- stätigung dur ain Staaisgesey. i

Es wird daber der Besclußfassung der Landesversammlung unterliegen, ob dem Kirchengeseß, wenn es in der vorliegenden Faffung

don der Generalsynode - verabschiedet róird, * die \taatêgesetliche -

Bestätigung erteilt werden soll, fs d vie Landesrersammlung, falls - fie anit den Grundsäßen des Dirderngesetes' binsihilih des Wahl- rechtes und der Wählbarkeit nidt einverstanden ist, diese Bestätigung - versagen anr. : : Da demnach bisher völlig entsprechend der Rechtslage verfabren

ist, so liegt weder eine Gefährdung ter Staatsrehte, nob anderer- seits ein Anlaß für eine Beunrudigung der evangelisden Volké- kreise ver.

Das ist die Antwort auf dié förmliche Anfrage. Gbensowenig wie bisher beabsihtigt die Staatsregierung künftig die verfassungsmäßige Freiheit der Religionégesellshaften in der selb- ständigen Ordnung ihrer Angelegenbeitén zu beeinträtigen. Sie ist um Gegenteil bestrebt, den firdlihen Organen die Neuorbnung der firœenrelliden Verbälinisse, so reit és an ihr liëgt, zu erleichtern. Diesem ihrem Standpunkt entspredend bat sie zunädfst die alte Generalsynode als das Organ anerkannt, durch das sich die Kirche das Wahlgeseß für die verfassunggebende Kirhenverfammlung geben könne, cbwobl tie Zusammensetzung der bestehendem Generalsynode den alten Verbältnissen entstammt und in weiten Kreisen Bedenken begegnet. i

Auch der mit Unrecht viel angefohtene § 5 ist in die vorläufige

Staatsverfassung gerade zu dem Zweck aufgenommen worden, um die AusSeinanderseßung zwisden Kirdé. und Staat unter Beacktung des bisherigen Rechtszustandes in Au&führung der neuen Grundsäße der Reichsverfassung zu erleibtern.

Jn §5 handelt es sih um die Einsebung der drei Minister in

evangelicis —, Es ift von der Staatsregierung niemals beabsichtigt worden, die: nur als vorübergehende Einrichtung gedate Beauftragung der drei evan- gelischen Staatêminister mit der vorläufigen Fortführung des landes- berrliden Kirdenregiments beizubehalten, mabdem die Trennung von Kirde und Staat entsprebend der Reicbêverfassung durchgeführt und der beute einen ungestörten Uebergang in die neuen Verhältnisse ermöglichende §5 dur das zutreffende Abkommon zwiscben Staat und Kirche entbebrlih geworden ist.

Die Staatsregierung hat im Übrigen, wie anerkannt werden muß, die tirdilice Selbständigkeit bei - der Handhabung der vorläufigen Regelung des landesherrliœten Kirc&enregiments sorgfältig beacbtet. Undererseité mußte sie aber au den Empfindungen des kircklih freier gesinnten Teiles der evangelis&en Bevölkerung Rebnung tragen und den kirchlichen Organen deren Berücksichtigung dringend empfehlen. Au beute kann sie im gemeinsamen Interesse von Kirdbe und Staat nur davor warnen, die Kirde au künftig ganz überwiegent auf die Tandlihen, vom alien Staatsideal beherrs{ten Kreise zu gründen. Wie im Staate, so wird, au künftig in der Sire der städtiscen und Ländlichen Bevölkerung die gleiche Möglichkeit der Be- tätigung gemährt und nicht von vornherein dur die Bevorzugung des einen Teiles verleideb werden müssen.

Jedenfalls dürfen die Kreise, welhe eine weitherzige Gestaltung der ftirliden Verfassung und den Auébau der evangelisden Landes- firde zu einer abren Volkêstfirde wünschen, der lebhaften Sympathie der Staatsregierung versichert sein. Sie. wird diese Wünsche warm unterstüßen, soweit dies ohne Eingriff in innerkirhlice Verhältnisse irgend moglich ift. (Zurufe rechts.) Nein, meine Herren, die Re- gierung beabsichtigt, allen kirbliden Richtungen, entspre%end dem. ganzew Wesen und Charakter des neuen Volkéstaates, tüunftig zu ibrem

Ret zu verbelfen.

m ——

90. Sißung vom 4. Dezember 1919. (Beriched des Nachrichtenbüros des Vereins deutscher Zeitungsverleger®).) Am Regierungstishe: der Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung Haen if ch. Präsident Leinert eröffnet die Sißung nah 1114 Uhr.

Es wird die A übér den HaushaltdesMi--

nisteriums für issenschaft, Kunst und Volksbildung fortgeseßt und die an die Ausgaben für das Ministerium, für Kultus und Unterricht, für den evange- lischen Oberkirchenrat, für die Bistümer, für evangelische und katholische Geistlihe und Kirchen angeknüpste allgemeine Be- \prehung wieder aufgenommen. i

Abg. Adolph Hoffmann (U. Soz): Der gebige Kultusetat |

unterscheidet sich troß der Revolution und troß der veränderten Firma in nichts von dem früheren. Wir wollen in Zukunft ein Kultus- ministerium ohne Kultus haben. Nach Artikol 137 der Reichs- verfassung „es besteht feine Staatskirhe“ haben wir {on die Tren- nung von Kirche und Staat. Deshalb hat man kein Recht, Staats- gelder für die Fire zu verauslagen. Ein katholischer Geistlichér ‘er- Flärte, fünf Sechstel von allem, was die Kirche hat, ist Une enwvorben, und von dem leßten Sechstel ist der rechtliche Enverb nich

nachzuweisen. “Deshalb soll die Kirbe von dem, was sie zurückhaben. will, den rechtmäßigen Erwerb nadweisen. Davon werden wir nicht abgehen. Der Staat der Gewalt, der Unterdrückung, der Ausbeutung: braut die Kirche. Die organisierte Kirche 1 die sicherste |Stübe-‘des

reattionären Staates, Insofern ift es richtig, R A worden ist, |

daß die Religion die geborene Stühe des Staates it. Wenn Abge- ordneter Klingemann erklärte, der Krieg wäre cine sittliche Notwend1g- keit gewesen als Zuchtrute Göttes, so emvidere ic, die Kirche hätte: gegen dén Krieg Stellung nehmen müssen, wie die cristliche 'Nücksten- liebe und die Gebote Gottes es vorschreiben. Jn der Presse ist das Volk belogen und betrogen worden, wie während des Krieges, - #0 nach der Revolution. Die unglaublisten Märchen und Verleüm- dungen sind dem Volke aufgetischt worden, um es aufzupeitschen, z. B. wegen meines Viertel}ahreêgrhalts von Mark. Wenn man das heutige Kultusministeriuum betrahtet, so muß man sagen, die Novemberrevolution ist nur eine Sceinrevolution, keine wirkliche Revolution gewesen, (Sie (na rechts) haben nit einmal versuchi, diese Revolukion aufzuhalten oder zu verhindern. Der damalige \tell- vertretende. Ministerpräsident ‘Friedberg hat uns sofort, ohne Ein- spruch zu erheben, sein Amt abgetreten. Sie hatten vor der deutschen Revolution mohr Respekt, als sie eigentlih nach der Art, wie sie ausgeführt worden ist, verdient hat, ernst genommen . zu werden. Nicht die Revolution hat den |Zusammenbruch herbeigeführt, \ondern der war con da. - Sie suhten Jhr Leben zu retten und verschwanden in bombensiheten Kellern. Das teht in Widerspruch mit den Worten des Pastor Rump, die er kürzlich in Potsdam gesprochen hat: Wenn

dre Zeit gekommen 1st, wollen wir sterben um unserer Ehre und unserer

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*) Mit Uudnahite bur Ribon bax Sovran Winistör, bie Im

Wortlaute wiedérgtg&en werben,

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Brüder. willon, dami die She richt zuschande rere. Derselbe Pros E: hat im vorigen Jahre unter Himveis auf den Stubl, wo btéhar

lbelm der ie gesessen hat, von der Kanzel herab gesagt, seit Chriftus auf Golgatha den Tod erlitt, habe kein Mensch o piel Leid erdulden müssen, wie der Mann, der bisber auf ‘diesem Stuhl gesessen habe, Daß das Ministerium den Ansprücken der Kirche nicht genügen rürde, babe ic vorausgeséhen. Reicht man dèr Kirde aber bèn leinen Finger, o nimmt sie die ganze Hand. Das Zentrum“hat vom Ministec micht einen Urtm genommen, fordern den ganzen Kerl, (Heiterkeit.) Wollen Sie auf Ihrem Ministerposten bleiben, dann bleibt Ihnen nich¿s anderes übrig, ails fatbolisch zu werden. (Stürmisde Heiterkeit.) Jin November hat Herr Haenisch Lie Revolution mitgemadt, aber tragt mich mur nicht wie. Beim Scailkompremiß wutde ibm das erste faudinijche ‘Joch aufgerichtet, dem er sich beugen. mußte, troßdem seine eigene Partei ibm zurief: Conrad, werde hart. Jn feinem ganzen Handeln zeigt der Minister nit die Spur von Grundsäßen. Das Schultompromtß mäll er, wie mand andere, in legalster Weise dur&wbren, mehr Tönnen Sie nit verlangen. In seiner Rede in der Handelshoæsckule bat er erflärt, er habe bie bankerotte Regierung überncmmen, weil niemand ta wäre, der fie sonst bätte übernehmen Fönnen. Wenn die Mebrheitéfsozialisten in diesem Augenblick den rewlutionären Stoß aufgefangen hätten, -fo lbätten fie sib um das Land fehr. verdient gemaht. Das i ein glattes Eingeständnis, daß mim die Revolution mit nichts maden wollte. In der „Glocke“, die Firma Sfklarz-Parvus kennen Sie ja zur Genüge, hat Herr Haenisch zum mindesten Helferdienste geleistet, das Volk und die Soldaten mährend dés Krieges zu belügen und zu betrügen. Alle Erlasse, die während. unserer gemeinsaftliden Amtsführung herauéceacben worden sind, sind. einstimmig gefaßt roorden. Hinterher hat Herr Haenish alle Erlasse aufgehcben und ih den Anschein gegeben, von mir abzu- rúden,. um fich wieder bei Ihnen lieb Kind zu maten. Sen Auf- treten in Maria-Laah beweist, daß Herr Lauscher Herrn. Haenisch Unveckt tut. Haben Sie nur noch ein wenig Geduld, Herr Haenisch wird unter der Vormundschaft des Herrn Wildermann nit nur Ihnen aus. der Hand fressen, fondern alles gchorsam apportieren. Jh hätte gewiünsidt, Herr Haenish wäre einmal konsequent wesen und wärë glei in Maria-Laab geblieben, denn da gehört er hin. (Große eiterbert.) Jm November v. J. hat sich sœgar in Berlin ein evan- gzlischer Pfarrerrat gebildet, der si bereit erklärte, auch unter der neuen Staatsform pesitiv mitzuarbeiten. Dieser Pfarrerrat mate sehr vernünftige Vorschläge, einen Fonts zu schaffen zur Unterstüßung armer Gemeinden, obne den Staat zu belasten. Die Gemeinden mit großen Pfründen follten an die fleinen Gemeinden die entsprechbenden Mittel abacben. Leider ist auch dieser Vorschlag nicht zur Durh- führung gekommen: Jedenfalls wird s später die ‘Trennung von ire und Staat anders vollziehen, als es nach diesem Vorschlag actomnen mre. Hinfidbtlih der Anstellung und Akberufung von Lehrern und Beamten hat Herr Haenisch jeßt ganz anders gehandelt, als er es früber als Atgeordneter gefordert bat. Gr nag ein guter Mensch sein, auf dem Posten, auf dém er- jeßt tobt, ist er aber nur ein Spielball des Zentrums, er pariert auf jedes Kommando, ist stets Fonziliant und wird es aub immer verstehen, feine Wünsche zurüdk- zustellen. Ich habe hier ein Skhreiben vom Kultuêministerium, in dem mir mitgeteilt wird, Herr Hanisch beabsicbiioe, meine Marmorbtüste in der Vorhalle des Ministeriums aufzustellen. (Heiterkeit.) "Jh mochte meine Wünsche für den Künstler mitteilen. (Erneute Heiter. keit.) Wenn ich um eine Gnade bitten darf, so ist es die, stellen Sie Haecnish mcht daneben. (Scallende Heiterkeit 1m ganzen Haufe.) Das Christenium stellt sid»fo dar: Der Mann mit der Donnerbüchse auf ber cinen Seite, auf der anderen der ‘Mann mit der Bibeb und zwiscben ihnen die Schnapsflasche. (Lebhafte Bewegung.) Wir haben das Wort nicht vergessen: Noch 10 oder 20 Jahre weitec mit der Absstinenz, dann sind wir richt mehr än ‘der Lage, einen Krieg zu führen. Nur mit Schnaps kann das Volk in der Dummkbbeit erhalten bleiben. (Widerspruch rets.) Wenn Sie das Volk rcm Snaps befreien. wollens so brawben Ihre Anhänaer einfa feinen Scnaps mehr zu brennen, von dem Sie aller- dings viele” Millionen an Liebesoaben in dio Tafcbe stecken. Zum Wiederaufbau unserer Kultur ist eine grundstürzende Unavälzung des Biltungs- und Erziehung®wesens erforderlich. Bisher wurden nur Auseutungsobjekte dur die Sckulen großgezogen. Geenzenlofes Elènd der breiten Massen auf der cinen Seite und unfinnige Ver- scwendung einer kleinen Lbersdidt auf der antèren, vas war die bisherige Kultur. Wir brauen eine wirklide Arbeitsscule und mnifsen deshalb mit dem ganzen alten Apparat radikal gufräumen und tas. ganze Volk an der. Kultur teilnehmen und. mitwirken lassen. Wir verlangen deshalb eine revolutionäre Umgestaltung der ganzen Ver- waltung, die Abschaffung dieses Ministeriums, der_ Provinzialsul- follegien und der Kreissdulinspektoren. An- dessen Stelle wollen wir Bildungs- und Ergiehungsräte treten lassen, aus deren Mitte die Zentralinstanz entsteht, der ein Fadbeirat und ein Elternbeirat beigu- geben ift. Die Zusammenseßung der Sckuldeputation darf nit mehr behördl1h vorge ckrieben werden, sondern miß den Gemeinden felbst überlassen fein, und das sckikanóse Bestätizurgsredt muß beseitigt werden. Der Einfluß des kirchlichen Muckertums muß mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden, die Vorrechte der Kirche müssen beseitigt werden. Allerdings ein großes Vertrquen haben wir zu dem Minister nicht, der seit Januar den reaktionären Elternrat aufgeführt hat. Aus der Ehe zwisten Zentrum und Regierungsscezialisten kanm nur ein Wedselbalg entstehen. Die böberen Scckulen mit ibrem Sammel sutium von Wissen dienen nicht der Kultur, fordern dem Standes dunkel und der Klassenherrschaft. Die Bildung muß allen gemeinsam sern von der Kindersckule bis zur Hochskule. Um Jhnen (na rets) Ihre Kulturstufe zu beweisen, will ih Jhnen einige Kapitel aus dem Bude „Die Sünden der Päpste" verlesen. Der Redner verliest unter andauerndem Lärm und großer Heiterkeit, die dur falsche Aussprace eines lateinisden und arie den Wortes bhèrvorgerufen wird, ein Kapitel. Das ist ein Beispiel Ihrer hoben Sittlickkeit und Jhrer Kulturstufe. (Stürmise Zurufe und Geläcbter.) Wir wollen aber an die Stelle der Kirckensckulen die Volksschulen seßen, die dem qe- samten Volke gehören follen. Dies ist unsere Forderung, von der wir nit abaehen werden. Der Kultusminister meinte im Aus\ckusse, er habe fkeinè Geldmittel. Warum areift. er denn nit zu? (Große Heiterkeit.) Wenn Ihnen (zum Zentrum und na rechts) wirklich “m Volkawohl gelegen ist. so haben Sie. hier die beste Gelegenheit, durch Streickuna der kirlichden Geldmittel Ihre Volksfreundlichkeit zu beweisen. Die Kirdke hat ungebeuere Säße aufoespeicbert und fönnte sie zum Besten des gesamten Volkes. herausrüen. Aber das wollen Sie (na rets) nit, weil dann au‘die Kriegsgewinnler und Kricgêhcker dem auten Kirctenbeispiele . folocn müßten. (Präsident Leinert: Herr Abgeordneter Hoffmann, Jhre Redezeit ift um. Zuruf: Gott fei Dank!) Wenn Sie (zum Zentrum und na rechts) den chra lichén Willen haben, am Wohle des Volkes -mitzuarbeiten, ‘dann bean- tragen Sie, die Summe, die im Etat für kirlide Zwecke ausgeworfen ist, zu streichen. Sie wollen aker nur die heutioe Gesellscbaft- und das Volk in dev Dummkheit erhalten, und dazu leistet Herr Haenisck Und dre hinter im Stehenden Helferdienste. (Beifall bei den UNabe hängigen Sozialdemokraten.) e L ian Aba. Shlkuhtmann (Soz): Das jeßige Kultusministerium bai die Ausgabe; h allen Dingen für die bret Masse der Arbeiter- chaft etwas ganz Befonderes ¿u leisten. Wir können aber. heute {hon die Beobachtung machen, daß einige Mißstände bestehen, die accignot sind; die guten Ansäbe zu hindern. - Wir wünschen, daß den Volksboch- \chulen eine möglifte Vielgestaltung aeoeben wird, und daß dies mit nur auf. dem Gebicte der Wissenschaft und der Kunst, sondern aud auf weiterabliegenden Gebieten der Fall sein möge. Die heutigen Lebrfkräfte sind nit 1mmcr in der Lage. die Aufnahmefäbiakeit threr Hörer ri&tig cinzusbäßen. Obgleich dur die Presse dem Ministerium verschiedentlihe Anregungen gegeben sind, haben diese doch nicht die enügende Beachtung gefunden; darauf kommt es- aber-doch im be- Fonderan an. “Es is notwendig, daß das Ministerium sih mit den Lehrern der Volkshobs&ulen in Verbindung seßt und mit diesen qe« meitisgur qum Beften des Volkes eine etage Lin D ITee Tag ster kabildung wird [cinend

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Ministerium für Kunst, Wissenschaft ¿nd Volk

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