1919 / 283 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 10 Dec 1919 18:00:01 GMT) scan diff

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E ami a. O RC R R D ode weren A E E R Aa Ri C Uai ar nin» zt 2 M aa n

Kunft und Wissenschaft.

Fur Veberra\chung für das holländi!che Publikum und die eins beimishe Gelehrtenwelt wurde von I. Goudfslikker aus Amsterdam bei der Eröffnung ihrer neucn Ausstellung im Haag ein neuer Nembrandt: „Die Landschaft mit den beiden Brücken“ gezeiat, die aus dem englishen Kunsthandel erworben wurde. „Von einem etroas erhóhten Standpunkt aus,“ fo {reibt G. Schneider în der Seemannschen „Kunstchronik“, „blickt man in eine Landschaft mit ziehendem Bewitier. Vie Berge find im nahtschwarz drohenden immel {on betnahe versunken. Der Hintergrund is gleih- als stark verdunkelt. Nur vorn triffî auf den Mittelgrund ein einziger starker Lichtstrah!. Volles Licht fällt dabei auf eine steinerne Brückte mit doppelter Spannung, unter der ein wilder Bach berausftürzt, der aus unheiml:chec Höhle dem Gebirge entströômt, Ein Weg führt über eine untere gleidfalls zweidogige Steinbrücke, unter der wir in den jeßt rußhtgen Spiegel desselben Bache? blicken, der eben noch fo ungestüm feine wilden \chwar;braunen Woger unter der oberen Brücke herabstürzte. Die Ee Staffage beschränkt fih auf einen Wagen, der die große rüde pasfiert, und auf eintge Landleute, die mitdem eiligen Ver- laden von Garben beschäftigt find. Es ist der Augenblick unheimlih drohender Nuhe in der Natur, bevor der Sturmwind herein- fegt, der cinem losbrehenden Gewitter unmittelbar vorauszugehen pflegt.“ Das Bild ordnet #sch qut in die Gruppe jener Landschaft8aemälde Nembrandts um 1640 ein, die unter dem Ein- druck von Werken des Herkules S-eghers gemalt einen romontishen Stoff menschlich veraügemeinern und so zu Zeugen von Gefühls» vorgängen geworden sind. Bevor im Jahre 1642 RNembrandts (Battin Saskia starb, hatte erx son zwei erstgeborene Kinder und 1640 auch feine innig verehrte Mutter verlieren müssen. An äußeren Anlässen hat es also keinc8wegs gefehlt, um selbsterlebten Shmerz und Bangen vor noch größerem Unglück so ergreifend zum Ausdruck zu bringen.

Die Königliche Techniswbe Hochschule inStockl- ßolm hat dem Professor Dr. K. W, Wagner, Leiter des Tele- graphenversuch8am!s des Reichspostministeriums und Privatdozenten an der Berliner Technischen Hochschule, in Anerkennung seiner wissen- \chaftlihen und tehnishen Arbeiten auf dem Gebiet der (Flettro- p 62 die goldene Cedergrenz-Medaille verliehen, die nah den Satzungen alle 5 Jahre einmal vergeben wird.

Dos Nobelkomitee beschloß, wie „W., D. B.* qus Chriftiania meldet, den Friedensprets für die Jahre 1918 und 1919 nicht auszuteilen. Es wurde einstimmig und in Uehbereinstim- mung mit den Saßungen bes{lossen, ven Preis für das Jahr 1918 dem Fonds gutzuschreiben, während der Preis für das Iahr 1919 bis zum nächsten Jahre zurückgestellt bleibt.

Literxcatur.

Die Neugestaltung des deutshen Schul- wesens. Von Dr. Karl Neinhardt, Wirklihem Geheimen Dhberregierungsrat. Zweite, erweiterte Auflag-. (Preis geh. 2,50 4. Verlag von Quelle und Meyer in Leipzia, 1919.) Die voritegende Schrift des langjährigen Dezernenten für das höhere Schulwesen Preußens, eine zweite Auflage mit einem Nachwort über die Be- urteilungen der ersten Auflage, wird vom Verfasser selbst in einer Vorbemerkung als eine private Angelegenheit seiner Person be- zeihnet. Jn dem Augenblick, da er h anschicke, aus - feinem bis-

1M S-M “A D Er E Er A

berigen “Amt auszuscheiden, halte er sch für * verpflichtet wie |

für berechtigt, heine Ansichten über ohne Nückhalt auszusprechen und sie der allgemeinen Be- urte!lung zu unterbreiten. Die Aufgabe sei, eine weit angelegte Volkserziehung zu \chaffen, die alle Teile des Volksganzen erfasse. Nach einer Erörterung der Mängel des bisherigen Schulsyftems wird der Plan für eine Neugestal{ung aufgestellt und durch etne Uebersicht in den Anlagen verdeutliht. Zurächit werden die gemeinsamen Auf- gaben aller Schularien nahgewtesen und sodann die einzelnen Schul- gattungen besprochen: Volksschule und Fortbildungsscule, Mittel -}chulen und höhere Fahschulen, Lehrerbilounasanstalten und endlih die höheren Lehranstalten, die Retnhardt lieber Studienanfstalten nennen möchte. Er nimmt dann genden Gegenständen: Neifeprüfung, Neligionsunterriht, Schulen für die weitere Jugend, Sonder- und Privaishulen. Schulbehörden, Notwendigkeit geseßlicher Bestimmungen über Organisation des Schulwesens und {chließlich die Lehrecswaft. Das Buch {ließt mit einem Ausblick auf die selbstlose Arbeit Pestalozzis: „Von dem Geisie dieses großen Meisters ae alle etwas in sih tragen, die jeßt in deutschen Landen Lebrer sein wollen.“

Grundlagen der christlichen Stttlichkeit, Von Konsistorialrat D. Dr. G. von Nohden. (Geh, 2,80 M, geb. 3,80 Æ. b Lipzig, 1919.) Ein tieferaîtes Buch,

\hwebende Schulfragen !

146 Seiten. ! Verlag von Quelle u. Meyer in } das aus der Not ;

der Zett von dem Tagesläcm und dem Streit der Meinungen | hinweg zu den Quellen religiösen Lebens hinführen und den Gehalt !

christliher Sittlichkeit erschlicßen möchte. Der Verfasser ist im

kritishen Verfahren geschult und ergeht sch in Uch!vollen Ausfüh-

rungen über Pflicht und Neigung, Gewissen und Willensfreiheit, Sittlichkeit und Neligion, Gese und Evangelium, Christentum und

lieber | nicht fehlen. weiter Stellung zu fol- | Ñ

währ zu bieten; eine Willenskraft, die ihn aub in den Schrecknissen des Krieges aufrechterhielt und zum Mann hecanreifen ließ.

Deutshe Trostbriefe, herausgegeben von Dr. N Krauß (Verlag voa Julius Hoffmann in Stuttgart; geh. 7 M, geb. 10 #(, Vorzugsausgabe zu 16, 35 und 65 4). Der Heraus- geber dieser Sammlung hat in ihr Briefe zusammengestellt, die nam- afte Deutshe aus Anlaß des Todes ihren nabestehender Personen eshrieben haben, sei es, daß sie von einem solchen Verlust Mitteilung machten, sei cs, daz sie den Hinter- bliebenen ihr Beileid ausdrückea und Trost spenden wollten. Er ging dabei von der Voraussetzung aus, daß die Lektüre derartiger Briefe bedeutender Menschen auch andern Trauernden Tröôstung bringen, zuglei aber auch, da es sich bei thnen um Denkmale deuisher Sprachkunst handelt, ästhetisGen Genuß gemwätren kann. Die Auswah!, die Zeuanis für die Belesenheit und den Geshmack des Herausgebers ablegt, reiht von Luther bis zum ausgehenden 19. Jahrhundert. Vor der jüngsten Gegerwart ist {on darum Halt gemacht worden, weil es sih nicht geztemt hätte, vertraulihe Herzengergüfse Lebender an die Oeffentlichkeit zu ztehen, Von den etwa 200 Persönlichkeiten, von denen Briefe der bezeihneten Art mitgeteilt worden find, seien, um die Reichhaltigkeit der Sammlung zu kennzeichneñ genannt: Ernst Moritz Arndt, Bettina von Arnim, Be-thoven, Theodor Billroth, Bismarck, Johannes Brahms, Iakob Burkhardt, Bürger, Eichendorff, Anselm Feuerbach, Friedrich der Große, Kaiser Wilhelm I., Gesllert, Gleim, Goethe, Gregorovius, Jakob Grimm, Hebbel, Herder, Wilhelm von Humboldt, Kaiser Joseph Il, Gott- fried Keller, Kerrn, Klopstock, Kögel, Lenau, Charloite von Lengefeld, Lessing, Luther, Mendelsfohn-Bartboldy, Adolf von Menzel, Konrad L Meyer, von Moltke, Mörike, Mozart, Nieb\@ze, Novalis, eopold von Nanke, Rofegger. Scheffel, Schelling, Schiller, S blegel, S({leiermacher, Moriz von S{wind, Stister, Storm, Tieck, von Treitschke, Uhland, Voß, Mathilde Wesendonk und Zelter. In unseren Tagen, in denen der Tod so reie Ernte gehalten hat, wird die Sammlung manchem willkommen sein.

Der Dolcch des Condottiere. Sechs Novellen von Franz Schauvedcker (Verlag von Heinrih Diekmann in Halle a. S., 7 4). Die in diesem Buch vereinigten kleinen Grzählungen legen Zeugnis von einem gewissen Erzählertalent ab, dem aber, ob- wohl sie leiht und flüssig geschrieben sind, noch die Mängel der An- fängershaft anhaften. Die QDarsiellung haftet allzusehr an der Wiedergabe der äußeren Geschehnisse, die Zeichnung der ihnen zu- grunde liegenden scelisch-n Vorgänge ist matt und wenig eindrucksvoll, obwohl der Verfasser krasse Stoffe bevorzugt hat.

In der von Höller und Dre: Ulmer herausgegebenen „Natur- wissenschaftliben Biblio1uhek für Jugend und Volk“ (Verlag von Quelle und Meyer in Leipzig) ist ein neues Bändchen erschienen, „Gartenlust und -leben von altersher bis in unsere Zeit“ benannt, das den Gartenbandirektor und Abteilungsvorsteher an der Gärinerlehranstalt in Berlin-Dahlem, F. Zahn, zum Ver- fasser hat (geb. 2,50 6). Ein erfahrener Fachmann gibt in der lesenswerten Schrift Anleitung zur Anlage von Kleingärten, unter Ausnußung jedes dafür etwa verfügbaren Naumes, selbst im Hofe oder auf dem Hausdache. Es wird die Anlage von Gartenhöfen, Steingärtden, Dah- und Schrebergärten beschrieben, etne Auswahl \%önér Sommerblumen, die in solchen Gärten gedeihen, sowie ein Arbettskaleader für die einzelnen Monate geboten. Das Büchlein ' is wohl geeignet, die Lust des Städters an cinem eigenen

* Gartenfleckhen zu wecken und zu stärken.

Fm selben Verlage sind zweite Auflagen der seinerzeit an dieser Stelle angezeigten Schriften von Professor Dr. T h. Birt: „No- vellen und Legenden aus verklungenen Zeiten“ (geb. 6 «) und „Aus dem Leben der Antike“ (geb. 10 4) erschienen.

VérkehrSwesen.

Mitte Januar 1920 geht wieder ein Schif} von Kopen- hagea nach Sibirien ab, das Vakete für dortige Ge-

fangene mitnimmt. Die Pakete müssen sorgfältig verpacki sein, }

am besten in Holzkitien. Auf Genauigkeit der Adresse der Kriegs- gefangenen ift zu achten. Auch darf die Adresse des Absenders Ferner ist auf den Pafeten der Vermerk „Via Nordkors, Kopenhagen“ anzubringen. Ja Frage kommen nur Pakete anu, Gefangene in Jrkutsf und östlih von Jrkutsk. Die Pakete dürfen nihts Schriftlihes enthalten. Die Absendung der Pakete muß so rechtzeitig erfolgen, daß sie spätestens bis 19. Januar in Kopenhagen eintreffen, da ste dort noch nah Lagern sortiert und in Kisten verpackt werden.

Nr. 54des „Zentralblatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im NReichsministerium des Innern am 5. Dezember 1919, hat folgenden Inhalt: Allgemeine Verwaltungssachen: Ge- \chäft8ordnung für den Reichsrat. :

A

Nr. 124 des „Amtsblatts des Reit 8postministeriums*,

} ausgegeben am 4. Dezember, bat folgenden Jnhalt: Verfügungen :

Krieg. Grundfragen der Weltanschauung werden im Rahmen des |

Wissensstandes unjerer Zeit und auf Grund einer großen Bele)enheit so erörtert, daß der L}jer zur Selbstbesinnung angehalten und auf die Höhen des Denkens geführt wird.

Von dem Deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm (Verlag von S. Hirzel in Leipzig) sind drei neue Liefe- rungen erschienen, nämlih: Die 2. Lieferung des 6. Teils der T. Ab- teilung ven Band 4, enthaltend die Wörter Grenzfort bis Grille, bearbeitet von A. Hübner. Die 2. Lieferung der Ti. Abteilung des 12. Bandes mit den von N. Meißner bearbeiteten Wörtern viel bis Viertel sowie die 16. Lieferung des 13. Bandes, die die Wörter Waischlicht bis wechseln enthält; diese ist von Dr. K. von Bahder und Dr. H. Sie] bearbeitet.

Otto Braun. Aus nachgelassenen Schriften eines Früh- vollendeten, herausgegeben von Julie Vogelstein (Deutscke Verlags- anstalt; 10 (). Otto Braun fand einen frühen Heldentod für sein Vaterland. Eine mütterlihe Freundin hat die'e Auswahl aus seinen Aufzeihaungen der Oeffentlichkeit unterbreitet, weil sie in ihnen -nicht nux Hoffnungen und Verheißungen, sondern bereits aud deren Erfüllung zu erkennen glaubt. Diese Bewertung cines geliebten und liebenswerten Toten dur einen Menschen, der ihm persönlich nahe stand, ist natürli. Dem nur sah- li urteilenden Leser dürfte der zu früh Dahingegangene aber. vornehm- li als werdende Persönlichkeit erscheinen ; gleihwohl wird er das Buch mit aufrichtiger Anteilnahme lesen. E83 vermittelt die Bekannt- {aft mit cinem frühreifen und außergewöhnliß begabten Knaben uvd Jüngling, dessen Geist niht nur wissensdurstig und mit sicherem Inslinkt an lauteren Quellen vielseitige Nahrung suchte, der vielmehr troß feiner Jugend den überreichen Stoff hon kritisch zu beurteilen und zu sihlen bemüht war. Kaabenhafte Ausgelassenheit und jugendliWer Ueberschwang \heinen Otto Braun ferngelegen zu haben, viek- mehr bei aller Begeisterungsfähigkeit Maß- und Zielstrebigkeit seines Wesens Grundlage gewesen zu sein. Auffällig erscheint bei einem allem Großen und Hohen erslossenem Geist die Ablehnung des Christentums. Den tiefsten Ginblick in das Wesen und die Begabung des jungen Braun gewähren die Auszüge aus seinen Briefen und Tagebuchaufzeihnungen. Die mitgeteilten Gedichte zeugen von dichterishem Sinn und von POtDegapimg, Im übrigen sind sie noch so stark von Vor-

ildern Goethe, Hölderlin und Nießshe beeinflußt, daß die Frage offen bleiben muß, ob hier die erste Entwickelungs- stufe einer selbständigen dihterishen Persönlichkeit vorliegt. Daß

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Einziehung der Näachschußgebühr für nicht oder unzureiGend fret- gemachte Pakete und Wertsendungen: Briefe nach Ungarn wieder vers{loffen zulässig; Fleisbbescdaupflihtige Sendungen; Aenderung in der Bezeichnung von Behörden; Briefpostbeförderung nach Amerika im Dezember. Nachrichten.

Sheater und Musik.

Kammerspiele des Deutschen Theaters. Ein Ausfluß des religiösen Mystizismus, der das Leitmotiv im

| Leben des Dichters August Strindberg bildete, ist, gleih dem

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„Traumiîpiel“, der Pn ee dem Passionsspiel „Ostern“ u. a, auch jein Weihnachtsspiel „Advent“, das gestern abend im Kammerspielhause seine erste Auf- führung in Berlin erfuhr. Das tin Passionsspiel „Ostern“ auêgesprohene Wort : „Alles geht um“ kehrt auch hier wieder, des- gleichen der Gedanke, daß nicht nur das Böse, sondern ebenso das Gute umgeht, das zuleßt au den grausigen Spukvorgängen dieser Advents- dihtung den erlösenden und ver]öhnenden Ausklang gibt. Man muß s{chon von der theosovhishen und sptiritualistishen Weltanshauung einige Kenntnis und Exfahrung haben, um die Botschaft ganz recht zu verstehen, die Strindberg in diesèm Weihnachisspiel seinen Höôrern verkünden wollte, Im Gleihnis wollte er zeigen, wie die in der sinn- lichen Welt als Folge begangener Missetaten beginnende, vergeblich betäubte Seelenpein in die übersinnlihe Welt mit hinüber- genommen, sih hundertfah steigert, bis der von ihr Gefolterte, ange- zogen durch die Kraft des ebenfalls fortwirkenden Guten den Weg der Erlösung findet. Was in der Bühnenbilderfolge vor sich geht, läßt sich im Zusammenhange ohne Weit|hweifigkent {wer erzählen. Man könnte «8 knapp in die Worte fassen: Der Richter * als Gerichteter. Der Richter, der in einem spuk- haften Gerichtsverfahren durch fein eigenes Gespenst ver- urteilt wird, der Richter, dem mit dem gleichen Maß gemessen wird, das exr selbst ohne Erbarmen und menschliches mpfinden den Angeklagten gegenüber anwandte um seines eigenen Vorteils willen, der Richter, der sich immer damit brüstet, stets nah dem Geseß gehandelt zu haben, \tzht im Mittelpunkt. Desselben Geistes Kind is auch sein Weib. Vergeblich suchen diese briden ihr Gewissen zu beschwichtigen; als drohende Ankläger

¡ Aufgabe

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L E IERR 1 R e Hof Éd S ori nee die E O sie A ee und ! re er am Leben geblieben. große Hoffnungen erfüllt | Geschädigten vor ihnen auf. Unaufhaltsam peitscht „der Andere“, bätte, dafitr fcheint der starke bewußte Wille, der ihn beseziie, Ge- |

eine dämonische Per sonifikation des „Bösen“, der im Gegensag zu i

Mevphbistopheles, tndem er zum SYhlehten antreibt, im GEndzweck doch das Gute will, das Paar zu üblem Tun immer weiter vorwärts, bis in die jenscitige Welt, wo eine Scheinwirklicht-it sie narrt, aus der es fein Entrinnen gibt. Dort, wo die eins von ihnen gehafßte Sonne nicht mehr \cheint, wo kein Liht die Dunkelheit eryellt, geht. einmal im Jahre doch ein Stern auf, der Stern von Bethlehenm. Sein verklärender Schimmer t1uft den Gedanken an das Gute wieder wah; die beiden Geängfsteien denken ibrer Enkelkinder auf Erden, in deren Herzen doch noch ein Fünkchen Liebe für fe übrig blieb. Zu ihnen eürfen sie denn auc in der Heiligen Nacht pilgern, und unter den soeben entzündeten Lichtern des Weihnachisbaums vernehmen sie nun gläubig gewordenen Herzens die frohe Botschaft für alle, die auten Willens sind. Die Aufführung dieses My'terienspiels bietet, wie mar \si{ wohl denken fann, erbeblihe Schwkterigkeiten. Sie wurden in der gestrinaen Vorstellung nit reftlos überwunden. Das Schatten, Schemen- und Traumhafie alles Geshehens irat nit unheimlich aenug în die Erscheinung, es ersien zu körverhaft und zu realistisch. Das lag aber wentger an Verseh-n des Spielleiters Ludwig Berg?r, als an der Unmöglichkeit, einer folchen überhaupt vollständig gerecht zu werden, Um so reiner wurden die Absichten des Dichters in der Dar: stellung verwirklicht. Besonders eindringliß und unheimlich wirkten Paul Wegener als Richter, Fosa Bertens als feine Frau, und Werner Krauß als der Andere. Sehr gute Vertreter hatten auh die beiden wihtigen Kinderrollen in den beiden Kleinen, Peter Eysoldt und Gertrud von Hoscbeck, gefunden. In den wichtigeren NebenrolUlen zeichneten {fich die Damen Eysoldt, Pünckssdy, die Herren Gülstor| und Wäscher aus. Die Zuschauer folgten dem Spiel mit Aufmertsamkeit und Ergriffenheit unz hielten am Schluß mit dem Beifall nicht zurü.

Im Opernbause geht morgen, Donnerêtag, Max von Schillings? „Mona Lisa“ unter der persön!!Gen Litung des Komponisten“ mit den Damen Hansa, Marherr und den Herren Kirchner, Schützendocf als Gast, Knüpfer, Henke, Philipp, Habih und Krasa besegt, in Szene. Anfang 7 Uhr. Die am Freitag zum Besten der notleidenden Kinder Wiens stattfindende Mittagsaufführung wird durch die Ouvertüre zur „Zavberflöte“, gespielt von der Kapelle der Staatsoper unter der Leitung von Dr. Max von Schillings, eingeleitet. Es folgen 4 Chorstüde: (,Waidpsalm“ für A Chor vor: Mar Bruch, „Ständen“, Damenchor mit Altsolo (Karin Branzell), von Franz Schubert, „Canon“ von Vincenz Lahner und 4, Beredsan- keit“ von JFoseyh Haydn, beide {ür es Chor, gesungen von dem Chor der Staatsoper unter Leitung Professor Hugo Nüdels. Vom Solopersonal sind beteiligt : Kläre Dux (Arie der Gräfin aus „Figaro“), Vera Schwarz und Karl Ármster (Duett aus dem „Flieg. Holländer“), Lilly Hafgren (,„(öcilie" und „Morgen“ von Nichard Strauß und „Freude soll in Deinen Werken jein“ von M von Schillings), Barbara Kemp und Alexander Kirchner (Nil-Duett aus ¿Aïda"), Robert Hutt (Arie des Ferrando aus „Cosiì fan tutte“), Paul Knüpfer und Waldemar Henke (Duett: „Im Wein i Wahrheit“ aus „Undine“), Heinrich Sc{hlusnus (Arte aus „Han3 Heiling“), Kläre Dux, Karin Branzell, Robert Hutt, Karl ÄArmster, Waldemar Henke (Quint-tt aus den „Meistersingern“). Begleitung : Kapelle der Staatsoper. Mustikalische Litung: Generalmusikdireïätor Leo Blech und Erster Kapell meister Dr. Friß Sltiedry. Den Beshluß bilden 4 Tanzvor- führungen: „Tanz zu Dreien“ von Salzwedel, „Frühlinasstimnien“ von Johann Strauß, „Indischer Tan)“ von Popti und „Bauerntanz“ von Hertel, dargestellt vom Personal des Balletts. Begleitung: Kapelle der Staatsoper, musikali]he Leitung: Kapellmeister Otto Urack.

Im Schauspielhause wird morgen „Minna von Barn- belm“ in der bekannten Besetzung gegeben. Spielleiter t Albert Patry. Anfang 7 Uhr. Die Aufführungen von „Wilhelm Tell“ am 12., 13. und 14 beginnen erst um 7? Uhr. Die Rolle des Werner Stauffacher spielt Eduard von Winterstein.

__ Die wegen Erkrankung eines Darstellers verschobene Erstauf« führung von Hauptinanns Glashüttenmärhen „Und Pippa tanzt !“ im Deutschen Theater findet nunmehr am nächsten Dienstag, fr 16. d. M., stait. Die Eintrittskarten vom 6. d. M. behalten r die Erstaufführung ihre Gültigkcit.

Em

(Fortsehung des Nichtamtlichen in der Etïte- und Zweiten Beilage.)

Theater,

Opernhaus. (Unter den Linden.) Donnerstag : 257. Dauer- bezugsvorstellung, Dienst- und Freipläße sind aufgehoben. Unter persönlichec Leitung des Komvonisten: Mona Lisa. Oper in zwet Akten von Max von Schillings, Dichtung von Beatrice Dovsky. Spiellcitung: Karl Holy. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. (AmGendarmenmarkt.) Donnerst.:274,Dauer- bezugsövorstellung. Dienst- und Freipläze find aufgehoben. Miuna von Varnhelm oder Das Soldatenglück. Lustspiel in fünf Auf- zügen von Lessing. Spielleitung: Albert Patry. Anfang 7 Uhr.

Freitag: Opernhaus. 258. Dauerbezugsvorstellung, Dienst- und Freipläze find aufgehoben. Violetta. (La Traviata.) Oper in vier Akten von Giuseppe Verdi. Text von Piave. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 275. Dauerbezugsvorstellung. Dienst- und Freipläge find aufgehoben.“ Neu einstudiert: Wilhelm Teil. Schauspiel in fünf Aufzügen von Friedrih Schiller. Spielleitund: Dr. Reinhard Bruck. Anfang 7 Uhr.

Familiennachrichten.

Verlobt: Frl. Eva von Woldow mit Hrn. Oberleutnant d, R. Egon von Braunschweig (Dannenwalde, Mecktb.—Sorchow, Kr.

Stolp, Pomm.). Fri. ‘Marie-Edith von der Lippe. mtt Hrn...

Oberleutnant F. Ohrtmann (Charlotte! burg —Berlin-Wi!mers- dorf). Frl. (Sertrud Fahle mit Hrn. Hauptmann a. D. Kurt von Borries (Neval—- Mittelhaufen bet Liebenwerda).

Verehelicht: Hr. Major a. D. Richard Pahaly mit Frau verw. Gertr1d Gallhoff, geb. von Siegroth (Berlin-Wilmersdorf).

Gestorben: Hr. Oberst a. D. Carl Gans Edler Herr zu Putlig C Hr. Rittmeister d. R. Carl Gilka-Bößow Heyersdorf). '

Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenbura, Verantwortli& für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschbäftsstelle,

NRechnunasrat Mengering in Berlin. Verlaa der Geschäftsstelle (Mengerina) in Berlin.

Druck der Norddeutshen Buchdruterei und Verla0a8anstz[t Berlin, Wilhelmstraße 32.

Vier Beilagen i und Erfte, Zweite, Dritté und Vierte Zentral-Handelsregister-Beilage,

Erste Beilage

zuu Deutschen Neichdauzeiger und Preußischen Staatsanzeiger.

M B,

Nichtamklicßes.

Deutsche Nationalversammlung in Berlin.

124. Sigung vom 9. Dezember 1919, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht des Nachrichtenbüros des Vereins deutscher Zeitungsver!eger*).)

Von dem österreihishen Staatsfkanzlér Dr.Renner ist einDankschreib en für die von Deutsch- land geleistete Hilfe eingegangen. Dic Verlesung wird mit leb- n Veifalf aufgenommen. Das an den Präsidenten der

eutshen Nationalversammlung gerichtete Schreiben lautet wie folgt:

Herr I ident! In der größten Bedrängnis, fa in unmittel- barer Gefahr für sein Dasein ¡ft dem zflerreidtiden Volk abermals die Hilfe der deuten Nationzuteil acwo:den. Im überwältigenten Gefühl gemeinsamen Blutes und gleiben Schiksals hat unfer Mutter- volk, zur politishen Selbstverleugnung gezwungen, bloß in rein menschlichen Regungen frei bas ein hohherziges Opfer gebracht, um den aus dem gemcinsamen Hause verbannen Sproß in der äußersten Not zu retten. Das deutsche Volk ist es allen voran, welches uns in dieser Stunde niht im Stich gelassen hat, welches kein Opfer eut, uns davor zu beschüßen und die ganze Welt vor dem Vorrourf zu bewahren, daß ein Millionenvolk gerade in der geheiligten Zeit der Weihnachten durch Hunger und Kälte zugrunde gehe. Der mächtige Widerhall, den unse: Hilferuf in Deutschland gefunden hat, wird hier nie vergessen weöden. Im Namen der Staatsregierung der Nepublik Oesterreich bitte ich Sie, Herr Präsident, der deutscken Nationalversammlung den innigsten Dank unseres gejamten Volkes zum Ausdruck a1 bringen.

Auf der Tagesordnung steht die Kundgebung der Nationalversammlung gegen die ZurütE- haltung der deutschen Kriegsgefangenen.

_ Präsident Fehrenbach: Ih habe Ihnen dazu eins Mit- teilung zu mahen. Es ist im Verlauf dieses Vormittags die Note der Entente eon. Es wird in E Note auch die Ge- fangenenfrage behandelt. Gine eingehende atung des Kabinetts, die natürlih der geplanten Aeußerung des Außenministers voraus- gehen müßte, hat noch nit stattgefunden. Es beabsichtigt der Herr auêmärtige Minister das wird auch dem Wunsche des Bree ent- prechen in seinen Ausführungen auch auf den übrigen Inhalt der Note cinzugchen. Auch das erfordert natürlih vorber eine eingehende Besprebung des Kabinetts. J muß Jhnen deshalb vorsclagen, beu!e den Gegenstand von der Tagesordnung abzusezen mit dem Vorbehalt, ibn in kürzester Frist abermals auf dis Tagesordnung zu feßen. Das Haus ist damit einverstanden.

Schluß der Sihung nah 1% Uhr.

E

¿ 12%. Sißung vom 9. Dezember 1919, Nachmittags 2 Uhr. Auf der Tagesordnung stehen zunächst Anfragen. Auf eine Anfrage des Abg. Simon -Schwaben (Soz.),

betreffend Zollfreiheit der sog Liebe3pakete

aus dem Auslande sür deutshe Verwandte und Freunde, erklärt

__ Mimnisteriældireklor Zapf : Soweit es sch um Geschenke handle, würden diese Pakele zollfrei gelassen, sofern sie ein Gewicht von 5 Kilo nicht übershreiten. Diese Befreiung Ey sih auf Lebensmittel, wie aub auf Bedarfélgegenstände, bei Tabak jedod nur auf 2 Kilo-

J Festgestellte Veißbräuche würden dur gejeßlide Strafe ge-

ande .

Auf eine Exgänzungssrage erklärt der Regierungs8ver- treter, daß auf Anirag bereits früher gezahlte Îzlle für derartige Sendungen zurüerstattet würden. i

Abg. J ke r (Sogz.) fragt nah einem Geseß über die Herauf- sezungder Versicherungspflicht für Angestellte.

Geheimer Regierungsrat Dr. Aurich: Das Reichsarbeits- ministevium hat eine abermalige Herausssebung der Versicherungspflicht tn Erwägung gezogen. Sclbald die Einzelstaaten fich zu der Frage ge- äußert halben werden, wird eine entspredbende Vorlage auëgearbeitet werden. Die Heraufsezung der Krankenversiherungpfliht begegnet indessen erhebliden Sdwierigkeiten, da auch zunächst mit den Organi- sationen ber Aerzte\sckaft verhandelt werden muß, weil jede Erweiterung der Versicherungspflicht den Patientenkveis der Aerzte einshränkt.

Auf eine Anfrage des Abg. Du che (D. V.), die darauf hin- weist, daß durh die Ablieferung von Langholz-Spezialwagen an die Entente die deutschen Sägewerke in große Bedräng- niSgercten seien, erflärt S

ein Regierungsvertreter: Nah Art. VI des Waffen- stillstandäcól'ommens sind an die Entente 150 000 Eisenbahnwagen ebzugeben. Die Verteilung dieser Wagen auf die einzelnon Wagen- gattungen ift in möglidster Arllehnung an den Besibstand der deutshen

Bahnen durch eine besondere Vereinbarung zwischen der deutsden und

der alliizrten Wasffenstillstandskommission erfolgt. M bat

au die Abgabe einer entsprechenden Anzahl von Langholzwagen er- folgen müssen. Die Abgabe solcher Wagen ist jeßt abges#lossen.

Auf eine Anfrage des Abg. Dr. Be ck er - Hessen (D. V.) er- flärt ein Regierungsvertreter, für ein Heimstätten- azseh sei vom Reidtéjusbizministerium und dem Reicbsarbeits- ministerium ein gemeinsamer Entwurf ausgestellt worden. Die Vor- beratungen würden im Laufe des Monats abgeschlossen werden, fo daß Anfang Januar der Entwurf der Nationalversammlung zugehen dürfte. B

Darauf wird der von dem Abg. Trimborn (Zentr.) beantragte Pee e Ubdr die Steuer» nahsicht(Generalpardon) in erster Lesung ohne Er- örterung an den Ausschuß überwiesen. :

Alsdann beginnt das Haus die zweite Beratung des Gesetzentwurfs über das Reichsnotopfer. |

Berichterstatter ist der Abg. A (Zentr.).

8 1 lautet: Der äußersten Not des Reichs opfert der Besis durch eine nah den Vorschriften dieses Gesebes zu bemessende große Abgabe vom Vermögen (Reichsnotopfer).

Die Abgg. Arnstadt u. G. (D. Nat.) beantragen den Zusaß: , i i :

Die Akaabe wird gu Linem Drittel in der Form einer einmaligen Vermögenésteuer urd zu ‘zwei Dritteln in der Form der Uebernahme einer neu auézugebender® Reidéarleibe (Steueranleilhe) entrichiect, die bei 5 prozentiger Verzinsung mit einer in den ersten 10 Jahren 4 prozentigen, in den zweiten 10 Jahren 3 prozentigen, von da ab D14progentigen auf das Kapital berehneten Zins\cheinsteuer belastet

rd, Die Abag. Dr. Be ck er - Hessen und Dr. N i eße r (D. V.) beantragen, den Entwurf an den Ausshuß zur Umarbei- tung nach folgerden Gesichtspunkten zurücckzuverweisen:

*) Mit Ausnahme der Reden der Herren Minister, die im Wortlaute wiedergegeben werden,

. Regierung gewünshte Form des Geseßes.

Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember

1) Der Besiß bat zur Hebung der Finangnot des Reibes vorweg, |

enispredend den aus dem Reichsnotopfer nah der S&äturg des Retchsfinangministers erwarteten Gesamtertrag von 45 Mülliarden Mark, einen jährliden besonderen Beitrag von rund 21s Milliarden Mark zu leisten. 2) Diefer besondere Beitrag is aufzubringen: a. durch eine laufende Abgabe vom Vermögen (Vermögensftcuer), die auf Grund einer in kurzen Zeitabsch{nitten zu wiederholenden Veranlagung des reinen Vermögens der Sleuerpflihtigen nach einem progressiv steigenden, geseblih festzulegenden Steuersag alljährlich zu erheben ift,

_Durd cine Steueranleihe, die nah der Höhe des bet der ersten Venanlagung der Vermögensabgabe festgestellten Vermögens umzulegcen, in kurzer Frist einzuzahlen urd zu 5 % verzinéli ist, von deren Zinsen aber in den ersten 10 Jahren %, in den folgenden 10 Jahren 3%, in den foloenden 10 Jahren 6, in den folaenden 10 Jahren % nit auszuzahlen snd. 3) Die dana zu erlassenden ccseblihen Vorschriften treten spätestens am: L. April 1920 in Kraft.

Veber diesen Antrag soll namentlih abgestimmt wecden.

Abg. Dr. Rießer (D. Vp.): Es if dringend nôtig, den Papiergeldumlauf zu beschränken. Jett produzieren wir täglich 20 Millionen Mark Reichsbanknoten, also anderthalb Milliarden Mark monailich. Das fann der stärkste finanzielle Magen auf die Dauer nit auéhalten. Die Aufgabe des Neichéfinangministers ist unter diesen Umständen ungemein \ckchwer. Die Steuervorlagen bringer fast lückenlos den Uebergang der Steuersouveränität auf das Reich mit sich. Länder und Kommunen werden zu Kostgängern des Neiches degradiert, sie werden unfähïg gemat, ihre sozialen und fulturellen Aufgaben fo zu erfüllen, wie es der Eigenart unserer Skämme ent- spricht. Das wre aufs tiefste zu bedauem. Heutzubage gibt oft eine {frupellose und fulturfeindlihe Minderheit den Aus\chlag. Da ist es gefähli, j darbgreifende Erperimente zu machen und die Gemeinden so zu schädigen, daß sie nur vegetieren können. Wirklidbe reformatcrisdhe Ideen enthalten nur das Landeësteuergeseß und die Reichsabgabenordnung. Die mderen Sieuergeseße, die uns feit dem 8. Juli vorgelegt sind, sind nur eine Zusammenstellung von höchst diSparaten Einzelstewern, ein Mosaik von Steuern ohne einheitlichen Plan. Diese Kritik stammt von dem früheren NReichsfinanzminiiter Schiffer. Allenfalls gemeinsam ist ihnen die Idee der mittelbaren Sozialisierung, die auf dem Umwege von konfitatorischen Steuern erreicht werden joll, Spegiell das Reich8notopfer umd die Reichs- einkommenstcuer sollen, wie Noske Bür scgie, den Unternehmer um bestbezahlten Angestellten des Betriebes beraborücken. Der

eichôfinawminister hat am 8. Juni 1919 mit deutlicher Verbeugung vor den Mehrheitssozialisten den Saß geprägt: ein quier Finanz- minister ist der beste Sogialisierer. Dié private Initiative darf nit Tahmgeleat werden. Unsete Wirtschaft darf nur dur die freie Wirtschaft wieder aufgebaut werden, die uns auch einst hohgebracht hat. An dieser Ueborzeugung Tassen wir uns von niemand irre marhen. Der Sogialisienumgögedanke zieht sich wie ein roler Faden durd alle Steuergeseße. Sehr richtig hat Gothein gesagt, das deutsche Wirt- \chaftsleben dürfe nit rutniert werden hat, si den unklaren sozialdemokratischen Forderungen zu wibder- seßen. Von sozialistischen Gedankengängen hat sch aber offenbar der Mae 1m erster Linie Tetben (lassen. Es ist unrichtig, die Abbürdung der Schulden auf die Schultern einer Generation zu legen, wie es beim NReich8notopfer tatsählid geschieht. Die Lasten müssen auf die Scaultern mehrerer Generationen verteilt werden, und zwar so, daß die jebige Generation, die durch den Krieg ge- \chwächt ift, geringer belastet wird als die folgenden. Die Kriegs- \ckchuld von 1806 ist ja aub noch bis in die leßten Jahre abaezahlt worden, wobei unsere Wirtschaft doh auch blühen komnte. Der Wert unseres Kapitalbesißes is infolge des Standes unserer Valuta auf ein Viertel seines inneren Wertes gesunken. Die Betricbskapitalien müssen heute infolge Verteuerung der Rohmaterialien, Maschinen, Gehaliserhöhungen usw. vier- bis finfzchnmal böber fein als vor tam Kriege. - Der Reichäfimanzminister war also angesihts dex Zeit- verhältnisse nit berechtigt, eine fozialisierende Steuerpolitik zu treiben. Der Akbgabentarif des § 22 des Notopferageseßes 1} beroußt konfiskatoris%. Das Ziel, eine fühlbacre Verminderung der Privat- vermögen durch dieses Geseß herbeizuführen, wird durch die Uehber- \spannung der Tarifsäße in § 2 nit erreicht, Jch verstehe au nit, wie es zur Hebung des Kurses dienen soll, wenn Kriegsanleihe an Make zum Nennwert angènommen weiden soll. Wenn eine besonders hierfür errichtete Anstalt Waren aller Art, Grund- stüdke, Waldungen usw. annehmen soll, so weiß ib nit, wie man 4 die Leitung einer solchen Anstalt denkt, die die fo gesammelten Objekte sahaemäß venvalten soll. Auch der genialste Bankdirektor wäre nicht 1n der Lage, eine E Verwelltung zu führen. Künftig neuentstehènde Vermögen werden von dieser Steuer nit betroffen. Da das Reichsnotopfer in den meisten Fällen als Einkommensteuer anzusehen sein wird und nit «lls eime Vermögenêsteuer, so hätte das dazu führen müssen, die Tarifsäße nicht ohne Berücksichtigung des gleichzeitig ¿u verabshiedtenden Reichseinkommensteuergeseßes zu be- stimmen. Die Nationalversammlung muß versuchen, diesen Tarif idt vor der Einfommensteuer festzulegen. Die \tufemveise Grledi-

ng des Reicbsnotopfers darf niht zur Verdunkelung der tatsäŸ- ichen Verhältnisse dienen. Die ratenweise ?u erfolgende Abzahlung muß natburnotnendìig dahin führen, daß diese Ertrasteuer auf die Preise der Rohstoffe ungünstig einwirkt. Das Rerchsnotopftr wird nicht zur Verbesserung unserer Valuta und zur Verm:nderung unjerer schwebenden Schulden dienen, (Sehr richtig! rechts.) Unsere Auslands- fredite werden \Gwer geschädigt. Die Eintragung dieser Suld e überdies der Leden Belxst:mmg vorangehen; es wird deshalb aud nit möglih sein, wziterhtn Privatkredit zu erhalten, Der von uns berechnete Jahresertrag von 2% Milliarden entspricht den in der Vorlage vorgesehenen. 45 Milliarden. Unser Antrag schließt auch jede Verzögevuna oder Versleppuma cus tadurc, daß das Ge- sek, auch in anderer Form, spätestens am 1. April 1920 in Kraft tritt. Ih bin überzeugt, daß manches Mitglied dieses Hauses au aus an- deren Gcünden, die 1ch hier aus vaterländishen Gründen in öffent- licher Sißung nit näher erörtern möchte, mit uns übereinstimmen wird. Eine Erörterung wäre im 10. Auss{uß vorzunehmen, Cine neue Kapitalbildung wollen wir niht verhindern, und dur unseren Antrag wird andererseits die Reichs\chuld talsächlih verringert werden; ließlich verhindert unser Antrag die Ansammlung von allen möglichen Gegenständen in diesem furchtbaren Reichsladen. Den gewerbliden und landwirtschaftlichen Ständen wollen wir dic Betriebsmittel er- halten. Wenn vom Reichsjustizminister auch die Erklärung abgegeben worden ist, daß die Entente nur mit Gewalt beim Reichsnotopfer eingreifen könnte, so hat unser Antrag doch den Vorteil, daß diese immerhin bestehende Möglicbkit noch erbeblih ersdcwert wid. In leßter Stunde bitte ih Sie: Versteifen Sie sid nicht auf diese von der Stimmen Sie unserem Anirag zu, er vermeidet die Vershleppung und schalie: die {weren Nadteile der Vorlage aus. Nicht aus parteipolitiscken Rücksichten darf man handeln, ‘sondern lediglich aus rein wirtschaftli&en, finan- ziellen und vaterländischen Interessen. Nur unter diesen Gesichts- punkten wollen wir die Scblußentsheidung in diefer {weren Frage

treffen. (Beifall rets)

Abg. Dr. Hugenberg (D. Nat): Die {weren Bedenken meiner Freunde gegen das Reichsnotopfer Übrigens ein Wort, das etwas gemralanzeigermäßia Fimgt fmd durd dre Aussdußbzrabmgen

no bv2rsbärft worden. Nicbt, daß wir den Besiß nit beranziehen

weil man mt den Mut |

wollten, aber wir besorgen, daß diejes Geseß unsere wirtschaftliche und |

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politifße Stellung gegenüber den Feinden unbeilvol \chwäht und

unserem fast erlölhenden Wirtshaftälben einen furdtlbaren Sto versesß2. Reden nüßt allerdings nihts mehr, diefes Geses ist io wenig totzumachen wie der Finanzminister \clbst, aber die Gegnershaft ist doch gewadsèn, Lujo Brentano nennt selbs im „Berliner Tage- blatt“ dieses Gese einen Wahnsinn. Es soll aub in der Mehrheit Abgeordnete geben, die für diesen Ausdruck Verständnis baben. (Hört, hórt!) Jb hätte eigentli von der Mehrheit einen Antrag erwartet die Beratung auszusetzen, bis festgestellt ist, daß eine Beslagnahme des Netichsnotopfers durch die Entente nich: in Frage kommen kann. Aber der Finanzminister {eint das niht gewollt zu baben. Der Minister sollte de Energie und Rücksichtslosiakeit, mit denen er die Geschäfte des Reiches führt, auf eine weniger verbängniévollee Politif rihten. Wir werden für den Antrag Beer stimmen, weil er ünsercr Auffassung entsprict. Wir wiederholen 1msere Anträge aus dem Aus- Guß zur Abm:lderung der Schäden des Gesetzes. Geazen die von 11

beantragte Zwangsanleihe is eingewendet, daß sie tas Volk cbense belaste wir die Vorlage, aber die von urs voracid&lagenen Sinai fink von den ersten deutschen Finanzautoritäten als notwendig erklärt, un: dieses Anlleihepapier umlaufsfahia zu maden. Im Autcbuß facltizn wir uns zunäbst zurück, weil wir den demokratishen Antrag auf“ einc

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fortlaufende Steuer für: ernst hielten, aber plößliß waren sozial- R O R: Ca E R e f é y demotratisce Partei und Zentrum, über die Grundlagen der Ver-

lage einig. Der Finanzminister sagte im Aus\{uß, man solle nit mehr reden, während die draußen handeln. (Heiterkeit) Später \chwähte er das dahin ab, daß er mit dem „Handeln“ das beutige üblide Nichtarbeiten gemeint habe. (Hört, hört! rechts.) Der Finanz« minister licbt es, von den \{lotternden Knien der Rechien zu sprecher, vielleicht ist das tas Gegenstüf zu der bekannten Badehoje. (Große Heiterkeit.) Mit den Zielen der Verminderung unserer \{webenden Schuld, der Wiederherstellung des Gleichaewihts zwischen Einnabuen und Ausgaben und der Erfüllung der Versprechungen, die den Krieas« anleïhezeihnern genrat find, sind wir sinverstanden. Aber der Finanz- minister und seine sfozialistisben Freunde verfolgen ferner das iel der Soztialisierung mittels der Steuer und sprehen davon, daß aus innerpolitishan Gründen ter angeblidien Votstimmuna nadbgea:ten werden muüte, gerate in bieser Form die Sinanzaufncbon x18 Véfc. Da hört alsv der Finanzminister auf und die blinde politische Leiden- schaft führt die Zügel. Daraus erwasen die verhängnuiSvollen Mängel der Vorlage. Unser Land stebt in s{werer wirthaftlicker Krise, Millionen bezichen Arbeitslosenunterstübung, tie Beraw:trk:

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fönnen nidt genug arkeiten, Eisenbahn und Post sind in s&autz:- vollem_ Zustand, unsere Regierenden wissen wirsHaftliß niht aus no6 ein (Sehr wahr! rets) und sinnen heimlich na, wie sie die Ver- antwortung loswerden können. Wir werden aber nit so dumm sein, mit dem Siaatëstreih zu operieren. Es vollzieht fi an unseren: Neibium en wahrer Ausverfauf zu Cluderpreen. Das Deutshe Reih hat keinen Kredit mehr im Ausland. Nur die gut und zuverlässig geleitete» Betriebe und die binter thnen stehenden Privatvermögen bilden noch das Gerüst, auf dem unser _Wirt)chaftsgebäude nah außen und innen ruht. Unsere Industrie brauht neuen Kredit zur Anschaffungen, bei den Banken machen sch die Kreditverbältnisse bemerkbar, da macht Herr Erzberger ein Geses, das das Kapital verscleudert. Von eincr Million Vermögen werdon 40 Prozent, von 7 Millionen & Prozent weggesleuert. Ib stelle mih nickt binter den Geldbeutel dea Be- sihenden; diesen dummen Trick lasss man beiseite. (Widerspru links.) Moine Partei braucht heut: die veichen Leute nicht mebr als Sie (nach Links). Das VoÆ will ehrlidere Verwalter des Volks- bermögens als die Sieber, die unter dem neuen System tvie Pilze aus der Erde ießen, und als die forzrupte óffentliche Venraltung, die si bei längerer Dauer der heutigen Herrschaft überall tn Deutschland enwideln wird. (Lärm und Zwischenrufe links.) Herr Erzberger \agte zwar im RUSuß, infolge der dreißiatährigen Ghnundung bruaud:e memand fem BetricbEtapital woazuneben, aber er mußte boch zugeben, daß die Vermögensmasse des Steuers{uldners fh automatisd um den Betrag des Reicbénotopfers vermindere, Mit diefer Steuersbuld sinkt der Kredit des Steucrzahlers. Bei diesem Zuscmmenscrumpfe= der Mittel und- der Kreditblasis und dem gleichzeitigen erböben Kredit- bedarf Tann tein Betrieb mehr denselben Warenumsat bewältigen unt bieselbe Zahl von Angestellten und Arbeitern beschäftigen, Es ift fals, daß gegen diz Zwangéanleiße dicfelben Gründe puet2n wie gogen das Netopfer, tenn bei der Zwangäanleille evbält ter Gileuecr- ¿ahler einen Gegenwert: in der Gestalt der Steueransleihe. Gewiß, au die Zwangsanleihe ist sckwer zu tragen, aber sie tötet nit, Bet besserer Wirt\aftspclitik läßt sich davaus ein geeigneles Papier maden. Unjer wir!shaftlider Zuscmmenbruh ist rapide geworden. Jch bin erstaunt, daß der Finanzminister mneulic das Geaciteil

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. behauptete, Neuli d sagte mir ein Beuliner Droschkenkuticher, (Latten

links) laden Sie dod nit. über die Berliner Droshkenkutster (Vachen Tinls) er fagie, alles sei in diesem Jahre viel \{limmer geworden, und so empfindet das ganze Volk, (Widerspru links.) Wie das Auélland über uns urteilt, zeigt der Stand der deutshen Vakuta. Die Erklärung des Finanzministers, daß unsere Wirlscaft aufwärts gebe, ift eindudslos an den auéländisden Börsen borüter- gegangen, Unser Volk wäre ein anderes geblieben, wenn a8 die richtigen Führer gehabt hätte, wie Lloyd George oder Clenrencezu, die dem Einfluß der politisden Verführer unzugänglih waren. (Leb- hafte Unruhe links.) Unser Volk würde imédid wieder zur Ordnung Tonmmen, wenn seine deutsWen und undeutsWen politischen Ver- tübrer es dazu fommen ließen. (Sehr ridtig! recht3.) Nit large mehr, dann 1} der Ausweg der Zwangsanleihe verpaßt, Das Ver- passen dieses Auswegs wird in der Geschichte des ärtigen deutschen Jammers cin befonterss Blatt des Dapitel5 Erzherger sam. Redner erörtert dann vom finanztechnishen Standpunkt die Borzüge der Zwangsanleihe, Der Finanzminister müsse jede Stunde an die \chwebende Sc{uld denken. Wie könne er aber erst mit Steuern die Leute lstungsunfähig maden, die thm die \chwebende Schuld in fundierte Staild umwandeln lönnben, umd dawn daran denken, seine \Awebende Schuld noch in Ordnung zu bringen? Die schwere Wirkung dieses Geseßes falle gerade auf den Mittelstand der epportiert werde. Die Meinung, unsere Feinde würden im eigewen Interesse nit fo unpolitisch sein, uns vollends zugrunde zu richten, findet im ihrem bisherigen Verhalten keine Stüße. (Sehr rihtig!) Die angelsächsische Rasse hat Jrland auf dem Gewissen, se hat es fertig gebracht, ganze Volksstämme bis zum leßien der Mohikaner auszurotten und dann ein wundersEönes Buch darüber zu reiben. Wix {ließen uns dent Antvag an, die dritte Lesung auszuseßen, bis festaciebt ist, daß die von uns gefürchtete Gefahr nit bestehz. Jm übrigen empfehlen wir, die Vorlage an die 10. Kommission zurückzuverweisen, da ihre ganze Tragweite nur im Zusammenhang mrt den anderem neuen Steuer- geseßen, die tebt die 10. Kommission besdäftigen, richtig beurteilt werden kann. Herr Erzberger hat am 13. Juli 1919 in der National- versammlung gesagt: die Bebuptuna, als b die deutsden Stifte usgeliefert würden ift ein Grundircbum: wer das außvrit, ftudct dem deutsben Interesse. (Zurufe rets.) In ähnlicher Weise faoite or: „Die Schiffe sind mcht ausgeliefert, sondern werden zur Verfügung aestellt. (Zuruf: Abwarten!) G3 ist geradezu umerbBrt, wenn Sie beute Awisenrufe maten, Sie wissen mickt, wie Sie das deutsche

| Interesse \ckädigen. Wir haben jene Sicherheit, die durd die inter-

nationalen Verträge gewährleistet 1. Die Sicherheit des Waffenstill- standävertrages ist gewährleistet." Jck möchte sagen: Es is oeradezu unerhört, daß sin deutscher Finanzminister, der {Gon einmal solche Ev-