1919 / 284 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 11 Dec 1919 18:00:01 GMT) scan diff

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i Den Wiederetnzustellenden solle eine Entshädtgung gewährt werden,

Nah einer Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ hot Paderewski den Lufirag zur Kabinettsbildung abgelehnt,

Sroßbritanuien und Frland.

Die abgeänderten Voranschläge für das Heer sehen nah einer Reutecmeloung eine Herobsezung der Heeres stärke vom 31. März 1920 ab auf 400 000 Mann vor, von deaen ein Teil noch demobilisiert wird

Jm Oberhause wurde das Fremdengeseß bei der zweiten Lesuna troy des eneraischen Widerstandes der Regierung beträchtlih abgeändert. Wie der „Nieuwe Rottecdam|che Courant“ berichtet sprach Locd Buckmaster schr überzeugt oecen die Verfolaung der Fremden. Der Lordkanzler hielt zwar eine achäsîige Rede gegen die Deuischen, mußte aber ließli den Paragraphen, in dem die Ausweisung von früher feindlichen Uitertanen g!tregelt wird, mildern. Auch der Para- arayh. der das Geseg, wenn nötig, auch auf andere, als früher feiudliche Untertanen anwendet, fällt wea.

Jm Unterhause erklärte Lord Chu rchill inErwiderung auf cite Anfrage, er habe keinerlei Mitteilungen erhalten, die tiarauf hindeuteten, daß in Deuischland der Versuch unter-

nommen werde, das Heer für Angriffszwecke nzu git | vilden. Allcs weise im Gegenteil darauf hin, daß die Stärke | des régulären Heeres in allgemeiner Uevereinstimmung mit ;

en Friedensbedingungen herabgeseßt werde. | : ; ; 8voltti O 8 ? | Im einzelnen behandelt die Schrift weiter die Preispolitik gegen-

Wie die englischen Bläit-er melden, hielt das Parla- mentsmitglied Kenworthy in Jslington eine Rede, in der er agte:

: Seit Abschluß, des Waffenstillstandes hätten Uoyd George und seine Bundes-cnossen Haf! und Krieg in Europa geschürt. Noch imer würde der Haß und die Rache gegen Deutschland gepredigt. Die britis%e und die französische geheime auswärtige Politik seten darauf aus, die deutsche Nepublik in den Augen des deut\hen Volkes herabzuseßen und es der militärischen und royali'isen Partei in Deutschland zu erleichtecn, die Maæ®t an sich zu reißen. Dies komme daber, weil Curzon, Balfour, Ghurchill und Milner und thre Partei im Kriegsamt und Auswärtigen Amt die Demokratie haßten und fürchteten, und Deutschland lieber unter dem Kaiser sähen, denn als demokratishe Republik.

Jn der Londonec Central Hall fand eine von 700 bis 800 Gewer?kschaftsabgeordneten besuchte Versamm-

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lung statt, die einberufen worden war, 1m die Beschlagnahme |

der Kohlenbergwerke durch den Staat, i rofitmacherei, die Arbeitslofiakeit, die Aufrechterhaltung der Militärdiensipflizt, die britische Politik in Rußland und die Schaffung eines besonderen Arbeiterrates gzu besprechen. Bsötiermeldungen zufolge nahm die Versammlung eine Ent- schließung an, in der erklärt wird, daß, wenn die Regierung bis Februar den Grundsaß der Ve: flaatlichung der Bergwerke ni&t angenommen habe, ein außerordentlicher Kongreß einhe- rufen werde, um die von bem (GSlasgower Kongreß gestellte Forde der Aktion durch die Gewerkschafien zur Durchfüh-

u bringen.

E s Frankreich.

Der Oberste Rat wird während der Abwesenheit Clomenceaus feine Sizungen abhalten.

Gesican nadmitiag hat der General C oanda, der Präsident der rumänischen Friedensdelegation, laut Meldung des „Wolfsschen Telegcaphenbüros“ den österreichishen und bulgarischen Fretedensvertrag unterzeichnet,

Die amexikanischen Friedens delegierten Polk, White und Bliß sind gestern in Brest an Bord eines ameri konischen Dampfers gegaügen.

Ftalien.

Der „Corriere della Sera“ berichtet über“ den leßten Ministerrat, daß bezüglich! Fiumes ecnigegen allen Ge- rüchten nichts erreicht sei und daß die Verhandlungen jorl-

dauern. Alle Meldungen über Aenderungen im Kahinett gelten

als verfrüht, obwohl wahrscheinlich sei, daß die Minister des Unterrichts, der Justiz, des Alkerbaus, dec Finanzen Und der öffenilihen Arbeiten erseyt werden.

Schweden.

Der Kongreß der skandinavischen Linkssozialisten, der von unaesähr 250 Delegierlen Schwedens, Not wegens und Dänemarks besucht ijt, ist am Montag in Stockho!m eröffnet worden. Der Führer der \{chwedishen Llnkäsozialisten He g- [und sprach laut Bericht der „Agence Havas? zugunsten des Anschlusses an die dritte Jaternationale, für die Verpflichlung ver sfandinavishen Negierutg, die Beziehungen mit e Rußland wieder aufzunehmen, und die Entsendung oon Hilfs» mitteln an Sowjei-Rußland, stieß aber auf heflige Opposition,

Amerika.

je Denkschrift über die mexikanishe Frage, die dem Präsidenten Wilson am Freitaa vom Senaior Fall vor- gelegt wörden ist, fagt nah dem „Nieuwe Courant“ u. a: “Von merxikanishen: Extremisien und amerikanischen Nevolutionären würde die Inszenierung cines allgemeinen Bergarbeiter- und Metall- arbeiterstreits in den Vereinigten Siaaten geplant, der dazu benußt werden sollte, in den Vereinigten Staaten durch Beseßung eines Hafens ‘au der atlantischen Küste und zweter Häfen am Stuillen Ozean und dur Errichiung einer neuen Hauptstadt in Colorado eine RNevo- lution hervorzurufen. Die Mexikaner sollten die Grenze der Ver- einigten Staaten besehen. Das Grenzgebiet follte im Austausch für die mexikanishe Hilfe eventuell an Mexiko abgetreten werden.

Fall veisichert,. daß die Regierung Cárranzas von diesen Plänen geroußt und sie unterstüßt habe.

Statistik und Volkswirtschaft. Arbeitsftreitigkeiten.

Die Verhandlungen des Gewerkschaft38bundes der Angestellten von Handel und Industrie in Magdeburg über Wirtschaftsbethilse"und Erhöhung der Gehalts- säge mit den Vertretern der Arbeitgeber sind, wie „W. T. B.“ mitieilt, gescheitert. In einem Telegramm an den Neichsarbeitsminister erbitten daher die Angestelten die Ein- sezung eines Schiedsgerichts, da sie den von den Arbeitgebern ein- berufenen örtlihen Schli@tungsauéshuß ablehnen. Sie betonen, daß eine Verschlcppung cine allgemeine Arbeitbeinstellung bringen würde. :

n einer am 9. d. M. în Hamburg abgehaltenen Ver - fa d lung der freigewertchastlich organisierten Arbeiter der Vulkanwerke berihtcte „W. T. B.“ ufolge ein Mitglied des Betriebsrats, daß nach den Abmachungen des 5 etricbsrats mit ber Direktion 509 Arbeiter nicht wiederéinigestellt werden. Außerdem sei

die Teverung, die |

E D E E R Ä E E R E E T E R E G R R A

\ fragen

eine bon der Direktion au?2gearbcitete Arbeitscrdnung anzuerkennen.

die die Ecwerbslosenunterstüßung übersteigt. Die Versammlung er- klärte sich mit den Maßnahmen einveritanden.

Die Verhattung der ehemaligen Mitarbeiter „Socialiste Belge“ in Antwerpen hat, wie „W. T. B.“ erfährt, in der Arbeitershaft von Antwerpen Aufregung hervor- gerufen. Die Metallarbeiter und die Dockardeiter ver- langen die Freilassung von Longuepville und Luys, die Angestellte der Gewerkschaften find, und drohen mit dem Allgemeinausstand. Nach einer weiteren Vteldung würde vorerst ein Allgemeinausstand von 94 Stunden beshlossen, der gestern ablief. Die Arbeit wurde dann überall in normaler Weise wieder aufgenommen. Der Justiz- minister Nandervelde hat erkiärt, er könne in das schroebende Ver- fahren nicht eingreifen.

Literatur.

Dié Grundgedanken der deutschen Preis- politik imWeltkrieg 1914-18 von Dr. Walter le Coutre. (Verlag der Haude & Spenershen Buchhzndlung von Max Paschke, Berlin 8W. Geh. 8 #4.) Sie Schrift enthält eine furz g?- faßte Uebersiht übec die während des Krieges aetroffenen Maß- nahmen auf dem Gebiete der Preispolitik sowie über ihre Motive und prakti\hen Erfolge. ' Sie legt dar, aus welhen Erwägungen heraus zunächst zögecnd und tastend eine Beeinflussung der Preite von itaatliher Seite versucht worden is, nah welhen Gesichts- vunkien hinsichtlich der Elemente der Preisbildung über- haupt fich der Aufbau vollzog und welche Ziele mit .der Preispolitif erstrebt wyrden. Als theoretishen Mittelpunkt diefer Beeinflussung bezeichnet der Verfosser das Str-ben nah dem angemessenen Preis.

iber den verschiedenen Erwerbszweigen (Landwirtschaft, Industrie, Handel) sowie die technishe Durchführung der Preiépolitik. Den- jenigen, die si cingehender mit den einschlägigen Fragen befassen, dürfie die Schrift des den behandelten Fragen als Hilfsarbeiter in der wirtshaftlihen Abteilung des Reichsernährungsministeriums nahe- stehenden Verfassers zustatten koramen.

Die Bilanz vom Standpunkt derx Unter- nehmung von Dr Wilhelm Osbahr (Verlag der Staude u. Speuershen Buchhandlung, Berlin #W). Unübersehbar 1 die Literatur über das Bilanzproblem, von unendlicher Manuig- faltigkeit find die Besirebungen, einhcitlihe Gesichtspunkte auf- zustellen, um die Verschiedenarligkeit der Meinungen unter einen Hut zu bringen. Auch das Buch des Verfassers stellt einen Versuch in dieser Nichtung dar; daß er sih selbst der Schwierigkeit des ganzen Problems bewußt gewesen, beweist seine am Schlusse des ersten Ab- \niltes, der den bisherigen Stand des Bilanzproblems behandelt, aufgeworfene Frage: Kann man überhaupt an eine Lösung des Bilanzproblerns glavben? Und wenn ja: welchen Ausaangépunît muß man wählen, um zu ihr zu gelangen? Der Verfasser glaubt, die eisie Frage bejahea zu können. Er sieht den springenden Punfït in dem volkäwirischaftlihen Motiv der Förderung des öffentlichen Wohles. Das Interesse der Unternchinung, d. h. thre größimöglichste Lebensdauer und ihre kräftigste Wirkungsfähigkeit, und die daraus entsyringenden betricbswirtschaftlichen Notwendigkeiten bezeichnet er als leitenden Gesichtépunkt des Bilanzproblems, um diese Stellung im zweiten Teil seiner Schrift eingehender darzulegen. Welchen Standpunkt man auch immer im einzelnen zu den Aus- führungen des Verfassers einnehmen mag, in jedem Falle bildet das Buch einen wertvolen Beitrag zu dieser schwierigen Ptaterie und dürfte besonders Studierenden der Handels-, Rechis- und Staats- wissenshaften für ihre Weiterbildung in diesen Fragen will- fommen sein, : i

Hauptsteuerfragen der Kriegs- und Ueber- gang8bilanzen der E Berg- gewerkschaften und Gesellschaften mit beschränkter Haftuna behandelt eine kleine Schrift von Rechtsanwalt D r. Richard Rosendorff, Berlin, die als Heft 7 der von Dr. Mar Lion, Berlin, in zroangloser Folge herausgegebenen „zeitgemäßeu Siteuersragen“ (Verlag von ranz Vahlen, Berlin) erschienen ist. Bei dem tarken Flusse der Steuergeseßgebung tauchen beständig neue widhtige Tagcäfragen auf, deren nnmittelbare sah;kundige Erörterung für weiteste Kreise erwünscht ist. Diesem Zwecke sollen die „zeit- gemäßen Steuerfragen“ dienen, deren vorltegendes Heft in alpha- beiisher Neibenfolge die einsclägige Materie, für die die Steuer- der Kriegs- und Ucbergangébilanzen von Bedeutung sind, erörtert und dazu Stellung nimmt. Die Gesellschaften rverden einer- seits auf die Wege gewiesen, auf ‘denen sie im Namen der Gescue und unter Benußung der geseßlihen Einrichtungen vor ungerect- fertigten Steuern fih s{üßen können, andererscits aber auch da1über aufgeklärt, in welchen Fällen etwaige Ansprüche auf Steuerfreiheit im Geseye keine Stütze finden.

Vérkehrswesen,

Der Fernverkehr ist für sämtlihe Teilnehmer des Amtes Steinplay seit gestecn abend wieder zugelassen. Fernge|präche sind von den bereits wieder Änrufmöglihkeit nach dem Amte be- sißenden Teilnehmern in gewöhnlicher Weise beim Fernamt anzu melden. Alle anderen Teilnehmer des Amtes müssen die Anmeldung \chriftlich an das Fernsprechamt Charlottenburg (Steinplaß) oder an das Fernsprehamt I Berlin, Französische Straße (Fernamt), richten.

Theater und Musik,

Die morgen, Freitag, um 12 Uhr, im D pern hau se stattfindende MittagsveranstaltungzumBestendernotleidenden Kinder Wiens wird der gesamten. Oeffentlichkeit nochmals auf das Eindringlichste in Erinnerung gebraht. Abends wird „Violetta®, mit Fräulein Artôt de Padilla und den Herren Hutl, Schlusnus, Philipp, Like, Bachmann beseht, unter der Leitung des Kapellmesters Urack aufgeführt. Anfang 7 Uhr.

«m Schauspielhause geht morgen neueinsludiert „Vilhelm Tell“ in Szene. Die Beseßung lautet: Tell: Alberi Bassermann; Werner Stauffaher: Eduard von Winier'lein; Geßler: Friy Koriner ; Attinghausen Arthur Kraußaeck; Ulrih von Rudens; Kurt Ehrle; Nösselmann: Leopoid von Ledebur; Purricida: Artur Neybah; Gertrud : Mathild- Sussin; Hedwig: MRosa Pateggz Bertha: Mar- qgarete Nefff; Armgart: Emilia Unda. Szenischer Leiter ist

Leopold Jeßner. Die Bühnenbilder und Gewänder sind nah Ent- würfen des Malers Emil Pirhan angefertigt. Die zur Handlung neu fomponierte Musil stammt von Erwin Lendvai. Beginn der Vorstellung 7 Uhr.

Mannigfaltiges.

G-estetn mittag fand hiesigen Blättern ufolge im Wintergarten eine Einspruhs3versammlung der Berliner Gast- wirte gegen die Veroronung über die Wucthergericte statt. Es wurde eine Entschließung gefaßt, nah der, falls die Ver- ordnung nicht bis zum 16. d. M. aufgehoben sein sollte, vom 18. d. V. ab der Betrieb in Hotels, Fremdenheimen, Wein- und Bierwirt- ichaften, Kaffechäusern und Konditoreien völlig eingestellt werden foll.

In Warnemünde sind nah einer dem „W. T. B.“ über- mittelten Mitteilung des Roten Kreuzes ueden 300 Ungarn aud) etwa 103 reichsdeutsche Rückwanderer aus den Vereinigten Staaten von Nordamerika angekommen. GBlücklicherweise boten fie niht das uiendlih trauige Biid wie sonst die Flüchtlinge, die von Deutschla cks Feinden aller ihrer Habe beraubt nach jahrelänger ¡Wunadbboller und ent- behrungsreiher TInternierung ins Vaterland zurücktehren.

E war ihnen in den Vereinigten Staaten meist ¡ut ergangen, aber tcogdem war die Freude, das Vatorland wieder- :uehen, nit wzniger aroß. Sie wurden vo n Noten Kreuz und dem Emprangsaus!chuß in Warnemünde freunèdlich empfangen und fanden, joweit sie nicht die Gasthôöfe des Ortes vorzozen, Unterkommen und BVervflegung im Durchgangélager Warnemünde,“ das d'e Militär- verwaltung dem Roten Kreuz tür diesen Zweck in entgegenkommender Weise zur ¿Verfügung gestellt hatte. Sie bezeugten ihre Dankbarkett für diefen Empfang nicht nur mit Worten, sondern dur eine ims provisierte reihlihe Sammlung für das Rote Kreuz.

Vier Erverimentalvorträge des Physikers Dr. Wilhelm Volke mann finden îin der Treptow-Sternwarte statt, und zwar werden folgende Themen behandelt : Sonnabend, den 13. De- zember, Abencks 74 Uhr: Auge, Brille, Fernrohr, Miêroitop (Uebors cht ihrer Einrichtung und Wirkung), SonKkvend, den 27. De- zember, Abends 74 Uhr: Fecnrohr und Mikroskoy (Der Weg ihrer Vervollko nmnung), Sonnabend, “den 10: Jinuar 1920, Abends 74 Uhr: Das photograp ische Obiekiiv und die Troctenplatte, Sonn- abend, den 24. Januar 1920, Abends 74 Uhr: Die Leistung8grenze von Auge, Fer«rohr und Mikroskop. Jeder einzelne Vortrag ist in ih abge|schlossen. Karten sind in der Treptow-Sternwarte und in der Auskunstsstelle der Treptow-Sternwarte, Berlin W. 9, Potsdainer- Straße 138a (nahe Potsdamer Plas) erhéltlih.

Zu einer Shießerei zwishen Kriminalbeamten und Posträubern, die auf dem Postamt !7 am Schlefsi- \chen Bahnhof am 14. November zwei Kisten mtt Wertsendungen in Höhe von 138 000 6 entwendet hatten, fam es, hiesigen Blättera zufolae, am Dienstagabend ia der Guineastraße 39, wo nach dau Ermittlungen der Polizei die Diebe wohnten. Als die Kriminal- beamten ÜÄbends 9 Uhr dort ersbienen, würden sie mit Pistolen- \chüûs sen empfangen, durch die drei Beamte schwer verleßt wurden. Die Täter konnten entfliehen. Ein in derselben Nacht ve r - suchterNaubanfalil auf das Bahnpostamt am Anhalter Bahnhof wurde von der Polizei rechtzeitig verhindert. Ein Postfahrer- hatte sih mit einem arbeiislosea Schlosser und cinen unbekannten Dritten zusammengetan, um eine Wertsendung, die vom Postamt in einem Postwagen verladen werden follte, zu rauben. Die Räuber hatten dazu zwei Militärkrastfahrer gedungen, die s{einbar auf den Plan eingingen, ihn aber der Polizei meldeten. Dadurch gelang es, die Vaibrecher auf frischer Tat zu fassen. + Bei-der Vers haftung wurde der schuldige Postfahrer, der sih zur Wehr jegen wollte, durch einen Bein \chuß verleßt.

Hagen, 10. Dezember. (W. T. B) Der Deutsche Vers legerverband(Lokalpresse) faßte eine Entschließung, welche angesichts der fortwährenden Steigerung aller Materialien- preise, Löhne und Gehälter die dringende Forderung erhebt, die Bezugs- und Anzeigenpreise neu festzuseßen, sodaß ein Ausgleich geshaffen wird.

(W. T. B.)

Hamburg, 10. Dezeraber. Wie aus Cur- haven berichtet wird, ist die Besatzung des Leichters „Halstad 3“, den der schwedi\cheSchlevper „Holger“ vor mehreren Tazen beim Feuershifff ?mrumbank verloren hat, in A Nordjiee aufgefisccht und bei Grimsby gelanvet worden.

Freiburg im Breisgau, 11. Dezember. (W. T. B.) Im Schwarzwald ist bei überaus starkem Schneetreiben das Thermometer auf den Höhen bis zu zwanzig Grad unter A ania Ina den Tälern steht es auf ungefähr zehn Grad unter Mull.

London, 10. Dezember. (W. T. B.) Laut Reutermeldung haben 500 Waziris einen Cisenbahnzug in der Nähe von Thal an der Nordwestgrenze Jndieéns angegriffen, 36 Reisende getötet und 950 verwundet.

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(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Theater.

den Linden.) Freitag: Mittags 12 Uhc: 4. Kartenreservesaß. Der Dauerbezug, ‘die ständig vor« behaltenen fowie die Dienst- und Freipiäße find aufgehoben. Mittags - Aufführung zum Besten der notleidenden Kinder Wiens. iErhöhte Preise.) Abends: 258. Dauers bezugsvorstellung. Dienst- und Freipläße sind aufgehoben. Violetta. (La Traviaia.) Oper in vier Akten von Giuseppe Verdi. Text von Piave. Musitalische Leitung: Otto Urack. Spielleitung: Karl Holy. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. (Am Gendarmenmarkt.) Freitag: 275. Dauer- bezug8vorstelung. Dienst- und Freipläge sind aufgehoben. Neu ein- studiert: Wilhelm Teil. Schauspiel in fünf Aufzügen von Friedrich Sdiller. Spielleitung: Leopold Jeßner. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend: Opernhaus. 259. Dauerbezugsvorstellung. Dienst- und Freiplätze sind aufgehoben. Sufsanneus Geheimuis. Inter- mezzo in einem Akt nah dem Französischen voa Surico Golisciani. Deutsch von Mar Kalbeck. Mußk von Ermanno Wolf-Ferrarci. Vorher: Klein Jas Blumen. Ballett in einem Aufzug nah dem Märchen von H. C. Andersen von Paul von Klenau. Nachher: Silhouetten. Tanzszenen von Schatten zu Licht. Ent« worfen und eirstudiert von Heinrich Kreöller. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 276. Dauerbezugsvorstellung. ODienst- und Freipläße sind aufgchovden. Wilhelm Tell. Schauspiel in fünf Aufzügen von Friedrih Schiller. Spielleitung: Leopold Jeßner. Anfang 7 Ugzr.

Opernhaus. (Unter

Familiennachrichten,

Verlobt: Frl. Gerda Dolscius mit Hrn. Döerförster Leutnant d. N. Gecha:d Mi-bes (Graeß Gichenhorst). i Verehelicht: Hr. Major iln Generalstabe Peter Paul Beckerr

mit Mone Elijabeth Feetin non Saß (Breslau). Gestorben: Hr. Landrat a. D. Geheimer ötat Ernst von Kropif

(Zeutsch).

Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenbura.

Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftsstelle, Rechnunasrai Menaerina in Berlin.

Verlag der Geschäftsstelle (Mengering) in Berlin.

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32,

Fünf Beilageiu (eins{ließlich Börsenbeilage) und Erste, Zweite und Dritte Zentral-Handelsregister-Beilage.

sowie die Zuhaltsangabe Nr. 49 zu Nr. 5 des öffentlichen Anzeigers.

Er fst e Beilage

zum Deutschen Reich8anzeiger uud Preußischen Staatsanzeiger.

M 284.

Nichkamtliches.

Dentsche Nationalversammlung in Berlin. 125. Sizung vom 9. Dezember 1919.

Nachtrag.

Die Rede, die bei der zweiten Beratung des Geseß-

R ads über S A E der Reichs- intster der Finanzen E r z ger folgenden Wortlaut: , C

Meine Damen und Herren! Der Herr Vorredner hat geglaubt, daß die Regierung und der Finanzminister fch bemühen würden, den Abg. Hugenberg iotzushlagen. Das ist ganz überflüssig. Nach der Rede, die der Herr Abgeordnete heute gehalten hat, ist er für die Regierung überhaupt politish tot. (Lebhafte Zustimmung bei den Mehrheitsparteien, Lachen rechts.)

Der Herr Abg. Dr. Huzenb'rg hat den sonderbaren Mut gehabt, von der Tribüne des Reichstags aus in wohlyorb-reiteten Mede- wendungen zunächst zu behaupten, durch das Reichsnotopfer liefere die deutshe Sozialdemokratie die Arbeitskraft des Arbeiters der Lohn- _\flaverei für den Fremden aus. Es ist nicht meine Aufgabe, die deutsche Sozialdemokratie dagegen zu verteidigen. (Zurufe von den Sozi ¡ldemokraten: Das werden wir hon machen!) Das werden Sie schon selbst besorgen. :

Dann aber fuhr er fort und sagte, es sei ihm s{hwer, diesen Scitz auszusyrehen. Ein Mitglied des Hauses rief ihm zu: Dann, bitte, lesen Sie das vor, was Sie niederzeschrieben haben! Diesem Wunsche ist auch Rechnung getragen. Her: Dr. Hugenberg führte aus, mir, dem Finanzminister, gegenüber, ih möge nicht hintenherum, sondern möge gleich -offfen dafür Sorge tragen, daß die Feinde gleih das NMNuhrgebiet beseßen. (Lebhafte Pfuirufe bei den Mehrheitsparteien. Zurufe rechts: Weiterlefen!) Gut! Herr Hugenberg sagte: „Dann

lassen Sie den Feind gleih das Nuhrgebiet besetzen.“ Meine Herren,

soweit in diesem «unerhörten Saß, in einer Nationalversammlung |

ausgesprochen, eine persönlihe Verdächtigung liegt, so reicht die Person des Sprechers uad der Vorwurf, den er erhoben hat, nicht an meinen Sticfelabsaß heran. partieien.) Ih babe nam?ns der Regierung den s{ärfsten Protest gegen diese geradezu uneihört2, das nationale Gefühl des deutsGen Volks aufs s{chwerste verlezende Aeußerung hier zum Aus- druck zu bringen. (LÆbhafter Beifall hei den Mebrheitsparteien. Unruhe rets.) Voi all den \{chweren Lasten, die der Friedensvertrag dur die Macht des Feindes uns aufgezroungen hat, ist zweifellos die härteste und unfer Volk am s{wersten bedrückende die fremde Ofkupation. (Lehhafte Zustimmung.) Im jeßigen Augenblick stehen wir mit dem Feind in sorgenvolen Verhandlungen. (Hört! hört! hei den Sozialdemokraten.) Die Note ist Ihnen bekannt, in deren Schlußabsaß der Feind wiederum androht, falls wix bestimmte Be- dingungen nicht übernehmen, ex weitere militärishe Mafinahmen er- greifen werde. Diess militärisGßen Maßnahmen können nah den Ententepressemeldungen {ließli nur in der Beschung weiteren deut- en Gebie!s bestehen. Und in diesem Augenbli, wo wix hier darau find, die Frage zur entscheiden, ob der Besig in Deutschland von seinem Vorrecht ctwas für die Allgemeinÿcit abgeben soll, bringt es ein Abgeordneter der deutsh-nationalen Volksyartet fertig, mit dem Gedanken zu spiclen und zu sagen: „Dann lassen Sie lieber glei den Feind das Nuhrgebièt bescten.“ (Lebhafte Pfui-Rufe bei den Mehrheit8parteien. —Unruhe rechts.) In diesem Augenblick bringt es ein Abgeordneter der deutschnationaler Volkspartei übzr sid, mit dem Gedanken auch nur zu spielen, daß weiteres wertvolles deutsches Land der feindlichen Gewalt ausgeliefert werden soll. Die Erregung des Hauîes und die Zwischenruse haben bereits die Antwort gegeben, die ein folheë niht näher zu bezeichnendes Verhalten verdient. Fm MNheinland felber aber, wo man zittert zu dieser Stunde, links vom Rhei», wo man kennt, was es heißt, unter feindlicher Macht leben zu müssen (lebhafte Zustimmung bei den Mehrheitsparteien), dort wird man das rechte Empfinden für die Persönlickeit haben, die aus dem Rhetnland in das fichere Mitteldeuts{land ihren Wohnsig ver- legt hat. (Sehr gut! linfs..— Große Unruhe rechts.) Wenn ein Mitglied von einer anderen Seite dieses Hau'es au nur den zehnten Teil (andauernde Unruhe und erregte Zurufe rechts) a die Herren glauben, sie Lönnten mih dur Zwifschenrufe reizen, nein, das gelingt Ihnen nicht. (Andauerude Zurufe rets.) Meine Herren, ih sage, wenn ein Mitglied von einer anderen Seite dieses Hauses au nur den zehnten Teil einer solchen vaterlandsfeindlichen Aeußerung in diesem Mornent getan hätte, dann Hätte ih die Entrüstung auf der (ußersten Rechien hören mögen gegen einen solhen Lanvesver- räter. (Sebr wahr! bei den Mehrheit8yarteien. G1 oße Unruhe und stürmishe Zurufe rechts. Zurufe links: Nuhe! Andaguecrnde große Unruhe rechis. Glocke des Präsidenten.)

Nach einer Bemerkung des Präsidenten fährt der

MNeichsminister der Finanzen Erzberger fort: Jch bestätige dem Heurn Präsidenten, daß ich selbstverständlich nicht subiektiv dem Herrn Ybg. Hugenberg unterstellte, daß er vaterlandsSfeindlißh und landes- yerräterisch gehandelt hat: ich stelle aber die ovjektive Wirkung aus diesen seinen Behauptungen fest. (Schr wahr! Tei den Mehrheits- parteien. Zurufe rechts.) ih nehme cs ja nicht zurü.

Meine Herren, das alles wird nicht gesagt in einein Moment, wo cine Nationalversammlung entscheidet, ob sie den Frieden an- nehmen foll oder nicht, das wird nit gesagt in cinem Moment, wo die Nationalversammlung berufen ift, zu entscheiden, welche Antwort sie auf die neue Ententenote geben foll, sondern es wird gesagt in einem Moment, wo wir daran gehen, den Besiy in Deutschland zu belasten. (S hr cut! bei den Sozialdemokraten. Zurufe rets.) Diesen Moment ausgerechnet sucht der Abg. Dr. Hugenberg aus, um mit solchen Gedanten, wie ih nochmais lage, zu spielen. Jch bin fest überzeugt, daß die ungehcuere Mehrheit unseres Volkes mit solchen

_— SJawobl,

(Bravo! bei den Mehrheits- | j | schweren Stunde unseres Bolkes gesprochen hat.

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Berlin, Donnerstag, den 11. Dezember

Gedanken nichts gemein hat, (sehr wahr! bei den Mehrheitsparteien) daß sich das deutsche Volk mit aller Macht dagegen wehrt, daß in irgendeiner Form auch nur dem Gedanken näher getreten werden Tönnte, daß weiteres deutshes Gebiet in des Feindes Macht gelegt werden soll. (Sehr richtig! bei den Mehrheitsparteien. Erregte Zurufe rechts: Soll? Glocke des Präsidenten.)

Präsident: Ich bitte nun entshieden um mehr Ruhe! Wenn der Herr Minister diese „Aeußerunz wiederholt hat, so ist es mit dem Sinne der hier im Stenogramm festgelegten Aeußerung im wesentlihen übereinstimmend, (lebbafte Zustimmung bei den Mehr- heitsparteien, lebhafter Widerspruch recht3) wenn geiagt wird: 1o soll man do das Muhrgthiet lieber glei A e lasseu. (Andauernde Unruhe rets.) Ich bitte nunmehr um Ruhe! Ich mache darauf aufmerkffam: die Verhandlungen des Hauses müssen in Ordnung weitergeführt werden, zu folhen Verhandlungen gibt die Beratung über ein Steuergefeyz feinen Anlaß. heitsparteien.) Jch werde strengstens darauf achten, daß nunmehr die Nedefreibeit des einzelnen Redners gewahrt wird, und daß Nuhbe bei den Verhandlungen herrscht, Jh bitte, unnötige Zwvischenrufe auf allen Seiten des Hauses zu unterlassen !

Neichsminister der Finanzen GErzberger (fortfahrend): Meine Damen und Herren! Ich bin dem Herrn Präsidenten dafür dankbar, daß er durch die Feststellung des Wortlautes der Hugenbergschen

Aeußerung das bestätigt hat, was ih unmittelbar vorher ausgeführt |

hahe. (Lebhafte Zustimmung im Zentrum und links, Unruhe rets.) Ich gebe namens der Regierung dem tiefsten Schmerz und dem Bedauern darüber Ausdruck, daß eine solche Aeußerung in der National- versammlung überhaupt fallen. konnte. (Bravo! bei den Mehrheits- parteien.) Dies \{merzlihe Bedauern ist um so größer, als die Aeußerungen gerade im jeßigen Moment gefallen sind, wo es vielleicht

“eines Beweises dafür zu erbringen.

dur den Draht über den ganzen Erdball dahinrolt, wo wir wiederum aufs neue vor der Frage stehen: soll das deutsche Volk die neue Note der ‘Entente annehmen oder nicht? soll es die neu- angedrohten Gewaltmaßnahmen über si ergehen lassen oder nit ? oder soll versucht werden, in dieser. kritishen Stunde zwischen der deutschen Regierung und dem deutshen Volke einerseits und der Entente andererseits eine Vermittlung zu finden? hafte Zustimmung bei den Mehcheitsparteien.) Den Schaden, der fich für die Gefaintheit unseres Volkes aus einer solGen Aeußerung

(Sehr richtig! bei den Vehr- |

{Wiederholte leb- i

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ergibt, trägt allein derjenige, der diese schwerwiegenden Säge in dieser !

(Große Unruhe und Zurufe rechts; erncute Zustimmung bei den Mehrheit3parteien. Damit verlasse ih diese hochvolitiihe Angelegenheit mit dem noh- maligen Ausdruck des Bedauerns, daß bei der Beratung über das Neich3notopfer eine folche Aeußerung überhaupt hier fallen konnte. Der Herr Abgeordnete Dr. Hugenberg hat aber weiter gegen die Negierung den Vorwurf echoben, fe wolle die Last der Verantwortung los werden und fue daher nah allen möglihen Entlastungen. Diese Behauptung ist eine ganz unbewiesene und nickL zu bewetjende. .Die Regierung trägt in ihrer Totalität die gesamte

P A0 e ie S e . | Verantwortung für alle Maßnahmen" der Regierung, und. fie hat nie

und keinen Augenbli® darüber Zweifel gelassen, daß sie fh von dieser Beraniwortung nit entlasten will. Wenn fie mir threr Stellung- nahme nicht mehr die Zusttmmung der Mehrheit der Nationalver- fammlung finden würde, dann würde sie ganz konscquent na unserer Verfassung die Folgerungen ziehen, die ih ganz von seltst'darazs ergeben. {Zuruf reh13: Neuwahlen!) Darum kana niemand ia diesem Hause behaupten, wir wollten die Last der Verantwortung los werden und die Verantwortung nicht tragen. Ich will allerdings nicht untersuchen, inwieweit es der Regierung angenehm oder möglich gemacht wird, überhaupt die Last der Verantwortung zu tragen.

Der Herr Abg?ordnete Dr. Hugenberg hat weiter behauytet, und zwar ohne die Spur eines Beweises, wir hätten „eine korrupte öffentliche Verwaltung“. Ich sehe dem Beweis für solche unbewiesene verallgemeinernde Anklagen gegen die Regierung entgegen ; denn es ist eine Verleutndung der Re.terung, wena behauptet wird, wir hätten eine Torrupte öffentlihe Verwaltung und täten nichts dagegen. Wenn eine solhe Behauptung überhaupt ausgesprohen wird, dann hat jedes Mitglied des Hau'es, das diesen Satz ausspricht, die Pflicht, hier von dieser Tribüne der Naiionalversammlung aus oder auf andere ihm angenehme Weise, wie es ihm beliebt, den Beweis für diese Behauptung amutreten. Wenn dieser Saß hier ausgesproen wird obne den Versuch des Beweises, ohne daß ein Be- weis nachgeholt wird, so ist er im In- und Auslande für das ganze deutsche Finanzwesen und Wirtschaftsledben und für die Auto ität der Regierung gegenüber den Feinden von geradezu verheerender Wirkung. (Lebhafte Zustimmung bei den Mehr- heitsparteien.) Ich kann darin nicht das Maß von Verantwoctung finden, das au ein Mann der Opposition in diesen {weren Tagen gegenüber der Gesamtiheit des Volkes zu iragen hat. (Wieder- holte Zustimmung bei dea Mehrheitsparteien ; Unruhe und Zurufe rets.)

Der Vorredner behauptet, wiederum ohne die Spur eines Ba- weises und ih bezeichne die Behauptung direkt .als eine blanke Unroahrheit —, der Reichs finanzminister Erzberger denke jeßt {hon ai die Verpfändung unserer Gijenbahnen. Jch habe einen solchen Salz nie ausgesprochen und habe an einen solchen volfswirtischaftlihen Unsinn überhaupt nie gedacht. Trogdem kommt der Herr Abge- ordnete Hugenberg und stellt diese Behauptung auf, ohne eine Spur Er kann auch keinen Beweis dafür antreten. (Zurufe rechts.) Bin ih die „Germania®" ? (Andauernde Zurufe rechts. Glocke des Präsidenten.) (Präsident: Ih bitte um Ruhe!) Meine Herren, ich höre den Zwischenruf „Germania“ !. Es ist mir sehr interessant, wie die Herren hter arbeiten. In der „Germania“ soll ih habe ihn selbst nit gelesen —- ein Artikel mit solhen Ratschlägen erschienen sein. Die „GBermania“ hat aber dann selbst dementiert, daß der Abge- ordnete oder der Minister Erzberger irgendetwas mit diesen Plänen zu tun habe. (Hört! hört! im Zentrum und links.) Al o den Vorder'ag verbreiten Sie in dec Welt, aber das Dementi gehen Sie nicht wieder.

. (Grneuter lebhafter

8989.

Der Abgeordnete Hugenberg wirft weiter der Regierung vor, ? sie das Schiebertum züchte, begünstige und fördere. Er fprach dabe! von einer Art Hausierer, den man vorn hinauswerfe, der aber : Hintertüc wieder hereinkomme. Das Geburtsjaßr des deutsck@:n

Schieberlums ist das Jahr 1914 (lebhafte Zustimmung bei v2!

Mehrheits3parteien Widerspru rets) das Jahr 1914! A f: h i d) (Wiederholte Zustimmung.) Damals ist es entstanden (andauern?

Widerspruch und Zurufe rechts), wo allein durch Telephongesprä Hunderttausende verdient worden find. Das find Tatfachen,

niemand in Abrede stellen kann. Wenn man während des Krie: den Saß ausspriht ich mae den Herren, die ihn prägt haben, feinen Vorwurf daraus, sondern stelle die Tatsache fest —: „wir brauch-n Kriegsmaterial“ Z

wissen wer den Saz geprägt hat! „Geld spielt keine Rolle," war das der fruchtbare Boden, auf dem das verwerflichz Schiebert11:1 emporkommen konnte. (Lebhafte Zustimmung bei den Soztaldeinokraten Nun hat die Nationalversammlung der Negt-rung neb:!n vielen Mad mitteln gegen das Schiebertum unter anderen mit großer Mehzrh die Neichsabgabenordnung genehmigt, durch die wir weitgehende M nahmen gegen das Shiebertum treffen tönnen, und Sie wissen, mehrere Mitglieder aus der Mitte und von links wiederholt erti: haben, sie gäben di se weitgehenden Maßnahmen der Regierung nu damit diesem entseylihen Elend im deutschen Erwerbsleben begegn werden könne. Wer aber hat uns die Machtmittel dagegen versazt und die Re:ch8abgabenordnung abgelehnt? Die Freunde des Herin Abg. Dr. Hugenberg! (Stürmishe Zustimmung bei den Mehrheits- parteien. Erregte Zurufe rechts.) Sie haden uns die Mac! mittel zum Kampfe gegen das SHiebertum verweigert -— das will ih hiec zuin Ausdruck bringen! (Rufe rechts: Nicht wahr !)

Der Herr Abgeordnete Hugenberg geht weiter dazu über id fann mi nur furz mit seinen Ausführungen befassen —, der i gierung mangelnde Fürsorge für das Beamtentum vorzuwerfen, mit er das Beamtentum gegen die Regierung einzunehmen versud):. Das wird dem Abgeordneten Hugenberg nicht gelingen, denn dic große Masse des deutschen Beamtentums weiß, wo seine Freund: sind. Ich sveziel nehme als Reichsfinanzrainister für mi in A: spruch, daß ih den begründeten Wünschen der Beamtenschaft weitestgehendem Umfange nachgekommen bin. Die Beschaffung? beihilfe ih führe das als Reichsfinanzminisler an vom Juki, August und September 1918 wäre bei der Opposition der Lände und der Finanzminister der Einzelstaaten ohne die cnergishe Eiu:- wirkung des NReichsfinanzministers nicht genehmigt worden. Ich hab: kürzli bier mitgeteilt, daß ih Anordnung getroffen habe, und i werde dieses Versprechen halten —, daß die neue Befoldung8ordnung ui! au3reihenden Grhöhungen der Besoldungssäte unseret Beamten Jhncn so zeitig zuachen wird, daß sie mit dem 1. April 1920 in Kraft treten kann. Ich wüßte nicht, was in der Zwischenzeit von dem NReichsfinan: minister mehc getan werden fonnte, wobei ih noch hinzufüge, da ih jeden Tag einer Neihe von Einze!wünschen des Beamtentun!: ent cgentomme. Da ¡wirft man uns mangelnde Fürsorge für das Beamäieatum vor.

Weiter sagt der Herr Abgeordnete Dr. Hugenberg: der Finanz minister scheint si bisher wenig un die Herabminderung unserec \{webenden Schuld zu kümmeri. Jh werde nachher noch im 21° fammenhang darauf zu spre@en kommen. Als ih im Juli. in Weimar zuerst ausführte, die fundierte Kriegsanleibe mache mir nicht so vi Sorge, denn sie klônne niht gekündigt werden und ih hätte nuc für ihre Verzinsung zu sorgen, die Hauptsorge für den Neichsfinanzministcr sei die s{webende Schuld, da bat das Parteiblatt des Herrn v- geordneten Dr. Hugenberg, die „Deutsche Tageszeitung“, geschriebeu : Alo seht ihr, der neue Reichsfinanzminister sorgt nur für das Gro: kapital. Da wurde ih von den Freunden des Herrn Dr. Hugenber; bekämpft," weil ih diesen Saß im den Vordergrund stellte.

Jh habe seither vas Nötige getan im Rahmen der mir zur Nerfügung stehenden Mittel, um eine Herabminderung der schwebenden SHuld hecbeizuführen. Der Herr Abgeordnete Hugenberg kann mi: au keinen Generalvorshlaz machen, wie wir die schwebende Schuld beseitigen sollen. Auf die Steuer- oder Zwangsanleiße werde i: naher noch zu sprehen- kommen. Jch habe Verhandlungen mit demn Ausland geführt und bin in der Lage, dem hohem Hause mitzuteilen, daß zwischen der deutschen und der belgishen Regierung eine Ver- ständigung zustande gekommen ist über die Zurückführung von 61009 Millionen ‘Mark Papiergelo, die sh im Besig des belgishen Staates befinden (lebhafter Beifall bei den Mehrheitsparteien), eine Maf: nabme, die mit dazu beitragen wird, unsere schwebende Schuld beral- zusezen, zugleich eine Maßnahme, die von höchster , politischer

‘Bedeutung ist und die geeignet ist, den Auftakt einer Ver- ständigung zwischen Deutschland und Belgien zu bilden.

Beifall bei den Mehrheitsparieien.) I freue mi, daß ih dem hohen Hause das mitteilen kann, denn ih kann mir nihts Wirksameres zur Heilung der vielen Kriegswundcn denken, als wenn die Oeffentlichkeit erfährt, daß Deutschland und Belgien, die im Kriege im August 1914 zuerst am härtesten aneinander- geraten sind, nun den Weg der gegenseitigen Annäherung bereits bc- schritten haben (lebhafter Beifall bei den Mehrheitsparteien), daz Deutschland im Maßstabe seiner Kräfte entschlossen ist, in Belgien wieder gutzumachen, was dur die Kriegs\väden dort angerich!ct worden ist. Jch gebe auch ver Ueberzeugung Ausdruck, daß es möglich sein wird, im Laufe der Z-it wieder mit Belgien in ein freundnalbar- liches Verhältnis zu treten und damit manchen Stachel aus den Herzen der Bel iter herauszuziehen und Krciegêswunden zu heilen. Das Resultat der ersten Abmachung. ist jedenfalls, daß es uns mögli ist, eine Verminderung der s{chwebenden Shuld um über 6 Milliarden eintreten zu lafsen, indem diese in Schuldverschreibungen umgewandelt wird, die im Laufe von 20 Jahren allmählich zu tilgen und zu be- zahlen sind. Näheres werde ih an anderer Stelle ausführen.

Jch könnte noG eine Neihe von anderen Maßnahmen auf diesem Gebiete anführen. Sie entziehen fih teilweise der öffentlihen Be- \sprehung., Die Reichsfinanzverwaltung wird aber mit allen ihr zur