1919 / 284 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 11 Dec 1919 18:00:01 GMT) scan diff

p f O # s E

2 Dig» S A N Er E Pini: po qut Sfr Zie

folher Fall während seiner Amitstätigkoit ganz Felbste berständlih niemals vorgekommen ist. ‘Der einzige Fall, auf den Herr Dr. Werl und die Stutentengruppe sih etwa bezivhen könnten, hat in Bonn gespiell Er ist einer Abgeordneten mkèiner Partei, Frau Dr. Wegscheider, in seinen Einzelheiten bekannt. In diesem Fall bat es sib niht darum gehandelt, daß die in Frage fommente Stutentin nicht ewa ibrer Gesinnung reegen relegiert werden sollie und erstinstanz- lid aud relegiert worden ift, sondern wegen isckmerer Belelbdiguzuren bon Universiiätébehörden. Aber auch nah der ganzen Lage dieies Bonner Falls war das Urtgil der Relegation zut hart. J ch babe es als Aufsichtsinstanz4aufsgehoben. (Hört, böôrt! rets.) Jawohl, es war nach meinem persönlicen Empfinden zu hart, Tenn ich aud selbstrcoend fubjefiip ben Bonner Herren wogen ibrer Urteilsfindung feinen Vorrourf ¿u maden babe. Das Uriel! war zu hart und deshalb objektiv ungerecht. Gs war ats der Teldens schaftlich erregten politischen Atmosphäre zu erklären. Deähald habe ih das Urteil außer Kraft geseht, naciièem der Fall not mals gründlich untersudt war. Jch bin auth in Bonn àán Vit und Sielle selbst den Dingen nach(gangen.

Dieser einzige Fall, auf den sich vielleickt die Angäbe jener Riso- lution ter Jenaer sozialistiscken Studenten stüßen könnte, ist alfo von mit, sobald er mir vorgetragen wurde, aus ter Welt geschafft worden. Jch bitte, taß Herr ‘Dr. Weyl und seine Partei das arerkenncn. Îm übrigen mödte i, um den s{arfen Ton tiefer Protestkuntgebung tes Jenaer sozialistisden Studentenkongresses, ber bier im Hense viélleickt eirges Auf{ehen erregt hat, einigermaßen zu erftkiren & wiurde mrr darin das allers@ärfste Mißtrauen ausgespro&ten —, im übrigen, sage 4, möhte i augdrüdlih feststellen, daß nah den mir genmortenen

Mitteilungen diefer Kongreß etwa zu °/10 aus Kommunisten (hört, hör) und nur zu uw @œus Dáraus ft vielleicht bis zu einem gewissen Grade die außerordentlide Cdärfe

und Unabhängigen Mehbrhbeitssozialisten bestanden hat...

des gegen mich gerichteten Angriffs zu erklären.

Jch darf diesen Punkt damit verlassen. Mit dem (errn Alge- ordneten Lauser und mit den übrigen Rednern, die gestern zu Wort gelommen find, erfenne au ih rüdbaltlos die tieftraurige materielle Lageunserer Hohschulie hrer und insbesondere auch unserer Privatdozenten und der Assistenten an den Universitäten und Technischen Hochschulen an. Jch sage mit dem Herra Abgeordneten Dr. Lauscher ih freue mich, da ausnahmsweise einmal mit ibm in voller Uebereinstimmung zu fein —, d oin hoher Grad von enbsagungé- vollem Jdealismus dagu gehört, unter so außerordentlih fckmwierigen materiellen Verhältnissen seine Pflicht weiter zu tun. Auch 1h möchte als Minister an dieser Stelle für diese Opserwilligkeit, mit ter die Dozenten und Assi&enten unserer Hochschulen unter den zeigen sdaveren Seiten weiter arbeiten, ihnen meinen Dank und die Anerkenaung 248 Staates auéfpreden. Ich werde auch in meinem Bemühen midt nad» lassen, für die materielle Besserstellung dieser Männer der Massen- I hoffe au darin auf die Untoerstüiumg aller Parteien dieses Hauses; denn hier handelt es ih mwirflich um nationale Chrenpflichten, die mir zu erfüllen haben. (8 handelt sich aub um die Stellung, das Ansehen, die Wirkungsmöglich- Wait der deutshen Wissenschaft in der gangen Wel t. Darin bin ih einig mit allen Herren und Damen dieses Hauses, dafür muß (Bro!)

(8 wurde mir, als ih eben das Resümee über den Marburger Fall Traeger vortrug, von den Parteien der Nechten dos Wert: „Le hr - reiheit" zugerufen. Gs sollte damit ansckeinend angedeutet werden, daß die Bemerkung, die ih über gewisse Ausführungen dos errn Abgeordneten Traeger in seinem Kolleg es handelt sich übrigens nicht „um e i n Kolleg, wie irrtümlih behauptét wurde, sondern unt mehrere, aus denen versckchiédene Aeußerungen zusammeagewürfelt worten find es sollte mir durch die Zwischenrufe anscheinend zum Vorivurf gemacht werden, daß ich im Gegensaß zu meiner prinzipiell betonten ŒSrflärung do für eine Beschränkung der Lebrfrelbeit zu baben jein und wird unter dem Ministerium Haënisch{ dessen dürfen Sie versichert sein niemals die Nede sein. Jh bin für unbedingte Aufrechterhaltung der Lebrfreibeit und Sie dürfen überzeugt sein, daß von diesem Ministerium keine um-

(Zurufe rechts: Abwarten!) Mit einem solchen Swandfleck wie die lex Arons tonnte sih das alte Negime béschmupen (schr richtig! links), das neue Regime, meine Damen und Herren, wird für eine umgekehrte le* Arons n f ch t zu haben sein: (Zuruf rets.) „Warten Sie nur ab!“ rufen Sie; ih glaube diefer 3mwis{enruf „abwarten“, ‘der mir bier immer wieder bei solchen Grflärungen von der Rechten gemaht wird, ist eigentlich doch ih möhte richt persönlich bräntfend werden yiemlih nihtsfagend. Beurteilen Sie mich doch ‘nach dein, was i ch getan habe, und nicht nach dem, was ih nach Jhrer Befürcitung Nach dem, was ih getan habe, kann doch von irgendéinem Eingriff in däe Lebrfreïheit keine Also ih age: das alte Regine moGte sh wvielleitht, dieser alten Auffassung ‘des Poligei- und Obrigkeitästaates entsprechend, mit einem Schandfleck wié ‘die lex Arons befleden, däs neue Regine wird das niemals tun. Darauf können Sie lange watten. {Zurüie rets: Sie haben do gesagt, daß der Professor haltrachèn muß vor der Kritik des gegenwärtigen Staates, soweit ih es verstärden habe!) Jch glaube nicht, daß es ‘an mir liegt wenn Ste mch{ nit Jch bin gern bereit, Ihnen das noh otntnal zu wiederholen, nicht wörtlich, aber dem Sinne nah, was ih ‘habe sagen wollen. Ih habe sagen wollén: selbstverständlich hat der Proféssor das unbedingte Retht der Léhrfreiheit. Aber der Professor, der je gleich doch Staatsbeamter ist (Mife rechts Aka), ist êr das Jhrér Auffassung nah etwa-ni ht, babén nicht gerade Si e ‘diese ‘Auf- fassung e t 8 ‘vertreten? Der Hots{ullöhrêr kann genau #o gut wie jeder Lehver ih habe das vor einigen Tagen hier schon aus- geführt jeder politischen Partei angehören, vên ten Deutschnätiónalén angefangen bis zu den Unabhängigen herunter (Ab. Dr. Weyl: Frillu- \ve!), selbstverständlich! (Heiterkeit), jeder politisckén Partei angehören, die auf legalem, gesepmäßigem Wege eine Aenderung der Der Professor hat selbstverständlich aub das Recht, feiner von ihm in wissenfcaftlicher Arbeit erworbenen Staats auffassung vor seinen Studenten Ausdruck gu gében. Darüber brauche ¿h doch niht“erst zu réden. Ih habe das niemals ‘angetäftet. Aber or hat. ni cht das Recht ‘und das habe ih vorhin \agn tollen èn hämischer oder gehässiger Weise, in polemisch ‘unpäbagsgischer Manier immer und iminor wiéder von neuein-die Einrichtiingen disses Siactes iei den Staub zu ‘ziehen. Gr hat mitht vas Récht Und künn nitht das

{haft zu wirken.

Geld vorhanden sein, dafür mu ÿ Geld beschafft werden!

würde. Davon, meine Damen und Herren, Jann

gekehrte lex Arons erlassen werden wird.

vielleiht irgend einmal tun fönnte,

Rede sein.

borstanden haben.

Verfassung èrstrebt.

Net haben, bie alatemisde Lhrfreïiheit zu mißbrauden zu polî- tisher Heberei gegen. die bestehenden Staatvein- ridtungen. (Sehr richtig! links.) Das, meine verehrten Damen und Herren von der. Rechten, haben Sie, als S je die Matt in

mm Em O R,

Händen batten, nie gcduldet, und das werde au ih, bei alier Aufredit- cébaltung der Lebrfretheit, nicht dulden. Wenn es wabr ¿ff €s E nb ter Bermeiänfnähme im Falle Xraeger nit unbedingt

t —, werin 0 wahr ist, sage ih, daß er fein Rolleg dazu mißbraudt t: erma bolitisde Cpäßben gu machen über die Bettin des Reichs- présttentzn, wenn er fein Folleg tazu mißbraudi hat, den Namen Erz-

Serger {0 auszu fonte er bat felbst zugegeben, berm Auésptecen tes Namens eine Pause gemadit zu baben ei es nua „Grggauner“, „Ergschelm“ oder od eros mehr, sondernein Mißbrauch der Lehrfretbheit unb eine ganz unzuïlässige poittisde Agitation. Das ani nid#t gebulocs werden.

pon seiner pelitiscken Stellung unäbhängsge roiftenfdaftlide Tüdtig- teit & sebr cern anzfenné, nd ange nihtberS limin íte ist. Gs gibt ohne Zweifel notb sehr viel Schbimmere, auth bier in Berlin, (Zuritf.) s freut mi, daß Herr Abgeordneter Dr. Preuß mir bier „Sébr ridtigl“ zuruft. "Auch diesen S Elemméren ceventter will ¿G bis zur äußersten Grenze ves Ertxräglichen and des wiffen. E3 bat z. B. eim sehr bekanriter Literarhistoriker in Berlin, den idi nt zu nennen braudbe, es mit ter Würde fomes Alters, mit vér Würde des akatenms&ken Lobranttes, mit der Würde der großen Vórywas- unv Vertratèn®stellung, die in afademisder Sebhrer beute ‘eirhintint, und die er gerade aub rah mei nem Empfinden immer

unreifen Sdülern, vor Quartanern, Tertianern, Sebundanern uro.

npred;en, baß fi due ZubörersGaft darunter denken

anderes —, dann ilt vas Leine Lehrirethert

L

g jw

Ian tibrigen glaube ih obl, daß Herr Professor Traeget, dessen

Möglichen die Lêöhrfreiheit gewahrt

oinnehmen soll, fr vereinbar gehalten, alßerhalb bes Hörsaals vor

eine Rebe qu balten, in der er erflärt, das Sultuêrninisterium wolle nur deshalb, daß die Schüler nichis lernten, damit fie nit etwa Hügerwürbden als man dort elbt hei. (Hetcr- foit.) Jch braude über dew Geshmack, der zu solden Aeußerungen gehört, bier fein Wort zu verlieren. Der betneffende Hodshullehrer, dén id nit neméên mill, hat bann ferner den Gesdmad besessen, bic unreifen Edler zu beglüdwünsden gi der fcharfen, tapferen Yrt, im der sie gegen die Erlasse des Kultuêminifters aufgetreten seten, Er bat dem Sinne nach gejagt, sie sollten nur woiter so tapfer und mutig fein, dann würde der Kulbuénninister schon hs Mauselo kriehen. Ich babe es meinerseits veridamäht und’ weit bon mir gewiesen, auf Grund diefer Acußerunçen gegen den betreffenden Hockschullehrer irgend eiwas zu veranlassen. J halie 08 bier mit dom GrundfaÞ des alten Friy: niedriger hängen! Es genügt, so ehvas der Oxoffentlichkeit mitguteilen, bie sid dann über ten Gesd#mad und don pâdagogishen Takt tiefes &odsdullchrers jelbst cin Urteil bilden Vann. Meine rérebrten Damen und Herren, ih glaube aut zu duser omartenden Stellung ruhiger Stärke um {o mehr beredtig? gu son, 28 nad meiner festen Ueberzeugung das ‘neue. demofratisde, republi» fanise Shaataweson im Preußen-Deutslard innerlich bereits ‘o gefestigt ift, daß es auch nicht umsallen wi, wenn taktlose Professoren noch fo viele Posaunenstöße dagegen losl assen. Die Mavern von Jercew follen pon Pokaunenstößen umgefallen sein. Die Mauern des freien Volksstaates Preußen-Deutshland fallen von den Posaunen- sóßen einiger alldeuifcher Professoren ne lange richt zusammen! (Zuruf reis.) Jch gebe dhne weitere zu, diese boiden Dinge: unbedingte Lehrfwetheit und Achiung tor ten Einricd tungen, und Gesepen des bestehenden Staates restlos mit einander zu vereinigen, tft ein außerordentlich / sdweres Probtem. Geavaltmaß- nahmen, Maßregelungen biegen mir as wissen Sie genau so wenig, wie sie irgend jemandem liegen können. Zwangömaßnahmen, Polizeiscmüffeleicn sind mir immer verhaßt gewesen, und ih versuche es debalb immer von neuen mit einem ‘Appell an das Pflicht- gefühl, die Vaterlandsliebe und das Verant- wortungsgefühl jener Prefessoren, die die funftige Fubrer- generation des Staates herangubilden haben. Es sollte dos aud biesen akademisden Lehrern es sind nickt alle, es ist aber leider ein großer, nur allzu großer Teil (hört, hört!) —, die im der von mir getennzeichd- neten Weise imaner noch gegen die neuen Staatseinrihtungen in der DeffentlihÄeit Stimmung maden, allmählid ¿um Bewußtsein kommen, welche furchtbar schwere Verantwortung fe damit vor dem ganzen Volke auf fich nehmen. Ich glaube, unser armes Vaterland. hat in den leßten fünf Jahren fo furhtbar viel durhgemacht, daß jeder vaterlandéliebende Mann und jede vaterlandsliebende Frau es als ihre verdammte Piflidit und Stail- digkeit anseben müßten, unser Land vor neuen inneren ‘Ershütterungen gu béwaren. Und solcke inneren Er- &ütterungen können nidt aaébleiben, wenn der gange junge akademiscke Nackwucks in Haß und Feindstaft gogen den neuen Siagat erzogén wird. Darum gebt immér von neuem mein Appell an die Vater- Lanbaliebe, an das Verantwortliäkeitébewußlsoin, an das Pflichbgefühl ter cofamten afädemisden Lebrersaft, sih allmählich a u ch inner- [id mit den neuen Zuständen auézusöhnen und die ihr anvertraute akadem ske Jugend in Achtung vor den Staatdeinrichtungen und: in Gehorsam gegen die Cesepe des Staates gu ergichen. Als Sie {nad rodis) in der Matt waren, hatten Sie für diese “Bedürfnisse der Stactsbobeit ein sehr viel feineres Empfinden als beute. (Sehr ribig! l:ifs. Suruf rets.) Meine verehrten ‘Damen und Herren, cs rdird mir zuçgerufen: ih erkenne dèn 9, November niht an. Da- dur, daß Sie den 9. November niGt anerkennen, wirder nibt aus der Welt ge\sGafft!1 (Sébr richtig! bsi den Sogialdemoktaten.) Der ‘9. November i st eine histori {he Tatsache, eine ebenso historishe Tatsade, wie es z. B. der 2. Sep- teniber 1870 cwesen ist. . Und gégen diesé historische Tatsa&e mögen Sie antreten, \v viel Sie wollen, Ste wetden se damit’ nit qus dér Welt \ckaffen, Sie würden si G bodstens fe lbst den Schädel einrennen.

Meine verehren Damen und Herren, der neue Staat ist etwas gesbichtlih Gewordenes, er ist eine historishe Tatsache, (Zurufe rets.) Etwas geshichtlih Gewordènes, \zlbstverständlih! Sie

selbst sind ganz gewiß historisch gründlich g Se im an-

zuerkennen, baß dad, was sh ün lépten Jähre ‘ereigitet hat, kein

Zufäll, nicht dés Werk von ein paar pern und Ugitätoren ijt. Zufall, nicht däs s è rah i vièl zu fft bth

Das wäre ete sd Knbliche Auffassung,

9. November is man mag innerlich zu ilm stchen, wie man will

etwas geschicbtlih Gewordenes. Darüber kommen Sie nicht

binmeg. Diese Tatsache wird sich durchseßen, sie wird sich durhseßen

Jhnen allen zum Tro ßl

Meine verehrten Damen und Herren, es ist dann in den Aus-

s{ußverhondlungen und, ih glaube, auh hier im Hause die Nede

von der antifemitishen Strömung gewesen, die leider

acrade auf unseren Hochschulen so außerordentlich bobe Wellen s{lägt.

Meine Damen und Herren, ih halte diese antisemitishe Welle,

von der i vorhin schon sagte, daß sie aufs tiefste zu bedauern fei,

für einen Teil der großen Kriegspsychose, in der

unser Volk noch immer steckt, für einen Teil der allgemeinen großen

nationalen Krankfheitsersheinung, an der wir noch immer leiden,

Ich erkenne Ihre psychologishen Wurzeln durchaus an, selbstver-

ständlih, aber eine Krankheitéershsinung bleibt sie mhtsdesto-

weniger. (Unrube rechts und Zuruf: Wie die ganze Revolution!)

Die Nevolution war eine Folge des verlorenen

Krieges, und für den verlorenen Krieg sind ni ch1 wir verant-

wortlid. Meine verehrten Damen und Herren, wenn Werhaupt

einzelnen Parteien und einzelnen Personen die Verantwottung fär

dèn verlorerien Krieg zufällt, so sind diejenigen Parteien an dem ver-

lorenen Krieg unt damit au an der Revolution s{uld, die \i ch

bis zum lebten Augenblick den notwendigsten inneren Reformen entgegengestellt (sehr richtig! bei den Sozialdemokraten) und die damit die innere Einigkeit und bas inmrere Busammengebbrigfeitsgefühl unseres Volkes kurz und klein ges{lagen baben. (Zurufe véts.) Sie rufen: „Die Revolution ist mit rusfishemn Gelde gemacht worden. Glauben Sie im Ernst, täß eine bistorisGe Erscheinung, wie die deutsche Revolution mit einigen russischen Millioñèn zu mäthen ist? (Unruhe und Zu- rufe rechts.) Herr Vater iti Magdeburg ja, dessen Aeußerung kenne ih, ih babe die Aeußerung dieses unabhängigen Sozialistén auf das tiefste bedauert. (Erneute Unruhe rehts.- Zuruf: Sie be- dauern, baß der Mann fo dumm ist, das zu sagen!) Sie- waren, Herr Abgoordnete Dr. Ritter, während der lebten Kriegsjahre nitt im Hause, sort wüßten Sie sehr geitau Ihr Nachbar Herr Ab- geordnéte v. der Osten karin Sie darüber aufklären —, daß es nicht berechtigt ist, wenn Sie mir hier sagen, daß ih die Ausführungen des Herrn Vatér aus Magdéburg nur deshalb bedauere, weil sie zu offen» bérzig gewesen seien. Jch bedauere nit nur die Außerungen bes Horrn Väter aus Magdeburg, fondern ih bedauere auf ‘das tiefste __ tas babe ich an dieser Stèlle mehrfah erklärt, und deswegen baben bier soit Jahren lebhäfte Kämpfe zwischen Herrn Avolph Hoffmann und mir stattgefunden die ganze Politik der Unab- hängigen Sozialdemokratie während des Krieges. Jh bin während des Krieges immer für eine geshlosfene, einheitlide nationale Front eingetreten. Aber das ist’es ja gerade, was ih Ihnen von der NRechton zum Vorwurf mache, daß Sie verzeihen Sie, Zhre Partei gab es ja damals noch nicht —, daß die Konservativen durch ihren bor- nrerten Widerstand gegen notwendige Reformen, besonders gegen das gleiche WahlrechtinPreußen, die innere Front zerbrochen, unser Volk zer- flüftetunddamitdemWVerderben entgegengeführt haben. (Lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten. -— Widerspru und Zurufe rechts.) Nur weil, diese verhängnisvolle Politik der Rechten den Boden vorbereitet hatte, konnte die ticfbebauerliche Agitation der Unabhängigen 0 üppig in die Halme schießen. Im übrigen glaube 1ch, es würde zu weit führen, wenn i auf jeden Zwisdenruf der Rechten eingehen wollte. (Sehr richtig! und Zuruf bei den Sozialdemokraten,) Ja, entweder ver- stébens die Herren nicht, oder sie wollèn es nit verstehen. (Sebr wabr! bei den Sozialdemokraten.) ; :

Was die antisemtitishe Bewegung anbetrifft, so ift ste, wie ih sagte, zwar psyoklogish erklärlich, aber do ein Teil des großen, fur&tbären Krankheitüprozesses, än dem uriser deutsches Volk beute leidet. Sie wird auch niht durch Getvaltfuren zu beseitigen iein. Gerade bie unabhängigen Herren und bésonders der sehr ver- ehrte Herr Abgeordnete Dr. Weyl, der als Arzt auf dem Boden der Naturbeilkunte \tébt, sind doch gewiß auch politis der Meinung, baß man Krankhéitberscheinungen, wie Fieber, Auss{läge usfw., nieht badurch heilt, däß män Geiwaltkuren dägegen brau&t, daß man \{neitet, daß man Pillen oinnimint, fondern nür tadurch, daß man dén ganzen Organismus widerstandsfähig macht und kräftigt. Dann vershwinden schließlich die äußeren Kränkheitserscheinungen von selbst. (Abg. Dr. Weyl: Das möchte ih dem Kultusministertum wünschen. Heitèrteit.) Jch glaube, ‘daß das Kultusministerium im allgemeinen se gesund i, daß es JIbhre Kur gar nicht notig hat. (Großé Heiterkeit.) R nfs

Also ih meme, wir werden au der antisemitiscen Bewegung als ciner großen Welle, die ‘heute unsezen gesamten Volkskörper durdströmt, Herr werden, wenn der gan:e Bolkskörper wieder gesund geworden sein mird, und dazu möchte ich die Mitarbeit aller Par- teien im Interesse des ge\amten Vaterlandes heute von neuem auf- gerufen baben. Gegen ein;elne antisemilisde Pobeleien und Au&- \{reitungen, wie sie leider an unseren Universitäten, gerade aucch 11 Marburg, von eirzelnen Studenten begangen worden sind, die so ungezogen und häßricch und niedrig sind, daß man sie einem afademishen Bürger am wenigsten zU- trauen sollte —- bxs möchte ih hier nur nebenbei gesagt baben —, gegen scl&e Ungezogenheitew und Rüpeleien auf. der Straße aegenuber jungen Damen, die mit Juden verlébt over vermätllt find, dagegen werde id, soweit es. in- meinem Maghtbereich steht, ‘bie akademisden Bürger jütdisher Rafse gu \chüßen wissen (sebr gut! rehté); das ist ganz solbstverstäntlih, und da finde ih ¿u meiner Fteúté auch bie Zustimmung der Rechten.

ein friedlideres Gebiet zu ommen, wo wir uns näher stéhen mit der Frage der ärztliGen' Ausbildung beshäftigt. Jch bin in ‘der angenehmen Lage, wié bereits im Auêf{uß, tem Herrn Abgeordneten Dr. Weyl darin größtenteis zustimmen zu Fönnon. Auch ib bia der Méeinimg, daß die ärztfiche Ausbildung auf eine gnz neue Grundlage cestelkt werden muß. “Alle Gedanken, die er gestern angeregt hat und ‘die ih heute nit wiederholen will, sind gesirid und qut. Jch Tann auch ‘bier erklären, daß ih mir in der reite ‘ver ärztlichen Austildung fast restlo8:das- zu ‘cigeti máthen Tann, wos bêr bekannte Kartsruher Psi ter-Dr. Willi Hell- path“ ia feiner außgezeïidneten Schrift über die Reform des medi zinishen Studiums niedergelegt hat. Diese Gédankèn--exscheinen mér po - heachtlicher, ‘als-“die--gleihfalls interessanter Darlegungen

Zat B titgliebe biéses Hai

des Herrn Dr. Schwalbe Und der - anderen Herren. (Zuruf.)-—Vebes

Herr Abgeordnéter Dr. Weyl hat ‘sich dann um mun auf

tie stædtisden Krankt-nhäuser, Herr Dr. Werk —- Sie seben, i gebe auf jéde Zhrer S Fragen gern ein —, habe id folgende Erklärung Aen: DBei der uberaus großen Zahl der Studierenden in den

i nier Kliniken balte au id es im Interesse einer guten Azus- bildung der Bünftigen Aerzte für dringend wünsdbentrwert, cine Entlastung der städtischen Kliniken in der Weise berbeigefübrt reird èaß neben ihnen noch andere Umterridrtseinrihtungen geschaffen werden. ckllzaintin Bedürfnis besteht besoiders für die Gebiete der inneren Medizin und der Chirurgie. (Zuruf.) Kinderheillunde pielleidt auch; ver;eihen Sie, Herr Abgeordneter Sckloßmanmr, dal i Jhr Sondergediet nicht besonders ermahnt babe. Diesen Bedürfnis Fann in einfacher und zuglei sehr zroecktmäßiger Weise dadur entsprochen werden, daß entsprechend einem Angebot der Statt Be:lin das städtiscbe Krankenhaus ¿u Moabit für ten Elinischen Unterricht mit- verwendet wird. Die Direktoren dec Abteilung für innere Krank- eiten Î und der dirurgisden Abteilung geboren der medizinis&en Fafusität bereits als außerordentlihe Professoren an. s ist be- aæbsidbigt, tbnen unverzüglid das Ret der Aus- Fellung von flinigistifhen Steinen zu evteilen. Außerdem wérde ih tem Herrn Minister für Volkäwokb!fahrt ihre Érnennung zut Mitgliedern der Prüfungékommission für Aerzte vor iélagen. Jch aveifle nidt daran, daß dieser darauf eingehen wird.

Ich hoffe, daß au der Herr Abgeordnele Dr. Weyl mit dieser GrEärung befriedigt. ist. Sie sehen, daß 1ch in manchen Fragen jogar hie Herren Unabhängigen zufriodenstellen kann.

L Ich möchte dann nur noch sagén, daß ih den Anregungen und An- ‘trägen, die in der Kommission und hier im Hause vorgebradst worden e Ee A des staatöbürgerlihen Unter- ri ch8 nah wie vor mit der lebhaftesten Sympathie gegenüberst Gerade ih selbst habe als Abgeordneter im Gauite n is S in früheren Jahren immer von neuem auf die hohe Bedeutung hingewiesen, die gerade in der Zeit nach dem Kriege die Heranbildung eines tüchtigen volkswirtshaftlih geshulten Naäztwuchses für uns haben roürde. Alles das, was ih früher darüber gesagt babe, kann ih beute nur doppelt und dreifah unterstreihen;: ‘und dâs Gelb, meine Damen und Herren, das Sie für diese Zweke anlegen, wird tausendfältig Frubt tragen. Jch darf Sie also auf allen Seiten dieses Hauses bitten, allen diesen An- N S Unterstüßung zu leihen.

Bon iesem Gebiet der Volkswirtschaftslehre aus, Herr Dr. Wevl, roird, glaube i, zuerst Jhr gestern am Sbluß E geäußerter Wunsch in Erfüllung gehen, nämli, daß ic endli ch die Wissenschaft und die Arbeiter wieder finden mögen Die Wissenschaft und die Arbeiter, das war die große Parole, mit der Ferdinand Lassalle vor mehr als einem halben Jahr- hundert die deutschen Ardeiter zum politisGen Leben zu erweden suchte. Ferdinand Lassalle sagte selbst von sih mit Stolz und ér durfte es sagen —, daß er in die Arbeiterbewegung hinausgegangen sei, ausgerüstet mit der ganzen Wissenschaft seines Jahrhunderts. Ich hoffe von ganzem Herzen, daß sich in allen Teilen der Arbeiter- haft, auch in Jhrèn Reihen, Herr Dr. Weyl, die Achtung vor roiffenschaftliher Arbeit, vor wissenschaftlihem Ernst sich immer mebr vertiefen moge und daß von dieser Scite her, wo sih Arbeiters schaft und Wissenschaft aufs engste berühren, von der volkswirtschaft- lichen Seite her, -allmählich die Versöhnung von Wissenschaft und Arbeiterschaft, die jet so weit getrennt sind, wieder gelingen möge. Herr Dr. Weyl hat es gestern beklagt, daß Herr Unterstaatssckretär Becker zwar ein großes BVerständnis habe für die psycologischen Trotobkräfte bei der Studentenshaft, aber daß er ein gleidies psyo- logishes Gingehen auf die Gemütslage der Arbeiter habe vermissen lassen. Herr Dr. Weyl darf jedenfalls von mir als cinem alten Sozialdemokraten überzeugt scin, daß ich die psychologishen Bedürf- nisse und Stimmungen aub der Atbeitershaft gegenüber den Stu- denten vollauf würdige. J arbeite mit allen meinen Kräften an der Versöhnung dieser beiden Faktoren, und ih hoffe, dabei die Mit- arbeit aller Parteien dieses Hauses ‘zu finden zum Wohle unseres Volkes, unseres Vaterlandes. (Lebhafter Beifall.)

Damit {ließt die Besprechung des Abschnittes „Universi-

. E L

E Es folgt der Abschnitt „Technisches Unterrichts- esen“.

Atg Lüdemann (Soz.) Neakiionäre Ausfälle und Agitationen sind nicht nur auf den Universitäten, sondern in g!'eihem Umfange auch an den tednichen Hechichulen an der Tagesordnung. Wir erwar1en von dem Mmister. daß er au hier streng darauf halten wird, jedem Miß-rauch der Lehrfreiheit entgegenzutreten, Für die teWniidhen Hr(h- schulen ist die Besoidun, 6r1etorm womöglich noch dringender ala tür die Univesitâäten. Bei ein-m hierher gehöriven Innitut in Dahiem beziehen nod eute unverheiratete Techniker ein Monatteinkommen von 285 Mark, verheirateie mit einem Kind uud 15 » ienst- jabren ganze 461 Varf. (Hör1! hôri!) Das sind Hun éraehält-r. Un'ere techmschen Hochschulen sind entstanden aus eine: Erk-nn1nis der Bedeutung der technischen Wissenschaft. Bei genügender Ex ‘enntnié auch seitens der Un'versitäten wäre sichezlich cine einbeitucße Ent- wickiung des Hochshulwe)ens_entstanren. Leider ist das aber nicht der Fall gewesin. Es- bat, sich in den tc{chniscken Hocschulen das (S pezialistentum herausgebilder, das nur tccknische Teilazbeit zu leisten imstande ift. Dir größte Teil der Techniker wird aber von den sogenannten tednishen Mittelschulen geliefert, während Eccistens 10 9% der Lechnikèr ihre Bildung auf tenden Hochscbulen erworben haben. Aufgabe ist es jeßt, das Spezialistentum än den technischen Hochschulen einzutämm.n und mehr zusammenhängende Vorträge zu balten. B'i der beyorstebenden Hohs{ulieform muß ieses Perbältnis der teckni\chen Hochichulen zu den Mittelsbulen un- bedinat gelöst werden. Es muß den Angeböizen aller Volksichichten ermöglicht werden, si die nètige Vorbildung an ten technishen Mitte!- \hu'en . zu erwerben und dann ohne weiteres ibe Kenntnis und ibr Wissen- auf den technischen Hocbshulen zu veïtiefen. Der Standpunkt des Herrn Professor !ftedlec von der Technischen Hocbschule zu Char- lottenburg ist vllerdings nicht geeignet, einen Ausgleich zu schaffen. Er heht den nichhtakademish gebildeten Techniker nit für voll, sondern fir A N und spricht überbaupt in einer so ab- fälligen Weile über den Mittelschultechniker, daß. man wirklich nicht weiß. was man dazu sagen soll. Wir ieben aber boch, daß tüchtige Lute in allen Volk-1hich'en zu finden sind und tch persönlich möchté sogar sagen, daß die wertvollsten Kräfte gerade in den breiten Schichten der Arbveiterkiasse zu finden. sind. Es darf also diesen Leuten aus dem Volke, die niht das Abiturientenexamen abgelegt haven dieMöglichkeit des Besuchs einer tehn's{henHoch!|chule nict|veriperrt werben. Der Besuch der technischen Miitel\hulen “und technischen "R p muß in einen organi chen Zusammehang gebracht werden. §6 ijt auch absolut erforderli, daß der sozialen Wissenschaft: ein gróficrer Yaum an den rech«is{ch.n Hoch!Gulen eingeräumt werden muß. Unsere Studenten an den Hochschulen tmüssêèa in der Volfks- wirts{ait urterrictet werten. Es wird niemand um ‘die Erkennitnts berunifommen, daß wir in den rähsien Jahren zu einem System des planmäßig geregelten Wrttschaftslèbens kommen werden. Wir müssen

Hohihulen womöglih mit Handelöhochihulen zu vereinigen.

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b)

deim

niÞbt eintreten.

ibren Studierenden nu1zuteilen. vielleidt nit mit allem einverstanden zu erin. der Denkschrift ausführt, Anregungen gegeben. VBezüglih der Universitäten dringend um Ecrichtung be}ondexer Lehrstichle tür sit Lerung@we'en bitten, welche infolge : einen . immer größeren Umfang Ausbauung der Inititate ¿zux B

Betämptung

n OBierthe M O ANCRRa, Jöntgenapparates Jebr bo find, muß de für eine Anihafffung der- selben das nôtige Gelb bercirgestellt werden. Die E, F

gewiß fehr erfreulid, do reich! eine solde Summe bei weitem nit aus. ; Die aligemeinen Wissenschaften müssen au an den E Hochschulen fo ausgebaut werden, daß eine aligemerne philofopbife, auch E Brldung den Studierenden vermittelt wird. bg. Dr, Sloßmann (Dem.): Heute, wo îo viele unferet Zukunftöträume verrichtet find, steben S Ho®Gschulen unter ögen Kleinodien, die wir zu hüten beruten.sind obenan. Nur das, was im Auêlande ne étwas gilt, ha! au bei uns Wert. Da erfüllt es uns mit Stoly, auf uñsere deuts{e pr Srgiage t, daß drei deutsche Forscher diesmal den Nobelpreis erzaiten baben. Im Zusammenhang damit können wir n nochmals auf den Ausf{ußantrag zu den: Universitäten eiwtehlend bimpeisen, im Einvernehmen mit der RetWhöregierung dié Mittel bereit zu stellen, um Deutiland tie wöttete erfolgreiche Mitarbeit mit den anderen Nationen zum Ausbau der grundleg-nden GEntdeckungen Albert Einfteins und diesem seibst weitere Forschung zu ermögii®en. Die Universitäten und technis{chen Hohsthulen nien völlig gleidgestelt werden. Die Universitäten baben ih inigjern zu fonservat.y verhalten, als sie \mances fonterv'ert habén, tas in die heutige ‘Beit nit mebr paßt. Für die hotwendige Reform ift alüctlicherweise der Berufenste berufen worden, während tonst der Minister nicht durchweg eiue bringen dem Untecftaatssekretär Becker das größte Bertcauen entzegen: Bei der Meform soll, so wünschen wir mit dem Ausscbüß, die tetige Kiassenscheidung zwischen den planmäkigen Unirersitäislehrern dadurch aufgeboben werden, daß bei der Neuregelung der Befoldüungév rhätt- nisse cine einbeitlide Kiaffe vlannäßiger Professoren geschaffen wird, und daß provisori alle da u gualifizierten planmäkig:n Extraordinarien zu persönalihen Orkbinarien érnannt werben. Den Privatdoz nten soll eine angemessene Vertretung in d-n Sena!ten und den u, die fih bewähren, in géèrgneter Weise ein gewisses Miadetts einfommen verschafft werben. Dem Streéber1um ift überall, auc unter den Studenten entgegenzutreten. Das Studium ift unter dea heutigèn Verhältnifsen ein k{chweres veräntwortuigêvolles Unternehmen; ‘es ift eben eine andere Zeit ais die Zeit uïwerér Väter war. Das alte humanist!ïhe Gymnasium haben wir leider abgebaut, obne etwas Gleichwertizes an die Stelle zu segen. Diese Lücke müß die Hochschule ausfüllen. Der Protessor muß setne Lebrtätigkeit weit mehr als bis- her als feine Hauptau'gabe auffafsen. Dir akademische Lehrer und der akademische Schüler sollen nicht jowobl im Ve hältnisse wie Vater und Son stehen, sondern fie sollèn. Kornmilitonen, Mitstreiter “fein. Unerträglidz find Etngriffe in das Palladium der akademischen Lehbr- freiheit, Déêr Unterriwtäplan muß jedes Jahr revidiert ‘und der Brauch muß abgeschafft n erden. daß der Prb'efsor feine Kollegien- hefte Jahr für Jahr im wesentlichen unverändert wieder einen Hörern vorltest. Mit 70 Zahren soll im Durchschnitt das Lehramt des Prof. fsors sein Ende finden, darin sind alle Parteien einig. Der Studienplan für die Medizin muß auch in der Nichtung gründlich revidiert weiden, um zu. verhindern, daß schlechte Aenzte auf die Menschheit losgelassen werden. Gegenüber dem Lassall 1hen Aus- spruch, daß „die Wissenschaft und die Arbeiter zuisammeng böôren“, den gest trn Herr Weyl tür seine polichen Beitrebungen fruktifizieite, vertreten wir D- mokiaten die Auffassung, daß der Ürbeiter, je mehr er aufzietlärt und gebildet wird, desto mehr von den Utopien der außeisten Linken abgelenkt und zur Erkenntnis des Unwerts ihrer Theorien geführt wird. ; Abg. Dr.-Ing. Klo f (D. Natl.): HinsihtliH des Marburger Falls hâite nah meiner Auftassung eine Miiteruag in iDiGttbeiriän Form eintreien können. Bezüg"nch des Benner Falls scheiat nah meiner Auffassung mit zweierlei Maß gemessen worden zu sein. Ich möchte noch meinem Bedauern Ausdru geben üder die Abwesenheit des Ministers in den Ausfchuüßverhandlungen. Der Minister hat daun einen Appell an die rechte Seite des H uses gerictet, das Vaterland por neuen Erichütterungen. zu bewabren. E wäre vielleidt angebracht gewesen, am Tage der Revolution einen folchen Appell an das Belt zu rihten. (Sehr richtig! rets.) Wenn Professor Riedler in seinen Ausdrücken etwas ¡u weit gegangen ist, 10 möge man das damit entshuldizen, daß er im allgemeinen eine sdiarse Klinge schlägt, es ist aber niht angebracht, die ganze Sache dadurch in Vißkredit zu bringen. Unserer Stureategsdiatt kann taan aus dem Festhalten an Altheigebrachtein do keinen Vorwurk machen. Das'elbe muß gelten hinsi{tlich ihrer Begeisterung8fähigkeit, die ja auch in Ihren Sch1chlen (nach links) vorhanden ijt. (Sehr richtig! rets.) VLoider ist es Tat'ache, daß verichiedene Schichten unseres Volies areinander vorbeigeseßen haben. (8 muß daßer ein befseres Verstehen bei ‘beiden Teilen eintegen. Unsere Studenten als Kapi- talisten zu bezeichnen, wird bei diefen eine stürmische Heiterkeit aus- lösen. -Tro§ radikalet freibeitlit- er Gesinrung unsezer Studenten!chaft und Proteÿorenschaft kênnem sich diefe nicht mit der neuen Zeit abfinden, und zwar aus dem Grunde, wetl cs der neuen Zeit an kräftigen und werbenden Zdeen mangeit. (Sehr r'chtig! rechts.) Der Men) spricht am meisten von Togen, die er nicht hat. Das scheint auch jeßt der Fall zu sein. Un diéser Stelle möchte ich auh unseren Hockschulstudénten, ‘die am Kriege teitgenommen und das Vaterland perteidigt haben, unseren herzlichen Dank aütsprehen (Beifall). Anerkennung ist au den Den M zollen, die fich sofort wit F.eiß in die Arbeit ge- túrzt habèn. Der tecnischèn HochsHule in Danzig, die ja nun baid nicht mehr zu uns gehören wird, möêdte ih zurufen, die deu! sche tehnishe Wissenschaft. untér allen Umständen auh unter den neuen Verhältnissen bohzuhalten, wie rir t auch die Treue bewahren werden. Schon der Küeg bat ‘uns die hervorragenden Leistungen unserer Technik deutlid por Augen getührt und bei richtiger Ginfegung aller in Frage kommender Mittel wäre es wohl möglich gewesen, daß das Zünglein an der Wage zu unseren Gunsten bâtte Aauss{lagen“ tönnen. Dié Antwort auf unsére Anfrage betreffs der Glerhsielung der - höheren Techniker und Juristen halten wir für * ungenügend. Den Tenikern muß unbedingt ihr Reht werden. Das Verhältnis der, Privatdozenten Ordinarien und Cxtraordinarien entspridt genau dem Verbältnis auf den Universitäten. Bet der Beratung dèr kommenden Reform mu unbedingt ter“ elgenartigmn “Stellung nférer “te{hntGen Hofs a Rechnung getragen werden. Die Autgabe der technis{en Hochschule ist“ erstens, eine bexufliche Fachausbildung: “zu schaffen, zweitens

dkitiens den Studietentet, bèn tünftlge In e Allgé-

alo etivas’ vollständig Neues ‘an unseren Hohschulen heran Cine Erneuerung unserer Beamtenschast n eger 4 N i

Arbeitcrschaft erfolgen, und cs muß dabcr av diesen dic Möglichkeit geschaffen werden, {ih cine abgeschloßene volfawirtsdaftlide Btldung auf den Mittelschulen, tehnifhen Hochschulen zu erwerben, n später iu den -bon ibnen enwäßhlten Verwaltungsköerver - als - Ver- waltungsbeamte eintreten zu können. Das Géste wäre, die te&nisdzen

Abg. Dr. Faßbender (Zentrum): Das technishe und das kommerzielle Bildungsweten simd gleihwertig und E l d Ce sich ergär zen. - Nach meiner Ansicht wäre eine Ubsouderung der Hoch: sculretornt bon der allgemçcia bevorstebenden Unrversitätörerorm zu wünschen, weil bier andere Gesichtspunkte in Betracht kfommeg. Mit de GOorredner itimme ich darin úbercin, daß die Grztebung unserer Techniker auc in den wirtschaitlichGea Dingen dringend geboten er- scheint. Gine Ueberlastung der Hauptfächer durh Nebenfäcber: tarf i 1 Unsere landwirtichaftlihen Hochichuilehrer anüßten ouch in_prat1ti'cher Veziehung die nötigea Kenntnisse besien, um se Professor Riedler bat, óbgieich man ; fein brauczt, mas unzweifelßaft einige weientliche möchie i dos Ver- der Kriegßbefchädigten angenommez; ali Sine ritt: von BollSteuche nicht nur von Tubertuloiefranfen, sendem auc von Krebôfraniken en: obaleih die Kosten eines

A Q ihöbung der Summe pon 25000 #Æ# auf 40 000 Œ# pon seiten des Ministers ist

glücklihe Hand" gelabt bar; wir

ulr muß aud das Verltändnis für forale Fraacn acweckt und bertiett werben schon in Nödficzt auf ihrem späteren Herfebr und Umgarrg nit Arbeitern in deu Fabriken oder \onstigen - Betrieben. Die Vefeitigung pon Fachabteitungen halte ich nit für durbführbar, Cine Hocchuliéform kann nur bäntt gut durgeführt werden, wenn sie getiagen wird von der gemeinschaftiiden Utbeit aller Professoren und unter Æihôrung u§d Mitarbeit allèr beteiligten Kreife. Sehr au wünlcen wäre dabei, daß jede Störung und jede Unruße béi diefer gemeinsamen Aibeit anada wird. Und wenn wir. fest- orr A S Selbständigkeit, dânn wied uns die

Löt teses Vroblems wum Beste cs Valtes- geli (Bata Stan ses Problems zum Bestea unseres Volkes gelingen.

Unter'iaatösekre'är Becker: Auf das Betauern des Vor- redneérs, daß’ der Minister im Ausschusse nitht ôrirveterid gewesen sei, erwidere id, daß der Minister durch andere Arbeiten an ‘der

Teilnahme wverbindert war. Jedenfalls abe: bringt die Regierung den tenen Hochschulen gendu dasselbe Interesse entgegen wie den Untve:sitäten. Wenn die Regierung. bisßer eine Zurüdckbaltung beobachtet hat, so ift das absihilich geschehen. Bei der eform der technithen oodsulen aber bantelt es fih vorwiegend um päda- gogiide Aufgaben, bei den Universitäten dagegen um organ1satorishe Aufgaben. Wir wsllen uns bier erst des Rates der verschiedenen Sachverständigen vergewifsfern, bis sich die Sachlage auf diesem Ge- biete getiärt hat. Die Regierung kann sich heute also noch“n1cht auf gewisse Dinge testl-gen. Bezüglich des Falles Lemmer handelt es sich nichz nur um formale Rechte, sontern auch um Billigkeitsgründe, die der Minifter haf anertennen müssen. Bezüglid des anderen Falles liegt die Sade io, dan ‘cin Privatbrief a8 Versehen in den amt- lichen Geshäfts?reis gekommen und eo wen aur amtlidem Wege ‘der Universität zugegangen ift. Ja dielêrn Falle tonnte hie Uiverfität utht-anders als diziplinarifch vorgehen. Aus vem Gesichts- punkt der Billigkeit hät darin der Ministér-etugreifen zu müsen gegtaubt. Im übrigen hate ih au immer betont und wiederhole es, daß eine Sristenz in der neuen Zeit nur möglih ist, wenn fich die atad: mischen Kreije uicht im w.-fFentithen von marerialistischen, jondern von idea- litischen Sesihtépunkten leiten lassen.

_ Abg. Dr. Wepl (U. Soz.): Das Volk der Dichter und Denker eint zu schlafen. Wie kommt es, daß die wichtigsten geistiger Interessen des Bolles erörtert werden vor gähnend iceren Bänken und Tribünen? Solche 1ein sachlichen und technischen Fragen he- bôren übérhauvt nit ‘in ein fo großes Ptennn, tondein in die Aus- schüsse. Die. Teilnahunslosigkeit hat aber auch ivre tiefere Ursache. Die Arbeiterkiasse hat kein Vertrauen zun eincx Koalttorkregieruna, die tein Nickgrat zeigt. Heirte hört man, daf das Shuulkompromiß; bm Zentrum gekündigt wer-en sol, und tas bißcwen Vertrauen, das sie noch genoß, muß de 1n die Binien gebea, wenùú aut einen ¿0-Männertmord 30 #4 Geldstrafe geiezt werten Der Geift voñ Potódam ift es, der {h au in dem Marleburteil manifestiert, das“ allgemeine Etnpörtnñg bervörgerufen “bat uod fich trürdig den Scheusäligkeiten der ‘Militärkamarilia anglicdert: Die Cngberzig- tett der medizinischen Fatultäten baf in Gresläu einen cllatantein Fail von uttbetdienter Zukückféßung eines vertienten Arztes und in den ichten Taägèn mittelbar bie Mandbaräniedttkgung unseres ho- angesebenen biaherinen Kollegen Professor Äbderbhalden berbetaefübrt. Dr. SchloUmann hat die \onderbare age aufgeworfen, mas die Arbeiter aut den Universitäten zu futhen haben. Daß: felbst éin 10 gebildeter und aufgeflärter Mann'nit bogreifen kann, daß; die Arbeiter

Bo SaleE od sdullebrer zugestanden werden. (Beifall. rechts.) Zum Schluf: emofichlt Redner d wm Minister die Hochschulen im z desonders die Aachener. n 2 E ai he

Ee ‘zur Betatun anstalten“ über. er Aus\chußberi Á Y S Eri O M

der früteren Politik diefer Partéi tn der ° li verleßevd und überbeblih zurüczuweisen,

Momente hen Haug d

inz ibrem Vudungsdrang: zur. Unipeisitäz streven, ift mir unb greiflich. Die Volfksbodscute soll bèn Uebergang bilden, um ten M heu zu betähigen, aur der Uniperfität ais tigter Hörer, als Dospitanten den Bouesurijen, die für se Interesse baben, ¿zu folgen. Die Professoren. die „zum. Volke heru tersteigen“, können von den Arbeitern sehr viel Wejentliwes und Nußk ded lernen. Herr Schlos- männ aber will den Arbeitern Bildung - und Aufkärung nux gzu- fommen lafien in dèr Hoffauñg, daß dann - der Zulauf zur Demo- fratie aus Arbeiterkreisen fich mehrt. Wir sind nicht bange, wo \Sliehlih dann der Arbèiter Ausch{luß sucheli und finden wird. Haben L G E: cEOLeTE, fénnen wir die Lobns?.äveret

afen, dann wird auch die- Kluft wiiHen Arbeitern und Wissen- E A eo ) Kluft zwiiGhen Arbeitern und Wissen Abg. Dr. Moldenhauer (D. Vp.): Au bei der Gestaltung der Vorlesungen fan etne Verständigung zwtidhen Profefforen und Studenten ftättfindent. Plenge hat aud Vorl ige túr dié Zusammen- faffung der Studenten in Fachaus|chüsse gemacht. "Mit einer un- günnigeren finanziellen Lage der Studenten ift um so mebr zu rechnen, als die Stände, aus denen die Mehrzahl stammt, b ute proletarisiert sind. Da muß auh am Spstem der Kollegiengelder retormiert werden. Jn Köln haben wir die Stundung nicht gekannt, datür haben wir bis zu b Procent des Setamtbetrages erlassen. Die Körpocationen find auf allen Hoh!chulen - im Zunehmen; das ist immerbin zu begrüß. n. Die Korporationen legen groien Wert auf das erztieherisde Moment und haben uud begen eine Tradition sie sind ver ruheride Pol in der Grseinuyvgen Flucht. Der Studert, der 1848 mit voller Begeisterung für die Revolution eintrat, hat bis

auf wenige Ausnahmen die Revolution von 1918 abgelehnt ; heute ist a R deo As außihlaggebend , denn n

i alle- draußen gewesen. Die Professorenschaft w i an 9, O es LILS es den Ande MTiEa l ar R Le Dor einer. großen EnttäusWung, leit fie der nu eingettetenen Vèißach- tung dor der geistigen Arbeit inne geworden sind. (Lebh Zustimmung e Die Œrf.ärung dos Ministers bezüglich der Lehrfreiheit nehmen wir gern hin, aber unsere legten Zweitel sind damit nicht besitigt, zumal im gieicen Atemutg die Notwen? igkeit der alebaldigen der Hobschullehret auf die Xethäberfassung betont worden ist. Das Vtecht,

sebr bd „tert, steht aber heute-

Vereitigúung

an den heutigen politishen Zuständen. Kritik zu üben, au dem Aus- ein frärtiges Wort zu \vrechen, muß dem preußischen

euten Gebiet,

Damit \{kiëßt die Besprezung: Das Haus geht nad des Abschnitts „Hö h Cet L, B

Nachträglich erhält zu einer pesönlichen Bemerkung Abg. v o z der Often (dnat.) das Wort, um als Mitglied ónservátiden Part die Bemertung Über di? bornierte ablrechtsfrage als. unberechtigt, persôn-

Minister für Wissenschaft,“ Kunst und Volksbilvung Haeni \ch:

Meine Damen unv. Herren! Es hat nilr bei meiner Bemer selbstverständ!ih nichts feruér legen können, als gerade B A geordneten von der Often, den ih pers ô ù li von jeber ganz be- sonders hochgesœäpt habe, persönlich irgendwie kränken zu wollen. Sollte das unabsihtliGtoh gesehen stin, so würde. ih es. lebhaft bedauern. Sach l ih aber kann ih vondem Vorwurf, daß die Politik der verflossenen korisetvätiven Fraktion diescs Hauses in e A orni é r t: gewesen sei ‘— i@ bitte, die Schärfe rudäs, auf den es mir nak\ttli ‘añfoi ( ì e CeRe, i s nicht añkoinint, zu verzeihen

über den Haushalt des Ministérinms und über lgen ‘Anträge wird ‘am ‘Freitag

muß sje Gelegenheit zu wissenscha}tliher* oxsGur gehen und tud! i: Insénieuten, Eu metnbildung “vérmittela. Dea Studenten" der - tethrischen “Hdt: