1897 / 222 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 21 Sep 1897 18:00:01 GMT) scan diff

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Ministerium des Jnnern.

Dein Ober - Regierungs - Rath Dr. jur. Rohde ist die Leitung der Finanz-Abtheilung bei der Regierung in Stade übertragen worden.

Hauptverwaltung der Staatsschulden.

Bekanntmachung. Ÿ

In Gemäßheit des § 8 der Anlehensbedingungen werden hierdurch die aus der zum 1. August 1896 erfolgten Rest: fündigung noch rüdständigen 31/2 prozentigen Prioritäts- Obligationen der Werra-Eisenbahn vom 1. Januar 1895 öffentlih bekannt gemacht.

Abtheilung A. zu 1500

Nr. 120, 1017 1739.

Abtheilung B. zu 600 M

Nr. 3144, 3150, 3772, 5214.

Abtheilung C. zu 300 i

Nr. 728 bis 730, 2713 bis 2717, 3912, 4434, 4971 bis 4974, i 5599, 5622, 6501, 9171 bis 9175, 9432 10138, 10139,710485.

Ein jeder Anspruch aus diefen Obligationen erlisht, wenn sie troß der in Gemäßheit der Anléhensbedingungen zu erlassenden öffentlihen Bekanntmachungen während der auf den Fälligkeitstag folgenden zehn Kalenderjahre nicht zur Ein- lösung eingereiht werden.

Berlin, den 16. September 1897.

Hauptverwaltung der Staatsschulden. von Hoffmann.

Bekanntmachung.

Gemäß §8 46 des Kommunalabgabengeseßes vom 14. Juli 1893 (Geseß-Samml. S. 152) wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß der im laufenden Steuerjahr zu den Kommunalabgaben einshäßbare Reinertrag der Ronsdorf- Müngstener Eisenbahn aus dem Betriebsjahre 1896/97 auf 1741 Æ 10 F fstgestelt worden ijt.

Elberfeld, den 18. September 1897.

Der Königliche Sn ied.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 21. September.

Seine Majestät der Kaiser und König empfingen in Budapest im Laufe des gestrigen Tages außer den Besuchen der Erzherzoge auch den osterreihish-ungarischen Botschafter in Berlin von Szögyény-Marih, den öfterreichish-unga- rischen Minister des Auswärtigen Grafen Goluchowski und den ungarishen Minister-Präsidenten Baron Banffy. Dem Botschafter von Szögyény-Marich wurde von Seiner Majestät der Schwarze Adler-Orden verliehen.

Im Monat August d. J. haben 2350 Schiffe (gegen 9470 Schiffe im August 1896) mit einem Netto-Raumgehalt von 244 569 Regislertons (1896: 171 421 Registertons) den Kaiser Wilhelm-Kanal benußt und, nah Abzug des auf die Kanalabgabe in Anrechnung zu bringenden Elblootsgeldes, an Gebühren 118 558 M (1896: 92394 F) entrichtet.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich bayerische Ministerial-Direktor von Herrmann ist hier angekommen.

Breslau, 21. September. Jhre Majestät die Kaiserin und Königin traf, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag 2 Uhr 4 Minuten, von Berlin kommend, auf dem hiesigen Obershlesishen Babnhofe ein. Jm Aller- höchsten Gefolge befanden ich der Ober-Hofmeister Freiherr von Mirbach, die Ober-Hofmeisicrin Gräfin von Brockdorff, die Hofdame Fräulein von Gersdorff und der Kammerherr Graf von Keller. Jhre Majestäi wurde am Bahnhofe von dem Fürsien und der Fürstin von Haßfeldt sowie von dem Kommandanten von Breslau, General von Alvensleben empfangen und fuhr unter enthusiastishen Huldigungen der Volks- menge nach dem Königlichen Schlosse, wo Allerhöchstdiefelbe Wohnung nahm. Um 383 Uhr Nachmittags empfing Jhre Majestät den Ober - Präsidenten Fürsten von Haßfeldt, die Fürstin von Haßtfeldt, die Regierungs - Präsidenten Dr. von Heydebrand und der Lasa - Breslau und Dr. von E Lega, die Prinzessin zu Hohenlohe - Jngelfingen, die

räfin zu Solms - Klitshdorf, sowie eine Anzahl von Landräthen und anderen Vertretern aus dem Ueber- shwemmungsgebiete und den Vorstand des Provinzial- verbandes der Vaterländishen Frauenvereine Schlesiens. Der Schriftführer des Verbandes, Regierungs-Rath Eveler, ersiaitcie Béricht über den Gang der Unterstüßungscektion und theilte mit, daß bisher im Ganzen rund 425 000 M eingegangen seien. Hiervon seien zum Besten der Ueber- \{hwemmten bereits 125 000 M vertheilt worden. Aus Anlaß der Anwesenheit Jhrer Majestät der Kaiscrin sollten weitere 180 000 Æ zur Vertheilung gelangen, wozu Jhre Majestät die Genehmigung ertheilte. Jhre Majestät sprah Sich anerkennend über die segensreiche Thätigkeit aus. Um 4/, Uhr fuhr Ihre Majestää nach dem Diakonifsenhaus „Bethanien“, welches Allerhöchstdieselbe cingehend besichtigte, begab Sich sodann zur Luther - Kirhe und besuchte ferner das Augusta- Hospital, überall von den Vorfiänden bezw. der Geistlichkeit auf das Ehrerbietigste begrüßt. Heute früh um 7 Uhr hat Ihre Majestät Sich in Begleitung des Ober-Präsidenten Fürsten von Haßtfeldt über Hirschberg nah Schmiedeberg begeben, um Sticen der Ueberschwemmung betroffenen Gegenden zu be-

igen.

Die Ankunft Jhrer Majestät in Hirschberg erfolgte kurz nah 91/; Uhr. Auf dem dortizen Bahnhofe schlofsen sich der Regierungs-Prôfideni von Liegniß Dr. von Heyer, der Land-

rath von Hirs von Küster sowie der Prinz Heinrich XXVTIT. mee m D dern dcr Kaiserin an. Ran furzem Aufenthalt wurde die Fahrt nah Schmiedeberg fortgeseßt.

Bayern.

Seine Königliche Hoheit der Prinz-Regent hat, wie die „Alg. Ztg.“ meldet, an den Kriegs-Minister Freiherrn von As ch das nachstehende Handschreiben gerichtet :

Mein lieber Kriegs-Minister Freiherr von Ah!

Zum ersten Male hat die bayerishe Armee im heurigen Jahre im großen Truppenverbande mit Heerestkeilen anderer Kontingente geübt. Es erfüllt Mich mit gerehtem Stolz, durch das hohe Urtheil Seiner Majestät des Deutshen Kaisers und Königs von Preußen bestätigt zu bören, daß sie hiebei ehrenvoll bestanden hat. Hatten shon die großen Paraden beider Armee- Korps in der musterhaften Haltung der Truppe die Sorgfalt und Gleihmäßigkeit der Einzelausbildung erkennen laffen, so wurde durch die darauf folgenden Feldmanöver überzeugend dargethan, daß die Armee auch für die Aufgaben des großen Krieges wohl vorbereitet erscheint. Die Ruhe und Ordnung, die ftramme Disziplin, welche in den Gefehten herrshten, die Ausdauer auf den Mâärshen und bei den oft fehr großen, von den einzelnen Heereskörpern verlangten Anstrengungen beweisen, daß die Trupre ein wohlgefügiges Werkzeug ia der Hand der oberen Führung ift, die, in ihrer shweren Aufgabe von den unteren Führern aller Grade wirksam unterstüßt, auch ihrerseits Entschluß- fähigkeit und Jaitiative gezeigt bat. Der Eindruck, den Ih fona von der Gesammtleistung der Armee gewonnen babe, ist ein sehr günstiger; er erfüllt Mich mit der siceren Zuversicht, daß die Armee, die als ein ebenbürtiges Glied des grcßen deutschen Heeres ih gezeigt, ten Hoffnungen des Vaterlandes im Ernstfalle vol entsprechen wird. Ich beauftrage Sie nun, Mein lieber Kriegs-Minister, Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Leopold von Bayern, welcher das Oberkommando der bayerischen Armee während der Ma- nôver führte, den feommandierenden Generalen, sämmtlichen Offizieren und Mannschasten, wel&e an den Uebungen betheiligt waren, für den Gift der treues Pflichterfüllung, den Ich beobachtet habe, Meinen Dank und volle Anerkennung autzuspreten. Mit buldvoll:n Ge- finnungen äFhr sehr geneigter Luitpold, Prinz-Regent.

M ünchen, den 11. September 1897.

Württemberg.

Seine Majestät der König hat am 18. d. M. im RNesidenzshlosse zu Stuttgart den zum ösierreichish-ungarischen außerordentlihen Gesandien und bevollmächtigten Minister ernannten Grafen von Clary und Aldringen in Audienz empfangen, um dessen Beglaubigungsschreiben entgegenzunehmen.

Oesterreich-Ungarn.

Seine Majeftät der Deutsche Kaiser besichtigte, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag gemein|chaft- lich mit Seiner Majestät dem Kaiser Franz Joseph die cleftrishe Untergrundbahn in Budapest. Um 5 Uhr fand in der Königlichen Hofburg ein Diner im engercn Kreise statt, an welhem außer den Majestäten Jhre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten die Erzherzogin Maria Josepha und der Erzherzog Franz Ferdinand, ferner der Minister des Aeußern Graf Goluchowski, die Bot- hafter von Bülow und Graf zu Eulenburg, der Ober - Hof- Marshall Graf zu Eulenburg, der Chef des Zivilkabinets Dr. von Lucanus, der Chef ‘des Militärkabinets, General von Hahnke und die übrigen Herren des Kaiserlichen Gefolges sowie mehrere Damen und Herren des Königlich ungarischen Hosfstaats theilnahmen. Zu der Soirée, welche Abends statt- fand, waren die Mitglieder der ungarischen Fürstlihen und Gräflihen Familien, die ungarishen Minister, Mitglieder des diplomat:shen Korps sowie Vertreter der Geistlichkeit er- schienen. Um 9 Uhr betraten die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften v.nter Vortritt des Zeremonien-Direftors von Löbenstein, des Hof-Marschalls in Ungarn Grafen Apporyi und des Oberst-Hof-Marschalls Prinzen von und zu Licchten- stein den Saal. Seine Majesiät der Kaiser Wilhelm führte Ihre Kaiserliche und Königlihe Hoheit die Eczherzogin Maria Josepha, Seine Majestät der Kaiser Franz Joseph Jhre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Erzherzogin Clotilde und Seine Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Erzherzog Frarz Ferdinand Jhre Kaiseriüche und Königliche Hoheit die Erzherzogin Augusta. Sodann folgten Jhre Ka:serlihen und Königlichen Hoheiten die Erzherzoge Otto und Joseph mit dem Gefolge. Jhre Majestäten schritten nah dem nördlichen Theile des Saales, wo der Kaiser Franz Joseph den Kardinal Fürst:Primas Vaszary und den Kardinal Schlauch dem Kaiser Wilhelm vorstellte. Später wurden auch mehrere hervor- ragende Mitglieder der Gesellschaft, und zwar die Herren von dem Hof-Marshall Grafen Äppeonyi, die Damen von der

Grâäfia Aladar Andrassy, vorgestellt.

Jhre Majestät die Kaiserin Elisabeth wird am 1. OF- tober in Budapest eintreffen, wo Allerhöchstdieselbe bis gegen Ende des Monats zu bleiben gedenkt. Der Kaiser Franz Joseph wird am Abend des 1. Oktober Budapest verlassen und Sih nah Wien begeben, um dort Seine Majestät den König von Sachsen, Allerhöhsiwelcher am 3. Oktober behufs Theilnahme an den Hohwildjagden daselbst eintrifft, zu begrüßen. Am 26. d. M. Abends werden Jhre Majeftäten der König und die Königin vonRumänien in Wien eintreffen und daselbst bis zum 28. verweilen, um alsdann dem Kaiser in Budapest einen Besuh abzustatten und am 29. Abends von dori nah Bukarest zurückzukehren.

Der „Polit. Korresp.“ zufolge wird der Erzherzog Franz Ferdinand während der Dauer des Aufenthalts des Deut- schen Kaisers in Budapest verbleiben und si dann rach Wien und auf seine Güter in Böhmen begeben.

Aus Anlaß des fünfzigjährigen Dienstjubiläums des Chefs der Marineseftion des Reichs-Kriege-Ministeriums, Admirals Sn Don Sterneck hat der Kaiser Franz Joseph ein Handschreiben an diesen geritet, worin Allerhöchsidersclbe be- sonders daran erinnert, daß es der Thaikraft des Admirals ver- gönnt gewesen sei, an dem ur: vergeßlichen Tage von Lissa eine be- sondere Waffenthat, die zum Ruhm der öfsterreichish- ungarischen Flagge hervorragend beigetragen habe, zu voll- bringen, und daß ferner die Kricgsmarine unier der Leitung des Admirals Hervorragendes geleistct habe. Gleichzeitig hat der Kaiser unter wärmster Beglückwünschung und erneuter An- erkennung der vielfachen Verdienste des Admirals diesem das Großkreuz des St. Stephans-Ordens vzrlichen.

Frankrei.

_Eine im Marine - Ministerium eingegangene Depesche meldet, daß die Soldatcn des Häuptlings Samory ganz un- erwartet am 20. August in der Gegend von Lobi im Hinter- land der Elfenbeinküste eine Abtheilung von 98 eingeborenen

Tirailleurs angegriffen hätten, welche abgesandt

sei, um einen Landstrich zu beschen, den Cet aufzugeben fi erboten habe. Nähere Nachrichten fehlten, doch solle es fiher sein, daß die Abtheilung zersprengt worden sei und daß 2 Offiziere, 6 Soldaten und 38 Mann der O pie getödtet worden oder ver- shwunden seien. Jn Kreisen, welche der Regierung nahe- stehen, wird, dem „W. T. B.“ zufolge, erklärt, daß man s über den Vorfall im Lobi-Gebiete niht zu erregen brauche, da sich im Sudan und besonders im Lobi-Gcbiete unter dem Major Caudrelier wenigstens vorläufig völlig ausreichende Streiikräfte befänden.

Ftalien. Aus Anlaß des gestrigen Jahrestages der Beseßung

Noms legten die Munizipalität von Rom, militärische Depu: tationen und viele Vereine untcr Bethetiigung einer zahlreichen Volksmenge am Grabe des Königs Victor Emanuel und an der Porta Pia Kränze nieder. Die Stadt war beflaggt. Nach rihten aus den Provinzen besagen, daß der gestrige Tag überall unter patriotishen Kundgebungen in festlicher Weije begangen worden si.

Fn Beantwortung eines Telegramms des Bürger- meisters von Rom hat, dem „W. T. B.“ zufolge, der König aus Verona eine Depesche folgenden Jnhalts an den: selven gerichtet :

„Der Gedanke, daß Rom, die Hauptstadt des Königreichs, all, jährlich diesen glücklihen Jabrestag in so weibhevoller Weise begeht, gewinnt für mih an Werth inmitten der Reiben der nationaliea Armee an dem der &inheit des Vaterlandes, deren unerf&ütterliche Grundlage Rom ist, geweihten Tage. Ich bin glücklich, verdientes Lob unseren tapferen Soldaten spenden zu förnen, welde einen so befriedigenden Beweis ihrer militärishzn Ausbildung und ihrer Tugenden gegeben baben, aus welchen ih die beste Heoffaung für die Zukunft der Nation {öpfe.*

Der Deputirte Jmbriani wurde gestern, während er in Siena die Festrede hielt, von einer vollständigen linksseitigen Lähmung betroffen.

Spanien.

Der „Temps“ meldet aus San Sebastian, daß der amerikanische Gesandie Woodford dem Minifler des Aus- wärtigen Herzog von Tetuan in - einer drei Stunden wäh- renden Zujammenkunfc dargelegt habe, daß die Vereinigten Staaten von Amerika infolge der langen Dauer des cubanishen Kricges in ihren fommerziellen und industriellen FInteressen große Verluste erlitten. Es sei Spanien offenbar unmözlih, den Aufstand innerhalb einer absehvaren Frist niederzuwerfen, und felbst wenn dies gelänge, würde Cuba infolge der Kriegsführungsmethode des Generals Weyler vollständig verwüstet und sowohl für die Spanier wie für die Cuzaner nuglos sein. Der Gesandte habe {ließli erklärt: wenn der Krieg nicht vor Ende Oktober beendet sei, würden die Vereinigten Staaten sich für berechtigt haltén, die ihn entsprehend ersheinenden Maßnahmen zur Sicherung des voll- ständigen, daucrnden Friedens auf Cuba zu treffen. Der Herzog von Tetuan habe diese Mittheilungen zur Kenntniß genommen und gleichzeitig gegen die amerikanijchen Präten- tionen Verwahrung eingelcgt. Eine offizielle Antwort werde der Herzog von Tetuan erst in Madrid nah der Rülehr des Hofes formulieren.

Türkei.

In Konstantinopel is} offiziell bekannt gemacht worden, daß die Präliminarien des Fricdersvertrages unterzeichnet seien und der Kriegszustand zwishen der Türkei und Griechenland aufgehört habe. Dies wurde, wie „W. T. B.“ berichtet, dem Großvezir und allen Abtheilungen des Krieg®- und des Marine-Ministeriums sowie sämmtlichen Truppen- Kommandanten mitgetheilt. Die meisten Souveränc haben dem Sultan Glückwunschtelegramme zugehen lassen.

Am Sonntag ist in den Kirchen einc Encyclica des armenischen Patriarchen verlesen worden, worin die Armenier aufgefordert werden, dem Sultan treu zu bleiben.

GriechenlanD.

Der Minister-Präsident NRalli hat, dem „W. T. B.“ zufolge, erklärt : ein dem Friedensvertrage beigefügter Anhang entsprehe dem Ersuchen Griehenlands um unmittelbare Wieder- aufnahme der Handclsbeziehungen und der freien Schiffahrt, Ge- stattung der Rückehr der Thcssalier unter Garantie der Mächte und Austausch der Gefangenen. Der Minister-Präsident versicherte, die Regierung sci bezüglih ihrer endgültigen Entscheidung no unshlüssig und werde ihre Entschließung nah der offiziellen Mittheilung des Vertrages treffen, die wahrscheinlich heute er- folgen werde. Die Kammer joll, der „Agence Havas“ zufolge, einberufen werden, sobald der Friedensvertrag in Athen einge- troffen sein wird. Wenn die Kammer den Vertrag ratifiziert, so soll die Entlassung der Reservisten sofort itren Anfang

nehmen. Hiervon werden die beiden leßten Jahreeklafsen au?-

genommen, welhe mit den Ausgehobenen des Jahrcs 1898 -

die für die Wiederbesezung Thessaliens bestimmte Armee bil- den werden, an deren Spiße wahrsche inlih General Smolensfi gestellt werden wird.

Schweden und Norwegen. _ Vei den Wahlen der Wahlmänner zum Storthing stegie in Bergen, wie „W. T. B.“ berichtet, die Partei der Linken mit einer Mehrheit von 1000 Stimmen.

Amerika.

Nach einer in Madrid eingetroffenen amtlichen Depesche aus Havanna wurden in mehreren Zusammerstößen 97 Auf- ständische getödtet; 228, unter welhen sih mehrere Führer befinden, baben fich unterworfen. Die spanishen Truppen verloren 17 Todte und 66 Verwundete.

Der „New-York Herald“ veröffentlicht ein Telegramm aus Guatemala, wonach der Präsident Barrios ein neues Kabinet gebildet hat, in welhem der General Gregorio Solares das Portefeuille des Krieges, Mariano Cruz dasjenige des Unterrichts und Feliciano Garcia das der öôffentlihen Arbeiten innehaben.

Asien.

_Die „Times“ meldet aus Simla, daß der General Jeffreys die Mohmands, die jet um Gnade bâäten, hart bestraft habe; ein weiterer Widerstand sei nicht versuckt worden. Weitere Brigaden würden zusammengezogen Uu rüsteten fih zum Vormarsch gegen die Modinands.

Arbeiterbewegung.

Duisburg find einer Mittheilung des „Vorwärts* zufolge

Steinfeßer wegen Lobnstreites in den Ausftand eingetreten. die Stein Berlin haben nah demselben Blatte die Klempner d chlosser der Firma Georg Dreésler die Arbeit niedergelegt. s Der Aut ftand in der Kistenfabrik von Keiling (vgl. Nr. 203 d. Bl.) 7 für beendet erklärt, aber die „Sperre“ über diese Fabrik verbängt ift den. Zum Ausstande der Former bei der Firma L Borsig beriáten die Zeitungen: Das Berliner Gewerbegeriht hat - Firma A. Borsig in Moabit in Sachen des Formerausftandes S. Rermittelung angeboten. Die Firma bat daë Anerbieten des FirigungSamtes mit dem Bemerken abgelehnt, daß keine Veranlaffung e die Firma vorliege, sih mit den Auéständigen zu einigen. Die Arbeit, wegen deren Anfertigung der Ausftand avsgebroben sei, wäre Si hon auswärts angefertigt worden; au hâtte sich von s Ausständigen \chon ein greßer Theil wieder zur Arbeit gemeldet; aber nicht alle hâtten wieder eingeftellt werden können, weil die Pläße der Ausständigen schon vorher größtentheils anderweitig beseßt

den mußten. : ; e m Aus London wird der „Frkf. Ztg." zum Ausstande der

englishen Maschinenbauer gemeldet : Der Versuch des Handels-

amtes, eine Grundlage jur Vermittelung in dem AuFeftand der Maschinenbauer herzuïtellen, ist gescheitert, weil die Unter- ‘ebmer von einem Kompromiß nichts wissen _wollen. Die Maschinenbauer sind dagegen der Beendigung des Ausftandes geneigt. Die Ausfperrung wird inzwishen weiter ausgedehnt. Sieben der rónten Firmen in Dundee kündigten die Aussperrung an. 57 000 Mann sind jt außer Arbeit. Wie „W. T. B.“ meldet, wurden estern Ankündigungen über die bevorstehende Ausfperrung der Arbeiter von den Firmen ter Maschinenbau - Industrie in Sbesfield , Edinburg, Greencck und Dumkarton erlassen. Nah ciner Meldung der „Daily News“ fürchtet man in den Baumwolle-Distrikten von Lancafbire und Cheshire, daß ein neuer Lchnkampf bevorstebe. Die Londoner „A. K.* berichtet hierüber: In Lancaskire fteben die Dinge nicht gut. Im Distrikt Bolton arbeiten die meisten Fabriken nur kurze Zeit. Am meisten leiden die Weber. Der Auestand der Maichinenbauer hat cuch wesentli% dazu beigetragen, das Elend in der Stadt ncch zu steigern. Unter den Webern von Lancashire hat der Beschluß des Gewerkvereins-Kongresses, es dürfe kein Kind unter 15 Iahren eine Fabrik betreten, fein Verständniß gefunden. ;

In Antwerpen wurde, ter „Köln. Ztg.“ zufolge, am Sonntag der internationakte Diamantschleifer-Kongreß _ eröffnet. Pertreten sind alle belgishen, bolländishen und englisGen Svndikate. Aach ein Vertreter der Diamantfchleifer in Hanau ist erschienen. Es wird die Bildung einer internationalen Liga zu wirksamem Sc{utze ter Diamantichleifer empfohlen. Der wichtigste Berathung®?gegen]stand ¡t der Ausschluß der Kinder von der Diamantschleifecei.

Kunst und Wissenschaft.

An der zwanzigsten Konkurrenz-Prüfung von Marine- Téronometerz, welhe in der Zeit vom 9. November 1896 bis m 18. April 1897 in der der Leitung der -Hamburger Sternwarte unter- fellten Abtheilung 1VY der Deutsben Seewarte veranstaltet wurde. hatten si@ nadbstebende Fabrifanten durch Einlieferung von denselben axgefertigter Jnïitrumente betbeiligt : W Brêckingz in dam- burg mit 10 Chronometern, Hermann Di-dr:-ch in Srestemünde mit 4, B. G. Ehrlich in Bremerhaven mit 5, A. Kittel in Altona mit 5, F, S&lesicky in Frankfurt a. M. mit 3, im Ganzen also 5 Fabri- fanten mit 27 Cbronometecn. Bei den Uhren waren alle in dem Fonfurrenz-Ausshreiben vom August v. J. enthaltenen Bedingungen bezüglich der Konstruktion2angaben und Zeichnungen, des leiten Reinigungstermins 2c. erfüllt, und außerdem hatten sämmt iche Fabrikanten eine schrifilide Erklärung über die Anfertigung diefer TFrstrumente in der eigenen Werkstatt und selbständige Durhführung der Haupttbeile, Unrube, Spirale und Hemmung, wie Ausführung der Reglage abgegeben. Die Chronometer wurden während der Untersulungszeit jeden zweiten Tag um 10 Uhr dur den Abtheilungs- Assistenten Dr. C. Stechert mit den Normaluhbren der Sternwarte auf chronograpbischem Wege, unter Benußung der zu diesem Zweck eigens hergerihteten telegrapbischen Verbindung zwishen beiden An- stalten, verglihen; außerdem wurde an jedem Dekadentage zwischen 10 und 11 Übr Vormittags eine zweite Vergleiung zur Hersteliung ciner unabhängigen Kontrole mit Hilfe des Chronographen der Stern- warte auêëgeführt. Die zur Ermittelung des Standes der Normal- ubren nothwendigen Zeitbestimmungen wurden von Dr. Stechert an den Meridian-Infirumenten der Sternwarte angestellt. Das Verfahren bei der Prüfung, insbesondere die Anordnung der Temperatur-Intervalle, war analog dem bei den früher auf der Ab- theilung 1V abgehaltenen Konkurrenz Prüfungen beobadteten; do wurden, gemäß den von dem Chef der Kaiserlichen Admiralität be- stätigten Beshlüfszn der zweiten, im Juli 1887 in Hamburg abge- baltenen Chronometer-Konferenz, zur Ableitung der für die Güte der Instrumente carafkteristishen Zahlen, nur die während der zwölf Defaden vom 29. November 1896 bis zum 29. März 1897 erhal- tenen Gänge verwendet. Das Resultat der diesmaligen Konkurrenz? Prüfung scheirt nach dem von dem Direktor der Sternwarte und Vorstand dec Abtheilung 1V der Seewarte, Professor Georg NRümfker erfstaticien Bericht auf den ersten Blick gegen die Ergebnisse der beiden Vorjahre etwas zurüzuftehen. Denn die Instrumente vertheilen fi in Prozenten auf die einzelnen Klafsen, wie folgt: Klasse I („,Vorzüglih“): 22°%/, Klafse I1 („Sebr gut“): 19%, Klasse IIT („aut“): 22%/. Klase IV („Genügend*): 26 °/o, Klaße V (in dem gegenwärtigen Zustande niht brauhbar für die _nautische Praxis): 11 9%. Es geht hierars hervor, daß die Klasse IT (Prädikat „Sehr gut“), in welhe bei den beiden vorigen Prüfungen je 47 9/9 der fonfurrierenden Chronometer eingereiht werden fonnten, einen bedeutend geringeren Prozentsaß umfaßt. Außerdem haben dieses Mal 3 Chronometer oder 11°/6 sämmtlicher Instrumente die für die vier Klassen vorges{riebenen carafkfteriftishen, die Fehler der Thronometer zum Ausdruck bringenden Maximalzahlen überschritten und find in dem gegenwärtigen Zustande für die nautische Praxis unbrauhbar. Bei genauer Durchsicht der tem Berichte beigefügten Gangtabelle zeigt sih aber, daß dieses scheinbar ungünstige Resultat bauptsählih dem Umstande zugeshrieben werden muß, daß die ein- gelieferten Chronometer größtentheils noch sehr neu und deshalb mit einer beträchtlichen Acceleration behaftet waren. Die Einreibung von Instrumenten in Klassen von höherer Ordnurgszahl hat in 15 Fällen wegen zu bedeutender Acceleration auêgeführt werden müssea. ie bereits bei der Beurtkeilung früherer rüfungen hervorgehoben worden if, pflegt sich bei jedem mit einer neuen Spirale versehenen Chronometer anfangs eine ziemli beträchtliche Acceleration einzustellen, welche sih indessen nah längerer Gangzeit von selbft verliert. Es if deëhalb zu erwarten, daß die- jenigen Chronometer, bei welhen wegen der starken Acceleration ein Herabrangieren hat stattfinden müssen, mit der Zeit in böbere Klassen eintreten werden, ohne daß eine Vervollkommnung der Reglage bierfür erforterlich fein würde. Durch den Umstand, daß nas eendigung der 19. Konfurrenz - Prüfung die außergewöhnli große Anzahl von 16 Chronoméetern seitens der Kaiser- aden Marine und zwei Chronometer von aftronomischen bservatorien angekauft wurden, waren die Bestände der Fabrikanten sg reren Instrumenten bei Beginn der 20. Prüfung ziemli er- Vôpfi; es ist deëhalb zur diesmaligen Prüfung eine ungewö nlich roe Zahl ziemlich neuer Chonometec eingesandt worden. Als ein f Bezug auf die Komrensation vortrefflich reguliertes Instrument pen das Chrenometer Ghrlih Nr. 622 bezeichnet werden ; sieht man on der Acceleration ab, fo war die charafteristishe, die Fehler zum dru bringende Zahl für dieses Justrument 0,63, ein sehr erreidtt Betrag, welher in früheren Konkurrenz-Prüfungen niemals reiht worden ift. Die drei beften bis dahin untersuhten Chro-

nometer waren: W. G. Ehbrlich Nr. 531 (0,77; 14. Prüfung, Klafse I, Nr. 1), W. Bröcking Nr. 1247 (0,87 ; 18. Prüfung, Klafse IL, Nr. 1), W. Bröckina Nr. 1252 (1,04; 19. Prüfung, Klasse 1V, Nr. 1). Das oben genannte Chronometer, sowie die beiden übrigen Instrumente des Herrn Ehrlich, welhe diesmal in die erste Klasse gelangt sind (Nr. 801 und Nr. 682), waren bereits an der 19. Konkurrenz-Prüfung betheiligt; alle drei Chronometer gebörten damals der dritten Klafse an. Unmittelbar nah S&luß der Prüfung wurden die Chronometer wie in den früheren Jahren dur eine Kommission in Hamburg- Altona etablierter Chronometer- Fabrikanten, im Beisein der Beamten des Instituts, einer Untersuchung auf ibren gegenwärtigen Zustand unterzogen. Die Sachverständigen sprachen ihre Ansicht dabin aus, daß bei sämmtlichen Chronometern weder an den Unruhen noch an den Spiralen Roftspuren zu bzmerken feien._ Nur bei einigen Uhren zeigte fih eine geringfügige Trübung in der Färbung des Oels. Die aus- gefcßten- Prämien wurden zuerfannt: dem Chronometer W. G. Ehrlich Nr. 622 die erste Prämie im Betrage von 700 4, dem Chronometer W. G. Ebrlich Nr. 801 die zweite Prämie im Betrage von 600 #, dem Chbronometer W. Bröcking Nr. 1285 die dritte Prämie im Be- trage von 500 4, dem Cbronometer W. Bröcking Nr. 1288 die vierte Prämie im Betrage von 400 #, dem Chronometer W. G. Ehrlich Nr. 682 die fünfte Prämie im Betrage von 300 #4, dem U Btowmeles A. Kittel Nr. 130 die sechste Prämie im Betrage von M

Der Landschaftêmaler Professor Louis Gurlitt is, wie .W. T. B.* meldet, am Sonntag Abend auf seinem Sommersiß in Naundorf bei Schmiedeberg im Erzgebirge gestorben. Er war am 8. März 1812 in Altona geboren, wurde 1829 Schüler von Bendixen in Hamburg, seßte 1832 seine Siudien in München fort und besuhte von 1835 bis 1838 die Akademie in Kopenhagen, von wo aus er Jütland, Norwegen und Sch{weden bereiste. 1839 besuhte er Tirol und Ober-Jtalien'; 1843 begab er sich nach Düsseldorf und bald darauf nah Unter-Jtalien und Sizilien, wo er zablreide Motive für sein späteres Schaffen aufnahm. Nach seiner RNRügtfkehr im Jahre 1846 lebte er bis 1848 in Berlin, darauf in Sachsen und begab sh 1851 nach. Wien. Im Jahre 1869 nabm er in Dresd:n seinen Wohnsiß, von wo er 1888 nah Berlin übersiedelte. Seine zahlreiten Landschaften find durhweg poetisch in der Komposition und gut ftilisiert; die besten find die- jenigen, in denen er die üppige Natur und Farben- pralt des Südens schildert, z. B. seine „Landschaft aus dem Albanergebirge", welche der biesigen Königlichen National- Galerie angebört, „Abend im Kloster Busaco“ (Museum in Dreëden) und andere. Aber au seine Bildec aus dem Norden sind im höchsten Grade beachten8werth, z. B. „Buchenwald am Plöner See“, „Jüt- ländise Landschaft“ und das im Besiß Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Oldenburg befindlide Gemälde „Kellersce in Holstein®. Der Verstorbene war Mitglied der Akademien in Kopen- hagen und Madrid.

Die Herstellung eines lediglich auf pb otographischen Auf- nahmen berubenden Mond-Atlas ist jeßt, wie der „Köln. Ztg.“ berihtet wird, von der Pariser Sternwarte in Angriff ge- nommen worden. Die erforderlichen vhotographishen Aufnahmen find von den als geshickte Astronomen und Optiker be- fannten Gebrüdern Henry von der Pariser Sternwarte ausgeführt worden, und diese Platten übertreffen an Schärfe und Detail- reibtbum selbft die berühmten Mondphotographien der Lick-Stern- warte. Die einzelnen Blätter wurden durch direkte Vergrößerung der Original-Clihés auf großen Platten erhalten und die Glas- positive in Heliogravüren umgewandelt. Auf diese Weise sind Karten zu stande gekommen, die auch äußerlich an Prägnanz und Treue der Wiedergabe nicht übertroffen werden können. Die Ver- grôöferungen der pbotographischen Aufnahmen sind 14- bis 15 fa, entsprehend einem Durchmesser des Mondbild?e8 von 2,4 bis 2,6 1a, wäßrend die große Mondkarte von Smidt nur einen Durhmefser von 2 m besißt. Der Hauptzweck der Herftellung diefes photogravhischen Atlas ift, ein - abfolut treues Bild des Aussehens der einzelnen Mondlandschaften bei bestimmter Beleuchtung zu geben, wie solches eine selenographishe Karte mit ihrer Wiedergabe des Terrains durch Striche und Liniea niemals gebin kann. Sehr viele Gegenden des Montes, vor allem die südliche B desselben, find fo gebirgig und zeigen ein fo wild zerrifsenes Aussehen, und außerdem is der scheinbare Zufammenhang der einzelnen Bodenerhebungen je nah der eleubtung oft ein fo wechielvoller, daß jedes bloß zeihnerishe Ver- fabren nur böhst unvellfommene Ergebnisse liefern kann. Hier ift die Photograpbie ein unerseglihes Hilfsmittel, besonders auch deshalb, weil sie einer späteren Zeit die Mittel an die Hand giebt, mit unfebl- barer Sicherbeit zu entscheiden, ob und welche Veränderungen seitdem etwa auf dem Monde stattgefunden haben.

Bauten.

Einen Wettbewerb zur Erläñngung von Entwürfen zu cinem Denkmal für Kaiser Wilhelm den Großen in Nürnberg, das auf dem Egydienplaße errihtet werden soll, schreibt der dortige Magistrat unter den deutshen Künstlern aus. Die Entwürfe sind bis zum 1. Juni 1898 unter Kennwort an den Magistrat einzusenden. Verlangt wird ein Modell im Maßstabe 1 : 5; die Beiçabe von Zeichnungen ist dem freien Ermessen des Künstlers anbeimgegeben. Die Gefammtkosten des Denkmals ein- slielich der Gründung dürfen den Betrag von 200000 #4 nit überschreiten, und der Künstler hat si, wenn ihm die Aus- führung übertragen werden sollte, zu verpflihten, es um diesen Preis vollständig herzustellen. Dem aus zehn Personen bestehenden Preis- eriht gehören als Sachverständige an die Herren Professor Hilde- P in München, Profeffor Diez in Dresden, Direktor des Bayerischen Gewerbe-VMuseums, Ober- Baurath von Kramer, Direktor des Germazishen Natioral-Museums von Bezo!d, Professor Fr. Wanderer und städtisher Baurath C. Weber, leßtere vier sämmtlich in Nürnberg. Es stehen drei Preise (5000, 3000 und 2000 4) zur Verfügung. Ob und welche dieser Preise zu vertheilen find und ob etwa eine andere Vertheilung der Preissumme vorzunehmen ist, bleibt dem Ermessen der Preiérihter überlassen. Die Bedingungen des MWettbewerbs, Lageplan und Litbiidaufnahmen vom Egydienplaß fôrnen von dem Bürgermeister Dr. von Schuh unentgeltlih bezogen werden.

Land- und Forftwirthschaft.

Aibauflägen Zan. Ueber die Anbauflächen Irlands liegt folgende amtliche Statistik vor: 1897 1896

E aas 46 880 Aer 38 019 Acker E E I SBT 1190 8E

Brie E 170486. 178002

Ÿ 13 195 14098. ¿

Ro j in 1817 2 090

Bohnen und Erbsen

Ernteaus sichten in Me La

Das Getreide hat in den meisten Distrikten Norwegens dur den

andauernden s{hweren Regen, der im vergangenen Monat fiel, gelitten.

Mit dem Einernten hat man infolge der Feuchtigkeit des Getreides noch nicht überall beginnen können,

Ernteaussichten in Dänemark.

Beim Dreschen des Roggens hat si ergeben, daß die Ausbeute vielfa übersichägt worden ist. Der Ertrag dürfte durchschnittlich kaum einer Mittelernte gleihkommen. L

Der Weizen is bis Ende vorigen Monats unter ziemli un- günstigen Witterungsverhältnissen geborgen worden. Da zwischen den einzelnen Regenshauern Sonne und Wind wieder auftrecknaeten, dürfte

das unbeständige Wetter während der Ernte, abgesehen von einiger Qualitätsverringerung, keine allzu {ädlihen Folgen gehabt haben. Den Ericag bezeichnen die Berichte aus den verschiedenen Gegenden als mittelmäßig bis sehr hoh; ein allgemeines Urtheil wird erft später mögli sein. E

Die Frühjahrssaaten, Gerste und Hafer, haben durh die während des ersten Drittels dieses Monats anhaltenden starken Regengüsse sehr gelitten. In den nördlihen Theilen des Landes is es zwar nob ge- lungen, einen Theil in gutem Zustande zu bergen. Soweit die Saat jedoch nicht während der wenigen regenfreien ersten Septembertage einagebracht wurde, ift ihr Zustand nicht gut; sie ist namentlich im südlichen Jütland, südlichen Fünen und in den Gegenden nördlich vom Limfjord auf dem Felde schwarz geworden; Stroh und Körner haben bedeutend an Nahrungéwerth verloren.

Zudcker- und Runkelrüben stehen sehr gut.

Die Kartoffeln zeigen in allen Gegenden des Landes immer stärker auftretende Zeichen von Krankheit.

Die Bestellung des Ackers für die Wintersaaten ist durch den gg Regenfall verzögert worden, hat aber während der leßten chöônen Tage überall begonnen.

_ London, 21. September. Die „Times“ meldet aus Buenos Aires vom 20. d. M.: Das ungewöhnlich kalte Wetter der leßten Tage hat der. weiteren Ausdehnung der Heuschreckenplage (vgl. Nr. 219 d. Bl.) Einhalt gethan und die Ernte- Aussichten wesentlih gebessert.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs®- Maßregeln.

New-York, 20. September. (W. T. B.) In Cairo (Illinois) find zwei milde Fälle von gelbem Fieber vor- gekommen.

Theater und Musik.

i ____GBoethé-Théatéer. _ Mit der Aufführung von Shakespeare's Lustspiel , Ein Sommernaxachtstraum“ errang das Goeth--Theater am Sonnabend einen großen und wohlverdienten Erfolg. Die Mischung von grotesker Wirklichkeit und holder Poesie, wie sle in den traumhaften Vor- gängen einer Sommernaht si enthüllt, bietet dem Theaterleiter einen weiten Spielraum für die Entfaltung seines fünftlerischen Geshmadcks dar. Der Regisseur ist bei der Wiedergabe dieser Kemödie weder an einen bestimmten Ort noh an eine bestimmte Zeit gebunden, handelt cs sih doch um ein Mären-Lustspiel, in dem Oberon, um Titania wiederzugewinnen, feinen Elfen Puck verwirrende Neckèrcien treiben [läßt mit den armen, von Liebe bedrängten oder in naivem Spiel sih abmühenden Menschenkindern, einem Lustspiel, in welchem nordishe Elfenreigen in griehishen Wäldern getanzt werden und Oberon und Titania zu mitternähtliher Stunde segnend das Hochzeitshaus des Theseus durchs{chweben. Die Phantasie herrscht hier unumshränkt, und der Bühne fällt nur die Aufgabe zu, für den dichterishen Inhalt der Komödie cin freies, {dönes Gewand zu finden. An Schönheit der Dekorationen und an reizvollen Lichteffekten ließ denn auch die Aufführung nichts zu wünshen übrig. Um den glänzenden und märchenhaften E ndruck noch zu erhöhen, ift für die Darsteller der Bürger von Athea die reiche Pracht der Renaissance- Kostüme gewählt worden, während die Elfen in leichten, fließenden Gewänderr erschienen. Die den Text begleitende Musik von Mendels- \fohn-Bartholdy wurde recht gut wiedergegeben, und auch der Tanz wurde anmuthig ausgeführt. Die Zahl der neuen Darsteller, welche bei dieser Aufführung mitwirkten, war sehr beträhtlich, und man fann von dea meisten sagen, daß sie ihre darstellerishen Aufgaben befriedigend Iöften, und von einigen, daß sie für die Zukunft Größeres erwarten lassen. Fräulein Wulff spcrach die Rolle des Oberon mit s{chöner, flarer Empfindung, und Fräulein Sjzika war reizend als fosende junge Titania. Die Damen Rupriht und Tondeur, deren fünstlerisches Wirken niht mehr unbekannt ist, spielten die beiden jungen Athenerinnen Hermia und Helena und brachten besonders die Zankscene erheiternd zur Geltung; die beiden Liebhaber fanden in den H:rren Wehrlin und Rembe vornehme Darsteller, und Herrn Colla Jessen kamen für die Darstellung des Theseus seine s{chsöne, jugendlidhe Erscheinung und seine warme, wohlfklingende Stimme sehr zu statten. In der Rolle des Puk entfaltete Frau Prash-Grevenberg frischen und frôßlichen Uebermuth, der troß der knabenhaften Tollbeit doch immer in s{höônen Bewegungen zum Ausdruck kam. Der prächtigen, stimmunasvollen Aufführung folgte nah jedem Akishlusse lebhafter Beifall. Theater Unter den Linden.

Am Sonnabend wurde der Offenbah-Cyclus mit der Operette „Perichole, die Straßensängerin“ mit s{önem Gelingen fort- gesegt. Jn der melodiösen Musik dieser Operette zeigt sih dec Meister auf der Hôhe seins Shaffezs. Anmuth in der Melodienführung, Neichibum in der Erfindung, ungekünstelter Humor und erstaun- lie Ausdrucksfäßigkeit des Occhesters mit den einfahsten Mitteln sind hier, wie in allen Hauptwerken, die harakteristishen Kennzeichen des Komponisten. Fräulein Zimmermann, wele die Titelrolle gab, resitzt eine woblklingende, \ympathishe Stimme und fang ihre Partie nit nur sehr beifallswürdig, sondern spielte au ret gefällig und ver- mied besonders alle Uevertreibungen Auch Herr Steiner hatte mit seinem Straßen’änger PiguiNo einen glücklihen Abend und brachte seinen eigenartigen Hamor gut zur Geltung. Herr Becker entfaltete als Vize-König eine wirkungsvolle Komik, und auch die meisten übrigen mitwirkenden Künstler konnten in ihren Leistungen wohl befriedigen, sodaß die Gesammtaufführung ih sehr erfreulih gestaltete.

Konzerte.

Im Konzerthaus Luisenhof (Dresdnerstraße) veranstaltete am Sonnabend der Kapellmeister C. M eyder seinen ersten dies- jährizen „Gesellshaftabend“. Die Räume dieses neuen Konzerts lofals umfafsen gegen 2009 Sißpläße und machen mit ihren drei über einander getauten Nängen den Eindruck eines Theaters. Die Akustik scheint „ünstig zu sein. Nach den Klängen derOuvertürezu Weber?s, Oberon“ folgte als Novität eine recht anmuthige Polonaise aus Tschaikowsky's wenig bekannter Over „Eugen Onegin“. Ein Flötensolo, von Demerssemann fkomponiert und von H. Herbert treflich_ vor- getragen, fowie Wagner's „Siegfried-Idyll“ bildeten den Schluß des ersten Theils. Ein Prolog voa Pr. Werdermann , ge- sprohen von O. Klein, eröffnete als Begrüßung des ava nud im neuen Heim den zweiten Theil, von welchem die

vvertüre zu Wagners Oper „Tannhäuser“, Max Bruch's beliebtes Niolinkonzert, vom Konzertmeister Schmidt-Reincke mit s{chönem Ausdruck vorgetragen, sowie die beliebte Balletmusik „Sylvia" von Delibes allgemeinen Beifall fanden, der au dem Vortrag F. Werner's auf dem Cornet à piston und der Wiedergabe etniger anderer bee liebten Orchesterstücke zu theil wurde.

Im Königlichen Opernhause geht morgen Wilhelm Kienzl's musikalishes Schauspiel „Dec Evangelimann“ unter Kapell- meister Dr. Muk's Leitung in Scene. Dea Mathias Freudbofer singt Herr Sylva, den Johannes Freudhofer Herr Wh die Martha Fräulein Egli, die Magdalena Frau Goeye. Den Sbluß bildet das Ballet „Phantasien im Bremer Rathskeller“ unter Mitwirkung der Damen dell’Era und Urbanóka.

Im Königlihen Schauspielhause wird morgen Max Pchzold's Schauspiel „Die Einzige" in folgender Betedung egeben:

ranfe: Herr Heine; Bertha: Frau Shramm: Luise: Fräulein indner; Nobert: Herr eat Clara: Fräulein von Mapburg;z Paul Herbst: Herr Purschian; Hartwig: ert Keßler. Hierauf folgt das Lustspiel „Die Tanzstunde“ von Karl Strecker, în welchem den Boltermann Herr Vollmer, die Frau Emilie Wöpper Frau Schramm spielt.