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Dit U C E Ge R
sind, richtete an jede derselben huldvolle Worte des Trostes und vertheilte persönlih Geldspenden. Hierauf empfing RüerdéGs: dieselbe die Vorstandsdamen der Zweigvereine D „Vater- ländischen Frauenvereins“ aus dem Hirschberger Kreise sowie die Landräthe aus dem Uebershwemmungsgebiet. Um 12/4 Uhr er- ge unter großem Jubel der ps die Rückehr Ihrer ajestät nah dem Bahnhofe, von wo Allerhöchstdieselbe Sich um 1 Uhr mittels Sonderzuges na Lauban begab, um die ohwassershäden im Queisthale in Augenschein zu nehmen. bends 8 Uhr traf Jhre Majestät wieder in Breslau ein.
Cronberg i. Taunus, 21. September. Seine Königliche
E der Prinz von Wales ist gestern Fahmitiag, zum
esuch Jhrer Majestät der Kaiserin Friedrich auf Schloß Friedrihshof eingetroffen.
Oesterreich-Ungarn.
Seine Majestät der Deutsche Kaiser besuchte, wie „W. T. B.“ aus Budapest meldet, gejtern Vormittag den Parkklub und sodann die Zentral-Markthalle, wo Allerhöchst- derselbe in den festlih geshmüdckten Räumen von dem Minister des Innern von Perczel und dem Bürgermeister Markus empfangen und von den Verkäufern mit begeisterten Eljenrufen begrüßt wurde. Seine Majestät besichtigte die Marckthalle eingehend und schrieb Seinen Namen in das Gedenkbuch. Sodann überreichte der Bürgermeister Seiner Mazjesiät einen goldenen, mit Tokayer gefüllten Pokal, welchen der Kaiser mit den Worten: „Auf das Wobl der Haupt- und Residenzstadt Budapest“ an die Lippen führte. Hierauf begab Seine Majestät Sich nach dem kunstgewerblichen Museum, wo Allerhöchstderselbe von dem Unterrichts-Minister von Wlassics, dem Museums-Direktor Nadisics und anderen höheren Beamten und hervorragenden Professoren empfangen wurde. Der Minifter von Wlassics begrüßte den Kaiser Wilhelm mit einer Ansprache, in welcher er hervorhob, er schäge sih außer- ordentlih glücklih, daß Seine Majestät diese speziell ungarische fulturelle Institution besucht habe. Seine Majestät er- widerte, Er sei gern in dieje Anstalt gekommen, denn es habe Jhn vaterländisches Kunstgewerbe immer interessiert. Seine Eltern hätten in Berlin eine gleihe Jnstitution ge- schaffen, deren segensreihe Wirkung man shon jest bemerke. Der Kaiser besichtigte sodann alles auf das eingehendste und sprah Seine hohe Anerkennung für das Gesehene aus. Unter lauten Eljenrufen der Menge fuhr Seine Maj-stät sodann nah dem NationalMuseum. Hier machte Allerhöochstderselbe einen Rundgang durch alle Säle und sprach Seine lebhafte Bewunde- rung über die dort ausgestellten Schäße der Bibliothek und die Corvina-Kodere, sowie Wünsche für das Gedeihen und die Fortentwickelung dieser großen nationalen Anstalt aus. Das
ejeuner nahmen Jhre Majestäten der Deutsche Kaiser und der Kaiser Franz Joseph bei Seiner Kaiserlihen und Königlichen Hoheit dem Erzherzog Joseph ein. Alle in Budapest anwesenden Erzherzoge nahmen an demselben theil.
Am Nachmittag besuchte der Kaiser Wilhelm mit dem Kaiser Franz Joseph das neue Parlamentsgebäude, woselbst Allerhöchstdieselben von dem Minister-Prähdenten Baron Banffy, dem Staatssekretär Tarkovich, dem Grafen Ludwig
Tisza als Präsidenten der Parlamentsfkommission, dem Bot- schafter Grafen zu Eulenburg, dem General-Konsul Prinzen von Ratibor und Corvey sowie von dem Architekten Steindl empfangen wurden. Die Majestäten besichtigten alle Räume und begaben Sich sodann zu Fuß nach dem Justizpalast, wo Aller- hôchstdi:felben von dem Justiz-Minister von Erdely und dem
Präsidenten der Kurie Szabo empfangen wurden. Nach der Besichtigung der Räume kehrten beide Mazjeitäten unter den Ovationen der Menge nach der Hofburg zurück, wo ums Uhr ein Galadiner stattfand.
Während desselben brahte Seine Majestät der Kaiser Franz Joseph folgenden Trinkspruh aus:
„Innigst erfreut über den Besuch, den Mir Eure Majestät ab- zustatten die Güte baben, gereiht es Mir zur ktesonderen Genug- thuung, Eure Majestät diesmal in Meiner ungariîchen Haupt- und Residenzstadt willkommen zu heißen. Ich begrüße in Eurer Majestät den treuen Freund und Bundesgenofsen, den beharrlihen Mitarbeiter an dem großen Friedenswerke, dem unsere beften Kräfte immerdar gewidmet sein mögen, und von Ter Gleichartigkeit der Gesinnungen überzeuat, die uns bei dieser erhabenen Aufgabe leiten, leere Ih Mein Glas auf das Wokl Eurer Majestät mit dem Rufe: Seine Majestät Kaiser Wilhelm lebe hoch!“
Seine Majestät der Kaiser Wilhelm erwiderte darauf mit folgenden Worten :
„Mit Gefüblen tiefsten Dankes nehme Ich Eurer Majestät fo berzlihen Willkommentgruß entgegen. Dank der Einladung Eurer Majefiät habe Ich diese herrli@de Stadt besuden können, deren großartiger Empfang Mich geradezu überwältigt bat. Mit \sympathishem Interesse verfolgen wir daheim die Geschichte des ritterlihen Ungarnvolfes, dessen Vaterlandéliebe sprihwörtlih ge- worden ift, das in seiner kampfesreihen Vergangenheit Gut und Blut für die Vertheidigung des Kreuzes zu opfern niht gezögert bat. Namen wie Zriny und Szigeth lassen nech heute die Herzen eines jeden deutshen Jünglings böber s{lagen. Mit \ympatbischer
zwunderung haben wir die Feier des tausentjäbrigen Geburts- tages begleitet, den das getreue Ungarnvolk, um seinen geliebten König geshaart, in überrashender Herrlichkeit gefeiert hat. Die ftolzen Baudenkmäler geben Zeugniß von seinem Kunsftfinn, während die Syprengung der Fefseln des Eisernen Thores dem Handel und Verkehr neue Wege eröffnete und Ungarn als gleiberechtigt unter die großen Kulturvölker einreihte. Was Mir aber während Meines Aufentbalts in Ungarn, und zumal bei Meinem Empfange in Budapest ten tiefften Eindruck macht, das ist die begeisterte Hingabe des Ungarn an Eurer Majestät erhabene Person. Aber niht nur hier, fondern in Garopa und vor allem bei Meinem Volke erglüht dieselbe Be- geisterung für Gure Majestät, deren au Ih Mich theilhaftig zu nennen erkühne, indem Ih nach Sohnes Art zu Eurer Majestät als Meinem väterlichen Freunde aufblide. Dank Eurer Majestät Weis- héit besteht unfer Bund, zum Heil unserer Völker geschlofsen, fet und unáuflöelih und hat Guropa den Frièden {on lange bewahrt und wird e auch fernerhin thun. Die bégeifterte Hingebung für Eure Majestät, deß bin Ih gewiß, lodert auch heute in den Herzen der Söhne Arpad’s, wie damals, als fe Eurer Maje-ftät
Gefüblen Ausdruck gebend, wollen wir alles, was wir für Eure Majestät zu fühlen, denken und bitten vermögen, in den Ruf zu- sammenfassen, den jeder Ungar bis zum [leßten Athemzuge ausruft : „Elen a Kiraly !“ Gestern Abend war die Stadt glänzend illuminiert. Auf sämmtlichen Masten der Einzugsftraße waren Bogenlampen angebracht; die Bahnhöfe und anderen öffentlihen Gebäude, die Straßen, die Privathäuser und selbst die Gebäude in den Vorstädten waren großartig beleuhtet. Um 8 Uhr fand in dem prachtvoll geschmüdckten und erleuchteten Opernhause eine Festvorstellung statt. Jn dem mit Blattpflanzen dekorierten foyer wurden die Majestäten, Allerhöchstwelhe auf dem ganzen ege zur Oper von einer ungeheueren Menschenmenge mit begeistertem Jubel begrüßt worden waren, von dem Minister von Perczel und dem Opern-Direktor Kaldy empfangen, worauf Jhre MazestätenSich in die große Hofloge begaben. Als die Aller- höchsten Herrschaften dieselbe betraten, erhob sfih das Publikum von den Pläßen und brach in wiederholte begeisterte Eljenrufe aus. Die Majestäten dankten huldvollst. Zur Auf- führung gelangten die Ouvertüre zu „Hunyady Laszlo“, der dritte Akt von „König Stephan“ und der erste Aft von „Bankban“/, sämmtlich Werke des ungarishen Komponisten Erkel, sowie shließlih ein Fragment aus dem Ballet „Czasçar“*. Während der Pause nahmen die Ds im Hofsalon den Thee ein. Nach Beendigung der Vorftellung erhob fich das Publikum abermals und brachte beiden Majestäten erneute enthusiastische Ovationen dar, worauf Allerhöchstdieselben, fihtlih gerührt, dankten. Die Majestäten unternahmen sodann eine Rund- fahrt dur die Stadt zur Besichtigung der Fllumination, auf dem ganzen Wege von der Oper bis zum Bahnhof von wahrhaft frenetishem Jubel begrüßt. Auf dem Bahnhofe hatten sih inzwischen der Botschafter von Szöogyény-Marich, der General-Konsul Prinz von Ratibor und Corvey mit Gemahlin, der Ober-Stadthauptmann Rudnay und der General-Direktor der Staatsbahnen Ludvigh zur Verabschiedung eingefunden. Kurz vor 10 Uhr erschienen die Majestäten, verweilten einige Augenblicke in lebhaftem Gespräh auf dem Bahnsteige und verabschiedeten Sich fodann aa das Herzlichste von einander. Der Kaiser Wilhelm bestieg den Taggon des Sonderzuges und wefelte noch vom Fenster desselben aus einige Worte mit dem Kaiser Franz Joseph. Als sich der Zug in Bewegung seßte, begleiteten Allerhöchstdenselben stürmische Eljenrufe der Anwejenden. Der Kaiser Franz Joseph kehrte darauf zur Hofburg zurück, von der noch immer die Straßen durchwogenden Bevölkerung überall mit brausenden Zurufen begrüßt.
Frankrei.
Der Kriegs-Minister, General B illot hat, dem _W.T.B? zufolge, verschiedene einshränkende Bestimmungen aufgehoben, welche die Urlaubsreisen von Offizieren nah Deutsch- land betreffen, um leßteren die Vervollklommnung in der deutshen Sprache und die Kenntniß Deutschlands zu erleichtern.
In der Pariser Ausgabe des „New - York Herald“ wird auf Grund von Jnformationen, welhe in dem Staats- departement zu Washington eingeholt worden seien, die gestern mitgetheilte Meldung des „Temps“ aus San Sebastian dementiert.
Der General Bourbak i ift heute in Bayonne gestorben.
Ftalien.
Der König nahm gestern Vormittag auf der Straße von Mantua na Verona eine Revue über die Truppen des TTIL. und Y. Armee-Korps und über eine Division der Mobil- miliz ab, welhe in den leßten Tagen große Manöver aus- geführt haben. Der König ritt die Front der Truppen ab, während die Königin und die Herzogin von Aosta, umgeben von den fremden Offizieren, zu Wagen folgten. Hierauf fand ein Vorbeimarsch der Truppen statt. Auf den Tribünen wohnte eine zablreihe Menge dem militärischen Schauspiele bei. Nah Schluß der Revue begaben sih der König und die Königin unter freudigen Zurufen der Menge nach Venedig.
Der Erzbischof von Messina, Kardinal Guarino ist in der vergangenen Nacht gestorben.
Spanien.
Der Minisier-:Präsident General Azcarra#a sowie der Finanz-Minister Navarro Reverter und der Justiz-Minister Graf Tejada de Valdosera beriethen gestern Abend über die Angelegenheit der Exkommunifkation des Finanz-Ministers durch den Bischof von Mallorca und beschlossen, ein Memo- randum an den Papst zu richten, welhes ‘der spanishe Bot- schafter beim Vatikan überreichen soll. Heute Abend wird, nah einer Meldung des „W. T. B.“, der Ministerrath zu einer Berathung zusammentreten.
Das Kriegs-Ministerium stellt die Richtigkeit einer in Madrid eingetroffenen Me!dung, wonach die cubanischen Aufständishen Managua und Placetas eingenommen hätten, in Abrede.
Niederlande.
Die Königin-Regentin eröffnete gestern, wie ¿W.D.BD1 aus dem Haag meldet, in Begleitung der Königin die Session der Generalstaaten mit ciner Thronrede, in der zunächst die Hoffnung ausgesprochen wird, daß die Köniain noch vor Ablauf der Session im September 1898 die Regierung des Landes übernehmen werde. Sodann be- zeichnet die Thronrede die Lage des Landes und der Kolonien als ziemlih zufriedenstellend; Handel, Schiffahrt und Industrie seien in günstiger Entwidelung begrifFen aller- dings wirke die Viehseuhe hemmend auf die Ausfuhr und verursache viele Verluste. Jn Java ringe die Zuckerindustrie mit beträhtlihen Schwierigkeiten. Die Beziehungen zum Aus- lande seien die freundschaftlihsten. Der Dienst des Heeres und der Flotte in Jndien erfordere leider große Opfer zur Befestigung der Herrschaft in Atchin. erner werden in der Thronrede Gesezentwürfe, betreffend die Ab- schaffung des StellvertretungssysteIms in der Miliz, den besseren Schuy von fkindlihen und jugendlichen Arbeitern, den obligatorishen Schulbesuh, die UnfalUversiche- rung der Arbeiter, fowie für Jndien ein Bergwerksgesey und ein Gese, betreffend den Ausfuhrzoll auf Zucker, angekündigt. Schließlich giebt die Thronrede bekannt, daß sih noch ver- schiedene Gesezentwürfe, betreffend die Arbeits- und Wohnungs- verhältnisse der Bevölkerung, und ein Entwurf, betreffend die
Belgien.
Eine hon für das Jahr 1895 in Ausficht genomm ewesene Generalstabsreise ist im Monat Sepiember bes aufenden Jahres zur Ausführung gelangt. Zweck derselben war, an Ort und Stelle diejenigen Vertheidigungsmaßregeln u erproben, die im Falle europäischer Verwickelungen Belgien behufs Aufrechterhaltung seiner Neutralität im östlichen Theile des Landes zu ergreifen beabsichtigt. An der Reise nahmen unter Leitung des Chefs des Generalstabs des Heeres, Generals Renard, die Chefs, Unterchefs und uy der General- stäbe der vier Armee- Divisionen theil. Die Kommission hat nicht nur ihre Aufgabe zu Ende geführt, sondern auch Entwürfe zu Vorschriften für den Dienst in den Provinzen und im Rücken des Heeres fertiggestellt.
Türkei.
Wie das Wiener „Telegr.-Korresp.-Bureau“ aus Kon- stantinopel erfährt, hat gestern die Ratifikation der Friedenspräliminarien stattgefunden.
Der „Agence Havas“ zufolge hat die Pforte an die Kabinette der Großmächte eine Note gesandt, welche sih gegen die Einsetzung der internationalen militärischen Justizkommission auf Kreta wendet.
Griechenland.
Aus Athen erfährt „W. T. B.“, daß ein starkes britisches Geschwader und drei italienische Panzerschiffe vor Korfu eingetroffen seien.
Schweden und Norwegen.
Der König empfing gestern, wie „W. T. B.“ meldet, die aus Anlaß des Regierungs-Jubiläums in Stockholm an- wesenden Vertreter Shwedens und Norwegens im Auslande und sprach sich dabei dahin aus, daß die Politik der ver- einigten Reiche darauf hinzielen müsse, eine unparteiische Neutralität aufrecht zu halten und freundschaftliche Beziehungen mit allen auswärtigen Nationen zu pflegen; denn diese Politik passe am besten für beide Reihe und stimme mit dem Wunsch und der Denkweise der Bevölkerung überein.
Auf die heute dargebrahten Glückwünsche des Offizier: Korps zum Regierungs-Jubiläum anwortete der König:
„Unsere hiftorishen Erinnerungen sind nit allein Zierden, fonderr auch Verpflibtungen, díe nicht so aufgefaßt werden dürfen, daß wir unsere Fahnen nah fremden Ländern tragen folen. Nein! Unsere Zeit weist uns andere Aufgaben an. Zurückgeführt auf seine jeßigen Grenzen, ver- einigt mit dem Bruderlande, hat Schweden über 50 Jahre die Seg- nungen des Friedens genossen, was man früher kaum für möglich gehalten hätte. Künftig darf das Schwert nur gezogen werden, um die Selbständigkeit, die Freiheit, die Ehre und das Recht des geliebten Vaterlandes zu vertheidigen.“
Bei den Wahlen der Wahlmänner zum Storthing wurden im Amt Nordre-Bergenhus 70 Wahlmänner der Linken und 69 der Rechten gewählt.
Asien.
Aus Simla vom gestrigen Tage meldet das „Reuter'sche Bureau“, daß der Mullah von Hadda in der Nacht zum Dienstag das Lager des Generals Blood mit einer gropen Streitmacht angegriffen habe. Der Kampf habe fünf Stunden gewährt. Die Verluste der Engländer betrügen einen Todten und vierzehn Verwundete; unter den leßteren befinde sih der General Wodehouse. Die Generale Elles und Blood hätten gestern den Zusammenschluß der unter ihrem Befehl stehenden Truppen durchgeführt.
Afrika.
Der „Agence Havas“ wird aus Prätoria berichtet, daß
in mehreren Versammlungen der Boeren in den ländlichen
Bezirken einstimmig Beschlüsse angenommen worden seien, welche dahin gingen, die Forderungen des britishen Staats- sekretärs für die Kolonien Chamberlain, betreffend die Suze-
ränetät Englands über Transvaal, energish zurückzuweisen.
Nr. 37 des „Centralblatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 17. September, hat folgenden Inhalt: 1) Konsulat-Wesen: Ernennung; — Ermächtigung zur Vornahme von Zivilstands-Akten; — Todesfall ; — Erequatur- Grtbeilungen. — 2) Finanz-Wesen: Nachweisung über Einnahmen des Reis vom 1. April 1897 bis Ende August 1897. — 3) Marine und Schiffahrt: Erscheinen des Nautischen Jahrbus für das Jahr 1900. — 4) Polizei-Wesen: Ausweisung von Auéländern aus dem Neichsgebiet.
Nr. 38 des „Centralblatts der Bauverwaltung“, herauë- gegeben im Minifterium der öffentlichen Arbeiten, vom 183. Sep“ tember, bat folgenden Inhalt: Amtliches: Dienst-Nachrichten. — Nichtamtliches: , Hannover. (Schluß.) — Von der Hauptversammlung der deutshen Geschichts- und Alterthumévereine. — Architektonishes von der Vres- dener Kunstausstellung. — Die Gewerbz- und Kunstausstellung in Stockbolm. (S{luß.) — Die neue Breslauer Hafenanlage. — Vorrichtung zur. Untersuchung der Festigkeit des Baugrundeës.- — Ver- mifchtes: Wettbewerb um Entwürfe für ein kaufmännishes Vereins- haus in Chemnig. — Wettbewerb um Entwürfe für ein Kat!er Wilbelm-Denkmal in Nürnberg. — Wettbewerb um ein Plakat für den Auéshuß für deutshe Nationalfefte. — Geheimer Negierung- Rath Ludwig Suche in Bromberg 7.
Nr. 34 des „Eisenbahn-Verordnungsblatts", heraus- gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 18. Sep- tember, hat folgenden Inhalt: Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten vom 13. September 1897, betr. Gescäftsanweisung für das Zentral-Wagenamt in Magdeburg. — Nachrichten:
Heft 5 (Iahrgang 1897) des „Archivs für Eisenbahn- wesen“, herausgegeben im Minifterium der öffentlihen Arbeiten (Verlag von Julius Springer, Berlin), hat folgenden Inhalt: Studien zur Geschichte des preußischen Eisenbahnwesens, 1Y (von Fleck); Die Güterbewegung auf den deutshen Eisenbahnen im Iahre 1896 im Verglei zu der in den Jahren 1895, 1894 und 1893 (von Thamer); Die Usfsuri-Eisenbahn (von Thieß); Die Eisenbahnen Ungarns im Jahre 1895 (von Nagel); Die Eisenbahnen Britis-Ostindiens in 1895/96. Kleinere Mittheilungen: Die russishen Eisenbahnen; der Robeinnahmen der italienishen Eisenbahnen 2. Halbjahr 1895_ und 1896; Die Deli-Eisenbahbn an der Ostküste Sumatras; Staats- babnen auf Trinidad. — Rechtsprechung: Frachtrecht (Urtheil des Reichsgerihts rom 11. Dezember 1896); Wegerecht (Erkenntnisse des Ober-Verwaltungsaerihts vom 3. Februar und 24. Juni 1897); Oesterreichishes Wegereht (Erkenntniß des öfterreichtichen Ver! waltungsgerihtsbofes vom 2. Dezember 1896). — Gesetzgebung: Res Reih; Preußen; Oesterreih; Schweiz; panien;
and.
großer Ahuherrin „moriamur pro regs nostro“ zuriefen. Diesen
Abänderung des Zolltarifs , jedoch ohne Systemwechsel, in Vorbereitung befänden. Ê
Wettbewerb für den Neubau eines Rathhauses in
besonders auch in anthropologishen Kreisen großes Aufsehen erregen.
Arbeiterbewegung.
In Dortmund fand am Sonntag eine Bergarbeiter-Versamm- lung ftatt, in welher, wie die „Köln. Ztg.“ berichtet, die Bergleute Einfpruh erboben gegen die Heranziehung ausländischer Bergarbeiter. Die Veranlafsung bierzu soll die Gewerkschaft „Vereinigte Westfalia“ gegeben ge welhe in Ungarn Arbeitékräfte für ihre Gruben an- werDen .
Aus Leipzig berichtete kürzli die „Lpz. Ztg.“, daß in einer Versammlung der in Buchbindereien beschäftigten Arbeiter und Arbei- rinnen der zwishen Prinzipalen und Gebilfen aemeinshaftlich aus- earbeitete Lohntarif angenommen und am 1. September zur Ein- führung gelangt sei (vgl. Nr. 218 d. Bl.,); aber die Annahme, daß im Buchbindergeverbe auf Jahre binaus die Lösung der Lohnfrage ih auf friedlihem Wege vollziehen werde, dürfte sich, wie das Blait jet bemerkt, nit als zutreffend erweisen. Jn einer Buchbinderversawmlung kam jüngst zur Sprache, daß in vershiedenen Werkstätten die Arbeit niedergelegt worden ift, bevor der Tarif in seinem vollen Umfange zur Anerkennung gelangte. Außerdem \stehen noch verschiedene Streitfälle in diesem Lohn- fampfe bevor.
Hier in Berlin haben die Drechsler der Tis{lerei von Markgraf und Tau, wie im „Vorwärts“ mitgetbeilt wird, wegen Lohnstreites am Sonnabend die Arbeit eingestellt. Ferner baben die Stodckarbeiter der Stockfabrik von Julius und Hermann Gembicki wegen Lohnstreites die Arbeit niedergelegt. — Zum Former- ausstande bei der Firma A. Borsig berichtet die „Voss. Zig.“ : Das Berliner Gewerbegericht bat als Einigungs8amt wegen des bei der Firma A. Borsig in Moabit ausgebrochenen Formerausstandes aus eigenem Antriebe die Einigungsverhandlungen wieder aufgenommen (vgl. Nr. 222 d. Bl.); es hofft Ent- gege-kommen auf beiden Seiten, zu finden und durch Beilegung der Streitigk-iten die Gefahr eines allgemeinen Ausftandes der Metall- arbeiter zu beseitigen. Von den Aue ständigen soll sich noch niemand bei ter Firma A. Borsig wieder um Arbeit bemüht haben, es foll aber ein großer Theil der Auéständigen zu Verhandlungen bereit sein.
Aus Hazleton (Pennsylzania) meltet ,„W. T. B.“: Der Sheriff Martin und 40 Sheriff-Beamte, welche des Mordes an 24 Ausständigen in Wilkesbarre bes{uldigt find, wurden in Lattimer gegen eine Bürgschaft von 4000 Dollars für jeden Angeklagten frei- gelassen. (Vgl. Nr. 216 d. Bl.)
Kunft und Wissenschaft,
Vor wenigen Tagen if in Paris der XI. Internationale Orientalisten-Kongreß geshlofsen worden. Die Verb andlungen desselben schieden fich nach folgenden Sektionen: I. Spra&e und Arâologie der arischen Länder; a. Indien (Vorsitzende: Lord Reay, Bühler, Pischel, Kern); b. Iran (Hübshmann, Ésoff); c. Sprach- vissenschaft (Gubernatis, Kretshmer, Oulianov). I1. Sprache mad Archäologie Oft - Asiens; a. China und Japan (der chinesishe Gesandte Tching T&ang, Tomic, Schlegel, Douglas) ; b) Indo - China und malaiüsher Archipel (Kern, Browne). TIIT. Archäologie und Sprachen des Islam (de Goeje, Kara- baëek, Radloff). 19. Allgemeine semitishe Sektion; a. Hebräisch u. f. w. (Guidi, Kaußsh); b. Affyriologie (Tiele, Pines, Hommel, Haupt). V. Egypten; afrikanishe Sprachen (Naville, Lieblein, Erman). VI. Griechenland in feinen Beziebungen zum Orient (Bikélas, Krumbacher, Strzygowtki). VT1I. Ethnologie und Foltlore (Vambéry, Gubernatis, Radloff, Claparède, V. Schmidt). Von den überaus zahlreiden Vorträgen mögen bier nur cinige der wichtigsten an der Hand der bisher veröffentlihten Mittheilungen kurz skizziert werden. Da die Sektionen gleichzeitig tagten urd die an den Verhandlungstagen ausgegebenen Procès- verbaux nur die knappsten Notizen enthielten, wird ein Useberblickd über die wissens&aftlichen Leistungen des Kongreffes ers nah der Druck- Ilegurg der Verhandlungéberihte mögli fein. In der afsyriologischen Sektion erregten das böcste Interesse die Mittheilungen der Herren Thurcau - Dangin, eines noch ganz jungen Beamten des Louvre, der einer der besten Kenner der älteïea babtylonishen Inschristen ift, und Scheil, eines aus Lothringen fffammenden Dominikanerpaters. Erfterer leate einige der âlteften Thortafeln der Welt, aus der Zeit des Königs Urukagina, vor, auf denen die Keilschrift:eihen nocch eine bêchst primitive, der ursprünglichen Bilderschrift sehr nabestehende, ja, ibr fast gleihkommende Form aufweisen; dadur wird zu- glei die fürzlih von Prof. Delißsh in Breêlau in jeinem Buch über den Ursprung der Keilschrift aufgeftellte Theorie, deren Wider- legung Prof. Hommel aus München noch einen befonderen Vortrag (ebenfalls mit Demonstrationen aus anderen sehr alten Keilschrift- texten) widmete, endgültig beseitigt. Der Zweitgenannte, Pater Scheil, Nachfolger des berütmten Amiand an der Ecole des hautes études, brahte aus seinen in Sipper gemachten Aus- grabungen und aus feinen [eßten Studien im oëmanischen Museum in Konstantinopel eine ganze Reihe neuer Funde zur Mittheilung. Unter leßteren ist wohl der eines aus der Zeit des Königs Ammi-Zaduga (eiwa 2000 v. Chr.) datierten Fragments der baktylonischen Sündfluthsage der wichtigste, da diese berühmten epis%-mythologisben Gedichte biéher nur in späteren Abschriften aus dem siebenten vorchristlihen Jahrbundert erbalten waren. Dieser Fund beansprucht also für die babylonische Literaturgeshihte eine ährlihe Bedeutung, wie sie etwa die Entdeckung eines (bekanntli noch nicht gefundenen) Aera En Fragments der Genesis aus der Zeit Salomo?’s oder Ahab’'s baben würde, zumal das Täfelhen deutlih lehrt, daß es nur die Abschrift eines noch älteren, bereits an einer Stelle unleserli gewordenen Exemplars ift. In der egyptologishen Sektion gab Dr. Setbe aus Berlin zum ersten Mal ausführlihde und autbentishe Mittheilungen über die reihen Funde aus den Königëgräbern der fogenannten ersten Dynastie, welche ¡um theil erft im va:flofsenen Frübjahr die Franzosen Morgan und Amelineau und (‘{on vorber) der Engländer Flinders Petrie beim alten Abydos gemacht haben. Dadurch werden nicht nur die ersten, bis vor furzem noch als prâhistorisch betrachteten Anfänge der eavptisch:n Kultur aufgebellt, sondern es ergiebt sih dadurch mehr und mehr die gerade in diesen ältesten Denkmälern auffällig hervor- tretende Aebnlichkeit der egyptishen mit der babylonisen Kultur; der 1892 auf dem Londoner Kongreß von Professor Hommel aus ganz anderen Grunden gefolgerte babylonishe Ursprung der egyvtishen Kultur, der anfangs unter den Egyptologen einer entschiedenen Skepsis begegnete, gewinnt dur diese neuen Funde (bescnders durch die Gefäße und die ältesten Singelzylinder, die denen der Babylonier aufs Haar gleihen) mehr und mehr an Wahrscheinlichkeit. Das demnätst erscheinende Buch Morgan's, von dem Aushängebogen dem Kongreß vorlagen, wird desbalb mit Spannung erwartet und dürfte
In der semitishen Sektion erregte besonderes Interesse die ierlage ciner Ausgabe der in Wien vor einigen Jahren erworbenen südarabishen Inschriftensteine Eduard Glaser's durch_ den Wiener Professor D. H. Müller; das Uetreffende Werk, dessen forgfältig ausg:führte Tafeln vorgezeigt wurden, wird Ende dieses Jahres er- seinen. Leider hatte der Entdecker dieser für die semitishe Cpigraphik widtigen Texte, Glaser, seinen eigenen Vortrag zurückgezogen, er überraschte aber dafür den Kongreß dur die Uebetreithung seiner ängft erwarteten, eben vollendeten Ausgabe der zwei großen Mariber Damm- Inschriften aus der Zeit kurz vor Mobammed. In der in- dischen Sektion war es die Entdeckung eines arôteren Fragments des
bamma-padam, eines der ältesten heiligen Bücher des Buddhiëmus, welche berehtigtes Aufsehen erregte, zumal es in einer besonderen e riftgattung, dem jogenannten Charoschti, geschrieben ist, von der man ck er feine jo alten und vollftärdigen Proben kannte. Leider ift der Ent- ecker M. Dutreuil de Rhins das Opfer seines Forsbungseifers geworden. Von den in der chinésis
besondere Beachtung verdienen, {on deshalb, weil Hirth, der als Privatgelehrier in München lebt, mit Professor S(legel in Leiden unbestritten zu den ersten Kennern der so \{wierigen chinesischen Sprache, Literatur und Kunst gehört. Eine trefflihe Orien- tierung über die Fortschritte der mittel - und neugriechishen Philologie seit dem Orientalisten - Kongr ¡u Genf 1894 gab Krumbaher (München), Einer Aufzählung der allgemei- neren bibliographisden Hilfsmittel folgte der Hinweis auf wichtige äußere Neuerungen, so die Gründung des russishen arhäo- logischen Instituts in Konstantinopel, die Errichtung einer hrist- lichen Abtheilung im Zentral-Museum zu Athen, die Beseßung eines Lehrstubls an der Universität Budapeft durch einen Professor, der neben der flassishen Philologie auch Mittel- und Neugriehis{ zu lehren bat, die aus dem Oekonomides-Fonds in Triest bewilligte Stiftung für das mittel- und neugriehishe Seminar an der Universität München, die zur Förderung der altgriehischen und byzantinischen Studien bestimmte Stiftung Therianos bei der bayerischen Akademie der Wifsenschaften u. a. m. Der mächtige Aufschwung der byzan- tinishen Studien bekundet sich dur@ die Thatsache, daß zwei Sammelausgaben byzantinischer und sa@lich zugeböriger orientalischer Texte von Gelzer und Bury unternommen wurden. Auf dem Gebiete der Literaturgeshihte is vor allem das Erscheinen der ¡weiten Auflage der einzigen zusammenfafsenden Darstellung, der Ge- schichte der byzantinischen Literatur“ von Krumbacher, zu verzeichnen ; durch die hierin enthaltene Berücksichtigung der theologischen Litera- turgatiung von Ehrhard ift eine empfindliche Lücke auëêgefüflt worden. Die byzantinishe Rechtswifsenschaft ist durch den Tod Zachariae?s von Lingenthal ibres Altmeisters beraubt worden. — Der Orientalisten-Kongreß in Paris hat von allgemein wissenschaftlichen Unternehmungen mit internationaler Betheiligung vor allem zwei ganz neue beshlofsen: die Herausgabe eines Thesfaurus der altegypti- shen Sprache, wozu die Anregung von den Akademien der Wifsen- schaften in Berlin und Münden ausging, und einer islamitischen Encyklopädie. Der nä&fte Kongreß soll im Jahre 1899 in Italien, und zwar wahrseinlich in Rom, stattfinden.
Am Montag ift der Geshichtsforsher und Paläograpb, Gebeime Regierungt-Rath, Professor Dr. Wilbelm Wattenbach in Frank- furt a. M. auf der Heimreise von Brunnen in der Schweiz im Alter von 78 Jahren gestorben. Wattenbah war am 22. Sep- tember 1819 zu. Ranygau in Holstein geboren, studierte in Bonn, Göttingen und Berlin Philologie, wurde 1843 Mitarbeiter an den „Monumenta Germaniae historica“, unter- nahm für diese 1847—49 eine Riise nah Oesterreich, habilitierte fich 1851 für Geschichte an der Universität Berlin und folgte 1855 einem Rufe als Provinzial-Archivar nah Breélau. Im Jahre 1862 wurde er Profeffor der Geschichte an der Universität in Heidelberg und 1873 in Berlin, wo er nun in die Zentral-Direktion der „Monumenta Germaniae“ eintrat. Seit 1882 war Wattenbach auch Mitglied der Königlich preußischen Akademie der Wissenschaften. Hochgeschäßt ift sein Werk „Deutschlands G-schichtsgnellen im Mittelalter bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts* (1858, 6. Auflage 1893— 94), in welhem zum ersten Male die Grundlagen der deutschen Geschichte übersihtlich zu- sammengestellt und die Berichte der einzelnen Schriftsteller kritisch gesihtet worden sind. Für das Studium der älteren Geschichte find seine „Anleitung zur griehishen Paläogravhie“ (1867, 2. Auflage 1877) und feine „Anleitung zur lateinishen Paläographie" (1869, 4. Auflage 1886) von Bedeutung und instruktivem Werth. Ferner {rieb er u. a. „Ueber die Inquifition gegen die Waldenser in Pommern und der Mark Brandenburg“ (1886), eine „Geschihte des römischen Papstthums* (1876) in populärer Form, brachte die von Pery her- ausgegebene Sammlung der „Geschichtschreiber der deuten Vorzeit“ zum Abschluß und hatte au die Leitung der zweiten Gesammtausgabe übernommen.
Land- und Forftwirthschaft.
Saatenstand und Ernteshäßung in Preußen um die Mitte des Monats September 1897.
Nach den Ermittelungen des Königlichen Statistishen Bureaus waren um die Mitte des Monats September im Königreich Preußen die Ernteauësihten für Kartoffeln, Klee und Wiesen folgende (Note 1: sehr gut, 2: gut, 3: mittel {durdsnittlih], 4: gering, 5: fehr gering) : Kartoffeln 2,8 (im August 2,7), Klee (auch Luzerne) 2,5 (vie im August), Wiesen (Grummet) 2,7 (im Auguft 2,6). Der Stand der jungen Saaten berechtigte zu folgenden Erwartungen : Winterweizen 2,5, Winterspelz 2,1, Winterroggen 2,8, Klee 2,3. Der Ertrag der diesjährigen Ernte wird auf Grund von Probedrüschen, wie folgt, geshägt: bei Winterroggen auf 1342 kg vom Hektar (gegen 1403 kg im Jahre 1896, während eine Mittelernte zu 1270 kg ans zunehmen ift), bei Sommerroggen auf 816 kg vom Hektar (gegen 860 im Jahre 1896). :
Erläuternd wird zu diesen Zahlen in der „Stat. Korr." Fol- gendes bemerkt: i
Während in der leßten Hälfte des Monats August das Wetter in den Provinzen Ostpreußen und Pommern sowie in den Regierungs- bezirken Frankfurt, Hildesheim, Osnabrück, Stade und Aurich meist trockden war, trat mit Anfang September in den genannten Lande®- theilen Megen ein, welcher bis gegen den 11. September anhielt und das Einbringen der noch auf den Feldern stehenden Früchte mancher- orten ershwerte. In den meisten Berichtébezirken der Provinz West- preußen und der Regierungsbezirke Potzdam, Hannover und Lüne- burg berrschte dagegen auch in der zweiten Hâlfte der verflossenen Berichtéveriode meist trockenes Wetter vor, das nur bin und wieder durch leihte Regenfälle unterbrohen wurde. Weniger vom Wetter begünstigt waren die Provinzen Sachsen — kleine Theile des Regierungsbezirks Magdeburg ausgenommen —, Schleswig- Holstein, Westfalen, Hefsen-Nafsau, Rheinland und Hohenzollern, in denen erst in den leßten Tagen der Berichtsperiode trockenes Wetter auf antaltende Regengüfse gefolgt ist. Am ungünftigften lauten die Witterungsberihte aus den beiden Provinzen Posen und Schlesien, in denen bäufiger Regen bei niedriger Temperatur vielfa das Ver- faulen der noch auf dem Felde befindlichen Reste der Getreide- und Grummeternte verursachte, auch die Hacksrüchte, insbesondere die Kar- toffeln, scâdigte und die Ackerarbeit ershwerte, ja vielsacz unmöglich machte. Im Zusammenhange mit den zum theil übergroßen Nieder- lägen steht das Auftreten von Schnecken in den Regierungébezirken Pa Münstec und Düsseldorf. Aus den Regierungsbezirken
ötlin, Liegniß, Merseburg, Erfurt, Schleswig und Caffel kommen Klagen über Beschädigungen der Hackfrüchte durch Engerlinge, Die Kartoffeln haben in den ron Nässe heimgesuhten Gegenden ungemein gelitten; besonders zeigt sih unter den Früh- und feineren Speisekartoffeln bereits ein hoher Antheil von erkrankten Knollen, während spätere und gröbere Sorten sich widerstandéfähiger erwiesen haben. Auch der Stärkegebalt ist infolge der Näfse ein gexinger ges blieben. In den meisten êstlichen Regierungsbezirken, welche für den Anbau dieser Fruchtart die wichtigsten sind, gehen die Noten nur wenig über das Mittel hinaus; in den Regierungsbezirken Frankfuri, Posen und in der Provinz Schlesien bleiben sie fogar unter demselben. Etwas günstiger lauten die Nachrichten aus den westlichen Provinzen. Mit dem Ausnehmen hat man, da das Wetter in den leßten Lagen trodener und beständiger geworden ist, fast allgemein begonnen. Der Klee hat, was die Menge anbetrifft, mit Ausnahme des Regierungsbezirkes Stralsund, noch einen befriedigenden zweiten Schritt gegeben. Die Güte des Kleeheues is aber durch die Ungunst des Wetters in vielen Gegenden wesentli beeinträhtigt. In den posenshen und \chlesishen Bezirken ist viel Klee auf dem Felde ver- fault oder so verdorben, daß er zu Futterzwecken niht mehr verwendet werden kann. Aehnlich verhält es sch mit den Wiesen. Sie haben zwar, mit Ausnahme des Regierungsbe irks Hannover sowie der Pro- vinz Fe en - Rassau, an Grummet bessere Erträge ergeben, als nah den Suliberihten der Vertrauensmänner erwartet werden konnte; die
i hen Sektion gehaltenen Vorträgen dürfte der- jenige Friedrich Hirth's über die Geschichte der chinesishen Malerei
Güte hat jedoch durch die andauernden Regengüfse zum theil {wer
geln Der zweite Schnitt der Flußwiesen gilt allgemein als en.
__ Infolge der meist ungünstigen Witterung8verbältnifse schreitet die Bestellung der Aecker zur Wintersaat nur langsam vorwärts.
In einem großen Theile der \{lesishen Berichtsbezirke ist kaum die Hälfte der Felder zur Einsaat vorbereitet. Es ist daher über den Stand des Winterweizens und Winterroggens nur ganz vereinzelt ein Urtheil abgegeben worden, sodaß den für den Staat und die Regierungsbezirke ermittelten Noten kaum irgend welher Werth bei- zumessen fein dürfte.
Die jungen Kleefelder find fast durchweg gut bestanden; in der Provinz Ostpreußen konnten sie bereits gemäht werden.
__ Ueber den Ertrag an Winterroggen wird fast allgemein be- rihtet, daß der Erdrusch den Erwartungen niht entspriht, welche man nach der Menge des geernteten Strobes hegen durfte. Der Grund hierfür wird zumeift darin gesucht, daß der Roggen dur Froft in der Blüthe oder durch Dürre während der Körnerausbildung ge- litten hat. In einer Anzahl der östlihen Bezirke hatte sih der Noggen bereits vor der Blütbe gelagert und konnte darum nit ge- nügend ausblühen. Zudem hat er vielerorten nur mit Auswus ein- gebradt werden können. Von 2287 Vertrauensmännern, welche bis zum 20. des [aufenten Monats ihren Bericht eingesandt haben, find 2145 Schägungen des Ertrages nah Probedrüschen angegeben worden. Als bôchster Durchschnitt des Ertrages in ganzen Regierungsbezirken wurden 2016 kg vom Hektar in Hildesheim, als niedriger 1102 in Köslin gefunden. Bei demSommerroggen, für den nur 639 Schätzungen vorliegen, shwanken die Ecträze zwischen 1578 kg im Regierungsbezirk Aachen und 580 kg im Regierungsbezirk Marienwerder. Nach den vorliegenden Schäßungen der Vertrauensmänner dürfte beim Winter- roggen eine Ernte zu erwarten sein, welhe hinter der des Vorjahres um 4 Hunderttheile zurückbleibt, eine Mittelernte aber, wie sie aus den freisweisen Schäßungen der landwirthschaftlihen Vereine im Jahre 1892 unter Berücksichtigung der Anbauflächen der einzelnen Regierungsbezirke nah zehnjährigem Durchschnitt ermittelt worden ift, um etwa 6 Hunderttheile übertrifft.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.
Indien. Durch Bekanntmahung der Regierung von Bengalen vom 23. v. M. find die \. Z. infolge des Ausbruchs der Beulenpeft in Kurrachee für den Hafen von Kalkutta angeordneten Quarantäne- maßregeln für Schiffe, welche an oder nah dem 17. v. M. den Hafen von Kurrachee verlassen baben, wieder aufgehoben worden. (Vergl. „R.-Anz.“ Nr. 29 vom 3. Februar d. I.)
__ Der Gesundbeitsftand in Berlin bat sih în der Woche vom 5. bis 11. September wesentlich günstiger gestaltet, und auch die Sterblichkeit zeigte eine erheblihe Abnahme; von je 1000 Ein- wohnern starben, aufs Jahr berechnet, 18,8 gegen 21,9 der Vorwoche. Die kühlere Temperatur der Luft, die während der Woche vorherrshte, äußerte ihren günstigen Einfluß durh felteneres Vorkommen von akuten Darmkrankheiten mit tödtlihen Ausgängen, obwohl die Zabll der an diesen Krankheitsformen Gestorbenen immer noch eine bedeutende blieb. Es gelangten 178 Todesfälle dieser Art (gegen 242 in der Vorwoche) zur Anzeige. Sie betrafen vorwiegend Kinder im Alter unter 2 Jahren und waren in dem östlichen Theile der Tempelhofer Vorstadt, in den beiden (besonders in dem jenseitigen) Luifenftädtischen Bezirken, in dem Stralauer Viertel, der Rosenthaler Vorstadt (namentlih im nördlien Theile) und auf dem Wedding am zahlreihsten. Die Betheiligung des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war eine geringere als in der S aro: von je 10000 Lebenden starben, aufs Jahr berehnet, 90 Säuglinge. Akute Entzündungen der Athmungsorgane blieben in beschränkter Zahl; Todesfälle an Lungenshwindsuht wurden weniger gemeldet. — Von den Infektionskrankheiten kamen Erkrankungen an Masern in wenigen Fällen, an Scharlah und Typhus in verminderter, an Diphtberie in gesteigerter Zabl zur Anzeige, und zwar wurden Erkrankungen an Typhus aus der Rosenthaler Vorstadt, an Diphtherie aus der jenseitigen Luisenstadt, dem Stralauer Viertel und der nörd- lien Rosenthaler Vorstadt am häufigsten zur Meldung gebracht. Erkrankungen an Kindbettfieber wurden vier bekannt. RNofenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut gelangten in beschränkter Zaht zur ärztlichen Beobahtung. Die Erkrankungen an Keuchhusten haben etwas abgenommen und zeigten einen milderen Verlauf (4 Todesfälle). Auch Erkrankungen an rheumatishen Beschwerden aller Art, nament- lih rheumatishe Beschwerden der Muskeln, wurden weniger zur ärzt- lihen Behandlung gebracht.
Verdingungen im Auslande.
Jtalien. 29. September, 10 Uhr. Artillerie-Direktion des Bau-Arsenals in Turin: Lieferung von 15 968 kg starkem und von 1780 kg mittelstarkem Eisenblech, Vorans(lag: 8963 Fr., Kaution 897 Fr., Lieferungsfrist 40 Tage; ferner von 17500 kg ftarfkfem und von 1290 kg mittelstarkem Eisenblech, Voranschlag: 9459,50 Fr., Kaution
946 Fr. E ¿ Niéderlaude
__29.September. Niederländische Handelsgesellschaft in Rotterdam: Offentlicher Verkauf von 50 000 Blöcken Bankazinn nnd 3900 Blöken Zinn von Singkap.
L Rumänien. 1. Oktober. General-Direktion der rumänischen Eisenbahnen in Bukarest: Lieferung von 4800 m blauem Tuch für Uniformen. _11. Oktober. Kriegs-Ministerium in Bukarest: Lieferung von 7827 wasserdihten Proviantsäen. 12, Oktober. Ebenda: Lieferung von 72545 m Zeltleinwand. 14. Oktober. Ebenda: Lieferung von 9257 Leibgurten. 8. November. Stadtverwaltung von Dragaschani: Bau eines Rathhauses. Voranschlag 65 000 Fr.
Bulgarien. 9. Oktober, 10 Uhr. Finanz-Minifterium in Sofia: Verkauf von 3 Millionen bulgarischen silbernen Lews- (Frank) Stücken für die Nominalsumme von 15 Millionen Lews. Kaution 300 030 Lews in Gold, zu binterlegen bei der bulgarishen Nationalbank.
Egypten. 18. Oktober. Der Präsident der Eisenbahn-, Telegraphen- und Pafenverwaltung von Alexandrien, in Kairo: Leferung von 250 000 kg Del „Globe“ zum Schmieren.
Verkehrs-Anstalten.
Der Fahrplan der Königlichen Eisenbahn - Direktion Köln vom 1. Oktober enthält folgende wihtigeren Aenderungen aegen den bisherigen Fahrplan: Neue Züge: Personenzug 264 Kempen— Kaldenkirhen. Ab Kempen 8,22, an Kaldenkirhen 9,23. — Soustige Aenderungen: Der bisherige Personenzug 92a ab Köln 9,15—Koblenz 11,03 ist in einen Schnellzug umgeändert worden. Personenzug 227 ab Köln 2,24—Kleve 4,37 erhält Anschluß an D-Zug 113 von Frankfurt a. M.
Dresden, 21. September. (W. T. B.) Auf der leßten durh Hocwaner z. Z. noch gestôrten sächsishen Linie Mügeln —Get- sing— Altenberg wird am 22. d. M. der Gesammtverkehr auf der Theilstrecke von Mügeln—Burkhardtswalde—Maxen bis Glags- hütte wieder eröffnet. Die Reststrecke Glashütte—Geising— Altenberg bleibt noch ungefähr 6 Tage gesperrt.