1897 / 226 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 25 Sep 1897 18:00:01 GMT) scan diff

der Kaufmann Wilhelm Meyer und der Fabrikant Karl Schwarz in Hannover bei dem Landgericht daselbst, der Kaufmann Moriß Seligmann, der Kaufmann Otto Meurer, der Kaufmann Franz Kaesen, der Kaufmann Karl Wendt, der Kaufmann August Wilhelm Oester- rieth, sämmtlich in Köln, bei dem E daselbst, der Seidenfabrikant Hermann Richard von Beckerath und der Färbereibesißger Johann Friedrich Ernst Ziellessen in Krefeld bei der Kammer für Handelssachen daselbst, der Kaufmann August Frowein und der Kaufmann Eduard Springmann in Elberfeld, bei dem Landgericht daselbst, der Kaufmann Eduard Molineus und der Kaufmann Ernst Mittelsten-Scheid in Barmen, der Kaufmann Eugen Widmayer in Ronsdorf sowie der Kaufmann Moriß Hasenclever in Remscheid bei der Kammer für Handels- sachen in Barmen, der Kaufmann Gustav Menne in Siegen bei der Kammer für Handelssachen daselbst, der Fabrik-Direktor Gottfried Ziegler in Oberhausen und der Kaufmann Gustav Steinback in Emmerih bei dem Landgericht in Duisburg, der Rentner Adolph Hollmann und der Kauf- mann Georg - Krawehl in Essen sowie der Fabrikbesiger Adolph Borbet in Schalke bei dem Landgericht in Essen, der Fabrikbesißer Johann Friedrich Post in Hagen-Eilpe und der Kommerzien-Nath Karl Georg Shwemann in Hagen bei dem Landgericht in Hagen, der Stadtrath Ludwig Leo in Königsberg i. Pr. bei dem Landgericht daselbst und der Kommerzien-Rath Henry Frenßzel-Beyme in Memel bei dem Landgericht daselbst. | j

Zu stellvertretenden Handelsrihtern find ernannt: der Banquier Oskar Nelke, der Juwelier SURY Strauß und der Fabrikbesißer Otto Lueben in Berlin bei dem Land- geriht I in Berlin, der Banquier Emil L. Meyer und der Kaufmann Heinrich Krüger in Hannover bei dem Land- geriht daselbst, der Kaufmann Karl Rautenstrauch und der Kaufmann Alfred Fremerey in Köln, sowie der Kaufmann Franz Andreae in Mülheim a. Rh. bei dem Landgericht in Köln, der Kaufmann Julius Langen und der Kaufmann Otto Krönlein in M.--Gladbach, sowie der Kaufmann Ewald Corty in Viersen bei der Kammer für Handelssachen in M.-Glad- bach, jowie der Fabrikant Ernst Huffmann in Werden und der Bergwerks-Direktor Jgnayÿ Reuscher in Uckendorf bei dem Landgericht in Essen und der Kaufmann Friß Heu- mann in Königsberg i. Pr. bei dem Landgericht daselbst; wiederernannt: der Fabrikbesißer Georg Beermann, der Fabrikbesißer Hugo Bendix, der Direktor des Juyaliden- danks Wilhelm Brenken, der Kaufmann Julius Grün- wald, der Kommerzien-Rath Hugo Lissauer, der Direktor der N Kreditbank Anton Gustav Wittekind, sämmtlih in Berlin, bei dem Landgeriht T in Berlin, der Kaufmann Hans Leyendecker und der Kaufmann Franz Hagen jun. in Köln bei dem Landgericht daselbst, der Kolonialwaarenhändler Friedrih Wilhelm Jörgens und der Sammetfabrikant Friedrih Wilhelm Deußen in Krefeld bei der Kammer für Handelssachen daselbst, der Kauf- mann Ulrich Pelzer in Rheydt bei der Kammer für

andels\sahen in M.-Gladbah, der Kaufmann Karl August

L und der Kaufmann Wilhelm Köhler in Elberfeld bei dem Landgericht daselbst, der Kaufmann Robert Schmersahl und der Kaufmann Alexander Erbslöh in Barmen sowie der Kaufmann Walther Hilger in Remscheid bei der Kammer für Handelssachen in Barmen, der Fabrikant Otto Mattner in Siegen bei der Kammer für Handels- sachen daselbst, der Fabrikbesizer August Thyssen in Mülheim a. d. Ruhr und der Direktor Max Hütten- müller in Oberhausen bei dem Landgericht in Duisburg, der Buchhändler Gustav Bädeker in Essen bei dem Land- gericht daselbst, der Fabrik-Direktor Otto Klinge in Nachrodt und der Kaufmann Eduard Doerken in Gevelsberq bei dem Landgericht in Hagen, der Kaufmann und Konsul Eduard Hay und der Kaufmann Franz Wiehler in Königsberg i. Pr. bei dem Landgericht daselbst und der Ge- heime Kommerzien - Rath Heinrih Gerlach in Memel bei dem Landgericht daselbst. | :

Der Landgerichts - Rath Dr. Starkowski in Liegniß, der Amts3gerichts-Rath Graen in Höxter, der Rechtsanwalt und Notar Kremser in Neustadt O.-Schl. und der Rechts- anwalt Beùúdziulli in Neunkirchen sind gestorben.

Béelanntma Uno

Gemäß § 46 des Kommunal-Abgaben-Gesezes vom 14. Juli 1893 wird zur öffentlihen Kenntniß gebracht, daß aus dem Betrieb der auf Königlich preußischem Staatsgebiet belegenen Strecken der Pfälzischen Eisenbahnen für das Jahr 1896 folgender kommunalabgabepflichtiger Reinertrag erzielt worden ist: j h; a. für Ebernburg (Mitte der Nahebrüe) Ma þ. Lauterecken—DOdernheim . . Mtainz, den 23. September 1897.

Der Königliche Eisenbahn-Kommissar. Breitenba ch.

8 216,45 M, 79 003,16

Die Personal-Veränderungen in der Armee befinden sich in der Ersten Beilage.

Nichkamkliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 25. September.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen gestern in Rominten von Nachmittags 3 Uhr an den Vortrag des Chefs des Marinekabinets entgegen.

Durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 19. Zuli d. J. ist bestimmt worden, daß das Panzerschiff I. Klasse „Kaiser Wilhelm I[.“ der Marine-Station der Nordsee zuzutheilen ist.

Jn der Zeit vom 1. April 1897 bis zum Schlusse des Monats August 1897 betrug die Ee Einnahme der Post- und Telegraphen-Verwaltung 128 008 435 4, gegen 118 746 299 (6 in demselben Zeitraume des Vorjahres, mithin im Etatsjahre 1897/98 mehr 9262136 A, die nach- gewiesene Einnahme der Reichseisenbahn-Verwalt ung 31 519000 M, gegen 29 823000 A in demselben Zeitraum des Vorjahres (die definitive Einnahme stellte sich im Vor- jahre um 518 841 M höher), mithin im Etatsjahre 1897/98 mehr 1696 000

Es ist in Frage gekommen, ob zu den notariell oder in Protokollform abgeschlossenen Mieth- und Pachtverträgen über unbeweglihe Sachen neben dem zu dem vor- geschriebenen Mieth- oder Pachtverzeihniß zu verwendenden Werthstempel von 1/19 vom Hundert der Notariatsurkunden- stempel oder der Protokollstempel nah Tarifstelle 45 oder 53 des Stempelsteuergeseßes vom 31. Juli 1895 zu verwenden ist. Die Frage muß, wie der Finanz-Minister in einem Rundschreiben an die Provinzial -Steuer - Direktoren vom 9. d. M. bekannt giebt, verneint werden, weil es der Absicht des Stempelsteuergeseßes entspricht, die Mieth- und Pachtverträge der vorbezeichneten Art gleichviel, ob sie privatschriftlich, gerichtlih, notariell oder protokollarisch beurkundet sind steuerlih einheitlich zu behandeln und für alle diese Verträge dieselbe Form der Erhebung der Steuer vorzuschreiben. Hieraus und aus dem Umstande, daß der Stempel der Tarifstelle 48a auf dem Vertrage und nicht auf dem V-rzeichnisse ruht, folgt, daß weder der Notariatsurkundenstempel noch der Protokoll- stempel bei Mieth- und Pachtverträgen über unbewegliche Sachenin Frage kommen kann, sondern auch in den Fällen der ge- richtlichen, notariellen oder protokollarishen Verbriefung nur der Mieth- oder Pachtstempel zu erheben ist, wenn lediglich ein Mieth- oder Pachtvertrag beurkundet wird. Jst der Mieth- oder Pachtvertrag als solcher stempelfrei, weil der nach der Dauer eines Jahres zu berehnende Mieth- oder Pachtzins 300 6 oder weniger beträgt, so bleibt auch in den gedachten Fällen eine Abgabe nicht zu entrichten, selbst wenn der Werth des Gegenstandes 150 4 übersteigen sollte.

Auch Beurkundungen von Abtretungen der Rechte aus Mieth- und Pachtverträgen (Absagz 7 der Tarif- stelle 48a des Stempelsteuergeseßes) sind dem Stempel für Notariatsurkunden oder Protokolle nicht unterworfen.

Der Regierungs-Afsessor Goede zu Wulkow bei Stargard i. P. ist dem Landrath des Kreises Belgard, der Regierungs- Assessor von Brockhusen zu Groß-Justin (Kreis Kammin) dem Landrath des Kreises Tondern und der Regierungs- Assessor von Keßeler zu Domäne Niederhone, Kreis Eschwege, dem Landrath des Kreises Mörs, Regierungsbezirk Düsseldorf, zur d, in den landräthlichen Geschäften zugetheilt worden.

Swinemünde, 24. September. Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrih Leopold traf heute früh 8 Uhr an Bord der Yacht „Hohenzollern“ von Stockholm hier ein und seßte um 10 Uhr die Reife nah Berlin fort.

Mecklenburg-Schwerin.

Seine Hoheit der Herzog Johann Albrecht, Regent des Großherzogthums Mecklenburg-Schwerin, Höchstwelher am Donne1stag Abend von Stockholm wieder in Schwerin ein- getroffen war und sih sofort nah Rabensteinfeld zu Jhrer Königlichen Hoheit der verwittweten Großherzogin Marie begeben hatte, hat nachstehende Verordnung, betreffend das Ab- leben Seiner Hoheit des Herzogs Friedrih Wilhelm, er- lassen:

Im Namen Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs.

Wir Johann Albrecht, von Gottes Gnaden Herzog zu Mecklenburg, Fürst zu Wenden, Schwerin und Ratzeburg, auch Graf zu Schwerin, der Lande Rostcck und Stargard Herr 2c., Regent des Großherzogthums Mecklenburg - Schwerin, fügen unter Entbietung Unseres gnädigsten Grußes zu wissen: : :

Einen neuen {weren Verlust hat Unser Großherzogliches Haus nah Gottes Willen erlitten. Unser vielgelieb!er, theurer Bruder, die Freude und der gerechte Stolz Seiner nun so tief g&eugten Mutter, Seine Hoheit der Herzog Friedri Wiibelm zu Mecklenburg hat am

eftrigen Tage in der Blüthe Seiner Jahre im Dienste der Kaiser- ichen Marine den Tod in den Wellen gefunden.

Wir geben Uns der tröstlihex Ueberzeugung hin, daß der See- mannstod dieses braven Sohnes Mecklenburgs im ganzen Lande den \{chmerzlichsten Widerhall findet, und verordnen, daß in hiesiger Resi- denz zwei Wocven hindu ch, im übrigen Lande aber am Tage der Beisetzung ein Trauergeläut Mittags von 12—1 Uhr in allen Kirchen anzustellen ift. i

Auch foll hierselb in der Zeit vom Eintreffen der Fürstlichen Leiche bis zum Beiseßungstage einshließlich, im übrigen Lande aber am Tage der Beiseßung weder Schauspiel noch Tanzmusik stattfinden.

Die öffentlichen Behörden haben sich während einer Woche (bis zum 30. d. M. einschließli) des s{chwarzen Siegels zu bedienen.

Gegeben dur das Großherzoglihe Staaté-Ministerium.

Schwerin, den 23. Stcptember 1897.

Iohann Albrecht. A. von Bülow. von Amsberg. A. von Pressentin.

Seine Majestät der Kaiser hat, wie das Großherzog- lihe Ministerium bekannt giebt, das nachstehende Beileids- telegramm an Seine Hoheit den Herzog Johann Albrecht erichtet: : y Tief ershüttert durch den Verlüst Deines lieben Bruders, spreche Ich Dir Mein innigstes Beileid aus. An ihn als einen der besten Offiziere der Marine knüpfte Ih die schönsten Hoffnungen. Mit seinem Soldatentode {ließt das junge Leben, das der Stolz seines Hauses, seiner Vorgeseßten und Kameraden war. Wilbel ilhelm.

; Der Großherzoglihe Hof hat auf 45 Tage Trauer an- gelegt.

Sachsen- Meiuingen.

richtet, von Tirol wieder in Schloß Altenstein eingetroffen.

Schwarzburg-Rudolstadt,

Jhre Durchlaucht die Prinzessin Thekla hat ih an- läßlih des Todes Seiner Hoheit des Herzogs Friedrih Wil- helm zu Mecklenburg gestern Vormittag von Schwarzburg

Seine Be der Herzog ist, wie die „Magd. Ztg.“ be-

Hamburg, Das untergegangene Toxcpedoboot S 26 ist, wie „W. T. B.“ aus Cuxhaven meldet, gestern Vormittag an der Unglücksstelle bei der Boje aufgefunden worden. Die Taucher- und Bergungsarbeiten werden dur die sehr be- wegte See verhindert.

Oesterreich-Ungarn.

Die Großfürstin Maria Pawlowna ist heute früh in Wien eingetroffen. - Das österreichische Herrenhaus vollzog gestern, wie „W. T. B.“ meldet, die Wahl von 20 Mitgliedern und 10 Er- saßmännern für die Delegation. Jm Abgeordnetenhause wurde der Antrag des Abg. Ruß, über die gestrige Antwort des Alters-Präsidenten Dr. Zurkan betreffs der nicht erfolgten feier- lichen Eröffnung des Reichsraths durch den Kaiser die Debatte zu eröffnen, in namentliher Abstimmung mit 156 gegen 87 Stimmen abgelehnt. Hierauf ging das Haus zur Tages- ordnung über und nahm die Wahl der Schriftführer und Ordner vor. Unter heftigen Kundgebungen der Linken wurde sodann aber- mals die Angelegenheit der angeblich als Diener des Hauses verkleideten Polizisten zur Sprache rat und dur den Präsidenten Kathrein dahin klargestellt, daß im Hause keine Polizisten vorhanden seien, fondern daß nur einige Diener früher der Sicherheitswahe angehört hätten, was für ihre Anstellung kein Hinderniß bilde. Es folgten dann Anfehtungen der Mandatsausübung des begnadigten Abgeordneten Szajer, auf welche der Präsident Kathrein erklärte, daß das Präsidium ein Gutachten des Justiz- Ministeriums eingeholt habe und mit diesem der Ansicht sei, daß Szajer auf Grund der Begnadigung Abgeordneter bleibe. Nach längerer Debatte beantragte der Abg. Dr. Menger schließlich die Prüfung des ftrittigen Falles durch einen Aus\{huß. Alsdann erfolgte die Abstimmung über einen von dem Abg. Dr. Groß gestellten Antrag auf Abänderung des gestrigen Sizungsprotokolls über die Präsidentenwahl. Der Antrag wurde mit 181 gegen 96 Stimmen abgelehnt. Nach- dem mehrere Redner die ‘Dringlichkeit der eingebrachten No th- standsvorlagen befürwortet hatten, beraumte der Präsident Kathrein die nähste Sizung zur Vornahme der Wahlen für die Delegationen für den Abend an, was eine längere erregte Debatte zur Folge hatte. Der Abg. Wolf (Schönerer- Gruppe) beantragte, keine Delegationswahl vorzunehmen, so lange das Quotenverhältniß nicht geregelt sei. Der Abg. Prade (deutsche Volkspartei), der Abg. Pergelt (deutsh-fortsrittlih) und der Abg. Pattai (christlih-sozial) unterstüßten diesen Antrag. Auch der Abg. Daszinski befürwortete denselben, indem er auf das Gerücht hinwies, daß die Re- gierung nah der Delegationswahl den Reichsrath zu vertagen beabsichtige. Die Sißung nahm einen heftigen Charakter an, als der Präsident Kathr ein den Antra: des Abg. Wolf auf Ansezung eier Pause von 10 Minuten vor der Ab- stimmung als unzu!ässig bezeichnete und dem Abg. Wolf das Wort entzog. Dieser sprach weiter und apostrophierte unter anderen die Majoruät in höhnisher Weise, was von dieser mit stürmischen Rufen: „Hinaus!“ beantwortet wurde. Der An- trag des Piäsidenten bezüglich der Tagesordnung wurde in namentliher Abstimmung mit 206 gegen 110 Stimmen ange- nommen. Der Abg. Berner (Sozialdemokrat), welcher theils in czechisher, theils in deuisher Sprache spra, stellte und begründete hierauf einen Antrag, dahin gehend, die Sißung möge heute Vormittag mit einer anderen Tagesordnung ab- gehalten werden, was der Abg. Daszinski, der sich erst der polnischen, dann der deutschen und zum Schluß abermals der polnischen Sprache bediente, E Während dieser Nede entstand großer Lärm. Der Präsident Kathrein erklärte jede weitere Verhandlung für unmöglich und {loß die Sißung mit der Mittheiluna, daß er die Tagesordnung für die nächste Sizung schriftlich bckannt geben werde.

Der verfassungstreue Großgrundbesißy des Ab- geordnetenhauses hat folgende Erklärung veröffentlicht :

Die Vereinigung der Großgrundbesiter unter dem Vorsitz des Freiherrn von Ludwig-:dorf beshloß einhellig, die Vornahme der Delegationswahl niht nur nicht zu hindern, J für dieselbe einzutreten. In Konsequenz dieses Beschlusses hat daher die Vereinigung in dem Laufe der gestrtgen Sißzung bei der Abstimmung über die De der Tagesordnung der heutigen Sißung des Abgeordnetenhauses für die von dem Prä sidenten Kathrein vorgeshlagene Tagesordnung, d. h. für die Vornahme der Delegationswahlen, gesttmmi. Maßgebend für diese Haltung des Giroßgrundbesißes war die Erwägung, daß es ih bei dieien Wahlen nit um eine Angelegenheit der auch von thm verurtheilten inneren Politik, sondern um eine die Machtstellung der Monarchie nach außen tangierende Angelegenheit handelt, ins- besondere um die Politik des Ministers des Aeußern, die bekanntlich die volle Billigung und Sympathie dieser Vereinigung befißt. :

Einer Mittheilung der czehischen Abgeordneten aus Böhmen und Mähren zufolge haben die deutschen Abgeordneten dicser Kronländer das ihnen von den czechishen Abgeordneten für die Delegationswahlen angebotene Kompromiß abgelehnt. | :

Dem „Fremdenblatt“ zufolge beabsihtigt der Finanz- Minister von Bilinski, das Budget für 1898 am 29. September in der Sißung des Abgeordnetenhauses vor-

ulegen. |

: San Anwesenheit des Kaisers wurde gestern in Budapest der Schlußstein zu der neuen Artillerie - Kaserne gelegt. Auf eine Ansprache des Bürgermeijters gab der Kaiser seiner Freude Ausdruck, daß die Schlußsteinlegung ihm Gelegenheit biete, dem Munizipium der ungaris{chcn Haupt- und R-sidenzstadt scine volle Anerkennung und seinen Dank für die patriotishe Opferwilligkeit aussprehen zu fköanen, welche es im Jnter-:sse der Wehrmacht jederzeit an den Tag lege.

Aus Agram wird gemeldét, daß die Kommission für die Untersuhung der Unruhen, bei welchen Landes- grundbuchs - Direktor Coijanowic, Bezirksvorstand Bro- zovic und der Geometer Djakovic erschlagen und die Leichen derselben verstümmelt wurden, bisher 830 Verhaftungen vor- genommen habe. Jn mehreren Bezirken sei das Standreht publiziert worden.

Frankreich. Die Budgetkommission ist, der „Köln. Ztg.“ zufolge: zum 4. Oktober zusammenberufen worden und soll sich zuerst mit dem Marine-, dann mit dem Militärbudget befassen.

i Rußland. | Der Minister des Auswärtigen Graf Murawiew ist,

nah Schwerin begeben. Der Fürstlihe Hof hat auf sechs

Wochen Trauer angelegt.

wie das „Journal de St.-Pétersbourg“ meldet, gestern nah

blieben bis jeßt ohne Ergebniß.

Spala abgereist und wird sich alsdann auf Urlaub nah dem Auslande begeben. Die Leitung des Ministeriums des Aus- wärtigen ist dem Grafen Lam bs3dorff anvertraut worden.

Ftalien.

Der spanische Botschafter bei dem Vatikan Merry del Pal ift gestern früh in Rom angekommen und hatte alsbald eine Audienz bei dem Papst.

Niederlande.

Der Finanz-Minister hat gestern der Kammer das Budget ir 1898 vorgelegt. Die Ausgaben belaufen sih, wie „W. T. B.“ Fridtet, auf 1413/4 Millionen Gulden; das Budget {ließt mit einem Fehlbetrage von 61/z Millionen Gulden ab, der dur Ueberweisungen an die Gemeinden und durch den Rückgang der Einnahme aus der Personalsteuer verursaht ist. Das ordentliche Budget weist einen Fehlbetrag von 11/, Millionen Gulden auf, der dur Erhöhung der Säße des Zolltarifs gedeckt werden soll.

Türkei.

Der österreichisch - ungarische Botschafter Freiherr von Calic e wurde, wie „W. T. B.“ meldet, gestern nah dem Selamliï von dem Sultan in Audienz empfangen. Abends wurde der russishe Botschafter von Nelidow in Abschieds- audienz Ep as,

Der bulgarische diplomatishe Agent bei der Pforte Marcow hat seine Bagnde um die Ertheilung der Bischofsberate für Kukush, Melnik, Strumiyza, Dibre und Monastir wieder aufgenommen ; wie verlautet, sollen die beiden erstgenannten ausgefolgt werden.

Dänemark. Der Reichstag ist auf den 4. Oktober einberufen worden.

Asien.

Das „Reuter’she Bureau“ meldet, daß der General Lockhart Simla verlassen habe, um den Oberbefchl über die Expedition gegen die Afridis zu übernehmen, welche wahr- sheinlih am 3. Oktober abgehen werde.

_ Der General Jeffreys begegnet jeßt nur ganz geringem Viderstande seitens der Mohmands; am Mittwoch zerstörte er einige Befestigungen und gestern die Stadt Tangi, während

die Mohmands von den umgebenden Höhen herab zuschauten. |

Afrika.

Der Gouverneur der Kapkolonie Sir Alfred Milner hat, wie „W. T. B.“ berichtet, in einer vorgestern in Port Albert gehaltenen Rede geäußert, er sei fest Überzeugt, daß, wenn man die Mehrheit der holländish sprechenden Bevölke- rung der Kolonie von den wahren Absichten und Gefühlen der Regierung überführen könnte, die politishen Schwierigkeiten im Lande beträhtlich abnehmen würden.

Arbeiterbewegung.

In Friedrichshagen bei Berlin haben einer Mittheilung des „Vorwärts“ zufolge die Hand\huhmacher der Handschuh-Fabrik bon H. E. Hopp etwa 60 an Zahl wegen Lohnstreits am 21. September ihr Arbeitsverhältniß gekündigt. Einigungsversuche

In G1äfenroda im Herzogthum Gotha sind nah demselben Blait die Arbeiter der Kehlleisten-Fabrik von Otto Messing in den Ausstand getreten.

Aus Berlin wird zum Formerausstand gemeldet: Der Verband der Metallindustriellen hielt am Donnerstag eine A ab, in der beschlossen wurde, Erhebungen über den Umfang des Aus- standes vorzunehmen. Die Vertrauenskommission des Verbandes wird, nachdem das Resultat eingegangen, in einer Sitzung zu Beginn nächster Woche über die Beantwortuxg der Zuschrift des Einigungsamts des Berliner Gewerbegerihts wegen der Beilegung des Ausstandes dur Vergleich beschließen. Ueber das an den Vor- stand gelangte Schreiben der Vorsitzenden des deutshen Metallarbeiter- Verbandes und des Formerverbandes wurde, wie die Berliner , Volk3- Ztg.“ „berihtet, kein Beschluß gefaßt. Die Zahl der Ausständigen wird für den geftrigen Abend auf 512 Former angegeben, die in 21 Gießereien beschäftigt waren.

Statistik und Volkswirthschaft.

Die auf Selbsthilfe gegründeten deutshen Erwerbs- und Wirthschaftsgenossenschaften im Jahre 1896.

Der von dem Anwalt des Allgemeinen Verbandes der deutschen Erwerbs- „und Wirthschaftsgenossenschaften, Dr. Crüger, erstattete Jahretberiht für 1896 führt in seinen Listen 14 842 Genossenschaften auf, gegen 13 005 am 31. Mai 1896. Davon waren (die in Klammern geseßten Zahlen beziehen sih überall auf das Vorjahr)

Kreditgenossenschaften . 9417 (8069),

Rohstoffgenossenschaften:

gewerbliche (58), landwirthschaftliche (1085), (21),

(248),

Werkgenossenschaften : Wee andwirthschaftlihe Magazingenossenschaften : mene (56), andwirths{chaftliche (19), Produktivgenossenschaften: gewerbliche (129), landwirthschaftliche 1 (1604), Verschiedene Arten von Genossenschaften . . (184), oasumvereine 1409 (1400), Baugenossenschaften a 106 (139). Die unbeschränkte Haftpflicht haben die meisten Genossenschaften :

11 224 (9929), davon 8535 (9359) Kreditgenossenschaften; die be-

f ränkte Haftpfliht haben 2870 (2337) Genossenschaften, davon

ay (956) Kreditgenossenshaften, 942 (903) Konsumvereine; die uy-

(g Yränkte Nachschußpflicht haben 122 (113) Genossenschaften, darunter d (41) Kreditgenossenshaften und 60 (5b) landwirthschaftliche fo: uktiy- (Molkerei-) Genossenschaften; nicht eingetragene Genossen- aften waren 626 (626) Genossenschaften.

V Der Jahresberiht für 1896 führt 18 Genossenschafts- erbände namentli auf; sie sind zum Zwecke des Austausches der emachten Erfahrungen, zur Ertheilung von Rath und Auskunft, zur

fi ahrung und Verfolgung gemeinsamer Interessen und zur Durch-

didrung der gefeßlich vorgeschriebenen Revision gebildet worden ;

Jon ist der älteste der von Shulze-Delibsh im Jahre 1859 errihtete

lgemeine Verband der auf Selbsthilfe beruhenden Erwerbs- und Wirthschafts enofsenshaften

n Verbandsleitung in Berlin) mit 1518 Genossenschaften, die Bit Unterverbände getheilt sind. Die größte Fahl von Genossen- i ften umfaßt der Allgemeine Verband der landwirth schaft-

Verh. Genossenschaften des Deutshen Reichs (Sth der

andsleitung in Offenbach a. M.) mit 4232 Genossenschaften.

Jahren, die ländlichen Kreditgenossenshaften, die Darlehnskafsen- Vereine, deren Errichtung vielfa unter dem Eingreifen von Beamten und Geistlichen e Die staatlicherseits geförderte Bewegung zur Errichtung von „Handwerker - Innungs - Ntedtigensiten: schaften“ hat den Erfolg gehabt, daß bisher in 11 Städten 28 folcher Kreditaenofsenschaften errichtet worden sind.

Die statistischen Zusammenftellungen des „Jahres- berihts“ enthalten die Nachweise über die Geschäftsergebnisse von Kreditgenossenschaften, Rohfstoff-, Magazin-, Pro- duktiv-, Baugenossenschaften und Konsumvereinen.

Zu der Statistik über die Kreditgenossenshaften berihteten 1055 Genossenschaften, sämmtlich nach dem System von Schulze- Delitz\ch. Diese 1055 Kreditgenofsenshaften hatten 527 765 Mit- glieder. Aus einer besonderen Mitgliederstatistik, an welcher sich 1002 Kreditgenossenschaften betheiligten, geht bervor, daß die selbst- ständigen Landwirthe, Gärtner 2c. mit 31,6% (3209/0) bei den Squlze-Deliß\{ch’s{hen Kreditgenossenshaften als Mitglieder betheiligt find; dann folgen die selbständigen Handwerker mit 25,3 9/9 (25,4 9/0). Die starke Betbeiligung der Landwirthe an den Kreditgenossenshaften nah dem System von Dr. Schul;e-Delißsh (die Zahl bei 1002 zu der Mitglieder-Statistik berichtenden Kreditgenofsenschaften beträgt 159 388) liefert den Beweis dafür, daß die Landwirthe bei diesen Genossenschaften niht nur die O E Kreditbedürfnisses finden können, sondern au daß die Kreditgenofsenshaften bestrebt sind, allen nah dieser Richtung hin an sie gestellten Ansprüchen gerecht zu werden. Es ist dies auch in dem vorjährigen Erlaß des preußischen Landwirthschafts- Ministers an die Landwirthschaftskammern über die Befriedigung des Personalkredits der Landwirthe anerkannt worden, und die neueren Erhebungen des Vereins für Sozialpolitik über den Personalkredit des ländlihen Kleingrundbesizes be- stätigen den großen Werth der Shulze-Deliß'shen Kreditgenossen- schaften für die Befriedigung des Kreditbedürfnisses der Landwirthe.

Die von den berichtenden 1055 Kreditgenossen\chaften nah dem System von Shulze-Delißsh im Jahre 1896 gewährten Kredite betragen 1 673 687 936 Von diesen Krediten entfallen auf

Vorschufiwechsel , 562 546 703 M, Schuldschein . 103 806 058 ,„ Diskonten . 397582141 Hypothek 17998965 , Kontokorrent . 591 754 069 ,„

Das Gesammtbetriebskap ital der 1055 berihtenden Kredit- genossenschaften hat Ende 1896 685 278 485 M4 betragen; davon ent- fallen 169 507 281 auf dos eigene Vermögen der berihtenden Kreditgenossenshaften in 129 774777 M’ Geschäftsguthaben und 39732504 G Reserven und 515 771204 M auf ange lichene fremde Gelder. Die Verzinsung der fremden Gelder betrug im Jahre 1896 durhschnittlich 3,3% (3,59 9/6). Eine besondere Untersuchungergiebt, daß derzur Erhebung gelangte Zinsfuß für ausgelieheneGelder bei der weitaus größtenZahl der berihtendenKredit- genossenschaften unter 59/6 bleibt, was den auf dem Geldmarkt herrshenden Verhältnissen wohl entspriht. Die Gehälter und Unkosten be- trugen bei den berichtenden 1055 Kreditgenossenshaften 6 807 099 4 = 20% des Bruttogeschäftsertrages und 0,41 9/9 der gewährten Kredite. Die Abschreibungen an Grundstücken und Geschäfts- einrichtungen sind mit 318 125 #6 aufgeführt. Verluste hatten im Jahre 1896 370 der berihtenden Kreditgenossenshaften zu ver- zeichnen ; sie betrugen 919 834 46 Nur 13 Genossenschaften mußten ihren ganzen Geschäftsertrag zur Deckung der Verluste verwenden; die anderen konnten Gewinn zur Vertheilung bringen. Der Neiugewinn der berih- tenden Kreditgenossenshaften belief sich im Jahre 1896 auf 9 827 867 46 Es wurden davon 2459597 M den Reservefonds zugeschrieben, 6 929 3759 A als Dividende an die Mitglieder vertheilt, 70461 46 zu Volksbildungs- und anderen gemeinnützigen Zwecken verwendet, 38 239 A6 für befondere, im Interesse der Genossenschaften liegende Abhaltung von Verbandstagen 2c.) ver- t auf neue Rechnung übertragen. Es wird ‘besonders der Ausdehnung des Chbedckverkehrs unter den berihtenden Kreditgenofsenshaften Erwähnung ge- than. 141 der berichtenden Kredttaenossenschaften haben diefen Geschäft8zweig eingeführt. 63 Gencssenshaften machten Zahlen- angaben über die Umsäge auf Checkfonto; darnah fanden bei jenen 63 Kredit zenossenshaften im Jahre 1896 84 252 355 4 Einzahlungen, 77 686 462 6 Auszahlungen auf Checkfkonto statt, es waren 5337 Checkfonten eröffnet worden, und die Zahl der eingelösten Checks hatte 55 561 betragen. Im Jahre 1896/97 find 80 Kreditgenossen- schaften in Liquidation getreten, davon 62 ländlihe Darlehns- kass-n, welche erst kurze Zeit bestanden, denen die Vorbedingungen für eine Geschäststhätigkeit fehlten. In Konkurs geriethen in 1896/97 5 Kreditgenossenschaften.

Von den Genossenschaften in zweigen haben 13 gewerblihe und 1 landwirthschaftlihe Roh - stoffgenossenschaft, 2 gewerbliche Werkgenosfenschaften, 9 gewerbliche Magazingenossen\chaften, 16 gewerblihe und 1 landwirthshafiliheProduktivgenossenschaft zu der Statistik des Jahresberichts für 1896 berihtet. 13 gewerbliche Nohstoff- genossenschaften hatten zusammen 483 Mitglieder, der Erlös für verkaufte Rohstoffe betrug 646 553 4 ; 12 der beridtenden Nohstoff- genossenshaften erzielten zusammen 46 892 46 Reingewinn; die Ge- schäftsguthaben der Mitglieder betrugen Ende 1896 248 694 M, die Reserven 82 213 4, die fremden Gelder 210 496 4 2 gewerbliche Werkgenossenschaften (Tuhmacher in Malchow i. Mecklbg. und Tischler in Güstrow i. M hatten je 23 bezw. 22 Mitglieder ; die Maschinen der ersten Genosser schaft leisteten in 1896 für 66 160 6, die der leßteren für 9164 M Arbeit. Die erstere hatte 8546 M, die leßtere 1148 G Reingewinn. Das Gesammtbetriebs- kapital der ersteren beträgt 98 173 4 (darunter 80 000 A angeliehene Gelder), das der leßteren 36 816 4 (darunter 35000. fremde Gelder). Die berichtenden 5 gewerblichen Magazingenofsenschaften hatten in 1896 217 484 6 Verkaufserl38, der von 4 dieser Genofssen- schaften erzielte Gewinn belief sich auf 11621 A —- Von 16 be- richtenden gewerblihen Produktivgenossenshaften hatten 13 insgesammt 58 831 #6 Reingewinn erzielt, was 49% vom Verkaufs- erlôse (1 464 245 6) und 22,9% von dem Geschäftsguthaben der Mitglieder derselben ergiebt.

Die Baugenossenshaften haben sich gegen das Vorjahr bon 132 auf 165 vermehrt. Zu der Statistik des Jahresberichts haben 23 Daugenofseubä}ten Angaben gemacht, darunter 21 Bau- und Sparvereine, welhe die Erbauung größerer Häuser be- zwecken , die im Besiy der Geuossenschaft verbleiben, in welchen den Mitgliedern gute, billige Miethéewohnungen zur Verfügung stehen. S BartgénofsensGaftei , welhe die Erbauung eigener Häuser für ihre Genossen bezwecken, wurden im Jahre 1896 25 Häuser erbaut; die zu dieser Gattung ge- hôrende Berliner Baugenossenshaft erbaute 22 Häuser in Treptow bei Berlin, sie hat den Bau von 17 anderen Häusern daselbst in Angriff genommen; im Ganzen hat fie in den 11 Jahren ihres Bestehens 172 Häuser erbaut. Von den berihtenden Baugenossenschaften, welche größere Häufer mit Miethswohnungen erbauen, haben 15 Genossen- schaften in 1896 42 solhe Häuser mit 272 Wohnungen aufgeführt. Die berihtenden 23 Baugenossenschaften hatten nah S{luß des Ge- shäftejahres 1896 5374 Mitglieder.

Die Konsumvereine sind nah den Listen des Jahresberichts von 1400 auf 1409 gestiegen (119 Zugang, 110 Abgang). Zu der Statistik des Jahresberichts berichteten 468 Konsumvereine. Dic selben hatten nah Schluß des Jahres 1896 321186 Mitglieder. Aus einer besonderen Statistik über die Eintheilung der Mitglieder in Berufsklafsen ist zu entnehmen, daß 60,5 2/6 des Gesammt- Mitglieder- bestandes der Konsumvereine auf die abhängigen Arbeiter entfallen ; dann kommen die selbständigen Handwerker mit 12 9%) (33 602 von 277 687 Gefammtbestard dér 444 Konsumvereine, die zu dieser besonderen Statistik berichten). Die ftarke Betheiligung der Handwerker an den Konsumbvereinen verdient besondere Beachtung; es ergiebt sih daraus, daß die Konsumvereine den Handwerkern von Nutzen sind, und zu

Aufwendungen (Iubiläen, ausaabt und 344326 M

einzelnen Gewerbs-

Unter den Genossenschaften haben sich am stärksten die Kredit - lenofsenschaften vermehrt und unter diesen, wie in früheren

verein zum Absaßzgebiet ihrer Erzeugnisse wird, entständen. Der Verkaufserlös der 468 Konsumvereine betrug in 1896 91 596 684 (4, woraus sih 9342157 Æ Ueberschüsse, Gewinn, ergaben; davon erhielten die Genossen 8 881 131 Æ als Kapital- und Einkaufs- dividende zurück, was eine Verzinsung von 110,6 9/5 der Geschäfts- guthaben der Genoffen ergiebt. Das Betriebskapital der 468 Konsumvereine beträgt 18 958 527 4; davon entfallen auf die Geschäfts- guthaben der Genossen 8 029 790 46, auf die Reservefonds 3 607 992 4- und auf die angeliehenen fremden Gelder 7 320 745 4 Grundb esiß hatten 199 der berichtenden Konsumvereine, er stand Ende 1896 mit 8 440277 4 zu Buch und war mit 3 759 994 6 Hypotheken belastet, sein Werth ift jedoch ein höherer, da regelmäßige Äbschreibungen vom Jahresertrage gemacht werden. 29 der berihtenden Konsumvereine haben eigene Produktion, meist Bäckerei. Zu Bildungs- und gemeinnüßigen Zwecken wurden im Jahre 1896 von den berihtenden Konsumbvereinen 15 621 #4 verwendet. Zur Vermittelung des Groß- einktaufs besteht die Großeinkaufsgesellshaft deutscher Konsumvereine, Gesellschaft mit beshränkter Haftung in Ham- burg, die mit 100 0900 (A Kapital arbeitet.

Der vorliegende Jahresberiht giebt den Beweis für die fort- schreitende Entwickelung der auf der Selbsthilfe beruhenden deutschen Erwerbs: und Wirthschaftsgenossenschaften ; die Zahlen seiner statistischen Zufammenstellungen laffen die Macht des genossens&aftlihen Zu- sammenschlufses erkennen; sie beweisen aber auch, daß dieser genossen- schaftlihe Zusammenshluß nur da zu segensreihen wirth\chaftlihen Ergebnissen führen kann, wo das rechte Verständniß für die Genossen- schaft, wo die Kräfte für ihre Leitung vorhanden sind.

Generalversammlung des Vereins für Sozialpolitik.

In der gestrigen, zweiten Sigzung referierten, wie dem ,W. T. B.“ aus Köln a. Rh. berichtet wird, der Geheime Hofrath Dr. Het aus Mannheim, der Landrath Dr. Seidel aus Schmiegel (Provinz Posen) und Dr. Thies aus Offenbach über die Frage des ländlichen Personal- kredits. Im Laufe der Debatte wies der Direktor der Preußischen Zentral-Genossenschaftékasse Dr. Heiligenstadt - Berlin den Borwurf zurück, daß die Zentralgenossenshafts-Kasse eine Nothstandskasse sei, und konstatierte, daß die Kasse mit Genossenshaftsgründungen {ich nicht befasse. Die Geschäftsgebahrung sei eine vollständig bank- mäßige. Die angeblihen großen Zuschüsse des Staats seien Legenden, der seitens des Staats gewährte Kredit werde von der Genossenshaftékasse verzinst. Redner machte einige aufflärende Mittheilungen über das Wesen der Zentralgenossenschafts- fasse. Geheimer Regierungs-Rath, Professor Wagner behandelte so- dann in längerer Aus: inanderseßung einige allgemeine Gesichtspunkte ; die einzig richtige Politik im Kreditwesen bestehe in der Verbindung von Selbsthilfe, Genossenschaftshilfe und Staatshilfe. Er {loß mit den Worten: „Bei jeder kleinen und großen wirthschaftlichen Frage werden wir auf unsere wirthschaftilihe Kraft und Macht geführt. Hier im Rheinland besonders, wo vor 90 Jahren die fran- ¡zösische Trikolore wehte, müssen wir wissen, was noth thut, nicht nur auf volitishem, sondern auch auf wirthschaftlihem Gebiete: die Erhaltung unserer wirthschaftlihen Krast und Macht, in- dem wir auh bie nothwendigen politishen Bedingungen unserer Heeresmacht und unserer Flotte nah Möglichkeit sichern“. Der Ministerial - Direktor Dr. Thiel nahm die preußisGe Land- wirthschaftsverwaltung gegenüber dem Vorwurfe in Schuß, daß die Gewährung von Unterstüßungen an Kreditorganisationen zur Treib, hauszühtung folher Einrichtungen beitrage. Die Verwaltung zahle im volkswirthschaftlihen Interesse Subventionen an vor- handene Organisationen, und diese Subventionen würden später noch eine Erhöhung erfahren. Die Verwaltung wisse ih gegen alle derartigen Vorwürfe gesichert. Der Redner spra seine Freude darüber aus, daß nun endlich zwischen den einzelnen Kredit- systemen eine Art Gottesfrieden ges{lossen sei, der eine ruhige, sach- gemäße Besprehung einshlägiger Fragen gestatte.

Theater und Musik,

Schiller-Theater.

Die vorgestrige Aufführung von Oscar Blumenthal's vieraktigem Schauspiel „Ein Tropfen Gift" war keine fo ab- gerundete, wie sie das Schiller-Theater in leßter Zeit zu bieten pflegte. Einerseits mag dies daran gelegen haben, daß während der Ein- studierung des Werkes ein Regtiewehsel eingetreten ist, und andererseits daran, daß einige neuvervflihtete Künstler sich zum ersten Male vorstellten. Fräulein Pauly spielte die Hauptrolle der Frau von Weidegg mit anerkennenswerthem Geshick und dem Bestreben, mögli} natürlih zu erscheinen. Die Virtuosität im Lachen und Weinen, die Frau Niemann-Naabe, für welhe die Rolle geschrieben wurde, darin zeigen konnte, erreichte sie freilih nicht. Ihrem Partner Herrn Patry ais Freiherrn von Mettenborn glaubte man im ersten Theil des Stücks nicht die unlauteren Absichten, mit denen er zuerst dieser Frau gegenübertriit; die aufrichtige, freundschaftlihe Ver- erung, welche er ihr später entgegenbringt, brahte der Künstler dagegen überzeugend und fein zum Ausdruck. Herr Pahlau spielte den Lieutenant recht aut und brahte auch den Humor feiner Rolle zur Wirkung. Er hatte in dem debutierenden Fräulein Lobe eine Partnerin, die als Anfängerin ebenfalls Anerkennung verdient. Vorzüglich war Herr Eyben als Baron Brendel, welcher die Kunst, sih seinen Freunden unentbehrlich zu machen, in virtuoser Weise ausübte. Der undankbaren Aufgabe, den Grafen Vahlberg zu spielen, hatte sich Herr Pategg unterzogen, und er führte sie zur Zu- friedenheit durch; auch die Herren von Winterstein, Laurence und Reimann konnten in kleineren Rollen genügen. Fräulein Walter und Herr Schreiner dagegen fügten si nicht in das Ensemble. Auch t Froböfe muß diesmal ein Wort des Tadels treffen. Sein Bestreben, möglichst scharf zu charakterisieren, war bei der Darstellung

der durchaus fkonventionell gezeihneten Figur des gew ermalen als

„deus ex machina“ auftretenden Prinzen Karl Emil nicht angebracht. Das Publikum, welces zahlrei zur Stelle war, folgte der Hand- lung mit Interesse und spendete den besseren Leistungen des Abends lebhaften Beifall.

Lessing-Theater.

Die vieraktige Komödie „Das Tschaperl“ von Hermann Bahr erfuhr bei ihrer gestrigen, ersten Aufführung eine woblverdiente freundlihe Aufnahme. Der Verfasser bietet in seinem Stück eine geistreihe Charakterstudie, bei der psychologishe Definitionen den eigentlihen Werth ausmachen, während die Handlung von geringerer Bedeutung is. Er will möglihst anschaulich die Wirkungen shildern, welhe in einem Hauswesen und in einer bis dahin glücklichen Ghe dadurh hervorgerufen werden, daß die Hausfrau durch thre künstlerishe Thätigkeit plößlih zu Ruhm und Reichthum gelangt. Die Frau freut sich der Bewunderung, freut ich des fünstlerischen Schaffens und bleibt dem Gatten in innerster Seele zugethan. Der Mann möchte feine berühmt gewordene Frau möglihs von dem Leben in der großen Welt zurückhalten; er fühlt sh zurück- geseßt, aus seiner Behaglihkeit aufgeshreckt, und da er ein zwar gutmüthiger, aber chwaher Charakter is, treibt er seine Frau durch mißmuthige Zänkereien und unvernünftige Heftigkeit zum Hause hinaus. Die seelishen Vorgänge in den Ge- müthern der Helden des Stückes sind ebenso scharf beobachtet wie treffend und humorvoll geo aber jene Charakterseiten des Mannes, welche die herzlihe Theilnahme der Zeldaer hätten wecken können, wie der i und Widerstand der verleßten Manneswürde und ihnen gegenüber die zärtliche iebe zu seiner frau find niht kräftig genug hervorgehoben, Die Gestalten \ind deshalb wobl unterhaltend, aber sie rühren niht, obwohl der Verfasser auf ihre Charakteristik in

troßige Widerspru

wünschen wäre es, da „zwischen den Handwerkern und Konsumvereinen au noch weitere geschäftlihe Beziehungen, dahin, daß der Konsum-

kleinen und kleinsten Zügen eher zu viel als zu wenig Fleiß ver- wendet hat. Jn dem Bemühen, recht scharf und deutlich g zeihnen,