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3) Die Ermächtigungen in den Nummern 1 und 2 finden auch bei Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften über die Schlacht- und die Wildpretsteuer in \{lachtsteuerpflihtigen Städten Anwendung, insoweit die Verwaltung dieser Steuern nicht von den Gemeinden selbst übernommen ist. Das Gleiche gilt in den ver der S8 17 und 22 des Geseßes zum Schuße der Waaren-
ezeihnungen vom 12. Mai 1894 (Reihs-Geseßbl. S. 441).
Dagegen kommen die Ermächtigungen nicht zur Anwen- dung bei Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften über die Erhebung von Verkehrsabgaben und bei Ordnungsstrafen gegen Beamte und Notare, welhe sich bei ihrer Dienstverwaltung einer Uebertretung der Stempelvorschriften s{chuldig gemacht haben. Jn den beiden leßteren Beziehungen verbleibt es viel- mehr lediglih bei den bisherigen Bestimmungen.
Dieser Erlaß ist durch die Geseß - Sammlung bekannt zu machen.
Gegeben Rominten, den 26. September 1897.
Wilhelm. von Miquel. Bosse. Freiherr von Hammerstein. Schönstedt. Brefeld. von Goßler. Graf von Posadowsky. An das Staats-Ministerium.
Ober-Rechnung skammer.
Der bisherige Ober-Landesgerichts-Sekretär Benwich aus Königsberg i. Pr. ist zum Geheimen revidierenden Kalkulator bei der Königlichen Ober - Rehnungskammer ernannt worden.
Bea ut m a QU i d Felix Mendelssohn-Bartholdy-Stiftung.
Das diesjährige Felix Mendelssohn-Bartholdy- Staats-Stipendium für Komponisten ist dem früheren Schüler des Kaiserlihen Konservatoriums in Moskau, der hiesigen Königlichen akademishen Hochshule für Musik und der hiesigen Meistershule für musikalishe Komposition des Professors Bargiel Paul Juon verliehen worden. Das Stipendium für ausübende Tonkünstler wurde der früheren Schülerin der hiesigen Königlichen akademischen Hoch- schule für Musik Eleonore Jason zuerkannt.
Aus der Zinsen-Einnahme der Stiftung wurden dem früheren Schüler der hiesigen Königlichen akadewishen Hoch- schule für Musik, derzeitigen Schüler der hiesigen Meisterschule für musifalishe Komposition des Professors Bruch, Komponisten Leo Sqcrattenholz, der Schülerin des Dr. Hochschen Konservatoriums in Frankfurt a. Main, Klaviersptelerin Frieda Hodapp und dem früheren Schüler der hiesigen Königlichen akademishen Hochshule für Musik, Sänger und Violinisten Ferdinand Schleicher Zuwendungen gemacht.
Berlin, den 30. September 1897.
Das Kuratorium für die Verwaltung der Felix Mendels\sohn-Bar1holdy- Staats: Stipendien für Musiker. Joachim. Radecke. Freiherr von Herzogenberg.
Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 42 der „Geseß-Sammlung “ enthält unter Nr. 9949 die Verordnung, betreffend die Zuständigkeit der Verwaltungsgerihte und den Jnstanzenzug für Streitigkeiten, welhe nach reihsgeseßliher Vorschrift im Verwaltungsstreit- verfahren zu entscheiden sind, vom 19. August 1897 : und unter Nr. 9950 den Allerhöchsten Erlaß vom 26. September 1897, betreffend die Uebertragung von Strafniedershlagungs- und Strafmilderungs-Befugnissen in Zoll- und Steuersachen. Berlin W., den 4. Oktober 1897. Königliches Gesez-Sammlungs-Amt. Weberstedt.
Bebanntma unga
Dem Markscheider Adolf Aldenh oven aus Limburg a. d. Lahn ist von uns beute die Befugniß zur Verrihtung von Markscheider- arbeiten für den Umfana des preußishen Staats ertheilt worden.
Klausthal, den 1. Oktober 1897.
Königliches Ober-Bergamt. Achenbach.
Angekommen:
_ Seine Excellenz der Staats-Minister und Minister der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal: Angelegenheiten D. Dr. Bosse, aus der Provinz Schleswig-Holstein.
Abgereist :
der Unter-Staatssekretär im Ministerium für Handel und Gewerbe Lohmann.
Nichtamlkliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 4. Oktober.
Seine Majestät der Kaiser und König horten heute Vormittag den Vortrag des Chefs des Zivilkabinets, Wirklichen Geheimen Raths Dr. von Lucanus.
Der Chef-Präsident der Königlichen Ober-Rechnungs- kammer und des Rechnungshofes des Deutschen Reihs, Wirk- lihe Geheime Rath von Wolff zu Potsdam beging am Sonnabend, den 2. d. M., den Tag feines vor fünfzig Jahren erfolgten Eintritts in den Staatsdiers. Jn huldvoller An- erkennung der von dem Jubilar in langjähriger Thâätig- feit dem preupßishen Staat geleisteten hervorragen- den Dienste, welhe derselbe seit Uebernahme seines gegenwärtigen Amts auch dem Deutschen Reiche und der Königlihen Hofverwaltung zu leisten in der Lage ist, hatten des Kaisers und Königs Majestät die Gnade, dem Jubilar zum 2, d. M. die Brillanten zum Königlichen Kronen-
Orden erster Klaffe zu verleihen. Auh wurden Herrn von Wolff am Jubiläumstage zahlreiche anerkennende Glückwünsche, ins- besondere seitens des Herrn Reichskanzlers sowie des König- lichen Staats-Ministeriums und des Herrn Haus-Ministers zu theil. Der Jubilar hatte sih allen persönlihen Ehrungen dur eine kurze Urlaubsreise entzogen.
Der Kaiserliche Botschafter in St. Petersburg, Wirkliche Geheime Rath Fürst von Nadolin hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit des- selben fungiert der Erste Sekretär der Kaiserlihen Botschaft, Legations-Rath von Tschirshky und Bögendorff als Geschäftsträger.
Laut telegraphisher Mittheilungen an das Ober-Kommando der Maxine sind S. M. S. „Kaliser“, Flagaschisf der Kreuzer-Division, Kommandant Kapitän zur See Zeye, mit dem Divisions:Chef, Kontre-Admiral von Diederichs an Bord, und S. M. S. „Jrene“, Kommandant Kapitän zur See du Bois, gestern in Kobe angekommen und beabsichtigen, am 8 d. M na@ Nagalalii n Se zu gsben: S. M. S. „Falke“, Kommandant Korvetten-Kapitän Wall- mann, ist heute in Sydney eingetroffen und beabsichtigt, am 27. d. M. nah Apia in See zu gehen; S. M. S. Habicht“, Kommandant Korvetten - Kapitän Gerke (Eduard), ist am 1. Oftober in Kamerun angekommen; S. M. S. „Hyäne“, Kommandant Kapitän - Lieutenant Becker, is gestern in Rotterdam eingetroffen und beabsihtigt, am 14. d. M. nah Wilhelmshaven in See zu gehen.
Riel, 3. Oftober. Gestern Abend wurde in dcr Garnison- kirche ein Drauergottesdien s für den verblihenen Herzog Friedrich Wilhelm zu Mecklenburg und die mit Höchstdemselben untergegangenen Marinemannschaften ab- gehalten. Jhre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Heinrich sowie die hier anwesenden Admirale und zahlreihe Marine-Offiziere wohnten der Trauerfeier bei. Der Marinepfarrer Rogge hielt die Trauerrede.
Jn. Holtenau fand heute Vormittag 11 Uhr die Ein- weihung der Kanal-Dankeskirche statt. Jn Vertretung Jhrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin wohnten, wie dem „W. T. B.“ berichtet wird, Jhre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Heinrich der Feier bei. Nach der Ankunft der Höchsten Herrschaften überreichte der Kanal- bau-Jnspektor Lütjohann vor der Kirche dem Prinzen Heinrich mit einer Ansprache den Kirchenshlüssel. Seine Königliche Hoheit übergab den leßteren dem Ortsgeistlihen, Pastor Hellwag, und dieser öffnete mit cinem Segenswunsche die Thür der Kirche. Jn feierlihem Zuge, unter Vorantritt der aus dem General-Superintendenten D. Kaftan, Propst Holm und Pastor Hellwag bestehenden Geistlichkeit, betraten sodann Zhre Königlichen Hoheiten, der Minister der geistlihen 2c. An- gelegenheiten D. Dr. Boffe, der Ober-Präsident, Staats-Minister von Köller, der Präsident des Kanalamts Löwe, der Admiral Köster, der Marine-Kommissar für den Kaiser Wilhelm-Kanal, Kontre-Admiral z. D. Ascherborn und die übrigen Theilnehmer an der Feier unter Orgelklang das neue Gotteshaus. Der General-Superintendent D. Kaftan hielt die Weiherede, worauf der Ortsgeistlihe über Sacharja Kap. 2, Vers 7 predigte. Nach dem Gottesdienst kehrten Jhre Königlichen Hoheiten nah Kiel zurü.
Vayern,
Jn der Kammer der Abgeordneten ist von der Fraktion des Zentrums folgender Antrag eingebracht worden :
Die Kammer wolle beschließen: die Königliche Staats- regierung sei zu ersuchen,
a. beim Bunktesrath dahin zu wirken, daß sämmtlihes aus dem Auslande eingeführte Fettvieh auf Kosten der Importeure an der Grenze einer mindestens zehn Tage andauernden veterinärpolizeilißhen Beobachtung und bei der Abliefe- rung an dem Bestimmungsort einer nochmaligen thierärztlichen Kontrole und Untersuchung zu unterziehen sei,
b. auf Grund der Bestimmungen der §8 7 und 27 des Gesetzes vom 23. Juni 1880, betreffend die Abwehr und Unterdrückung von Viebseuchen, anzuordnen, daß alle Personen, welche mit dem EGinkauf und Transport des eingeführten Feltviehes beschäftigt sind, sich an der Grenze ciner gründlihen Desinfektion ihrer Kleider zu unterziehen haben.
Vaden.
Seine Majestät der Kaiser hat, wie die „Karlsr. Ztg.“ meldet, am 30. v. M. das nachsteherde Telegramm an Zhre Königliche Hoheit die Großherzogin gerichtet:
Am heutigen unvergeßlihen Tage weilen Meine Gedanken besonders bei Dir, der geliebten Tochter ihrer großen Mutter. Jn unwandel- barer Treue und Dankkarkeit ruht das Bild Derjenigen in Meinem Herzen, zu der die deutshe Nation in Bewunderung, Dankbarkeit und Liebe als zu einem Vorbilde für alle Zeit aufblickden wird. Ihr wird die Geschichte das Denkmal segen, das Niemand zu zerstören vermag. Ich aber werde mit Dir den heutigen T2g immerdar als einen Segenstag Gottes betraten. Wilhelm.
Am Sonnaberd haben Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin Shloß Mainau ver- lassen und sih nach Baden-Baden begeben.
Hessen.
_JZJhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Rußland sind mit den Großfürstinnen Olga und Tatiana am Sonnabend Nachmittag in Darmstadt eingetroffen. Am Bahn- hofe war die gesammte Großherzoglihe Familie zum Empfange arwesend. Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin begrüßten Jhre Majestäten auf das her lichste. Nach Begrüßung der übrigen Fürstlichkeiten und Vorftellung aller zum Empfange Anwesenden bestiegen die Aller- höchsten und Höchsten Herrschaften die à la Daumont bespannten Equipagen und begaben sih nah dem Neuen Palais. Jm ersten Wagen fuhren die Kaiserin und die Großherzogin, im zweiten der Kaiser in der Uniform seines Hessishen Dragoner-Regiments und der Großherzog in russisher Uniform; im dritten Wagen saßen die Großfürstinnen Olga und Tatiana mit der Prin- zessin Elisabeth von Hessen. Jn den folgenden Wagen hatten die übrigen Fürstlichkeiten und das Gefolge Play genommen. Militärischen Tams und eine Eskorte hatte der Kaiser ab- gelehnt. Das Publikum brahte den Majestäten und dem Großherzoglihen Paare bei der Fahrt durch die festlich ge- schmüdten Straßen herzlihe Kundgebungen dar.
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Heute Mittag besuchte Jhre Majestät die Kaiserin von Rußland in Begleitung Jhrer Königlichen Hoheit der Groß- herzogin das Mausoleum auf der Rosenhöye.
Mecklenburg-Schwerin,
_Die Leiche Seiner Hoheit des Herzogs Friedrich Wilhelm zu Mecklenburg traf, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern Nachmittag um 31/z Uhr von Cuxhaven auf dem mit Trauerzeichen geschmückten Bahnhof in Schwerin ein, wo Seine Königliche Hoheit der Großherzog, Seine Hoheit der Herzog Johann Albrecht, Regent des T UITON: thums, Jhre Hoheiten die Herzoge Paul Adolf und Heinrich, Seine Königliche Hoheit der Erbgroß- herzog von Oldenburg und Seine Durhlaucht der Prinz Heinrih XVIIT. Reuß j. L. dieselbe erwarteten. Als der Sarg aus dem Zuge gehoben wurde, präsentierte die von dem Großherzoglich Mecklenburgishen Grenadier- Regiment Nr. 89 gestellte Ehrenkompagnie das Gewehr, während die Musik den Choral „Jesus meine Zuversicht“ spielte. Marine-Offiziere hoben den Sarg auf den Trauer- wagen; die auf dem Luisenplay aufgestellten Truppen, unter welchen sich auch eine Kompagnie der Ersten Torpedo- Abtheilung unter Führung des Kapitän-Lieutenants Schäfer befand, prâäjentierten. Unter Trauermusik und dem Geläut der Glocken sämmtlicher Kirchen bewegte sich der Trauerzug nach dem Dom. Jn den Straßen harrte ein sehr zahlreihes Publi- kum. Das Trauergeleite bildeten, außer den Fürstlichkeiten, Staats- und Hofbeamte, Geistlihe, Offiziere der Armee und der Marine, Kriegervereine und andere Avordnungen. Um 41/4 Uhr erreichte der Zug die Domkirche; der Sarg wurde in derselben vor dem Altar niedergeseßt. Neben dem leßtzteren hatten Jhre Königliche Hoheit die Großherzogin Marie und die übrigen Fürstlihen Damen den Sarg erwartet. Nachdem der Domprediger Weber ein Gebet gesprochen hatte, legte die Großherzogin Marie einen mit dem Heimathswimpel des untergegangenen Bootes durchflohtenen Lorbeerkranz an dem Sarge nieder. Der Sarg bleibt heute und morgen bis zur Beisezung in Parade aufgestellt.
An den Trauerfeierlihkeiten für weiland Seine Hoheit den Herzog Friedrich Wilhelm werden, den „Mecklb. Nachr.“ zufolge, außer Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog, Jhrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Großherzogin Anastasia, Jhren Königlihen Hoheiten der Großherzogin Marie und der Herzogin Alexandrine, Jhren Hoheiten dem Herzog und der Herzogin Johann Albrecht, den Herzogen Adolf Friedrih und Heinri, folgende Höchste } Bibel theilnehmen : Seine Königliche Hoheit der Prinz Deinrih von Preußen, als Vertreter Seiner Majestät des Kaisers und Königs, Jhre Königlichen Hoheiten der Prinz Johann Georg von Sachsen, der Erbgroßherzog von Sachsen, der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Oldenburg, Jhre Hoheit die Herzogin Sophie Charlotte von Oldenburg, Zhre Durchlauchten der Fürst und die Fürstin, die Prinzessin Adolf und die Prinzessin Thekla von Schwarzburg-Rudol- stadt, Jhre Hoheiten der Herzog und die Herzogin Paul Friedrih, Jhre Kaiserlichen i eres der Großfürst Wladimir und der Großfürst Kyrill von Rußland sowie Seine Durchlaucht M S und Jhre Hoheit die Prinzessin Heinrih XVII[.
euß. Sachsen- Meiningen. _ ghre Durchlauht die Prinzessin Feodora von Sachsen-Meiningen hat sich, wie „W. T. B.“ meldet, vorgestern in Wien mit Seiner Durchlaucht dem Prinzen Heinrih XXX. Reuß j. L. verlobt.
Elsaß-Lothringen. Der Kaiserlihe Statthalter Fürst zu Hohenlohe- Langenburg hat sich am Sonnabend von Straßburg nach Berlin begeben.
Deutsche Kolonien.
_Veber einen Besuh bei dem Mwellestamm im Sthugß- gebiet Kamerun berihtet der Stationshef von Yaúnde, Premier-Lieutenant von Carnap unter dem 12. Zuli d. J: nah dem „Deutschen Kolonialblatt“ Folgendes:
It hatte am Sanaga Gelegenheit gefunden, mit dem in Rich- tung Nordost von der Station wohnenden Mwellestamme in Be- rührung zu treten. Bisher hatte sich dieser Stamm der Station e fremd verhalten, und das Gebiet desselben war von weißen
euten noch nicht betreten worden. Nah Aussage von schwarzen
Händlern follte das Land ungemein reich an Elfenbein und Gummi sein, ebenso stark bev3lfert und von einem Oberhaupt regiert werden. Für die trockene Zeit, Juli bis August, hatte ih daher eine Reise dorthin geplant und meinen Besuch dem Oberhäuptling in seiner Stadt bereits angekündigt. Am 21. Juni brach ich mit der Expedition auf. Aus politischen Gründen beabsichtigte ih, von Norden kommend, durch das Mwelle- und Banegebiet zu marschieren. In Kuledorf rastete ih einen Tag, um die Unterkunftsräume bier und in Ewuna fertigzustellen, was nunmehr geschehen ist. In Kuledorf traf mich eine Botschaft des Häuptlings Na, bei dem ih am 25. Juni an- langte. Bei Na-Tibati traf ich Boten der Mwelle, die mich in die Stadt des Oberhäuptlings ftühren sollten. Meine Absicht, von Mango aus nach Süden zu gehen, gab ih auf, da in Mango die Pocken stark berrschten, und fo marschierte ih von Na in Süd und Südost und dann vier Tage in Ost. Das ganze durchzogene Gebiet ist ungemein wellig, einige kleinere, aber recht hohe Berge liegen vereinzelt. Einen rechten Zasammenhang der Gebirgsformen konnte ih noch nit feststellen. Strichweise zieht sich dihter Urwald an den Bergabbängen und in den Thälern entlang. Sumpfige Stellen find häufig zu passieren, kleine Bäche zu durchwaten. Zur Zeit war noch viel Wasser und Sumpf im Lande. Große Quantitäten Gummi harren der Ausbeutung, und der Urwald, der Sumvyf und das bohe Gras bilden einen Verst-eck für Elefanten und Büffel. Die Mwelle sind ein fleißiges, friedliebendes Volk, das uns von selbft keinerlei Schwierigkeiten bereiten wird. Jhr Sinn für Familienleben und Zusammengehörigkeit erregte meine Bewunderung. Einen Fetisch haben sie nit, gewisse Stammesgesetze sind ihnen dagegen vorgeschrieben. Iagdist die Hauptbeshäftiguna der Männer, ihre Beutean Elfenbein wurde bisher von Haussas nah Norden gehandelt. Große Farmen von Mais werden von Weibern bebaut. Als Getränk dient ihnen der Saft der Bambuspalme Raphia spinosa. Der Oberhäuptling Zimekoa (das heißt Erde mit Stein), ein Mann von etwa 45 Jahren, verlor bald alle Scheu, ohne, wie au sein Volk, irgendwie zudring- lih zu werden. Er ist seinem Vater Gulbeda 1894 in der Regierung gefolgt. Seine Macht liegt in dem Befehl, „nicht in die Sonne jehen zu dürfen“, und konnte ih seine Scheu vor derselben beobaten. Die Verpflegung für die Expedition wurde fertig zubereitet und war recht reihlich; die Kosten an Trägerlöhnen und Geschenken werden dur Elfenbein gedeckt, sogar wird wieder ein Üebershuß erzielt werden. Drei Tage blieb ih in Zimekoa, dann trat ih den Marsch in dec Richtung nah Süden an, um noch andere Pläye kennen zu lernen. Ueberall fand die Expedition freundlihe Aufnahme.
Am 9. Juli traf ich in der sechs Stunden \üdöstlih der Station gelegenen Lanoschaft Bane ein, von da marschierte ih zur Station zurück, die ih in bester Ordnung vorfand. Nach Vereinbarung mit dem Oberhäuptling der Mwelle und seinen Häuptlingen in den von
: ogenen Gebieten ift mit dem Bau eines direkten Weges o E en worden, die Station hat am heutigen Tage den Norarbeiter Johannbette beauftragt, den Wegebau zu beaufsichtigen und zu leiten. Nach Fertigstellung werde ih mich selbs an Ort und Stelle begeben, und steht zu erwarten, daß den Kaufleuten durch den Verkehr mit den Mwelle sih binnen ganz kurzem ein großes Pandelp- feld öffnen wird. Den hiesigen Faktoreien habe ich die Wünsche der Mwelle bereits bekannt gegeben und empfohlen, sich durch Liefe- rung guter Waaren das Handelsgebiet zu sichern. Die Häuptlinge haben si auch bereit erklärt, Arbeiter für das Kaiserliche Gouverne- ment zu stellen, und bin ih bemüht, solche baldmöglihst an Herrn Bezirks-Amtmann von ODeryen zu überweisen. Während meiner dreiwöchentlihen Reise babe ih sehr viele Träger vom Sanagagebiet gehabt, die sih durchweg vorzüglih benahmen, doch war anfangs Ge- duld nôthig, die ih auch für die von mir zugebenden Arbeiter em- yfehlen mödte, wenn dauernd Arbeiter gewünscht werden sollten. Eine Karawane mit Elfenbein und Gummi is bereits hier ein-
getroffen. S
Der stellvertretende Kaiserliche Landeshauptmann des Schußzgebiets Togo hat unter d-em 22. August d. J. eine im Deutschen Kolonialblatt“ veröffentlichte, am 1. September in Kraft getretene Polizeiverordnung für die Stadtbezirke von Lome und Klein-Popo erlassen, welche u. a. folgende Bestimmungen enthält : ; :
Feder Hauseigenthümer oder Hausmiether ift verpflichtet, in der Unge seines Grundstücks die bereits angelegten oder neu anzulegenden Straßen bis zur Mitte und, wenn kein Gegenüber vorhanden, bis zur vollen Breite zu befestigen und dauernd in diesem Zustande zu erbalten. Graë- und Strohdächer und fonstige baulihe Anlagen mit Wänden oder Dächern aus Gras, Stroh oder ähnlichem feuergefährlihen Ma- terial dürfen in Zukunft niht mehr errihtet und Reparaturen an den bestehenden derartigen Baulichkeiten nicht vorgenommen werden. Die Wände haben aus Stein, Lehm, Holz, WelUlblech, die Dächer aus Wellblech, Dachpappe, Dachziegeln oder ähnlibem, weniger feuer- gefährlihem Material zu bestehen. Zäune aus Gras und Stroh sind verboten. Die Umzäunungen baben aus Mauern von Stein, Holz oder Wellblech, aus Staketen oder lebenden Hecken zu bestehen. Die Häuser bezw. Grundstücke sind straßenweise mit fort- laufenden Nummern zu versehen. Jeder Handel- und Gewerbe- treibende hat außerdem an seinem Geschäftslokal ein Schild anzubringen, welches in deutsher Sprache den Namen des Geschäfts- treibenden und die Art des Geschäftsbetriebes enthält. Die Abfall- stoffe sind mit Ausnahme von Glas, welches mindestens 3 Fuß tief vergraben werden muß, täglich vor 6 Uhr Morgens in die See ab- zuführen. Es ist verboten, Schweine, Schafe und Ziegen im Stadt- bezirke frei umherlaufen zu lassen. — Zur Abgabe von Böllerschüfsen und Gewehrsalven bei Festen ift 24 Stunden vorher die obriekeitliche Erlaubniß einzuholen.
Oesterreich-Ungarn.
Der Kaiser begab sich, wie die „Wiener Abendpost“ meldet, vorgestern nah seiner Ankunft in Wien vom Bahn- hof nah dem Palais des Ministeriums des FJnnern, wo Allerhöchstderselbe dem Minister-Präsidenten Grafen Badeni einen Besuch abstattete und dreiviertel Stunden bei demselben verweilte. Auch der Gräfin Badeni stattete der Kaiser einen
j Besuch ab.
Der König von Sachsen traf gestern früh in Wien ein und wurde auf dem Bahnhofe von dem Kaiser und dem Erzherzog Eugen empfangen. Nach herzlichster Be- grüßung und Vorstelung der Gefolge schritten Jhre Majestäten die Front der Ehren-Kompagnie ab und begaben sih sodann in geschlossenem Wagen nach Schönbrunn. Dort fand um 11/2 Uhr Nachmittags ein Dejeuner statt, an welchem der Kaiser, der König von Sachsen, der Allerhöchstdem- selben zugetheilte Ehrendienst, der Prinz Leopold von Bayern, der Erzherzog Franz Salvator, der Minister des Aeußern Graf Goluchowski, der Reichs-Kriegs-Minister von Krieghammer, der Ackerbau-Minister Graf Ledebur und der Chef des General- stabes Freiherr von Beck theilnahmen. Um 21/2 Uhr reisten die Majestäten und der Prinz Leopold von Bayern zu den Hochwildjagden nah Mürzsteg ab. f
Der Großfürst Wladimir von Rußland, Höchst welher am Sonnabend früh in Wien eingetroffen war, hat sich vorgestern Abend von dort nah Schwerin i. M. begeben, um an den Feierlichkeiten anläßlich der Beisezung des Herzogs Friedrich Wilhelm theilzunehmen.
Frankreich.
Zu Ehren des Ministers des Jnnern Barthou gaben gestern in Bayonne, wie „W. T. B.“ berichtet, die repu- blikanishen Comités ein Bankett. Auf demselben hielt der Minister Barthou eine Rede, worin er über die nächsten Wahlen s\sprach und ausführte: dieselben würden für das Land entscheidend: sein und endgllliig die Richtung zu einer radikal - jakobinishen oder zu einer liberal - progressistishen Republik anzeigen. Es werde die Frage gestellt werden zwischen denjenigen, welche die Errungenschaften der Revolution von 1789 behaupten wollten, und denjenigen, welche sie verleugneten oder sie kompromittierten. Der Minister bekämpfte das radikale und das sozialistische Programm und empfahl als zukünftiges Programm der Geseß- gebung hauptsächlich die Entwickelung der Werke sozialer Solidarität.
In Saint-Céré (Departement Lot) wurde gestern im Beisein des Kriegs-Ministers, Generals Bill ot und mehrerer fremden Militär-Attachés ein Denkmal für den Marschall Canrobert enthüllt. Bei dem sih daran anschließenden Fest- mahl brachte der Kriegs-Minister, General Billot auf die fremden Offiziere einen Trinkspruch aus, welchen der russische Militär-Attahé Baron Fredericks im Namen der fremden Offiziere beantwortete.
Spanien.
Sagasta hat die Bildung des neuen Ministeriums über- nommen und gestern Vormittag mit mehreren ehemaligen Ministern konferiert. Dem „W. T. B.“ zufolge haben sich der General Correa und der Admiral Bermezjo bereit er- klärt, das Portefeuille des Krieges, bezw. das der Marine zu Übernehmen.
Türkei.
Wie das Wiener „Telegr.-Korresp.-Bureau“ aus Kon- stantinopel meldet, ist der Präsident des Arn paposes Tewfik Pascha zum Finanz-Minister, der lien ter Nazif Pasha zum General-Direktor der ollämter, und Hassan Fehmi Pascha zum Präsidenten des Rechnungs- hofes ernannt worden.
Nach einer Meldung des „Standard“ hätte die Pforte neuerdings eine Note an die Mächte gerichtet, worin sie den heren Protest gegen das unwirksame europäische
rotektorat über Kreta wiederhole.
Im Vilajet Uesküb sollen bulgarishe Banden auf- getaucht sein. : N
Aus Kanea berichtet „W. T. B.“, daß die Aufftändischen zwishen Suda und Jzzeddin auf österreihishe Truppen geschossen hätten. Die Oesterreicher hätten das Feuer erwidert rei igs Aufständischen ergriffen, der nah Suda abgeführt worden sei.
Griecheuland.
Das neue Ministerium ist, wie „W. T. B.“ meldet, nun- mehr definitiv, wie folgt, zusammengeseßt: Zaimis Präsidium und Auswärtiges, General S molensfki Krieg, Oberst Korpas Inneres, Streit Finanzen, Toman Justiz, Panagitopulo Unterricht, Kapitän Hadjikyriako Marine. Gestern früh haben die neuen Minister dem König denEid geleistet, mit Ausnahme des Justiz-Ministers Toman, welcher römisch-katholisch ist und deshalb den Eid in Gegenwart des römisch-katholishen Erzbischofs de Angelis ablegte. Es ist das erste Mal, daß in Griechenland ein Katholik Minister geworden is. Die Volksmenge, welche in der Umgebung des Palais versammelt war, b:grüßte die Minister sympathisch, besonders den Kriegs-Minister Smolenskfi. Auch die Presse spricht sich zu Gunsten des Ministeriums aus, nur die Delyannistishen Blätter bekämpfen es.
In einer gestern abgehaltenen Versammlung von etwa 40 Delyannisten wurde beschlossen, die Maßregeln des Ministeriums, soweit sie die Räumung Thessaliens beträfen, zu unterstüßen. :
Die nächste Sizung der Deputirtenkammer is auf morgen anberaumt worden.
Der Fürst Mavrokordato ist, wie die „Agence Havasz“ meldet, nah Konstantinopel entsandt worden, um über den endgültigen Friedensvertrag zu unterhandeln.
Amerika.
Einem in London eingetroffenen Telegramm aus Bra- sil ien zufolge hätten kfürzlih bei Canudos heftige, mehrere Tage andauernde Kämpfe stattgefunden. Die Verluste seien auf beiden Seiten bedeutende gewesen. Es sei den Re- gierungstruppen nicht geglückt, den festen Plaß der Aufftän- dischen zu nehmen.
Asien.
Das „Reuter she Bureau“ berichtet aus Bombay: eine
dort eingetroffene Depesche aus dem Fort Cavagnari melde, daß sich die Orakzais-Stämme neuerdings im Khanki- Thale gesammelt hätten, um dem Vormarsch der britischen Truppen Einhalt zu thun. Die Afridis seien mit den Orakzais nicht vereinigt, sondern rückten gegen den Khaybar- Paß vor. Die Telegraphenleitung zwishen Thal und Hangu sei zershnitten. Die Nachrihten aus dem Kurram- Shale träfen sehr verspätet cin Am 23. v. M. habe der Feind eine Ortschaft 6 Meilen von Sadda angegriffen und den Ortsvorsteher gefangen genommen. Der Stamm der Chamkanis habe sih mit den Masozais gegen die Eng- länder verbunden; am 24. v. M. habe eine Aufklärungs- Streifshaar der Chamkanis auf eine Patrouille der ben- galishen Kavallerie geschossen und einen Mann derselben etödtet. / Der Emir von Afghanistan hat eine Proklamation erlassen, worin er, unter Androhung einer Strafe von 1000 Rupien im Falle des Zuwiderhandelns, seinen Unter- thanen verbietet, Afghanistan zu dem Zwecke zu verlassen, an dem Jehad (dem heiligen Kriege) theilzunehmen.
Afrik«.
Wie dem „Reuter'shen Bureau“ aus Merawi vom 2. d. M. gemeldet wird, hat Kitchener Pascha telegraphisch mitgetheilt, daß die Streitmaht Osman Digma's am 23. September den Atbara überschritten habe und fich gegen- wärtig in der Richtung auf Omdurman zurükziehe. Jn Berber seien Briefe aus Suakin eingetroffen, was beweise, daß die Straße dorthin offen sei. Alle Stämme des östlichen Sudan hätten sich von dem Khalifen abgewandt.
Die „Opinione“ schreibt: die Beseßung Kassalas durch Jtalien werde spätestens am 25. Dezember aufhören. Wenn die Engländer nah Kassala gingen, werde Jtalien vom nächst- folgenden Tage ab seine Besizzeihen mit allen Ehren zurück- ziehen. Wenn sie niht dorthin marschierten, werde Jtalien je nach den Unständen Vorsorge treffen, um die Zeit seiner Opfer und Gefahren nicht um einen einzigen Tag zu verlängern.
Der „Tribuna“ ist über Benadir die Nachricht zuge- gangen, daß die britishe Expedition Cavendish, die Jagden habe veranstalten wollen und die aus 2 Europäern und 90 Askaris mit 130 Kameelen bestanden babe, durch räuberishe Amharas (Abessynier) niedergemetzelt worden sei.
Das „Reuter'she Bureau“ erfährt aus e gs (Uganda) vom 24. Juli, die Nachricht, daß der König Mwanga in Budda von der Expedition unter dem britischen Kommissar Ternan geschlagen worden sei, habe dort große Genugthuung hervorgerufen, weil dadurch der Beunruhigung cin Ende be- reitet worden sei, welhe durch die ungeshüßte Lage, in der Mengo sh infolge der Entsendung der Truppen gegen Mwanga befunden habe, hervorgerufen worden war. Die britische Streitmacht bestand aus 300 Sudanesen, 2 Maximgeschüßen und einer großen Anzahl Bagandas. Mwanga wurde nach anderthalbstündigem, heftigen Kampfe geschlagen, die Verluste waren auf beiden Seiten shwere. Die Bewegung, an deren Spiße Mwanga stand, hatte einen ausgesprochen antieuropäishen Charakter. Während der Abwesenheit der Truppen kamen in Mengo einige Fälle von Brandstiftung vor. Auch in Singo ist ein Aufstand geringeren Umfanges ausgebrochen, der nit für ernst gehalten wird; Truppen sind dorthin entsandt worden.
Aus Lourenço-Marques wird gemeldet, daß Dr. Le yds daselbst eingetrofsen sei und mit dem General-Gouverneur Albuquerque eine Unterredung gehabt habe.
Nr. 40 des „Centralblatts der Bauverwaltung“, heraus- gegeben im Miniiterium der öffentlihen Arbeiten, vom 2. Of- tober, hat folgenden Inhalt: Amtliches: Dienst-Nachrichten. E Nichtamtliches: Die Ausbildung des englischen Architekten. — Die Verwendbarkeit des Holzes zum Pflastern. — Katholishe Kapelle in Allendorf an der Werra. — Die neue National-Galerie für britische Kunst in London. — Eine Staumauer von Beton mit Stahlplatten- bekleidung. — Leben und Werke Perronet's. — Vermischtes: Wett- bewerb um Entwürfe für ein Restaurationsgebäude im Stadtgarten von Gelfenkirhen. — Wettbêwerb Kreishaus Herford. — Wettbewerb um Pläne für ein Kunst-Museum in Riga. — Preisauësschreiben für die Erbauung einer Turnhalle in Hanau. — Auszeichnung. — Vor- träge im Berliner Kunstgewerbe-Museum., — Blißschlag in ein Wafser-
leitungsrobr. — Entgleisung auf englishem Stablschienen-Oberbau. — Umwalzen gebrauchter EGisenbahrshienen. — WVorrihtungen zur Untersuhung des Baugrundes,
Arbeiterbewegung.
Die vorgestrigen Verhandlungen über den Ausstand der Berliner Former vor dem Berliner Gewerbegeriht führten zu folgendem Vergleichêvorschlag des Einigungsamtes: „1) Die Accord- lôhne für die in Zukunft anzufertigenden Arbeiten sind von den Formern und Meistern, welhe die Arbeitgeber vertreten, gemein- schaftlih zu vereinbaren. 2) Solher Guß, der nahweislich ohne Verschulden der Former zu Ausshuß wird, soll bezahlt werden. In Streitfällen sollen die betheiligten Former gutachtlich gehört werden. 3) Die Arbeitgeber verpflichten sich, die am Ausstand betheiligten Former und Gießereiarbeiter nah Bedarf einzustellen, mözlihit bevor auswärtige Former angenommen werden. Es darf keinem der am Auestand betheiligten Arbeitnehmer von dem Arbeitsnahweis der Berliner Metallindustriellen der Arbeits\ein vorenthalten werden. 4) Die Regelung der übrigen Forderungen der Arbeitnehmer vom 27. August d. J. bleibt der freien Vereinbarung der Parteien vor- behaltin.“ Das Gericht hat zum Dienstag einen neuen Termin anberaumt, um die Erklärung der betheiligten Parteien entgegen- zunehmen. E
In Friedrichshagen bei Berlin ist der Lohnstreit in der Hand schuhfabrik von E. Hopp (vgl. Nr. 226 d. Bl.), wie der „Borwärts“ mittheilt, dur Bewilligung der beantragten Lohnerhöhung beigelegt worden. i
Aus Lüttih meldet ,W. T. B.“: Der belgische Ber g- arbeiter-Kongreß beshloß gestern, die Bergarbeiter sollen vor dem 15. November eine Lohnerhöhung von 15 9/6 fordern und vom 6. No- vember ab feine Ueberstunden mehr arbeiten.
Kunft und Wissenschaft,
Die von Lieutenant Ryder 1891 vergeblih versuhte Erforshung des leßten unbekannten Theils der ostgrönländishen Küste ¡wishen Angmagsalik und dem Scoresby-Sund wird in diesem Jahre wieder aufgenommen, nahdem der Carlsberg-Fonds der dänischen Re- gierung zu diesem Zweck die Summe von 150 000 Kron. zur Ver- fügung gestellt hat. Die Expedition, welche unter der Leitung des Marine-Lieutenants Amdrup steht und an welcher 3 Botaniker, 2 Marine-ODffiziere und 7 Leute fich betheiligen, wird von Angmag- falik ausgehen und 2 Jahre in Anspruch nebmen.
Land- und Forstwirthschaft.
Ernteergebniß in der Provinz Ontario (Canada). Einer von dem landwirthshaftlihen Departement in Toronto unter dem 18. August d. I. veröffentlihten Schäßung des Ernte- ergebnisses in der Provinz Ontario entnehmen wir folgende Zusammen- stellung: Gesammt- Ergebniß ergebniß Vvro in Bushel 24 268 158 15 078 441 5 489 821 3519322 12094235 12 669 744 86 971 555 82 979 992 3 542 930 2 230 873 40 488
Anbau-
Jahr fläche in Ackern Winterweizen . 1897 950 222 1896 876 955 Sommerweizen . 1897 323/305 1896 255 361 G 1897 451 515 1896 462 792 G So 2 432 491 1896 2 425 107 M USOO 187 785 1896 148 680 2
G LS9T 896 735 Fe 2
1896 829 601 17 493 148 Den 1897 1 061 079 1896 08 ¿ EI97535 in Tonnen IS9T 2341 48 3911518 1896 2 426 3 260 240
Theater und Mufik.
Königliches Schauspielhaus.
Am Sonnabend gelangte das dreiaktige Schauspiel , Waidwun d“ von Richard Skowronnek zur erften und wohlgelungenen Auf- führung. Der Verfasser, der eine glücklihe Begabung für das leichte Lustspiel besitzt, versuht hier seine Kraft an ernsteren Problemen, die nur eine ernste Lösung finden können. In der Wahl und An- ordnung seines Stoffes zeigt er feines Verständniß für dramatische Wirkungen. Die Gestalt des Forstmeisters von Ekhen, der in seinem einsamen Forsthause infolge jahrelanger Krankheit seiner Frau das Familienleben nur noch von der sorgenvollen und entbehrungsreichen Seite kennt und der de3halb die harmlosen Freuden, die ihm aus dem freundshaftlihen Umgange mit einer benachbarten jungen Wittwe er- wachsen, sorglos und glücklih genießt, ist menshlich wahr erfunden. Ebenso {licht und natürlih entwickelt sih aus dieser Lage, nahdem des Forstmeisters Frau plöglich gestorben ist, der Seelenkampyf des Mannes, in welchem nun die Liebe zu der Freundin erwacht und der sich jeßt für die Geliebte oder für seine Kinder entscheiden soll, die das Andenken der Mutter und ihre eigenen Nehte an den Vater ver- theidigen. Es is dem Dichter nicht völlig gelungen, diesen Stoff bühnenreif auszugestalten. Anstatt die Entschlüsse, welhe die Handlungen seiner Personen bestimmen, aus ihrer Seele und ihrem Gemüth herauswachsen zu lassen, werden fie gewöhnli durch die Vermittelung eigentli unbetheiligter Personen, wie z. B. durch die klugen Worte eines alten jüdishen Hausierers Jankel, zur Neife gebraht. Die Charaktere verlieren dadurch an Klarheit und Kraft, wenn man au des Dichters Absichten als berechtigt und natürlih anerkennt. Der Dialog leidet besonders im leßten Aufzuge, in dem alle Empfindungen der handelnden Perfonen noch einmal dur{- messen und durlebt werden follen, an ermüdenden Längen ; jedoch erhält die \höne Lösung des Konflikts, daß nämlich die Wittwe selbst auf ihr erhofftes Glü verzichtet, die Theilnahme der Zuschauer bis zum Schluß aufrecht. — Die Darstellung war im Ganzen und in allen Theilen gut. Herr Molenar brahte in der Rolle des Forstmeisters mit Ernft und Zurückhaltung das Liebesleben des alternden Mannes zum Ausdruck. Herr Dr. Pobl erzielte mit der freund- lihen Gestalt des alten Hausierers einen kräftigen Erfolg. O Haverland fand für die kranke, fterbende Frau ergreifende
ône; Frau Schramm gab mit derbem Humor eine brave Wirth- schafterin; Fräulein von Mayburg war als junge Tochter des Forst- meisters voll rührender Zärtlichkeit und Trauer, und Fräulein Poppe adelte ihre Rolle der jungen, verführerishen Wittwe durch Herzens- wärme und Echtheit der Empfindung in Ton und Geberde. 4 Goethe-T heater.
Shake fpeare's Tragödie „Othello“ wurde am Sonnabend zum erften Mal auf der Charlottenburger Bühne aufgeführt und fand dort den lebhaften Beifall eines offenbar wenig anspruhs8- vollen Publikums. Ueber das Durchschnittsmaß schauspiele- risher Leistungen erhob sich uur der Jago in der von früheren Berliner Aufführungen her bekannnten Darstellung des Herrn Ludwig Stahl. Der Künstler hat seine eigenthümliche Auf- fassung dieses Bösewichts inzwishen noch vertieft und im Detail feiner ausgearbeitet als früher, namentlich brate er die heiklen Monologe in mustergültiger Weise zu Gehör. Den Othello spielte Herr Colla Jessen. Der noch junge Schauspieler verfügt in reihem Maße über die für das Heldenfah unerläßlihen äußeren Mittel, aber seine Leistung bält vorläufig den Bergleih mit denjenigen hervorragender Dar- fteller dieser Rolle nicht aus; von den Eigenthümlichkeiten der Aussprache
Heu und Klee