1897 / 235 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 06 Oct 1897 18:00:01 GMT) scan diff

a. für das Auspacken von Rieselthürmen, welche gesund- heitsshädlihe Gase enthalten (z. B. Gay:Lussac-Thürme, Glover-Thürme, Absorptionsthürme für Salzsäure, Salpeter- säure, Chlor u. \. w.),

b. für Sprengzündhütchen- und Zündhütchen-Fabriken,

c. für das Laden von Revolver-, Jagd-, Sport- und Militärpatronen mit Schwarzpulver oder rauchschwachem Pulver und für das Entladen derselben,

d. für die gewerb8mäßige Herstellung sowie die Verdichtung und Verflüssigung von Acetylengas ;

3) Nachträge zu den Besonderen Unfallverhütungs-Vor- schriften der Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie:

a. für Betriebe zur Herstellung von Feuerwerkskörpern,

b. für den Betrieb von Dampffässern und sonstigen Appa- raten unter Druck,

c. für Mineralwasserfabriken.

Ferner enthält die Nummer folgende Rekurs -Ent- scheidungen, Bescheide und Beschlüsse: *)

Der Berechnung des Jahresarbeitsverdienstes der bei sogenannten Nothstandsarbeiten mit der Verrichtung gewöhnlicher Tagelöhnerarbeiten beschäftigten Personen ist der gemäß 8 8 des Krankenversicherungsgeseßes festgeseßte orts- Üblihe Tagelohn erwahsener männliher Tagearbeiter zu Grunde zu legen. (1639.) , i

Die freie Schlafstelle eines Schiffsarbeiters auf dem Fahrzeug ist als Naturalbezug im Sinne des § 3 des Unfallversiherungsgeseßes niht anzunehmen und deshalb bei Berechnung des Jahresarbeitsverdienstes außer Snsaß zu lassen. (1640.) :

Die Neymacher auf einem der Hochseefischerei dienenden Schiffe find zur gleichen Klasse wie die Segel- r1iacher auf Seeschiffen zu renen; daher ist für sie nah S6 des See-Unfallversicherungsgeseßes bei der Rentenbemessung nicht ihr thatsächliher Jahresarbeitsverdienst, sondern der vom Reichskanzler für die Klasse VI der Bekanntmahung vom 29. Dezember 1887 festgeseßte Durchshnittsbetrag zu Grunde zu legen. (1641.)

Bei der Festseßung der Unfallrente für einen Verleßten,

dem bereits wegen eines früheren Unfalls eine Entschädigung zuerkannt ist, wird regelmäßig nah dem Unfallversicherung8- geseße auf den Umstand, daß die Erwerbsfähigkeit bereits eine Minderung erfahren hatte, hinsichtlih des Prozentsaßes feine Rüksiht zu nehmen sein, da die bestehende Be- einträhtigung der Érwerbsfähigkeit im allgemeinen bereits in dem au Jahresarbeitsverdienste in Anrehnung kommt. 1642. ( Die Frage, ob der bei der erstmaligen Feststellung der Nente einer Guts - Wirthschafterin irrthümlih ange- nommene Jahresarbeitsverdienst aus Anlaß einer anderweiten Feststellung der Rente wegen Veränderung der Verhältnisse 70 des landwirthschaftlichen Unfallversicherungs- geseßes) von ter Berufsgenossenshaft angefohten werden kann, ist nach der besonderen Lage des Einzelfalles verneint worden. (1643.)

Eine von einem verunglückten Arbeiter bezogene Jn- validenrente ist bei der Berehnung seines Jahresarbeits- verdienstcs außer Ansatz zu lassen. (1644)

Die Frage, ob ein völlig blinder, 63jähriger Landwirth bereits als gänzlih erwerbsunfähig anzusehen ist, sodaß ihm bei einem Unfall, den er im eigenen Betriebe (beim Vieh- füttern) erleidet, eine Rente nicht zusteht, ist auf Grund des 86 leßter Say des landwirthschaftlihen Unfallversiherungs- gesezes bejaht worden. (1645.)

Die Éntstehung einer Höhle im Mundinnern infolge der Thätigkeit des Glasblasens ist in der Regel als Gewerbe- kranîheit und niht als Unfall anzusehen. (1646.)

Die Rücckenmarkserkrankung eines Arbeiters, der drei Monate täglih in einem Senfkkasten (caiss0n) 18 m unterhalb der Wassersohle des Rheins aht Stunden in Preß- luft gearbeitet und eines Tages nach seinem Austritt aus dem Senkfasten plößlih krampfartige Schmerzen im Nacken und eine eigenthümliche lähmungsartige Shwäche in den Beinen verspürt hatte, ist als Unfall angesehen worden, nachdem ein Universitäts-Obergutachten dahin erstattet war, daß die Erkrankung nicht eine Folge dauernder Arbeit unter Druluft, fondern im Laufe weniger Minuten, infolge relativ zu rasen Uebergangs von hohem in niedrigen Druck, entstanden wäre. (1647.)

Der die Einstellung der Rente als Folge eines Verzichts des Arbeiters auf Rente aussprehende Bescheid einer Berufs- genossenschaft unterliegt der Nachprüfung im Streit- verfahren. Die Erklärung eines Arbeiters, auf eine ihm zugebilligte Rente von 50 Proz. derjenicen für völlige Er- werbsunfähigkeit so lange verzichten zu wollen, als er denselben Lohn wie vor dem Unfall beziehe, ist nah der besonderen Lage des Einzelfalls als gegen die Vorschrift des § 99 des Urfall- versiherungsgeseßzes verstoßend und daher unwirksam angesehen worden. (1648.)

Die Kapitalabfindung eines Rentenberechtigten außer in den geseßlih vorgesehenen Fällen ist unzulässig und unwirksam, jedenfalls aber, wenn sie nah Lage der Sache als eine Abmachung zum Nachtheil des Versicherten im Sinne des § 99 des Unfallversiherungsgeseßes anzusehen ist. (1649.)

Die in Ausführung des § 25 Absay 4 des Bau-Unfall- versicherungsgeseßzes über die Höhe der Hebegebühren er- gangenen Erlasse der Landes - Zentralbehörden sind im all- gemeinen, so lange nicht ausdrücklich das Gegentheil verfügt wird, so zu verstehen, daß die Hebegebühr (4 Proz.) den Ersaß für alle mit der Einziehung der Prämien verbundenen Unkosten darstellt, die Gemeinden daher bei fruchtlos ausgefallener Zwangsvollstreung den Ersaß baarer Auslagen nicht zu beanspruchen haben. (1650.)

Aus dem Gebiet der Jnvaliditäts- und Alters- versicherung sind folgende Nevisions-Entscheidungen mitgetheilt:

__Ein Straßen-Aufseher in einer preußishen Pro- vinzial-Hauptstadt ist, wenngleich er thatsächlih gegen Kündi- gung angestellt war, als pensionsberechtigter Kom- munalbeamter angesehen und daher als nicht versiche- rungspflihtig erahtet worden. (604.)

Ein Schiedsgerichtsbeisizer, der in einer Streitsache eine für deren Ausgang erheblihe Auskunft über die körperliche Leistungsfähigkeit des Klägers ertheilt hat, ift von der Aus- übung des Richteramts in dieser Sache kraft Gesetzes

*) Die neben den einzelnen Rekurs- und den Revisions-Ent- scheidungen, den Bescheiden und Beschlüffen stehenden eingeklammerten Zahlen geben die Ziffer an, unter der diese in den „Amtlihen Nach- richten“ veröffentlicht sind.

ausgeschlossen, wenn auch seine Vernehmung niht in förmlicher Weise stattgefunden hat. (605.

Untere Verwaltungsbehörden im Sinne des Z 29 Saz 2 des Jnvaliditäts- und Altersversiherungsgeseßes sind nur die von den Landes-Zentralbehörden gemäß 8 138 a. a. O. bezeihneten Stellen. (606.)

Den Entscheidungen der unteren Verwaltungs- behörden aus § 122 des Jnvaliditäts- und Alters- versicherungsgeseßes kommt eine bindende Kraft für die in der vorgeseßlihen Zeit liegenden Beschäftigungsverhältnisse eines Rentenbewerbers nicht zu.

Fleishbeshauer in Bayern und deren Stell- vertreter sind in ihrer Erwerbsthätigkeit selbständig und fönnen daher keiner der im 8 1 des Jnvaliditäte- und Alters- versicherungsgeseßzes aufgestellten Klassen von Versicherten zugerehnet werden. (607.) :

Das Eingreifen der Verwaltungsbehörde nah § 122 des Invaliditäts- und Ætersversicherungsgeseßes seßt voraus, daß darüber Streit entstanden ist, ob oder welhe Beiträge zu ent- rihten sind. Jst aber das Beschäftigungsverhältniß abgeschlossen, und sind die dafür bestimmten Beiträge dur Einkiebung der ent- sprechenden Marken in die Quittungskarte des Klägers ordnungs- mäßig geleistet worden, so kann nur von denSpruchinstanzen darüber entschieden werden, ob durch das Arbeitsverhält- niß und die Beitragsleistung eine Anwartschaft auf Rente erworben worden ist. Jnsbesondere ist die Entscheidung der Verwaltungsbehörde dann ausgeschlossen, wenn der Renten- bewerber vor deren Erlaß bereits dauernd erwerbsunfähig ge- worden ist, sodaß nur die Berechtigung des erhobenen Renten- anspruhs in Frage steht. (608)

In dem nichhtamtlihen Theil ist ein ODbergutachten der medizinishen Fakultät der Universität Berlin über die traumatishe Neurose nebst einem Nachtrag vom 6. Juli 1897 mitgetheilt, ferner wird auf eine von der Knappschafts-Berufsgenossenschaft herausgegebene Statistik üb& die M der Sit von 1. Dliober 1885 bis 1. Januar 1895 in den ihr zugehörigen Be- trieben vorgekommenen 31 679 entshädigungspflihtigen Betriebs- unfälle (Berlin 1897, Carl Heymann's Verlag, Preis gebunden 6 u sowie auf ein von dem Verbande der deutschen Berufs- genossenschaften erlassenes öffentlihes Preisaus schreiben Über die Beschaffung geeigneter Arbeiter-Schuß- brillen aufmerksam gemacht.

Der Wirkliche Geheime Ober-Regierungs-Rath im Reichs- Eisenbahnamt Kraefft ist vom Urlaub zurückgekehrt.

Der Archiv - Assistent Dr. phil. Paul Richter ist von Koblenz an das Staats-Archiv in Wiesbaden, und

der Archiv-Hilfsarbeiter Dr. phil. Richard Knipping E an das Staats-Archiv in Düsseldorf verseßt worden.

Dälzig/ 5 ior Jn Gegenwart Seiner Majestät des Kaisers und Königs fand, wie ,„W. T. B.“ berihtet, heute Nachmittag um 4 Uhr der Stapellauf des auf der Werft von F. Schichau für den „Norddeutschen Lloyd“ in Bremen neuerbauten Doppelshrauben-Schnelldampfers statt. Das Schiff erhielt den Namen „Kaiser Friedrich“. Die Taufe vollzog Fräulein Franziska Albrecht, die Tochter eines der ältesten Verwaltungsräthe des „Norddeutschen Lloyd“. Jm Gefolge Seiner Majestät des Kaisers befanden sich der Ober: Präsident der Provinz Westpreußen, Staats-Minister Dr. von Goßler, der Chef des Marinekabinets, Kontre-Admiral Freiherr von Senden:Bibran, sowie die Spißen der Zivil- und Militärbehörden der Provinz Westpreußen. Anwesend waren ferner: der Staatssekretär des Reichs-Postamts von Podbielski, der Unter-Staatssekretär im Reichsamt des Jnnern Note, der Direktor im Reichs-Postamt Fcitsh und der Ge- heime Ober-Postrath Krätke, der Jnhaber der Schihau’schen Werft Ziese, der Verwaltungsrath und Direktor Dr. Wiegand sowie der Chef-Konstrukteur Walter vom „Norddeutschen Lloyd“ und die Direk¿oren der Schihau'shen Werft. Nach dem Stapellauf besichtigte Seine Majestät die Kaiserliche Werft und begab Sich sodann, von der zahlreichen Menge jubelnd begrüßt, nah dem Offizier-Kasino des Ersten Leib- Husaren- Regiments Nr. 1 in Langfuhr, wo das Souper eingenommen wurde. Der Kommandeur des Regiments, Oberst Mackensen brahte während der Tafel ein Hoh auf Seine Majestät den Kaiser aus, Allerhöchstwelher hierauf auf das Regiment toastete. Um 8 Uhr 40 Men seßte Seine Majestät die Reise nah Hubertusstock fort.

Cronberg, 6. Oktober. Jhre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Heinrich sind heute Vormittag 10 Uhr mit den Prinzen Waldemar und Sigismund zu 14tägigem Besuch bei Jhrer Majestät der Kaiserin Friedri ch eingetroffen.

Siamaringen, 5. Oktober. Jhre Königlichen Hoheiten der Fürst und die Fürstin von Hohenzollern sind wieder hierher zurückgekehrt.

Vayern.

Der. dem Landtage vorgelegte Gesezentwurf, betreffend die Kapitalrentensteuer, stellt für die Veranlagung der Steuer folgende Säße auf: 11/5 Proz. bei einer Rente von 40 bis 100 Æ, 2 Proz. bei einer Rente von 100 bis 400 M, 21/7 Proz. bei einer Rente von 400 bis 700 #4, 3 Proz. bei einer Rente von 700 bis 1000 4, 31/4 Proz. bei einer Rente von 1000 bis 100 000 M, 4 Proz. bei einer Rente von mehr als 100 000 M

Baden.

Seine Majestät der König von Siam ist am 4. d. M. in Baden-Baden eingetroffen. Zur Begrüßung waren der Flügel-Adjutant Seiner Königlihen Hoheit des Großherzogs, der Großherzoglihe Amtsvorstand, Geheime Regierungs-Nath Haape und der Ober-Bürgermeister Gönner am Bahnhofe an- wesend. Gestern stattete Seine Königliche Hoheit der Groß- herzog dem König einen Besuch ab.

Der russische Minister des Auswärtigen Graf Murawjew überbrachte, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern dem König von Siam eine Sg des Kaisers von Rußland. Der König wird dieser Einladung Folge leisten und si morgen nach Darmstadt begeben.

Hessen,

Seine Majestät der Kaiser von Rußland empfing gestern Mittag, wie die „Darmsft. Ztg.“ meldet, den hessischen

Staats-Minister Dr. Finger und Nachmittags den russischen Militär-Attaché in Berlin Prinzen Engalitscheff in Audienz. Gestern besichtigte der Kaiser in Begleitung Seiner König- lihen Hoheit des Großherzogs auf der Mathildenhöhe die Baustelle für die griehishe Kapelle, zu der vorausfichtlih in der nähsten Woche der Grundstein gelegt werden wird.

Meckleæzburg-Schwerin, Die feierlihe Beiseßung der Leiche Seiner Hoheit des Heragas riedrich Wilhelm in der Fürstengruft des omes zu Schwerin fand gestern Nachmittag 41/2 Uhr statt. Die Feier begann mit einem Trauergottesdienst am Sarge vor dem Altar. An der Feier nahmen, außer Jhrer Königlichen Hoheit der Großherzogin Marie und der Großherzoglihen Familie, die fremden Fürstlich- keiten, ferner der General: Oberst Graf von Waldersee, der kommandierende Admiral von Knorr, der Admiral Köster, die Vize-Admirale Karcher und Thomsen, die Kontre-Admirale Büchsel und von Arnim, sowie die zur Kondolenz ein- getroffenen fremden Abgesandten theil. Nach dem Gottes- dienste, bei welchem der Hofprediger Wolf die Trauer- rede hielt, wurde der Sarg von Marineoffizieren zur Gruft getrañen und dort in Anwesenheit der Fürstlichkeiten und des Minisiers des Großherzoglihen Hauses beigeseßt, wobei der Ober-Kirchen-Rath Bard den Segen sprach. Während der Beiseßung wurden von den Truppen Ehrensalven abgegeben.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog kehrt heute von Schwerin nah Dresden zurü.

Seine Königlihe Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen is gestern Abend 8 Uhr von Schwerin nah Ham- burg abgereist.

Sachsen- Meiningen.

Bei den am 28. v. M. vorgenommenen allgemeinen Landtagswahlen wurden 6 Nationalliberale, 4 Sozial: demokraten, 3 Mitglieder des Bundes der Landwirthe und 1 Freisinniger gewählt. Außerdem haben Stichwahlen stattzufinden.

Anhalt.

Jhre Hoheit die Herzogin ist am 4. d. M. von Groß- harthau bei Dresden wieder in Dessau eingetroffen.

Oesfterreih-Ungarn.

Die „Budapester Korrespondenz“ meldet: Die gestern unter dem Vorsite des Ministers des Aeußern Grafen Gol uhowski abgehaltene gemeinsame Minister-Konferenz befaßte sich mit der Durchberathung des gemeinsamen Vor- anschlages, dessen endgültige Feststellung in einem gemein- samen Ministerrath erfolgen wird, welcher am Sonntag unter dem Vorsiß des Kaisers stattfinden soll. Der Zeitpunkt des Zusammentritts der Delegationen ist noch niht festgeseßt worden. Es scheint aber festzustehen, daß die Vorlagen, be- treffend das Ausgleichsprovisorium, an einem Tage der nächsten Woche den Parlamenten in Wien und Budapest werden unter- breitet werden.

Jn der gestrigen Sihung des österreichishen Abge- ordnetenhauses brachten die Abgg. Freiherr von Dipauli und Genossen einen dringlichen Antrag auf so- fortige Wahl eines Ausschusses zu dem Zwecke der Au f- hebungderSprachenverordnungen ein; der Ausschuß soll ferner grundsäßlihe Bestimmungen über eine im Geseßzes- wege anzustrebende Regelung der Nationalitäten- und Sprachenfrage binnen sechs Wochen dem Hause vor- legen. Der Abg. Ebenhoch brachte einen Antrag ein, worin eine ahtjährige Shulpflicht festgeseßt, jedoeh den Land- tagen das Recht eingeräumt wird, dieselbe auf sechs Jahre herabzuseßen. Der Landesvertheidigunzs-Minister Graf von Welsersheimb legte cinen Geseßentwurf , bctreffend das Rekruten-Kontingent pro 1898, vor. Sodann trat das Haus in die Berathung der Nothstands-Anträge ein.

Ftalien. __ Der Kapitän Cicco di Cola ist, dem „W. D: B ZU- folge, zum Vertreter Jtaliens bei dem König Menelik ausersehen und wird heute nah Afrika abreisen.

Spanien.

Der Minister-Präsident Sagasta hat, wie „W. T. B.“ aus Madrid erfährt, sih dahin ausgesprochen, daß die Re- gierung willens sei, das pol:tishe und militärishe Programm mit Entschlossenheit und Aufrichtigkeit durchzuführen. Wenn der General Weyler nicht selbst seinen Abschied nehme, werde er abberufen werden. Es handle sih namentlich, so fügte der Minister hinzu, um s{hnelles Vorgehen auf den Philippinen, wo die politische Lage keinen Verzug zulasse. Es heißt ferner, der Minister für die Kolonien Moret sei auch entschlossen, die in dem liberalen Programm enthaltenen Maßnahmen für die Antillen binnen kurzem zur Durchführung zu bringen.

Griechenland.

Jn der gestrigen Sigung der Deputirtenkammer erklärte der Minister-Präsident Zaim is, daß er in der Krise berufen worden sei, ein Ministerium zu bilden; er habe es für seine Pflicht gehalten, dem Rufe zu folgen. Das Ziel des Kabinets sei die Lösung der nationalen Frage und die Räumung Thessaliens. Damit die Regierung die Lösung herbeifüzren könne, begehre und fordere sie Zeit. \ Er bitte die Kammer, ihre Arbeitén einst- weilen einzustellen; später werde er ihr das System einer voll- ständigen Reorganisation der Verwaltung des Landes vor- legen. Delyannis erklärte, seine Partei werde die Maß- nahmen unterstüßen, welhe auf die Lösung der nationalen Krise hinzielten, er billige den Vorschlag, die Arbeiten der Kammer einstweilen einzustellen. Karapanos und Deli-

iorgis sagten im Namen ihrer Parteien dem Kabinet eben- falls Unterstüßung zu. Die Sizung wurde sodann geschlossen.

Wie die „Agence Havas“ berichtet, hat das Ministerium in Anbetracht dessen, daß die Kammer bereits ihre Ansicht über den Friedensvertrag kundgegeben habe, dem Doyen des diplomatishen Korps notifizieit, daß es bereit sei, in Unterhandlungen wegen des Artikels 2 des Vertrages einzu- treten, und bejchlossen habe, Unterhändler zur Berathung des endgültigen Vertrages zu entsenden.

Das Dekret, durch welches der Fürst Mavrokordato zum Unterhändler für den endgültigen Friedenss{hluß ernannt wird, ist gestern veröffentliht worden. Fürst Mavrokordato wird am 11. d. M. von Athen abreisen.

Schweden und Norwegen.

Bei den Wahlen der Wahlmänner zum Storthing siegte, wie „W. T. B.“ aus Chrijtiania berichtet, die Linke in der Stadt Stavanger und im Amte Buskerud. Jm Ganzen- hat die Linke bisher 14 Sige im Storthing ge-

wonnen. S Dänemark.

Der Landwirthschafts-Minister von Sehested unter- breitete, wie „W. T. B.“ meldet, dem Landsthing gestern eine Vorlage, betreffend die Verhütung der Verbreitung der Tuberkulose beim Vieh. Nach derselben darf lebendes Horn- pieh aus dem Auslande nur über Ne bestimmte Orte, in welchen es einer Quarantäne und der Tuberkulin-Jmpfung unterzogen wird, eingeführt werden. Jnländisches Vieh kann auf Staatskosten mit Tuberkulin geimpft werden. Die Ab- qabe niht pasteurisierter Milch aus den gemeinschaftlichen Molkercien wird verboten.

Amerika.

Eine Depesche des „New-York Herald“ aus San José in Guatemala meldet aus amtlicher Quelle, daß die Truppen der Regierung Quezaltenango wiedergenommen, Waffen und Munition erbeutet und eine Anzahl Offiziere der Auf- ständishen gefanaen genommen hätten. Die Nachricht von dem Sieae der Regierung sei auch aus Totonicapan und anderen Orten eingelaufen.

Afien.

Die „Times“ meldet aus Simla vom gestrigen Tage: Der Emir von Afahanista n habe gestern in Kabul die Antwort be- fannt gegeben, welche er den in seinem Auftrage von Dschelalabad qus zurückgeschickten Abordnungen der Afridis ertheilt habe. Ferner habe der Emir cine Proklamation an seine Unter- thanen erlassen, worin er das Verhalten der Stämme, welche zu den Vaffen gegriffen hätten, verwerfe und erkläre, er könne denselben nicht Beistand leisten, da er ein Uebereinkommen mit den Engländern abgeschlossen habe, welches von den leßteren ge- wis nhaft beobahtei worden sei. Der Emir betone sodann, daß Großbritannien Chitral niht genommen habe, um Ab- gaben aufzuerlegen, sondern um seine Stellung gegen Rußland zu stärfen, und erkläre ließli, er sei kein solher Thor wie Scher - Ali, daß er sih in einen Krieg mit England verwickeln lassen sollte. / :

Die Ausgaben für Heer und Flotte in Japan, wie sie in dem Staatshaushalt von 1897/98 vorgeschen sind, weiscn nah einem in der „Admiralty and Horse Guards Gazette“ abgedruckten Berichte des britishen Konsuls zu Tokio gegen das Vorjahr sehr erhebliche Steigerungen auf. Die regelmäßigen Bedürfnisse des Heeres, welche im Etatsjahre 1896/97 mit 32 Millionen Mark be- stritten wurden, erfordern nunmehr einen Aufwand von 60 Millionen. Die Mehrausgabe haben namentli die Besoldung, die Verpflegung, die Bekleidung, die Rcmon- tierung, die Truppenübungen und der Gesundheitsdienst noth- wendig gemacht, für welchen leßteren der Betrag infolge der durch die Beseßung der Jnsel Formosa vermehrten Er- franfungsfälle verdreifaht worden is. Die Besignahme von Formosa hat ferner eine bedeutende Verstärkung der Gendarmerie erfordert und veranlaßt, daß der Auf- wand für diese versehsfacht worden is. Unter den außerordentlihen Ausgaben, deren Gesammibetrag von niht ganz 40 auf mehr als 60 Millionen gewachsen ist, stehen solhe, welche der Krieg gegen China veranlaßt hat, und die durch die Vornahme von Befestigungsarbeiten im eigenen Lande hervorgerufenen in vorderster Linie. Diese erheblichen Steigerungen des Aufwandes seßen die Regierung in- den Stand, ein Fir von 145 000 Mann unter den Fahnen und danebeneine Reserveinder Stärfe von 375000 Mann zu halten. Der F lottenhaushalt hat in noch höherem Maße Mehr- ausgaben nöthig gemacht. Die regelmäßigen Ausgaben be- iragen freilih nur 20 Millionen Mark gegen 16 im Vor- jahre, sie sind durch dieselben Verhältnisse bedingt wie beim Heere. Anders is es bei den außerordentlichen Ausgaben. Während di:se nicht ganz 60 Millionen Mark betrugen, belaufen sie sih jeßt auf etwa 135 Millionen. Die Kosten, welche der Unterhalt der Flotte verursacht, sind mithin um mehr als das Doppelte gewat,sen; sie ver- folgen das Ziel, eine Flotte von 65 Fahrzeugen mit 233 000 t Deplacement und außerdem von 126 Torpedobooten zu schaffen. Für die Durchführung dieses Marinegründungsplanes ift eine längere Reihe von Jahren in Aussicht genommen, deren End- punkt noch nicht fest bestimmt ist.

Afrik«a.

Nach einem bei dem Auswärtigen Amte in London ein-

p Telegramm is der König von Benin nah Old alabar gebraht worden. Von den sieben Führern, welche m die am Anfang dieses Jahres erfolgte Niedermeßelung der ritishen Abtheilung verantwortlih waren, sei einer vor der Untersuchung gestorben, zwei hätten Selbstmord begangen, zwei seien hingerichtet und einer nicht ergriffen worden; der König habe offenbar an der Niedermegzelung keinen Antheil gehabt.

Arbeiterbewegung.

Aus Stettin berichtet die „Oftsee-Ztg.“ zum Ausstande in der Stôwer’shen Nähmaschinen- und Fahrradfabrik, daß gestern Vormittag auch die in der Nähmaschinen- Abtheilung be- shäftigten Arbeiter, etwa 400 an der Zahl, die Arbeit niedergelegt haben, obglei nah dem Ergebniß der Versammlung vom leßten Sonntag hierüber erst heute Abend ein endgültiger Beschluß gefaßt werden sollte. Die in der Fabrik beschäftigten Former und Tischler haben h dem Ausstande niht angeschlossen. Als Grund dieser neuen Arbeitseinstellung wird mitgetheilt, daß die Direktion einige Arbeiter wegen ungebührliten Betragens entlassen hatte.

Hier in Berlin fand gestern vor dem Einigungtamt des Ge- werbegerich1s die Fortsezung der Verhandlungen zur Beilegung des Ausftandes der Former statt. Das Einigungsamt kam \{[ieß- lih zu folgendem neuen, von dec „Voss. Zig.“ mitgetheilten Ver- gleihsvorshlag: „Nachdem durch die Verhandlung vor dem Einigungé- amt des Gewerbegerihts thatsählich festgestellt worden ift : 1) daß der Anspruch der Arbeitnehmer, den streitigen Dovpelzylinder und die Gleit- bahn zu den von den Arbeitnehmern geforderten Preisen nur in der Borsig’schen Gießerei fertigzustellen, ebenso unberehtigt war wie die auf die Ablebaung dieses Anspruches gegründete Weigerung der Former der übrigen S jegrtEen des Verbandes der Berliner Mietallindustriellen, Borsig'sche Arbeit anzufertigen, 2) daß die Forderungen von feiten der Arbeitnehmer, die fünf Tage nah Ausbruch des Ausstandes gestellt wurden, mit dem Ausstande selbst in keinem Zusammenhange stehen, auch nit soweit sie jeßt zur Unnahme gelangen, {ließen die Parteien folgenden Vergleih: „1) Die Accordlöhne für die an- zufertigenden Arbeiten sind zwishen den zur Ausführung bestimmten Formern und den Meistern bezw. Gießerei-

vorstehern, die die Arbeitgeber 2) Guß, der nahweislich ohne zu Aus\{huß wird, foll bezahlt werden. In Streitigkeiten foflen betheiligte Former gutachtlich gehört werden. 3) Die Arbeitgeber werden die am Ausstande betheiligten Former und Arbeiter wieder einstellen, möglihst bevor auswärtige Former zur Beschäftigung an- enommen werden. Es wird feinem der am gegenwärtigen Aus- tande betheiligten Arbeiter, sofern er die Verpflichtung übernimmt, feine Mitarbeiter, die während des Ausftandes gearbeitet baben, dieserhalb weder durh Wort noch That, inner- balb oder außerhalb der Werkstätte zu beleidigen oder zu beläftigen, von dem Arbeitsnahweis des Verbandes Berliner Metallindustrieller der Arbeits\hein vorenthalten werden.“ Der Arbeiter- Vertreter Litfin gab die Erklärung ab, daß die Arbeiter diesen Vergleich vorbehaltlich der Zustimmung einer Versammlung der Ausständigen annehmen, wenn auch wider Erwarten das Geriht zu einer Verurtheilung der Ausftändigen gekommen fei. Kommerzien-Rath Henneberg erklärte fh mit dem Wortlaut des Vergleichs einverstanden. Innerhalb der nächsten drei Tage haben die Betheiligten, die den Vergleich unterzeihnet haben, die Zustimmung ihrer Auftraggeber beizubringen.

Aus Tro ppau meldet ,W. T. B.*, daß 220 bei der Oppa- Regulierung bei Jägerndorf beschäftigte Arbeiter wegen Lohn- streits und Entlaffung eines Partieführers die Arbeit eingestellt hatten. Der Ausstand wurde aber beigelegt, indem die Lohnforderungen der Arbeiter befriedigt wurden. Etwa hundert von ihnen haben die Arbeit wieder aufgenommen; die übrigen wollen in Wien Beschäfti- gung suchen.

Aus London meldet „W. T. B.“ zum Ausstande der englishen Maschinenbauer: Die Arbeitgeber im Maschinen- baugewerbe haben erklärt, daß sie sih auf die Dazwischenkunft Dritter zur Beilegung des Gewerbestreites nicht einlafsen können.

vertreten, zu vereinbaren; Verschulden des Formers

Statiftik und Volkswirthschaft.

Hauptergebnisse der landwirtbschaftlihen Betriebs- zählung vom 14. Juni 1895.

Wie mit der Berufszählung vom d. Juni 1882 war au% mit der vom 14. Juni 1895 eine landwirthschaftliße Betriebszählung verbunden. Die Hauptergebnisse derselben liegen in dem kür;lih vom Kaiserlichen Statistischen Amt herausgegebenen zweiten Ergänzungsheft zum Jahrgang 1897 der „Vierteljahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs* in einem kurzen, aber inhaltsreihen Aufsaß vor, während das vollständige Tabellenwerk über diese wihtigen Erhebungen noch in Bearbeitung is. Bei dem hohen Interesse, welhes die Entwickelung der landwirthschaftlichen Betriebsverhältnisse seit 1882, soweit die erwähnten Zählungen sie überhaupt erfaßten, in Anspru nimmt, dürften einige vergleichende Mittheilungen über die Hauptergebnisse der Erhebungen von 189% und 1882 weiten Kreisen nicht unerwünsht sein.

Die Zahl der 1895 ermittelten landwirthshaftlihen Betriebe betrug 5 556 900 mit 32511 899 ha landwirthschaftlich (d. i. als Acker, Wiese, Weide, Hopfenland 2c.) benußter Fläche und 43 278 487 ha Gesammtfläche (d. i. einshließlich der gärtnerish und forstwirthschaftlih benußten Fläche, auh der Weingärten, des Ded- und Unlandes, der Haus-, Hofräume, Ziergärten, Wege und Gewäfßser) gegen 5 276 344 Betriebe mit 31 868 972 ha landwirthscaftlich be- nußter und 40 178 681 ha Gesammtiflähe im Jahre 1882. Es hat somit die Zahl der Betriebe um 280556, die landwirthscaftlich benußte Fläche um 642 927 ha und die Gesammifläche um 3 099 806 ha zugenommen. Abgesehen von genauerer Zählung und von der Ein- rechnung der rein forstwirthschaftlihen Betriebe, die 1882 nicht erfolgte, ist diese Zunahme, was die Zahl der Betriebe anbetrifft, thatsächlicher Natur und jedenfalls auf Parzellierungen zurückzuführen. Wie diese Zunabme auf die verschiedenen Größenklassen der Betriebe (die amtlihe Statistik unterscheidet deren 18) sich vertheilt, ist aus nah- stehender Uebersicht zu erkennen: D

1A

; 9 E S Z

Zahl der Betriebe :

35169 1016 239 998 701 281 734 25 057 61 831 981 407 926 605 281 510 24 991 Landwirtbschaftlid benußte Fläche : 1895 1807870 3285720 9720935 9868367 7829007 1882 1825938 3190203 9158398 9908170 7786263

Gesammtfläche :

1895 2415 308 4141789 12536700 13155712 11028 978 1882 92159358 3832902 11492017 12415463 10278 941 Auf die Betriebe von 2 bis 100 ha, den bäuerlichen Besig, ent- fallen demna 41,33 9/6 aller Betriebe mit 70,36 °%/9 der landwirth- schaftlich benußten Fläche. Sowohl nah unten wie nah oben reicht der bäuerlihe Besiy aber je nah der Fruchtbarkeit des Bodens und den Absatverhältnissen über die hier angenommene Grenze vielfa hinaus. Die Parzellenbetriebe, unter 2 ha, machen 58,22 9/0 aller Betriebe aus, umfassen aber nur 5,56 9/9 des landwirthschaftlichen Bodens. Die Großbetriebe, 0,45 9% aller Betriebe, umfassen 94,08 9/9 des landwirthschaftlihen Areals. Gestiegen ist seit 1882 der Antbeil der Parzellenbetriebe und der mittleren Bauerngüter an der Zahl aller Betriebe, während die kleinen (2—5 ha) und die großen (20— 100 ha) Bauerrgüter sowie die Großbetriebe der Zahl nah etwas zurückgzegangen sind. Der Antheil an der landwirth- \chafilih benußten Fläche ist gestiegen bei den kleinen und den mittleren Bauerngütern, gefallen bei dem Parzellenbetrieb, den die großen Bauerngütern und den Großbetrieben. Der mittlere Grundbesiß hat also auf Kosten der Parzellen- und der Großbetriebe zugenommen.

Was das Besitverhältniß betrifft, so haben sih von 1882 bis 1895 die Pachtbetriebe von 2322899 auf 2 606 320 ver- mebrt, d. i. um 12,20 9/6, das Pachtland von 5173122 ha auf 5 356 703 ha, d. i. um 3,35 9/0. Die Betri-be ohne Pachtland sind der Zahl nah um 0,100/6 zurückgegangen, ihre Fläche aber bat um 8,33%/o zugenommen. Von der Gejammtflähe der landwirthschaftlichen Be- triebe (43 278 487 ha) waren 1895:

eigenes Land . 86,11 9/0 Deputatland . : Pachtland . . 12,38 9/0 De 004% Halbscheidland 0,11 % Antheil am Gemeindeland 0,39 °/o

Das Eigenland beträgt bei dem Parzellenbetrieb 65,23 ?/o der Fläche aller dieser Betriebe, bei ten kleinen Bauerngütern 81,23 °/0, bei den mittleren und den großen Bauerngütern (zu 5 bis 20 und 20 bis 1C0 ha) 90, 5509/6 bezw. 91,98 09/0, bei den Großbetrieben 80 47 0/0.

Hinsichtlih der Benutzung der zu den landwirthschaftlichen Betrieben gehörigen Gesammtflähe is 1895 Folgendes ermittelt worden : Von der Gesammtfläche (43 278 487 ha) waren im oben angegebenen engeren Sinne landwirthschaftlih (als Aecker, Wiese) benußt 32056 510 ha, ferner gärtnerisch 320260 ha und als Weinberg 126 129 ha, zusammen also landwirthschaftlih im weiteren Sinne : 32511 899 ha. Daneben waren in Verbindung mit den landwirth- schaftlichen Betrieben forstwirthschaftlich benußt 7 582 229 ha, ferner find angegeben worden an Oed- und Unland 2 256 738 ha und an sonstiger Fläche 927 621 ha. Von den 5556 900 Betrieben waren ausschließ lich gärtnerishe: 369335; es hatten neben dem landwirth- \haftlich benußten Areal noch forstwirthshaftlih benußtes Land: 931 828, Oed- und Unland: 552782. Am zahlreichsten sind die aus\chließlich gärtnerishen Betriebe unter den Parzellenbetrieben unter 9 ha, nâmlih 11,35 °/6. Forstwirthschaftlihes Land haben 54,88 9/0 der Großbetriebe (über 100 ha), 52,18 9/6 der großen Bauerngüter (0 Vie 10 I), 40e be mittleren Bauerngüter (5 bis 20 ha), 21,92 9/6 der fleinen Bauerngüter (2 bis 5 ha) und nur 4,51 9/0 der Parzellenbetriebe. Von der forstwirthschaftlih benußten Fläche entfallen 23,34 9/6 auf die Großbetriebe, 16,71 °/o auf die großen, 14,76 9/ auf die mittleren und 13,20 9/9 auf die kleinen Bauerngüter und 17,10 0/6 auf die Parzellenbetriebe. Von dem Oed“ und Unlande, im Ganzen 2256738 ha, entfallen 903 402 ha au; die größeren Bauerngüter bei einer Gesammtfläche derselben von 13 155 712 ha, \9-

20—100 ha 1895 32 1882 30

8 8

0,37 9%

dann 768 557 ha auf die mittleren Bauerngüter bei 12 536 700 ha Gesammtfläche, 293 949 ha auf die Großbetriebe bei einer Gesammt- flähe von 11 028 978 ha, 205 613 ha auf die fleinen Bauerngüter bei einer Gesammtflähe von 4141 789 ha und endli 85 217 ha auf den Parzellenbetrieb bei 2 415 308 ha Gesammtfläche.

Ueber die Landwirthschaft als Haupt- und Nebenerwerb geben folgende Zahlen Aufschluß: Von 100 Betriebsinhabern jeder Größenklasse gehörten 1895 tai Hauptberuf nah an E d

unter c us A O 5—20 20—100 u. mebr sam-

L n ln Aa Selbständig 17,43 72,20 90,79 96.15 93,86 44,97

der Land- Abhängig 21,30 2,48 006 035 1190

er ibsEa der Gârt- nerei, Forst- wirthschaft, nihtlandw. T ieiwt, ischerei der Indu- s Selbständig 16,51 strie Ses 22,95 . Selbständig 3,24 dem Handel | Ubbängig 0,38 Selbständig 0,73 dem Verkehr \ Abhängig 2,93 der Gast- u.

er Sale U. | Sel[bständig 1,30 irebschaft | Abbängig 0,02 0/01

wechselnder Lobnarbeit E ; 0,66 anderen Berufsarten s 286 L S 6,47 Die Mebrzahl der Inhaber landwirthschaftliher Betriebe besteht alfo aus Personen, die ihren Hauptberuf in der Landwirtbschaft finden, aber nur unter Hinzurehnung der Abhängigen (44,97 + 12,90 = 57,87 9/6). Die große Zahl der einem anderen Hauptberuf ange- böôrenden Inhaber landwirthschaftliher Betriebe begnügt i, von vers bältnißmäßig wenigen Ausnahmen abgesehen, mit Parzellenbetrieben unter 2 ha. Dagegen hat sich ergeben, daß von sämmilichen ihrem Hauptberuf nah selbständigen Landwirthen 79,90 %/9 ohne Neben- erwerb und 20,1009/6 mit einem Nebenerwerb wirthschaften.

Es erübrigt noch, auf die für die einzelnen Bundesstaaten und Landestheile ermittelten Zahlen einen Blick zu werfen.

Im Königreih Preußen hat sid die Gesammtzahl der Betriebe von 3 040 196 im Jahre 1882 auf 3 308 126 im Jahre 1895 erhöht, ein Nückgang ift nur in Schleswig-Holstein und Hohenzollern zu ver- zeihnen, welcher in ersterem auss{hließlich auf die Parzellenbetriebe, die kleinen Bauerngüter und die Großbetriebe, in leßterem nur auf die Parzellen- und die Großbetriebe entfällt. Eine Zunahme haben die Großbetriebe (100 und mehr Hektar) erfahren in Ostpreußen, Han- nover, Westfalen, Hessen-Nafsau und dem Rheinland, in den übrigen Provinzen sind fie zurückgegangen. Die Großbauern (20—100 ha) haben abgenommen in Ostpreußen, Schlesien, Sachsen, Hannover und Hessen-Nassau, sonst zugenommen. Die Mittelbauern (5—20 ha) haben in allen Gebietstheilen zugenommen, die Kleinbauern (2 bis 5 ha) gleihfalls mit Ausnahme der Provinz Sachsen, die Parzellenbetriebe ebenso mit Ausnahme von Schleswig-Holstein und Hohenzollern. Im Königreih Bayern hat sh die Gesammtzabl der landwirthschaftlihen Betriebe von 681 521 auf 663 785 verringert ; dabei haben die Großbetriebe rechts des Rheins zugenommen, links des Rheins um 1 abgenommen, auch die Großbauern sind in beiden Theilen etwas zurückgegangen, dagegen die Mittelbauern rechts und links des Rheins an Zahl gewachsen, die Kleinbauern haben rechts ab-, links zugenommen, die Parzellenbetriebe überall abgenommen. Im Königreih Sachsen find die Groß- betriebe ein wenig zurückgegangen, ebenso die Kleinbauern, alle übrigen Größenklassen, auch die Gesammtzahl, haben zugenommen. Im Königreih Württemberg is die Gesammtzahl zurückgegangen, aber nur bei den Parzellenbetrieben, die übrigen Größenklafsen find gewahsen. In Baden hat die Gesammtzahl zuge- nommen, nur die Großbauern zeigen eine Abnahme. Jn Hessen ist die Entwickeiung die gleiche, nur haben hier au die Groß- betriebe um 1 abgenommen. Von den übrigen Bundesstaaten weisen eine Zunahme der Großbetriebe auf : Sachsen-Weimar-Eisenach, Medcklenburg-Strelißy, Oldenburg (+ 2), Braunschweig, Sachsen- Altenburg, Sachsen-Coburg-Gotha, Shwarzburg-Rudolstadt, Shaum- burg-Lippe, Lübeck, Bremen, Elsaß-Lothringen; die übrigen eine Ab- nahme. Die Großbauern sind zurückgegangen in Mecklenburg-Schwerin, Sachsen - Weimar - Eisenah, Braunschweig, Anhalt, Schwarzburg- Sondershausen, Lübeck, Elsaß-Lothringen; in den übrigen Staaten haben sie zugenommen. Die Mittelbauern haben abgenommen in VMecklen- burg-Strelit, Braunschweig, Sachsen-Altenburg, Shwarzburg-Sonders- hausen, Schwarzburg-Nudolstadt, Reuß älterer Linie, Lübe; sonst haben fie zugenommen. Die Kleinbauern haben nur abgenommen in Sachsen- Weimar-Eisenah, Braunschweig, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg- Gotha, Anhalt, Elsaß-Lothringen. Die Parzellenbetriebe endlih baben abgenommen in Oldenburg, Sachsen-Meiningen, Reuß jüngerer Linie, Bremen (von 4922 auf 3316) und Elsaß-Lothringen. Dabei ist die Gesammtzahl nur zurückgegangen in Sachsen-Altenburg, Bremen und Elsaß-Lothringen.

„Hinsichtlich der Entwickelung, welhe die Betrieb sflächen- größen seit der 1882er Aufnahme genommen haben“ bemerkt das Statistishe Amt zum Schluß „wurde oben für das Reih als solches festgestellt, daß sowohl der großbäuerlihe und der Großgrund- besi wie ter Parzellenbesiy in seinem Umfange zurückgegangen ift und zwar zu Gunsten des kleinbäuerlihen, namentlih aber des mittel- bäuerlichen Besites. In den einzelnen Theilen des Reichs hat fich diese Entwickelung selbstverständlih niht ebenmäßig vollzogen, immer- hin doch so, daß für die meisten Staaten und Landestheile eine Zu- nabme des fklein- und mittelbäuerlihen B.sißes sh konstatieren läßt, und daß, wo ausnahmsweise eine Vermehrung des großbäuerlihen und des Großgrundbesiges plaßzgegriffen hat, sie, im allgemeinen wenigstens, in folhen Gebieten stattfand, deren landwirthschaftlihes Areal an diesen Größenklafsen verhältnißmäßig nur in geringem Maße betheiligt ift."

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Selbständig 0,75 0,4 ,23 Abhbângig 102: 19 ,45

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12,67 14,23 2,39 0,23 0,99 1,83

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Der Achtuhrladenschluß für weibliche Angestellte

hat in Berlin in leßter Zeit vielfah die öfentlihe Meinung beshäftigt. Nunmehr ist die Angelegenheit in Fluß gekommen, und zwar durch ein in Verbindung mit 58 Berliner Firmen vom kauf- männishen und gewerblihen Hilfsverein für weiblihe Angestellte an 16 500 Ladeninhaber versandtes Rundschreiben mit der Anfrage, 1) ob sie si für den einheitlihen Achtuhrladens{luß oder 2) dagegen und 3) aus welhen Gründen erklären. Bis zum 20. September waren im Ganzen 1845 brauchbare Antworten eingegangen, wovon ih 1285 für, 560 gegen den Ahtuhrladens{chluß erklären. Der Verein nimmt an, daß ein gleihes Verhältniß auch für die übrigen Ladeninhaber vorausgeseßt werden könne, d. h. daß in Berlin eine überwältigende Mehrheit für den Ahtuhrschluß zu haben sei. Interefssant sind einige zustimmende Begründungen, z. B. bei einer Schuhwaaren- handlung mit mehreren Filialen: „Jch bin für den Ahtuhrladens{luß, weil die Arbeitszeit von 7—8 Uhr Abends zur Genüge anstrengt und das Publikum sch sehr {nell daran gewöhnen wird“; ein Näh- maschinenhändler erklärt sh für den Schluß, „weil nah 8 Uhr das Gas oft nicht verdient werde“, und der Inhaber eines roßen Kolonial- waarengeschäfts sagt kurz und bündig: „Gegen den Achtuhrschluß giebt es überhaupt keine Gründe“.

. Kunft und Wiffenschaft.

In dem Wettbewerb, den die Stadt Köln zur Erlangung von Entwürfen zu je einem Denkmal für Wallraf und Richarßt, die Begründer des nah ihnen genannten Museums in Köln, eröffnet hatte, hat das Preisgeriht die beiden ersten Preise den Arbeiten der Bildhauer I. B. Schreiner und W. Albermann in Köln zuerkannt. Den n EUE erhielt der Entwurf des Bild- hauers Michael Lo ck- Berlin. Von weiteren Entwürfen wurden vom Preisgeriht die Arbeiten der Bildhauer Jean Degen-Köln und N. Friedrih-Charlo1tenburg zur Prämiierung empfohlen.