1897 / 236 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 07 Oct 1897 18:00:01 GMT) scan diff

Spanien.

Jn dem gestern abgehaltenen Ministerrath gab, wie „W. T. B.“ meldet, der Minister des Aeußern Gr:!llon einen Ueberblick über den Stand der diplomalishen Verhand- lungen mit den Vercinigien Staaten von Amerika. Der Ministerrath beschloß, Cuba Autonomie unter der Suzeränetät Spaniens zu bewilligen und den Krieg, so lange es nöthig sei, fortzuführen.

Dem Minister - Präsidenten Sagasta ist ein Telegramm des Generals Weyler zugegangen, in welchem dieser erklärt, daß er nicht demissionieren werde, sondern seine Dienste dem Ministerium zur Verfügung stelle.

Türkei.

Wie dem Wiener „Telegr. - Korresp. - Bureau“ aus Kon- stantinopel gemeldet wird, fand daselbst am Dienstag ein außerordentliher Ministerrath statt, in welhem über die Finanzen und Kreta betreffende Angelegenheiten verhandelt wurde.

Griechenland.

Zu Mitgliedern der Kommission für die Absteckung der türkisch-griehischen Grenze sind, dem „W. T. B.“ zufolge, die Obersten Lykondis und Palli ernannt worden.

Der Kommandant des Piräus und der erste Polizei- beamte daselbst sind wegen des in Nr. 234 d. Bl. erwähnten Ueberfalls auf das öóösterreihishe Schiff „Maria Theresia“ zur Disposition gestellt worden. Ueber diesen Vorfall ist dem Wiener „Fremdenblatt“ noch folgender Bericht zugegangen: Mehrere hundert Kreter Überfielen im Piräus den Lloyddampfer „Maria Theresia“. Der Ueberfall war durch das Gerücht veranlaßt, daß sih an Bord des Schiffes hundert gefangene Kreter befänden. Der Lloyd- Agent {lug den Eindringlingen vor, er wolle mit dem Hafen- Kapitän und fünf Vertrauensmännern das Schiff absuchen, die- selven sollten sih von der Grundlosigkeit des Gerüchts über- zeugen. Da die Eindringlinge das Schiff aber nicht ver- ließen, ersuchte der öfterreichish-ungarishe Gesandte Burian von Rajecz den Kommandanten des Kriegsschiffes „Franz Joseph“, die „Maria Theresia“ mit Gewalt zu säubern, und verlangte ferner von dem Minister-Präsidenten Zaimis energisches Einschreiten. Hierauf wurden die Ruhestörer von griechishen Marinesoldaten entfernt.

Amerika.

Nach einer Meldung aus Havanna vom gestrigen Tage veranstalteten die dortigen Handeltreibenden eine Kundgebung zu Ehren des Generals Weyler. Leßterer antwortete auf dieselbe mit einem Schreiben, in dem er erklärte, er werde dieser Kundgebung stets als eines Zeichens der Zuneigung der Be- völkerung gedenken.

Aus Rio de Janeiro berichtet die „Agence Havas“, daß es den Regierungstruppen gelungen sei, die Stadt Canudos zu rehmen. Der Führer der Aufständischen Conselheiro sei gefangen genommen worden.

Afrika.

Der „Agence Havas“ wird aus Tanger gemeldet, daß die Riffpiraten die Auslicferung der Gefangenen, welcher Nationalität sie auch seien, verweigerten. Sie verlangten dafür die Freilassung ihrer gefangenen Genossen und außerdem ein Lösegeld, dessen Höhe sie festseßgen würden; ein von den JFtalienern gemachtes Angebot von 30 000 Duros hätten sie bereits abgelehnt.

Das „Reuter’she Burcau“ erfährt, daß die Bewegungen der britishen Kolonialtruppen in West - Afrika in keiner Verbindung mit den Angelegenheiten der Ein- geborenen in Lagos oder an anderen Orten ständen. Das gelegentlihe Erscheinen französisher Offiziere im Hinter- lande von Lagos und an anderen Stellen der britischen Einflußsphäze habe unter den Eingeborenen Beunruhigung her- vorgerufen, und man habe Grund zu glauben, daß die kürzlich nah Lagos entsandten Truppen dazu würden verwendet werden, die Eingeborenen davon zu überzeugen, daß das Ge- biet unstreitig zur britishen Einflußsphäre gehört. Die britishen Kanonenboote „Heron“ und „Jackdaw“ seien zu dem- selben Zweck nah Busa entsandt worden.

Parlamentarische Nachrichten.

Nach amtlicher Feststellung erhielt bei der gestrigen Ersaßwahl zum Landtag im 8. Wiesbadener Wahl- bezirk (Landkreis Wiesbaden, Höchst) bei der zweiten Äb- stimmung von 246 abgegebenen Stimmen Bürgermeister Wolff-Biebrich (nl.) 180, Rechtsanwalt Kellerhoff-Wiesbazen (Zentr.) 65, Landwirth Stritter-Biebrich (freis.) 1 Stimme. Bürgermeister Wolff ist somit zum Mitglied des Hauses der Abgeordneten gewählt. i

Urbeiterbeioegung.

Aus Leipzig wird d „Mavdbg: Zta" beriGlet daß in der von sozialdemokratishen „Genossen“ gegründeten Leipziger Genossenscchaftsbäckerei ein Ausstand ausgebrochen ist. Die Leitung der Bäckerei hatte einen Arbeiter, der angeblich für die Gevalsbalt blo Va ». b. im Gd açitierie, entlassen, und infolge dessen haben von 20 anderen Gehilfen 14 die Arbeit eingestellt. Der Vorftand des Gewerksczastskartells soll sih nunmehr mit der Leitung der Genossenshaft wegen Beilegung der Streitpunkte ins Cinvecnehmen segen.

In Chemniy legten, einer Mittheilung des „Vorwärts“ zufolge, am Montag 13 Feilenhauer und 2 Stleifer der Fomm'’schen Werkstatt wegen Lohnstreites die Arbeit nieder.

In Hohenkirchen im Königreih Sachsen ist nach demselb:n Blatt in der Textilfabrik von Gotthard Lindennuth wegen Lobns- fürzungen ein Ausftand ausgebrochen, an dem 27 Mann unmittelbar betbeiligt sind. 44 Mäd&en werden außerdem in Mitleidenschaft gezogen.

v8 Berlin wird zum Formerausfstand in den Blättern mitgetheilt, daß die Ausständigen gestern früh in einer Versammlung folgende Resolution über den Vergleichsvorschlag des Berliner Ge- werbegeri%is angenommen haben: Die Vecjammlung erklärt \ich mit der Thâtigkeit der Arbeitervertreter einverstanden. Sollten die Verhandlungen zwishen dem Direktor Dorn und den Borsig’shen Formern zu einer befriedigenden Einigung führen, so würde einec Wiederaufnahme der Arbeit nihts im Wege \tehen. Mit dem Direktor Dorn von der Firma A. Borsig wurden bereits Prrpenera Verhandlungen geführt, die gestern fortgeseßt werden ollten.

_ Aus London meldet ,W. T. B." zum Ausstande der eng- lishen Maschinenbauer: Sir Cbristopher Furneß, Mitglied der Arbeitgeber-Vereinigung der Maschinenbaubranche, hat gestern in Be-

leitung mehrerer Maschinen- und Schiffsbau-Sachverständigen eine eise nah Deutshland und Belgien angetreten, um sih mit den all- gemeinen Arbeitsbedingungen in den ausländtishen Maschinen- und Schiffsbau-Anstalten bekannt zu machen.

Statistik und Volkswirthschaft.

Der Fleisch verbraucch in Berlin.

Der Magistrat der Stadt Berlin bat in diesen Tagen den „Bericht über den \tädtishen Vieb- und Schlahthof für das Jahr 1. April 1896 bis 31. März 1897“ veröffentlicht, der u. a. wiederum dankenswerthe Aufshlüsse über den Fleishverbrauch der Bevölkerung Berlins giebt. Zur Berehnung find darin die in Berlin ge- schlahteten Thiere (abzüglih der verworfenen und an die Abdeckerei zur Vernichtung überlieferten Kadaver) und das ges{chlahtet von auswärts eingebrachte, in den Fleischschau - Stationen der inneren Stadt untersuchte und zum Verkehr zugelassene Fleisch gekommen. Danach wurden in Berlin 42 870 715 kg Rintfleish, 65 760 984 kg Schweinefleish, 12 135 310 kg Kalbfleisch, 8579 794 kg Hammel- fleish, 1696 050 kg Pferdefleish, außerdem 8 000000 kg von aus- wärts in Postpacketen eingeführtes frishes Fleis, Salzfleish in Tonnen, Speck, Konserven, Raucbfleish, Wurst und 5 345 589 kg von den geschlahteten Thieren stammende Kövfe, Füße, Lungen, Lebern, Herzen, Nieren (mit 509% des Fleishgewihts), im Ganzen 144 388 442 kg Fleis (gegen 133 642 754 kg im Vorjahre) verbraucht.

Hiernach entfallen (abgesehen von Wild, Geflügel und Fischen) auf den Kopf der Berliner Bevölkerung (welhe nah Auskunft des \tädtishen Statistishen Amts im Mittel des Jahres 1896/97 1 707 603 Einwohner betrug) 84,4 kg (gegen 89,08 kg im Vorjahre), und zwar in folgenden Fleishsorten: Rindfleisch 29,7 9/4 (im Vor- jahre 31, im Jahre 1894/95 noch 33 9/0), Schweinefleisch 45,6 9/9 (im Vorjahre 43, im Jahre vorher 41,5, 1893/94: 4049/9, 1892/93 : 40 9/0), Kalbfleisch 8,49/0, Hammelfleish 5,9 9/6, Pferdefleish 1,2 9/0, „Kram“ 3,7 9/9, eingeführtes Raucfleish 5,5 9/0.

Auf jedea Berliner entfielen etwa 25 kg Rindfleish, 38 kg Swweinefleish (im Vorjahre nur 35 kg), ca. 7 kg Kalb- und 5 kg Hammelfleisch. Die erhebliße Steigerung des S{ch{weinefleisch- fonsums, wie des Fleishverbrauchs überhaupt. von 80,06 auf 844 kg ift allerdings zum theil nur eine s{cheihnbare, insofern die vorjährige Gewerbe-Ausstellung Hunderttausende fremder Besucher über die sonfl üblihe Zahl der Sommergäste nach Berlin geführt hat. Die Berechnung des Fleishkonsums an der Hand der Berliner Bevölkerungsstatistik hat ohnehin etwas Mißliches und Unzuverlässiges, da mangels einer Kontrole, die manche andere Greßstadt des Aus- landes in Gestalt einer FleischWabgabe oder Thorsteuer hat, auch nicht annähernd zu beurtheilen ist, wie viel Fleisch die Bewohner der Vor- orte Berlins mit Einschluß ihrer Schlähter den Berliner Schlacht- häusern und Fleischmärkten entnehmen. Diese 300 000 Vororts- bewohner können, je nah dem Verhältniß, in welchem sie in Berlin ihren Bedarf decken, jene 84,4 kg pro Kopf wesentlih herabmindern.

Das Gewicht des hier am Schlachthof erschlachteten Fleisches ist von 95 219 531 kg des Vorjahres auf 106 911 777 kg oder um mehr als 12 9/0 gestiegen; der Eingang an frishem Fleisch von auswärts, welcher im Vorjahre noh 24 572 306 kg betrug, ist auf 22 405 786 kg, um fast 9°/o, gefallen, während er im Jahre 1894/95 noch um 2,7 %%o gestiegen war. Die Erklärung liegt wohl zum großen Theil in dem vorjährigen großen Bedarf der besseren Restaurants. Dadurch ist tas Verhältniß des hier ershlachteten zu dem von auswärts eingeführten frischen Fleisch auf 48 zu 1 (im Vorjahre 4,0, im Jahre 1894/95: 3,9 zu 1) gestiegen.

Auffaliend ist der alliährlih fteigende und starke Verbrau von Schweini fleisch, der natürli seinen Ausgleih im Rückgang der anderen Fleischgattungen findet. Die Erfläcung liegt in dem zunehmenden Wurst- und Fettkonsum, zum größten Theil aber in dem günstigen Verhältniß des Preises für Schweinefleisch zu dem anderer Fleish- gattungen. Denn nach einer in demselben Bericht des Magistrats ge- gebenen tabellarishen Uebersidt über die Preisbewegung am Vieh- markt betrug der Jahresdurhshnitt des Preises für Mittelwaare IT. Qualität (bei Schafen I. Qualität, aber nicht für Lämmer)

in Berlin für 50 kg: im Jahre Rinder Schweine Kälber Schafe 1889 L AIT K 99,30 M 47,99 M 46,01 M 1890... 4986. T4 ; O60. 0028, 1891. 4 00/46 51,08 50,94 49,17 1892. 93/96 55,02 47,47 44,68 1893... 49,74 54,48 47,65 40,17 18994... 0479 50,92 49 55 48,25 1895; 54,62 45,54 53,96 50,33 1896... 9 41 4971 47,28 Diese Uebersicht läßt übrigens bei allen Fleis{gattungen einen Rückgang des Preises erkennen als unausbleiblihe Folge des Preig- rückganges des Getreides und der Futtermittel, welhe naturgemäß die Mästung erleichtert und befördert und das Angebot gemästeten Viehs vermehrt, während allerdings die Aufzucht nicht gleihen Schritt gehalten hat, vielmehr immer noch das zur Mästung geeignete Mager- vieh knapp und theuer is. Seit dem Vorjahre ist der Preis bei Rindern in bester Waare um 2,7 9/0, bei Kälbern um 2,9 9/9, bei Hammela um 4,29/9, bei Lämmern um 4,4 9/9 zurückgegangen, während bei Schweinen cia Stillstand mit Neigung zum Steigen dor Preise zu verzeihnen ift.

Die Ergebnisse der Volkszählung vom 2. Dezember 1895 im Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin.

Nach dem neuesten Heft der „Beiträge zur Statistik Mecklen- burgs“ haben sich für die Bevölkerung des Großherzogthums Mecklenburg-Schwerin bei wesentlich unveränderten Landesgeseten seit dem Jahre 1820 folgende Zahlen ergeben: am 2. Dezember 1820 393 326, am 27. November 1830 448668, am 29. November 1840 494 530, am 830. November 1850 536 724, am 1. Dezember 1860 546 639, am 1. Dezember 1871 557707, 1875 553 785, 1880 577 055, 1885 575152, 1890 578342 und am 2. Dezembéx 1899 597436. Die Bevslkerungs - Zunabme vom 1. De- zember 1820 bis zum 2. Dezember 189% (im Durchschnitt jährlich um 0,65 9/9) war faft sech8mal so groß als die des voraufgegangenen Jahrfünfts. Bei der Berufs- und Gewerbe- zählung vom 14. Juni 1895 waren noch mehr, nämlich 606 459 orts- anwesende Perfonen ermittelt worden; doch waren in dieser Zahl die nah Tausenden zählenden, nur vorübergehend anwesenden Sommer- arbeiter der Landwirthschaft (Rübenarbeiter und Swbnitter) mit ent- halten, welche bei der Zählung vom 2. Dezember bereits wieder in ihre außerhalb Mecklenburgs gelegene Heimath zurückgekehrt roaren. Vom 1. Dezember 1890 bis 1. Dezember 1895 betrug die Zahl dec Geborenen 90 222, die der Gestorbenen 99 591, der GBeburtenübers{chuß 30 631, der Wanderverlust 11537. Nah den Mittheilungen des „Statistishen Iahrbucs für das Deutsche Neich“ sind während dieses Zeitraums 4661 Personen aus Mecklenburg-Schwerin nach über- jeeischen Ländern autgewandert, Es haben demnach ncch 6876 Per- sonen mehr, als eingewandert sind, sich nach anderen Ländecn be- geben. Die emittelte überseeisWe Auswanderung hat seit dem Jahre 1890 alljährliÞh erheblich abgenommen. Ste be- id 1891! 1026 Dei. 18092 1320 19093. 1046 1894: 396 und 1895: 354 Personen. Als Ursache dieser be- deutenden Abnahme find bauptsächlih die erheblih s{lechter gewor- denen Erwerbsverhältnisse in den Vereinigten Staaten von Amerika, dem Hauptziel diefer Auswanderung, anzusehen. Mecklenburg- Schwerin nimmt mit seiner Gesammtflähe von 13 161,62 gkm unter den Staaten des Deutschen Reichs die siebente Stelle ein, nah seiner Bevölkerungezahl aber erst die neunte. Der Antheil des Groß- herzogthums an der Gesammtbevölkerung des Reichs, der 1871 1,369/, 1875 1,30%, 1880 1,28 9/65, 1885 1,2396, 1890 1,17% und 1895 1,14 9% betrug, ift seit dem Jahre 1871 stetig zurückgegangen.

Die Bevölkerungsdicht igkeit des Großherzogthums hat im Jahre 1880 43,8 Personen, 1885 43,7, 1890 43,9 und 1895 45,4 Personen auf-1 gkm betragen. Die Dichtigkeit der B2völkerung hat mithin im leßten fünfjährigen Zeitraum um 1,5 Personen zugenommen bleibt aber damit dech unter der durchs{rittlihen Zunahme ter Volksdichtigkeit im Deutschen Reiche erbeblich zurück. Denn im Reiche entfielen 1880 83,7 Personen, 1885 86,7, 1890 91,4 und 1885 96,7 Personen auf 1 gkm.

Die Flähengröße der drei politischen Bestandtheile deg Landes beträgt für das Domanium 42,9 %/o, für die Ritterschaft 46,09% und für die Städte 11,5% der Gesammtfläche des Landes, Dagegen entfielen ven der Gefammtbevölkerung auf das Domantium 1890 33,1 9%, 1895 32,2 9/0, auf die Ritterschaft 1890 22,1 9%, 1895 21,2 9/0 und auf die Städte 1890 44,8 9/9, 1895 48,6 9/6. Unterscheidet man beim Domanium zwischen Höfen (Gutsbezirken) und bäuerlichen Gemeinden, fo weisen leytere eine um ein Geringes stärkere Besölkerungézunahme auf als die Hofgemeinden. Ziebt man von der Bevölkerung der Städte mit ihren Gebieten diejenige der städtishen Güter und Dörfer ab, sodaß nur die wirklihen Städte verbleiben, zählt diesen aber die Bewohner der stadtähnlihen Flecken und Dörfer hinzu, so ergiebt sich, daß die städtishe Be- völkerung in dem leßten Jahrfünft um 18 627 Personen oder 7,2 9%, die Landbevölkerung um 467 Personen oder 0,15 9/9 zugenommen hat. Von der Gesammttevölkerung entfielen auf die Städte und ftadt- ähnlihen Orte 1890 449%, 1895 46,59/0, auf das Land 1890 99,1 °%/0, 1895 953,5 9/9. Die Zunahme der ftädtischen Bevölkerung hat wiede bauptsählich in den größeren Städten des Landes ftatt- gesunden.

Haushaltungen sind 1890 129461, 1895 134886 gezählt worden; sie haben sich also in den fünf Jahren um 4,19 9% vermehrt. Im Durchschnitt kamen auf eine Haushaltung 1890 4,47 und 1895 4,43 Personen.

Bon der ort2anwesenden Bevölkerung waren 1895 296 981 wännlihen und 300 455 weiblihen Gesblechts. Auf 100 männliche Sa entfielen 1890 102,9 und 1895 101,2 weibliche, im Deutschen

ei dagegen 1890 104,0 und 1895 103,7 weiblihe Personen. Die Zahl der männlihen Personen ist infolge geringeren Wanderverlustes und größeren Geburteüber|{usses bedeutend mehr angewachsen als die der weiblichen Perfonen. Der Wanderverlust war beim weiblichen Geschlecht ein viel stärfkerer als bei dem männlichen. Die Hauptursache dieser Ersch:inung besteht darin, daß die dienenden wéeiblih:n Personen in neuerer Zeit nur fehr ungern auf dem platten Lande einen Dienst annehmen, viel- mehr es vorziehen, in den größeren Städten, besonders in den Mecklen- burg nahe gelegenen Großstädten Berlin und Hamburg, Stellung zu fuhen. Die Landwirthschaft treibenden Bewohner des platten Landes werden infolgedessen ce;wungen, als Ersaz für die fehlenden weiblichen theilweise männliche Arbeiter aus dem Osten des Reichs bezw. aus dem Auslande heranzuziehen.

Kunft und Wissenschaft,

Die Königlihe National-Galerie in Berlin hat, wie aus München berichtet wird, das in der dortigen Internationalen Kunst - Ausstellung ausgestelte Gemälde A. Boecklin's „Die Meeresbrandung“* erworben.

4+ Pünktlih mit dem Beginn des Monats Oktober haben die Kunstsalons von E. Schulte und F. Gurlitt ihre Pforten zu neuen Herbfiausftellungen geöffnet. Bei Schulte lockt neben einer „Meeresidylle* von Hans Thoma aus dem Jahre 1884 und zwei Bildnissen von Franz von Lenbach ktesonders eine im vorigen Jahre gemalte Allegorie des Krieges von Arnold Böcklin, iem greisen Ein- fiedler von Florenz, dessen siebzigster Geburtstaz in diesem Monat von seiner Vaterstadt Basel dur eine Ausftellung zahlreicher Bilder seiner Hand gefeiert wird. Von einem Erlahmen der Erfindungékraft und des Temperaments läßt das neueste Werk nichts verspüren ; vielmehr bewundern wir die Wucht des Gestaltens, die gentale Freiheit der Pinfeltührung, die mit dem dämonis@en Vorwurf trefflich in Ein- klang steht. Jn Anlehnung an die Schilderung der Apokalypse hat Böcklin die Schrecken des Krieges in drei Reitern verkörpert, denen eine Furie auf {naubenden Nossen folg!, die über einer blühenden italienischen Landschaft durch die Lüste sausen, Tod und Vernichtung hinter sih lafsend. Wunderbar ist der wildgierige Ausdruck der Köpfe, der unbecimliche, visionäre Charakter der ganzen Erscheinung getroffen. Jn breiten Pinfelstrihen modelliert er die Klepper, auf denen Tod, Theuerung und Hungersnoth einberstürmen, während die Reize der unter ihaen si ausvreitenden Gefilde mit liebevoller Intimität geschil- dert sind. Im Hintergrunde {lägt die Lohe einer brennenden Stadt zum Himmel auf, auch sie ist in jener skizzenhaften Breite des Vortrags gemalt, die nur einem Genie von dem Range Bôdlin?s erlaubt ist. Auch bet Gurlitt trifft man in einem Kreise durchweg fesselnder, meist neuer Erscheinungen eine Studie des s{chwei:erischen Altmeisteis zu seinem bekannten, in der Königlichen National - Galerie aufbewahrten „Gefilde der Seligen“. Währead die Komposition bereits völlig im Sinne der Autführung aufgebaut ift, weit die Farbenstimmung mit ihrem trüben Gesammiton auffallend von dem durchsichtigen, tiefleuhtenden Kolorit des Bildes ab. Stets ist folch ein Einblick ina die Schaffe:8art des Meisters lehrreih und anregend, und die Gelegenheit, das ausgeführte Gemälde mit der Studie zu vergleichen, die si hier bietet, wird manchem Bewunderer Böcklin’scher Kunst howillklommen sein.

Von Wilhelm Leibl sind bei Gurlitt einige neue Arbeiten ausgestellt, unter denen besonders ein breitgemaltes Interieur, der aus- druck8volle Studienkfopf eines bayerischen Landmädchens und einige großzügige Kohlezeihnungen beredies Zeugniß ablegen für die gesunde Kraft seines Schaffens. Auh Max Liebermann gehört zu der Gruppe zielsicherer Naturalisten, die, wie Leibl, aus innerer Nothwendiakeit beraus schen, ohne viel nah äußeren Nückichten zu fragen. Ein freund- lihes holländishes Interieur „bei der Arbeit*, bereits 1881 entstanden, fovie eine breite Pastellskizze , Kartoffelernte“ und mehr-cre Kohle- zeihnungen liefern cinen willklommenen Nachtrag zu dem um- fassenden Bilde, das die Sonderausstellung im Landes - Aus- stellunz8gebäude von Liebermann’'s fruchtbarer Thätigkeit in diesem Sommer entrollte. Neuere Arbeiten Thomas haben vielfa die Begeisterung, die sein spätes Bekanntwerden nach langer Ver/- naclässigung anfangs erntete, etwas gedämpft. Eine Sturmlandschaft aus dem Jahre 1892, in {weren dunkelgrünen Tönen gehalten, zeigt ibn auf der vollen Höbe feines Schaffens. Die düstere Gesammt- stimmung, nur am Horizont dur einen {malen Lichtstreif etwas aufgehellt, durhdringt den Beschauer mit ihrer ernsten, echt deutschen Art der Naturauffassung. Weniger tiefen Eindruck hinterläßt ein Motiv aus Oberursel, dessen Farben und Formen allzuwillkürlich stilisiert find. Der unerfreulih?, s{mubiggraue Ton, der über dem ganzen Bilde sih ausbreitet, träzt wohl die Hauptshuld daran. Wie viel bewegliher und feinfinniger if doch die Art Frit Thaulow?s, der einen Marktplay in Dieppe bei Mondlict und eine venetianische Kanalvedute ausgestellt hat! Ohne durch aufèringlihe Pikanterie zu verletzen, wie dies Lesser Ury in feinen wenig vornehmen Landschaften thut, is hier eine Fülle feirster Reize und Farbenwunder zu einem s{einbar anspruhs- losen Naturabbild vereinigt. Nur dur Intimität, nit aber dur gewagte Experimente will auch Liljefors in seinen meisterlichen Bildern aus der nordischen Thierwelt, von denen eines bei Gurlitt aus- aestellt ist, den Beschauer füc fich interessieren, während Jules Wengel in seinen harten Pleinairbildern in Temperafarbe die ver- stimmende Absicht, aufzufallen, allzusehr merken läßt.

Marx Klinger's „Am Strande“ ift cine ältere Arbeit, die in Berlin bereits einmal ausgestellt war, bei manchen interessanien EGinzel- heiten als Ganzes wenig erfreulich, zumal bei einec vorwiegend zeichnerishen Behandlung derbe Verftöße gegen die Geseye der Ana- tomie und der Formen!lehre doppelt ewpfindlich auffallen. Die bemaiten flahen Holzreliefs von Ludwig von Hofmann wollen wohl nur als dekorative Spielerei gelten, aub Stuck?s Mänaden- tanz erhebt sich wenig über das Plakatniveau, obgleich

noch mehr Charakter und Temperament offenbart als die et lieleeren A E ceitalten Walter Crane's, deren geschmadck- lsdende Bedeutung eine Zeit lang fo ftark bher) ßti wurde. Aus der großen ahl von Künstlernamen, die der Katalog der Gurlitt’shen erbftausstellung nennt, seien nur noch Diez, Curt Herrmann, Prbard Fansen, Hermann Linde, Oberländer, Riemer- {chmid, F. von Schennis und Jenny Shweminsky hbervor- ehoben, um die vielseitige Anregung zu charakterisieren, die sih hier 4A Kunstfreunde bietet.

Ueber die Resultate der \{wedischen wissenschaftlihen Exvedition nah den Magellansländern, die Dr. Otto Nordenskjöld mit dem Botaniker Dusón und dem Zoologen Dr. Oblin in ter Zeit rom November 189% bis Februar 1897 unternommen hat, veröffentliht derselbe in „Petermann’'s Mit- tkeilungen“ (Justus Perthes, Gotha) einen vorläufigen Bericht, dem wir Folgendes entnehmen. Nachdem in Buenos Aires die Aus- rüftung vervollständigt, zwei Hilfsarbeiter für die technishen und praktischen Arbeiten, sowie vier „peonss“ (argentinische Arbeiter) für die Führung der Tran®port-Karawane engagiert worden waren, trat Nordenskjöld mit seinen Begleitern die Reise nah dem

euerlande an Bord eines argentinishen Kriess\chifs an, welches den Auftrag hatte, die Küste zu bewachen, damit sie nit von Schiffen besucht wurde, die ohne Erlaubniß Guano luden oder Seehunde tödteten. Nach vierzehntägiger Fahrt die ganze patagonische Küste entlang landeten sie in der Bucht von San Sebastian an der feuer- ländischen Ostküste, wo sie in dem unter deutscher Leitung stehenden Goldwäscherei - Etablissement Paramo mit besonderem Entgegen- fommen empfangen wurden. Von hier aus unternahm Nordenskjöld die ersten zwei S ationen mit einer aus 10 Personen und etwa 90 Thieren bestehenden Karawane. Die erste dieser Reisen ging quer über die Insel nach Porvenir, einer kleinen Ortschaft mit etwa 100 Einwohnern, dem Mittelpunkte von Goldgräber- und Kolonisten- Ansiedelungen und Haupthafenplaß des chilenischen Feuerlandes, von wo aus einmal wöchentlich mit Punta Arenas, der etwa 3000 Einwohner ¿äbhlenden Residenz des Gouverneurs des cilenischen Territoriums Magallanes und dem bedeutendsten kommerziellen Zentrum im ganzen südliden Süd-Amerika, Dampferoerbindung besteht, und berührte auch die bedeutenden, im Besiß von Engländern befindlihen Estancias (aus\chli{lich zur Viehzucht best immte Besitzungen) Springhill, Rio del Oro und Gente Grande, während die zweite Expedition gegen Süden gerichtet war, zunähst nach der an der Mündung des Nio Grande belegenen Station der Salesianer-Mission und von da weiter egen Süden bis an den Fuß der C ordilleren. Eine dritte Reise hat Nordenskiöld in den ersten Monaten dieses Jahres und zwar im nôrdlihen Feuerland unternowmen. Von allen drei _Cxpe- ditionen wurden bedeutende zoologishe und botanishe Samm- lungen nah Schweden gebraht. Mit dem Schleppney und Trawl wurde an 37 Stationen gearbeitet, und auch Lands, Süßwasser- und Strandformen wurden an etwa 40 Stationen ge- sammelt. Mehrere von diesen Gegenden waren biéher von Forshungs- reisenden nicht besuht; der größte Werth dürfte aber den Beobachtungen und Sammlungen von sogen. repräsentativen Formen (von denen identische oder nahestehende Formen auch im Norden leben) beizulegen sein. Dieselben Gesichtspunkte waren auch bei den botanishen Sammlungen leitend, und viele von den mitgebrahten Formen, befonders unter den Kryptogamen, dürften neu sein. Sehr interessant sind die Vergleiche ¡wischen den Thier- und Pflanzenformen verschiedener Gebiete inner- halb dieses so weselvollen Territoriums, welhe nun durch die Unter- fuhungen Nordenskjôld’s und seiner Begleiter ermöglicht sind._ Was die geologishen Resultate betrifft, so deuten die gemahten Samm- lungen von Thier- und Pflanzenversteinerungen auf ein Klima der Tertiärzeit hin, das ctwas, aber nicht viel wärmer war als das jeßige. Nachber trat eine Eiézeit ein. Das Eis hat die Feuerlandsinsel fast vollständig bede und die Magelianstraße ausgefüllt, ist aber nôrdlich von 529 st#, Br. nirgends nah der jeßigen atlantishen Meeresküste vorgedrungen. E könnte scheinen, als ob diese verhältnißmäßig geringe Ausbreitung den Be- obahtungen widersprehe, welhe in den subtropischen Gebirgs- gegenden gemaht wurden. Wahrscheinlih hat fie aber mit einer allgemeinen Landsenkung in Verbindung gestanden, und dos damalige Festland war vielleicht noch viel nördlicher vollitändig mit Eis bededt. Als die Glacialzeit aufhörte, lag das Feuerland nur etwa 60 m niedriger als jeyt. Es hat sh nachher gehoben, aber jeßt sheint die Erhebung unbedeutend zu sein oder garnicht stattzufinden. Es ist cine längst be- kannte Thatsache, daß viele Thiere die wichtigsten sind der amerikanische Lôce, der Cordilleren- Hirsch, das Stinkthier und der Strauß bis zum Nordufer yon der Magellanstrae verbreitet find, ohre das Feuerland zu erreichen. Nach den Beobachtungen Nordenskjöld’s gilt dies au für eine Menge anderer Thiere : Reptilten, Frösche, wirbellose Thiere, und au für viele Pflanzen aus verschiedenen Familien. Dies zeigt wohl, daß die agellanstraßez ziemlich alt is, und deutet auh darauf hin, daß das Klima erst in später Zeit so mild wurde, daß diese Formen an ihren jeßigen Standorten leben können. Durch seine interessante Lage wird das Feuerland noch lange Zeit zu wissenshaftlihes Speztalunterfuhungen einladen. Aber die allgemeine geographishe und naturhistoriihe Erforshung ist dur die während der leßten Jahre ausgeführten Untersuchungen, zu denen auch die shwedishe Expedition beigetragen hat, ziemlich abgeshlossen, und wenn einst die genaue Erforshung der gegenüberliegenden antarktishen Länder in Angriff genommen wird, können die Magellans- länder auch wissenshastlich als Ausgangépunkt dienen.

Literatur.

Die Fremdwortfrage für Behörden, Fachwissen- haft und Gewerbe nebit einem Verdeutsch ungs-Wörter- buch, enthaltend die wesentlichsten, hierbei in Betracht kommenden Fremdwörter unter Aufzählung derjenigen, für welche zur Zeit eine gute Verdeutshung nicht bekannt ist. Als Denks,rist bearbeitet von A. Hausdin g, Mitglied des Kaiserliden Patentamts. VIIL, 194 S. Berlin, Karl Heymaan's Verlag. Preis 1,60 « Das Buch ift eine erweiterte Denkschrift, die aus\cließlich für Zwedcke des Kaiser- lihen Patentamts verfaßt war. Im Gebiet des Patentwesens sind die Fremdausdrücke besonders häufig und beliebt: unter 2939 in der Zeit vom Januar bis zum 30. Juni 1896 bekannt gemachten Ee befinden sih 502, also der feckste Theil mit

remdwörtern, darunter allein 58 „Apparate“ (Verdeutschung S. 52 der Schrift : Vorrichtung, Werkzeug, Geräth, Hilfsmittel; Be- feuhtungéapparat =— Befeuchter u. |. w.). Um diesem Mißbrauch zu steuern, hat Hausding die vorliegende Schrift und Zusammenftellung verfaßt. Er fordert tun längerer Darlegung von den amtlichen Ver- öffentlihungen Allgemein verständlichkeit, Klarheit des Ausdrucks, Gleichmäßigkeit in der äußeren Form, Reinhaltung der Sprache und zeigt, wie diesen Forderungen zum theil durch Vermeidung von Fremd- wörteën genügt werden kann. An Beispielen sucht er aber zu bereisen, wie wenig diese Forderungen bisher beachtet worden seien. Allein .in den gewerbebehördlihen Kundgebungen kämen mehr als 6000 Fremd- wörter vor, deren Verständniß den Betheiligten zugemuthet werde. Zur Bestärkung seiner Ansicht führt der Verfasser auh verschiedene Aeußerungen von Fahmännern anderer Gebiete an. Das Patentamt soll nah ihm die Aufgabe erfüllen, „gemeinsam mit den E: findern zu ver- hindern, daß die deutshe Sprache immer wieder von neuen Fremd- wörtern heimgesuht werde, und zu erstreben, daß unter Ausfcheidung der entbehrlihen Fremdausdrücke guten Neubildungen Eingang in die Verkehrösprache geschaft wird. Der Reickthum der deutshen Sprache und ihre wunderbare Bildsamkeit werden dabei den Sinn für Sprach- reinbeit, für Schönheit und Ri htigkeit des Ausdrucks zur Förderung des ibnen obliegenden Berufs wirksam beleben.“ In diefem Sinne hat der Verfasser dem ersten Theil seiner Schrift ein Verdeutshungswörterbuch mit 6000 Wörtern —- hauptsächlich Fah- und Kunstausdrücken angeschlossen, das äußerst werthvolle Erfaßwörter für Fremdausdrüdcke angtebt, Dieses Wörterbuh wird für alle Gewerbetreibenden, die sich der Sprareinigung befleißigen wollen, insbesondere aber für alle, die

ch mit dem Patentrecht 2c. zu befassen haben, ein brauchbares Hilfs- mittel abgeben können und eine werthvolle D zu den bekannten Verdeutshungsbüchern des Allgemeinen deutshen Sprachvereins sein. Das Telegraphen-Strafreht nach der deutschen Geseyaebung. Von Dr. Otto Dambach, Wirklihem Ge- beimen Rath und Profeffor der Rechte an der Universität zu Berlin. weite, völlig umgearbeitete Auflage. Berlin, Verlag von Richard oeß. reis 2 .# Seit dem Erscheinen der erften Age dieses Buches im Jahre 1872 hat sich die Telegraphie sowobl in technischer wie in rechtliher Beziehung derart entwickelt und geändert wir erinnern nur an die Erfindung des Fernsprehers und an den Erlaß des Reichs - Telegraphengeseßes —, daß das Werk einer völligen Umarbeitung unterzogen werden mußte. Die ¡weite Auflage gleiht infolge dessen der ersten nur in wenigen Paragravben; sie stellt beinahe ein vollftändig neues Werk dar. Jn fünf Abschnitten werden behandelt: Vergehen gegen das Telegraphen- regal, Vergehen gegen die T O egeopbenania0en, Vergehen in Betreff der Telegcaphenwerthzeihen, Vergehen gegen das Telegraphengeheimniß und Verbrehen und Vergehen, welhe mittels des Telegraphen be- gangen werden. Das Werk is aber weit reihhaltiger, als diese Inhaltsangabe es besagt; beispielsweise enthält es Erläuterungen zu den meisten Bestimmungen des Telegraphen- gesetzes, auch zu solchen nicht fstrafrehtiliher Natur; u. a. find die Begriffe „Telegraphenregal*“ und ,Telegraphengeheimniß“ (§8 1 und 8 des Telegraphengeseßes) ausführlih erörtert. Danach bildet das Werk zuglei einen werthvollen Kommentar zum Telegraphen- gese. Die Darstellung iff durchweg klar und gemeinverständlich. Das Buch verdient die leihe Srapsebluna wie der in weiten Kreisen bekannte und geschäßte Kolhmentar desselben Verfassers zum Reichs-

Postgeseß. Land- und Forstwirthschaft

Sommerkorn-Ernte Frankreichs.

Nach der im „Journal officiel“ vom 27. v. M. veröffentlichten qui Schäßung der Sommerkorn-Ernte stellt sich das Ergebniß, wie olat:

Gerste Hafer

Anbaus- Anbau- fläche | : E ha hl | dz ha | hl | dz

l 883 993/15 542 210| 9 699 890/4 043 260| 87 016 990/40 636 810 853 877 16 241 431/10 355 761|3 916 286| 92 003 398/42 994 444 890 687/17 014 736 10 845 907]3 968 937| 94 877 753/44 378 784 890 314/17 074 408/10 838 526]3 881 399| 91 878 734 42 724 304 874 636/12 240 999| 7 796 008]3 842 492| 62 561 524 28 546 218 916 112/16 248 516/10 450 0013 812 852! 83 991 354 38 934 037 1 223 160/25 420 447/16 261 097/4 242 704/106 145 172 49 669 925

Ertrag Ertrag

Gesammt - Ernte Frankreichs

Ernte in Bulgarien.

Aus Rustshuk liegt folgende Nachricht vor: Die anhaltend \{hône und warme Witterung der Monate Juli und August ist ebenso dem Weizenschnitt wie der Weiterentwickelung des Mais zu gute gekommen. E : i

Leßterer verspriht eine vorzüglihe, feit Jahren noch nicht da- gewesene Ernte. / i

Ueber das Ernteergebniß der verschiedenen Getreidearten liegen bestimmte Zablenangaben noch niht vor; dem Vernehmen nah soll die Ernte in Weizen um 4009/0, in Roggen um 30 bis 4009/0, in Gerste um 25 09/9 geringer sein, als im Vorjahre. Als Meistertrag gelten hier 2% hl, als Mindestertrag 10 h1 per Hektar.

Zufubren nah den Donauhäfen haben bisher niht stattgefunden. Der Ausfall des diesjährigen Getreideexports wird auf 40—50 9/9

eshägßt. e E vorjährigen Bestände sind bis auf niht nennenswerthe Quan- titäten geräumt. j

Die Weinlese dürfte in diesem Jahre sehr gering ausfallen. In-

folge dessen steigen die Weinpreise rapid.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Aus den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ Nr. 40 vom 6. Oktober.

Pest. Ï : : Japan. Einer Mittheilung vom 17. August zufolge if die Seuche auf ganz Formosa amtlich als fast vollständig erloschen

erklärt worden. In der Präfektur Taipehfu wurde am 19. Juli, in Shichikuken (Präfektur Teckcham) am 1. August der leßte Pestfall festgestellt. In den Präfekturen Daihu (Mittel. Formosa) und Tainan find in der zweiten Hälfte des August Neuerkrankungen niht mehr gemeldet worden. /

Gelbfieber.

In dem Seecbade Ocean Springs und dem Orte Biloxi im Staate Mississippi ist die Krankheit in epidemisher Form auf- getreten. Bis zum 23. August waren in den vorausgegangenen 6 bis 7 Wochen über 400 Fälle vorgekommen, von denen indessen nur 2 oder 3 einen tôdtlihen Auêëgang genommen hatten. Die Krankheit wurde anfangs für Denguefieber gehalten. Am 8. September waren 41 Kranke in Ocean Springs vorhanden. Von dort aus ift die Seuche einer Mittheilung vom 14. September zufolge auch_ nah anderen benahbarten Ortschaften, namentlich Scranton, Van Cleave und Berkley vershleppt worden. Jn New-Orleans famen 9 Er- krankungen vor, welche sämmtlih auf Einschleppung oder auf An- steckung von eingeshlepyten Fällen zurückzuführen waren. Im städtishen Hospital zu Mobile im Staat Alabama wurde bei einem norwegiihen Seemann Gelbfieber festgestellt. Auf Cuba wurden den „Public health reports“ zufolge vom 22. bis 28. August in Gardenas 3, in Santjago 10 und in Sagua la Grande 8 (bei 48 Neuerkrankungen) Todesfälle an Gelbfieber festg}:llt, vom 93. bis 29. August in Cienfuegos 8, vom 27. August bis 2. Sep- tember in Havanna 27, vom 26. August bis 1. September in

Matanzas 13. : Verschiedene Krankheiten.

Pocken: St. Petersburg 2, Warschau 5 Todesfälle; St. Peters- burg 5 Erkrankungen; lecktyphus: Moskau 2 Todesfälle Genidckstarre: New-York 8 Lodesfälle; Influenza: Berlin; Leipzig, St. Petersburg je 2, London 6 Todesfälle. Mehr als ein, Zehntel aller Gestorbenen starb an Masern (Durch\chnitt aller deutschen Berichtsorte 1881/90: 1,30 9/0): in Offenbah Erkrankungen kamen vor in Berlin 22, in den Regterungébezirken Aurih 93, Hildesheim 937, Marienwerder 133, in Kopenhagen 22, St. Peters- burg 46, Wien 31 an Scharlach (1881/90): 1,39 9/0): in Flenéburg, Gera Erkrankungen wurden gemeldet in Berlin 27, Edinburg 77, Kopenhagen 22, London (Krankenhäuser) 358, St. Petersburg 65, Stcckholm 22, Wien 25 an Unterleibstyphus (1881/90: 1,09 0/6): in Beuthen, Brom- berg Erkrankungen sind angezeigt in London P ey 28, Paris 43, St. Petersburg 129, Prag 20 desgl. an Diphtherie und Croup in Berlin 88, Hamburg 32, Kopenhagen 37, London (Krarkenhäuser) 167, Paris 29, St. Petersburg 173, Wien 39,

Im Monat August (für die deutschen Orte) sind nachstehende T'odesfâlle gemeldet worden : : l

Pocken: Mailand 1, Alexandrien 5, Kairo, Bombay je 8, Brooklyn 1, Mexiko 67; Cholera und Pest: vgl. die fortlaufenden Mittheilungen in den Veröff.; Gelbfieber: Rio de Janeiro 6; Fle ck- fieber: Oberhausen 2, Spandau 1, Kairo 3, Mexiko 72; Rückfall fieber (eins. biliôsen Typhoids) : Alexandrien4;Genick starr e: Baltimore 3,

rooklyn 11, Cincinnati 3, San Francisco 2; Influenza: Lüne- T Merdau, Zittau, Hamburg, Bec, St. Louis je 1, Buenos Aires 7; Tollwuth: Mailand 2. Im übrigen war in nadch- stehenden Orten die Sterblichkeit an einzelnen Krankheiten im Ver- gleich zur Gesammtsterblihkeit eine besonders große, nämlich höher als ein Zehntel: an Masern (1881/90 erlagen denselben 1,30 von je 100 in sämmtlichen deutshen Berichtsorten Gestorbenen): in Eisleben, Speyer; an Scharlach (1881/90: 1,39 0/6 in allen deutschen Orten): in Altendorf, Gleiwitz, Graudenz; an Unterleibstyphus (1881/90: 1,09 9 ‘n allen deutshen Orten): in Beuthen (fogar höher als ein Fünftel), Pforzheïm. Mehr als ein Fünftel aller Gestorbenen is ferner nahstehenden Krankheiten erlegen: der Lungenshwindsucht (1881/90: 13,19% in allen deutschen Orten): in Glogau, Hameln, Hamm, Remscheid, St. Johann, Aschaffenburg, Bamberg, Oldenburg, Le Havre, Buenos Aires; akuten Erkrankungen der Athmungsorgane (1881/90: 11,11% in allen deutshen Orten): in FJserlohn, Lipine, Marscille, Buenos Aires (mehr sogar als ein Drittel); akuten Darmkrankheiten (1881/90: 10,329 in allen deutshen Orten): in 215 deutshen Orten und in Bukarest, Utrecht, Alexandrien, Kairo, Baltimoore, Brooklyn, Mexiko, St. Louis; von ersteren in 113 mehr noch als ein Drittel, sogar mehr als die Hälfte in Aachen, Rirdorf, Weißensee, Bocholt, Burg, Duisburg, Grabow, Herne, Hildesheim, Lehe, Linden, Neuß, Oberhausen, Prenzlau, Ingolstadt, Kaiserslautern, Döbeln, ay ey Braunschweig, Zerbst.

Unter den 261 deutschen Orten hatten im Berichtsmonat eine verhältnißmäßig hohe Sterblichkeit (über 35,0 auf je 1000 Ein- wohner und aufs Jahr berehnet) 42, darunter über 40,0: 18, nämlich Pirna 40,6, Linden 41,0 (1886/95: 32,5), Königshütte 41 (1881/90: 28 3), Neuß 41,4 (26,4), Grabow 41,8 (1888/92: 29,1), Nixdorf 44,9 (1887/91: 32,3), Köpenick 45,3 (1892/94: 30,7), Meerane 45,4 (1881/90: 23,2), Crimmitschau 46,6 (31,4), Werdau 46,8 (1889/93: 31,6), Lichtenberg 47,9 (1887/91: 32,7), Lipine 48,3, Weißensee 50,4 (38,9), Zaborze 51,6 (1892/94: 36,9), Beeck 51,7, Langenbielau L O8809039. 309) Su 553, Dae 979 Di Vormonat betrug das Sterblichkeitswaxrimum 54,7 9/00. i

Die Säuglingssterblichkeit war in 174 Orten eine be- trächtlihe, d. b. höher als ein Drittel der Lebendgeborenen. Ueber 700 betrug sie in Krefeld 715 (Gesammtsterblihkeit 34,4), Weißensee 722 (50,4), Löbtau 722 (55,8), Freiberg 730 (36,3), Meerane 733 (45,4), Görliß 749 (39,1), Ingolstadt 754 (36,5), Memel 769 (33,8), Aachen 776 (36,5), Langenbielau 776 (51,7), Erlangen 857 (33,2), Crimmitschau 908 (46,6), Werdau 933 (46,8).

Die Gesammtsterblihkeit war während des Berichts- monats geringer als 15,0 (auf je 1900 Einwohner und aufs Jahr berehnet) in 9 Orten, in Schwerin, Weimar je 14,6 (1881/90: 20,9 und 19,5), Aschaffenburg 14,5, Flensburg 14,3 (23,2), Cöthen 14,2 (1886/95: 20,5), Glogau 13,9 (1881/90: 22,8), ilhelmshaven 13,9 (1890/94: 16,8), Siegen 13,4 (1882/91: 21,2), Wald 12,7. Die Säuglingssterblichkeit bliebunter einem Zehntel der Lebend- geborenen nur in Aschaffenburg (Gesammtsterblichkeit 14,5). Weniger als ein Siebentel der Lebendgeborenen starb in 3, weniger als ein Fünftel derselben in 15 Orten. Im Ganzen hat sich der Gejundheits- zustand gegenüber dem Vormonat wesentli vershlechtert. Eine höhere Sterblichkeit als 35,0 9/00 fand sih in 42 Orten gegen 27 im Vormonat, eine geringere als 15,0 %/0o in 9 gegen 23. Mehr Säug- linge als 333,3 auf je 1000 Lebendgeborene \tarben in 174 Orten gegen 120, weniger als 200,0 in 19 gegen 50 Orte im Vormonat.

Rinderpest.

Deutsch - Südwestafrika. Amtlihen Nachrichten vom 12. Juli zufolge ist die Rinderpest im engeren Bezirk Windhoek erloschen und der größte Theil des Viehs gerettet; Probeimpfungen mit Rinderpestblut haben die Immunität der Thiere ergeben. Im Bastardgebiet, sowie im Distrikt Okahandja wird das Impfgeshäft noch fortgeseßt, indessen lassen sih die dortigen Erfolge noch nicht übersehen. Im Distrikt Gobabis sowie im Gebiet des Häuptlings Tjetjo is die Seuhe nah bedeutenden Dpfern gleihfalls erloshen; der erstgenannte Distrikt hat seine Verbindung mit Windhoek mittels geimpfter Ochsen wieder hergestellt. Ein gutes Ergebniß hatte das Impfgeschäft ferner auf dem Bay-Wege, auf dem die unterwegs befindlichen Frachtfahrer nach Ausbruch der Seuche in einem Gespann fofort sämmtlich gesperrt worden waren. Von denjenigen Gespannen, welhe noch nicht infiztert waren, wurden etwa 90 9/6 gerettet und ein Theil konnte seinen Weg wieder fortseßen. Bereits infizierte Gespanne sind dagegen, mit und ohne Impfung, bis auf etwa 95 9/9 zu Grunde gegangen.

In Otjimbingwe is das Impfgeschäft nahezu vollendet und im Gebiet des Häuptlings Manasse von Omaruru, wohin die Pest vom Bay-Wege her eingedrungen ist, damit begonnen. Die Nach- rihten über das Verhalten der Hereros gegenüber der Rinderpest- Plage lauten nach wie vor ungünstig. Dieselben sind gegen- über der Plage apathisch und müssen durch ein starkes Polizei- Aufgebot zu ihrer eigenen Rettung gezwungen werden. Dazu kommt ihr gewohnheitsmäßiges Mißtrauen gegen die Weißen, nament- lih gegen solche, die sie niht kennen. Dies veranlaßt sie fogar, sich dem Impfen, so lange ihnen die Gefahr nicht augenscheinlich geworden ist, zu widerseßen. Dagegen scheinen die Osthereros nah anfäng- lihem Kleinmuth sih in ihr Scbicksal ergeben zu haben.

Süd-Afrika. Amtlichen Nachrichten vom 31. August zufolge hat die Rinderpest sch während des Monats August dur den größeren Theil von Natal verbreitet. Besonders sind in der Um- egend der Hauptstadt Pietermarißburg in leßter Zeit mehrere neue Ausbrüche vorgekommen. In der Kapkolonie is die Rinder- pest în Graaf Reinet ausgebrohen und hat fomit die Grenze der wdstlihen Provinzen erreiht. Nach einer Mittbeilung vom 26. August is die Rinderpest nunmehr auch im Distrikt Lourençco-Marques ausgebrohen. Die zur Unterdrückung der Seuche erforderlichen Maßregeln {ind getroffen. Es ist ferner der Verkehr mit Rindvieh aus dem Transvaal und zwischen den einzelnen Distrikten nah Möglichkeit erschwert und der Versand von Rindvieh nah Ghasaland vollkommen unterdrückt worden.

Der Gesundheitsstand in Berlin war au in der Woche vom 19. bis 25. September ein recht günstiger und die Sterblichkeit eine niedrige (von je 1000 Einwohnern starben, aufs Jahr berechnet, 16,1). Infolge der in der Woche vorherrshenden anhaltend kühleren Tempe- ratur der Luft erfuhren akute Darmkrankheiten mit tödtlichen Ausgängen eine weitere Abnahme, sodaß nur noch 89 Todesfälle gegen 129 der Vorwoche zur Meldung kamen. Die Abnahme fand in allen Stadtvierteln Berlins statt; in größerer Zahl kamen Todesfälle an diesen Krankheitsformen nur noch aus dem ösftlihen Theil der jenseitigen Luisenstadt, aus dem nörd- liwen Theil der Rosenthaler Borstadt und aus dem Wedding zur Anzeige. Die Betheiligung des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war eine geringere als in der Vorwoche; von je 10000 Einwohnern Berlins starben, aufs Jahr berehnet, 58 Säuglinge. Von den &Fnfektionskrankheiten blieben Erkrankungen an Masern, Scharlach und Typhus, wiewohl sie etwas häufiger als in der Vor- woche zur Anzeige kamen, in beschränkter Zahl und traten in keinem Stadttheile in nennenswerther Weise zu Tage. Erkrankungen an Diphtherie wurden in fast "gleich großer Zahl wie in der Vorwoche zur Meldung gebracht , und zwar am häufigsten aus der Tempelhofer Vorsiadt, der jenseitigen Luisenstadt (besonders aus dem westlichen Theil) und dem nördlichen Theil der Rosenthaler Vorstadt. Erkrankungen an Kindbettfieber wurden 6 bekannt. Auch eine Erkrankung an Genidckstarre wurde ge- meldet. NRosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut zeigten gegen die Vorwoche keine wesentlihen Veränderungen. Erkrankungen an Keuchhusten, die in 7 Fällen töôdtlih endeten, blieben häufig. Auch Erkrankungen an akutem G-lenkrheumatismus waren häufig, während rheumat!s{he Beshwerden der Muskeln weniger zur Beohb- achtung kamen. Seltener führten auch akute Entzündungen der Athmungsorgane zum Tode; doch wurden wieder 2 Todesfälle infolge von Influenza zur Meldung gebracht.