1824 / 40 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Mon, 16 Feb 1824 18:00:01 GMT) scan diff

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allgemeinen Interessen der Welt, sondern denen Eng- lands insbesondere gemäß, sih aufs genaueste mit jenem Lande zu verbinden, wo die Principien des freien Han- dels und der freien Verfassung am besten verstanden würden. Es freue ihn, daß man , durch die Absendung von Konsuln nach, Súd-Amerifka, den ersken Schritt ge- than habe, sih jene Mächte, von wêélchen das Wohl der Kélt künftig abzuhängen scheine, zu Freunden zu ma- chen; die Minister hätten aber noch weiter gehen müs- sen. Der freie Verkehr mit Súd-Amerifa sey für Eng- land hôchst bedeutend, und fônne es noch mehr werden ; denn so wie die vereinigten Staaten von Nord-Amerifa in der furzen Zeit von 3 Millionen Einwohnern ‘zu 10 Millionen gestiegen wären, so lasse sich annehmen, daß das befreite Süd-Amerika von 16 Millionen Einwohnern (die 4 Millionen in Brasilien ungerechnet) binnen “eben nicht längerer Zeit zu 50 bis 60 Millionen gelangen werde. In Bezug auf Jrland- erklärte Lord Lands- down, daß er dasjenige, was zur Verbesserung des ge- drückten Zustandes jenes Laudes geschehen ]ey- als eine Annäherung an das so sehnlih Verlangte ansche und hoffe, das Parlament werde sich ganz vorzüglich mit die- ser Angelegenheit beschästigen. Schließlich bemerfte er noch, daß er feinen abändernden Zusaß (amendement) zu der Dank - Adresse an Se. Maj. beabsichtige.

Lord Liverpool sprach demnächst. Nach einigen all- gemeinen Betrachtungen über den inneren Zustand des Landes ging er, mit Bezug auf die Bemerkungen des Marq. Landsdown, auf die äußeren Angelegenheiten über.

Aus den Verhandlungen in der leßten Sibung und den damals wiederholt von

ihm abgegebenen Erklärungen würden die edlen Lords sich entsinnen, daß er jederzeit die Einmischung Frankreichs in die spanischen Angele- genheiten deprecirt habe; nicht etwa aus dem Princip ; daß ein Land kein Recht habe, sich in die Regulirung der inneren Angelegenheiten eines anderen Landes zu mischen, denn eine solche Regel unterliege vielen Ausnahmen, sondern weil er in dem vorliegenden Falle gefühlt, daß Frankreich auch nicht einen Schatten von Recht zur Einmischung in die inneren Angelegenhei- ten Spaniens gehabt. Seine Meinung sey immer da- hin gegangen, man müsse Spanien sich jelbst überlassen, und ruhig abwarten, wie die in dem Lande einander ge- genüberstehenden Parteien mit einander zurecht fommen möchten.

Nachdem aber die Frage erhoben, und Spanien mit der Jnvasion bedroht worden, so hätten die Minister Sr. Maj. es für ihre Schuldigkeit gehalten , Spanien den Rath zu ertheilen, daß es sich nachgiebig erweije, nicht gegen Frankreich, sondern gegen sich }elbsi, um den- dro- henden Drangsalen zu entgehen. Man fônne nun die eifrigsteu der panischen Konstitutionellen fragen: ob es nicht sehr wohl gethan gewesen seyn würde, jenem Rathe zu folgen. Dies- sey jedoch nicht geschehen und die Folge davon sey die Juvasion der französischen Armee in Spa? nien gewesen. Geseßt nun, man hätte sich zu dieje Kriege treiben lassen und die Partei der spanischen Kon- stitutionellen ergriffen ; was würde man in diesem Falle gefühlt haben, weni man gesehen, wie die große Masse, die unermeßlichhe Mehrheit der spanischen Nation, die

Konstitution behandelte, wie die Franzosen von SteŸ

zu Stadt als: Befreier jubelnd empfangen wurden. Er wiederhole dahèr, was er schon im April v. J äußert: daß, so sehr auch die Spanier einen fremd

Feind haßten und so sehr sie sih auch der Einmischu|

eines auswärtigen Feindes entgegenseßen möchten, f haßten. sie doch nichts so sehr, als die jo viel besprochen Konstitution. Hâtte etwa der edle Marq. (Lansdown) gewollt, d die brittishe Regierung sih in die Sache mischte, u der unermeßlichen Majorität der spanischen Nation tiy

Vérfassung aufzudringen, die sie verabscheue? Ein anf

rer edler Lord (Sommers) habe geäußert und er, Ly Liverpool sey damit ganz einverstanden, daß der Ultraj mus Überall tadelswerth sey; der Ultraismus in Sy

nien sey: aber der Ultraismus des Volks gewesen ; di:

habe sih mit einem Ultra -Gefühl gegen die Konstituty

erflärt;-man- folle-nur auf die Weise sehen, wie die

zösische Armee und jener erlauchte Prinz an deren Sj aufgenommen worden. [

Et, Lord Liverpool, fühle sich bei dieser Gelegenheit der Erklärung verpflichtet, daß das Benehmen des H

zogs von Angouleme in Spanien eben so edel als

müthig gewesen, und es sey ein shônes Unterpfand Ansehung der Erwartungen, die man von ihm. hq durfe, wenn er einmal den Thron bestiegen haben wu dessen präsumtiver Erbe er sey. Sowohl in Frankfu als in Spanien, habe Se. Königl. Hoh. dem Geiste) Ultraismus , und nicht ohne Erfolg entgegen gearbeit In Bezug auf die südamerifanischen Angelegenheiten 1 klärte der edle Lord, daß die Regierung durchaus fe} Vérbindlichkeiten gegen Spanien habe, durh welche| abgehalten werde, in dieser Hinsicht zu jeder Zeit da thun, was der Vortheil Großbrittanniens und die poli tische Lage der Dinge erheischen möchte; auch stell: e nicht in Abrede, daß es materiell vortheilhaft seyn würde wenn Spanien sich vermögen ließe, die Unabhängizse seiner Kolonien anzuerkennen ; bis dahin, daß dieses d Fall wäre, würde der Verkehr mit diesen Kolonien i! mer einer Menge Weitläuftigkeiten und Schwierigkeit unterliegen. Er sey daher ganz mit dem edlen Marq darin einverstanden , daß jene Anerkennung von unt! lichem Vortheil seyn würde, wiederholentlich bemerkte b bei der edle Lord, daß England, weder durch die Au kennung, noch durch die Nichtanerkennung Seiten | spanischen Regierung gebunden werde, anders zu verfi ren, als es seinem eigen Vortheil, oder vielmehr du allgemeinen Vortheil von Europa angemessen erschein!

Er mache diese bestimmte Auseinandersebung, damit d

Parlament und das ganze Land genau erfahre, wie l Sache stehe, und daß sie ersühren, wie die Regieru ganz frei und ohne Hemnisse in diesem Bezug sey.

Nach ihm sprach Lord Holland, er inachte einige 1}

gemeine Erinnerungen, fand deu Zustand des Landes fl neswegs so gunstig, vielmehr von Gefahren bedroht, un suchte namentlich darzuthun, daß England seinen Einfluß) auf Europa verloren habe, Graf Darnley stellte fodan! noch die Nothwendigkeit vor, den Zustand Jrlands bald möglichst in Berathung zu ziehen. Die Adresse wal sodann einstimmig beschlossen.

E f E as ä - Ä E #4 ros e L aa E

j Der Geist der Gährung, welcher bekanntlich auf den Lengl. westindischen Inseln ausgebrochen ist, hat sich auch

uf Martinique gezeigt.

Unsere Blätter enthalten die am 17ten November », F, in Wien unterzeichnete Konvention zwischen Uun- serem und dem österreichischen Hofe, wegen der definiti- ven Berichtigung der österreichischen Anleihe, und die indditionellen, auf Unterdrückung des Sklaven - Handels Mhezüglichen Artifel zu der am 28sten Julius 1817 zwli- chen unserem und dem portugiesischeu Hofe abgeschlosse- nen Konvention.

Das in Clyde angekommene, am 23sten November lon Para abgesegelte Schiff, Unity, hat die Nachricht Viberbraht, daß damals Alles dort ruhig war und die IGeschäfte ihren gewöhnlichen Gang gingen.

An Mexiko, wo am 7ten November v. J. der Kon- reß seine erste Sißung hielt, ist den Generalen Bravo, Iictoria und Negrete die vollziehende Macht übertragen vorden. Die HH. Aleman, Slave, Hirrera, Anilague, ind Molinos del Campo sind zu Staatssefretairen der aus- Ivártigen Angelegenheiten, der Justiz, des Kriegswesens, Ier Finanzen und des Jnnern ernannt,

| Nachrichten aus Lima zufolge, ist der Präsident Bo- Vivar von dem peruanischen Kongreß mit unumschränk- Ler Gewalt befleidet worden, um alles, was ihm zur Iefreiung der Republik gut dúnkt, thun zu: können. Der König hat nunmehr Befehl gegeben, noch ein Ivuès (das 96sstte) Jnfanterie-Regiment zu errichten, Id es sind demnach bereits von dem Rekrutirungs-De- Iyument die nöthigen Anordnungen getroffen.

| Grúfssel, 7. Febr. Vorgestern ist Se. K. H. der frinz von Oranien in erwünschtem Wohlseyn von St. Petersburg wieder im Haag eingetrossen.

Die neuen Reglements Úúber die Administration der Stádte des súdlichen Brabants sind bereits erschienen. Lenselben zufolge wird die verwaltende Behörde jeder Stadt aus einem Bürgermeister, Schöppen und einem Kathe bestehen. Die Zahl der hiesigen Schdppen soll \ch auf vier belaufen; die Räthe werden von einem Pahl-Kollegium ernannt und die Wähler sind die stimm- lfähigen Einwohner der Städte. Ein Theil der Schöôp- jen wird am 2ten Januar 1827 und der andere Theil (m 2(en Januar 1829 wieder austreten.

Laut des jährlichen Berichtes, den das Ministerium

V u ffentlichen Unterrichtes den General-Staaten am

zen Januar vorgelegt hat, belaufen sih die Fonds, welche der dffentliche Schaß im vorigen Jahre für den [Elementar-Unterricht hergegeben, auf 242,246 Fl. Bamberg, 7. Febr. Der am ten d. erfolgte Tod J. K. H. der Herzogin Anna in Baiern, Schwester unseres allgeliebten Königes, in dem Alter von 70 IFah- ren, hat uns um so schmerzlicher ergriffen, als“ leicht zu berechuen ist, welche tiefe Wunde diejer Tod dem brü- derlich liebenden Herzen schlagen werde. Während alles beschàftiget ist, sih zur würdigen Feier des 16. Febr., als desjenigen Tages vorzubereiten, wo Er, der Hoch- verehrte, vor 25 Jahren die Zügel der Regierung über- nahm, tritt das Schicksal auf cine Weise in unsere Mitte, die alle unsere Aufmerksamkeit nur auf den großen Ver- lust hinleitet, welcher alle Stände, alle Klassen der Ein-

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wohner triff. Die Veréwigte war ein Muster edler Weiblichkeit. Sie theilte „mit ihrem erhabenen Bruder cin gleih warmes Herz für Men|chenwohl;, wie. er, fand sié nur ihr Glück im Glúcke Anderèr; sie war daher Mutter der Armen, Trôösterin der Bedräugten, und die Thränen, von diesen geweint, sind doch wohl die blei- bendsten Perlen in Fürsten-Diademen.

Dresden, 9. Febr. Am 5ten wurde. Sr, Exc. dem Königl. Sächsischen Konferenz - Minister , Herrn Peter Karl Wilhelm Grafen von Hohenthal, Standes- herrn zu Königsbrück, im Namen der Juristen-Fakultät in der Universität Leipzig, das juristische Doktor-Diplorn zur Feier des Tages überreicht, an welchem dieser mit der Rechtswissenschaft in ihrem ganzen Umfange innigst vertraute Staatsmann vor 50 Jahren durch das bei der genannten Fakultät bestandene Kolloquium sich den Weg ta um das Vaterland so hoch verdienten Laufbahn eröffnete.

Frankfurt. Schluß der Verhandlungen der Bun- des-Versammlung în der 1sten diesjährigen Sißung vom 15ten Januar.

Hienächst seßte der Gesandte der 16ten Stim- me (Freiherr v. Leonhardi) im Auftrage des Herrn Für- sten von Reuß - Schleiz die Bundes - Versammlung von einer innerhalb der Fürstlih Reußischen jüùnge- ren Linie bei Aufstellung ihres Militair-Kontingents entstandenen Differenz in Kenntniß, indem die Fürstl. Häuser Reuß-Lobenstein und Reyß-Ebersdorf die Ansicht hegten, daß die Repartition matrikularmäßiger Bundes- Leistungen, innerhalb der jüngeren Fürstl. Linie, nicht nah der Bundes - Matrikel, sondern nah demjenigen Fuße geschehen müsse, wonach zur Zeit des deutschen Reichsverbandes die Reichs - und Kreislasten, innerhalb des Reußishen Gesammthauses,. vertheilt worden sind, was von Fürstl, Reuß-Schleizer Seits als den Bundesgeseßen zuwiderlaufend angesehen wird,

Auf den mit dieser Anzeige verbundene Antrag,

daß die Bundes - Versammlung zur Aufrechthaltung

ihrer Beschlússe das Geeignete verfügen möge und nach einer auch von Seiten der Fürsten Neuß zu Lobenstein und Ebersdorf durch denselben Gesandten er- folgten vorläufigen Gegen - Erklärung beschloß die Bun- des - Versammlung, zur Begutachtung- dieser Disserenz eine Kommission zu ernennen, wozu die Bundesgesand- ten: Freiherr von Múnch-Beéellinghauset, von Carlowis und Graf von Eyben gewählt wurden. |

Ueber die B esoldungs- und Pensions-Rück- )stände der zum vormaligen Reichsfkammergerichte gehörenden Personen erfolgten noch in der gegenwärti- gen Sißung die Abstimmungen von Kurhessen und Mecklenburg (S. St. Z. Nr. 6.).

Von Seiten Kurhe]s ens wurden Ausstellungen gegen den Betrag der verschiedenen Forderungen ehe- maliger Kameralen beigebracht, wonach sich die Totalz Summe , welche zu ihrer Befriedigung erforderlich sey, sehr vermindern würde, und großentheils durch die Aus- stände der verschiedenen Kassen des ehemaligen -Reichs- Kammergerichtes die: verfallenen Depositen, Und deñ noch in den Kassen befindlichen Vorrath gedeckt werden fönnte. Zur Aufbringung dessen, was etwa noch fehlen