1824 / 46 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Mon, 23 Feb 1824 18:00:01 GMT) scan diff

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der zu haben wünscht, sd muß er durch die Polizei mit den Dieben in Unterhandlung treten, welche ihm das gestohlene Eigenthum gegen Ersaß einer gewissen Summe zurúck erstatten, woraus deutlich genug hervotgeht, daß Constabel und Diebe mit einander in Verbindung stte- hen. wie es folgende wahre Geschichte beweist : Ap Eis nem Kaufmann in dèr Stadt, wurden für 1000 Pf. Shawls und andere Gegenstände gestohlen. Als er den Diebstahl bemerkte, wandte er sich augenblicklich an ei- nes der Polizeiämter, um die Thäter auszumitteln, sand aber wenig Unterstüßung. Zuleßt iburdè ihm: von der Polizei selbst vorgeschlagen, eine beträchtliche Belohnung dafúr auszuseßen, wozu 5 bis 600 Pf. hinreichen wür- den. Er machte Einwendungen gegen den hohen Belauf dieser Summe, wurde aber doch endlich veranlaßt, 400 Pf. dafür zu bieten, unter der Bedingung, daß er alle seine Waaren wieder befommen würde. Er zahlte daher dem Constabel B. acht 50 Pfund - Noten aus, und zwel Stunden darauf kam ein Fuhrmann mit einem bedeckt ten Wagen vor seine Thüre, und entlud einen Ballen, welcher die gestohlnen Güter alle enthielt. Dies sind Dinge, welche in London hâufig geschehen , und die größte Aufmerfsamkeit erheischen. Die Ursachen davon liegen in den Unannehmlichkeiten und Kosten polizeili- her Verfolgung, der Strenge der Strafgesebe und in den geheimen Verbindungen , welche zwischen den G schüßern des Eigenthums und den Dieben bestehn. Wie ganz anders ist/es in dieser Rücksicht in Paris. Wenn dort in einem Hause eingebrochen wird, wendet sich der Eigen- thúmer an die ‘Polizei, welche alles aufbietet, den Thäter, ohne irgend eine Belohnung, aufzufinden. Dies geschieht deswegen, weil man in Frankreich den Raub als ein Staats-

verbrechen betrachtet, worin die Regierung selbst verwickelt ist, weil sie, der Verfassung gemäß, Personen und Ei- genthum zu: beschüßen hat; während sich in England die Polizei auf Kosten der Beraubten vermiethet, den Raub gleichsam verkauft, und wenn sie nicht gur dafür bezahlt

wird, sih gar nicht darum bekümmert. Und wenn man ferner die Menge der Raubnester bedenft, die sich unan- getastet von der Polizei in der Hauptstadt befinden, und deren Zahl sich auf mehrere Hundert beläuft, worin Diebe, Dirnen und dergleichen ihre Zusammenkünite halten, und die. gestohlenen Güter sichern, \o fann man niche anders“ glauben, als daß sie mit Erlaubniß der Polizei Officiere und gegen Abgabe gewisser Sum- men ihr Unwesen forttreiben dúrfen, da sie allgemein be- fannt sind, und folglich der Polizei nicht entgehen fönnen.

Brüffel, 12. Febr. Se. Maj. der König haben dèn Kaufmann Heyerdahl, zu Christiansund in Norwe- gen, zu unserem dasigen Konsul, und Herrn Ringeling, zu unserem ersten Gouvernements-Sefkritair der Kolonie Surinam ernannt.

Dieser Tage hat der französische Konsul zu Rotter- dam, Vicomte Dubouzel, dem Kapitain Hoveling der im Fahre 1822 durch seine menschenfreundlichen Bernühun- gen die Mannschaft eines gescheiterten franzós. Schiffes rettete, eine prächtige, mit dem Bildnisse des Königes von Frankreich: verzierte Medaille úberreicht

Am 6ten d. ist einer unserer vorzüglichsten Dichter, Rhynvis Feith, zu Zwolle mit Tode abgegangen.

Aus den Matftpreisen, die am 6ten d. în Amst dam gezahlt wurdén, ersieht man, daß der polnische Wei zen von 4 auf 6 Fl. gestiegen ist und noch zu leßterey Preise bedeutenden Absaß gefunden hat.

Erlangen, 16. Febr. Das Régierungs-Jubiläy Sr. Maj. unsers geliebtesten Königes wurde auch j

Erlangen, nach Maßgabe der örtlichen Verhältnisse, ay 46. von den Behörden und der gesammten Einwohtez

schaft, am 17. Vormittags von der Königl. Universit(s

durch ôffentliche Reden, mit demselben Enthusiasmus de herzlichsten Liebe und der freudigsten Theilnahme gefeity wie es, nah allem zu urtheilen, was von den hiezu machten Vorbereitungen zu unserer Kunde gelangt js im ganzen Umfange des Reiches gefeiert wurde; und d Schluß desselben macht ein vom Magistrat gegebeny glänzender Festball. Zwei sehr ergiebige Sammlung die eine, Behufs der Fundirung des neuen Kranft Hauses, die andere von den Studirenden insbesondu fúr die durch Brand Verunglücften zu Weissenstat Vertheilungen an die Schuljugend, und namhafte Spt den an die Armen, waren“die schönsten Zierden diess

dem edelsten, dem gütigsten der“ Fürsten, zu Ehren ge

benen National- Festes.

Frankfurt, 15. Febr. Die ‘am 5. Febr. statt g habte vierte diesjährige Sißung der Bundes -Vet sammlung wurde mit einer“Abstimmung/ von Badet in Betreff der Forderungen an die ehemalige Reis Operations - Kasse eröffnet. (S. die 2te Sik St. Zeit. Nr. 41.) Die Großherzogl. Gesandtschastw flárte, sie sey angewiesen, dahin zu stimmen, daß Allem die in Vorschlag gebrachte Liquidation der an ehemalige Reichs-Dperations-Kasse gemachten und eti in einem von der Bundes-Versammlung zu bestimm den Termin noch zu machenden Forderungen vorgenot men werden. Die Großherzogl. Regierung seße hit voraus, daß ín diese Liquidation auch die von den H K. Oesterreichischen Hofe an die gedachte Kasse vewit senen Forderungen Badischer Gemeinden undKot porationen einzuschließen seyen. Hinsichtlich der M6 dalitäten der Zahlung behalte sie sich die weitere Erflù rung noch vor. :

Es folgten hierauf zwei Vorträge des Gesandti der freien Stadt Frankfurt, Herrn Danz, Namens d Reklamations- Kommission : :

1) úber eine Vorstellung des Regierungs - Rath von Edel, zu Mannheim, wegen einer Forderung F die Civil-Hospitien - Kommission zu Mainz. Da d Reklamanten, nach der von ihm selbsk producirten N solution der Großherzogl. Hessischen Regierung, die B tretung des Rechtsweges ofen gelassen is, er also t nesweges über Verweigerung der Justiz, nah Art. 2 der Wiener Schluß-Akte, Beschwerde zu führen hat, | ward derselbe aus dem angeführten Grunde mit sein! bei der Bundes-Versammlung angebrachten Gesuche 0 gewiesen. Ot G A

2) Ueber die Pensions-Angelegenheit dek Räthe ul Mitglieder des ehemaligen Rheinpfälzischen Gent ral-Landes-Kommissariats zu Mannheim, ins) sondere die Gehalts- und Emolumenten - Forderung n dabei angestellt gewesenen Kanzlisten* und Pupillen/M

E I T Ri E c (ate C E E E ut E E Au d L Sia E rin Ami i © S iti R E B Zeit ldi ad u

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(ars, nunmehrigem Großherzogl. Badischen Rehnungs-

Rathes Müller. Diese Individuen hatten im Jahre

317 die Fortseßung ihres bei dem ehemaligen Reichs-

i@ammergerichte geführten Prozesses über Pensions - An- sprúche gegen Baden, Großherz. Hessen und Nassau bei

der Bundes-Versammlung nachgesucht, und ein von den brei betheiligten Höfen freiwillig in Vorschlag gebrach- ¿s gemeinsames Gericht das Ober - Hofgericht zu tannheim hatte bereits in der Sache definitiv er- annt, als der Rechnungs-Rath Múller im vorigen ahre bei der Bundes-Versammlung die Bestellung ei-

hes Revisions-Richters nachsuchte, mit diesem Ver- langen aber, als völlig unstatthaft, abgewiesen wurde.

Fe hat sich dabei nicht beruhigt und ein neues diesfäl- iges Gesuch der Bundes-Versammlung übergeben, wel-

hes jedoch in Folge des in der heutigen Sißung darüber |

hehaltenèn gutachtlichen Vortrages, von der Versamm- lung als eben so unstatthaft zurückgewiesen, und über- ies dem Reklamanten- wegen der darin vorkommenden \ingebührlichen Aeußerungen, das Mißfallen derselben hu erfennen gegeben werde.

Demnächst hielt der K. K. präsidirende Gesandte binen, die Bekanntmachung der Bundestags-

Verhandlungen durch die deutschen Zeitungen

betreffenden Vortrag, worin derselbe, auf Anlaß eines von der Redaktion des deutschen Franffurter Journals hingereichten Gesuches um Mittheilung der Bundestags- rotofolle, und des von den übrigen Redafkteurs dorti- r Zeitungen geäußerten Wunsches, die ihnen schon seit gerer Zeit aus der Bundes - Kanzlei zukommenden \wokolle frúher als bisher benußen zu dürfen, sich da- hr außerte, wie er kein Bedenken fände, daß nicht nur hin erstgedachten Gesuche nachgegeben, fondern über- upt den Regierungen anheimgestellt werde, den Zei- ungs-Redafktionen in ihren Staaten, nach eigener Aus- wahl, die Protofolle über die förmlichen Sißungen der Bundes-Versammlung mitzutheilen, und zu dem Ende )ie nôthigen Exemplare aus der Bundes- Kanzlei zu er- heben. Dadurch werde der Zweck erreicht, daß nur ge- iuine Nachrichten Über Bundes-Verhandlungen in das Yublifum fämen, und zur vollständigen Beförderung dessen, wolle Präsidium der weiteren Beurtheilung an- heimgeben, ob man sih nicht zu dem Beschlusse vereini- (n wolle, daß Úber sámmtliche Verhandlungen und Ge- hifte des Bundestages nichts anderes in deutsche Zei- ligen aufgenommen werde, als wörtlich dasjenige, was

Wie gedrucéten Protokolle Úber die fôrmlichen Sißungen

nthielten.

Da sämmtliche Gesandtschaften hiermit einverstan- en waren, so faßte man folgenden Beschluß:

1) daß der Redaktion des deutschen Frankfurter

Eiournals ein Exemplar der gedruckten Protokolle über

le formlichen Sibkungen mitzutheilen, und

2) die Redaktionen der hiesigen Zeitungen zu er- nâchtigen seyen, die ihnen zukommenden Protokolle je- eomal am dritten Tage nach der in der Kanzlei erfolg- in Vertheilung“ derselben unter die Bundestags - Ge- indtschaften in- ihre Blätter aufzunehmen ;

3) den Höchsten und Hohen Regierungen der deut- hen Bundes-Staaten anheim zu geben, die Protokolle

den Redaktionen der in ihren Staaten erscheinenden Tagsblätter, nach eigener Auswahl zukommen zu lassen ;

3) dagegen vereinigt man Es dahin, daß in Bun- des-Sachen Überhaupt, sowohl in Beziehung auf die Verhandlungen der Hohen Bundes-Versammlung selbst, als auch auf-die Geschäfte aller von ihr abhangenden Kommissionen, in den in den deutschen Bundes-Staa- ten erscheinenden Zeitungen nichts anderes aufgenommen werde, als wörtlich, was die denselben mitgetheilten Bundestags - Protokolle enthielten.

Kopenhagen, 14. Febr. Se. Maj. der König haben den Königl. Preuß. Geh. Rath und General- Staabs-Arzt, Dr. Gräfe, zum Ritter des Dannebrog- Ordens {ter Klasse ernannt.

Die hiesige K. Medicinische Gesellschaft hat folgende Aerzte zu ihren auswärtigen Mitgliedern aufgenommen : die HH. Wardrop und Howship in London, Wishart in Edinburg, Breschet in Paris und Lüders in Eckernförde. ___ Stockholm, 10: Febr. Der vorige Reichstag hat im Ganzen 2,751,666 Rthlr. an Unterstüßungen bewilli- get, worunter 1,600,000 Rthlr. für den Gotha-Kanal, 530,000 fúr den Hjelmar-Kanal, 120,000 für den Troll- hâtta-Kanal, 300,000 zur Unterstüßung der durch Feuers- brünste heimgesuchten Städte Norrköping und Boräs, 100,000 zur Reinigung der Flüsse, 500,000 fúr die Voll- endung des Bibliothek - Gebäudes zu Upsala 2c. Das Reichsgeld-Komtoir hat diese Summen zu zahlen, da aber die demselben angewiesenen Mittel nicht hinreichen, fo wird, es ein Anlehen gegen Obligationen von 3 pCet. Zinsen eröffnen.

Der Expeditions - Sekretair Valerius, der beim vo- rigen Reichstage Sefkritair des Konstitutions-Ausschusses war, ist zum Mitglied der Kommission zur Vorbereitung der allgemeinen Reichs-Angelegenheiten ernannt worden.

Im Laufe des vor. Jahres haben 76 s{chwedische und norwegische Fahrzeuge den Hafen von Riga und 24 den Hafen von Liebau besucht.

In den Scheeren bei Gothenburg hat man in die- sem Winter eine große Menge kleiner Häringe gefangen.

Christiania, 9. Febr. Heute ward der Storthing, unter den gewöhnlichen Feierlichkeiten eröffnet. Die da- bei von dem Ober-Statthalter des Reichs, Grafen von Sandels, im Namen Sr. Majestät gehaltene Rede, lautet im Wesentlichen wie folgt :

¿Das Reichs-Grundgesekt, kraft dessen Sie zu dem gewöhnlichen Storthing zusammen berufen worden, wei- jet jedem von Jhnen seine Pflichten und seine Rechte an. Das Volk erwartet jedoch seine Ruhe im Jnnern und seine Achtung von Außen, weniger von den- Ver- pflihtungen, die es auferlegt, als von der Vaterlands- Liebe und der rechtlihen Gesinnung seiner Stellvertre- ter. Auch kann ee nur dann die wohlthätigen Wirkun- gen seiner Verfassung genießen, wenn zwischen seinen Abgeordneten und dem Staats-Oberhaupte vollkommene Einigkeit herrsht. Unter diesen glücklihen Auspicien rihte Jh Meinen Königlichen Gruß an Sie und er- dffne_ heute Jhre Sißungen.‘/

,„Sie werden aus der Darstellung der Lage des Reichs, die Jhnen mitgetheilt werden foll, umstäzolich

die heilsame Wirkung kennen lernen, welche das Ver-

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