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dieselben gekauft haben, 100 pCt. zahlen, und daß wir uns weigern ferner einen Zinsfuß von 5 pCt. zu ent- richten, indem wir zu 4 pEt. Geld befommen können. M. H., wenn- der Staat seinem Kredite alle nur mög- liche Opfer gebracht hat, wenn er seit 8 Jahren daran ar- beitet, das Kapital seiner Gläubiger zu erhöhen, wenn der Ueberwerth dem Vermögen dieser leßteren mehr als 30 pCt. hinzufügt, wenn endlich die Regierung sich er- bietet, ihnen gleichzeitig Kapital und Ueberwerth gus- zuzahlen, — därf man sich da über eine Maßregel be- flagen, die es den Rentnern freistellt sich noch mit einem Zinsfuße von 5 pCt. der von ihnen baar vorgeschosse- nen Summen zu begnügen? Man denke an die Steuer- pflichtigen, und sage uns, ob die Herabseßung des Zins- fußes der Nenten um ein Fünftheil etwa lästiger oder minder gerecht ist, als die Auflage dieses Fünftheils auf den Ertrag ‘des Grund-Eigenthumes. (Beifall zur Rech- ten.) Der Jrrthum, in welchen man das Publifum durch arithmetische Berechnungen geführt hat, beruht auf der falshen Vorausseßung, daß die Z5procentigen Rénten zum heutigen Kourse von etwa 100 Fr., die Zprocentigen aber, nachdem sie erst von 75 auf 100 pCt. estiegen, eingelôst werden würden; als ob dasselbe Ver- ltniß- nicht auf beide Systeme angewendet werden múßte, um hinsichtlih der Dauer der Loskaufung unse- rer Schuld beide genau mit einander vergleichen zu kôn- nen. Die obige Vorausseßung würde nur dann richtig seyn, wenn man gunehmen könnte, daß die 5procentigen Renten im Kourse stillstehen ,- die Zprocentigen dagegen im Kourse steigen würden. | wir Jhnen vorschlagen, besteht in wenigen Worten darin, daß wir dem Rechte entsagen, die Rente abermals-aus- zuzahlen, bevor sie sich nicht aufs neue um 33 pCt. ge- hoben hat, und daß wir dafür die Herabseßung des Zinsfußes unserer Schuld um ein Fünftheil erlangen.“ Nachdem der Minister hier noch den von mehreren Sei- ten gemachten Vorschlag, den Tilgungs-Fond zu vermin- dern, näher untersucht, und diese Maßregel als höchst efährlih und blos für extreme Fälle geeignet, geschildert atte, {loß derselbe, wie folgt: „Ein leßter Einwand bleibt uns noch zu widerlegen übrig, nämlich den in Betreff der Bedingungen, unter welchen die Banquiers die neue Anleihe übernommen haben, und die man als nachtheilig für den Staat betrachtet. Der Gewinn bei der Operation beträgt jährlich 28 Millionen; funfzehn Monate mag etwa die Gesellschaft sich dieses Vortheiles erfreuen; das sind also, sagt man, 35 Millionen, mit denen, wir die Banquiers auf Kosten der Renten-Jnha- ber und der Steuerpflichtigen bereichern. Wenn es möôg- lih wäre, die Renten - Jnhaber zu überzeugen, daß sie sich der Herabsekung des Zinsfußes auf 4 pCt. unter- werfen müssen, so würden wir uns allerdings glücklich shäßen, ihnen einen Vortheil zuwenden zu fönnen, in dessen Genuß der Schab erst mit dem 1sten Januar 1826 tritt. Wie hätten wir sie aber jemals dazu bestimmen können, einen solchen Entschluß zu fassen? Das einzige Mittel, die Dra eus „des Zinsfußes der Renten zu bewirken, war , sich die Möglichkeit zu sichern, das Kapital dersel- ben auszuzahlen. Dazu bedurfte es aber der Mitwir-
fung von Handlungs - Gesellschaften, die natürlich ihre |
der Vortheile, die aus der
Die ganze Operation, die |
' tät; das werden Sie, mein
Kosten und Auslagen , so wie die Gefahr,
die sie môg- licherweise bei dem Geschäfte laufen fönnen,
im Voraus
berechnen, und bei den Bedingungen desselben in An-
schlag bringen. _ Wir haben diese übertrieben gefunden, und daher habt, sie auszuschlagen. ist es mir gelungen, die Banquiers, gegen Ueberlassung Umschreibung der Renten bis zum 1. Januar 1826 entspringen, zur Uebernahme aller Kosten und aller eventuellen Fälle bei der Auszahlune, zu bewegen. Mehr zu erlangen, ist uns nicht möglich gewesen; wir haben um diesen Preis eine der wirksam- sten Operationen für die Erhaltung des Kredits, Reich- thums und Gedeihens unseres Vaterlandes, entweder bewirken oder darauf verzichten müssen. Die Wahl hat uns nicht zweifelhaft geshienen. Sollten Sie, m. H., anderen Sinnes seyn, so würde uns nur die traurige Ueberzeugung bleiben , daß diese Meinungs-Verschieden- heit ihren Grund lediglich in unserer Unfähigkeit hat, hnen die Vortheile der vorgeschlagenen Maßregel in ihrem ganzen Lichte darzustellen uud Jhnen. die außer- ordentlichen Resultate derselben fühlbar zu machen.‘
Bedingungen "nicht feine Veranlassung ge-
— 27. April. Die Kommissionen für das Budget |
und für den Rechnungs - Abschluß des Jahres 1822 ha- ben sich am 24sten vor der öffentlichen Sißung in den Büreaux versammelt und ihre Arbeit begonnen. Die Leßtere hat den Grafen d’Andigné de Mayneuf zu ih- rem Präsidenten ernanne. Von Seiten der mit der Prüfung der Zuschüsse pro 1823 beauftragten Kommis: sion ist der Baron Durand-Fajon zum Präsidenten ge- wählt worden.
In dem Cirkularschreiben, mittels dessen der Groß- meister der Universität den Rektoren der Akademien die Königl. Ordonnanz vom Sten d. wegen des öffentlichen Unterrichts, zugefertigt hat, heißt es unter anderen:
Es haben sich zuweilen Klagen gegen meine Ver- waltung und gegen das Verfahren des Königl. Konseils, dessen Chef zu seyn ih die Ehre habe, erhoben. Jch fonnte sürchten, daß die Universität dadurch beunruhigt würde; aber alles ist ruhig geblieben; das Korps des Unterrichts hat sih seinen Pslichten getreu erwiesen; die Ersahrung hatte demselben gezeigt, daß wenn wir, wo nôthig, einigen Nachdruck in unsere Maßregeln zu legen wissen, die Mäßigung uns Gewohnheitssache ist.
Die Gemüther sind heut zu Tage in einer solchen Stimmung, daß die einen in der Gerechtigkeit nur Strenge sehen, wogegen die anderen geneigt sind, alles was nicht Hestigkeit ist, Schwäche zu nennen; daraus entstehen Widersprüche und Hemmniße für 'die Autori- Herr Rektor, empfunden haben, Sie werden es noch mehr in der neuen Lage empfinden, in welhe- Sie durch die Ordonnanz vom Sten d. verseßt werden; wir wollen fortfahren vereint einer wahrhaften Wiedergeburt entgegen zu gehen z wir wollen das Gute thun und úbles reden lassen.
Ich erwarte von Jhnen eine eben so einsichtige als muthige Mitwirkung. Es giebt kein Hinderniß, was man nicht mit gesunder Vernunft und festem Karakter überwinden könnte. Stark durch eine Regierung, die sich allem Gutem widmer, arbeiten wir dahin, mehr als
Nur mit unglaublicher Mühe
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je die Religion, die Sitten und Studien blühen zu ma- | hen, und in den Gemüthern der Jugend die Gesinnun- | gen/zu nähren,“ von denen sie hinsichtlih des érhabenen | Geschlechts , was nur zum Wohle Frankreichs über das- | selbe herscht, durchdrungen seyn müssen. /
| Briefe aus Spanien melden, daß den dahin zurük- | fehrenden Kriegsgefangenen nicht die mindeste Beleidi- | gung wiederfährt, wie man anfänglich besorgt hatte. | Die Behôrden in Navarra haben in diejer Hinsicht eine | hôchst- verständige und angemessene Proklamation erlassen. Dem Vernehmen nach ist das Jndividuum, welches | die Zerstörung der besten Gemälde des Museums ange- | droht, Und bereits ein Probestúcf an einem Gemälde von | Rubens gemacht hatte, entdeckt und verhastet worden.
|— Nach den einstimmigen Angaben der Landleute und |
| Gärtner is die Vegetation in diesem Frühling fast um | cinen Monat gegen frühere Jahre zurückgeblieben. Rente 102. 80. Ï London, 23. April. Die Gesandten von Franf- | reich und Rußland’ hatten am 20sten d. die Ehre, bei } Sr. Maj. im Schlosse von Windsor zu Mittag zu spei- | sen. — i | \ Die Bank von England wird nunmehr mit den ) Vorshissen auf liegende Gründe den Anfang machen ; Ÿ 400,000 Pfd. Sterl. sind fürs erste zu Darlehen be- | stimmt. i | | 7 Es is ein neues Exercier - Reglement für die Land- | Trnppen erschienen, woeiches 335 Otrav- Seiten stark und | mit 12 großen Kupfertafeln geziert ist. Gegen das lebte, wr 33 Jahren herausgekommene' Reglement, ist das neue bedeutend vermehrt, besonders durch die Anweisuns | gen zur Formirung und zum Marsch en echelions, einer | von Buonaparte häufig und mit Erfolg angewandten h Art der Tafktiëk. | : Y Von dem Jahre 1810 bis 1816 wurden hier 12,153 | Personen als Verbrecher vor Gericht gezogen. Gegen | 2040 derselben wurde von der großen Jury keine An- | flage-Bill erlassen, 2692 wurden für unschuldig und 7421 | chuldig ‘erflärt, und unter diesen wurden 127 dingerich- tet. Von 1817 bis 1823 stieg die Zahl auf 18,337 An- jeflagte, von welchen 2945 nicht verfolgt, 4089 für un- | [chuldig, 11,303 für schuldig erklärt und 175 hingerichtet wurden. (Die außerordentliche Zunahme der Bevölke- [rung erflärt wohl zum Theil auch die Vermehrung der Verbrechen.) Seit den leßten 14 Jahren hat die To- ides-Strafe merklich abgenommen. i Zu Birmingham hat Hr. William Robins auf eigene | Kosten eine yrachtvolle, 3000 Personen fassende Kirche bauen lassen. : i | Wir haben die Lissaboner Zeitungen bis zum 11ten
d. M. erhalten; in dem Blatte vom 5ten findet sich die }
neue brasilische Konstitution, mit Bemerkungen begleitet, aus denen wir folgende herausheben: Diese Konstitution i den Gebräuchen und Sitten der Nation keinesweges entsprechend; sie ist dem Volke nicht von der legitimen Autorität gegeben , und enthält in sich den Keim ihrer eigenen Zerstörung; sie ist offenbar eine Amalgamation von Demokratie, und giebt der Krone keine hinreichende Bürgschaft, durch intermediaire Gewalten; sih dem "Strome zu widerseßen der sie bedroht.
Dieses Werk |
trägt das Gepräge der desdrganisirénden und unterdrüf- fenden Partei, welche es dem Kronprinzen des! lusitani- schen Reichs diftirte, indem sie ihn zwang, von seinen heiligsten Pflichten abzuweichen, und ‘seinen vollgültig- sten Rechten als Mann und Fürst zu entsagen, lediglich um, unsicher und mit Ungunst, über den Theil des Reiz ches zu herrschen, was er dereinst ganz beherrschen konnte. — Wann wird das Volk sich aus ‘diesem Labyrinth her- ausfinden? Wie theuer haben Spanien und Portugall die Ausbrüche, welche jenes Neuerungs - System verur- sachte, bezahlt. Hat man die ersten lockenden Erschei: nungen der französischen Revolution im Jahre 1789 und die Greuel, welche darauf folgten, {on ganz vergessèn? Wenn. dergleichen bei einer Nation geschah, welche die erste Stufe der Civilisation erreicht hatte, was kann Bra- silien hoffen, dessen Bevölkerung sich zum größten Theil noch im Zustande der entschiedensten Barbarei befindet. — Die Zeit ist es hauptsächlich, von welcher die Gewohn- heiten .und Geseße allmählig ünd mild geordnet werden; die plôbliche Einführung einer allgemeinen Umgestaltung, so gut sie auf auf den ersten Bli erscheinen mag, brachte nie etvas anderes als Verwirrung und Mißbehagen her- vor ; das hat die Erfahrung gelehrt. Es genügt nicht, ein altes Gebäude einzustürzen um ein neues zu erbauen, und jene Männer, die sich in ein so úbereiltes und gewag- tes Unternehmen eingelassen haben, werden ihre Thor- heit gewiß zu bereuen haben, wenn sie, im Laufe der Zeit das Verzweifelte ihrer Lage erkennen müsen. ;
Die Berichte über die neue Kolonie auf dem Vor- gebirge der guten Hoffnung lauten sehr traurig. Auch die vierte Aerndte ist mißrathen, und Ueberschwemmun- gen haben großen Schaden angerichtet. Viele Halbfold- Officiere, welche in dieser Kolonie Gelegenheit zu nüß- licher Thätigkeit zu finden hofften, haben die Früchte ihrer vierjährigen Anstrengungen verloren, und find jeßt so weit heruntergekommen, daß sie die Unterstüßung hrer mitleidigen Landsleute haben in Anspruch nehmen müssen. |
Brüssel, 27. April. Aus dem Haag wird gemel- det, der Prinz von Oranien werde nächstens eine Reise nach Brüssel machen.
Es heißr, außer den Geseß -Enrwúürfen, deren wir gestern erwähnt haben, werde den Generalstaaten in ihrer nächsten Sibung ein neuer Entwurf zur Organisa- tion der Kommunal - Garden (Schutteryen) vorgelegt werden.
Das Journal von Antwerpen berichtet eine That- sache, welche der Geschichte überliefert zu werden ver- dient, weil sie den Karafter unserer Prinzen und die Grundsäße, in denen sie erzogen sind, lebhaft darstellt. Bekanntlich legte der Prinz von Oranien vor wenigen Tagen den ersten Stein zu einer im Haag zu errichten: den Kaserne; die Ortsbehörde hatte anfangs den Prin- zen gebeten, diese Felerlichkeit durch einen seiner erlauch- ten Söhne verrichten zu lassen. „„Nein,““, antwortete - der Prinz, „wir wollen ihn nicht durch allzu frühzeitige Ehrenbezeigungen verderben. Er wird ohnehin wissen, daß er Fürst ist, und ih wunsche, daß er eher die Pflich-e ee seines Ranges, als dessen Größe und Glanz kennen erne.‘