1824 / 107 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 06 May 1824 18:00:01 GMT) scan diff

welche die Regierung vorfand, war unglaublich

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chail Pawlowitsch und dessen Gemahlin, die Großfürstin

elena Pawlowna, nach chkistlicher Pflicht, in der Hof-

irche des Anitschkowschen Palais, das heilige Abendmahl. Túrfkei.* Die Augsburger Allgemeine Zeitung mel- det aus einem Handels - Schreiben aus Konstantinopel vom 25. März. ‘Die Untersuchungen über die im Bagno ‘eingesperrten Juden, die sih so vieler - Veruntreuungen béi der Mauth schuldig gemacht, haben zu einem Hatti- scheriff des Sultans geführt, vermöge dessen fein Jude mehr éin öffentlihes Amt bekleiden kann. Die Bedrük- “fungen aller Art, denen die Franken ‘und orientalischen Christen bei der Mauth durch die dabei_angestellten Ju- ‘den ausgeseßt waren, und denen sie nur durch Geldopfer ‘entgehen fonnten, haben seitdem aufgehört, und die Chri- sten genießen eine weit größere Freiheit bei Beziehung ihrer Waaren, so, daß selbst Kisten ununtersucht von der Mauth nach Haus genommen werden können. Eine Veränderung, die auf Handel und Wandel“ nur vor- theilhaft einwirken ann.

m. land.

Bromberg. Die Einrichtung neuer Kirchen: Sy- steme ist ein Gegenstand der hauptsächlihen Fürsorge und Thätigkeit der hiesigen Regierung. Folgende Mit- theilungen in dieser Hinsicht werden von allgemeinerem Interesse seyn. Ein kirchlicher Verband der Evangeli- schen im hiesigen Regierungs - Bezirk fing sih erst seit der früheren preußischen Besibnahme zu bilden an. Es wurden Kirchen gebaut und Geistliche angestellt. Die Anstellung der lebteren war jedoch leichter als der Bau ‘einer Kirche auszuführen; daher fand man in manchen

' Gemeinden zwar einen Geistlichen, aber feine Kirche.

Wie aber mit jedem Decennium die Evangelischen sich vermehrt und dur alle Gegenden der Provinz ver- breitet haben, so reichten die früher erbauten Kirchen und die geordneten Kirchen-Jnstitnte nicht mehr zu, dem alljährlich wachsenden Bedürfnisse abzuhelfen, zumal da feit 4806 bis 1815 nichts in diejer Hinsicht geschehen ist. Die Zahk der uneingepfarrten und vagirenden Ortschaften, groß. “Das dringende Bedürfniß forderte die sorgfältigste Thätig- keit auf. Die Regierung ist daher unausgeseßt bemüht

gewesen, die uneingepfarrten und vagirenden Ortschaften

‘einer Kirche ihres Bekenntnisses zuzuweisen. Allenthal- ben ließ sih dieß jedoch nicht befriedigend durchführen, da die ‘úber 2 Meilen entfernt Wohnenden, oft weder getielgt waren, sich einpfarren zu lassen, noch von der Regierung dazu angehalten werden konnten. Es muß- ten, wenn-in Wahrheit Abhülfe geschehen sollte, Kirchen erbaut, ueue Kirchen-Systeme, und da, wo solches aus Mangel an Mitteln nicht sofort geschehen fonnte, re- nigstens Fillale errichtet werden. Ein solches Unterneh- men mußte, besonders in _erwerbslosen Zeiten, auf be- deutende Schwierigkeiten gerathen, und konnte üur all- mählig fortgeführt werden. Es ist der Regierung indes- sen gelungen: a) úber 300 uneingepfarrte und vagirende

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Ortschaften bisher einzupfarren.

denes besser zu reguliren, und die Einrichtung eines vierten einzuleiten; c) 5" Filiale anzulegen und d) 5 Kirchen neu zu erbauen. Noch giebt es jedoch eine Menge uneingepfarrter und vagirender Otschaften, selbst ganze Gegenden ohne Kirche und Geistlichen. Auch ist

| Viele solcher Einpfar, | rungen sind: noch im Geschäftsgange begriffen ; b) 2 Kir: È chen-Systeme neu zu errichten; ein drittes schon bestan: F

Preußische Staats - Zeitung

mit ziemlicher Gewißheit vorauszusehen, daß nach der |

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Regulirung der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhält; |

nisse die Zahl der evangelischen Einwohner si{ch in diesen È Gegenden bedeutend vermehren werde, und es bleibt da: F her noch viel zu thun úbrig. i i Im März sind im hiesigen Regie: F rungs - Bezirk und zwar nur zu Stralsund 8 kleinere ü

Stralsund.

Schiffe von 48 Durchschnittslasten eingelaufen, durch welche, ausser mehreren Getreidearten noch Kalk, Bret- ter, Balken, Tannenstäbe, Uepfel eingeführt wurden. waren beballastet. laufen : aus Stralsund 32 zu 63 - Greifswald 46 - 64 - Wolgast 15: s 76x - Barth 07,0

zusammen 96 zu 64 Durchschnittslaften. Mit diesen Schiffen, von denen mehr als 70 mit Bal- last ausgingen, sind außer Getreide, Hülsenfrüchten und Malz ausgeführt: Kartoffeln, Leinkuchen, Rappfkuchen, geräucherter Häring und 174 Ctnr. 60 Pfd. Weiben- mehl, leßteres aus Wolgast. Von Schweden famen drei Postjachten mit Passagiers an, und fünf gingen dahin ab.

Durchschnittslasten.

Königliche Schauspiele.

tittwoh 5. Mai. Jin Schauspielhause: Das- Por- trait der Mutter, Lustspiel in 4 Abtheil. (Hr. Lebrün: Rekaw, als leßte Gastrolle.)

Mittwoch, 12. Mai. Am Bußtage, im Opernhause: Alexanders-Fest, oder die Gewalt der Musik; große Kan- tate aus dem Englischen des Dryden, überseßt von Ram- ler. Jn Musik geseßt von Händel, mit neuerer Bear- beitung von Mozart. Ausgeführt von den Königlichen Sängern und Sängerinnen, so wie von den Mitglie- dern der Königl. Kapelle, unter der Direktion des Kö- niglichen General -Musifk- Direktors und Ritters Herru Spontini. Vorher, zum Erstenmale: Große Symphonie aus a dur, von L. van Beethoven. Anfang 6 Uhr.

Meteorologische Beobachtungen. Barometer|Therm.'Hygr. [Wind | Witterung 3. Mai. A. 27° 87//+ 104°] 52° [D, [sfernzen. 4. Mai.|F. 27° 9#/ : trüb, Regen, Wind.

4 920) 85° | M.27°11“ [4+ 11° | 60° |S.W |eüv, Wind. Redakteur John.

Gedruckt hei Hayn.

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behauene Steine und frische E Drei von diesen Schiffen F Dagegen sind an Schiffen ausge: F

N 107.

Zeitungs-Nachrichten. Ausland.

Paris, 29. April. Jn der vorgestrigen Sibung der Deputirten - Kammer seßte der Graf von Girar?- din die Diskussion in Betreff der Herabseßung des

F Zinsfußes der Renten in folgender Art fort: „Der Ge-

| neral Foy, der Krankheits halber das Zimmer hüten

| muß und an dem heute die Reihe zu sprechen ist, hat |

| mir dieselbe abgetreten; er wird inzwischen, getreu sei- ner Vollmacht, an den morgenden Berathungen und an

| der Abstimmung unfehlbar Theil nehmen, wenn er- sich.

| quch nach diesem Saale tragen lassen müßte. Was den l kwreffenden Geseß-Entwurf betrifft, so glaube ih, daß 5 die Minister, bei Vorlegung desselben, von den wahren ' Grundsäßen einer repräsentativen Regierung abgegangen ' sind, und Sie, m. H., werden diese Ansicht theilen ; das Ministerium rechnet nicht nur die öffentliche Meinung | für nichts mehr, sondern scheint: sogar einen gewissen | Ruhm darin-zu sucheri, ihr zu troben, denn die vorge- | schlagene Maßregel wird allgemein gemißbilligt. Män? | ner der verschiedensten politischen Meinungen, alle Jour- | nalé und Schriftsteller ohne Ausnahme, Deputirte der reten, wie der linken Seite, verwerfen dieselbe, so daß ih mir nicht schmeicheln: darf, zu Jhrer Ueberzeugung über diesen Punkt noch in irgend einer Art beitragen " zu fônnen. Der Finanz - Minister ist, mit dem tiefsten Stillschweigen gehört worden; so viel Glück “ist mir | wahrscheinlih nicht beschieden (Lautes Gelächter); ich will mich indessen: doch bemühen, noch einige neue Be-

| weisgründe gegen den Geseß-Entwurf vorzubringen. Der |

| Minister zählt unter die Ursachen des hohen Standes | unserer Papiere die Garantieen, óie unsere JInstitutio- | nen uns gewähren. Was versteht er denn unter diesen | Institutionen? doch nicht: etwa die Charte, die man eben | Jeßt dur Einführung der Siebenjährigkeit der Kammer ' Umstoßen will? (Murren.) Nein, m. H., nicht unseren | Zustitutionen verdanken wir unseren Kredit, denn einen | gleichen Finanz-Wohlstand: bemerken wir gleichzeitig auch | in Neapel, Berlin, Wien und Petersburg, deren Re- _Zlerungs-Formen doch der unsrigen in feiner Art gleich

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_fey Ultra.

Berlin, den 6 ten Mai 1824

sind. Woraus ih aber überdies noch schließe, daß nicht unsere Institutionen es sind, die unseren Kredit befestigt haben, ist, daß gerade, je mehr diese Justitutionen ver- leßt worden sind, desto mehr ist der öffentliche Kredit ge- stiegen, weshalb man denn auch behauptet hat, die Rente (Lachen.) So hat sich z. B. soglei ein Handlungs - Haus bereitwillig finden lassen, Fonds her- zugeben, als es darauf anfam, das unglücliche Spanien aufs neue dem Elende, dem es sich auf einige Augén- blie entzogen hätte, Preis zu geben. (Lautes Murren.) Spanien, Neapel und Frankreich sind diesem Hause zins- bar, das seit einigen Jahren ein förmlicher europ à i- scher Mons Pietatis geworden zu seyn scheint. (Al- gemeines Gelächter.) Die leßtere, dem gedachten Hand- lungs - Hause zu 89 pCt. zugeschlagene Anleihe der 400 Millionen fostet- demselben in der Wirklichkeit nur 86 Fr. , und bei der jeßt vorgeschlagenen Operation würde dasselbe wieder etwa 60 Millionen verdienen. Ein Fi- nanz-Minister flagt über das Steigen der Papiere! es ist gewiß das erstemal in Europa, daß dies geschieht; wir haben bisher immer geglaubt, daß das Steigen der Papiere Niemandem schade. Der Minister behauptet, daß die Rente leicht bis auf 110 bis 115 pCt. gestiegen wäre, wenn die Regierung nicht ihre Absichten hätte er-

rathen lassen. Wir ‘hätten nur gewünscht, daß die Mi-

nister bei dieser Gelegenheit offener, als sie gethan, zu Wektke gegangen wären. Jn Nordamerika handelt man nicht so versteckt. Freilich, was dem einen Theile nach- heilig,“ ist dem anderen vortheilhaft, vorzüglich solchen Personen, die-mit dem Ministerium in genauer Verbin- dung stehen und daher vorher wußten, wann dasselbe dem Fieber hinsichtlih des Steigens der Papiere, durch Anlegung von Blutigeln einer ganz neuen Art steuern

würde. “Der Minister will die ganze Verantwortlichkeit

bei der Ausführung eines Finanz-Planes, den er-selbst als. riesenhast schildert, übernehmen; dies ist aber nicht genugz was kann es den zu Grunde gerichteten Renten Inhabern fruchten, wenn Hr. von Villéle seinen Titel als Präsident des Minister-Rathes und das Portefeuille des Ministeriums verliert, um vielleicht mit dem Titel eines Staats-Ministers, und einer von den Steuerpslich-