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der Monarch demselben in seiner Weisheit, verliehen hatte. Zu der freien Verfügung, die Jhr Euch über den Staats-Kredit anmaßt, zu Eurem verderblichen Cen- tralisations - Systeme bei der Verwaltung des Landes, zu dex beklagenswerthen Abhängigkeit, in welcher JFhr Eure ‘Untergebenen, selbst bei einem Geschäfte, haltet, das bisher für durchaus unabhängig galt, — wollt Jhr jest noch die willkührlihe Verfügung über 4 bis 500 Millionen hinzufügen, um mit Hülfe dieser Summe eine Klasse unglücklicher Franzosen zu entschädigen. Aber
das Ehrgefühl dieser Klasse wird eine Entschädigung
zurückweisen, die mit den Thränen derjenigen genebt ist, die Jhr beraubt habt. Was uns, die Mitglieder dieser Opposition betrifft, zu deren Zerstörung Jhr nichts unver- sucht gelassen habt, so werden wir, jo lange noch einer von uns in diesem Saale Zutritt hat, nie aufhôren, die Grund- säße der fonstitutionellen Monarchie aufrecht. zu erhal- ten, und deren Interesse, wie das Interesse des Thro- ßes, zu-vertheidigen. Von diesem Geiste beseelt, haben wir uns auch ohne Rücksicht über eine Maßregel geäu- nert, die den Staats-Gläubigern verderblich isk und den Steuerpflichtigen nicht den mindesten augenblicklichen Vortheil gewährt. Mögen Diejenigen, die Jhr Sieger zu nennen pflegt, sich Euerem Triumphe anschließen, aber auch allein die Verantwortlichkeit desselben tragen. Jch stimme gegen den Gesebß-Entwurf.‘/ Der Druck dieser Rede wurde fast einstimmig verworfen; nur etwa 5 bis 6 Deputirte stimmten für denselben. — Nach Hrn. Ca- simir Pérrier betrat abermals der Finanz-Minister die Rednerbühne und vertheidigte seinen Entwurf in ei- ner durchaus improvisirten Rede. „„Es isk endlich eln- mal Zeit,‘/ sagte derselbe unter anderen, „„auf die uns beständig gemachte Beschuldigung zu antworten, ‘daß wir die Renten-Jnhaber lediglich beraubten, um eine andere Klasse der Gesellschaft, das heißt, die Emigranten, ob- gleih man diesen Namen nicht genannt hat, mit unse- rem Raube zu entschädigen. Allerdings hat der König in seiner Thronrede gesagt, daß die Ihnen jeßt vorge- schlagene Finanz-Operation es erlauben werde, die Auf- lagen zu vermindern, und die leßten Wuaden der Revo- lution zu heilen; aber diese lektere wohlwollende Absicht Sr. Maj. berechtigt keinesweges zu dem Glauben, daß jene Operation mit der Entschädigung der Emigranten eng verbunden. sey. Die Einziehung des Grund - Ei- genthums so vieler Grundbesißer ist, ja nicht die einzige, nicht die leßte Wunde gewesen, die die Revolution uns geschlagen hat. Wenn wir heute 197 Millionen Renten \chuldig sind, wovon 140 Millionen mittels eines Kapi- tals von 2800 Millonen ausgezahlt werden sollen, so ist ein großer Theil derselben zur Abtragung der uns vön der Revolution. auferlegten Kosten verwendet worden. Man beschuldige uns daher nicht, daß wir auf Kosten der Renten - Jnhaber diejenigen Diener des Königs be- reichern wollen, die noch heute, nach zehnjähriger Wie-« derherstellung der Monarchie, auf eine gerechte und späte Entschädigung für die Opfer warten, die sie ihrer Treue und Anhänglichkeit an ihren angestammten Regenten ge- erat haben. — Gebieterishe Umstände haben diese. Ent- \shädigung lange unmöglih gemacht. Endlich hat der
dem gedachten Zwecke verwendet werden sollen, ohne daß jedoch die Volkslasten dadurch- erschwert werden ; und im v. J. würden wir Jhnen Vorschläge zur Erreichung dieser wohlthätigen Absicht des Königs gemacht haben ,. wenn damals nicht unsere Pflicht gewesen wäre, den Ueber-
s{chuß der Staats-Einnahme von 47 Millionen, auf drin- _gendere Bedürfnisse zu vetwenden.
Der vor mir aufge- tretene Redner“ hat behauptet, daß die vorgeschlagene Maßregel gleichzeitig den Renten - Jnhabern und dem Staate nachtheilig sey; dies ist inzwischen nicht wohl möglich ; denn einem von beiden Theilen, dem Schuldner oder dem Gläubiger, muß sie doch wohl vortheilhaft seyn. Es is ein Leichtes zu beweisen, daß. sie ganz- zum Vor- theile der Renten - Jnhaber ausschlage, auch hôren wir nicht auf, diesen zu sagen, daß sie am besten thun, wenn sie ihre Rentén behalten.// Der Minister begegnete hier dem ihm gemachten Vorwurfe, daß er mit dem mehrerwähn- ten Projefte schon lange umgehe, durch die Erklärung, daß, wenn er hätte voraussehen föônnen, was Niemand vor- aussehen fonnteund was allein die Folge unverhoffter Uns stände sey, dag nämlich die Renten so schnell den Pari-Kours erreichen würden, er die leßtere Anleihe gewiß nicht zu 892 pCt. eröffnet haben würde. Die von Hrn. C. Pérrier ver- langte allgemeine Konkurrenz bei dem Vertrage mit den Banquiers hielt der Redner in dem vorliegenden Falle für durchaus ünanwendbar; sie habe jedoch zwischen 4 Hand- lungs-Gesellschaften, wovon man nur eine fremd nennen könne, wirklich statt gefunden; er (der Minister) habe inzwi- schen auf ihre Anträge erwiedert, daß da feiner von ihnen die Operation allein zu übernehmen im Stande fey, sie zusammentreten, und sich solidarisch gegen ihn mit einer zu dem Geschäfte hinreichenden Kapitals: Summe ver- pflichten möchten ; das sey auch geshehen und das Publi- fum von dem am Tage vor der Eröffnung der Kammern erfolgten Abschlusse des eventuellen Abkommens vollkom- men unterrichtet gewesen; die Konkurrenz des Auslandes sey übrigens bei dergleichen Geschäften, wie die Erfahrung solches bereits hinlänglich gelehrt habe, durchaus nothwen- dig, denn als er vor etwa einem Jahre 25 Mill. gebraucht, habe er sie ungeachtet aller Oeffentlichkeit und Mitbewer- bung nur zu 65 pCt. befommen fônnen, — ein neuer Be- weis, daß die franzöfischen Kapitalisten, die auf die Frem- den so eifersüchtig sind, den Schaß nicht schonen, sobald der- selbe sich genöthigt sieht, zu ihnen seine Zuflucht zu nehmen. ¡Die Bedingungen“// schloß der Redner, „unter welchen ich das Geschäft abgeschlossen habe, sind die besten, die es mir môglich war zu erlangen. Es klingt widersinnig, wenn ich sage, daß wir die gedachte Anleihe nicht zu. 4 oder 47 ja nicht einmal zu 5 pCt. zum Pari-Kourse
_hâtten eröffnen fönnen ; aber es ist wahr, denn die Lei-
her würden. bei einer solchen Anleihe stets die Möglich- keit der Auszahlung gefürchtet haben, wogegen sie bei der jeßigen von 3 pCt. (a 75) diese Auszahlung - wenigstens lo lange nicht zu besorgen haben, als fich dieser Kours innerhalb der Gränzen ‘von 75 bis 100 Fr. bewegt. Daß die Jhnen vorgeschlagenen Maßregeln dem Ackerbau, dem Handel und der Industrie zu Gute fômmt, leidet keinen Zweifel ; denn das Resultat derselben ist weniger die Herabseßung des Zinsfußes der Staatsschuld, als aller
Monarch erklärt, daß die ersten disponiblen Fonds zu ] anzulegender Gelder; dieser Zinsfuß wird zuerst auf
J hofe nach dieser Auseinanderseßung, m. H.,. daß Sie den Jhnen vorliegenden Geseß-Entwurf annehmen Ÿ werden. // — Nachdem der Graf von Villele die Redner- | Bühne verlassen hatte, verlangte man ziemlich allgemein " deh Schluß der Diskussion. | donnaye aber widerseßte sich demselben, indem es ge- L bráuchlih sey, immer abwechselnd einen Redner für und | einen wider den verhandelten Gegenstand zu hören, " hei dem jeßbigen Schlusse der Diskussion aber, nah dem | Finanz-Minister, abermals ein Redner zu Gunsten des } Geseß-Entwurfes, nämlich der Berichterstatter mit sei- ) nem -Résumé, auftreten würde. } verlas noch dek Graf von Blangy. die Rede des Unpäß- ) lihkeits halber abwesenden Hrn. Crignon d’Auzouer ge- I gen den Entwurf. Nach Beendigung dieses Vortrages E wurde inzwischen die Diskussion durh eine sehr bedeu- E tende Stimmen-Mehrheit für geschlossen erklärt.
* matum des Dey von Algier auf die gütlichen Vorschläge | befriedigend ausfällt, foll sofort zum Bombardement der Stadt geschritten werden. Man erwartet die Depeschen
l über Marseille; das Bomben-Schiff, the Terror, ist deshalb noch nicht abgesegelt.
"haben die Griechen eine beträhtlihe Macht im Golf "von Arta zusammengebraht und mit Belagerung der E Festung gleiches Namens begonnen.
| Landwirthschaftliche Berichte aus dem Jnnern
: der Saaten ist noch dérselbe, wie solcher im Monat Fe- |
4 pCt. reducirt und die allmälige Herabseßung desselben auf 3 pCt. herbeigeführt, ohne daß sich irgerid ein Hin- " derniß dabei voraussehen ließe oder daß man eine aber-
| leihe, wegen ) findlichen Gelder (circa 10,000 Pfd. Sterl.), wurde vom \ Uard-Oberrichter der Kings-Bench aus dem Grunde gleich N Anfangs abgewiesen, weil in den dafür ausgestellten Y Sheinen der Ausdruck: „an den Staat von Poyais‘/ | vorfômmt, und der Kläger- nicht beweisen fonnte, daß ein solcher Staat jemals wirklich vorhanden war.
nien-Schiff, 1 Fregatte und 2 Korvetten nah Südame- Jrifa ausgerústet, wovon 2 nach Lima und die 2 anderen | st nah Neu-Spanien bestimmt sind, um Ober- und Unter- Vfficiere, nebst Waffen und Munition überzubringen.
"Schwarzen entdeckt worden seyn. Auch ‘ist| man noch sehr beunruhigt; in manchen
den in den leßten 30 Jahren in Ostindien mehr als 1000 der Zauberei angeflagte Frauen verbrannt.
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malige Auszahlung des Kapitals zu befürchten hätte.
Der Graf von la Bour-
Auf diese Bemerkung
Rente 103 . 75.
London, 27. April. Man sieht täglih dem Ulti-
unserer Regierung entgegen. Jm Fall die Antwort nicht
Eine Klage gegen die Unternehmer der Poyais-An- Herausgabe der noch in ihren Händen be-
Nachrichten aus Cadix zufolge werden daselbst 1 Li-
Nach einem Briefe aus Korfu vom 14ten März
Auf Trinidad soll eine Verschwörung unter den & Demerary egenden hat- ten’ sich die Neger wieder des Nachts versammelt.
| Nach der Behauptung des Sir John Malcolm wur»
Consols 962.
a @ © d.
__ des Reiches vom Ende März. I. Brandenburg. — Potsdam. Der Zustand
| bruar angegeben worden, da die Witterung im Monat
März nicht besonders günstig war. Sommer-Roggen if schon an vielen Orten gesäet, und ziemlich gut aufgegan- gen; auch ist größtentheils die Einfaat der Erbsen bez:n- digt, und hin und wieder bereits Hafer gesäet. — Fran f- furt. - Die fast durchgängig kalte und trockene Witte- rung ist ‘weder für die landwirthschaftlichen Arbeiten noch für die Saaten nachtheilig gewesen.
Il. Pommern. — Köslin. Die Saaten stehen gut, und es ist zu wünschen, daß nicht spätere bedeutende Nachtfrôste eintreten, weil diese jenen sehr nachtheilig werden fönnten, — StWsund. Die rauhe mit un- ter sehr falte Witterung und die häufigen Nachtfröste sind der Winter-Saat nachtheilig gewesen, so daß in manchen Gegenden, dem jeßigen Anscheine nah, Miß- wachs befürchtet wird. Zur Bestellung der Sommer- Saaten beginnen gegenwärtig die Acfer - Arbeiten, und es sind schon an manchen Orten die Erbsen eingestreuet.
l. Schlesien. — Breslau. Von der Witte- rung begünstigt, wird die Sommeracker- Bestellung, be- sonders das Anfahren des Düngers, fleißig betrieben ; Erbsen und Hafer sind in manchen Gegenden bereits ausgesäet. Die Saaten erhalten sich in ziemlich gutem Zustande. —-Liegniß. Der Einfluß der Witterung hat sich auf den Stand der Saaten vortheilhaft geäu- ßert. Die Winter: Saaten stehen gut, und die Sommer- Felder haben bei dem früher stattgefundenen milden Wet- ter gehörig bestellt werden können. Der Regen und Schnee des verflossenen Monats haben dem Erdreich die erforderlihe Feuchtigkeit gegeben. Eintretende günstige Witterung wird daher die Vegetation ungemein beför- dern. — Oppeln. Die Winter-Früchte stehen sehr s{chöôn. Mit Bestellung der "Aecker zur Sommer -Einsaat wurde fleißig vorgegangen. |
1V;. Posen. Die Winter-Saaten stehen schön und versprechen, wenn nicht empfindliche Frôöfte nachkommen, die beste Hoffnung.
V, Sachsen. — Magdeburg. Das Winter-Ge- treide steht fortwährend gut, und mit der Sommer-Be- ellung ‘wird merfklih vorgeschritten. — Merseburg. Die Wintersaat - Felder gewähren den erfreulihsten An- blické und die schönsten Hoffnungen für die künftige Erndte.
VI. Westphalen. — Münster. Alle Gattungen der Winter-Früchte. stehen vorzüglich. gut. Die abwech- selnde Witterung hat im Allgemeinen wenig Nachtheil verursacht. An einigen Orten hatten zwar die Nacht- frôste die Farbe des Getreides etwas gerôthet, indeß be- fürchteté man davon feine übelen Folgen; in einzelnen Gegenden hatte die Kälte dem jungen Roggen etwas ge- schadet. Die trockenere Witterung in der lebten Hälfte des vorigen Monats, gestattete auf dem schweren Boden die Vorbereitungen zur Bestellung der Sommer-Früchte. Der Gartenbau ward fleißig betrieben. Man fürch- tet sehr, daß, als Folge des weichen Winters, das Un- fraut sich stark auf den Feldern verbreiten werde. — Minden. Der Stand der Winterfrüchte berechtigt im Ganzen fortdauernd zu den besten Hoffnungen. An vie- len Orten ist mit Bestellung der Sommer- Früchte der Anfang gemacht. Der Stand der Rüb-Saat und des