1824 / 110 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Mon, 10 May 1824 18:00:01 GMT) scan diff

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doppelten Vorschlag, die Frist, binnen welcher keine aber- malige Auszahlung der Renten statt finden fönnt, auf 10 Jahre auszudehnen, und den Renten- Inhabern als Entschädigung für den Verlust„.den sie durch die Herab- sebüng des Zinsfußes*erleiden, eine Prämie von 4 pEt. zu bewilligen. Der Finanz-Mitister-widerseßte sich die- sem Antrage, und benußte zugleih die Gelegenheit, um dem, - der von ihm vorgeschlagenen Finanz - Operation häufig gemachten Vorwurfe, daß sie den Geldwucher be- günstige, zu begegnen. „„Jch frage Sie,‘ äußerte der- selbe unter anderen, ,/ob, bei der doppelten Nothwen- digkeit, in welche unser Finanz-System und die Erhalk- túng unseres Kredites uns verseßt, zu elner Anleihe un-

sere Zuflucht nehmen und die Wirkungen des Tilgungs:

Fonds unterhalten zu müssen, es überhaupt möglich sey, irgend eine Art von Staatspapieken zu ersitinet, die den Bedürfnissen der Regierungen abhülfe, ohne dem Geld- Wucher zu Gute zu kommen? Selbst in diesem Augen- blicke, wo den 5procentigen Renten die Auszahlung des Kapitáäls bevokstéht, ist der: Wucher an der: Tages -Ord- nung. Wás- unterhält aber diesen Wucher? „Die wver- schiedenen Chancen. 'Benimmt- man den Staats-Effffef- ren alle Chancen des Steigens und Fällens„ ‘so. tödtet man den Kredit; läßt man sie ihnen dagegen, „fo werden “¡sie „je ungewisser sie sind, je mehr den ¿Geldwucher be- fördern. ‘Nurñein: Mittel würde es-geben, diesen Wu- cher zu! tôdten,: wenn wir nämlich. auf unser jebiges Kre- dit-Systèêm verzichten wollten; aber die: Kammer“ wird, gléich uns;: fühlen, wie unumgänglich nothwendig es jey, daß man sich-in einem Lande, wie Frankreich „nicht die ‘wiéthtigen Hülfsquellén verstopfe , „die: der Kredit varbie:- ‘tet und die-wir’ uns: füt außerordentliche Fälle, stets be- währen müssen. -So' lange aber diese Nothwendigkeit besteht, mússen! wir;uns auch ein Uebel gefallen lassen, an dem-alle andere Staaten ebenfálls leiden, den Geld? Wucher: Bedehfken- wir übrigens wohl, daß diese Wuth ‘des Papier?Handels zugleich fein eigenes Heilmittel: mit sich führt; " viele traurige Beispiele. haben ¡uus davon überzeugt; und: ih: scheue: rnich „nicht y gu erflären , daß Alle, denen -diéses Handwerk unbekannt ist: und die- sich “demselben denrioch: hingeben, «Pai: Lauter Beifall, und eine anhaltende Bewegung ‘folgten auf diese Rede des Finanz:Ministers. Nach ihm

betrat Hr. Casimir Périer! die: Redner-Bühne, und nahm

aus der Nachgiebigkeit! des Grafen: von Villele gegen die |

¿Vorschlôge.-des Hrn. Leroy“ sogleich -Veraulassung, das Minüsterium-zu- beschuldigen, daß: es :von der. Güte des von ‘ihm: vorgelegten: Geseß:Entwurfes selbst nicht (über- zeugt seyn: müsse, daes. sich genöthigt ‘gesehen habe! sich

: «denczaus den Berathungen der Kammer hervopgehenden

- werschéedenartigen Ansichten. zum: -Theile, :anzuschließen ; -aus -diesen-Einräumungen gehe: klat hervor, daß,{je mehr

die Diskussion um: sich greife, je mehr der: Geselz ;Ent- ‘wukf weiche. «Hr. -C:-Périeraschloß sich zulebt2den: Vor-

*| schlägen des: Gräfen/-von1{ä: Böurdonuagye anz“ eben: so

HraLeelere de Beaulieu, der: überdies noch die; Ueber-

‘oiweisiuig derselben ¡au die! Kommissionnbegehrte. Ats: es «Jedoch ‘zur-Abstimmüng- fam, wurden jene: Vorschläge ver- ‘«\wobfen. “Ein ‘Zweites- Amendment «des Hrn. . von Saint-

ihr Vermögen -däbei einbü- |

Vorschlag. Der ‘Graf von la Bourdonnaye verlangte,

daß über denselben theilweise abgestimmt werde. Die: | sem widerseßte sih der Finanz. - Minister; man habe, Þ

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an den von dem Finanz-Minister modificirten Leroyschen |

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gemeines Gelächter folgte dieser freimüthigen Erklärung.

' Um alle Parteién zufrieden" zu stellen, schlug der Präsi-

meinte ‘er, über die früheren Amendments, welche, wenn

nur. eins davon passirt. wäre, die Ausführung des. Ge- i seß - Entwurfes unmöglih gemacht haben würden, im

Ganzen abgestimmt, und es sey daher billig, daß man k es-auch-jeßt thue, wo von einem Vorschlage die Rede F sey, der mit dem Geseß-Entwurfe Übereinstimme und die F Zustimmung der Regierung erhalten habe. Es erhob si |

in dieser

Hinsichr eine weitläuftige Diskussion zwischen |

dem Grafen von Villèele uyd den Herren Foy und Bon- | net, nach deren Schlüsse die Kammer endlih mit einer | ziemlich bedeutenden Majorität entschied, daß Über den | Leröyschen Vorschlag theilweise abgestimmt werden | solle. Als der Präsident hierauf den ersten Paragraphen F

dieses Vorschlages vorlas, erfkflârte jedoch

d Herr von la | Bourdonnaye, daß er so. die Sache nicht gemeint habe, |

sondern daß es vor allen: Dingen darauf ankomme, die [

Kammer zu befragen, ob 4procentige Renten zum Pari:

Kourse odér 3pkocentige à 75 kreirt werden sollen; denn 4 dies ' sey dér Hauptgegenstand des Leroyschen Amend- |

ments. Diesem widerseßte sich inzwischen der Präsident,

mit der Bemerkung, daß man nicht zwischen zwei Din: F gen wählen tönne, wovon noch “keins von beiden bewil: ligt feyz er beharrte ‘daher bei seiner Meinung, daß ber F das betreffende Anmieridment, Paragraph für Parágraph, F

abgestimmt werden müsse. der Finanz-Minister, daß er unter solchen Umständen «(s für seine Pflicht halte, zu erflären, Amendment fallen ‘lasse. mit jedem Augenblicke.

Hierguf erklärte nun wieder F

dent endli vor, den ersten Paragraph des Gesebß - Ent- wurfes nah seiner: ‘neuen Abfassung“ vorläufig ganz aus Falle, daß die

dem: Spiele zu lassen, und'blos ‘in dem Fall Ausgabe 4 und 3procentiger Renten bewilliget werden sollte, úber die in der Note des Grafen von Villèle (man vergleiche“ die Zeilen 31''bis 43 auf der ‘ersten Spálte’ der 490sten Seite im' vor. Stück der St. Zeit) enthaltenen Bedingungen dieser Operation“ abzustim- men. Hierauf giñg die Kammer ein, Und“ diese Dedin- gungen [wurden jeßt verworfen. / Ein atderes Amend- ment des Hrn. -Fouquier fand ‘gar keine Unterstüßung; der durch die unaufhörlichen. Privatgespräche verursachte Lárm- war ohnehin so groß, daß manden Redner, ungeachtet seines fräftigen Organs, nur mit Mühe verstehen konnte. Eine ganze Gruppe von Deputirten hatte sich um die Grafen von -Villele 4nd von ‘Corbière versammelt. „Man be- lagert die Minister“ rief der Graf von Girardin, „Und wir verlangen , - daß die Blockade (aufgehoben werde.“ Unter-: allgemeinem; Gelächter ging ‘die -Versammlunz auseinauder. / | In der Pairs-Kammer hat vorgestern die Diskussion

dber den Gejeß «Entwurf wegen der Entweihungen der

Gotteshäujer- begonnen. Der: Kardinal von Lafare, der Marquis von Lally - Tolendal, der Gräf Lemercier , der Bischof von Troyes und der Großsiegelbewahrer ‘haben abwêchselnd über den Entwurf gesprochen, dessen erster Artikel. angenommen worden ist. Die: Reden der: dret

| ersteren Pairs sind zum Druck befördert worden.

daß ‘er das ganze F

Der Lärm wuchs" itizwischen Der Baron-Dudon* wodllte die F Redner - Bühne besteigen, um über den Jnhalt des Ge: F seßes zu sprechen; der Präsident- verweigerte ihm aber F das Wort, da die Diskussion bereits geschlossen sey; der F

Graf Foy rieth ihm hierauf, unter dem Vorwande, ein

gehren; als ihm “auch dies Hr. Ravez abschlug, verlangte er das Wort gegen den

Präsidenten ;

“Sous-/ Amendment machen zu wollen , das Wort zu: be F

3. Mai. Der Geseß - Entwurf wegen der Re- duftion des Zinsfußes der Renten ist in der vorgestrigen Sibung der Deputirten-Kammer ohne: irgend eine Aen- derung und mit-einer sehr bedeutendem Stimmen-Mehrheit angenommen - worden. tirten, die, sich gegen das Geseß erhoben, bemerkte mau, außer den: Mitgliedern „der alten Opposition (mit Aus- nahme des Herrn Humann), die Herren von-la Bourx-

" donnaye, Clauzel de Coussergues, Dudon , Leclerc de

dieser bezog si

inzwischen auf frühere Fälle, wo die Kammer entschieden F habe, daß es unpassend sey, daß-der Präsident einen Deputirten das Wort gegen ihn selbst bewillige, und das

dieses der Kammer allein gebühre.

Endlich gélang f

Hrn. Dudon, unter dem Vorwande, über die Theilun|" des Leroyschen Amendments sprechen zu wöllen, sih vet

nehmen zu lassen. nen sey, die da glauben,

repräsentativen Regierung ebên sd unzertrennlich sey, ali} dás Schlagén der’ Puls - Adern ‘von : deni Béstehen de F tmenschlihèn Körpers'; nicht aus einem ‘vorsäßliche Wi F dersptuchs-Geiste;, oder um dié Diskussion unnüß: zu ve längern, sondern weil er die innige Ueberzeugung heg! daß das vorgeschlagene Gese s{chlecht sey, habe er daf

Wort begehrt; „der Grund, welchen er. zur Erlangung} desselben? angeführt? habe, müsse Übrigens“ dië Kamme

t

hinlänglih überzeugen , daß. man. sich umsonst bemühe, F

den Rednern das “Recht, sich vernehmen zu lassen, strel

D ¿ i tig zu -mathén „und, daß: es stets êinen. oder: (hen anf «Chamans ¿ging?ebenfalls niht-durch. «-Jebt fam: die Reihe] deren Augweg:gebe, umzur Tribune. zu: gelangen. All j

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Er erklärte, ‘daß er feiner von DF daß die Opposition von eint}

Beaulieu, Ferd. Berthier, Sanlot-Baguenault,: Bonnet u. st. w. (Wir behalten uns vor, einen umständlichen Bericht úber die Berathungen dieser Sißung im näch- sten Stück. der St. Z. nachzuliefern.) . Heute wird sich die Kammér mit deñ verschiedènen, -in Vorschlag gebrach- ten Zusas/Artifkeln zu dem Geseße beschäftigen.

Die Pairs-Kammer, hat vorgestern ihre Berathun-

gen über. den Geseß - Entwurf wegen der Entweihungen

der Gotteshäuser beendiget und den Entwurf selbsi, nach- dem derselbe einige unbedeutende Veränderungen erlit- ten, mit 136 gegen 10 Stimmen angenommen. Meor- gen: wird iw dieser «Kammer die Diskussiöri “über den Gese6:Entwutf in Bétreff der Siebenjährigkeit der De- putirten-Kammer beginnen. J

„In -beiden Kammern ist vorgestern die große Depu- tatidn géwählt worden, die an dem heutigen Jahrestage

des-Einzuges Sr. Majestät in die Hauptstadt, dem Mo- narchen hre Glúcfwünschungen darbringen soll." Jede

dieser „Deputationen bèsteht, außer dem Búreau, aus 20 Mitgliedern.

Unter denjenigen 50 bis 60: Depu-.

März gemeldet: ¿Unsere-Koloniegeniëßtz Dank: der Festigkeit: und - Klugheit ünseres Göuverneurs, des-Ge- nerals -Donzelot , fortwährend—die: vollkommenste Ruhe. Nächst der ,' vor einiger „Zeit erfolgten Ankunft der- Fre- gatte Jeanne ‘d’Arc mit“ drei Elite:- Kompagnieet- vom 57sten Regiment, ist jeßt das-Schiff Trident mit 6 Kom- pagnieen desselben „Korps und der Kutter la Moselle mit noch 3 anderen -Kompagnieen hier: eiñgelaufen. Diese Mannschaften sind in dem besten Zustande :ans Land gestiegen. N s ¡30 Der General-Lieutenant Graf Bourmont ist gestetn

Torgen hier angekommen und- hat sich alsbald zu Sr. K. H. dem Herzog! von Angouleme begeben.

Rente des 1. Mai 102.80.

London, 29./April.- Das: Unwohlseyn, was den König vor einigen Tagen betroffen , ist glücklicherweise schnell vorübergegangenz Se: Maj.- besinden'sich-bereits wieder ganz |wodhl.1— Das Oberhaus hat sich gestern wieder versammelt, es fam jedoch nichts von’ besonders erhéblichem Juteresse „vor. Dutch ein in Guüernsey eingelaufenes Kauffahrteischiff sind sehr interessante Nach- richten aus Rio: Janeiro vom 27. Febr. angelangt. Die französische Seemacht war nach Jnhalt derjelben in -der vorhergegangenen Woche bis auf:8 große Fregatten und 3 Kriegs-Schaluppen vermehrt: worden. Seit -dem—20sten Febr. hatte fast jedes Signal die Ankunft eines franzô- sischen Kriegs|chifss gemeldet, und, was besonders bemer- kenswerth ijt, alle Schiffe waren einzeln angetommen. In den best unterrichteten: Kreisen erzählte man, daß der K-olop, von 74 Kanonen der Jean Bart, von 84 nebst mehreren Fregatten und Schagluppen stündlich erwartet würden, «wodurch die französische Séeemacht zu. Rio auf 18 Schisse zu stehen fäme. Vor einiger Zeit kündig-

‘ten die sranzôsischen Blätter die Abfahrt des Jean Bart,

einer Fregatte und einer Schaluppe nach: Guadeloupe an ; nach obiger Nachricht würde jedoch keine fränzösische-Ko- lonie ihre Bestimmung gewesen seyn. —— Die Nachrichten aus Rio melden weiter ,: daß jene mächtige Flotte Sr. Kaiserl. .Maj. Pedro 1, der wahrscheinlich auch der Lebte seyn -werde, ihre Dienste angeboten; ferner daß- die: dasi- gen Truppen größtentheils aus: Portugiesen bestehen, urid daß die Milizen kurze Zeit: vorher nah Hause entlassên worden seyen. Ein Gleiches war auch mit. einein Re- giment brasilijcher Kavallerie, welches sich am diensteifrig- sten gezeigt, geschehen. Lord: Cochrane's Schiff, Pedro 1, von 78 Kanonen, war ganz unvollständig: bemannt; denn dadurch, daß dem Schiffsvolf die Prisengelder vor- enthalten wurden, „auf welche dasselbe Anspruch hat, waren die europäischen Seeleute, aus: welchen: zum ‘grdß- ten Theil -die Bemannung jenes Schiffes: bestand, 1Uun- willig gemacht und die Sache der brasilischen Unabhän-

gigkeit mancher Vertheidiger beraubt worden. Es würde

jouach nicht befremden, wenn Se. Maj. den Kaiserlichen Purpur bei Seite legten und durch Unterwürfigkeit unter den Willen seines Königl. Vaters, Brasilien wieder-mit seiner zukünftigen Krone zu verknüpfen- versuchten. . Der Courier bemerft- in Ansehung jener, zunächst von der Morning-= Chronicle mitgetheilten Nachrichten, daß er vor der Hand seine Meinung darüber zurühal-

“Aus Fort Royal (Martinique) wird unterm 29ên l ten; auch nicht auf Nachrichten von einer anderen Seite