1824 / 113 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 14 May 1824 18:00:01 GMT) scan diff

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»¿„Nach Berichten aus Alexandria vom 9. März, ist der Agent des Pascha von Aegypten, Nedschib Efendi, b:i seiner Ankunft als Abgeordneter der Pforte, zu Kairo mit außerordentlihem Pomp empfangen worden. Nach- richten aus Kairo selbst, vom 27. Febr., schildern seinen dortigen Einzug als eins der glänzendsten Schauspiele, welche man am Hofe des Vice - Königes noch gesehen hatte. Er wurde von dem Kiaja - Beg desselben, mit einer Esforte von 4000 Mann Kavalerie und 3000 Mann A ntere in das für ihn bestimmte Zelt begleitet. Als

èehmed - Ali - Pascha, und sein Sohn Jbrahim sich die- sem. Zelte näherten, stiegen sie von ihren Pferden und füßten Nedschib's Gewand, zum Zeichen der Ehrerbietung für die ihm anvertrauten Aufträge. Hierauf überreichte der Abgeordnete dem Pascha zwei kostbar gezierte Sà- bel, nebst einem Ehren-Pelz, und zugleich die Großherr- lichen Handschreiben, welche ihn zum Generalissimus der Truppen von Rumelien, Albanien, Natolien, Syrien u. s. w. ernannten. Jbrahim Pascha empfing eine mit Diamanten reih beseßte Tabatiere. Während der Feier- lichkeit wurden alle Kanonen rund um Kairo gelöst, und die Truppen defilirten im größten Kostüme von den im Op aufgeschlagenen Pracht - Zelten nah der Stadt urüd.‘‘ y „„Die Pforte war bereits früher davon unterrichtet, daß Mehmed - Ali - Pascha das. Kommando nicht in Per- son übernehmen würde; und dies konnte auch Niemand, der die Nothwendigkeit seiner Gegenwart in einem |o ausgebreiteten Wirkungskreise, wie der seinige, kennt, erwarten. Er hat sämmtliche, aus Konstantinopel erhal- tene Vollmachten, seinem Sohne Jbrahim Pascha über-

tragen, der den Nang eines Seraskiers bekleiden wird.

Ueber die Anzahl der von ihm zu stellenden. Truppen, wird, wie gewöhnlich, eine Menge übertriebener und fa- belhafter Gerüchte verbreitet. Nach den glaubwürdigsten Angaben hat er zu der großen Expedition 20,000 Mann Jufanterie, worunter 12,000 auf europäischen Fuß orga- nisirt sind, - und, 2000 Mann Kavalerie bestimmt. Der Pascha von Akre soll 10,000 Mann Drusen stellen. Die ägyptische Kavalerie soll sich zu Lande, durch Syrien und Natolien, nach den Dardanellen begeben, und bei Gallipoli übergeschisst werden; sie hatte sich beim Ab- gange der lebten Berichte bereits in Marsch ge)ebt. Auch hat Mehmed - Ali - Pascha sich Getreide zur Versorgung der türkischen Festungen zu lie-

fern; und jene leeren Schisse, die vor sechs Wochen von

Konstantinopel ausliefen, und über deren Bestimmung so viel geheimnißvolle und drohende Gerüchte verbreitet worden sind, hatten kein anderes Geschäft, als dieje Getreide-Vorräthe abzuholen.‘ ü

„Die Mißhelligkeiten der Jnsurgenten auf Morea nehmen täglich einen ernsthafteren Karakter an." Kolo- fotroni, Nikita, Pietro Bei und die mit ihuen verbün- deten. Kapitaine, haben ihre Residenz zu Tripolizza auf- geschlagen, und bieten der neuen, hauptsächlich durch den Einfluß der Jnsel-Bewohner ernannten Regierung, df- fentlih Tro. Diese will, mit einem Korps. von 10,000 Mann, gegen sie zu Felde ziehen. :

„Es ist gewiß, -daß die große Mehrheit der

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bevorstehenden Feldzuge zeigen.

figen Gefecht, den festen Plaß Sphakia- im Süden der i Pleß, ist von Pleß hier eingetroffen.

erboten, 6000 Maß

Insur-

Gedruckt bei Hayn.

genten; und Alle, denen das allgemeine Wohl einiger:

maßen am Herzen liegt, es, wenigstens insgeheim, mit der neuen Regierung halten. Aber bei weitem die größere f Macht befindet sich in den Händen der Gegner; und} eine Aussöhnung beider Parteien würde nicht nur mit |

unsäglichen Schwierigkeiten verknúpft, sondern auch von furzer Dauer seyn. Jn wiefern die gemeinschaftliche Ge: | fahr sie eine Zeitlang vereinigen fönnte, wird sich in dem Unterdessen war nichts natürlicher, als daß bei der bisherigen Lage der Dinge die f Insurgenten feine bedeudende militairische Operation zu | Stande bringen fonnten. Sie haben seit dem Schlusse des | vorjährigen Feldzuges mit Ausnahme der unrüÿhmlichen F Greuelthat an der Küste von Jthafka, die ein ewiger} Schandfleck in ihren Annalen bleiben wird den Türken| feinen namhaften Schaden zugefügt; sie haben ihnen} weder die festen Pläße von Negroponte, noch Patras, f noch Lepanto, noch Koron entrissen; die Versuche eini f ger schwachen, blos von Plünderung lebenden Streif: F Parteien in Afarnanien scheinen feine ernsthaften Fol gen gehabt zu haben; wenn sie wirklich (was noch zwei selhaft ist) einen Augenblick bis nah Arta vorgedrungen} seyn sollten, so haben sie doch die Citadelle niht neh men, vielweniger Prevesa bedrohen können. Auf f

Der le6te Versuch des tapferen, aber von allen Seiten verlassenen Tombasi ist eben so unglücklih für ihn aus: F gefallen, als die früheren. Er hat nach einem hartnäf: Y

Insel, seinen wichtigsten Vertheidigungspunkr, aufgeben müssen; und ausser den Forts von Chissamo und Selino, haben die Insurgenten keinen Zufluchtsort mehr, als F

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die hohen Gebirge im Inneren, die gleich den mainotti- Now, als Kourier nach St.

Allgemeine

Preußische Staats - Zeitung.

Me 113.

L Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages. Des Königs Majestät haben den bisherigen Land-

Kandia haben die Türken wieder völlig die Oberhand, [und Stadtgerichts-Assessor Johann August Schlenther,

Bum Justiz: Rath bei dem Land- und Stadtgerichte zu

anzig zu ernennen geruhet.

Se. Durchlaucht der Fürst von Anhalt-Köthen-

Abgereist: Der Kaiserl. Russische Feldjäger Ma \- Petersburg.

schen in Morea, der türkischen Macht zu allen Zeiten

getrokt haben. fung der ) Patriarchen für Kandia ernannte griechische Bischof Be

\cha einzuschissen.‘/

„Ungeachtet aller dieser Thatsachen wäre es sehr h

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vermessen, die künftigen Schicksale oder gar den Aus gang eines Kampfes, bei welchem so viele ungleichartig!

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und s{hwer zu berechnende Elemente im Spiel sind, bes

stimmen zu. wollen.‘

Königliche Schauspiele. Donnerstag, 13. Mai. Jm Schauspièlhause: D Käthchen von Heilbronn, großes Ritter-Schauspiel i

5 Abtheil., nebst einem Vorspiel: Das heimliche Gericht.

Meteorologische Beobachtungen. | Barometer Therm.|Hygr. [Wind] Witterung A. 282 ‘+4 85°] 44° |S.W.lgeu, kühl. F. 27°412/]|+ 52° 70° |S.W. gebr. Himel, kühl. M.282 4/14 12" | 33° hell, Wind. | A. 289. [4+ 75° | 40° ¡N.W. hell, fühl.

F. 282 Z//4 | 69% [N.W. hrirer, Nachtreif. M.28° N.

10. Mai 14. Mai.

12. Mai.

1/4 11° | 36°

Die Pforte hält die gänzliche Unterwer: ; Insel für so nahe, daß der von dem hiesigen ß

l Zeitungs-Nachrichten.

fehl erhalten hat, sich auf der Flotte des Kapudan - Pa ,

ar nur 300 Fr.) besäßen. [M in der vorgestrigen Sißung diesem Antrage, da eine olche Ausnahme vielen wohlhabenden

Da! 9 s Wermögens in kleinen Renten zu

der 300

A us land. Paris, 7. Mai. Jn der Sißbung der Deputirten-

ammer vóm ten war unter anderen auch der Vor- Ychlag gemacht worden, alle solche Renten- Fnhaber von

ver Reduktion des Zinsfußes auszunehmen, die nur 1000 Renten (nah dem Vorschlage Anderer nur 600 oder Hr. Fougquerand widerseßte

he - , Partifkfüliers zu ute fommen würde; er selbst habe ein:n Theil seines stecken, und würde da-

Mer eines Vortheiles theilhaftig werden, dessen die Be- Mber größerer Jnhsfriptionen verlustig gehen würden. Der Finanz-Minister trat dieser Ansicht bei; dadurch,

einte er, daß man die Inhaber von resp. 1000, 600 Fr. Renten von der beabsichtigten Maßregel usnehme, erkläre man dieselbe hinsichtlih aller anderen

enten - Inhaber für ungerecht, - und tausendmal besser Fey es, statt dessen das Geseß lieber ganz fallen zu las- Jen; als Deputirter stimme er gegen die verlangten Aus- W. hel, Wind. ahmen, und als Minister eines von gleicher Liebe für Redakteur John. Mlle seine Unterthanen beseelten Königs, ersuche er die

ammer, dieselben zu vérwerfen. Dieses geschah hler-

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Berlin, den 14ten Mai 1824.

auf. Das Amendement des Hrn. von Berbis, daß die in Folge der Reduktion des Zinsfußes jährlich zu erspa- renden 28 Millionen auf die Herabseßung - der Grund- Steuer pro 1826 verwendet werden möchten, veranlaßte den Grafen von Villele, die Kammer zu ersuchen, unter der Benennung von Amendements oder Zusaß - Artikeln nicht förmliche neue Geseß- Vorschläge in die Diskussion mit zu verflechten, da hiedurch der Königlichen Junitia- tive Eintrag geschehen würde; der eben erwähnte Vor- \hlag des Hrn. von Berbis habe z. B. mit dem der Kammer vorliegenden Geseß - Entwourfe eben so wenig etwas gemein, als der Antrag eines anderen Deputir- ten, den Tilgungs -Fond zu vermindern. Herr von Berbis erklärte, daß er seinen Vorschlag blos deshalb gemacht habe, weil man ziemlich allgemein der Meinung sey, daß die ersparten 28 Millionen auf die Entschädi- gung der Emigranten verwendet werden sollten; daß es inzwischen durchaus unpassend seyn würde, diese Ent- schädigung. auf Kosten der Renten-Juhaber zu bewirken. Der Finanz-Minister äußerte hierauf wiederholt, daß die allgemeine Herabseßung des Zinsfußes und die dar- aus entspringende Ersparniß der 28 Millionen mit der Entschädigung der Emigranten in. durchaus keiner Ver- bindung stehe. Hr. Casimir Périer behauptete, daß die Kammer, weit entfernt, sih Eingriffe in die König- liche Prärogative erlauben zu wollen, vielmehr von dem Finanz-Minister. in ihren eigenen Rechten beeinträchtigre werde, da derselbe jede Berathung Über die vorgelegten Amendements verhindern wolle; die Sprache des Gra- fen von Villele sey in der That nicht die éines Ministers, sondern die eines Herrn. Der Groß - Siegelbewahrer bestieg hierauf die Redner-Bühne. „Jch erwartete nicht,“ sacte derselbe unter anderen, „daß man den Ministern den

Vorwurf machen würde, die Diskussion veérkürzen oder ganz

hemmen zu wollen, glaubte vielmehr, daß die Debatte sich ge- nug in die Länge gezogen und daß der Finanz-Minister sihbe- reitwillig genug gezeigt habe, alle von ihm géforderte Aufs schlú}se zu geben um sie vor einer solhen Beschuldigung zu schüßen. Ein noch härterer Vorwurf. ist uns inzwi- hen gemacht worden, nämlich der, daß wir, "unter dem Vorwande, ‘die Königl. Prärogative aufrecht ‘erhalten zu wollen, den Vorrechten der Käminer zu nahe träten ;