1824 / 113 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 14 May 1824 18:00:01 GMT) scan diff

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wir würden nicht zu entschuldigen seyn, wenn eine solche Absicht uns je in den Sinn gekommen wäre. Aber je- des Vorrecht hat seine Gränzen. Gleichwie die Kam- mer nicht will, daß man die ihrigen verleße, wird sie dieselben auch. A selbst Übekschreiten wollen. Dies würde jedo der Fall seyn, wenn sie sih mit Amende- meñts beschäftigen wollte, die an sih ganz neue Gesez- zes-Vorschläge sind und wodurch die Natur des ihr vor- liegenden Gegenstandes durchaus verändert wird.‘/ Der Graf v. la Bourdonnaye fand die beiden Fragen in Betreff des künftigen Verfahrens der Tilgungs- Kasse und. der Verwendung der zu ersparenden 28 Millionen von so hoher Wichtigkeit und mit dem vorliegenden Ge- seß - Entwurfe in #o genauer Verbindung stehend , daß man fich mit deren Prüfung - nothwendig beschöftigen müsse. Hr. Chifflet dagegen verlangte über sämmtliche Amendements die vorläufige Frage. *) | Dieser Autrag gab zu einer ungemein heftigen De- batte Anlaß. Die Herren v. Bouville und C. Périer behauptèten, daß man die Amendements nicht verwerfen fônne, bevor sie nicht von denjenigen Deputirten , die sie in Vorschlag gebracht hätten, entwickelt worden seyen, ‘und verlangten daher, daß man, erst nachdem dieses ge- schehen, über die verlangte vorläufige Frage die Stim- ‘men sammele. Dieser Vorschlag wurde inzwischen ver- worfen, und als jeßt der Präsident die verschiedenen Amendements vorlas, wurden ste sämmtlich mit bedeu- tender Stimmenmehrheit durch die vorläufige Frage besel- tiget. Die Herren ‘Méchin, Girardin und C. Périer schrien laut über ein Verfahren, das sie abscheulich nann- ten, und wovon noch fein Beispiel vorhanden sey. Die ‘beiden Leßteren verlangten däs Wort, der Präsident ver- ‘weigerte es ihnen aber, da die Diskussion geschlossen sey. _„„¡EÆs giebt» feine Kammer, feine Tribune mehr‘ riefen beide laut aus. Die heftigste Bewegung herrschte im Saale. Der. Präsident ließ sich inzwischen dadurch nicht ‘abhalten, ein Amendement nach dem anderen vorzulesen, und bei jedem Male, wo die vorläufige Frage darüber “ausgesprochen ward, wuchs der Tumult. Endlich lief ‘auch der General Donnadieu zur Rednerbühne, wo er ‘mit dem Grafen von Girardin, der ihm inzwischen den Plaß räumte, zusammentraf. ;, Meine Herren ‘/ “— hub derselbe an. ,,,,Jch kann Jhnen so wenig als irgend“ einem Anderen das Wort * bewilligen“/ ‘/ unterbrah ihn der Präsident. Der General mußte “unverxrichteter Sache auf seinen Plak zurückkehren. „Nicht genug, das Vermögen unserer Mitbürger aufge- “opfert zu haben,‘ schrie Hr. S Périer, „müssen wir “auch noch alle unsere politischen Rechte fahren lassen. „Es is die Hefatombe unseres Vermögens und unserer Freiheiten, // fügte Hr. Méchin hinzu. “Der Lärm, das ‘Fußstampfen und die allgemeine Bewegung in“ der Kam-

imer, gewährten in diesem Augenblicke einen {wer zu ‘beschreibenden Anblick, Der Graf von Girardin appel- ‘irte an bie, mit ‘dem Geseß Entwurfe wegen der Sie- benjährigfeit beschäftigte Pairs - Kammer, damit dieselbe

+4) la question préalable ; in der parlamentarischen Sprache _befanntlich eine Fokmel, die jede Diskussion Über den vorge- \{ch{lagenen Gegensiand ausschließt.

Deputirten - Kammer entnehmen könne, welche Tirann-sfiù: diesein Falle“ éine Erläuterung über die obwaltenden sie auf sieben Jahre verlängern solle. Nochmals vessUrsachen verlangt und erhalten habe? erwiderte der Mi- suchte es' der General Donnadieu sih vernehmen zu ls} nister Canning, daß allerdings mehrere französische Schiffe sen; jedoch vergebens; der wiederholte Ruf: „die vorläu —-jedoch weit weniger als das Gerücht angegeben —, in fige Frage !// verhinderte ihn zu Worte zu kommen. Aden brasilischen Häfen zusammengetroffen seyen doch sämmtliche Amendements auf solche Weise verworfen wu} habe er, nah der Auskunft und den Versicherungen, die den waren, und der Präsident jeßt den leßten Paragrsf der franzôsishe Gesandte, vermöge {dessen , wgs dér- phen des Geseß- Entwurfes vorlas, wonach der Finan} selbe im Allgemeinen von der Sache gewußt, gegeben Minister über die ganze Operation in de? nächstjährigei habe, alle Ursache, die desfallsigen Gerüchte für grund- Sißung der Kammern, einen umständlihen Bericht ai} los zu halten. Es sey indeß der französischen Regierung statten, soll, rief der Graf von Girardin ironischer Weis, Î mber den Gegenstand eine Mittheilung gèmacht wordên, ,„Nun m. H., immer zu; die vorläufige Frage !‘/ Mus kder zweifle nicht, binnen wenig Tagen dasjenige, was lachte. Nachdem auch dieser Entwurf von der Kamm} er jeßt glaube bestimmt darlegen zu fönnen.

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angenommen war, verlangte der General Donnadieu zus Nachdem: sich das Haus, auf den Antrag des Kanz- dritten Male ‘das Wort; auf die Bemerkung des Vi lers der Schaßkammer in ein: Komite fúr die Kohlen- sidenten daß die Diskussion geschlossen sey, wandte er \}} und Linnen-Vill verwandelt hatte, etklärte derselbe, daß mit der Frage an die Versammlung, ob man ihn hôrs er die Verbesserung eines JIrrthumes in dieser Bill be- wolle oder nicht, und als mehrere Stimmen, ihm e N zwecke, indein nach deren dermaliger Fassung die Redufk- sehr! bestimmtes Nein! zuriefen, verließ er die Tribun Ï rion der Prämie: auf Linnen ‘am 5. Jul. d. J. beginnen mit den Worten: „das ist eine Tirannei! es giebt kei} solle; der Termin solle aber der 5. Januar 1825 seyt. Freiheit mehr!// und begab sich zur Minister-Bank, us} Dies sey die Veranlassung, warum die fragliche Bill er sich in ein sehr hißbiges Gespräch mit dem Grafen 1 H wieder vor das Haus gebracht werde. Nachdem hier- Villéle und Hrn. v. Peyronnet einließ. Es wurde jch auf mehrere Mitglieder theils für, theils wider. die Bill behufs des Abstimmens über das ganze Geseh, zum NE überhaupt - gesprochen hatten, wurde die fragliche Abän- mens - Aufruf geschritten; derselbe ergab 383 anwesen derung in der Bill genehmigt. Deputirte, und es fanden sich 238 weiße und 145 {chwat Im Uebrigen waren die Parlaments ¿Verhandlun- Kugeln, jo daß das Geseß mit einer Majorität von F gen / im Oberhause wie im Unterhause, von keinem er- Stimmen angenommen worden ist. Erst um 6 Uhr gi} heblihen Interesse.

Nori ; 2 af s Be D E ain annd je E E Die große Cour, welche am 29sten v. M., wegen ¿a Tie Sieg * ug Alb Palrs¿Kammer vom ten, «M des eingetretenen Unwohlseyns Sr. Maj., ausgeseßt wer- E S bufera vorerst den KommissionM den mußte, wird nun am 13ten d. M. im Palask von Bericht ber das neue Armee Refrutirungs - Geseb (M St. James att finden: h und trug auf dessen Annahme an. Hierauf begann Der franzdsishe Gesandte, Prinz von Polignac, Disfnssion über den Entwurf der Siebenjährigkeit M hatte gestern eine ziemlich l Sönfertint | T Deputirten-K 5 d E x Z 7 e hatte gestern eine ziemlich tange wonfserenz [lm auswar- FPYTISTCLL N ; der Graf von Saint-Roman sp tigen Amte. Die Minister hielten eben daselbst seit I “ais Der eht A für dass der Vertagung des Parlamentes. zum erstenmale wieder “M N L E, eung iht Kammer mai Kabinets-Rath, der länger als zwei Stunden dauerte. a Siditike e6i U A4 s era zuvor von Fi Die zur Entdeckungs- Reise ‘des Kapitain Pary be- gei ge f U E in Betracht der A fimmren Schiffe, Fury und Hecla, sind nun vollständig tigkeit des zu verhandelnden Gegenstandes, (der Si ausgerüstet, uud werden wahrscheinlich [hon am nächsten jährigfeit,) einen vereideten Geschwindschreiber in Sonnabend oder Sonntäg auslaufen. Kammer anzustellen, um das Publifum gleich am Die brasilianischen Abgeordneten haben die Abschlie- genden Tage durch den Moniteur von den BerathunFF Die rasiliani] 0 G Ln a R « e der Kammern zu unterrichten, damit dasselbe nicht F eung der gsn(eIe. 10 TENYE AUTAEICIND N e B A9 Publi die Abfassung des Procès--verbal und dessen Bestätig i (evi f die Nachrichten aus Rio näher unterrichtec 4 würde.

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durch die Kammer, abzuwarten brauche. Es ward!

shlos}sen sich mit diesem Vortrage zu beschäftigen. ) i Zu Madras herrschte in Folge der lehten Aerndte

wischen wurde die Diskussion über den betr „0E ein großer Reismangel; es brachen mehrere Unruhen e6-Entivurf fortG bet a bie Beide Den hal ‘aus, die dur das Militair gèstille werdén mußten, und und von la Roche-Foucauld und der -Graf von Lans} n Glücke feine weitere Folgen hatten. nais sich gegen, und der Herzog von Doudeauvill| Die Kaffee-Aerndte [SUE De, Frgirviger nus, ats wie der Marquis von Héerbouville fúr „denselben vet} im. vorigen Jahre: Das Quintal galt 122 Dollars; und men ließen.“ 19A j man vermuthete ein noch ferueres Sinken der Preije, Renté 103. 80. Ap L Nachrichten aus Tunis vom 28. Márz zufolge ist London, 4. Mai. Das Unterhaus fam ges} am selbigen Tage der Bey gestorben, und sein ältester nah seiner Vertagung, wieder zusammen. Y Sohn, Sidi Hassan, ungehindert an seine Stelle getre- Auf die Frage des Hrn. Mackintosh: ob die NY ten. Dieser Wechsel wurde durch Artillerie-Salven an- rung Grund habe zu glauben, daßin der That, wit M gétundigt. Der Bruder des neuen Fürsten, Sadi Mu-

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aus der gegenwärtigen Art dert Berathschlagungen della der brasilischen' Küste ‘angelätigt sey, ‘und ob man \ E einzusammeln. Beide Brüder sind eben nicht die besten Freunde. | :

Ueber die unglücklihen Ereignisse, welche unsere Ko- slonie auf der Goldküste betroffen haben sollen, fehlt es bis jéßt noch an ganz bestimmtéèn Nachrichten.

Weder in englischen noch ausländischen Fonds wur-

‘den ‘heute viel Geschäfte gemacht.

Consols 963. #. | Stockholm, 30. April. Vorgéstern fand hier der

gewöhnkiche große Ordens -Tag skatt. Der Staatsrath,

Graf Löôwenhjelm, ward mit den üblichen Feierlichkeiten zum Ritter des Seraphinen-Ordens geschlagen und dar- auf Ordens- Kapitel gehalten, in welchem unser Géschäfts- träger am K. Preußischen Hofe, Legations - Rath Enge- strôóm, zum Ritter des Nordsterns ernannt wurde. Von den in Schwedén und Norrwoegen jeßt lebenden 31 Se- raphinen-Rittern roaren 15 bei der Feierlichkeit zugegen.

Warschau, 4. Mai. . Vom ersten Jun. d. J. erscheint hier ein neues Mode-Journal für Damen in polnischer Sprache, unter dem Titel: die Lilie.

Der durch seine Schriften im Baufäache rühmli{s bekannte Professor Kado von ‘der hiesigen Universität, ist mit Tode ‘abgegangen.

Jn Wilna wird nächstens ein polnisch-russishes Wör- terbuch, herausgegeben vom Hrn. Zgiersfki, erscheinen.

P N Wb,

Bonn. Das hiesige Gymnasium zählt jeßt, mit Einschluß der Religions - und“ Zeichnenlehrer, 13 Lehrer und 207 Schüler. Zwei Primaner wurden bei dér. lêh- ten Abiturienten-Prúfung zur Universität entlassen.

An der äußeren und inneren Verbesserung des Ele- mentarschulwesens wird, seit der preußishen Besibnahme, noch immer mit Thätigkeit gearbeitet. Der Kreis Bonn hatte Ende vorigen Jahres 44 öffentliche Elementarschu- len mit 43 Lehrern, 2 Lehrerinnen und 5 Hülfslehrern, welche von 2299 Knaben und 2164 Mädchen, im Gan- zen von 4463 Kindern besucht wurden, also im Dürch- \chnitt 101 Kinder auf eine Schule gerechnet. Dann finden sich ‘noch 2 jüdische Séhulen mit 27 Kindern. Seitdem wurden neu errichtet: 1 Hülfsshule zu Lan- nesdorf und noch 1 Privattôöchtershule zu Bonn. Jn das neu errichtete Schullehrer - Seminar in Brühl hat der Kreis Bonn die meisten qualificiten Kandidaten ge- liefert, nämlich 5 von 26, die aus dem ganzen: Regie- rungs-Bezirk Aufnahme finden konnten. Eine Kreis- Schul-Bibliothek (zur Benußung sämmtlicher Eléinentar- lehrer bestimmt) erhielt hieselbst, ' im vorigen Jahre ihre erste Entstehung, mit einem Kösten-Aufwande von 377 Rthlr. 14 Gr. aus den hiefür in den Gemeindeschul- Büdgets beigénommenen ‘Fonds. “Zur Vermehrung die- ser Bibliothek sind weiter 147 Rthlr. 12 Gr. 6 Pf. bei- genommen wörden, Zur Anschaffung. und Vermehrung in den Schulen selbs, wurden im vorigen: Jahre 189 Rthlr. 6 Gr. 7 Pf. verwendet, und an Schulbauten und- Reparaturen wieder die anséhnliche Summe von

3670 Rthlr. 5 Sgr. 1/Pf. “Drei neue“ Schulhäufer

wurden im vorigen Jahre der Beendigung nahe gebracht ; für 6 andere wurden die ersten Fonds umgelegt , indem

| Gerücht sage, ein bedeutendes französisches Geschw} itapha Bey, befindet sich im Junern des Landes, ‘die l das alles freilih nicht auf einmal ausgeführt werden