1824 / 115 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Mon, 17 May 1824 18:00:01 GMT) scan diff

wegen der Umschreibung der Renten besteht aus sieben Mitgliedern, nämlich den Herzögen von Levis, von Nar- bonne und von Fib - James, dem Marquis von Aligre, und den Grafen Roy, Mollien und von Laforest.

Herr Benjamin Constant, der vorgestern von seiner Reise zurückgekehrt ist, hat die von ihm mitgebrachten Papiere, wodurch er den Beweis seiner Wahlfähigkeit zu führen gedenft, sogleich der zur Prúfung derselben ernannten Kommission überreicht, die auch sofort, unter dem Vorsiße des Hrn. von Martignac, zu diesem Be- hufe zusammengetreten ist. :

Ín der Sißbung der Deputirten-Kammer vom S8ten verlangte Hr. Casimir Périer vor allen Anderen das Wort úber den von Hrn. von Coupigny vorgelesenen Pro- cès verbal der Sißung vom 6ten,- und beschwerte sich darúber, daß der Präsident den Geseß-Entwurf wegen der Umschreibung der Renten dem Könige vorgelegt und daß der Finanz-Minister denselben in die Pairs-Kammer gebracht habe, bevor der Procès verbal der Sißung, in welcher der gedachte Entwurf durchgegangen ist, von der

Kammer gebilligt worden sey; das fey, behauptete er, ein

Mangel an Achtung gegen die Kammer und eine Verleßung aller Formen, und eine so seltsame Uebereilung müsse nothwendig auf den Gedanken führen, daß irgend ein geheimer Bewegsgrund daran Schuld sey. Der Prâsi- dent erwiederte, daß der König selbsk das Büreau auf- gefordert habe, Ihm den betreffenden Entwurf vorzule- gen, und daß er daher nur den Befehlen Sr. Majestät nachgekommen sey. Die Herren E. Périer und von Gi- rardini waren jedoch mit dieser Erklärung nicht zufrieden ; Le6terer äußerte sich, wie gewöhnlich, besonders heftig; es fomme nur darauf an, fragte er, ob die Formen und Privilegien der Kammer verlekt worden seyen, oder nicht; die Entschuldigung des Präsidenten sey durchaus unzureichend. „Ich weiß wohl,// \chloß derselbe, „„daß unsere Reklamationen gegen die beständigen Eingrisse in unsere Rechte unnúb sind; sie gehen aber nicht ganz ver- loren, wenn sie wenigstens in den Procès verbaux Vver- zeichnet werden; beherzte Männer werden sie einst sin- den und sih derselben gegen ein Ministerium zu be- dienen wissen, das Frankreihs Freiheiten allmälig ganz untergraben will; denn die Privilegien dex Kam- mer verleben, heißt, unsere Freiheiten untergraben, eben so wie die Vorrechte der Krone verleßen, den Thron untergraben heißt. Jch verlange daher, daß die Bemerkung des Hrn. C. Perier in dem Proces verbal verzeichnet werde.“ Der ‘Präsident erflárte hierauf daß dieses in dem Protokolle der Situng vom ®8ten gesche- hen werde. Der Marquis von Fraguler stattete jeßt einen Bericht über verschiedene Bittschriften ab, úber welche jedoch größtentheils zur Tagesordnung geschritten ward. Eine derselben, worin ein gewisser Hr. von Payen darauf antrug, daß die Kammer zur Tilgung der, von der Köuigl. Familie im Auslande fontrahirten Schulden nachträglich noch De |

lige, wurde dem Finanz - Minister überwiesen. Schon im Jahre 1814 hat die Kammer bekanntlih zu diesem Behufe 30 Millionen ausgeseßt; Hr. von Payen be- hauptet indeß in seiner Eingabe, daß die ganze Masse der gedachten Schulden sich auf etwa 42 Millionen de-

die Summe von 10 Millionen bewil- -

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General von Aboville den Kommissionsbericht über d( Geseß-Entwurf ab, wodurch die Regierung die Verl gerung des Tabacks - Monopols um 10 Jahre, nämli bis zum 1. Jan. 1836 verlangt, und trug, im Nam der Kommission darauf an, dieses Monopol zwar ; verlängern, jedoch niht um 10 sondern vorläufig nj um 5 Jahre. Die Berathungen über diesen Gege staud werden erst nah der Diskussion über die Modi fationen in dem Stempel - Geseße: beginnen. Auf d General von Aboville folgte. der Großsiegelberoahre

mer genehmigten Geseß-Entwurf wegén der Besktrafu des Kirchenraubes und sonstiger Entheiligungen der G teshäuser vor. Die Sißung wurde um halb 4 U anfgehoben. [

Kammer gebracht werden , auch Hr. von Martign den Kommissions - Bericht über die Wahlfähigkeit d Hrn. Benjamin Constant abstatten.

Die Soldaten wurden nach Hause geschiét, die Milizf

um ihnen den Proceß zu machen, weil man sie nicht af Es steht zu vermuthen, daß sie nah einigen Monat gegen Entrichtung einer Geldbuße, ihre Freiheit erh ten werden.

Rente am 8. 103.95.

London, 6. Mai. Jm Oberhause wurde vorgest die Bill insBerathung gezogen, wonach den Katho und allen Nicht - Conformisten verstattet werden foll, nach ihren besonderen religieusen Gebräuchen und and

sen. Der Bischof von Chester erhob sih mit großer HF

anerkannt und autorisirt wird. Wir haben Rechte U Privilegien, die wir nicht verlieren wollen. Die T} ranz muß ihre Gränzen haben. Jch stimme für Zur weisung der Bill auf drei Monate (d. h. für Verl fung derselben).// Der Bischof von Exeter dagegen fd nichts Nachtheiliges darin, den Katholiken zu erlaub! sih nach ihrem religieusen Ritus zu verheirathen. Ff Bischof von St. David aber und der Erzbischof | Canterbury erklärten sich sehr lebhaft gegen die M Der Marg uis von Landsdown vertheidigte die von |} eingebrachte Bill und seßte besonders auseinander, | sie nur vortheilhaft für die Sittlichkeit seyn fônne, sie dazu dienen werde, den Ehen der Katholiken U anderea Nicht - Conformisten eine große Sanktion zu} ben. Der Lord Kanzler hielt den vorgeschlagenen # der Toleranz fúr ganz unzulässig und erklärte die fúr etwas Entsebliches; aus deren Annahme fönne " das größte Unheil entstehen. Lord Holland meinte ) gegen, der Lord Kanzler gehöre. zu denen, die „o

| ein Wolf, ein Wolf! ‘/ schrieen, wenn eine Maus M}

und legte der Kammer den bereits von der Pairs-Kan

Heute wird wahrscheinlich der Geseß - Eisischehen ist.

wurf wegen der Siebenjährigkeit in die Deputirtis

Friedigende Auskunft über die

Schisse in

Die Etoile meldet aus Bayonne vom 2ten d. M. : Mins auf dem Wege

Kriegsgefangenen welche zur Garnison von Pampeluß

gehörten, sind am 21sten v. M. daselbst eingetrof Men Gewässern unter anderen

aber nach der Citadelle gebracht, wo sie demnächst «ine Unruhe zu hegen,

Befehl der spanischen Behörden verhaftet worden sinWas úberall, wo sich

in die Klasse der spanischen Militairs gehörig betrachte}

wärts, als in einer anglifänischen Kirche trauen zu (F

tigkeit gegen diesen Aft der Toleranz. „Unsere Kirch

sagte er, „„ist die einzige, welche von den StaatsgescMeich

[Wieselben die Reise nah der Schweiß

Würich besorgten Personen ,

(Wen, 4 starben und 2 ins

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laufe. Nach dem Marquis von Fraguier stattete fe Dielen laufe. Obwohl hiernächst auch Lord Liver- s

ol sich dafür erflärte, daß jene Bill einem Komité verwiesen werden solle, war dieselbe doch durch eine Najorität von 103 Stimmen gegen 66 verworfen.

Die gestrigen Parlaments - Verhandlungen waren icht von erheblichem Interesse. j

Die traurigen Nachrichten von der Goldküste unter- egen wohl keinem Zweifel mehr, und es scheint nur oh einige Ungewißheit über das persönliche Schicfsal es Sir Charles Macarthy zu bleiben. Die offiziellen Berichte fehlen indessen noch. Alle Briefe stimmen darin herein, daß wenn nicht shnell aus England einige Tau- „nd Mann Truppen der Kolonie zu Hülfe gesandt wer- n, um den weiteren Vordringen der Ashantees Ein- falt zu thun, es um die ganze Existenz der Kolonie ge-

Vorgestern zeigte Hrn. Canning im daß die franzöôsi]he Regierüug sehr be- Anwesenheit ihrer Kriegs- Rio gegeben, deren nur zwei gewesen, wovon nach Europa sey. Er erklärte, daß die brittische Seemacht zum Schirm des Handels in je- zwei Linien-Schiffe zähle, ind daß, obgleich nicht der mindeste Grund sey, irgend er dem Hause versichern könne, eine europäische Seemacht befinde, je brittische bei weitem am mächtigsten sey. Hienächst purde hauptsächlich die Motion des Herrn Hume auf ine Untersuchung, ob die fkirchlihe Einrichtung (der errschenden Konfession) in Jrland nicht beträchtlicher kls erforderlich sey, disfutirt und hließlich mit 152 ge- hen 79 Stimmen verworfen.

Consols 962.

Augsburg, 9. Mai. Vor einigen Tagen fam der inigl. Französische Botschafter am Kaiserl. Oesterrei- ischen Hofe, Marquis von Caraman, auf seiner Reise ah Wien, durch unsere Stadt. Auch passirte heute der

d Baiersche Geheime Rath, Ritter v. Wiebeking, hier dnrch ; er macht eine wissenschaftliche Reise durch Frank- und England, -um das Manuskript zum dritten Bande seiner bürgerlihen Baufkfunde, der auch die be- hreibende und belehrende Geschichte der Hauptgebäude

8. Mai. nterhauje an,

reer M

Wieser Länder enthalten wird, zu berichtigen und zu er-

deitern. Karlsruhe, 7. Mal. H. der Prinz und die Prinzessin Johann von en und Se. Durchl. der regierende Herzog von Braun- chweig nach Baden Sich begeben, von wo aus Hôchst- fortseßen werden. Fhre Majestäten der Kaiser und

Gestern haben JJ. KK. Sach-

Wien, 6. Mai.

lie Kaiserin haben gestern früh die Reise nach Linz an- |

etreten, von wo Sich Allerhôchstdiefelben nach einigem Mufenthalte, nah Prag begeben werden.

Aus der Schweiß, 5. Mai. Der siebente Jah- esberiht úber die im Jahre 1823 im JFrrenhause von giebt Nachricht von 37 im aufe des Jahres aufgenommenen und kürzere oder län- zere Zeit darin verpflegten Gemüthskranken, von denen 7 geheilt, 8 gebessert und 6 unverändert entlassen wur- folgende Jahr übergingen. Es

gehörten 19 dem männlichen und 18 dem weiblichen Ge- \hlehte an. Den Altersjahren nach finden sih 5 von 10 bis 20 Jahren; 9 von 20 bis 30; 12 von 30 bis 40; 5 von 49 bis 50; 3 von 59 bis 60; und 3 von 60 bis 70 Jahren. Neben vier Theilhabern der s{chwärmerischen Greuelscenen in Wildenspuch, welche einige Zeit im Jr- renhause zubrachten, fommen noch fünf andere religieuse Schwärmer unter den Gemüthsfranfkfen dieses Jahres vor, deren Vernunft durch Lesereien abergläubischer und mystischer Schriften verdunfelt ward, und die das große Bedúrsfniß darthun: diese von Seftirern in. verschiedenen Gegenden geflissen verbreitete verderbliche Waare; durch Darbietung gesunder Geistesnahrung, das heißt, solcher verständiger Volksschriften zu verdrängen, die einem er- leuchteten Unterricht der Schule und der Kirche fich anschlie- ßend, Verstand und Herz gleichmäßig in Anspruch neh- men, indem sie flare und richtige Begrisse, die der ge- meine Menschenverstand so gerne und leicht erfaßt, über Dinge, die allem Volke zu wissen nôthig und wohlthätig sind, auch unter allem Volke verbreiten helfen ; oder mit anderen Worten, welche diejenige auf vernünftigem Glau- ben beruhende Religiosität befestigen und vermehren, die dem Menschen- Kraft verleiht, seine Leidenschaften nach der Erkenntniß seiner Pflichten zu regeln. Die übrigen Ursachen der beobachteten Gemäthsfranfkheiten waren, nebst der in manchem Falle nachzuweisenden er- erbten Anlage, häusliche Zwietracht, ökonomischer Ruin, abnorme Sexual-Verhältnisse und Ausschweisungen.

St. Petersburg, 1. Mai. Der Eparch, Jonas von Grusien, hat für den trefflihen Zustand der Kirche dieser Provinz und für seinen Eifer bei Bekehrung der wilden Bergbewohner, den St. Wladimir-Orden erster Klasse erhalten.

Ain 121 März d.

N i J. starb zu Sewastapol in -der Halbitisel Krimm der Griechische Metropolit Christoph

im 92sten Jahre seines Alters. Von seinen Feinden vertrieben, durhwanderte er fast ganz Asien, bis er in Rußland ein Asyl fand und Prior des St. Georgs- Klosters wurde.

O E A

Merseburg, 6. Mai. Das im 92ssten Stücke der diesjährigen Haude und Spenerschen Zeitung bekannt gemachte Schreiben aus Torgau vom 7ten v. M. , über den abermals aufgetretenen Wunderthäter, ist ganz geeig- net, den Glauben an diesen hôchst gefährlichen Quack- salber und Gaukler zu befestigen. Auf das Bestimmreste fann aber versichert werden, daß in dieser ganzen Ange- legenheit nihts wunderbar und auffallend scheint, als die Frechheit des Wundermannes, die Leichtgläubigkeit eines großen Publikums und der Leichtsinn, mit welchem Diejenigen, in deren Beruf es lag, Geseßwidrigfeiten zu steuern, den verübten Frevel nicht blos duldeten, son- dern ihm selbst Vorschub leisteten. Der Verfasser des obenerwähnten Schreibens har wahrscheinlich seine Nach- richten aus ganz trüben Quellen geschöpft, da sie fast durchgängig unwahr sind. Denn was zusörderst die per- sönlichen Verhältnisse des Wundermannes Johann Gott- lieb Grabe betrifft, so wird er ganz fals ein Schaaf- Hirt genannt, und eben so unrichtig von ihm erzählt,