1824 / 122 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 25 May 1824 18:00:01 GMT) scan diff

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Schrift in der Sprache der Esquimos und der Otahei- i Der Dr. Morrifon, ein kürzlich aus China zurük- gekommener Missionair, zeigte eine Bibel in chinesischer Sprache vor, an deren Uebersebung er 17 Jahre gear- beitet hat. Im leßten Jahre sind 47 neue Hüúlfs-Bibel- Gesellschaften entstanden. Der Admiral Graf v. Verhuel wurde als Mitglied der Pariser Bibel - Gesellschaft ein- geführt, und danfte Namens derselben für die von der Londoner Muütter-Gesellschaft erhältene Unterstüßung. n der am Dienstage gehaltenen Jähres-Versamm- lung der Africain Insfitution erwähnte Hr.-Fowell Bux- ton der Bedingungen des Traktats, auf welchen der Köô-

nig von. Madagasfatr, Radama , sich zur Aufhebung des

Sklavenhandels verpflichtet hat. Er erhielt nämlich eine roße tuchene Uniform, zwei Epauletten, einen aufge- rámpten Hut und ein paar Prunkstlefeln, unentgeltliche

Erziehung für 20 seiner Unterthanen und Pantalons für

1200 derselben zugestanden.

Briefe aus Pernambuco vom 17ten März melden, daß eine Versammlung der vornehmsten Einwohner an- gesagt war, um sich über Genehmigung des von der Regierung eingesandten Verfassungs-Entwurfes zu- bera- then; man hoffte mit Erfolg und daß dann die ultra- liberale Partei unterliegen würde; unterdessen stoten die Geschäfte. j

Es is zu erwarten (sagt ein, von der Bremer Zei- tung ltgttbeliltès Schreiben aus London vom 7. Mai), daß es auf dem Festlande, eben so wie hier, allerhand Personen giebt , bele den jebigen Zustand der Ver- háltnisse zwischen England und Algier nicht begreifen fônnen, und denen es ein Räthsel ist, daß Algier nicht in Grund geschossen sey. Jch will versuchen, dies Räth- sel zu lôsen, muß aber, um dahin zu fommen , aus der Katastrophe vom Jahre 1816 einige bedeutende Umstände wiederholen, welche wahrscheinlih von dem großen Pu- blifum vergessen sind: :

„Als Ped Ekniouth deni Befehl bekam, die Züchti-

ung des Deys vou Algier zu übernehmen, brachte er unf volle Monate darauf zu, die zur Geißelung be- stimmten Jnstrumente in vollen Zustand zu seßen. Nach- dem die Ausrüstung aller zu dieser Expedition bestimm- ten Schiffe vollendet war und er sich mit dex holländi- schen Esfadre unter dein Befehl des Admirals van der

Capellen vereiniget hatte, - zählte die ganze Flotte 5 Li- nienschife (worunter 1 Dreidecker), 1 funfzig Kanonen- hi}, 3 Fregatten vou 44, 2 von 40, 2 von 36, 1 von 32 und 6 kleinere Schiffe von 8 bis 18 Kanonen: Au- ßerderdem 4 Bombenschiffe und 55 Kanonen -, Bomben- und Congrevische Raketenbôte. Mit dieser starken Macht drang. er am 27. August Morgens in die Bai von Al-

gier ein, und nachdem er, ohnè vom Felndé beitn Ein-

gang in. dié innere Bai im mindesten belästigt zu wer- den, die ganze Linie in Schlachtordnung gelegt“ hätte, fing die Känonade # vor 3 Uhr an, dauerte bis 9 Uhr ohne Unterbrechung fort und endigte englisher Seits um 115 Uhr. Das Glück begünstigte dann die englische

lotte, durch einen sehr zur rechten Zeit eintretenden

Landwind, dergestalt, daß sie unter dem sehr lästigen Feuer einiger an der obersten Ecke der Stadt belegenen Batterien, welche“ das englische Geschüß nicht erteichen

fonnte, ihren Rückzug anzutreten im Statide war. Aby

es währte doch bis zum nächsten Morgen 3 Uhr bevq

sie sich außer dem Bereich der algierischen Bomben he

fand. Deù größten Fehler, den damals der Dey machte, bestand darin, daß er der ganzen engliscei Ftotte gestattete, sich in voller Ruhe in Schlachtordnunz zu legen. Hätte er beim Erscheinen des ersten Schiffe in der Linie (des Admiralschiffes Queen Charlotte voy 110 Kanonen) sogleich sein Feuer begonnen, so war ch eine shwierige Frage, ob die ganze Linie sih mit de; Ruhe Und Ordnung würde haben oh nachher so wesentlich zum Erfolg des englischen Feuets eitrug. der glücklicherweise spät Abends eintretende Landwiny nicht eingetreten wäre, die Flotte eine sehr mißlic Lage gekommen wäre. *)//

¡Der begangene Fehler des Dey wurde späterhin wohl von ihm eingesehen, und es läßt sih nicht erwar ten, daß er ihn zum zweitenmale begehen werde. Vor der anderen Seite darf vergessen, daß der oben beschriebene Landwind auch ein: mal seine Dienste versagen könnte, und daß man auf Mittel bedacht seyn müsse, auch ohne ihn sich einer Gu fahr zu entziehen, welche doch auf jeden Fall verderbli werden fkfönnte.?/

¡So viel man in Erfahrung gebracht hat, ist dit dem Dey von Lord Exmouth gegebene Regel, an ihn nicht verloren gegangen. Er hat Hülfe fremder Kunstverständigen) die Punkte kennen gu lernt, welche einer größeren Verstärkung bedurften, und nicht nur diese, sondern auch die so hoh belegenen Bar terien, daß sie von den englishen Kugeln ‘nicht erreid werden fonnten, tiach aller Möglichkeit noch mehr ver stärkt. Er soll außerdem nunmehro, nah dem Beisyiel der Griechen, sich mit Brandschiffen versehen “haben,

und Willens seyn, diese zwischen eine angreifende Flott: M H

zu jagen.‘

¿Die Erfahrung hat gelehrt, daß keine Seeschlact den Engländern verhältnißmäßig so - großen Verlust ai Menschen gekostet hatte, als die vou Algier. Die eng lische Esfadre vérlor 128 Todte und hatte 690 Verwun dete. Die holländische 13 Todte und 52 Verwundete,

Dieser Verlust hätte óhne den Fehler des Dey und dens eingetretenen Landwind, noch viel größer werden fönnen.“fi

„Nach einér neuerlichen Nachtricht hat der Di) alle seine Kriegsschisse in die innere Bay abgetakelt, ali Blockschiffe ausgelegt. Jn der Bataille vom 27. Augus lagèn nur 4 Fregatten darin vor Anker. Auch von div ser Seité wird also die Vertheidigung jeßt weit größa seyn, als sie damals war.‘

¡Alle diesé Umstände zusammen genommen, werd!

nun die englische Marine nicht abschrecken, die neue Toll

fühnheit des Deys zu bestrafen; ‘aber es ist auch natüt: F

lich zu begreifen, daß die Erwägung derselben nichr ver

f Diese Landwinde sind gegen Einbruch der Racht an | der afrikanischen Küste zwar gewöhnlich, aber man fann do È

nicht mit Sicherheit darauf rechnen, daß sie sich immer ein- siéllén, und noch wentger darauf, daß ste \o stark sind, un eine ganze Flotte aus der inneren Bay zu führen.

stationiren können}

Ueberdies war uicht zu erkennen, daß, wen

die englische Admiralität nicht

(wie man sagt mit}

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und daß also die gehörigen Vor- ¿ehrungen nôthig sind, um das anzugrelsende Werk zur ee der englischen Flagge auszuführen. / i „Im Jahre 1816 glaubte der Dey, daß die Englän- der ês nicht wagen würden, ihn in seiner Residenz an- ugreifen, welche er stark genug. hielt, jedem Angriff zu viderstehen. Er steht, nah den neuen Arbeiten, die er husführen lassen, jeßt noch mehr als damals in diesem Glauben und will deshalb von keinen gütlichen Vorschlä- Hen hôren. Daß man es englischer Seits versucht , ihn Fit minderem Aufwand von Kräften durch eine Blokade zu bringen , ist sehr naturlich. Sie föôn- hen indessen glauben, daß in unseren Häfen auch die Anstalten eifrig betrieben werden, diesen Zweck anf ernst- ichere Welse zu erreichen. Jedoch ist es auch begreiflich, daß dazu die nôthige Zeit erfordert wird. Möôge es nur Aunserer Regierung gefallen, dem algierischen Monarchen Lin gänzlihes Ende zu machen, wenn sie endlich ihre

anze Kraft entwickelt. : P E O Haag, 15. Mai. Se. Maj. der König

haben den Groß-Kammerherrn, Grafen van Reede, zum P Minister der auswärtigen Angelegenheiten ernannk. N Herr Falck trifft, ungeachtet jeiner fortwährenden

unpißlichfeit, bereits Anstalten zu seiner Abreise nach

L bsáumt werden darf,

ur Vernunst

London. | } F Die Regierung hat der zweiten Kammer der Ge- Pneral-Staaten einige Aufflärungen über den mit Großs- IBrittannien abgeschlossenen Traktat wegen der ostindi- chen Angelegenheiten gegeben. Es geht daraus hervor, daß mittels jenes Traktates, mit Ausnahme des Speze- rei-Handels, ein liberales System für die Schiffahrt an- genommen ist, und daß die anderen Bestimmungen haupt- hlih den Zweck haben, von beiden Seiten jede Rechts verlebung zu verhüten. Der Besiß von Ban- vele war in früheren Zeiten wegen des Leinwands- jandels wichtigz allein jer ist dieser Handels- Zweig lin den englischen Besißungen so gejunken, dap die Éng- länder daran denfen, in Curopa sfabricirte Kattune nach Indièn zu [chicken und diesem Beijpicle wollen auch dle [Niederländer folgen. Malacca hat ebenfalls seine bis- herige Wichtigkeit verloren, seitdem die Engländer ihre Niederlassungen auf Poelo Pinang. und bejonders auf NSinga Poera begründet und befestigt haben. Gegen die Besibnahme des Lebteren it zwar protestirt worden ; Ido ist dieser Streicpunfkft nie zu gehöriger Entscheidung gekommen - weil alsdann die Engländer Ansprüche auf Billiton machen dürften, dessen Besiß für unsere Zinn- Minen auf Banca unentbehrlich i\t. tan behauptet Naber, daß diese Länder wegen ihrer Entfernung durch Îdie auf Sumatra abgetretenen englischen Besißungen laufgewogen werden. Lehtere befestigen das Juteresfe der Niederländer auf jener Jnsel und geben den“ Be- sibungen von Padang, Palimbang und Lampong einen [neuen Werth. Jn den Noten der brittischen Bevoll- mächtigten, der HH. Canning und Wynn, lassen diesel- ben den wohlgemeinten Erklärungen der niederländischen Regierung und den huldvollen Gesinuungen Sr. Maj. unseres Königs Gerechtigkeit wiederfahren, und erklären Iich ihrerseits bereit ; hülfreiche Hand zu leisten, um den größtentheils durch ungeschickte Unterbeamte herbeigeführ-

ten-Streitigfkeiten ein. Ende zu machen. Auch. halten ic sich überzeugt, daß. beide Regierungen fortan in Osten in nichts anderen mit einander. rivalisiren werden, als in der Pestsigung des liberalen Verfahrens, zn dem sie sich gegen alle Welt bekannt haben. :

Herr Hamsen von Utrecht hat in der Sißung der zweiten Kammer der General - Staaten eine Bittfchrifc übergeben, worin er auf Wiederherstellung der Gilden anträgt. y

annover, 12, Mai. Ueber die Schiffahrt auf der Aller und Leine, den beiden Nebenflussen der Weser, ist eine Verordnung erlassen, wonach die Patente für die Beschiffung diefer beiden Flüsse auch für die Weser ausgestellt werden, und wiederum die Patente. der We- ser -Schisse aus den übrigen Ufer-Staaten auch: für die Aller und Leine gúltig sind. Ueberhaupt werden die Be- stimmungen der Weser-Schiffahrts - Acte, so weit es ge- [schehen fann, auf diese. Flüsse angewendet.

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Frankfurt, ‘10. Mai. Jn der Reihe der Heil- quellen Deutschlands nimmt nunmehr auch an seiner nördlichsten. Gränze das in Hinterpommern, im Bell- gardschen Kreise, eine Viertelmeile von der Stadt Pol- zin belegene. und von seiner jeßigen Besiberin, der Kammerherrin und Landräthin von Borcke mit bedeuten-- dem Kostenausfwande, so wie dem lobenswerthesten Eifer fúr das Beste der leidenden Menschheit neu eingerichtete Luisenbad seine verdiente Stelle ein. |

Schon im 17ten Jahrhundert sind diese Quellen, als zum Baden und Trinfen heilsam, beéannt gewesen, und bisher schon in dieser Beziehung benußt worden. Nunmehr ist aber auhch neben der zweckmäßigen Gestal- tung der Bäder selbst für die Bequemlichkeit und das Vergnügen der Kurgäste aufs Beste gesorgt worden. Es verdient daher das an Eisengehalt reiche Mineralwasser zu Polzin um so mehr die Aufmerksamkeit, als die Heil- quellen eine sehr angenehme Lage haben.

Münster. Der im Monat März statt gefundene sonst sehr lebhafte Kleesaamen - Markt zu Harjewinkel war auch jebt ziemlih besucht. Der Preis des Saa- mens variirte zwischen 28 und-31 Rthlr. für 250 Pfd. ; im vorigen Jahre kostete dérselbe 33 bis 35 Rthlr., da- her auch diesesmal ein großer Theil des zu Markte ge- brachten Saamens unverkauft geblieben.

Oppeln. Der Steinkohlen-Betgbau und die Zink- Fabrikation werden- vorzüglich betrieben.

Die Branntweinbrennereien siad in voller Thätigkeit.

Nachricht von dem Arbeitshause zu Stralsund.

Es befanden sich ain 1. Jan. 1823 im Arbeitshause an Detinirten: 61 männliche und 29. weibliche, im Laufe des Jahres sind der Anstalt überwiesen worden : 72 männliche und 37 weiblihe, zusammen 123 männliche uud 66 weibliche Detinirte; dagegen sind im Laufe des Jahres .aus derselben entlassen: 71 männliche und 26 weibliche Detinirte, und verblieben mithin am 31. Dec.