1824 / 124 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 28 May 1824 18:00:01 GMT) scan diff

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diesem Vorschlage, der, als es zur Abstimmung kam, ver- worfen und dagegen der Antrag der Kommission, die Ab- gabe vorláufig auf 38 Fr. , vom 1. Januar 1829 an, aber auf 75 Fr. festzuseßen, angenommen wurde. Die Artikel des Geseß-Entwurfes, neun an. der Zahl, ganze Geseß

übrigen gingen ohne Weiteres durch, woraus das mit 220 gegen 8 Stimmen bewilligt ward. Sn der Pairs-Kammer hat der Finanz-Minister vor- gestern die, von der Deputirten-Kammer bereits ange- nommenen beiden Geseß-Entwürfe wegen des Tabacks- Monopols und wegen der Stempel- und Registrirungs- Gebühren vorgelegt. | Gestern wucde in der Deputirten - Kammer über zwei Geseß-Entwürfe, in Betreff der Art und Weise, den Ertrag der Brenner an Branntwein und Spiritus zu verificiren, und wegen des Verfahrens der Liqueur- Fabrikanten und der ihnen zur Ausübung ihrer Profes- sion obliegenden Verpflichtungen debattirk. Was den ersteren Entwurf. anbetrisst, so hatte die Kommission, wie man sih erinnern wird, auf dessen Verwerfung an- getragen, da für die Destillirer eine neue Abgabe dar- aus Lee Fast sämmtliche Redner, die sich in der Sache vernehmen ließen, traten dieser Ansicht bei. Der Graf von Villele dagegew äußerte, daß, von dem Au- genblicke, wv man irgend einen Handels - Artikel elner jo beträchtlihen Abgabe unterwerfe als die Brannt- weinsteuer, man auch die Verpflichtung übernehme da- für Sorge zu tragen, daß diese Steuer ohne Ausnahme von Jedem, den sie angehe, auch wirklich entrichtet _werdez nur hierauf und damit Niemand sih der geseb- lichen Abgabe. entziehen könne, sey der gedachte Geseb- Entwurf berechnet; und gerade um nicht neue Abgaben einzuführen oder die bestehenden erhöhen zu mússen/ sey es nothwendig die öffentlichen Lasten gleichmäßig zu ver- rheilen, und- zu diesem Behufe der Regierung die geeig- hetesten Mittel an die Hand zu geben. Der Minister schlug gleichwol, um alle Parteien zufrieden zu stellen, eine Modisifation des 1sten Artikels des Geseß-Entwur- fes zu Gunsten derjenigen Eigenthümer vor, welche Trester und Früchte, die sie auf ihrem eigénen Grund und Boden gewonnen haben, distilliren; und hierauf wurde der ganze Entwurf abermals dèr Kommission zur Prüfung überwiesen. Die Berathungen über den oben erwähnten - Geseß-Entwurf waren von keinem er- heblichen Jnteresse; sie wurden überdies nicht beendigt. Die Versammlung ging um 6 Uhr auseinander. Mor- gen wird die Diskussion übex die Wahlfähigkeit des Hrn. Benjamin Constant beginnen. | __— 214. Mai. IÏn der gestrigen Quotidienne {liest man Folgendes: „„Wie verlautet, wird der Herzog von Lévis am 24sten den. Kommissions-Bericht über den Ge- seß-Entwurf wegen der Umschreibung der Renten in der Pairs - Kammer abstatten; diese wichtige Frage erhibt nach wie vor ganz besonders die Gemüther, und die Meinungen darüber sind in der erblichen Kammer so ge- d daß das Ministerium bei dem gedachten Geseb- ntwurfe nur auf. eine schwache Majorität rechnen darf; wir _fenuen die Ansichten mehrerer Pairs“ über den frag- lichen Gegenstand; wir ehren ihre Meinung; - was uns indeß betrúbt, ist,

| fen und persönlicher Karakter übrigens im hohen Gray

Inhalte, als nach den Folgen, die dessen Annahme ov Verwerfung für die Minister haben dúrfte, a M D Ee gut, l E aeo angenommen, ist es \{lech{} o muß es verworfen werden, und es dürfen dabei andere Rücksichten obwalten, | ; S, auf sie, die allein das erhaltende Princip der Monarchie |

erzeigen, wenn man in ein Geseß willigen wollte, vg dem man überzeugt wäre, daß dessen Ausführung h

Minister in Verlegenheit seten und ihnen unúÜberstei lihe Hindernisse in den Weg legen würde. Stärke eines Ministeriums , beruht auf dem guten 6, wissen seiner Freunde, wie seiner Feinde, und wir way den den Ministern des Königs niht die Schmach q thun, von ihnen zu glauben, daß sie jemals eine ql dere Stúßbe suchen fönnten ‘‘ ,

Nach Briefen aus Madrid vom 9. Mai herrs(| vollkommene Ruhe daselbst. Die aus Frankreich zurü fommenden Gefangenen begeben sich friedlich in ih Heimath. Das Amnestie-Dekret, dessen Artikel sämm lich befannt sind, ist durch Kouriere an alle Gener Kapitains der Provinzen gesandt worden, und wird u verzüglich in der officiellen Zeitung erscheinen. S

Es wird, sagt die Quotidienne, viel über das, will sich in den ersten Tagen des Mai in Portugall zugetn| gen hat, gesprochen und gemeldet; aber wir fommen d} durch in der Sache nicht weiter; man verliert sich 1} Muthmaßungen, um die Ereignisse, dle noch im Unk stimmten schweben, zu erklären. Ein jeder macht, s nem Interesse und ‘den Ideen seiner Partei gemi} mehr oder minder unwahrscheinliche Vermuthungen u\ff zieht hieraus Folgerungen, die mehr oder minder geeig net sind, die Gemüther zu erschrecken oder zu erßhiken Der Fehler liegt an den Miuisterial-Blättern, welcher man mindestens Schuld geben kann, daß sie miè weni} Freimüthigfeit oder mit wenig Geschick úber die Sah gesprochen haben. J es wohl nöthig, privilegirt Blätter zu haben, um Besorgnisse zu verbreiten un} jeden Morgen dem Publitum Räcthsel aufzugeben?

Rente 104, 60.

London, 18. Mai. Gegen den gestrigen Antr}

des Grafen von Liverpool auf Ernennung eines Au

schusses - zur Untersuchung der Beschassenheicr und deff Umfangs der Ruhestörungen in denen Grafschaften J| lands, die jebt unter der Aufruhr-Afte stehen, \ch{chlu

Ausschuß zur Untersuchung des Zustandes von Jrlal im Allgemeinen, und insbesondere der Beschaft| heit und des Umfanges der Ruhestörungen u. s. w. ¡F bestimmen sey, welches aber durfiel. s

Im Unterhause ging diè Bill zur Verbesserung d Kaufmankns-Geseßes durch nähere Bestimmung des Vet} hâltnisses zwishen Principal und Faktor (Konsign!F renden und“ Kommissionairen) nah einer Debatl durch den Ausschuß. Die zweite Lesung der Bill w!} gen -der- Weißen --Vermahlung fand nicht unbedeutende} Widerspruch auf Anlaß des von Hrn. Handley vorge}

daß einige von ihnen, deren Einsich- |

schlagenen (aber am Ende zurücgenommenen) Amend F

als die aufdie Gerechtigkeit, Mere, sey es grade dieses. ; ; L ten Uebrigens hieße es dem Ministerium einen üblen Dien Mittel zur Schmälerung des sinnen zu sehen. : werde das Begehr von Seite der Manufakturen seyn und im Die wahWinlándische Korn - Erzeugung

rund IEin Frte unbeschränkter Kornhandel werde dem Lande

Marquis v. Landsdown als Amendment vor, däß d : | stitut seine jährliche Versammlung in der Freemason's-

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ents: daß sie nach sechs Monaten geschehen fsolle.

achtungswerth sind, das Geseß, nicht E nach sein@Sir F. Burdett, obgleich selbst ein reicher Landwirth,

der hochgeehrte Herr (Huskisson) hätte sich Mähe gegeben, den Landwirthen begreif- sehr sie sich über ihr Geschäft im

zúnschte , (was ‘mehr ih zu machen, wie erthum befänden.

Hlick als seltsam erscheinen, eine Legislatur auf Je mehr eingeführt werde, je größer

Verhältnisse dieses Begehrs am Ende auch die steigen, so daß gar wenig úr den Neid auf fremdes Korn übrig bleibe.

mehr, als irgend eine andre Maßregel dadurch zum Vortheil gereichen , daß er es in Stand seße, sih aller Fesseln zu entledigen die noch immer die Ausbreitung des freien Handels überhaupt verhinderten. Man mache zwar viel Nedens vom freien Handel, aber in der That gebe es noch kaum Einen Handelszweig im Kinigreiche, der frei sey. Weit entfernt, sich darüber zu beschweren, daß die vorgeschlagene Maßregel die Korngeseße verlebe, tadle er vielmehr, daß sie lange niht weit genug gehe. Er hoffe, der hochgeehrte Herr werde eine umfassendere in Vorschlag bringen, denn nihts werde mehr die Vorsorge der Regierung verdie- nen und nach aller Wahrscheinlichkeit, mehr zu wirkli-

hem Nußen fúr das Land aus schlagen fönnen.

Ueber Paris haben wir von unruhigen Auftritten, die zu Ende des vorigen und Anfangs dieses Monates in Lissabon statt gefunden haben sollen, Privat -ach-

richten erhalten, welche auf die Anfunft des nächsten |Yaquet ¿ Bootes von daher: sehr. ge]paunt machen. Die

im. auswärtigen Amte angelangten Nachrichten gehen, zem Verlauten nah (wie der Courier meldet), nur bis ¡um 1sten d. M., und besagen weiter nichts, als daß ine injurreftionaire Bewegung zu Ende Aprils beabsichtigt

wurde, aber zeitig unterdrückt worden ist.

Gestern sollten die Aftien der neuen westindischen

| Kompagnie ausgegeben werden, wurden aber von den [Direktoren , nach einer deshalb erlassenen Anzeige, aus I Vorsicht noch zurückgehalten, bis vergewissert werden I tônne, bis zu welcher Ausdehnung die Minister geneigt

seyn môchten, Privilegien für allgemeine Handels - Ge-

F sellschafcén überhaupt zu sanftioniren ; da dieser Punkt Igrade jeßt in Frage steht.

Am 13ten d. M. hielt das hiesige afrikanische Jn-

Hall, bei welcher Gelegenheit der Marquis von Lands- down, in der Abwesenheit des Herzogs von Glocester,

|práfidirte, und ein sehr langer Bericht von dem Parlo-

ments-Mitgliede, Hrn. Evaus, vorgelesen wurde, in dem

viele Beispiele des unter französischer , spañischer und vortugiesischer Flagge noch immer getriebenen Sklavenu- | Handels angeführt werden. Es geht aus demselben her-

vor, daß im Jahre 1822 =28,246 Sklaven von der afri-

| fanishen Küste in Rio Janeiro eingeführt wurden. Ur-

prúnglich wurden 31,240 eingeschifst, und“ 3884 starben

uf der Reise, Jn einem Schiffe, welches 492 Sklaven

Wenn irgend eines Freiheit erfor- Es músse schon auf den

Zuganges von Brodkorn

Erzeugung zu unterhalten.

enthielt, starben 194, in einem anderen, «welches 634 ent- hielt, starben 213, Und in einem dritten, welches 418 enthielt, statben 215. Jn Bahia wutden in demselben

Jahre 8000 Sklaven eingeführt.

Hamburg, 25, Mai. Nath einem, în der Liste . der Börsenhalle enthaltenen Schreiben “aus Sachsen ‘vom 20. Mai, ist von einem in London befindlichen Sachsen, nachstehendes Schreiben eingegangen: Einer unserer Læiutds- leute schreibt uns aus London: „Mit der aufrichtigsten Besorgniß für das Wohl meines Vaterlandes muß ich Jhnen melden, daß man hier gerade jeßt im Begriff steht, zwei Riesenpläne zur Ausführung zu bringen, die in späteren Jahren dem deutshen Wollgeschäfte -nach diesem Lande unendlichen Schaden znfügen, ja deniselben wohl gar einen völligen Untergang bereiten dürften. Die Regierung hat so eben, mit Bewilllgung des Parlaments, einer auf Aftien gegründeten Kompagnie mit wirkenden Kapitalien von großem Umfange Eine Million Acres- Land in Neu-Süd-Wales förmlich geschenkt, unter der festen Bedingung, unverzüglich ganz veredelte große Schaafheerden auf dieselben zu bringen ünd zur Woll- Eine zweite, in ihrer Arc eben so wichtige Kompagnie, ebenfalls auf Afktien-Kapi- tal von großem Umfange gegründetz ist so eben im Ent- stehen, um in dem, Neu-Holland benachbarten Van Die- mens - Lande einen ganz ähnlihen Plan auszuführen, wozu ‘ihr die Regierung 500,000 Acres Weideland zum Geschenke machen wird. Daß beide große und schône Inseln hinsichtlih der Weide und des Klima’s einzig zur Schaafzucht geeignet sind, ist hirlänglich bekannt. Bereits sind Agenten nah Deutschland und Spanien geschickt, um den Einkauf: der Schaafe zu besorgen, der sich auf 40 bis 60,000 erstrecken Foll. Schiffe sind auch

“schon bedungen, um sie einzunehmen und nah ihtèr Be-

stimmung zu bringen. Die Operation soll zwar in Deutsch- land géheim betrieben werden, doch werden sich Spuren davon [chon bei Anfunst dieses entdecken.‘ Jn wiefern der Schreiber in seinen ängstlihen Besorgnissen zu weit geht, mag unerdörtert bleiben, jedenfalls aber scheinen seine Meldungen der Beachtung werth zu seyn. München, 21. Mai. Se. Maj. der König ha- ben befohlen, jede unter Allerhöchstihrer Adresse, oder unter Aufschrift des geheimen Kabinets, oder des Staats- ministeriums des Königl. Hauses und des Aeußeren, einfommende Sendung von literarischen sowohl als Kunstwerken aller Art, künftig nicht mehr anzunehmen, wenn nicht vorher bei gedachtem geheimen Kabinette Anzeige gemacht und die Zustimmung ertheilt worden, oder aber, bei Ausländern, die Anfrage bei den Königl. Gesandtschaften gestellt und sodann diesen die Aller- hôchste Bewilligung zur Einsendung zugekommen ist. _ Alle derlei unberufene Sendungen sollen ohne Be- rúcésichtigung gelassen werden. | Túrkei. Aus Hydra sind, wie süddeutsche Blätter melden, Briefe vom 26. April in Triest eingegangen, die aus guter Quelle herrühren sollen und eineNeuigkeit enthäl- ten, die den Schleier zu lüften scheint, der die Vorfälle in Kairo noch bede. Es heißt darin: „Eben einge- hende Briefe aus Alexandria vom 4. April melden, der aus den Kriegen der Mamelucken als Kampfgenosse des