1824 / 140 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 17 Jun 1824 18:00:01 GMT) scan diff

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lt wérden.“ Als einige Stimmen hier abermals die pen lv rage verlangten, trat der Graf v. Girardin dagegen auf, und erklärte, daß, wenn die Kammer hier- auf eitiginge , und das gedachte Amendement verwürfe, sie dadürch gleichsam zu erkennen geben würde, daß sie rôßtentheils aus Königlichen Dienern - bestehe. Der Vorschlag des Herrn Leclerc de Beaulieu fiel gleichwol ebenfalls durch, und als nunmehr über das ganze Geseß abgestimmt ward, wurde dasselbe mit 292 gegen 87 Stim- men angenommen. Die Versammlung gino um 5# Uhr seinander. K A a der Pairs-Kammer statteten vorgestern die Gra- fen von Villegontier und von Sussy den Kommissions- Bericht über die beiden Geseß-Entwürfe wegen der Stem- pel- und Registrirungs-Gebühren und wegen des Tabacks- Monopols ab. Man beschäftigte sich hierauf mit dem Geseß-Eutwurfe in Betreff der Erhöhung des Militair- Pensions - Fonds der von -den anwesenden 119 Pairs nft mmig angenommen wurde. A Das Journal des Déhats spricht sich im heutigen Blatte noch stärker als gestern über die Entseßung des Vicomte von Chateaubriand aus. Je mehr man, sagt es, darüber nachdenkt, um so mehr erstaunt man über den unbegreiflihen Hochmuth_ Derjenigen, die jene Ör- donnanz veranlaßt haben (ont fait rendre), oder über ihre tiefe Unkunde der öffentlichen Meinung. War's möglich , daß sie glauben konnten, die Entfernung des Hrn. v. Chategubriand werde, etwa wie die Entfernung dieses oder jenes Ministers, Niemand anfechten? Der Mann , der bei dem Tode des Herzogs von Enghien es wagte, Buonaparte Troß zu bieten, der Mann, der nach der Restauration ein System und Personen gestürzt hat, die etwas mächtiger waren als die, welche jeßt die Oberhand haben, sollte er in seiner neuen Verungnadi- gung plôblih ganz vershwinden? Wie, hat das-Mini- sterium oder der Minister nicht gefühlt, welche Stärke ein solcher Mann der Regierung gab? Seine bloße Ge- genwart im Eo vereinigte alle Schattirungen der royalistischen Meinungen, und lähmte selbst die An- strengungen der Andersgesinnten. Alle den konstitutio- nellen Lehren anhängende Männer jedes Ranges, sind durch die Entfernung des Verfassers der Monarchie nach der Charte, gleih sehr verleßt und ershreckt. War auch Hr. von Chateaubriand nicht ganz nach ihrem Wunsch, so waren sie doch sicher, daß nichts Wesentliches in der Konstitution: untergehen werde, so lange er im Ministe- rium bliebe. Seine Verwaltung hatte ihm überdem eine Menge Freunde gemacht; man hatte wohl bemerkt, daß dieser so eifrige Royalist keinen Parteigeist in sein Ministerium gebracht hatte, und daß der, wie man meinte, so überspannte Mank, der gemäßigtfte, der ver- niittélndste und“ der geschliffenste unter den Ministern rvar. Alle diese Meinungen erheben jeßt ihre Stimme zu Gunsten des Ministers, dessen Verungnadigung auf eine so wenig französische, auf eine, um nichts weiter zu sagen, so rauhe (sauvage) Weise erfolgt ist. Und wenn rnan an den Ruf des Hrn. v. Chateaubriand in ganz Europa denft, ein Ruf, den’ er durch den Glanz seinèr mitiste- riellen Laufbahn , sowohl auf der Redner-Bühne als in der großen spanischen Angelegenheit und in den jebt er-

4 am Ende zu dessen Verderben gereichen können.

öffneten wichtigen Unterhandlungen noch vermehrt hat, so muß man sagen, daß nur eine Art von Schwindel das Ministerium dazu hat treiben föônnen, si einer sol chen Stüße zu berauben. Wir hoffen noch, daß, äuf merfsam gemacht durch die laute Stimme des Publi fums, das Ministerium die Augèn ôffnen und aus jenen Täuschungen heraustreten wird, in welhe die Macht nur allzuoft durch niedere Schmeicheleien, durch Ränfe und die gemeinsten Jnteressen versenkt wird.

Als Nachschrift fügt dasselbe Journal noch hinzu: Das Geseß über die Siebenjährigkeit ist heute Abend in der Deputirten-Kammer durchgegangen, man fann sagen, daß die Lehren des Hrn. v. Chauteaubriand na seinem Ausscheiden aus dem Ministerium triumphiren, Dieses Geseß, was er seit langer Zeit im Geiste tru, als eine Ergänzung unserer Jnstitutionen, wird, nebs dem spanischen Kriege, auf immer seine öffentliche Thi tigkeit bezeihnen. Es scheint indeß gewiß, daß Hr. 1 Chateaubriand das Geséß ursprünglih in einer Wes vorgeschlagen hatte, die mehr geeignet war, alle

die jeßige Kammer und Siebenjährigkeit für die“ künfti gen; zugleih wünschte er, daß das Alter der Wählbar keit auf 30. Jahre festgestellt werde, als Gegengewidt für die Siébenjährigkeit und um den Talenten die Lauf bahn in einem Alter zu erôffnen, wo sie noch der ‘politi schen Erziehung fähig wären,

Die Etoile läßt sich dagegen in derselben Angelegen heit folgendermaßen vernehmen: Das Ereigniß, wa dermalen die Geister beschäftigt, ist noch zu neu, als daj man nicht unsere Worte, wie in dem Sinne der Leidenschaftén, die Alle béwegen, au legen sollte. Wir halten es für nüblicher einen Man sprechen zu lassen, dessen Rede nicht verdächtig seyn wir), da er zu einer von der unsrigen sehr entfernten Zü!

zwischen gleichen Mächten findet, ist zu sehr weltbekannt, als daß es einer langen Rede bedürste, um die Wah heit des Satzes anschaulich zu machen: daß unter di Ministern einer seyn muß, der eine obere Autorität hät, Mannichfahe Erfahrungen haben mir in dieser Salt so viel Einsicht gegeben, daß ih vor Gott verantwortli) zu seyn glauben würde, wenn. ich nicht ganz ausdrüdlih. jagte, daß es nichts gefährlicheres- in einem Staate giebt, als verschiedene gleiche Autoritäten in der Verwaltung Was der Eine unternimmt, wird von dem Anderen dur

kreuzt; jeder hat seine Anhänger, welche verschieden Parteien im Staate bilden werden und dessen Krä

zertheilen, anstatt sie sämmtlich zu vereinigen. So 1! die menschlichen Krankheiten und der Tod nur von d

Nichtübereinstimmung der Theile herrührt , so ist es 8 Y

wiß, daß das Gegeneinanderseyn und der Mangel at Einheit, die sich immer unter gleihen Mächten findet, die Ruhe des Staats dessen Leitung diese haben, angr! fen und verschiedene Zufälle hervorbringen S N darf mithin einer ersten bewegenden- Kraft. Ein Jeder wird sich in seinem Sinne hierzu fähig halten ; da jedoch Niemand Richter in eizener Sache [eyn kann, so niuß das Urtheil“ in einer so wichtigen Angelegenheit von

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nen erfolgen, deren BliE nicht durch eigene Interessen gehemmt wird. / Hiernächst, fährt die Etoile fort, ‘jeht der große Mann, dessen Worte wir. anführen, die r cinen Rathgeber erforderlihen Eigenschaften in Be- tracht. „Die Fähigkeit der Räthe erfordert nichts Pe- \antisches ; nichts ist gefährliher für den Staat als die- enigen, welche die Königreiche nah den aus ihren Bü- hern entnommenen Maximen regieren wollen; oft rich-

en sie dieselben auf die Weise zu Grunde, indem das -

Pergangene nicht auf die Gegenwart paßt, und die Ver- áltnisse der Zeiten, der Orte und der Personen verschie- den sind. Sie erfordert nur Güte und Festigkeit des

ch Wheistes, gründliches Urtheil, diese wahre Quelle der Klug-

heit, einen vernünftigen Anstrih von Wissenschaften, all- jemeine Kenntniß der Geschichte und der gegenwärtigen Verfassung aller Staaten der Welt, insonders desjenigen

wélchem man sich. befindet. Zwei Dinge kommen da- hei besonders in Betracht: die größten Köpfe sind für die Behandlung der Geschäfte mehr |chädlich als nüßlich ;

| venn sie nicht viel mehr Blei als Quefsilber haben, nungen zu vereinen; er wollte fünfjährige Dauer Fi

nd sie dem Staate nichts werth... Wenn Unterwür-

Mgfeit in denen nicht erforderlich ist, welche die Staaten

iten sollten, so ist ihnen doch Bescheidenheit durchaus nö- h, da gewiß ein Geist, je größer er ist, um so weniger zu- eilen für Geselligfeit und guten Rath empfänglich ist, igenschaften, ohne welche selbst die von der Natur am leisten mit Geistesgaben ausgestatteten, zur Regierung enig geeignet sind; ohne Bescheidenheit sind die großen

Köpfe so eingenommen von ihrer Meinung, daß sie alle

deren, wenn schon besseren, verwerfen. sie auch lauten möchten, F

Diese Maximen, bemerkt {chlüßlich die Etoile, md-

n sich wohl nicht in der Monarchie nah der

harte finden, man würde sie aber gewiß in einem derke antreffen, welches den Titel führte: von der

harte nah der Monarchie. schrieb: „Die natürliche Eifersucht welche sich gewöhnli) M

Die Quotidienne theilt die lebte lafonishe Korre- ondenz zwischen dem Grafen von Villéle und dem Vi- mte von Chateaubriand mit. Das Schreiben des Er- tren, mittels dessen er dem Leßteren die (gestern er- áhnte) K. Ordonnanz zugehen ließ, lautet: „Mein Herr icomte! Jch gehorche den Befehlen des Königs, und über- nde Jhnen die beifolgende Ordonnanz.‘/ Eine Stunde \hher war Hr. v. Chateaubriand bereits aus dem Hotel h seiner früheren Wohnung gezogen; seine Äntwort \tete: „Mein Herr Graf! Jch habe das Hotel der {wärtigen Angelegenheiten verlassen ; das Departement ht zu Jhrem Befehl. //

Der Courrier ftrançais meldet, daß der Infant D.

2 iguel vorgestern hier angelangt sey.

Rente 102 . 80.

London, 5. Jun. Briefe aus Panama, welche è zum 22. März gehen, bringen die (wohl sehr der stätigung bedürfende) Nachricht, daß, nach den neue- n Meldungen aus Peru, der General Canterac und r Vice- König Laserna den unumschränkten König cht anerkennen wollten. Sie hätten ihre Officiere zu- inmenberufen, und dieselben mit ihrer Gesinnung be- int gemacht; es wären auch bereits Kommissarien von eiten Bolivars zur Unterhandlung mit den spanischen féneralen ernannt worden, und man rechne auf eine

freundschaftliche Ausgleichung. Auch in Briefen aus Kingston (Jamaika) vom 9ten April ist davon die: Rede, daß die Generale in Peru sih für independent hätten erflären wollen, und daß-dermalen zwijchen Bolivar und dem peruanischen Kongresse einerseits, und Canterac und Laserna andererseits Unterhandlungeu angeknüpft worden. Aus Bogota sind heute Vormittag Zeitungen und Briefe angelangt. Die englischen Kommissarien sind am 8s. März dem Vice - Präsidenten Santander von dem Minister der auswärtigen Angelegenheiken vorgestellt und feierlich empfangen worden. Der Oberst Hamilton hat Ersterem eine Dose mit Diamanten, Namens Sr. Maj. von Großbrittannien, übèrreiht, und geäußert, daß er auch für Bolivar ein Geschenk habe. 7 „Aus Bombay wird-unterm?ck31. Dec. gemeldet: Die Zwistigkeiten zwischen dem birmanischen Reiche und der Kompagnie sind noch nicht beendigt, und wahrscheinli ist ein Krieg nicht mehr ferne. | Man hofft die Dampfschiffahrt zwischen dieser Stadt und Europa eingeführt zu sehen. Der erste, der die Reise in dem vorgeschriebenen Zeitraum macht, erhält eine Bee lohnung von 10,000 Pfd. St., wozu bereits 58,000 Ru» plen unterzeichnet sind. Auch sind auf dem Wege von hier bis Aurunzabad reitende Posten angelegt, die gro- ßen Nußen gewähren, und wahrscheinlich in. ganz Jn- dien werden eingeführt werden. Die Aerndte in dieser Präsidentschaft ist durch anhaltende Därre fast ganz miß- rathen; allein die vorjährige war dagegen so ergiebig, daß feine Hungersnoth zu befürchten ist. i Brüssel, 10. Jun. Die patriotische Gesellschaft von Waterloo wird in diesem Jahre ihre Feierlichkeit in der Kirche Unserer lieben Frau von Finis Terrae. in Brüssel halten, weil die Arbeiten zur Vergrößerung der Kirche in Waterloo jeßt in voller Thätigkeit Bas Der Beschüßer dieser Gesellschaft ist befanntlih Se. K. H. der Prinz Friedrih der Niederlande; sie beschäftigt sich,

wie man versichert, mit den Vorarbeiten zu einem Mo-

numente, welches in der Kirche von Waterloo errichtet werden soll. Ein Miethkutscher unserer Stadt ist. zu 40 Fl. Strafe verurtheilt, weil durch die schlechte Beschaffenbeic der Wagenschwengel eine Person verwundet ist. Innsbruck, 7. Jun. Am 5ten d. M. Nachmit- tags 4 Uhr sind Se. Königl. Hoheit der Prinz von Salerno mit Jhrer Kaiserl. Hoheit der Durchlauchtigs sten Frau Erzherzogin Klementine, daun mit Jhrer Kö- nigl. Hoheit der jungen Prinzessin von Salerno, nebst Gefolge, von Wien kommend, hier eingetroffen , und in der K. K. Hofburg abgestiegen. : e Nordamerika. Der Nationals Kalender der ver- einigten Staaten für das Jahr 1823, enthalt unter an- deren folgende interessante statistishe Notizen: Zahl der Einwohner 9,564,000, worunter 1,543,000 Sklaven. Der Ackerbau beschäftigt 2,175,000 Menschen, elg au 72,500, die Manufafturen 349,600. Aus Europa kamen in den Jahren 1821 und 18227 Reisende 20,201 und 16,232 Einwanderer, unter leßteren 8284 Engländer, 685 Franzosen, 486 Deutsche, 400 Spanier und 112 tin der. Jm Jahre 1822 wurden 194 Erfindungs- Patente

ertheilt, darunter 11 für vervollfklommnete Wagen, 22 für