1885 / 71 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 24 Mar 1885 18:00:01 GMT) scan diff

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M 71.

Erste Beilage

Berlin, Dienstag, den 24. März

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

18G S.

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Deutsches Neich. Nachweisung

der in der Zeit vom 1. Januar bis 15, März 18865 innerhalb des deutschen und Steuervergütung abgefertigten Zuckermengen. 1)

Zollgebiets mit dêm Anspruch auf Zoll-

Menüe Hes ‘abge fer brate eg uter T E 7 s E Ls i Puder, Kandiszucker und Zucker owie ale weißen trodenen 9 in weißen vollen R Broden | Zucker in Krystall-, Krümel- N Polansaten L Staaten, (Nr. 697 des statistischen und P R (Nr. 699 des statistischen bezw. Waarenverzeihnifses) (Nr. 698 des statistischen Waarenverzeihni}es) Verwaltüngs8- Waarenverzeichnisses) Bezirke. A in in in in in Ne Se | ee Zeit der Zeit | der Zeit der Zeit | der Zeit | om 1. Jan. bis! 1. bis ¡zusammen | Jan. bis| 1, bis | sammen | 1, SAif bis | 1, big | sammen 28. Febr. | 15. März 28, Febr. | 15, März 28, Febr. | 15, März | 00 Ke) kg kg kg kg kg 4 Ke kg Preußen. | Provinz Ostpreußen A E _ L 219 600| 76900) 296500 Westpreußen . 2 = 19 010 543| 3 127 820} 22 138 363 „Brandenburg 1 104 10 517 11 621 M L Wi as de x C faiedd L 561 454 156 792 718 246 30 000 22 599) 52599 T7551915| 1952616 9 504 531 J Den As n ats E Le lud A a A Seen _— 2 650 975 2650975 Sachsen eins{ließlich der | Schwarzb. Unterherrshaften 4444075| 1019 951| 5 464026] 1 629 009| 223 669] 1852 678 9402 218| 1 489 205] 10 891 423 „_ Schleswig-Holstein . . 101-1103185 223 881| 1327066] 3251 366) 535415} 3786 781] 52814 357| 7 205 678} 60 020 035 j; Ane 18 718 4910 23 628] 2 659 244 80 973) 2740217] 31991 908| 2297 644} 34 289 552 Ÿ estfalen. . 15 844 15 844 —— H ¿Hessen-Naffau . -— -— dei E Mheinprovinz . ... ./|/2127.084 552 583| 2679 667| 110 101 27 708 137 809 4002454| 545 340| 4547794 Sa. Preußen | 8271464| 1968 634} 10 240 098] 7 679 720| 890 364} 8 570 084| 127 643 970/16 695 203} 144 339 173 Bayern 1 168 779 376 259) 1 545 038 —- —— 626 667 626 667 Sawsen 6 465 —— 6 465 —- —— -— —- Mlirttemberg M E Q I 34 203 34 203 -— E n a a, 154 326 154 326 _—— -—— 299 900 299 900 M: C iges —— —_ —- 149 883) 129 985 279 868 U E N H —_— —_ Würingen, eins{ließl. d. Großh. h sähsishen Aemter Allstedt und | eben E H —- nburg . e Zee A ad EA B 2 S L V Munschweig 1 623 729 410 349| 2034078] 503 481 30 746 534 227 1020 684 —— | 1 020 684 di L R Ne 573 876 573 876, 1101625) 441559) 1543 184 aß-Lothri : _— Se tes Me E C S R —— 198 196 198 196 Ueberhaupt im deutschen Zollgebiet [11258 966| 2 755 242|| 14 014 208] 8 757 077| 921 110 9 678 187] 131 040 925/17 266 ce0 148 307 672 Jundemselb. Zeitraum d. Vorjahres2)\10 373 394\ 3 025 941 13 399 3351 6 046 971| 1445 955| 7 492 9261 97 833 143121 619 333|| 119 452 476

1) Die Nachweisung bezieht fich auf diejenigen Zuckermengen, welche zum Export oder zu einer enn Niederlage abgefertigt ren

) und dadurch dem inländischen

Markte entzogen worden snd, nicht also auf die wirklih zur Ausfuhr über die Zo

ze gelangten Mengen.

2) Die Abweicbungen gegenüber der vorjährigen Uebersicht beruhen auf nahträglih eingegangenen Berichtigungen, Kaiserliches Statistisches Amt. Beer.

Berlin, den 21. März 1885,

Nichhkamlkliches.

Preußen. Berlin, 24. März. Jn der gestrigen (74,) Sizung des Reichstages trat das Haus in die dritte Berathung des Entwurfs eines Gesehes, betreffend Post- dampfschiffs - Verbindungen mit überseeischen ändern, auf Grund der Zusammenstellung der in zweiter rathung gefaßten Beschlüsse ein. f j

3 Der Entwurf eei in seinem §8. 1 in der zweiten Lesung [gende Fassung erhalten :

; O O eee wird ermächligt, die Einrichtung und Unterhaltung von regelmäßigen Postdampfshifs - Verbindungen “wischen Deutschland einerseits und Ost-Asien, sowie Australien iwishen Aden und Port Elisabeth andererseits, auf eine Dauer bis ju fürfzehn Jahren an geeignete keutshe Unternehmer auf dem Wege der engeren Submission einzeln oder zusammen zu übertragen und in den hierüber abzuschließenden Verträgen Beihülfen bis zum Höchstbetrage von 4 Millionen Mark aus Reichsmitteln zu be- willigen.“ ; e

In einem §. 1a war nach dem Antrage Rintelen für eine Zweiglinie Triest - Brindisi - Alexandria eine Summe von

200 00 s oren. 0 64 ausgeworf Graf von Behr-Behrenhoff,

Heute beantragten die Abgg. G Dr, Hammacher und von Helldorsf, diese Summe zu verdoppeln,

also 400 000 /4 zu bewilligen. Die Abgg. Dieß und Gen. beantragten : Der Reichstag wolle beschließen : I. In §. 1 Zeile 3 statt Australien zu seßen: nach dem Festlande Australiens. \ Eventuel: Im Falle der Ablehnung dieses Antrags in Sl Zeile 3 und 4 die Worte „sowie Australien andererseits" zu streichen. Im Falle der Streichung dieser Worte in der 8. Zeile statt a Millionen Mark „eine Million siebenhunderttausend Mark zu sehen. - Il: In der Anlage Punkt 6 wie folgt zu fassen: L e Ju diese dien) einzustellende Dampfer müssen auf ‘deutshen Werften und aus deutschem Material, soweit solches in Deutschland beschafft werden kann, gebaut sein. Nach Verlauf von 8 Jahre nah Inbetriebscßung der Linien dürfen alte Schiffe ncht mehr eingestellt werden. 2 In der Generaldiskussion erklärte der Abg. Dr. von quidzewski, seine Landsleute und er würden bezügli der orlage an dem Standpunkte festhalten, den er in der ¡eiten Lesung dargelegt habe. Der Zweck seiner jeßigen Mde sei nux, sih persönlich vor dem Vorwurfe zu verwahren, ß er behauptet hätte, der Reichskanzler habe sein (des unzlers) Stenogramm geändert. Eine solhe Behauptung habe er gar nit aufgestellt.

Der Staats-Minister von Boetticher entgegnete, der Vor- lder habe si in einem Jrrthum bewegt, als derselbe gesagt

Nede korrigirt sei. Der Abg. von Jazdzewski Fe sih heute egen diesen Vorwurf ‘verwahrt und gesagt, derselbe habe eine fol Behauptung nit aufgestellt. Nun laute aber die Er- klärung des Abgeordneten in jener persönlihen Bemerkung bei der zweiten Lesung: „Ec glaube auch, den Ausdruck, den er citirt habe, von dem Reichskanzler wörtlich so gehört zu haben, wie er ihn gehört habe, und er sei überzeugt, daß, wenn ex das Mutktterstenogramm der Rede des Reichskanzlers erhalten könnte, was er nicht habe erhalten können, er den Beweis liefern würde, daß er richtig citirt habe.“ Und inso- fern behaupte er (der Minister) niht mit Unrecht, daß ih der Abgeordnete mit seiner Ausführung im Frrthum be- funden habe. h He Der Abg. Dr. von Jazdzewski bemerkte, das sei ledigli ch eine Deduktion aus seiner Behauptung, die nicht die einzig mögliche sei, und er habe sih dagegen verwahrt, daß ‘er diese Behauptung hier aufgestellt habe. Die Deouktion, die der Reichskanzler daraus machen wolle, müsse er demselben natür- lich vollkommen überlassen, aber er habe behauptet und bleibe fest dabei stehen, daß er die Bemerkung, die in dem Schreiben des Reichskanzlers enthalten sei, niht gemacht abe. » | i Der Abg. Grad erklärte, der Abg. Virchow habe neulih sein Erstaunen darüber ausgesprochen, daß gerade Vertreter des Elsaß die Kolonialpolitik unterstüßten, da doch die Ansiedelung der Elsässer in Algerien zu jämmerlihen Erfahrungen geführt haben jolle. Nun, er kenne die algerishen Zustände aus eigener An- \chauung und habe diese Kolonie besonders in Hinsicht auf die Bedingungen der Ansiedelungen feiner Landsleute aus dem Elsaß in allen Theilen wiederholt bereist. Nach den leßten Volkszählungen sei die Zahl der Europäer in Algerien von 357 179 im Jahre 1876 auf 423 881 im Fahre 1881 gestiegen, also um 66 702 Personen, d. h. um 15 Proz, darunter etwa 7000 Deutsche und Schweizer. Daß das Klima dort den An- siedlern aus Elsaß nit ungünstig sei, beweise das Ueber- wiegen der Geburten über die Sterbefälle bei den Kolonisten, au bei den Elsässern. Aber er gebe gewiß zu, daß nicht alle Elsässer, welche seit der Annexion von 1870 nach Algerien gelockt seien, gute Ecfahrungen gemacht hätten, Es hätten si darunter viele Fabrikarbeiter befunden, die lieber faulenzten, als pflügten. Wie alle elsässishen Auswanderer hätten diese von der Regierung eine Konzession von 25 h Ackerland, auch ein Haus und ein paar Ochsen bekommen. Anstatt den Boden urbar zu machen, hätten viele von ihnen vorgezogen, Hab und Gut zu verkaufen und seien dann in wenigen Jahren am Absynth- trinken zu Grunde gegangen. Aehnliches erlebe man auch im Elsaß, wo mit dem billigen Shnaps seit 1871 die Brannt-

hibe, der Reichskanzler habe demselben gegenüber behauptet, {t (der Abg. Gin Miet habe die Behauptung ausgestellt,

dah das Stenogramm des Reichskanzlers über die betreffende

i auch viele Leute dem delirium tremens zum Opfer Ae Niatabéstowenigér seien die elsässishen Bauern,

welche in der Kolonie ernst zur Arbeit gegriffen hätten, auf das Beste gediehen. Er weise auf die Dörfer, welhe Graf . d'Houssonville und der Abg. Jean Dollsus in der Kabylce gegründet hätten, hin. Also mit einer durchs{chnittlichen Tem- peratur von 18 Grad in Algier unter dem 34. Breitengrade hätten sich Elsässer und Deutsche gut akklimatisiren lassen. Aehnlich stehe es mit dem Kaplande in Süd-Afrika, welches er als für deutshe Auswanderer geeignet bezeihnet habe. Wu der Kapstadt sei die mittlere Jahrestemperatur 16 Grad elsius mit Schwankungen von 12 bis 20 Grad. Jn Pietrmarißburg bei den holländishen Boers finde man ähn- lihe Temperaturverhältnisse. Wo Reben, Taback und Schaf- zucht gedeihe, würden auch deutsche Kolonisten gedeihen. Pro- fessor Hann in seinem „Handbuch der Klimatologie“ bezeichne das Kapland als für deutshe Auswanderer vorzüglich geeignet. Der Abg. Lohren habe geschildert, welche Vorzüge eine direkte Verbindung von Deutschland mit dem Kaplande allein für die Einfuhr von Wolle für den deutschen Handel haben würde, welcher en dafür an England über 8 Millionen be- zahle. Die Vorzüge der australishen Dampferlinien habe Pro- fessor Reuleaux nachgewiesen. Diese Dampserverbindungen so- wohl mit Australien wie mit Afrika und Ost-Asien würden den deutschen Handel wie die deutsche Fndustrie wesentlih fördern. Neben den materiellen Vortheilen gingen aber auch ideale Zwecke und Vortheile her. Jede Landung in diesen entlegenen Gegenden der Erde gelte für ihn als eine Botschaft der Kultur und friedsamen Fortschritts. Gerade diejenigen Mitglieder des Hauses, welche dem Fortschritt huldigten, sollten doch, anstatt als Bremser aufzuhalten, diesem Versuch zum Fort- {ritt zustimmen, Jn Hinsicht auf die Förderung der Kultur, der Ausbreitung christliher Einflüsse in wilden Gebieten möchte er den Abg. Windthorst bitten, die Vertreter des deut- schen katholischen Adels, die Nachkommen jener Ritter, welche zur Zeit der Kreuzzüge für die Sache des Christenthums so viele Opfer gebracht hätten, aufzufordern, durh Förderung der projektirten Verbindungen mit weit entfernten heidnischen Gegenden an dem religiösen Jnteresse in der Menschheit mit- zuwirfen. Jm FJnteresse des allgemeinen Fortschritts der Kultur sowie der Beförderung des deutschen Handels bitte er, die Subvention für alle Postdampferverbindungen zu bewilligen. Der Abg. Dr, Bamberger bemerkte, als das auffallendste und beherzigenswertheste Ergebniß der fünftägigen Debatten in der zweiten Lesung trete ihm das entgegen, daß die Mei- nungen beinahe glei gespalten gewesen feien, und mit den kleinsten Majoritäten über einen großen Wendepunkt in dem gesammten wirthschaftlihen Leben entschieden sei, Von den verbündeten Regierungen und namentlich von dem Reichs- kanzler sei auch der Rahdruck nicht sowohl auf die einzelnen Beschlüsse an si, sondern auf ihre symbolische Bedeutung als ein Zeugniß dafür gelegt, daß der Reichstag mit dem nun- mehr inaugaurirten System des Vorgehens in überseeischen Dingen einverstanden sei und dem Kanzler die unentbehrliche Stüße biete. Der Reichskanzler habe damit durhaus Recht, nur werde sein eigentlicher wet durch Entscheidung mit so schwachen Mehrheiten nicht erreiht, und der Kanzler gewinne den imposanten Stüßpunkt, dessen derselbe bedürfe, niht, wenn

sie sich bei der dritten Lesung wiederholen würden, Nur die ostasiatishe Linie wlirde Aussicht haben, von einer Majorität angenommen zu werden, von

der jener moralische Effekt ausgehen würde, an dem dem Reichskanzler vorzugsweise gelegen sei. Er habe vielleiht noch einen per{önlichen Grund mehr, dafür zu sprechen, daß, wenn man do einmal hier etwas Positives thun wolle, man sich auf die ostasiatishe Linie beschränken follo, als er in der Kommission der Urheber, wenigstens der erste Anreger des Gedankens gewesen sei, diesen Weg einzuschlagen, wenn Deutschland ein Gebiet betreten wolle, auf dem es noch nie ge- wandelt habe, und für das das Haus sih auf 15 Jahre hinaus engagiren solle und engagiren müsse, da keinem Ünternehmer der Aufwand, die Anstrengung und die Verbindlichkeiten, die demselben bei diesem Vertrage zugedacht seien, ohne Sicher- stellung auf eine Bitt von Jahren hinaus zugemuthet werden fönnten. Um so vorsihtiger müsse man sein, bevor man ein solches Experiment auf 15 Jahre unwiderruflih abschließe. Aus diesem Grunde habe er, obwohl er nach wle vor ein prinzipieller Gegner der Vorlage sei, in der Kommission den Gedanken angeregt, si iu die ostasiatishe Linie zu beschränken, gewissermaßen wenn er sich erdreisten dürfe, sich ein Beispiel an einem hohen Vorbilde zu nehmen, als ehrliher Makler zwischen den verschiedenen Ansichten, die in der Kommission vertreten gewesen seien, und es wäre ja auch in der Kommission {hon zu einem solchen Resultate ge- kommen, wenn nicht aus Verdruß über die Ablehnung der australischen und afrikanischen Linie die Mehrheit sih momen- tan in ihren Shmollwinkel zurückgezogen hätte, aus dem sie erst durch den Reichskanzler in zweiter Lesung wieder heraus- geholt sei. Wenn er für Ostasien relativ dadur eingetreten sei, daß er an der Abstimmung gegen Australien theilge- nommen habe, so müsse er der Wahrheit zu Ehren hinzu- fügen, daß das niht ohne Gewissensbise geschehen sei, daß er es eigentlih sehr bedauere, gegen die jeßt bestehende ost- asiatishe Unternehmung, welhe auf Privatkräften beruhe vorgehen zu müssen. Jm Gegentheil müsse er ausdrüdli

bekennen, wie beklagenswerth es ihm erscheine, daß diese ost- asiatishe Privatunternehmung aller Vermuthung nah dur Einlegung der Staatslinie untergraben werde. Diese “Linie habe den Erfolg und die Anstrengung für sich. Man sei ihr, wenn man ihre ehrenhafte Thätigkeit, die zugleih dem allgemeinen Besten Vorschub leiste, überhaupt anerkennen wolle, im hohen Maße die Anerkennung s{huldig, daß es ihr elungen sei, ein Unternehmen, das vor ithe als einem Fahr ehnt mit kleinen Mitteln angefangen habe, auf eine so Wipettabte Höhe zu erheben. Wie man wohl erfahren habe, werde von dieser Dampfschiffrhederei seit den leßten Monaten fogar alle 20 Tage nah China und Japan ein Schiff abge- sendet, also in kürzeren Pausen, als von der Regierung vor- geschlagen sei. Es sei von diesem Privatunternehmen weiter durgeseßt worden, daß es seine Schiffe vollbefrähtet mit

deutshen Waaren nah dem Orient abgehen lassen könne.

Noch ‘aus einem anderen Grunde zweifle er, ob |ch