1872 / 107 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 07 May 1872 18:00:01 GMT) scan diff

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zolst. Ulan. Negt. Nr. 15 Kad. v. Koschüßki-Larisch; in das {[ltmärk. Ulan. Regt. Nr. 16 Kad. Crüger 1.7 in die Garde - Art. Brig. Kad. v. Bismarck 11l., Kad. Bütow und Kad. Fallier; in die 3. Art. T Kad. Eltester; in die 4.-Art. Brig. Kad. From- mann und Kad. Bienß; in die 5. Art. Brig. Gefr. Rimann; in die 6. Art. Brig. Kad. Leitgebel und Kad. Hirschberg; in die 7. Art. Brig Kad. v. Bentheim; in die 8. Art Brig. Kad. Lam - mich; in die 9. Art. Brig. Gefr. Digeon v. Monteton und Kad. Lüning; in die 10, Art. E Kad. Quensell U. und Kad. Kett- ler; in die 11. Art. Brig. Kad. Spangenberg !.; in die 14. Art. Brig. Kad. v. Lahrbusch; in die 15. Art. Brig. Kad. Schwein- heim und Kad. Bünger; in das Jngenicur-Corps Kad. Rüdiger 1. Kad. v. Zernicki-Szeliga, Kad. Ruppert, Kad. Geisberg un

Kad. Wiener. L :

Berlin, den 28. April 1872. h Wilheln.

Bei der unterm 12. l. Mks. stattgefundenen Ziehung der im laufenden Jahre einzulösenden Partial-Obligationen des vormals Landgräflich hessischen bei dem Bankhause A. Reinach zu Frank- furt a. M. negoziirten 5 proz. Staatsanlehens von 150,000 Fl. d d 26. Juli 1859 sind durch das Loos zur Rückzahlung auf den 1 sten August d. Js. bestimmt worden :

Nr. 90 1 Stck. » 295 A. 295B. 295C. 295D. é Po». «4 (A100FL) «500 » =285 » 21» im Ganzen also. 6Stck. gzu 1000 Fl. =571 thlr. 12 sgr. 11 pf.

Die Inhaber dieser Partial-Obligationen werden hiervon mit dem Bemerken benachrichtiat daß sie die Kapitalbeträge, deren Ver- zinsung nur bis zum Rückzahlungs-Termine stattfindet, bei dem oben- genannten Bankhausc, bei der Königlichen Regierungs-Hauptfasse zu Miesbaden, bei jeder anderen Königlichen Regierungs-Hauptkkasse, bei der Königlichen Staatsschulden - Jälgungska|sse zu Berlin, bei der Königlichen Kreiskasse zu Frankfurt a. M. , bei der Königlichen Steuerkasse zu Homburg und den Königlichen Bezirks-Hauptkassen zu Hannover, Lüneburg und Osnabrück gegen Rückgabe der Partialk- Obligationen und der dazu gehörigen, erst nah dem 1. August 1872 fällig werdenden vier Zins-Coupons Serie 1. Nr. 5 bis inkl. 8 nebsi Talons erheben können. | ;

Der Geldbetrag der etwa fehlenden Zins-Coupons wird von dem Nominalbetrage der Obligation zurüctbehalten.

Restanten: aus dem Verloosungs-Termine 1. August 1879: Nr. 278D.; y aus dem Verloosungs-Termine 1. August 1871: Nr-SI9A. 219B. BI9C, 219D :

Die Tnhaber dieser Partial-Obligationen werden wiederholt zu deren Einlösung aufgefordert.

Wiesbaden, den 13. April 182.

Der Regierungs8-Präsident. An. BVeriretultg“ v. Dr ebl er.

Nichtamtliches.

Sranfreih. Paris, =5. Mai. Gestern um D Or enipfing der Präfident der Republik ein Schreiben des Mar- \halls Bazaine, worin dieser Herrn Thiers dank, lhm von den Anträgen des Krieg8srathes Kenutniß gegeben zu haben, und erklärt, daß er zur Verfügung der Versammlung und der Regierung stehe. Die Regierung soll bereits den General be- zeichnet haben, welcher die Staatsbchörde im Prozeß vertreten wird. Es ift dex General Poucet, welcher in der Loire-Armee ein Kommando hatte.

Der Präsident Thiers nahm am 29. v. M. aus den Händen des cilenischen Gesandten Bl est-Gana dessen neue Beglaubigungsschreiben entgegen. Í

Die französische Regierung sendet fortwährend Truppen an die spanische Gränze, die sehr scharf überwacht wird. Es sollen dort zwei bis drei Divisionen aufgestelll werden.

Aus la Rochelle vom 4. Mai wird gemeldet: Das Segelschiff »Danae« 1st auf dem Punkte nach Neu - Kale- donien abzugehen. Es führt 200 Deportirte, darunter Assy und Negère. Die Häfen von St. Martin “de und Oléron sind jeut geleert. Gefangene befinden sich noch in den Gefäng- nissen von Rochefort und im Fort Boyard, unter Leßteren Heinrich Rochefort. z

Spanien. Madrid, 5. Mai. (W. T. B.) Das schon gemeldete Gefecht mit den Carlisten fand bei Orosquieta statt. Die Carlisten verloren 40 Todte, 10 Verwundete, 730 Gefan- gene. Die Truppen sind in lebhaftér Verfolgung der Carlisten und bringen noch mehr Gefangene ein. Don Carlos floh mil ctwa 200 Mann, dicht gefolgt von den RegierungsStruppen, in der Richtung nach der französischen Grenze.

Eine Depesche aus Bayonne von demselben Tage meldet erner: : | Das Gerücht, daß Don Carlos gefangen worden fei, er-

hält sich; positiv ist, daß Rada- nach Frankreich übergetreten ist. Die spanischen Behörden fordern scine Vertreibung vom fran- _zösishen Boden. :

zu 500 Fl: = 285 thlr. 21 sgr. 5 pf.

Portugal. Lissabon, 2. Mai. Der Jnfant Dom Augusto ist gestern aus Jndien zurückgekehrt. Der Kongreß wird am 4. Mai geschlossen werden.

Túürkei. Konstantinopel, 3. Mai. Der Erzherzog Karl Ludwig von-Oecsterreich wurde heute vom Sultan im Palaste von Dolma - Baktsche in einer besonderen Audienz empfangen. Server Pascha fungirte als Dolmetsh. Die Audienz dauerte eine halbe Stunde. Nach der Rückkehr in das Botschaftshotel überbrachte der erste Sekretär des Sultans dem Erzherzog die Dekoration des O8manie-Ordens in Brillanten. Gegen 2 Uhr erwiderte der Sultan den Besuch des Erzherzogs im österreichischen Botschaft8palais.

0; Male « 4 2. D.) Den: »Eouvrrier: De l’Orient« veröffentlicht ein ihm zugegangenes Telegramm aus Gallipoli vom 4. d., wonach auf der Insel Marmara bereits seit drei Tagen Judenverfolgungen stattfinden, angeb- lich, weil ein Grieche verschwunden sei. Die Synagoge ist de- molirt, die Wohnungen der Juden und die Judengewölbe werden geplündert, die Rabbiner ins-Gefängniß geseht. Die Men jüdishen Familien flüchten sih in die Häuser der

ürken.

Numánien. Bukarest, 6. Mai. Fürst Karl von Rumänien hat sih heute in Begleitung des Handels-Mi- nisters Cretzule8co nach Kleinrumänien begeben und wird am 11, d. in Turnu-Severin eintreffen, um dort die Ankunft seiner von_ der Reise zurückkehrenden Gemahlin zu erwarten.

Dánemark. Kopenhagen, 2. Mai. “Tm Jnteresse des dänischen Handels und Ackerbaucs macht das Ministerium des Aeußern in der »Berl. Tid.« bekannt, daß dasselbe vom dänischen Konsul in Antwerpen darauf aufmerksam gemacht worden ist, daß die Gültigkeit des unterm 22. Dezember v. J. in Belgien emanirten Geseßes über freie Einfuhr von Korn, Mehl und anderen Nahrung9mitteln mit Ende des Monats April aufgehoben und daß folglich der frühere Eingang§dzoll vom 1. Mai d. J. an gerechnet, wieder in Kraft getreten ist.

3. Mai. Die zur Untersuchung dexr Verhältniffe in Grönland niedergeseßte Kommission hat ihr Gutachten abgegeben, welchem zufolge das Land in 14 Oberkatechetdistrikte oder Kirchspiele und in 3 größere Distrikte eingetheilt werden soll. Die Kommission befürwortet, in den drei größeren Distrik- ten theologische Kandidaten, in den übrigen Distrikten dagegen Eingeborne als Prediger anzustellen.

Reichstags - Angelegenheiten.

Berlin, 7. Mai. In der gestrigen Sißung des Reichs- tags nahm bei der ersten Berathung des Posivertrags zwischen Deutschland und Frankreich der General-Postdirektor Stephan wiederholt das Wort, zunächst nach dem cinleitenden Vortrage des Abg. Schmidt (Stettin):

Ich bin in der angenehmen Lage, zunächst bestätigen zu können, daß die Wünsche und die Absichten der deutschen Unterhändler voll- fommen mit den Anschauungen in Uebereinstimmung sich befanden, die der Abgeordnete für Stettin soeben ausgeführt bat. Es war von deutscher Seite vorgeschlagen worden, das Porto für die internationalen Vricfe zwischen Deutschland und Frankreicly wenn irgend möglich auf den Saß von 2 Sgr. oder doch von 25 Sgr. festzustellen. Die französischen Bevollmächtigten traten diesem Vorschlage aber mit einem Hinwcise entgegen; der bei den obwaltenden Umständen gewiß eine entspredende Beachtung verdicnte: näml‘ch mit dem Hinweis auf die gegenwärtige finanziclle Lage Frankreichs.

Was sodann dic Fefstschung" des Gewichts betrifft, so liegt auf der Händ, daß die Progression von 10 Gramm cine solche ist, die den Bedürfnissen des heutigen Verkehrs nicht entspriht. Es kommt weniger auf den höheren Portosaß an, den diese Gewichtsprogression zur Folge hat, als hauptsächlich darauf, daß sie zu so vielen künst- lichen Mitteln Veranlassung giebt, dem Briefverkehr andere Formen zu-geben, in die er sich nur ebe ungern hineinzwängt. Wer in Frank- reich gelebt hat, wird wissen, daß man ein äußerst dünnes Papier zu Briefeù verwendet; den Siegelvérshluß verbannt, daß Couverte oft nicht angewendet werden, ja daß man die Briefe, wenn der Bogen zu Ende ist, von vorn an zu schreiben fängt, von rechts nach linfs, nach Art der semitischen Sprachen und so, daß cine Zeile über die andere zu stehen kommt, wie ein Palimpsest. Alle solche Schwierig- keiten werden durch diese Gewrvichtsprogression hervorgerufen; haupt- sächlich leidet aber darunter die Korrespondenz des gewöhnlichen Mannes, der nicht senen Grad der Intelligenz oder; ih möchte sagen: Raffinirtheit besißt, um solche den Bestimmungen auswcichende Ver- fahrung8weisen für seine Korrespondenz anzuwenden. Es darf übri- gens das Vertrauen gehegt werden, daß mit der Zeit die Wirkung der größeren Gewichtsprogresjion, wie sie in allen neueren Verträgen, die deutscherscits abgeschlossen worden sind, sich aufgestellt findet, auch dice- jenigen Länder, welche diese Progression noch nicht bei sich eingeführt haben, dahin bringen wird, zu ihr Überzugehen. :

Wenn es endlich uns nicht gleich gelungen ist, auf den billigeren Saß von 2} Sgr. zu kommen, so lag das hauptsächlich noch an cinem anderen Umstande, der ebenfalls von französischer Seite bei den Unter- handlungen hervorgehoben wurde; nämlich an dem belgischen Transit-

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porto. Wir find nicht auf der ganzen Grenze Nachbarn von Frank-

reich; sondern es geht ein erheblicher Theil der Korrespondenz noch dur Belgien. Für diesen Transit is ein Transitporto von ungefähr 4 Pf. pro Brief an Beïgien zu bezahlen. Nun wurde data hin- gewiesen, daß die Transitstrecke zwischen Verviers und Erquelines, welche im Ganzen etwa 20 Meilen beträgt, in 4 Stunden zurückgelegt wird. Es zahlt also gegenwärtig noch jeder Brief für jede Stunde, die er auf belgischem Gebiet zubringt, 1 Pf. Transitporto; und es is klar daß, wenn es unmögli ist, einen so billigen Portosaß mit rankreich herzustellen, dieses Transitporto wesentlich mit die Veranlassung dazu ist. Jch glaube nun, es darf die Hoffnung nicht aufgegeben werden; daß cs den Verhandlungen mit der belgischen Regierung gelingen wird, cine Abänderung în dieser Beziehung, wenn nicht gar cine Beseitigung des gesammten Transitportos zu erreichen, das eigentlich nur ein Ueberbleibsel des Merkantilsystems L ( und von Tag wu Tag mehr als eine Ruine aus der Zeit der Fiskalität des Verkehrswesens erscheint. Jedenfalls würden wir es in der Hand haben und wir sind darin mit der französischen Postverwaltung vollständig einverstanden die direkten Linien, welche uns über Meß und Straßburg jeßt zu Gebote sichen, für den Verkehr zu einer voll- fommenen Verbindung in so ausgiebiger Weise zu verwerthen, dafy wenn die Nothwendigkeit eintreten sollte, wir uns vielleiht der Be- nußung des belgischen Gebiets ganz ents{chlagen können.

Welches nun aber auch der Erfolg all dieser Schritte sein möge, wir dürfen die Ueberzeugung hegen, daß, wenn der Vertrag mit E seine Wirkungen erst einige Zeit ruhig en'falket haben wird, elbst die Gegner dieses Vertrages, welche ihm die Ehre einer ziemlich heftigen Bekämpfung haben angedeihen lassen, wie sie sonst wohl nur geschichtlichen Aften von größerer Bedeutung zu Theil zu werden pflegt, die Wahrnehmung machen werden, daß die \chließlihen Resul- tate, die dav-rnden Wirkungen dieses Vertrages, jedenfalls zum Vor- en beid. fontrahirenden Theile aus\hlagen werden: denn die

ervollkommnung der internationalen PENNQUnE ist (9 nichts an- deres, als die eee Förderung des gesammten NRachbarlebens der Völker hier aus_dieser Erde/ als die Erleichterung ihres Handels, ihres Verkehrs und ihrer geschäftlichen Verhältnisse, und, was noch höher steht : ihrer geistigen und sittlihen Bedürfnisse. Danach, meine Herren, ist zu hoffen; daß auch diejenigen ¡welche sich mit den neuen Grund- \säben des vorliegenden Vertrages noch nicht haben befreunden können, sich Überzeugen werden, wie auf diesem Gebiete nicht ein gegnerisches, sondern ein solidarisches Juateresse aller Nationen besicht.

Ferner nah dem Abg. Dr. Reichensperger (Crefeld):

Meine Herren! Es is ja nicht zu verkennen, daß diese Bestim- mung, wie jede Zwangsbestimmung denn eine solche is es aller- dings und soll es auch sein unter Umständen ihr Le Unange- nehmes hat. Es ist aber absolut nicht möglich, ohne diese Bestim- mung auszureichen. Ein Beweis dürfte vielleicht darin liegen, daß die Postgeseßgebungen sämmtlicher Staaten diese Bestimmung haben, ja daß cinige Staaten, welche von dersclben abweichen, so weit gehen, ergleichen Sendungen überhaupt nicht zu befördern, sondern sie an den Absender zurückzugeben, oder, wenn er, wie häufig der Fall, nicht zu ermitteln ist, sie einfach ins Feuer werfen lassen. Eigentlich is es also noch ein milderer Grad der Bestimmung, wie sie sich in diesen Verträgen findet. Die Kreuzbandsendungen ih darf das wohl sagen exfreuen sich einer gewissen Vorliebe von Seiten der Post sie genießen Portoermäßigungen, die in der That mitunter bis zu dem Grade geen wo -die Selbstkosten der Post durch den Ertrag kaum noch gedeckt werden. Es is nicht allein der Portosaß schr mäßig festgeseßt, sondern auch die Gewichtsskala günstig bemessen. Nun isst aber andererseits - niht zu verkennen, daß der oft eine außerordentliche Last daraus erwachsen würde, wenn es edermann freistehen sollte, die Sendungen ganz zu frankiren, theil» iveise oder nicht zu frankiren , denn nach den Erfahrungen , die der Postverwaltung vorliegen, kann ich die Hoffnung des geehrten Herrn Vorredners nicht theilen, daß nur in wenigen Ausnahmefällen, wenn eine solche Zrwangsbestimmung nicht bestände, solWe Unregelmäßig- feiten vorkommen würden. Wenn das der Fall wäre, dann würde ih der Allererste sein, der sich dem Antrage des Herrn Vorredners anschlö}se und der seinen ganzen Einfluß darauf richten würde, um

die Bestimmung, die der Herr Abgeordnete getroffen zu sehen wünscht,

ur Ausführung zu bringen. Jndessen das ist nicht der Fall; die

oft muß sih bei dieser Maßregel L sie hat es mit einem enorm zahlreichen Publikum zu thun. Nach einer Zählung j die ih vor Kurzem habe vornehmen lassen, kommen täglich an die verschic- den-n Postschalter Berlins 39,580 Personen ; im ganzen Staate etwa 14 Millionen Menschen, die täglich auf der t persönlich verkehren ; täglih werden Millionen Sendungen abgeschickt. Es ist klar, daß; wenn man dabei nicht in gewissen Beziehungen Zwangsbestimmun- en gäbe, es nicht möglich sein würde, die durckaus nothwendige Ordnung aufrecht zu erhalten. Wenn man die Kreuzband- sendungen bei einer einzigen Post nach England, nach Indien ansicht, und bemerkt, daß ungeachtet dieser Bestimmung noch viele Sendungen vorkommen, bei denen das Nachtaxiren , wie der Herr Vorredner bemerkt, viele Weitläufigkciten verursacht, daß darunter die Briefexpedition, der Hauüptzweck der Post, leidet zu Gun- sten jener privilegirten Sendungcn, so möchte es, glaube ich, doch wohl nicht gerathen sein, zu dem vom Hercn Vorredner gewünschten System über- ugehen, Es ist aber meine Pflicht, hervorzuheben, daß allerdings bercits nah mehreren Seiten hin die Postverwaltung auf diesen Punkt, als cinen dem Publikum unbequemen, aufmerksam gemacht worden is. Jndeß hat es bisher nicht gelingen wollen, ein Mittel aus- findig zu machen, welches dem Antrage des Herrn Abgeordneten Ge- nüge thäte und auf der anderen Seite doch den Uebelständen vor- beugt, die unfehlbar entstehen würden; wenn man in dieser Bezie-

hung die Zügel schicßen lassen würde.

Auf eine Entgegnung desselben Abgeordneten:

Meine Herren! Wenn die Saché so einfach wäre, wie sie nach dein Vortrage des Herrn Vorredners zu sein scheint, daß man näm- lih nur ein doppeltes Kreuzband - Porto zu erheben brauchte, so möchte ih doch kaum glauben, daß es den gemeinsamen Anstrengun- gen und dem Scharfsinn der geseßgeberischen Fattoren der verschiedc- nen Länder nicht gelungen sein sollte, auf dieses Ausfunftsmittel zu verfallen. Es ift dies aber nicht der Fall. Jenes Mittel würde ein= fah eine allgemeine Briefporto - Ermäßigung scin. Das erhellt daraus, daß Jemand weiter nichts zu thun brauchte, «als die erste beste Druckfsache zu nehmen, z. B. einen Ausschnitt aus einer Zeitung, einen Brief darauf zu schreiben; den Auss{niti unier Kreuz- band zu legen und abzuschicken. Der Empfänger würde dafür dann nur 8 Pfennige zu zahlen haben. Wir haben auf dem Gebiete des Mißbrauchs der Kreu:band-Portoermäßigung so vicle Erfahrungen gemacht, daß das, was ich sage, keineswegs aus dem Gebiete luftiger Ideen hergenommen is, sondern aus dem Gebiete der auf empirischem Wege gewonnenen festen Resultate. Nun kann mir der Hr. Vbge- ordnete zwar leiht erwidern: gut, wenn dieses Mißverhältniß zum Briefporto cintritt, das er nicht verkennen wird, so nehmen wir das dreifache oder vierfache Kreuzband-Porto. Dann aber, meine Herren, fommen wir dazu, daß wir eîne neue spezielle Taxe für eine neue Klasse von Sendungen bekommen, wodurch die jeßige Einfachheit des Tarifs wiederum kompromittirt würde. Nach alem diefer, meine t kann ih zu einem Eingehen auf den Vorschlag wirklich nicht rathen.

Auf eine Anfrage des Abg. Schmidt (Stettin) ob Schritte geschehen seien, um die belgische Regierung zu bewegen, auf die Tranfitgebühr von 4 Pfennigen zu verzichten :

Es ist ein Entschluß in dieser Richtung bis jeßt noch nicht gefaßt und ich bin daher nicht autorisirt, {hon heute eine bestimmte Er- flärung darüber abzugeben. Jch glaube indessen doch die Hoffnung ausdrücken zu dürfen, daß im Verfolg des französischen PVostvertrages und der andereren Verträge, die sich an denselben nothwendig an- reihen müssen, Verhandlungen mit der belgischen Regierung werden angeknüpft werden, und daß, wenn die belgische Negterung bei den- selben in Uebereinstimmung mit dem Entgegenkommen, welchès sie bisher bewiesen hat, unsere Anträge in gleicher Weise auffassen und sich ebenfalls überzeugen wird, daß eine verhältnißmäßig so hohe Be- lastung des Transits den Ansichten und Bedürfnissen der heutigen

Zeit nicht mehr entspricht, keine Schwierigkeiten obwalten werden,

A diefe Frage im Juteresse des internationalen Verkehrs zu er- cdigen. i

Bei der zweiten Berathung erklärte der Staais - Minister Delbrück: :

Meine Herren! Sie schen im Artikel 19 die Vestiimmung, daß der Vertrag, mit dessen Berathung Sie beschäftigt sind, sobald als möglich und spätestens am 1. Mai 1872 zur Ausführung gebracht werden soll. Da wir heute den 6. Mai haben, so bin ih verpflichtct; zu erläutern; was inzwischen in Bezichung auf diese Bestimmung mit der französischen Regierung verabredet worden ist.

Durch die Verzögerung, welche die Berathung des Ver- Ls durch die französische Nationalversammlung, theils in Folge der sehr eingehenden Berathungen in der Kommission der Nationalversammlung, theils dadurh erfahren hatte, daß die Nationalversammlung bis gegen Ende des vorigen Monats sich ver- tagte, durch diese Umstände roar die französische Regierung genöthigt, die Eventualität ins Auge zu fassen, daß es nicht mögli scin würde, den Vertrag bis zum 1. Mai d. J. in Kraft zu seßen. Sie wendete fi deshalb an die deutsche Regierung mit dem Wunsche, daß leßtere sich einverstanden damit erklären möchte, den Termin des 1. Mai auf den 15. Maî zu verschieben. Die deutsche Regierung hat geglaubt, feinen Anstand nehmen zu dürfen, diesem Antrage zu entsprechen, und es wird sonach in Beziehung auf diesen Punkt zwar nicht eine Aenderung im Text des Vertrages, aber demnächst in der Ausführung desselben eintreten. :

Qum Postvertrag mit Spanien bemerkté der General- Postdirektor Stephan: ; :

ch habe nur ums Wort gebeten, um auf cinen Druckfehler auf- merksam zu machen, der allerdings wird erwähnt werden müssen. Im Absaß 3 des spanischen Textes is die Zahl 100 vor »Kiló ¿ramos« ausgelassen.

Der Reichskanzler hat dem Reichstag folgende De nk- \chrift, die Gesandtschaftsprediger beireffend, zugehen lassen :

s In Gemäßheit der in der 22. Sihung des Deuischen Neichstags vom 16- November 1871 bei Gelegenheit der Berathung über den Etat des Auswärtigen Amtes pro 1872 ertheilten Zusage sind die Verhältnisse der Gesandtschafts-Prediger einer eingehenden Erörterung unterzogen worden; nach deren Ergebniß Folgendes bemerkt wird:

Es giebt z. Z. Gesandtschaftsprediger in London, Lissabon, Rom und Konstantinopel. Dieselben gehören sämmtlich der evangelischen Kirche an. Ihre dienstlichen Verhältnisse sind insofern ungleichartig, als die Prediger in Rom und Konstantinopel aus\ließlich aus Staatsmitteln besoldet werden (mit 1800 Thlrn. resp. 2500 Thlrn.) während die Jrediger in London und Lissabon nur einen Zuschuß aus Staats- fonds (von resp. 350 Tblrn. und 500 Thlrn ) zu ihrem anderweitigen Amktseinkommen erhalten. u) i E A

1) In London wurde bereits im Jahre 1829 dem E der vorzugsweise von deutschen Matrosen besuchten, an der Themje bele- genen Georgsfirche der Charakter als Gesandtschastsprediger verliehen und demselben vom Jahre 1841 ab eine fixirte Remuneration von 350 Thlrn. ‘bewilligt. Titel und Remuneration gingen im Jahre 1846 auf den Prediger an der dortigen sogenannten hamburger Kirche

E P E : (3 p es B A E L E R A B ili gate H a L H I A e ———————