1872 / 113 p. 9 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 15 May 1872 18:00:01 GMT) scan diff

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eine leise Hoffnung, er werde mir seinerseits Aufklärung geben, wie dieses Dienstgeheimniß L früh vas kolportirt werden können. Jch weiß nicht, ob die Sache etwa die Entwickelung nehmen kann, daß auf sein Zeugniß darüber dermaleinst Lt en wer- den wird. Sollte es mir aber gelingen, die Quellen der Jndiskretion u entdecken, so kann i led den mir mündlich zugekommenen Indizien versichern, daß ich auf das Zeugniß des Herrn Vorredners vor Gericht provoziren würde. : er Herr Vorredner fragt: wie is es zugegangen, daß das sofort bekannt geworden is. Ja, dieselbe Frage gebe ich ihin zurück und bin überzeugt; er weiß mehr davon als ich. ; Der Herr Vorredner hat in mehr als einer Bezichung meine Ab- ten die is vorher andeutete und die ja nicht die der verbündeten egierungen sind, als rein persönliche bezeichnet ; das is richtig

da ih aber eine Persönlichkeit von Einfluß in diesen Sphären

bin, so ist es immerhin von Jntercsse, bei dieser Diskussion

meine Ansichten kundzugedben und den Nachweis zu liefern, in wie- weit man sich etwa diametral entgegenarbeitet oder nicht. Der Herr Vorredner hat die Hoffnung ausgesprochen , daß man durch Vertrag zu einer Regelung der bei uns streitigen Angelegenheiten gelangen werde ¡ und hat auch, wenn ih ihn richtig verstanden habc, Andeu- tungen über das Bestehen von Verträgen gemacht, die i nicht ganz begründet finden fann. Es i}| {on oft ein Streit gewesen, ob man bestimmten Einrichtungen einen vertrags- mäßigen Charakter, oder nicht, beilegen kann. Aber ich bin cin Feind aller Konjekturalpolitik und aller Prophezeihungen das wird sich ja finden nur das kann ich dem Herrn Vorredner versichern , daß wir gegenüber den Ansprüchen , welche einzelne Unterthanen Sr. Majestät des Königs von Preußen, geistlichen Standes, stellen, daf es Landesgesebe geben könne, die für sie nicht verbindlich seien, daß wir solchen Ansprüchen gegenüber die volle einheitliche Souveränetät mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln aufrecht erhalten werden und in dieser Richtung auch der vollen Unterstüßuug der großen Majorität beider Konfessionen sicher sind. Die Souverainctät kaun nur eine einheitliche sein und muß es bleiben: die Souverainetät der Gesebgebung! und wer die Geseßc seines Landes als für ihn nicht verbindlich darstellt, stellt sich außerhalb der Geseße und sagt fich los von dem Geseh.

Jch habe dem Herrn Vorredner als Minister in diefer Beziehung weiter nichts zu sagen; als evangelischer Christ aber habe ich ihm noch zu sagen: wenn cer glaubt, daß die Trennung der evan- gelishen Kirche vom Staate für die evangelische Kirche tödtlich sei; so muß ih ihm; was ih seiner ganzen Haltung nach voraussehen konnte, entgegnen, daß ihm zu meinem Bedauern der wahre Begriff des Evangeliums noch nicht aufgegangen ist. i

___ Bei Berathung der Position »8000 ‘Thlr. e Barg ir das Germanische Museum in Nürnberg«, deren Erhöhung ie Abgg. Graf von Frankenberg und Genossen auf 16,000 Thlr. beantragt hatten, erklärte der Staats-Minister Delbrück:

Meine Herren! Es war zwar nicht meine Absicht, in dieser Frage das Wort zu ergreifen, indessen muß ich doch nach den leßten Worten des Herrn Vorredners mein Schweigen brechen, um nicht aus diesem Schweigen Folgerungen ziehen zu lassen, die faktisch nicht berechtigt sein würden.

Als în dem Etat für das laufende Jahr zum ersten Male eine Bewilligung für das Germanische Museum von Reichs8wegen erfolgte und damit die Bewilligung, die früher von dem Norddeutschen Bunde ausgesprochen war, um einige Tausend Thaler erhöht wurde, da wurde bei der Berathung dieser Position im Bundesrathe von Seiten der Königlich bayerischen Regierung .das gewiß sehr berechtigte lebhafte Interesse an diesem Justitute kundgegeben und casjenige, was damals bewilligt wurde, zwar als dankenswerther Beitrag bezeichnet, indessen doch nicht grade anerkannt; daß damit Alles geschehen sei, was wohl geleden könnte. Der Bundesrath hat bei Vusfstellung des Etats für as Jahr 1873 keine Veranlassung gehabt, seinerseits in eine erneute Erörterung der Frage einzutreten, weil sie von keiner Seite angeregt worden is und ih muß insbesondere konstatiren, daß wenigstens dem Reichskanzleramte die von mehreren der Herren Vorredner hervor- gewo bene Eventualität des Ankaufs einer werthvollen Sammlung Dele Umstand dem Reichskanzleramte vollständig unbekannt ge-

eben ist.

Jn der Diskussion über die Kosten dexr Universität Straßburg bemerkte der Staats-Minister Del brück gegen den Abg. Dunker:

Melne Herren! Ich glaube nicht, daß die hier von Ihnen be- gehrte Summe einen geeigneten Anlaß darbietet, beiläufig eine Frage zur Erörterung und zur Entscheidung zu bringen, welche unzweifeihaft noch den Reichstag beschäftigen wird, aber erst dann beschäftigen wird, wenn sie in ihrem ganzen Umfange und in allen ihren Konsequenzen entwickelt und dargestellt werden kann, ih meine die Frage des finanziellen Verhältnisses zwischen Elsaß - Lothringen und dem Reich, Jh möchte in dieser Beziehung zunähst bemerken, daß es, wie ich eben fonstatirt habe, wohl auf einem Mißverständniß beruht, wenn der Herr Vorredner den Kom- missarius, welcher der Gruppenverhandlung beigewohnt hat, dahin verstanden hat, als stehe der Grundsaß fest, daß Elsaß - Lothringen eine vollständig getrennte Finanzwirthschaft von Reiche habe. Jch will nichts weiter konstatiren, als daß nichts feststeht, ih will den Grundsaß weder bejahen noch verneinen, sondern R nur wiederho- len, daß heute noch niht der Moment da ist, um ihn festzustellen.

In der Sache selbst, und was die hicr vorliegende Post betrifft, so hat der Herr Vorredner seinerseits daran erinnert; daß der erste Gedanke zur Gründung der vor wenigen Tagen ins Leben getretenen

bündeten Regierungen zu der Ueberzeugung führte, daß der Reichs- tag, wenn es sih darum handelte, cine außerordentliche Ausgabe zur ersten Einrichtung dieser Universität zu bewilligen, dem Interesse, welches er im vorigen Jahr ausgesprochen hat, auch dur eine solche Bewilligung Nachdruck geben würde. Die Finanzlage von Elsaß- Lothringen ist die, daß aus der Verwaltung des Jahres 1872 absolut nichts für diese extraordinär n Zwecke zu entnehmen sein würde; die Verwaltung vom Jahre 1871 hat Uebershüsse geliefert; welche zum Theil für den hier in Rede stehenden Zweck verwendet werden sollen, wie das in den Erläuterungen angeführt ist und welche zum “Theil für andere, ganz unabweislich dringende Bedürfnisse des Landes reser- virt werden 1nüssen.

Der Bundes-Kommissar, Geheime Legations-Rath von Bülow, leitete die Etatsberathung durch folgenden Vor- trag ein:

Meine Herren! Während der Etat für das Jayr 1872, welcher zuleßt Jhrer - Berathung unterlag, gegen denjenigen des Vorjahres mehrere durchgreifende formelle Aenderungen aufzuweisen hatte, ist der Jhnen heute vorliegende Etat, was seinen äußeren Bau betrifft, unverändert geblieben. Nur eine formelle Modifikation findet sich in demselben vor, die durch eine vorjährige Bemerkung des Herrn Ab- geordnete für Rudolstadt veranlaßt ist, Der gedachte Herr Abgeord- nete machte nämlich darauf aufmerkscm, daß im Etat zwei Titel ent- halten seien, die nach ihrer Ueberschrift ungefähr dasselbe besagten und sich daher rechtlich nicht wohl scheiden ließen : der Tit. 13 »Vermischte Aus8gaben« und der Tit. 23 »Sonstige Ausgaben«. Der zu gee Titel bildet das Extraordinarium der Gesandtschaften und Konsulate, aus welchem alle bei diesen Behörden vorkommenden Ausgaben bestritten werden , die sich anderweit nicht unterbringen lassen ; Titel 23 is das Extraordinarium des auswärtigen Amts. Es empfahl si, diese den beiden Titeln beiwohnende Bestimmung durch einen entsprehenden Zusaß auch äußcrlich in die Erscheinung treten zu lassen; und zugleih zur Vermcidung jeglichen ZJueifels namentli auf Seiten der obersten Nehnungsbehörde, die Ausgaben inöglichst genau zu spezifiziren, welche daraus zu leisten sind. Dies is geschehen. Jm Titel 23 is außerdem eine Scheidung in zwei Unterabtheilungen vorgenommen worden, je nachdem die extraordinären Ausgaben wicderkchrende oder cinmalige sind. Jch bars Vex Hoffnung Ausdruck geben, daß durch die angedeuteten Mot ififationen der Etat an Klarheit und Durchsichtigkeit gewonnen hat, und möchte {ließlich nur noch erwähnen, daß die seither aus Titel 23 geleisteten Ausgaben für die Konservirung des vormals Reichskammergerichtlichen Archivs in Weßlar, entsprechend einem, von dem Herrn Abgeordneten Richter bei der vorjährigen Diskussion erhobenen, und als durchgreifend anzuerken- nenden Monitum, vom näcßstcn Jahre ab auf den Etat des Reichs- fanzleramtes werden übernommen werden.

Soviel über dieformelle Seite des Etats. Diemateriellen Aen- derungen in demselben, aufdieih nunmehr übergehe, sind im Ganzen nicht ecrheblich und in den gedruckten Motiven meist sehr eingehend erlâu- tert. Zur Vermeidung von Wiederholungen darf ih mich daher auf die Besprechung etger weniger Punkte beschränken.

| Die Errichtung einer Buchhalterstelle bei der Legationskasse im

Titel 1 ist ein dringendes Bedürfniß. Es gehen zur Zeit bereits mehr als 4 Millionen Thaler dur die Kassenbücher; und gerade bei einer Kassenverwaltung empfiehlt es sich am wenigsten, das Beamten- personal allzu spärlih zu bemessen oder die Mehrzaÿ! der Geschäfte dur Diätarien wahrnehmen zu lasscn. In Titel 6 sind neu die Ministerresidenturen in Columbien und in Japan. Der zuleßt gedachte Posten war bisher General-Konsulat; oder richtiger: das General-Konsulat is zugleich mit den diplomati- hen Attributen ciner Ministerresidentur bekleidet worden. Die Kosten dieser Neuerung » die fich bereits früher bei einigen Missionen in Süd- und Mittel - Amerika bewährt hat, find sehr unbedeutend und werden durch die Vortheile reichlich aufgemogen, welche der Wirk- samkeit unserer dortigen Vertreter dur die Verbesserung ihrer amt- lichen und sozialen Stellung erwachsen.

__ Erhöhungen der Repräsentationskosten sind zum Etat gebracht für die Gesandten in Athen und Kopenhagen und für den Botschafter in Wien. Erstere beiden Posten gehören zu denjenigen, die troß des längst obwaltenden Bedürfnisses seither niht erhöht worden sind, und in Wien is nach den darüber vorliegenden statistischen Notizen, die Zunahme der Theuerung aller Lebensbedürfnisse in neuerer Zeit eine sehr beträchtliche gewesen, beträchtlicher noch als in Berlin, und das will bekanntlich viel sagen. Daß troß dieser Gehaltserhöhungen die gedachten Missionen noch immer bei Weitem \ch{lechter dotirt bleiben, als die der anderen roßmächte, und selbst kleinerer Staaten an den betreffenden Orten, ergiebt die dem Etat angehängte vergleichende Uebersicht. Es is dies eben leider eine Lage, n O) Wie 1D schon im vorigen Jahre zu erwähnen die Ehre Vatse! mehr oder minder alle unsere Missionen befinden, und die verbündeten Regierungen betrachten es daher als ein im Interesse der Würde des Reiches anzustrebendes Ziel, diesem Uebelstande nach und nach ein Ende zu machen. Sie rechnen dabei nach wie vor auf die Unterstüßung des Hohen Hauses. Auch die Legations - Sekretäre sind unauskömmlich besoldet, Und es sind daher zunächst für die ersten Sekretäre bei den vier Botschaften Gehaltserhöhungen zum Etat ge- bracht. Sie werden anerkennen wollen; meine Herren, daß es ein unerwünschter Zustand ist, dessen Beseitigung anzustreben bleibt, wenn, wie es jeßt der Fall, die Annahme von Aspiranten für den diplomatischen Dienst von dem Nachweise eines beträchtlichen Privatvermögens abhängig gemacht werden muß,

Die: bei der Porr Diskussion berührte Frage wegen der Gesandtschaftsprediger is inzwischen, der damals ertheilten Zusage

Universität vom Reichstage ausgegangen is, und daß der Reichstag damit ein Jnteresse für dieses Institut bekundet hat, welches die ver-

gemäß , eingehend erörtert und das Ergebniß in einer Denkschrift niedergelegt worden, die sich in Jhren Händen befindet. Sie l

| der Reichsregierung für uncntbehrlich

Ï geseßt wor Ï Singapore,

: Berufskonsulate an Pläßen, wo das vaterländische Jnteresse

| E N angen: in welchem sie ih mit der Volksvertretung cins wissen.

Ï Sollte im Laufe des Jahres

: ionsfonds zur | en : L ivie sich als praftisch bewährt va die zur Befriedigung eines

| solchen Bedürfnisses

| e bei ; 11 ( ) nic | A eboträcbtlidhe Heri nt erna wird erfahren können, wenn nämlich | ue Gebührentarif für die | d aussichtlich Hoch it Session wird vorgelegt werden können,

| ins Leben tritt. ; rige! rfte ih da Lf aufmerksam machen, daß die beträchtliche Höhe des Titel 15 ledig-

j lich dur | | 8 iden Gebührentarifes veranlaßt ist.

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daß und weshalb diese Predigerstellen von s I R gerei, mit Aus-

olonne »künftig wegfallend«

daraus entnommen haben, nahme derjenigen in London, die in die

den ist. ie Erri neuer Konsulate in Yokohama , Sulina, Ueber die Str Bytg B rk Kowno ver-

ooo, Christiania, Tiflis, Ode o v o eiden Erläuterungen zu Titel 8 so ausführlich, dettiui Bezug nehmen kann. Die BENAYR eer

er verbündeten

reiten \sich dic a ich lediglich bleibt auch für die Zukunft das Streben 1873 noch en 2 Sl S ag E dürfniß dieser Art sich herausstellen, jo wUrde der L/19- ns or s fing neuer Konsulate, dessen vorjährige erforderlichen Mittel gewähren. , Qu Titel 15: „SE06O Tol zur Bestreitung der amtlichen Aus- den unbesoldeten Konsulaten« erlaube ih mir die Be- daß dieser Fonds vom Jahre 1874 ab eine hoffentlich nicht

Konsulate, welcher dem Hohen Hause Schon bei der vorjährigen Distussion durfte ih dar- die Niedrigkeit der Säße des jept in Geltung stehenden pro-

dem ich \(ließlich auf die einmaligen und außerordentlichen aeben begebe: möchte lg mir nur noch zu der Denkschrift in Betreff der Erwerbung des Palastes Caffarelli in Rom eine zusäß- liche Bemerkung gestatten. Der gedachte Palast ist scitdem die Denk- rift ausgearbeitet worden, einer Abschäßung durch Sachverständige unterzogen. Diese Abschäßung {ließt mit rund 390,000 Thlr. ab; ciner Summe, die dem im Etat ausgeworfenen Kaufpreis um 88,000 Thlr. übersteigt, wiewohl sie, nach der Aeußerung der Taxatoren, nur den soge- nannten gemeinen Werth des Grundstückskomplexes repräsentirt. Von »gemcinen Werth« kann indessen bei cinem Besißthum, wie dem Palast Caffarelli, kaum die Rede sein. Die Anhöhe, auf welcher derselbe liegt, ist das Kapitol der Angelpunkt der alten Welt und die Lage von unvergleichlicher Schönheit. Zicht man diese ideelle Bedeu- tung mit in Betracht, so stellt sich der Werth noch ungleich höher, und zwar, wie die Sachverständigen versichern, auch der eventuelle Verkaufswerth, denn au für diesen fallen die Vorzüge nicht unbe- trächtlih in die Wagschaake, welche Geschichte und Lage einem Grund- stücke grade in Nom verleihen. Darüber 0Be daß der dem Reiche in Rechnung gestellte Kaufpreis ein außerordentl ch mäßigkr ist, darüber dürfte ein Zweifel nicht obwalten können.

Nachdem der Reichstag in sciner Sizung vom 9, November

i Beschluß gefaßt hatte | : 4 H E S N ersuchen, dem Reichstage in der nächsten

on cinen umfassenden Bericht über die bei den Maß- A zur n der Rinderpest gemachten Er- ingen vorzulegençj« : fin turadit eins en Bundesregierungen, in deren Gebieten wäh- rend der Jahre 1870 und 1871 die Rinderpest aufgetreten und das Gesch vom 7. April 1869, Maßregeln gegen die Rinderpest betreffend, zur Anwendung gelangt ist, um Mittheiliing der von ihnen gemachten Erfahrungen ersucht worden. Dieselben haben diesem Ersuchen ent- \sprochen; und es ist nun) theils auf den von den betheiligten Bundes- regierungen suppeditirten Materialien, theils auf den Beobachtungen und Erfahrungen, welche bei der Central-Jnstanz des Reichs selbst in Wahrnehmung der ihr durch das erwähnte Geseß übertragenen Be- fugnisse gemacht worden sind, Seitens des Reichskanzlers die Aus- arbeitung einer Denkschrift veranlaßt und die lehtere dem Reichstag vorgelegt worden. : j Sai Ausbruch der Ninderpest în den verschiedensten Theilen Deulsblands aineind der Jahre 1870 und 1871 is nach dieser Denk- schrift auf wiederholte Einschleppungen der Seuche aus russischen oder Zsterreichischen Provinzen zurückzuführen. Es müssen fünf Seuchc- ITnvasionen unterschieden E welche untereinander in kcinem un- i Qusammenhange sichen. / U Ausbruch der Rinderpest in Berlin, in den preußiscen Provinzen Brandenburg; Pommern Rheinprovinz und Westfalen, im Königreich Sachsen; in den Großherzogthümern Medcklen-Schwerin, Hessen und Oldenburg August bis Dezember 1870.

Unter den bedeutendsten Viehtransporten, die im Jahre 1870 zur en, i} der Klaegersche Viehhof in Berlin als der Central- punkt des Pestausbruchs zu betrachten. Mit Wahrscheinlichkeit is an- zunehmen, daß die Seuche hierher wiederholt aus Rußland und Oester- reich eingeschleppt worden ist. Von Berlin wurde die Krankheit nach den Provinzen Brandenburg, Pommern und dem Königreich Sachsen übertragen. Woher die Seuche nach Mecklenburg-Schwerin verpflanzt worden ist, hat nicht aufgeklärt werden können. Jn die Rheinprovinz in die Provinz Hessen-Nassau, sowie in die Großherzogthümer Hessen und Oldenburg (Birkenfeld) is die Rinderpest Jun größeren Theil auf direkten Viehbezug aus den östlichen Grenzl ndern Deutschlands

führen. i : A Herzogthum Anhalt brach die Rinderpest im Dezember 1870, 3) im Reg. - Bez. Bromberg im November 1870, 4) im Reg. - Bez. Oppeln im August und September 1871 und 5) im Reg.-Bez. Coblenz (Niedermendig) im Juni 1871 aus. Als die eigentliche Heimath der Rinderpest muß Rußland angesehen werden, von wo auch Oesterreich-

viel Rindvieh bezieht. WeS der Seuche, und des dadurch veranlaßten Schadens

Armee gin

in denen 325 Stü Rindvieh krepirten; 2402 erkranlten und getödtet 4079 gesund getödtet wurden, im Ganzen also 7473 Stück Rindvich umfkamen, ungerechnet 2104 Stü, die in Militär- resp. Lieferanten- parks fkrepirt oder getödtet sind. Die Scuche ad 2 fraf nur 2, die ad 3 und 4 je 4, die ad 5 1 Ortschaft. Im Ganzen waren 830 Ort- schaften von der Rinderpest betroffen, 921 Stück Rindvieh frepirten, 2610 wurden erkranft , 4484 gesund getödtet, so daß zusammen 8122 umkamen, ungerechnet die oben erwähnten 214. j

»Eine Seite der Sache«, sagt die Denkschrift »die finanzielle hat leider eine nähere Berücksichtkgung nicht finden können, der Grund hierfür liegt zunächst darin, daß die Liquidationen über die entstande- nen Kosten nach der bisherigen Einrichtung niht wie dies für die Zukunft inzwischen angeordnet worden is die Aufwendungen nah den Ee Kategorien, wie: Entschädigung für gefallenes Vieh, für getödtetes Vieh, für vernichtete Sachen, für enteignete Piâße 2c.j esondert nachweisen , daß dah:r die Aufstellung solcher gesonderten Uebersihten nur auf Grund einer speziellen Durcharbeitung des in 15 20,000 verschiedenen Rechnungsbelägen enthaltenen Materials ausführbar gewesen wäre. Abge'ehen hiervon aber wäre cine voll- ständige Ourcharbeitung dieses Materials wenigstens zur Zeit auch um deswillen niht möglih gewesen, weil dasselbe theils bei den liquidirenden Behörden, theils bei den verschiedenen betheiligten Kassen und theils bei den in der Abnahme begriffenen Rechnungen si be- findet, eine Konzentration desselben daher im Hinblick auf die damit nothwendig verbundenen geschäftlichen Störungen und Schwierigkeiten nicht erfolgen konnte. «

|Himmelsansicht

heiter.

heiter.

heiter.

wenig bewölkt.

heiter. *)

bewölkt, Nebel. 2

Ort. p L lv.M,

7 |Haparanda./337,4 » |Christians. (338,4 » THernösand |338,2 » Petersburg |339,2 » Stockho!m./3389,2 » |Skudesnäs |338,9 8 Frederiksh.| » Helsingör .| 6 |Memei.…..1338,4+ Flensburg. (837,4 Königsbrg-/838,1 Putbus ...|335,4 Kieler Haf.'340,9 Wes. Lehtt.|336,1 sch W'ilhelmsh.|335,2 SO., müssig. Stettin... 338,4 ; ONO., mässig. Gröningen |336,4 O., still Bremen ...| NO., schwach. Helder... 336,1 ONO., schwach. Berlin .…...|336,s SO., schwach. 339,7 NO , schwach. Münster ..1331,4 SW., schwach. Torgau [333,6 ()., lebhaft. Breslau .…. 332,6 SO., sechwach. Brüssel .….1334,8 SO., still 334,4 SSU., müssig. Wiesbaden |332, 9] S0., schwach. 329,0 SW., schwach 328.5 S., schwach. 334 3 N., schwach. S., schwach. T5 W., stark. ‘bedeckt. N., mässig. bedeckt.

2) Gestern Nachmittag ONO, schw. 4) Gewitter 6) GesLern

W indstiile, NNO., schw. Windstille. SO., schwach. W'indstilie. SSW., lebhaft, Windstille. ONO., sehw. NO., mässig. NO., sehwach. NO., sechwach. SO., mässig. O., schwach. ONO., sehw.

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heiter. heiter. bewölkt. bewölkt. heiter. regnerisch. bewölkt,*)

bedeckt. völlig heiter. ziemli. heiter. ®) heiter.

heiter.

Regen.

trübe. bewölkt.!) heiter.

trübe, Regen. Regen.

sehr bewölkt.

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8,6 9,9! 10,4 8,8 8,67 83.4 8,7 8,6 7,9 92) - 79 9,0

Cherbourg Carlsruhe ./332,8 335,8 S8t. Mathieu!337,1

A UUUHNAUUL L NAYNNAE S NHNE A

1) Max. 14,8. Min, 4.5. Nacl 3) Gestern Nachmittag SSW. schw. Strom S. Strom 8. mit Regen. ®*) Nachts Gewitter mit hestizem Regen. Mittag Gewitter. ") Gestern Abend und Nachts Regen.

Die Zeitungen von Neapel statten Bericht ab über die im technischen Sie Professor Palmieri übcr den leßten A us- bruch des Vesuvs gehaltene Konferenz. Derselbe suchte zu be- weisen, daß die vulkanische Feuersbrunst vom 26. April das Ende, die Katastrophe des mit dem ersten Januar 1871 begonnenen Aus- bruchs war, welcher bald stärker, bald {hwächer, bis zum Abend des 25, ununterbrochen [oriaauagens Er S La) ago: ir d A enden Ausbrüche immer so gewaltsam cndigten, und erinnerte 11 dieser Be Rene an den Ausbruch von 1621, welcher 4000 Menschen und 6000 Thieren de Untergang bereitete, ungereckchnet die Ver- wüstungen an umliegenden Grundstücken. Er sprach von den Spalten im Kigel, wie sie entstehen, und wie sie gefähr- licher zu sein pflegen, je tiefer fie sich befinden. Dicsmal

eschah es, daß der Hauptkegel sih gegen Norden hin spalteke, und fich dadur viele Lavamündungen öfsneten. Darunter besonders dic welche in der Nacht des 26. sich am Altrio del cavallo öffnete und Ursache so vieler Schmerzen und so vielen Schadens war. Ein fehr merkwürdiges Phänomen des leßten Ausbruches war folgendes: An den Nändern des großen Feuerbettes, wo die im Graben der Betrana laufcnde Lava wie über Ufern übertrat, entstanden inmitten der Lava \elb| cine Anzahl kleiner Krater, welche tosten, Rauch, Asche und Steine bis zu ciner Höhe von 70 oder 80 Metern warfen. Hieraus fann man erschen, wie die Ausbrüche des Berges entstehen. Ein anderer, schr merkwürdiger Umstand ish daß am Abend des 26. der

erweisen folgende Zahlen. Die Seuche ad 1 traf 219 Ortschaften,

Hauptkonus des Vesuvs Feuer aus8athmete, \hwißte, wie mit einem