1872 / 123 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 28 May 1872 18:00:01 GMT) scan diff

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Prinz Friedrich Carl hatten das große Band des Annunciaten- Ordens, der Kronprinz von Italien das des Schwarzen Adler- Ordens angelegt. Auf dem Bahnhofe anwesend waren der italienishe Gesandte und die Mitglieder der Gesandtschaft, der kommandirende General des Garde- Corps, der Kommandant und der Polizei-Präsident. Auf dem Perron des Bahnhofes war eine Compagnie des 2. Garde-Regiments zu Fuß mit der enthüllten Fahne des 1. Bataillons und der Musik genannten Regiments aufgestellt. Se. Majestät geleiteten Jhre König- lichen Hoheiten den Kronprinzen und die Kronprinzessin von

talien nach dem Schlosse. um Ehrendienst bei Sr.

öniglihen Hoheit find der General - Lieutenant Graf von der Golß, General - Adjutant Sr. Majestät des Kai- sers und Königs und Commandeur der Garde-Kavallerie-Di- vision und der Major im Garde- Füsilier - Regiment, Fketiherr von Buddenbrock, befohlen.

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Die Redaktion der »Wiener Weltausstellungs-Zeitung« hatte die Nr. 36 des Blattès, welches das Porträt und die Biographie Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kron- ps enthält, in mehreren Exemplaren an Se. Majestät

en Kaiser und Kön ig gesendet, »als einen {wachen Aus- druck der frohen und begeisterten Gefühle, welche die Ernennung Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen zum Protektor der deutschen Reichskommission in den und im Herzen aller ihrer Leser hervorgerufen.« Hierauf ist der Redaktion folgendes Schreiben zugegangen , welches fie an der Spitze des Blattes veröffentlicht :

Geh. Civil-Kabinet

Sr. Majestät des Königs von Preußen. un G Berlin, den 20. Mai 1872.

Es is Sr. Majestät dem Kaiser und Könige, meinem Aller- nädigsten Herrn , schr s gewesen , aus den vor Kurzem von Euer Wohlgeboren eingesandten Exemplaren einer Nummer Jhrer »Wiener Weltausstellungs-Zeitung« zu ersehen, in wel verbindlichem Sínne die Ernennung Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des renen des Deutschen Reichs und Kronprinzen von Preußen zum Protektor der deutschen Reihs-Kommission für die Wiener Welt- ausstellung von Jhnen aufgefaßt wird. Jnsofern es gerechtfertigt ist, diese Auffassung als den treuen Ausdruck der E Meinung in Threm Vaterlande zu betrachten , erkennen Se. Majestät darin einen s{äßensiverthen Beweis freundlicheu Entgegenkommens, wel- ches in den friedlihen Berührungen von Oesterreih-Ungarn und Deutschland bei dem großen Werke der bevorstchenden Ausstellung und nicht minder in den weiteren Beziehungen beider Reiche seine guten Früchte zu tragen nicht verfehlen kann. 6

Es geschieht auf besonderen Befehl meines Allergnädigsten Herrn, daß ih Euer Wohlgeboren hiervon ergebenst Mitiheilung mache.

Der Geheime Kabinets-Rath Sr. Majestät des Deutschen Kaisers,

Königs von Preußen v. Wilmowski m. p. An Herrn Ober - Licutenant Carl Cikanek, Eigenthümer und Herausgeber, und Herrn J. Chr. Schreyer , Re- dacteur der »Wiener Weltaussiellungs-Zeitung«. Wohl- geboren zu Wien. 15/125.

Ferner veröffentlicht das genannte Blatt nachstehendes Schreiben Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen:

Gern und mit großem Interesse habe Jh die Mir überreichten Nummern Ihrer »Wiener Weltausstellungs-Zeitung« entgegengenom- men und will nicht unterlassen, Jhnen für die Mir durch Einsendung derselben erwiesene Aufmerksamkeit , sowie für die in Jorem Begleit- \chreiben ausgesprochenen freundlichen Gesinnungen verbindlichst zu

danken. Neues Palais bei Potsdany den 13. Mai 1872. | Friedrih Wilhelm, m. p._ Kronprinz von Deutschland und von E enrigits An die Herren Joh. Chr, Schreyer und Carl Cikancek in Wien.

In der gestrigen Plenarsizung des Bundesraths, in welcher der Staats-Minister Delbrück den Vorsiy führte, wurde zunächst über die geschäftliche Behandlung der Mitthei- lung des Präsidenten des Reichstags Über den Beschluß des Reichstags, betreffend eine Petition wegen _Gehaltsaufbesserung und Pensionsberehtigung der Post- Erpediteure, sowie der Vorlagen des Präsidiums, betreffend: a) Die Ausführung der ergangenen Gesetze wegen Beschaffung des Geldbedarfs zur Kriegführung mit Frankreich, Þ) die in den einzelnen Bundesstaaten gelten- den Vorschriften über die Feststellung des Personenstandes Nr. 81 der Drucksachen, c) den mit Rußland abgeschlossenen Additional-Postvertrag Beschluß gefaßt. Hierauf wurden Aus- \hußberichte erstattet über die Gesehßentwürfe, betreffend a) den außerordentlichen Geldbedarf für die Reichseisenbahnen in Elsaß- Lothringen, þÞ) die Einführung der deutschen Wechselordnung und des deutschen Handelsge)eßbuchs in Elsaß - Lothringen, c) die Entschädigung der Jnhaber verkäuflicher Stellen im IJustizdienste in Eaa L albrifigen,

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Handel und Verkehr und für Justizwesen traten heute zu einer Sizung zusammen.

Im wéitern Verlauf der grgen Sitzung des Reichstags wurde ein Antrag des Abg. Dr. Braun (Gera), im zweiten Alinea des §. 44 des Brausteuergeseßentwurfes,

welches lautet: »In den Herzogthümern Sachsen-Meiningen und Sachsen-Coburg- Gotha, so wie in dem Fürstenthum Reuß ä. L. darf jedoch von dem Centner S derjenige Betrag, um welchen die dort zur Zeit geseßlich bestehende Brausteuer vom Malzschrot den Saß von 20 Sgr. pro Centner übersteigt, zunächst bis zum 1. Ja- nuar 1876 für privative Nechnung der genannten Bundesstaaten forterhoben werden. « die gesperrt gedruckten Worte zu streichen, abgelehnt und der Rest des Geießes unverändert genehmigt. Da in dritter Le- sung noch Aenderungen vorgenommen sind , findet die defini- tive Abstimmung über den gesammten Entwurf erst im näch- sten Plenum statt. Eine Resolution des Abg. Dernburg: Der Reichstag wolle beschließen , den Herrn Reichskanzler auf- zufordern, wegen Errichtung einer ständigen Neichs8steuerbehörde be- hufs C gleichförmiger Ausführung der Bestimmungen des Gesebes, die Erhebung der Brausteuer betreffend; dem Reichstag demnächst Vorlage zu machen. zog der M ragheler selbst auf Anrathen des Staats-Ministers Delbrück und der Abgg. Lasker und Dr. Braun (Gera) zurü. Es folgte die zweite Berathung des Etats der Marinever- waltung für 1873, verbunden mit dem Nachtrage zu dem- selben Etat für 1872. An der Generaldebatte betheiligten fich der Staats-Minister v. Stosh und die Abgg. Harkort, Graf zu Münster (Haunover), Miquél, Schmidt ( v qs Schleiden Und v. Benda. Damit {loß die Generaldebatte, die Spezial- diskussion wurde auf heute vertagt. : In der heutigen (30.) Sißung des Reichstages, welcher am Tische des Bundesrathes die Staats-Minister Delbrück und v. Stosch, der General-Postdirektor Stephan und einige andere Bundesbevollmächtigte und Kommissarien beiwohnten, wurde zunächst in definitiver Abstimmung der Geseßentwurf, bctreffend die Erhebung der Brausteuer, nah den Beschlüssen der leßten Sizung angenommen und sodann die Post- verträge mit Portugal und Oesterreich -Ungarn, die der General - Postdirektor Stephan in einem die Be- rathung einleitenden Vortrage erläuterte, ohne Debatte in erster und zweiter Lesung genehmigt. Das Haus ging hierauf zur

weiteren Spezialberathung des Reich8haushalts-Etats für 1873Ay

Über. Qu Tit. 1 des Ausgabe-Etats der Kaiserlichen Marine beantragten die Kommissarien des Hauses:

Pos. 3. statt »und 2 Offiziere à 1500 Thlr. als Hülfsräthe 19,800 Thlr.« zu schen: »für 2 Offiziere als Hülfsräthe 2400 Thlr. 19,2004, und demgemäß in Pos. 4 statt »sowie 2 Hülfsräthe von 2000 Thlr. bis 1600 Thlr., durchscchnittlich 1800 Thlr. 23,900 Thlr.« zu seßen: »2 Hülfsräthe von 2000 Thlr. bis 1600 Thlr, durchschnitt- lich 18090 Thlr. und ein Hydrograph zu 2000 Thlr. 25/990 Thlr. ch«; und in Pos. 5 die Worte »und ein Hülfshydrograph« zu streichen und »23/800 Thlr.« dur »22,400 Thlr.« zu erseßen.

Der Antrag wurde ohne Widerspruch seitens des Bundes- rathstis{ches angenommen. Qu Tit. 8, Sce-Batäillon, be- antragten die Kommissarien, »die Aufhebung der Sece-Artillerie und des See-Bataillons dem Reichskanzler-Amte zu empfehlen. « Der Staats-Minister v. Stosch erklärte sich mit der Aufhebung der Sec-Artillerie einverstanden, glaubt jedoch das See-Bataillon zur Zeit noch nicht entbehren zu können. Nach kurzer Debatte wurde der Antrag in seinen beiden Theilen abgelehnt. Bei Schluß des Vlattes dauerte die Berathung fort.

Auf das vom deutschen Lehrertage abgesandte Be- glückwünschungs - Telegramm , hat der Reichskanzler Fürst von BiSmarck an den Vorfißenden der genannten Versamm- lung, Theodor Hoffmann (Hamburg), geantwortet :

Meinen herzlichen Dank für die mir gewidmeten guten Wünsch€ der dort versammelten Mitglieder des Standes, welcher an unsern ge- meinsamen Erfolgen einen so hervorragenden Antheil und an den Dank des Vaterlandes so berechtigte Ansprüche hat.

Varzin, den 25, Mai. : v. Bismarck.

Der Staats - Minister Dr. Falk hat auf die an ihn schriftlich gerichtete Anfrage und Bitte um Annahme der Wahl als Abgeordneten für den Wahlkreis Schweidniy - Striegau, nach der »Br. Jtg.«, ablehnend dahin geantwortet, daß er sich

nicht in der Lage befinde, ein Mandat anzunehmen.

Ueber den Personalstand des E Justiz- Ministeriums, de8Ober-Tribunals, desOber-Appel- lationS8gerichts und des Reich8-Ober-Handel8gerichts geben wir“ nah dem neuesten Jahrbuch der Preußischen Ge- richt8verfassung die folgende Uebersicht: Justiz-Ministerium. Die Geschäfte des Justiz-Ministe-

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riums werden unter der Leitung und alleinigen Verantwortlichkeit des Justiz - Ministers von cinem Unter-Staatssekretär und 15 vor- tragenden Räthen; nämlich 9 Geheimen Ober-Justiz-Räthen und 6 Ge- beimen a -Räthen bearbeitet.

Justiz-Minister: Dr. jur. G. Ad. Wilh. Leonhardt.

Unter-Staatssekretär: H. Fr. Th. de Rège.

Vortragende Räthe: Baumeister, Geh. Ober-Justiz-Rath; Ir. Friedberg, Präfident der Justiz - Prüfungs - Kommission; Schering, Geh. Ober-Justiz-Rath; Herzbruch, desgl.; Dr. v. Schelling, desgl. ; Horstmann, desgl. ; Deneke, desgl.; enßel, desgl.; Dr. Förstery desgl ; Droop, Geh. Justiz-Rath; Herk, desgl. ; Nebe-Pflugstädt, desgl.

Hülfs8arbeiter: Wittmaak, Appell. - Gerichts - Rai; Kurl- baum l, Kammergerihts-R.7 Kurlbaum 1! Appcll. - Gerichts-R.; Stölzel, Kammer- Gerichts-R; Rindfleisch, Obergerichts-R.

ustiz - Prüfungsfommission. Die Justiz - Prüfungs-

Kommission ist dur das Ges. v. 6, Mai 1869 dazu bestimnt, die zweite, große Staatsprüfung mit den dazu geeigneten Kandidaten abzuhalten ; sie besteht zur Zeit aus einem Präsidenten und 6 Mit-

gliedern. | eines Raths erster Klasse:

Yräsident, De. Friedberg.

Mitglieder: Bergmann, Ob.-Tribunals-Rath; Heinecciu& desgl. ; Dr. Oppenhoff, Ob.-Staatsanwalt ; Dr. v. Schelling, Geh. Ob.-Justiz- Rath ; Dr. Förster, desgl. ; Horstmann, desgl.

Ober-Tribunal. Das Ober-Tribunal ist der oberste Gericht®- hof für die alten Provinzen des preußischen Staats. Das etats- mäßige Richterpersonal des Ober - Tribunals besteht zur Zeit aus einem Ersten Präsidenten , 5 Vize - Präsidenten und 51 Räthen. Die Funktionen der Staatsanwaltschaft werden von einem Gene- ral-Staatsanwalt und 3 Ober-StaatsanWwalten versehen. Die Zahl der Rechtsanwalte beträgt 16.

Präsidenten: Erster Präsident: v. Uhden, Staats-Minister. Ee Dr. Grimm, Wirkl. Geh. Ober-Justiz-Rath; Dr. v. d. Hagen, desgl.7 Dr. v. Nobr, desgl. ; v. Ingersleben, desgl.

Ober-Tribunals-Räthe: Deer, Dr. Rathmann, Brunne- mann, Meyer, Forni, Bergmann, v. Odlen u. Adlerskron, Voitu®, Sonnenschmidt; Göbel) Heineccius, Weis8gerber, Blömer, Dr. Kuhne, Reichensperger, v. Wegner, Michels, Wenßel, v Tippelskirh; Vos- winckel , Dr. Mollard, Lympius, Clauswiß, v. Goldbeck, Eding, Stinner ; v. Holleben, Plathner, Weyers, Frhr. v. Diepenbroi- Grüter, Hennecke, Hoyer , Thümmel , JTohow , Hartmann , Werner, v. Gräveniß, Krüger, Scholß, Lesser, Nappold, Vierhaus, Dr. Küß- E Mager 1 v, Kunowsîi, Hahn 5 v. Diemar, Welst, Schwarz,

omfa.

Staats8anwalte: Wever, General-Staat8anwalt, Wirkl. Geh. Obere Zug Mah Dr. Oppenhoff; Ober-Staaisanivalt ; Schüler, de8gl. ; V. oi, DeSgi.

Rechtsanwalte: Arndts, Justizrath; Dr. Bohlmann, Dr. Braun, Justizr. ; Bussenius, desgl. ; Dorn, degl. ; Fenner, Johannsen, Jung, Geh. Justizr.; Dr. Lünßzel, Mee, Nomberg, Justizr. 7 Schmückert, E Simson, desgl.7 Wagner, desgl ; Dr. Werenberg, Wolff,

ustizr. i z

Ober-Appellation8geriht. Das Ober-Appellationsgericht in Berlin is der oberste Gerichtshof für die Provinzen Schleswig- Holstein, Hannover und Hessen-Nassau, mit Ausnahme von Frank- furt a. M. Das etatsmäßige Richterpersonal des Gerichts besteht aus einem Ersten Präsidenten, cinem Vize-Präsidenten und 14 Râä-

mit dem Range

then. Die Funktionen der Staatsanwaltschaft werden von den

bei dem Ober-Tribunal angestellten Beamten der Staatsanwaltschaft, und die Funktionen der Rechtsanwalte von den bei dem Ober Tribu- nal angestellten Rechtsanwalten wahrgenommen. i Präsid. Die Erste Präsidentenstelle ist zur Zeit unbeseßt. Henrici, Vize-Präsident. j Ob. - Appellationsgerichts - Räthe: Behncke, Schreiter, Ebhardt, Dr. Bähr, Rothe, Eggeling, Dr. Deul, Friedrich, Wange- many v. Specht; Peterssen, Thewalt. : ' j Reichs-Ober-Handelsgericht in Leipzig. Dieses Gericht entscheidet für Preußen in Handels- und Wechselsachen in leßter Jn- stanz. Das etatsmäßige Richterpersoual des Gerichts besteht aus cinem Präsidenten, einem Vize-Präsidenten und 16 Näthen. Die Zahl der Anwalte beträgt 8. e L: Präsidenten: Dr. Pape, Präfid.; Dr. Drechsler, Vize-Präsident. Räthe: Dr. Ponath, Þr. Kosmann, Dr. Schmiß, Dr. Gallen- famp, Dr. GAN Dr. Fleischauer, Dr. Boisselier, Dr. Goldschmidt, Dr. Voigt, Dr, v. Vangerow, Dr. Werner, Dr. Bartl, Dr. Wernz, Dr. Pudchelt, Dr. Antwwalte: Dr. Calm, Rechtsanwalt; Hepke, desgl. ; Horch, desgl. ; Illgner, desgl. ; Dr. Nissen, außeroWdentl. Profes. Advokat; Dr. Reu- nug es at; Sachs, Nechtsanwalt ; Stegemann , Justiz - Rath, vofkat.

Rôsmer.

Nachdem der im Jahre 1863 zum Präsidenten des :

Ober-Kirchenrathes ernannte Wirkliche Geheime Rath Mathis aus Gesundheitsrücksichten seine Pensionirung nachgesucht, ist dieselbe Allerhöchsten Ortes in Gnaden bewilligt worden. Das E des Ober - Kirchenrathes führen gegenwärtig der

eneral-Superintendent Dr. Hoffmann und der Ober-Konsfisto-

rial-Rath Stahn.

Am 24. d., Abends 6 Uhr, verabschiedete sih in Bres- lau der Ober-Bürgermeister Hobreht von den versammelten städtischen Beamten.

Der Direktor der bayerischen Militär - Schießschule, Major Freiherr von Reitzenstein, ist mit dem Premier-

Lieutenant Hartmann vom bayerischen Jngenieurcorps zur Besichtigung der Militär-Schießschule nah Spandau komman- dirt worden und hier eingetroffen.

Die erste diesjährige General-Versammlung des hiesigen Ortsvereins der evangelishen Gustav-Adolf-St1lf- tung findet Mittwoch, den 29. Mai, Nachmittags 6 Uhr, im Hörsaale des Berlinischen Gymnasiums, Klosterstraße 74, statt.

Die Breite der alien gegenwärtig abgebrochenen König 8§- brücke, welche fast die einzige Verbindung zweier der bedeu- tendsten alten Stadttheile bildet, hatte sich schon seit langer Zeit für den Verkehr als durchaus unzureichend erwiesen, und wax deshalb bereits im Jahre 1854 von dem Bau - Rath Schrobißz ein Entwurf zur Verbreiterung der Brücke auLgearbeitet wor- den, nah welchem die alten Sandsteingeländer und Figuren- gruppen, sowie die sonstigen Verzierungen wieder verwendet und restaurirt werden sollten. Von dieser Verbreiterung mußte jedoch Abstand genommen werden, weil kurze Zeit darauf einer der massiven Pfeiler der Brücke durch die Strömung unterspült worden war und deshalb ein vollständiger Neubgu nothwendig wurde, Qu dem Bchuf waren von dem Bau-Rath Schrobißz ver- schiedene Projekte ausgearbeitet worden, nach welchen die neue Brücke eine Breite von 56 Fuß zwischen den Geländern erhalten, indessen der Charakter der alten Brücke beibehalten werden sollte. Da inzwischen der bauliche Zustand der Brücke sich nicht als gefähr- lich ergab, so wurde von dem Neubau Abstand genommen, bis im Jahre 1864 der Bau einer besonderen, augenblicklich noch vorhandenen hölzernen Jnterimsbrücke der Verkehrsverhältnifse wegeir nothwendig wurde. Darauf wurde im Jahre 1869 die Ausführung des Baues angeordnet und zwar auf Grund eines von dem Ober- Hof- Bau -Rath Strack in der technischen Bau- Deputation ausgearbeiteten Projektes. Nach diesem Projekt ist die architektonische Schönheit hauptsächliÞ nur durch eine solide Konstruktion des Ziegel-Mauerwerks und durch Anwendung von Granit und Sandsteinen zu den Kämpfern und den damit ver- bundenen Decksteinen der Stirnpfeiler gewahrt worden. Die Ba- lustrade der BrückeistimStyl der alten angeordnet: es befinden sich an den vier Ecken je zwei größere Postamente mit Figuren- gruppen und in der Mitte vier dergleichen kleinere.

Die beiden ersten Gewölbe find inkl. Hintermauerung und Uebermauerung vollständig fertig gestellt, und auch das dritte Gewölbe wird, da die Arbeiten nunmehr wieder aufgenommen werden, innerhalb der nächsten Tage vollendet, so daß diese eine Hälfte der BrückeMitte Juni dem Verkehr übergeben werden kann. Später wird die Brücke dem Verkehr wieder entzogen werden, um die zablreichen Dekorations8arbeiten zur Ausführung bringen zu fönnen. Auf lehtere wird überhaupt große Sorgfalt verwendet, und dürfte sich die vollendete Brücke einst zu den größeren monumentalen Baudenkmälern Berlins rechnen lassen. Qur besonderen Zierde werden der Brücke 12 für fie bestimmte allegorische Figuren gereichen. Dieselben sind vom Ober-Hof-Bau- Rath Strack entworfen, im Modell bereits nahezu vollendet, und werden in Marmor resp. Segeberger Sandstein aus8ge- führt. Für die vier Epostamente sind allegorische Figuren derx vier Hauptströme Deutschlands bestimmt ; zur Verbindung für die Flügelpostamente dienen auf den Mittelpostamenten vier Kindergruppen ; auf den Flügelpostamenten selbst kommen Scenen aus deim lezicn Kriege, die Einberufung, den Kampf, Verwundung und Pflege und die Heimkehr zur Darstellung.

Die kleinen Modelle find von dem Bildhauer Schweiniß in Thon gefertigt und befinden fich in dem Atelier Münz- ftraße Nr. 10.

Mit Hinsicht auf den sih immer mehr steigernden Verkehr erschien es gerathen, der Brücke die größtmögliche Breite zu geben und zroar diejenige, welche der Entfernung der Eckhäuser auf dem Alexanderplaße und den beiden äußersten Breitepunkten der Kolonnaden entspricht. Nur hierdurch war es möglich, eine großartige und shöne Bauanlage zu erzielen, indem alsdann die Brücke als organische Verlängerung der Kolonnade erscheint und diese leßtere, welche zu den bedeutendsten hiesigen Monu- mentalbauten aus König Friedrichs Il. Zeit gezählt werden darf, zur vollständigen Uebersicht und Geltung gelangt. Mit dem Bau der Brücke und zwar den Abbruch8Larbeiten war be- reits im Juni des Jahres 1870 begonnen worden, als derselbe in Folge des inzwischen ausgebrochenen Krieges R eS wer- den mußte und erst nah dem Abschluß des Friedens und zwar im Monat Juli 1871 wiedex aufgenommen werden konnte.

Die landwirthschaftlihe und gewerbliche Provinzial-Ausstellung in Posen ist am Abend des 25. Mai durch ein von dem Gewerbe - Komite auf dem Aus-

stellungs8playße veranstaltetes Festmahl geschlossen worden.

Hannover, 27. Mai. Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht (Sohn) ist gestern Nachmittag nah Braun- {weig gereist.