1872 / 123 p. 8 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 28 May 1872 18:00:01 GMT) scan diff

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Stück Hammel im Stich ließen, die sie auf der Flucht belästigten. Die Feindseligkeiten haben um Melila herum vollständig aufgehört, aber zwei-marokfanische Stämme sind auf der Ebene von Trafata in Kampf gerathen. Auf beiden Seiten gab es viele Todte und Ver- wundete. Diese Affaire kann wegen der Repressalien , welche folgen werden, einen gewissen Ernst annehmen. Constantine. Die Ruhe herrscht in der ganzen Militär-Division und die Kolonne des Generals Lacroix verfolgt friedlich ihren Marsh im Suf. Oas Fest des Aïd-el-Kebir wurde ohne Ruhestörung gefeiert und gab zu keiner Demonstration Anlaß. Die Ernte steht gut und die Frühjahrs- bestellungen werden unter den günstigsten Bedingungen vollendet: Versailles, 27. Mai. Die Nationalversammlung begann heute die Diskussion über das Rekrutirungs8geséß. Chanzy fTonstatirte, daß zwischen der Regierung und der be- treffenden Kommission eine Einigung in dieser Angelegenheit hergestellt sei und erklärte: eine zu sehr ins Einzelne gehende Diskussion der Frage sei e E Der General beschwor die Versammlung, die Vorlage ohne Debatte zu genehmigen. Nachdem Brunet den Entwurf einer längeren Kritik unter- zogen rail Trochu das Wort, um hervorzuheben, daß der exfall der Armee vorzug9weise durch das Nachlassen der Disziplin / während des Kaiserreiches herrühre. Er legte der Kersammlung ans Herz, wie nothwendig es sei, daß Frank- reich si regenerire, 1ndem es die nationale Erzichung und dic Armee durch Disziplin und Dezentralisation umgestalte.

Spanien. Madrid, 24. Mai. Jn der Provinz Bar- celona wurde eine Carlistenbande geschlagen; sie verlor 12 Todte und 9 Gefangene. Jn den Provinzen Guadalajara, Valencia und Santander sind Banden aufgetaucht. Die Carlisten haben einen Courierzug der Nordbahn an dem kilometrischen Pfahl Nr. 509 angehalten und die auf demselben beförderte Korrespon- denz weggenommen. Die Bande von Caceres ist zerstreut und die von Burgos auf der Flucht.

25. Mai, 8 Uhr Morgens. Sechs8hundert Carlisten l dur Villafranca in der Provinz Guipuzcoa und durh- chnitten die Telegraphendrähte zwischen Beasin und Qumarraja. Die Vorhut des Generals Moriones wechselte einige Schüsse mit einer Bande von 800 Carlisten, welche Carasa befehligte ; die Carlisten verloren 1 Todten, mehrere. Verwundete und 3 Gefangene. Die Bande von Palencia wurde geschlagen ; sie hatte zwei Todte und mehrere ihrer Leute wurden gefangen genommen. Der Marschall Serrano war am 23. Morgens in Bilbao. |

Der Marquis Urquijo, Abgeordneter der Junta forale von Alava , unterhandelte am 23. d. M. mit dem Marschall Serrano wegen“ der Unterwerfung der Carlistenbanden dieser

Provinz, deren Gesammtstärke sih auf ungefähr 1500 Mann beläuft.

Italien. Rom, 27. Mai. Jn der Deputirtenkammer machten der Minister-Präsident "und der Justiz-Minister die Mittheilung, das Ministerium werde den Gesehentwurf über die religiösen Körperschaften entweder noch in der gegenwär- iegen Session oder zu Anfang der nächsten der Kammer vor- egen.

Der Freiherr von Bibra, bayerischer Gesandter am italicnischen Hofe, ist am 23. d. M. hier angelangt.

Der Baron von Bille-Brahe hat seine Entlassung als bevollmächtigter Gesandter des Königs von Dänemark am italienischen Hofe eingereiht. Derselbe hat bereits Rom ver- lassen, um nach seiner Heimath zurüc{zukehren.

_ Türkei. ‘Konstantinopel, 26. Mai. Der neue arme- nisch-katholische Patriarh, Msgr. Kupo lian, hat gestern vom Sultan den Jnvestiturberat empfangen. Das Haupt der bulgarischen Kirche soll dem »Courrier de l’Orient« zufolge künftighin den Namen eines bulgarischen Patriarchen führen.

27. Mai. Ein gestern in der griechishen Kirche ver- lesenes Schreiben des ökumenischen Patriarchen verkündigte Über den bulgarischen Patriarchen die - Exklommunikation. Gleichzeitig wurde über drei bulgarische Bischöfe das Anathem

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ußland un olen. St. Peters8burg, 26. Mai. Der deutsche Konsul Dr. Bu s ist hier eitgètevfien und wird scine Funktionen übernehmen.

Im Gouvernement Podolien ist die Cholera im Kreise Kamentez - Podolsk und der Stadt Proskurow ausgebrochen. Vom 1. bis 27. April a. St. erkrankten 322 und starben 95 an e gad dis 1 f e

Nach dem »Reg. Anz.« finden in diesem Jahre beson- ders verheerende Brände in Rußland statt. O |

Amerika. Washington, 24. Mai. Der Senat hat einstimmig einen Geseßentwurf angenommen , welcher die Summe von 50,000 Dollars zur Deckung der Unkosten für die von der nationalen Sternwarte in Washington vorzunehmen-

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den Beobachtungen des Durchgangs der Venus im Jahr 1874 bewilligt.

Asien. Das »Journal de St. N enthält unter dem 9. d. M. einen Bericht über den Stand des bereits längere Zeit. währenden muselmännischen Aufstandes in China. Darnah umfaßt derselbe augenblicklih den anzen östlichen Theil der Provinz Gan-su, welche den südöftlichen Theil der Mongolei berührt, von der sie dur den östlichen Theil der großen chinesischen Mauer getrennt ist. Nach Osten erstreckt sich der Nufftand bis zu der südwärts ge- legenen Stadt Ansi und der- nordwäris gelegenen Barkul, welche sich beide im Besiß der Chinesen befinden. Noch weiter westlich ist das Land theilweise in der Gewalt des Jakub - Beck von Kachgar , theilweise aber ebenfalls von dem Aufstande er- griffen. Diese Spalte zwischen den Hauptsigen der Revolution haben mehrere Einwohner von Urgha in Thibet benußt, um ungefährdet von Khobdo über Barkul, Khami, Cha-thjeou und die Staaten von Kukunoor nach Thibet zu gelangen. Jhre Aussagen bestätigten die bereits früher, aber weniger sicher,

medanern eine große Zahl von Thibetanern , Kalmücken und Leuten anderer Nationen an der Jnsurrektion betheiligt haben.

Das Land zwischen Si - nin und An - si befindet sich in seiner ganzen Ausdehnung im Justande der vollkommensten Anarchie und größten Unordnung. Dic Einwohner kder Städte befassen A noch zum größten Theil mit Handel und Ackerbau, die Landbewohner dagegen leben fast durchgängig von Räuberei. Nach einer Niederlage, welche die Insurgenten auf dexr Grenze zwischen Chan - si und Gan - su vom General Tziu - tzun - tan erlitten hatten, is das Land von Neuem durch eine Räuberhorde in Unruhe verseßt worden, Die ganze Einwohnerschaft der kleinen Städte, Dörfer und Flecken fällt diesen Elenden zum Opfer; ehemals blühende Ortschaften sind jeßt von Trümmern und Leichen bedeckt. Nur wenigen chine- sischen Städten is} es, inmitten dieses Chaos, bis jeßt noch ge- lungen , den Angriffen erfolgreichen Widerstand zu leisten. Dahin gehört z. B. Dangor , zwischen Si - nin und Da - tun. Mit {wachen Kräften hat diese Stadt ihre Unabhängigkeit u wahren gewußt und empfing die chinesischhen Truppen und

chôrden , welche von der Oertlichkeit wieder Besiß ergriffen, mit offenen Armen.

Die Städte Lian - oder Er « tchjeou und Tchjuan- lan sind in gleicher Weise im Besitz hinesischer Behörden, ob- Es sie von Aufständiscben umgeben sind und die Bewohner

er Umgegend die chinesische Oberhoheit nicht anerkennen wollen, Liantchjeu befißt ausgedehnte Getreidefelder , von denen sie die Besazungen der Stadt Lan-tchjéu mit Vorräthen versorgt. Der Transport geschieht über die Militärstationen von Tumenya, auch wohl Tu - men - toun - tan genannt, und Lchjuan- lan, an einem Soldaten-Piquet von 200 Mann, welches auf dem Wege stationirt ist, Jm Laufe des Jahres 1871 hatten diese Mannschaften zahlreiche Gefechte mit den Insurgenten, und auch jeßt haben sie deren im Ueberfluß.

In anderen Städten befindet sich ebenfalls noch eine -An- zahl chinesischer Beamte und Militär, die Ersteren sind jedo aller Macht beraubt, und die Soldaten beschränken sich Ma das Beobachten der Vorgänge , ohne thätlich einzugreifen, in- sofern fie nicht persönlich davon betroffen werden.

Es wird versichert, daß die chinesishen Beamten einige Male gezwungen worden sind lhre Siegel lügenhaften Berich- ten an die Regierung von Peking beizufügen, welche von den Insurgenten aufgeseßzt wurden, um eine falsche Meinung über die Lage der Dinge zu verbreiten; es wird sogar behauptet, daß cinige dieser Berichte bedeutende Sunimen erzielt haben, die zum Unterhalt der Truppen sowie zur Verwaltung ver- wendet werden sollten.

Goumboumm , das Heiligthum der Lammaisten, wurde vor einigen Jahren zum größten Theile von den Räubern zer- sttôrt und nur einer Einigung des Gouverneurs von Si-nin mit den Insurgenten is es zu verdanken, daß es nicht voll- ständig der Vernichtung anheimgefallen ist.

Die Behörden von Lan -tcheu scheinen viel durch! ihre Schwäche und Nachsichtigkeit zur Ausdehnung des Aufstandes A eA zu haben, dasselbe trifft den Amban von Si-nin und seine Verwaltungsbeamten, welche sich mit den Rebellen in Verbindung geseht, sich durch Geschenke gewinnen ließen und Gelder des Staates, welche zur Besoldung der Truppen bestimmt gewesen, unterschlagen, sowie weniger Mannschaften unter den Waffen gehalten haben, als bestimmt war, und die Regierung über die wirkliche Sachlage in der größten Unwissen- heit ließen. Der neue Amban.. yon Si-nin, welcher seit zwei Jahren ernannt is, hat bis jeßt weder seinen Posten ein- nehmen, noch Si-nin betreten können; er wartet auf den Ver- lauf der Ereignisse in Tehjuan-lan. Die Akhuns der auf-

ständischen Distrikte haben sehr oft selbft den Befehlen der

bekannt gewordenen Nachrichten , daß sih außer den Muham-

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Regierung Wiederstand geleistet, anstatt den Aufruhr zu unter- drücken, haben sie ihm mehrfach Vorschub geleistet.

Der Akhun von Su -tehjou, sowie der von Datun, Namens Eï-ßa, scheinen eine größere Machtvollklommenheit als alle Uebrigen zu genießen. Der Erstere war vor dem Aus- bru des Aufstandes bei der Regierung sehr beliebt und hat von derselben mehrere Auszeichnungen erhalten. Der Akhun von Datun, einer der Häupter der Rebellion, bereitet IL: ‘wie man sagt, die Gemüther darauf vor, fih die Herrschaft über Bogdokhan anzueignen.

Ein Lamamongole, welcher zu der Gesandtschaft gehörte, die man zum Empfang des neuen Khutuktu nach Thibet ge- hickt hatte, is vor einigen Tágen mit zwei Begleitern nach Urgha zurückgekehrt. Er hatte Kukunoor im Norden des großen See's gleichen Namens durchschritten, hatte dann die Quellen des Sinin erreicht und sih durch den nördlichen Theil von Da- tun nach Tumanya begeben. Von hier war er über Alachan nach Urgha gegangen. Diese Neise hatte er nur bei Nacht in Begleitung eines erfahrenen Führers vollenden können. Er

iebt an, daß die chinesischen Truppen auf Lan-thjéu marschiren,

bas eine vorgeschobene Abtheilung daselbst bereits angekommen und Tzo-zun-tan zum General-Gouverneur der Provinzen Chen-zi und Gan-su, sowie zum Oberbefehl8haber über alle Operationen ernannt sei, die zur Unterdrückung der Unruhen für nothwendig errachtet würden. “t

Unter den Insurgenten scheint augenblicklih nicht mehr dieselbe Einigkeit zu herrschen wie im Anfange des Aufstandes, wo ihre Thaten oder Unternehmungen ein bestimmtes Prinzip zu verfolgen schienen, und wo sie 5—6000 Mann mit voller Ausrüstung unter den Befehl solcher Anführer stellen konnten, welche bedeutender Unternehmungen fähig waren. Jeßt ziehen fie nux noch in kleinen Banden von 50—3 Mann in \{lechter Ausrüstung und Be- waffnung umher. - Zahlreiche Treffen im vergangenen Jahre haben den . Geist der Regierungstruppen neu belebt und die Solonen gehen jeßt mit vollem Vertrauen gegen den Feind. Alles dies scheint dazu angethan, daß, wenn die Regierung zu Peking sich jeßt in energischer Weise auf die Offensive würfe und Tzo-ßun-tan wirklich mit der Führung der Truppen be- traut würde, man leicht der Jusurgenten Herr werden und die Unordnungen in der Provinz Gan-su unterdrücken könnte. Man dürfte dann allerdings keine Zeit verlieren, sondern müßte den durch die neueren Niederlagen auf die Insurgenten hervorgebrachten Eindruck nach Möglichkeit benuyen. Es würde zwar s{hwer sein, in dieser undis8ziplinirten Bevölkerung den aufrührerischen und räuberischen Geist vollständig zu ersticken, jedenfalls aber hängt es von der Geschiflichkeit der chinefischen Behörden ab , ein Linderung8mittel aufzufinden , welches im Stande is}, zwischen den beiden feindlichen Elementen , den Muselmännern-und den Chinesen, das Gleichgewicht herzustellen.

Eine merkwürdige Erscheinung bietet Kukunoor , welches, troß der Nähe vieler von dem Aufstande ergrisfenen Orte, bis jet nichts davon zu leiden hatte. Jm Gegentheil. hat es sich mit den Insurgenten in “Handelsbeziehungen geseßt. Man {eint in Peking zu fürchten, daß wenn die Insurgenten einen Qug gegen das Land zwischen Si-nin und An-fi unternehmen ieh , sie auch leiht. Kukunoor zum Schauplaße ihrer Ver- heerungen machen könnten. Jn Folge dessen fin die größten Vorsichtsmaßregeln durch sorgfältige Ueberwachung der Grenze getroffen worden.

Reichstags - Angelegenheiten.

Berlin, 28. Mai. Jn der gestrigen Sißung des Reichs- tages nahm in der Berathung des Brausteuer-G eseyes zu §. 1 (Besteuerung der Surrogate) und den gestellten Amen- dements der Ag, Günther und Gen. und Dr. Löwe das

Wort der Bundes - Kommissar, Geheimer Ober - Finanz - Rath Higigrath: j

Meine Herren! Jh möchte Sie Namens der Reichsregierung zu- näch} bitten, gerade im Jnteresse ciner gerechten Und gleichmäßigen Besteuerung der Surrogate ¿as Amendement, das uns heute vorliegt, von den Herren Abgg. Günther und Genossen, ebenso abzulehnen, wie Sie dies bei der zweiten Lesung des Geseßes in Bezug auf das in der Haup ee wirklich völlig gleihe Amendement der Herren Sombart und Uhden gethan haben. Das jebige Amendement unter- scheidet sich von jenem, wie Thnen bereits der Herr Abg.Löwe gesagt hat, lediglich darin, daß das neue Amendement für Kolonial- und RüÜbenzucker den höheren Steuersaß von 1 Thir. 10 Sgr. aufrecht erhalten Und nur für Stärkezucker auf 1 Thlr. herabseßen will. Ja, meine Herren, für die Praxis hat diese Unterscheidung gar keine Bedeutung. Bis auf sehr wenige vereinzelte Versuche ist bis jeßt Kolonial- und Rübenzuer wegen des viel höheren Handelswerthes, den derselbe hat, nicht in der Brauerei zur Verwendung gekommen, und es ist auch kaum anzu- nehmen, oy in Zukunft solhe Konjunkturen eintreten könnten (oder es müßte ein prag Mißwachs der Gerste stattfinden), daß diese Sorten Zucker jemals in nennenswerthem Umfange zur Verwendung

für nahmen, und den Angaben und Jugeständnissen der Brauer anderer-

» Ihre Kommission hat indessen geglaubt, diesen Saß

fommen. Wir haben es hier also nach wie vor hauptsächlich mit dem Stärkezucker und dem Stärkesyrup zu: thun.

Meine Herren! Der in dem Amendement vorgesclagenen Gleich-

stellung des JZu®kers und Syrups steht die Erfabrung sowohl als auch das Gutachten unserer ersten tehnishen Behörden entgegen. werden mir erlauben, Jhnen einmal wsörtlich vorzulesen ; was die Königlich preußische technische Deputation für Gewerbe in i

achten, welches sie zux Geseßes erstattet hat, über das Verhältniß dieser beiden Produkte zu einander sagt:

Sie

brem But- zum Zweck der Vorbereitung des vorliegenden

Der Stärkesyrup unterscheidet sich von dem Stärkezucker vor- zugsweise durch einen größeren Gehalt an Wasser und Dertrin- stoffen, welche das Festwerden der Masse verhindern. Wenn es sich um die Bereitung von Stärkesyrup handelt; so unterbricht man den Kochprozeß früher als bei der Zuerbereitung und beläßt in der Masse einen größeren Theil des in JZucker umwandelbaren dex- trinssen Zwoischenprodukts.

Meine Herren, zum Verständniß des Nachfolgenden muß ih nun

hier einschalten/ daß man regierungsseitig ursprünglich beabsichtigt hatte, das gewöhnliche Verhältniß von Zucker und Syrup bei Kolonial- produkten, nämlich von 5 zu 3, auch für è Cu L Able R e igt und demgemäß die Steuer von Stärkezucer au Thlr.

Hierüber befragt, sagt die tehnische Deputation weiter Folgendes:

ür den Stärkezucker und den Sgr. von Stärkesyrup auf 1 Thlr. festzustellen.

»Wir sind beauftragt uns" darüber zu äußern, in welches Ver- hältniß die Steuersäße für Stärkezucker und Stärkesyrup zu stellen sind. Wir beehren uns, hierüber Nachstehendes zu berichten.

Es weichen bezüglich der Zusammenseßung Stärkezucker und Stärfkfesyrup nicht in dem Maße von einander ab, wie gewöhnlicher Zucker und der bei seiner Bereitung resultirende Syrup; Stärke- \yrup is} kein Abfall-, sondern ein Zwischenprodukt und fann durhch Verlängerung des Kochprozesses in festen Zucker üÜbergeführt werden. Die vorgeschlagenen Steuersäße für die in Rede stehenden Produkte, 1 Thlr. 20 Sgr. und resp. 1 Thlr., stehen in dem Verhältniß wie 5 zu 3. Eine diesen Zahlen entsprechende Verschiedenheit - in: der Qusanimenseßung der fraglichen Produkte waltet niht ob. Genaue Zahlenverhältnisse lassen fich zwar wegen der nicht konstanten Be- schaffenheit dieser Fabrikate niht angeben, der Wirklichkcit näher aber liegt das Zählenverhältniß 25 zu 2, respektive 5 zu 4. Leßteres steht auch mit den Angaben îm Einklange, daß guter Stärkfesyrup circa 2 Ctr, der Stärkezucker circa 25 Ctr. Braumalz zu erseßen vermöge. Nach - diesem Verhältniß würden die Steuersäpe betragen, wenn der vorgeschlagene Saß von 1 Thlr. 20 Sgr. für Stärkezucker beibehalten wird: 1 Thlr. 20 Sgr. und 1 Thlr. 10 Sgr. wenn aber der Steuersaß von 1 Thlr. für den Syrup zu Grunde gelegt wird: 1 Thlr. 75 Sgr. und resp. 1 Thlr. «

Soweit, meine Herren, das Gutachten. Jn der Regierungs-Vor- lage wählten wir nun die ersteren Säße von 1 Thlr. 20 Sgr. und 1 Thlr. 10 Sgr. deshalb, weil sie den mittleren Durchschnitt bildeten, einerseits zwischen den scriftlihen Zeugnissen der Stärkezuckerfabrikanten selbst, die ein dreifaches Rentement den Zueer gegenüber dem Gerstenmalz in - Anspruch

seits, welche cin doppeltes Rentement ad miaimum zugestanden. Ihre Kommission , meine Herren, hat dann geglaubt, noch s{chonender und vorsichtiger verfahren zu müssen: sie hat um weitere 10 Sgr. den JZuekersaß herabgeseßt und darnach den Syrup entsprechend auf 1 Thlr. Es is allerdings On daß streng genommen das Ver- hältniß von 5 zu 4 durch den Beschluß in der Kommission und dem entsprechend bei der zweiten Lesung * etwas alterirt wird, streng genommen, müßte ‘der Syrup 1 Thlr. 2 Sgr. zahlen; abrunden zu sollen, ohne dadurch das richtige Verhältniß der beiden Produkte zu einander ernstlich zu gefährden. Meine E Der Bundesrath hat sih dem Beschlusse nah der zweiten Lesung in Bezug auf diesen Saß gern akkommodirt; aber sehr bedenklih erscheint mir jeßt das neue Amendement, welches darauf hinausläuft; um weitere 10 Sgr. den Stärkezucker herabzuseßen und solchergestalt mit dem Syrup völlig

gleichzustellen. | j Meine Herren! Der praktische Erfolg einer solhen Maßregel würde meines Erachtens kein ‘anderer sein, als der, daß die volle Prämie, die der Stärkezucker bisher gehabt hat, wenigstens zu einem großen Theil aus dem Geseße- gerettet wird und daß alle anderen Surrogate; welche der Versteuerung unterliegen, verdrängt werden eben durch den Stärkezucker. Es ist mehrfach geäußert wor- den zur Begründung dieses Amendements, daß beide gleiche Preise haben, Stärkezucker und Stärkesyrup. ‘Ja! es is zuzugeben, meine Herren, daß eine sehr gute Prima-Qualität von weißem gut einge- dickten Syrup ja unter gewissen Umständen einem mittleren Zucker im Preise zu Zeiten gleihsteht. Aber, meine Herren, daraus folgt doh noch nicht, gegenüber den Ausführungen der technishen Kom- misfion, daß beide Produkte auch in ihrem Brauwerth gleich. sind. Meine Herren, es is ja bekannt, daß einer großen Reihe anderer wee sowohl der Stärkezucker als der Stärkesyrup dient. Zum rauen aber dient mehr der Stärkezucker, während der Stärkesyrup, wo Zueer niemals angewendet werden kann, vorzugsweise zum Ver- \hneiden des Kolonialsyrups verwendet wird. Jch kann mir nun jehr wohl solhe Konjunkturen denken, wo die Nachfrage in leßterer Beziehung viel größer is als. für Brausurrogate und ich kann mir denken, daß zu einer solchen Zeit sehr guter Syrup dem Stärkezucker im Preise gleich steht, ohne daß irgendroie deswegen ihr Brauwerth gleih wäre. Meine

erren, wenn man aber auch eventuell gleichstellen wollte, was ich, wie gesagt; abzulehnen bitte, dann käme doch zunächst in

rage und nah dem, was ich angeführt habe, wäre es meines rachtens das allein Richtige daß’ von Syrup auch ein Sah von