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Lytton Earl Bulwer) einer der hervorragendsten englischen Diplomaten, ist am 24. d. Mts. in Neapel im Alter von 67 Jahren gestorben. Der Verstorbene war der ältere Bruder des defannten Romanschriftstellers Lord Lytton Bulwer, und von 1842—48 bevollmächtigter Minister in Madrid, von 1849 bis 1852 in Washington, von 1852—55 außerordentlicher Gesandter
in Toscana, 1856—58 Kommissar zur Untersuchung der Donau-
fürstenthümer und 1858 — 66 Botschafter in Konstantinopel. Die Pairswürde erhielt er im vorigen Jahre. Lord Dalling war, wie sein jüngerer Bruder Schriftsteller und hat u. A. mehrere Werke politischen und historischen Inhalts heraus-
gegeben. : i — 98. Mai. Jn der heutigen O des Unterhauses
antwortete Lord Enfield auf eine Anfrage Mundella's hinsicht- lich der Deportation. mittelloser Kommunisten nach England,
die Regierung sei wegen dieser Frage noch fortwährend in leb-
hafter Korrespondenz mit der Versailler Regierung. ür jeßt könne er sih jedoch noch nicht darüber erklären, ob Frankreich für den Unterhalt dieser Deportirten verantwortlich zu machen sei. — Auf eine Juterpellation Disraeli's antwortete Gladstone, der Qusayßartikel zum Washingtoner Vertrage werde nah seiner Unterzeichnung und noch vor der Ratifikation dem Parla- mente mitgetheilt werden. Gladstone wies ferner auf die Depesche der englischen Regierung vom 20. März hin, in welcher nach- gewiesen sei, daß England sich für berechtigt halten durfte, die von ihm aufgestellte Ansicht, betreffend die Tragweite des Washingtoner Vertrages, aufrecht zu erhalten. Er könne augen- blicklich die Frage wegen des bercits erwähnten Versprechens eines amerikanischen Kommissars, wonach die indirekten Schaden- ansprüche nicht zur Sprache kommen sollten, nicht beantworten, da eine Auskunft hierüber gerade jeßt, wo die beiderseitigen Regierungen jedem Mißverständnisse vorzubeugen suchen, von nachtheiligen Wirkungen sein könnte.
“ Frankreich. Paris, 27. Mai. Das »y Journal officiel« veröffentlicht ein am 25. d. M. beschlossenes Geseß, durch welches der Termin für die Wiederherstellung der Civilstandsakten von Paris bis zum 1. Januar 1873 verlängert wird. Versailles, 28. Mai. In der Nationalversamm- lung führte heute bei der Fortsezung der Debatte über das Militärgeseß Oberst Denfert aus, daß das moralische Element in der Armee dur den Elementarunterricht und durch militä- rische Exerzitien der Jugend vom 13. Lebensjahre an gehoben werden müsse. General Changarnier sprach sich für den pas-
fiven Gehorsam aus, welcher von Denfert angegriffen worden war. Der Herzog von Aumale befürwortete die Einstellung aller Klassen ohne Unterschied und erklärte sih für Einführung der fünfjährigen Dienstzeit. Derselbe forderte schließlich die Versammlung auf, den Gesehentwurf in der Fassung der Kom- mission anzunchmen.
Spanien. Das » Journal des Débats « enthält eine Korrespondenz aus Bilbao vom 24. Mai, welcher wir Fol- endes entnehmen: » Den leßten Nachrichten zufolge hatte der arschall Serrano sein Hauptquartier nah Yornoza, an der Straße von Bilbao inmitten einer weiten Ebene, verlegt. Dort fand am 21. März 1837 das berühmte Treffen zwischen den Truppen des Generals Es8partero, bei wel ben sich die französische Legion unter dem Kommando des Generals Evans befand, und den carlistischen Bataillonen unter Befehl Honizs und Villareals statt. Das Gefecht dauerte an cilf Stunden und forderte bedeutcnde Opfer. Die Bewohner Bilbaos, welche sich dieser Waffenthat erinnern, halten cs nicht für unmöglich, daß auch in diesem Feldzuge bei Zornoza eine entscheidende S.tlacht statl- finden könne, da die Carlisten aus dem Orozeothal in einem Tagesmarsch dort eintreffen können. Auf die Nachricht hin, daß Marschall Serrano geneigt sci, Gnade zu üben, begab fich eine Deputation, bestchend aus Notabeln der Stadt Bilbao, sowie Munizipal- und Provinzial - Räthen, zu demselben, um thn für cine vollständige Vernichtung zu stimmen. Der Herzog de la Torre soll jedoch in seinem Entschluß fest geblieben sein und erklärt haben, er wolle die yauf Abwege gerathenen Brü- der« nicht als Feinde behandeln; versprach jedo energische Maßregeln für den Fall, daß man auf dic Stimme der Vater- landslicbe und der Vernunft nicht hôre.
— Aus Bilbao, 26. Mai, wird ferner gemeldet, daß Marschall Serrano, nachdem er von Sciten der Carlisten Unterwerfung8vorschläge entgegen genommen habe, vorgestern darin eingewilligt hat, ihnen Pardon (Indulto) zu geben, wenn fie am nächsten Tage ihre Waffen an den ibnen bezeichneten Orten nicderlegen würden. Diese Formalität sei genau befolgt worden und es hätten gegenwärtig alle Insurgenten der Pro- vinz Viscava ibre Waffen niedergelegt. Nacb ciner der »Epoca« bee Donn Dcpesche sind die Chefs nah Frankreich cut-
ohcn,
Schweden und Norwegen. Christiania, 24. Mai. Die an verschiedenen Orten zur Unterschrift ausgelegte Adresse der stimmberechtigten Bürger in Christiania lautet:
»Gnädigster König! Die unterzeichneten stimmberechtigten Bür- ger Christianias erlauben sich hierdurch in Unterthänigkeit Ew. Majestät unsere Bekümmerung und Angst, heroorgerufen durch die Adresse des Storthings an Ew. Majestät vom 15. d. Mts.j, zu erken- nen zu geben. Es iff für uns ein Bedürfniß, vor Ew. Majestät auszusprechen, daß cin nach unserer Ueberzeugung unentbehrliches Glied in der Verfassung geschwächt werden würde, wenn der aus einer all- seitigen und selbständigen Ueberlegung hervorgegangenen Anwendung der bedeutungsvollsten Prärogative der Königömacht; Hindernisse in den Weg gelegt würden und wir können das vom Storthinge, den jeßigen Rathgebernz Ew. Majestät ausgesprochene Mißtraucn nicht theilen Es würde ein Nücftritt der Mitglieder der jeßigen Regie- rung unter den augenblicklichen Verhältnissen und auf Grundlage der Storthing-Adresse von uns als ein Schritt zum Schaden des Vater-
. landes betrachtet werden. Christiania, den 22. Mai 1872.
(Folgen 31 Unterschriften der angeschensten Bürger der norwegischen Hauptstadt.) ;
Dánemark. Kopenhagen, 25. Mai. Jn cinem Aller- höchsten Reskript giebt der König scine Zufriedenheit und scinen Dank für die Treue und den Eifer zu erkennen, womit der Kronprinz während der Abwesenheit des Königs die ihm am 18. November v. J. übertragene Leitung der Regierung in Ausführung gebracht hat. A
General Wörishöffer ist zum Chef der diesjährigen Lager-Division ernannt worden.
Afíen. China. Die Mongolei hat besonders durch die ebenfalls von dem muselmännischen Aufstande ergriffenen Städte Gantchjeu und Su-tchjeu viel zu lciden. Denn obgleich die Bevölkerung dieser Städte, sowie die des Thales Eyéneï-gool sich nicht durch bedeutende geistige Fähigkeiten auszeichnet und nebenbei ziemlich schlecht bewaffnet ist, findet fie doch in den tapferen und besser au8gerüsteten Einwohnern an den Quellen des Si-nin allzeit treue Verbündete zu den Räubereien. Wären die genannten drei Orte Gan-tchjéu, Su-tchjéu, und Eßénci- gool von ch{inesishen Truppen beseßt, so würden die Staaten von Khalkhas jedenfalls in vollkommener Ruhc leben können.
Gewohnheitsgemäß wenden sich die Räuber in vollster Un- ordnung nach ciner schr bekannten Gegend im Distrikte Saïn- noïn, dem Fürstenthum des Gun (Prinz) Abirmit. Hier for- miren sie einen geschlossenen Trupp und dringen dann in die Gegend cin, welche sie für ihre Thätigkeit ausersehen haben. Bei dem Ausmarsche haben fie in der Regel weder Waffen, noch Kleidung, noch Mundvorräthe; sie versehen sich damit meist erst im Laufe des Streifzuges im Wege der Räuberei.
Wie in den vorhergehenden Jahren 1} auch jeßt wieder beim Heranrücken des Frühlings in der Mongoleë das Gerücht von cinem baldigst bevorstehenden Einfalle der Jnsurgenten verbreitet worden; man hat jeßt aber in Erfahrung gebracbt, daß diese Gerüchte von mehreren Mongolen ausgingen, welche ebenfalls dem Räuberhandwerke oblagen und bei 1hrer Fest- nahme solehe Angaben machten. Andererseits scheint das Land aber sehr gut bewacht zu werden, wie aus folgenden Ziffern hervorgeht, die jedoch nicht ohne jeden Vorbehalt aufzunchmen sind. Die Abtheilung Tchakhar von 1000 Mann, welche in Tui stationirt is, hat Befchl erhalten, nah dem Süden der großen Postverbindung zwischen Uliassutaï und Khobdo zu gehen. Die Abtheilung der Solonen von 1500 Mahn, welche im Südosten von Merghen-van bei Kukukhoto im Wintergquartier gelegen hatte, soll fich na Khara-nidun, einer der Stationen der Heerstraße von Peking nach Uliassutaï, in der Nähe des Onghi - Flusses , be- geben , der den Jnsurgenten im September vorigen Jahres zum Samm lungs8orte gedient hatte. Tzagan-ghyghen steht mit 1000 Mann südlich von Uliassutaï, und andere Tausend Kal- mücken liegen in der Nähe von Khobdo. Diese Stadt hat außerdem eine cigene chinesische Besazung von 1000 Mann aus Daïtun ; de8gleichen Uliassutar. Ferner sind an verschiedenen Punkten der westlichen Bezirke noch ungefähr 2000 Mann auf- gestellt. Urgha ist von 2000 cinesischen Soldaten und 500 Mongolen aus Tsytsen-khan (Khan = Kreis, Bezirk) beseßt. Im Falle eines Angriffs benußt der mandschurische Amban einen Theil dieser Mannschaften, um den Eindringlingen in den Weg zu treten.
s “ait und Tuché-tu-khan sind mit je 500 Mongolen escbt.
Diese Vorsicht8maßregeln und die daraus resultirende Sicherheit sind den Khalkhas-Staaten zu verdanken, soroie der Umsichtigkeit und Energie des Tchjan-tin-iu, des Amban von Urgha, welcher bei der Regierung von Peking cifrig dahin gewirkt hat, daß ausgedehnte Truppenmassen bereit gehalten würden, um den Handstreichen der Jnsurgenten, wie sie im Fahre 1870 gegen Uliassutaï vorgekommen waren, zu begeg- nen. Auf diese Weise ist die Mongolci jeßt durch mehr als 10,000 Mann regulärer und mongolischer Truppen beseßt. Diese Truppen sind allerdings für die Einwohner cine große
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Last; so mußten vor Kurzem vier Distrikte von Khalka 40,000 Kameele oder die entsprechende Summe Geldes für den Durchmarsch einer einzigen Abtheilung aufbringen.
Der Verkehr der russischen Karavanen durch die Wüste Gobi ist während des ganzen Winters nicht unterbrochen, son- dern in ganz bedeutendem Maße betrieben worden. Bis zum Monat Januar haben die Theerussen den Verkehr zwischen Urgha und Kiakhta sehr lebhaft unterhalten und nur in den ersten Tagen des Februar erlahmte derselbe in Folge des Man- gels an Beförderungsmitteln derart, daß in den Magazinen von Urgha augenblicklich 20,000 Kisten zum Transport bereit stehen. Jn den lezten Tagen ist wieder einige Regelmäßigkeit 1n der Beförderung eingetreten.
Der neue Dzian-Dziun von Uliassutaï hat bis jeßt seinen Posien noch nicht angetreten. Da der mandschurische Khé-bé- amban, welcher die Funktionen des Dzian-Dziun hatte, eben- falls abgereist ist, so befindet sich dieser Bezirk unter der pro- visorischen Verwaltung eines Amban von Khobdo und des mongolischen Khebe-amban und Fürsten Bichiriltu. Der Leßtere is eine der geachtetslen Personen der Mongolei. Zu seinen tüchtigen geistigen Anlagen kommen noch die Kenntnisse des Mandschurischen sowie des Thibetanischen. Früher war er Lama und wohnte als solcher in Urgha, woselbst er kirchliche Würden besaß. Als einziger Sohn mußte er nah dem Tode seines Vaters in die Oeffentlichkeit treten und den Titel eines Prinzen annehmen. Es is zu bedauern, daß die Regierung von Uliassutaï, welche auss{ließlio aus Mandschuren besteht, (im Gegensaß zu Urgha), ihre Wirksamkeit nicht auch bis auf die östlichen Distrikte der Khalkhas-Staaten auS8dehnen kann.
Die Untersuchun gegen die drei Mongolenhäuptlinge,
welche im Oktober v. J. die zu Viliutaï gefangen gehaltenen Insurgenten entfommen ließen, dauert noch immer fort. Dugar, der Anführer der Tchakhars, Tchimit, Chef der Abtheilung von Tuchetu-khan und Bikhé-Otchir, Befehlshaber in Tsytsen- fhan sind der Nachlässigkeit im Dienste angeklagt. Dugar wird degradirt und nach Jli in die Verbannung geschickt wer- den; die beiden Andern werden freigesprochen, aber vorläufig der AvZzeichnung, welche sie am Hute in Gestalt eines Knopfes tragen, beraubt werden. ___ Die Regenten der vier Distrikte von Khalkha sollten im Laufe des Frühjahrs in Urgha zusammenkommen, um über die Expedition zu verhandeln, welche den neucrwählten Khu- tukhtu nach Thibet begleiten joll; bis jeßt hat diese Zusammen- kunft jedoch noch nicht stattgefunden, da das Kaiserliche Er- nennungsdekret noch nicht von Peking eingetroffen ist. Dieser Heilige 1st 3 Jahre alt. Der Dalai-Lama râth zur Beschleu- nigung seiner Abreise nah Urgha, um es noch vor Ablauf seines fechsten Lebensjahres zu erreichen. Die Reiseroute ist noch nicht bestimmt, sondern wird erst durch die vor- erwähnte ZJusammenkunst der mongolischen Fürsten festgeseßt werden. Man glaubt, daß der alte Weg Über den Khukunoor gewählt werden wird, aber es bieten sih dabei einige Schwierigkeiten. Nach dem alten Brauche i} nämlich der Amban von Si-nin für die Reise verantwortlich und trägt sämmtliche Verluste, welche der Begleitung des Khutukhtu, von Seiten der Bergbewoohner von Aran — am Ufer des Khukunoor wohnhaft — zugefügt werden; und die augen- blickliche Lage der Dinge in der Provinz Gan - su bietet ihm nicht die geringste Sicherheit für die Expedition.
Reichstags - Angelegenheiten.
Berlin, 29. Mai. Jn der gestrigen Sißung des Reichs- tags erklärte in der Diskussion über den Marine-Etat mit Bezug auf eine Aeußerung des Abg. Schmidt (Stettin) der Chef der Admiralität, Staats-Minister von Stosch:
Jch bin mir nicht bewußt, in den Berathungen der Kommissarien für dic Abschaffung des See-Bataillons gestimmt zu haben; ich glaube, ganz entschieden mich dagegen ausgesprochen zu haben. Ich habe ge- jagt, der Abschaffung der Sec-Artillerie stebe von Seiten der Marine augenblicklich Nichts entgegen, da die Entwicfelung der Artilleriekräfte in der Marine hinreichend vorgeschritten sei; eine Entbehrung des Scee- Bataillons, im Prinzip wohl zulässig, sei augenblicklich noch nicht mög- lich, da die Marinetheile, die Matrosendivision nicht im Stande sci, den vollen Dienst zu leisten, den heute das See-Bataillon der Marine selbst leistet, abgesehen davon, daß das See-Bataillon einen Theil der Garnisonwachdienste Übernimmt, für die wir augenblicklih keine Jn- fanterie disponibel haben. Wegen der Artillerie ist es aber cine reine Etatsfrage; denn die Artilleric, auf die ih gleich vorgreife, die drei Batterien oder Compagnien, die im Etat der Marine sind, müßten von der Landarmee erscht werden; es ist also das eine Etatsfrage, über welche noch übereingekomraen werden müßte. Jh spreche es also noch einmal aus: die Juteresscn der Marine machen es wüns- schen8werth, daß das Sece-Bataillon noch erhalten wird} — ob auf die Dauer, ist eine andere Frage — sür die Sce-Artillerie sind die Interessen geringer.
___— In Betreff der Jndienststellung von vier Fahrzeugen im verflossenen. Winter äußerte der Staats-Minister von Stosch auf eine Anfrage des Abg. Seelig:
Was die politische Basis anbetrifft; in Folge deren die Tndienst- stellung im vorigen Herbst stattgehabt hat, so cutzicht sih das meiner Beurtheilung. So viel ih weiß, beschränït sih der Grund aber nicht auf die einfach erwähnte Wirthshausschlägerci, sondern es sind all- gemeinere politische Kombinationen gewesen, welche diese Jndicnst- stellung nothwendig gemacht haben. Daß die ITndienststellung in eine Zeit fiel, wo die Nordseeschisfsahrt noch vollständig im Gange war; ist cine Schuld der politischen Lage, und diese verursachte, daß cine Menge verheiratheter Leute der ältesten Jahrgänge, die \ich bereits von der Schiffahrt zurückgezogen hatten, eingezogen werden mußten.
_Man erkannte aus den Uebelständen, die sich dabei ergaben; daß wir in der Marine noch nicht weit genug entwickelt, in der Zahl der Mannschaften im Friedensstand noch niht weit genug gegangen waren, um solche kleinen Judiensistelungen; denn es war nur von 4 Schiffen die Nede¡ zu ertragen. Also diese Indienststelung hat den großen Nußen gehabt, daß sie uns, auch hier dem Hohcn Hause und allen politischen Machthabern, die Ueberzeugung gab, daß wir vorwärts kfommen müssen mit der Marine, um solchen einfachcn Bedürfnissen zu genügen, und der dem Hohen Hause vorliegende Nachtragsetat S s ist eine Folge der Kenntnisse, die damals gewonnen wor-
_Was nun die Kosten dieser Judienststellung anbetrifft, so betrage sie in Summa 116,343 Thlr. mit allen Rebaratüen S Schi fa die damit verbunden waren. Die Kosten waren aus dem llfnden Etat zu erscßen; weil der Krieg eine Menge Jndienststellung-n, die im Etat vorgejeben waren, unmöglich gemacht hatte. Deshalb hat der Fonds für Jndicnststellungen aus dem Jahre 1871 auch no(h andere Ersparnisse, die an anderer Stelle zum Vorschein kommen.
Was nun die Beruhigung betrifft, die der Herr Vorredner ge- fordert hat für fünftige derartige Judienststellungen, so bemerke i, daß von diesem Jahre an, wo wir 900 Mann mehr eingestellt haben als früher und im nächsten Jahre wieder einige Hundert Mann mehr einstellen werden, der Etat unserer im Dienst befindlichen Mann- schaften hinreichen wird, um den politischen Anforderungen, die an die Marine gestellt werden; zu genügen.
Was nun die Verschuldung anbetrifft, welche dargethan scin soll durch die vielen Schiffe, die momentan nicht brauchhar waren, o muß ich darauf aufmerïsam machen, daß der Kricg das Material in einer Weise abgenußt hatte, wir unsere Werften wieder herzustellen nicht im Stande waren. Unsere Werften sind weder in Bauten noch im Personal bis jeßt so stark, um den extraordinären Bedürfnissen genügen zu können. Wir müssen auch darin weiter vorschreiten und müssen für die Bauten noch mehr Mittel geben. Ueberrascht hat es; glaube ih, Jeden, daß damals die Siffe eine solche außerordentliche Zeit gebrauchten, um fertig zu werden; aber wie gesagt, es war mehr eine Folge der friedlihen Aussichten und der rasch in den Wersten in die Hand genommenen Neubauten, als ein Mangel an Thätigkeit und Umsicht von oben. Für die Zukunft, glaube ih, is sicher gestellt, daß wenn plößliche Jndienststellungen nothwendig sind, dieselben rascher eintreten fönnen, da ein gewisser Theil Schiffe als erste Reserve hingestellt sind, die zu jeder Zeit fertig sein müssen; um cine Tndiensistellung aushalten zu können.
— Auf die Anfrage des Abg. Miquél in Betreff der Kosten der Herstellung und Befestigung des Hafens an der Jade antwortete der Staats-Minister v. Stosch:
Jch bin nicht vorbereitet, um diese Frage in speziellen Zahlen zu beantworten, sondern ih tann es nur aus der Erinnerung thun, und da muß ih sagen ; daß aus dem Jndienststellungsfonds und aus den Ersparnissen des Ordinariums nichts übrig geblieben ist, um zu diesen großen Zwecken etwas zu verwenden, daß aber, so viel ih weiß, von denjenigen Mitteln, die für Kiel bestimmt waren zum Hafenbau, bedeutende Summen nach Wilhelmshaven übertragen worden sind, weil Wilhelmshaven zuerst fertig werden mußte, um überhaupt einen Hafen zu haben, daß aber auch für Wilhelmshaven aus dem Kriegsfonds ganz extraordinäre Mittel verwendet worden sind, weil der Beginn des Krieges den Gebrauch des Hafens cben- falls nothwendig machte. :
_ Nach einer Bemerkung des Abg. v. Kusserow fügte der Chéf der Admiraltät hinzu:
Jch kann zur Sache nur bemerken, daß die Etatsfonds die Ver- waltung nöthigen, die Bauten inWilhelmshaven, zumalen aber in Kiel in einem Maße zu reduziren , welche nicht mit den Junteressen der Ver- waltung selbst übereinstimmt, und daß ein solcher Antrag, daß hier außer dem Bau für die Fortifikation oder die Befestigung der beiden Häfen augenblicklich ca. 7 bis 800,000 Thlr. zur Disposition stellte, ein großer Vortheil für die Entwicklung der beiden Häfen wäre.
Auf eine Replik des Abg. Miquél nahm der Staats-
e A A dee Wort: | cine Herren ! habe der Admiralität das Zeugniß zu aeben
wenn ich de n Ausdru gebrauchen darf, daß sie Eis im Extra- ordinarium fehr gern mchr gehabt haben würde 1 als in dem Jhnen vorgelegten Etat vorgeschlagen is. _Jndessen is es auf der anderen Seite von Seiten der verbündeten Regierungen als eine Pflicht er- ienen, sih innerhalb der Grenzen, die durch den dem Hause vorge- legten und im Hause zwar nicht ausdrücklich, aber doch der Sache nach genehmigten Flottengründungsplan für die Etatsentwickelung der Marine gestellt waren. Daß für Kiel insbesondere mchr auf den Etat gebracht würde, als gebracht ist, wenn man sich innerhalb der “eben von mir bezeichneten Grenzen halten wollte, das war nicht möglich. Es würde alio eine Mehrforderung für den Hafen von Kiel nur außerhalb der eben bezeichnetcn Grenzen.