1872 / 124 p. 8 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 29 May 1872 18:00:01 GMT) scan diff

E R m E E E ZE “5A

ulässig gewesen sein, und eine solhe Forderung haben die verbünde- A Regierungen mit Rücksicht auf die ganze Entwikelung der Etats8- frage der Marine in diesem Hause vermeiden wollen. Es fam hinzu, daß, wie die Finanzverhältnisse liegen, soweit fie si. zur Zeit über- sehen lassen , eine solche Mehrforderung für die Marine nur hätte estellt werden können, entweder indem man entsprehend die Matri- K ilarbaträne erhöhte, oder indem man für die Marine cinen neuen Kredit verlangte. Beide Wege haben die verbündeten Negierungcn in diesem Augenblicke einzuschlagen Bedenken getragen. Für das lau- fende Jahr is} überhaupt, wie ich glaube, der Frage schwer näher zu treten. Für das nächste Jahr ist nah meiner Ansicht dadurch, daß das Haus das Extraordinarium so, wie es steht, bewilligt, der Frage keineswegs präjudizirt, ob im Jahre 1873 auf Grund einer alsdann vorzulegenden und näher zu motivirenden Kreditvorlage für den Kieler Hafen mehr zu bewilligen sein wird. :

In der Diskussion über den Nachtrag8etat für 1872 machte |

der Abg. v. Benda bei Tit. 10, Indiensthaltung der Fahrzeuge, darauf aufmerksam, daß man die geforderten 93,989 Thaler nur mit Borbehalt bewilligen dürfe, bis über die Ersparnisse aus dem Jahre 1871 definitiv Beschluß gefaßt sei, da man sonst der Verwaltung leicht 93,000 Thaler mehr bewilligen

könnte. H Í y :

Der Staats-Minister Delbrü ck erwiderte hierauf :

Meine Herren! Jh verkenne durchaus nicht den von dem Herrn Vorredner hervorgehobenen Zusammenhang; ih möchte aber der Meinung sein, daß es für alle vom Hause in der bezeihneten Frage wahrzunehmenden Rücksichten in keiner Weise präjudiziell ist, wenn

ier die Forderung l'ewilligt wird. Der Herr Vorredner hat voll- ommen Recht è wenn das Haus bei Gelegenheit der Berathung des Geseßes Über den Haushalt für 1871 einen anderen Beschluß fassen wollte; als er von den verbündeten Regierungen in Bezug auf die vorhandenen Ersparnisse bei diesen Titeln vorgeschlagen i), als- dann der Marineverwaltung niht nur das gewährt würde, was hier gefordert wird, sondern noch érheblich mehr, je nachdem der Beschluß ausfallen sollte. Nun bin i der Meinung, daß, wenn jeßt diese Summe bewilligt wird und _ ih kann wohl davon ausgehen, daß das Bedürfniß ciner solchen Summe für das laufende Jahr keinen Widerspruch findet daß das in keiner Weise den künftigen Beschlüssen Eintrag thut. Würde das Haus beschließen, daß aus dem an sich übertragungsfähigen Titel entweder der gesammte Betrag oder der hier geforderte Betrag der Marine überwiesen werden soll, so würde der ganze Unterschied lediglih darauf beruhen; ob im Jahre 1872 dieser hier geforderte Betrag durch eine doch relativ sehr unerheb- liche Erhöhung Dr Matrikularbeiträge beschafft wird, oder ob um- gekehrt die für das Jahr 1871 vorgesehene Ersparniß nicht eintritt. Die ganze Frage reducirt sich also darauf: foll der hier geforderte Betrag aus den Einnahmen des Jahres 1872 aufgebracht werden, oder soll er entnommen werden aus den im Jahre 1571 übriggeblie- benen Beständen ? Mir scheint nun, da es sich hierbei durhaus nicht um eine Verschiedenheit der Abrechnung zwischen Süddeutschland und Norddeutschland handelt wäre das der Fall, so stände die Sache anders ; darum handelt es \sich aber nicht mir n daß es sich entschieden em- pfichlt diese Summe hier ohne den Vorbehalt zu bewilligen, der von dem Herrn Vorredner hervorgehoben worden ist.

Er könnte mir einwenden; daß wir ja auch kein Jnteresse daran hätten, ob das hier erscheint oder anderswo. E muß nun dabei be- tonen, daß ich allerdings nicht aus Rücksicht auf diesen Fonds, sondern aus anderen Rücksichten einen großen Werth darauf legen muß, daß der Nachtrags8-Etat, der im Uebrigen in zweiter Lesun fesigestellt ist, nicht an den Schluß der ganzen Berathungen des Reichstages ver- hoben wird, und das würde der Fall sein, wenn die definitive Ab- n in dritter Lesung abhängig gemacht wird von dem Beschluß Über das Geseh für den Haushalt von 1871, und zwar habe ih des- halb Werth darauf zu legen, weil in diesem Nachtrags-Etat zugleich enthalten ist die vom Hause in zweiter Lesung bewilligte Forderung für das Statistishe Bureau. Mit der Organisation dieser Behörde, welche ‘in der That dringlih wird, kann absolut nicht vorgegangen werden, bevor nicht der Nachtrags-Etat im Hause definitiv festgest:llt ist. Nicht also im Interesse: dieser Fonds, denn sie würden ja erst im Spätjahre zu verwenden sein, sondern im Jnteresse des baldigen Zu- standekommens des Nachtrags - Etats und weil es in der That, wie mir scheint, nach allen finanziellen Rücksichten gleichgültig ist, möchte ih Sie bitten, von diesem Vorbehalt Abstand zu nehmen.

In der Diskussion über den Etat der Einnahmen aus den Zöllen und Verbrauchssteuern wies der Abg. Mohl auf die ende Zucker - Fabrikation hin und empfahl die in verschiedenen Petitionen beantragte Erhöhung des Eingang8zolles auf französischen Zucker. Der Staats-Mi-

nister Delbrück erklärte hierauf: : f Die Frage die von dem Herrn Vorredner angeregt worden ist;

"hat bereits das Haus aus Veranlassung von Petitionen und eines

iese Petitionen erstatteten Berichtes beschäftigt. j : ente edle en, was e dem Juhalte des Petitionsberichtes im Schoße der Kommission von dem Vertreter des Reichskanzler-Amts bemertt worden ist, habe ich thatsächlich nichts weiter hinzuzufügen ; ih wicderhole, daß Petitionen derart, wie sie der Herr Vorredner be- eichnet hat, von den verschiedensten Seiten beim Bundesrath ange- bracht sind, daß der Bundesrath die Petitionen dem zuständigen Aus- {uß Überwiesen hat ; daß er gleichzeitig statistische Erhebungen an- geordnet hat über die Verhältnisse ‘der Eingangsverzollung von Zuer vor und nach ‘der in Frankreich eingetretenen Steuer - Veränderung, und daß das Reichskanzler - Amt \ich zu informiren-- gesucht hat über die Haltung, welche die drci mit Frankreich in speziellen Zuckerver-

trags-Verhältnissen stchenden Mächte der Frage gegenüber einnehmen. |,

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Das Material wird, wie ih glaube, ziemlich vollständig zusammen sein, und ih nehme an, daß der Auss{chuß des Bundesrathes bald in der Lage scin wird, dem Plenum Bericht zu erstatten. Damit will. ih aber die Vorausfebung des Herrn Vorredners nicht bejaht haben, daß aus den Berathungen des Ausschusses sowohl als des Bundesrathes ein Geseß wegen Erhöhung des Eingangszolles für Zucker hervorgehen werde.

Meteorologisher Bericht Über den Monat April 1872.

(Aus der »Meteorologischen Korrespondenz« , welche Nichtabonnenten den Abdruck nicht gestattet.)

Ÿ, Das Wetter im Monat April 1872.

Wenige Tage ausgenommen, war die Luft im April warm und mäßig feucht, die Himmel mehr hell als bewölft. Als mittlere Monats - Temperatur hat sich herausgestellt für: Pola -+14/0° C. Triest +14,0° Lemberg +11/5°, Krakau —+10/6°, Paris +10,8°, Emden —+8,7°; leßtere l Eer als die normale. Für dic ein-

en Penthemeren hat sich ergeben :

B S p C 11.—15. 16.—21. 22.—25. 26.—30. mittl. Temp. +80? C. 5,9° 110° 69° 10,0° 12,0° Abweichung +-1,8° E A U O

Die höchste Temperatur trat in Polen und Galizien am 20. und 21, in Mittel- und Südeuropa am 27. und 29. auf. Das Maxi- mum tvar -am 12. in Paris 22,4°, am 20. in Hermannstadt 2517 °, am 21. in Lemberg 21,8 °, in Krakau 24,5 °, am 27. in Paris 20,3 °, am 28. in Emden 21,9 °, am 29. in Pola 21/6°, in Triest 21,6 °. Die niedrigste Temperatur wurde beobachtet: am 7. in Krafau O) am 8. in Lemberg +— 1,6°, am 10. in Pola -4- 6,3°, in Triest -+ 7,6 °1 am 19. in Paris + 2,7 °, in Emden 0j,s °.

Das Barometer hatte den höchsten Stand zu Krakau und Emden am 7, zu Pola am 8., zu Triest und Lemberg am 12, zu Lissabon, Madrid, Paris am 29, zu St. Petersburg und Archangel am 30. Der niedrigste Stand kam im Mittel- und West-Europa am 21 vor. Die Abweichung des niedrigsten Barometerstandes vom normalen. betrug am 21. für Emden —15,4 mm, Putbus —15, 6mm, Stettin —14/0mm ; Côs8lin 12,6mm, Königsberg 8,1 mm, Memel —5,5 mm, Paris —20 mm, Trier —22mm, Münster —21 mm, Tor- gau 18mm, Berlin —16 mm, Posen —12 mm, Breslau 15,1 mm; Ratibor 15/6 mm ¡ Krakau 114mm, Prag —16/2mw j, Wien 14,5 mm, N 15mm, Riva 12/2mm, Zriest 12mm, Pola 1l,4mm, Agram —1lmm. ; : Mee

Die Menge des atmosphärischen Niederschlags im April ist nicht beträchtlich. Die Höhe des Regenwassers in Millimctern ausgedrückt beträgt für Paris 36,3, Emden 41/37 Lemberg 25,2, Pola 24,3, Tr'est 67/8. i

Die Luvseite, d. i. der Bogen des Horizonts, von welchem her der Wind am suligsten wehte, ist der von Südwest Über West nach Norden sich erstreckende. / A

Das Verhältniß O der cinzelnen Winde i} aus fol- enden Formeln ersichtlich:

y Emden SWio_10 Vos Nies Nes

Lemberg Sag 4 Woo gn a Nang

Es ergiebt sih hieraus, daß die Luftströme über Mitteleuropa von Frankreich bis Galizien im Wesentlichen dieselben waren.

Am 1. April war der Barometerstand in ganz Europa niedrig, nur in Archangel ging die Höhe der Quecksilbersäule 2mm. über die mitt- lere hinaus, in Bludenz hingegen fehlten 20,8 mm. an leßterer. Jn Folge des Acquatorialfiromes, welcher sih Über das wesilihe Europa ausgebreitet hatte, nahm die Barometer-Depression am 2. noch größere Dimensionen an. Dann fing das Barometer an zu steigen. Jn Jr- land und Schottland begann E schon am 2. Morgens, ander Nordse-eküste Abends spät. Jm nordöstlichen Rußland war aber am 3. plößlich eine Zone hohen Luftdrucks aufgetreten und der Polarstrom machte dort feinen Einfluß geltend. Jn Archangel ging der Baro- meterstand 18 mm. Über den normalen hinaus, andererscits war die

Temperatur 24°, Diese außerordentliche Kälte blieb glück-

licher Weise auf die arktishe Region beschränkt und die A Quft breltete sh von dort her nur langsam aus. Zu Peters- burg_ war an demselben Tage der Barometerstand 4mm niedriger; die Temperatur aber höher als die mittlere. Ueber West- und Vitteleuropa, sowie längs der Nordsee- und Ostseeküste war am 2. und 3. der Himmel bewölkt und der Regen allgemein. Jn Süd- rußland dagegen war das Wetter milde und heiter. Den in den folgenden Tagen eintretenden A LeeS deuteten die am 2., einerscits in England und über der Nordsee, andrerseits in der Alpen- kette auftretenden Gewitter, sowie das am 3. beginnende Steigen des Barometers an. Der Barometerstand änderte sich in Emden vom 3, bis 7, um 25,7 mw ; das Barometer stieg von 748,5 mm bis 774/2mm. Ueberhaupt war das Gleichgewicht im Luftmeere Über Europa im April schr gestört us a F O änderte {ih an allen Orten vährend rasch Und stark. , Ron A O6, wär die Temperatur in ganz Deutschland böber als die normale, Katharinenburg hatte aber noch eine Temperatur von —16° bis —18°, und im nördlichen Schweden, innland und Rußland war das Wetter winterlich. Jn Petersburg schneite es am 6. und das Thermometer zeigte —3°. „ZU Haparanda ar die Tem- peratur 12/5°, in Hernösand —6/4", in Memel —2,/3°, aber in Königsberg +-1,8°, in Berlin +5,3°. Ueber Mittel- und Südrußland,e

Ungarn und Dalmatien herrschte Regenìvetter. In den folgenden.

Tagen war das Wetter in Norddeutschland rauh und stürmisch und

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am 9. und 10. Regen- und Hagelwetter von der Nordsee bis zu den Alpen allgemein. “Am 11. klärte sich der Himmel Und südwestliche Winde führten wärmeré Luft herbei. Am 192. stieg die Temperatur Mittags in Münster auf 21,9°, in Emden 19,5?. In Folge der hohen Temperatur und des anhaltenden Regens waren die Schnee- massen auf dem \{ch{!esis{chen Hochgebirge so rasch geshmolzen ; daß die Flüsse aus ihren Ufern traten. Im obern Nheingau standen die Pfirsih-, Pflaumen-, Aprikosen- und Kirschbäume in voller Blüthe. Auch die Newa war soweit cisfrei geworden; daß die Schiffahrt am 15. eroffnet werden konnte.

Das warme Wetter war indeß von furzer Dauer; {hon am 16. wurde es, in 75olge eines von Skandinavien nach) dem Schwarzen Meere bin fortschreitenden arktischen Luftstromes, wieder rauh und naß. Die Temperatur wurde im nordwesilichen Europa bis zum 20. immer niedriger; andrerseits war das Wetter im südöstlichen Ruß- land, Siebenbürgen, Ungarn und Jtalien heiter und warm. In Her- mannstadt stieg die Temperatur am 20. auf + 25,7°,

Am 21. hatte das Barometer, wie {on oben hervorgehoben, in

“dem größten Theil von Europa den niedrigsten Stand im Monat.

Es stieg dann langsam, aber fast stetig, bis zum Ende des Monats. Qugleich wurde die Luft wicder wärmer, der Himmel heller; das Wetter würde an den lebten z:-hn Tagen des Monats ohne die inter- cle fai Und sporadish auftretenden Gewitter vollkommen schön ge- wesen sein.

Der in Folge der verschiedenen, über Europa im April ein- ander verdrängenden Luftströme häufig vorgekfommene Wechsel der Witterung war mit zahlreichen Gewittererscheinungen vergesellschaftet. Andererseits war auch Jeßt wieder jede bedeutende Verschiedenheit im Barometerstande Uber dem Kontinente und in den höheren nördlichen Breiten, sowie die dadurch bedingte Verschiedenheit -des Wetters im Süden und Norden unseres Erdtheils von Polarlichtern und Nord- scheinen begleitet. Während der Gewittertage zeigten sich außerdem prachtvolle Wolkenbildungen. t

Gewitter famen vor: Am 1. zu Danzig; am 2. in England und an der Nordseeküste, zu Bludenz und Isck@l; am 3. zu Krakau und Lemberg; am 4. zu Lemberg, Krakau, Ratibor. Durch diese drei Stationen, sowie durch die isobarometrischen Linien wird die Lage der Gewitterzone deutlich angezeigt. Am 5. ward in Wien Wetterleuch- ten wahrgenommcn ; „am 6. zu Lefina Blive, zu Agram Wetterleuch- ten, nah Südost hin; desgleihen am 7. zu Riva Bliße; am 9. Blißen zu Lesina, Gewitter in Florenz und zu Karlsruhe. Am 9. war das Luftmeer über Deutschland Überhaupt in größter Auf- regung; in Klagenfurt kam starker Sturm vor, über Norddeutschland war Sturm, Regen und Hagel verbreitet; am 10. \chneite es zu Bludenz; am 16. zu J{l Bliße; am 16. und 17. Gewitter îm Kau- kasus und in Katharinenburg; am 18. fiel der Schnce in Klagenfurt I8mm. hody Abends kam ein Gewitter zum Ausbruch; am 18. Ge- witter in Moskau ; am 21. Gewitter in Danzig, in Durazzo, in Pesth - Ofen orfanartiger Sturm; am 22. Gewitter îin SW. vom Weserleuchtthurm; in Lemberg Wetterleuchten; am 23.) Nachmittags, Gewitter în Trier.

Am 24. tobten heftige Gewitterstürme im Norden und in der Mitte Englands. Jn Wigan wurden die telegraphischen Linien be- N! ein Schornstein vom Blis getroffen und ein Arbeiter durch den Vliß {wer verleßt. Die Thurmspiße der St. Georgsfirche in Kiddermünster wurde dur den Bliß stark beschädigt. &erncre Ge- witter am 24, von der Nordsee aus, Weserleuchtthurm , Emden, Münster, Trier, Ratibor, Prag; R Florenz. Am 25. Gewitter u Münster, Bludenz, Agrany Lesina. Am 26. Gewitter zu Klagen- irt. Am 27. Gewitter in Flensburg. Am 28. zwei Gewitter in Plauen. Jn Roteis wurde eine Frau vom Bliß erschlagen. A Böhmisch Brod und Auwal kam ein Woikenbruh vor, o daß die nähst der Bahn gelegenen Felder weithin übcrshwemmt wurden. Am 29. Gewitter zu Pola, Agram ; Görz, Klagenfurt, Torgau, Wiesbaden. Bei Thun und Herold {lug dex Bliß mehrere Male cin und zündete.

Ebenso hatten die Gewitter am 29. in Württemberg cine ver- hecrende Wirkung. Jn Jngerknigen brannte ein Haus ab, bei Ober- Sulmetingen wurde ein Mädch-n durch den Bliß getödtet, in der Stadt Laupheim {lug der Bliß cin, zwischen Schmiechen und Schel- klingen wurden zwei Männer vom Bliß getroffen und bei Ehingen ¿wei Häuser angezündet Am 30. Gervitter in Rom und Neapel.

Nordlicht und“ Nordschein wurden wahrgenommen: Am 10. zu Stocéholm. Am 11. zu Emden, Hernösand und Petersburg. Am 13. und 14. zu Emden. Am 15. im französischen Departement d'Yonne; zu Thurfo trat dieses Nordlicht sehr brillant auf. Am 17. e: ie Mai zu Emden. Am 30. zu Emden Nordschein, zu Münster

ordlicht.

Noch is zu notiren: Staubfall am 5. zu Catania und am 20. zu Caltanisette. N l

Erdbeben. Auch in der Oberfläche des rigiden Theils unseres Plancten kamen in den vom Vesuv nah Syrien, Island und den Azorci hin verlaufenden vulkanischen Zonen Störungen in Uungewöhnlider Häufigkeit und großartig vor. Am 2. April 7 Uhr 30 Min. wurde ein Erdbeben zu Aleppo in Syrien wahr- genommen. Es dauerte 30 Sekunden. Die wellenartige Bewegung batte eine südwestliche Nichtung. Die Gebäude erlitten durch das Erdbeben wenig Beschädigung, abèr es kamen aht Per- son.n_ dabei um. Am 3. wurde durch das Erdbeben mehr als ein Drittel der Stadt Antiochia zu Schutt. Bis um ‘11. sollen 1800 Menschen aus den Trümmern herauSgegraben cin. Auch von den Einwohnern von Sucides sollen dur das Erdbeben am 3. mehr als “rfi Drittel umgekommen sein." Leichter trat diescs Erdbeben zu

lexandrette, Tripolis, Beirut, Damasfus, stär'er in Aintäb , Orfa Und Diarbekir auf. Am 10. wurde die Stadt Antiochia abermals vom Erdbeben heimgesucht. Am 14. und 15. April kamen in Accra,

in West-Afrika, mchrere heftige Erdstöße vor, durch welche viele Häu- ser gänzlich zerstört, andere beshädigt wurden. Am 16. April, Mit- tags 1 Uhr 40 Minuten, wurde in Ume® in Schweden, cin wenige Sekunden andauerndes Erdbeben, begleitet von cinem donnecrartigen Getöse, wahrgenommen. Am 16, und 17. fand ein Erdbeben in Husavik auf Island statt, durch welch{es fast sämmtlich Gebäude zer- trümmert wurden. Am 27.1 Morgens 6 Uhr 10 Minuten, wurde in Schönberg ein mäßig starker vertikaler Erdstoß beobachtet. Ebenso nabm man an demselben Tage in Rehfuß bei Laibach einen heftigen Erdstoß wahr. Am 26. 5 Uhr 31 Min. kam Erdbeben zu Bar- celonette vor. Am 28. Morgens Erdbeben bei Aleppo, Antiochia, Alexandrette. Betreffend den Ausbr»ch des Besuvs, welcher vom 24. bis 30. währte, genügt es, auf die Berichte im Deutschen Reichs- und Königlich Preußischen Staats Anzeiger zu vertwveisen.

Das Ergebniß der Ozon- Beobachtungen war:

i Nacht 298 Mittel

20

Lemberg 5 30

Krafau A. 3.67 3,50 T. (58 6.25 7.05 27 4.70 Professor Dr. Prestel.

: Kunst und Wissenschaft. _ Berlin, 29, Mai. Am 22. d. M. if hier Frau Auguste von H eld, als Frl. v, Faßmann eins eine gefcierte Sängerin der hiesigen Kêniglichen Oper, gestorben.

Der d, Dol der Mittheilungen des Vereins für die Geschichte Potsdams/ der fkürzlich in Potsdam erschienen, ent- hâlt, außer den Berichten des » Teutsch-Franzoscn Jean Chretien Toucement« und Morgenstern über Potsdam, folgende Aufsätze: Ein Hiniveis auf Potsdams Sagen und Märchen, von W. Niehl7 Die deutsche Sappho auf O von W. Petsch; Die adeligen vnd patriotischen Geschlechter in und um Potsdam, von Grhrn. v. Ledebur; Sanéêsoucis Gründung und Aufbau, von W. Riehl; Potsdam und Versaillcs, von L. S@neider; Briefe zur Erinnerung an merfwürdige Zeiten und rühmliche Personen von 1740—1778; von H. Trippel.

Cöln, 27. Mai. Der Central-Dombau- Verein hat nun- mehr cine Submission für den Guß der großen 500 Centner schweren Glocke aus den dazu bestimmten eroberten \ranzösischen Geschüßen ausgeschrieben und fordert Gloengießer auf, Offerten mit der L Ufs schrift: »Submission auf den Guß einer Glote« bis? um 24. Juní d. J. im Sekretariäte des Central-Dombau-Vercins zu Cöln abzugeben.

In C. F. Schmidt's Universitäts-Buchhandlung (F. Bull) ist vor Kurzem unter dem Titel »Die Gründungsfeier der Universität Straßburg am 1. Mai 1872« ein ‘vermehrter Separat-Abdruck der in der »Straßburger Beitung« enthaltenen Fest- berihte mit dem von den betreffenden Rednern revidirten Texte der Reden erschienen. Auch die Festgedichte und Lieder, sow*e die Tele- gramme haben in der Broschüre Blaß gefunden i

( Gewerbe und Handel,

Berlin, 29, Mai. Der Aufsichtsrath des Berliner Holz- Comtoirs, Afktiengesell\chaft; besteht; nachdem sich folcher durch Cooptation verstärkte, aus legen ersonen: Geheimer Admira- [itäts - Rath a. D. Jacobs, Vorsißender. Theodor Müller, erster ftellvertretender Vorsißender. F. Koch, Baumeister: zweiter stellvertre- tender Vorsißender. C. Coppel, in Firma: Carl Coppel u. Co. Eisentraut; Direktor der Geraer Bank. A. Jonas, Kaufmann. A. Kogge, in Firma: Kogge und Müller. Lewald, Justiz-Rath. Lewin- stein, Dr. * M. Loewe, in Firma: Moriß Loewe u. Co. Taddel, Gutsbesißer; und F. Schocnemann, in Firma: Ferdinand Schoene- mann.

Magdeburg, 28. Mai. Gestern Abend legte die Mehrzahl der Bau andwerker, welche bei den Neubauten vor dem Ulrichsthore beschäftigt sind, die Arbeit nieder und durzog die Stadt, um durch ihr Beispiel auf dic noch arbeitenden Gesellen einzuwirken. Vor ein- elnen Bauten fanden später An ammlungen statt; die aber meistens urch polizeiliche Intervention sofort zerstreut wurden. Heute ist auf einzelnen Baustellen die Arbeit eingestellt, während sie auf anderen keine Unterbrehung erfahren hat. Die Meister halten na der am Montag Abend staitgehabten Konferenz an der bisher üblichen Arbeits- zeit von 6 Uhr Morgens bis 7 Uhr Abends fest und haben heute dice- N N entlassen, welche sich weigerten , die alte Arbeitszeit cinzuhalten.

London, 28. Mai. »Reuters Bureau« wird aus New-York voin heutigen Tage telegraphirt, daß 4 Dampfschiffe und 40 Segel-

schiffe, welche sich zum Robbenfischfang an der Küste von Labrador

befanden, mit vollständiger Bemannung durchschnittlich 90 Mann per Schiff untergegangen sind. : Verkehrs - Anstalten.

Aachen, 28. Mai. Jn der heutigen Generalversammlung der Aftionäre der rheinischen Eisenbahngesellschaft wurde gemes dem Vorschlage der Direktion eine Dividende von 10 pCt.

eschlossen; die Versammlung genehmigte sodann sämmtliche von der Direktion beantragte Neubauten und weigbahnen und ermächtigte die Direktion, das dazu erforderliche Kapital durch Ausgabe neuer

Aktien oder Obligationen zu beschaffen, wobei die Ueberla ung neuer

Aktien an die Jnhaber alter Aktien nach Maßgabe des Besißes mit Men Agio beschlossen wurde. j esel, 26. Mai. Die Königl. niederländische Regie- rung hat die Konzession zum Bau der Eisenbahnstrecke von Zütphen iber Winter8wyk nach der preußischen Grenze in der Richtung von orken und ‘ciner anderen Linie ebenfalls- von Zütphen nach der preußischen Grenze in der Richtung nach Bocholt ertheilt.