Vom Reichsamt des Jnnern ift die Herausgabe einer Sonderstatistik des „Auswärtigen Handels des deutschen Zollgebiets nah Herkunfts- und Bestimmungs- ländern in den Jahren 1880 bis 1896 “ eingeleitet worden. Die Statistik wird eine nah Ländern geordnete, die Ein- und Ausfuhr der wichtigsten Waaren nach Menge und Werth darstellende Zusammenstellung enthalten. Sie er- scheint in 23 einzelnen Heften, deren jedes ein oder mehrere Länder umfaßt. Die Hefte können ebenso wie das vollständige Werk von der Firma Puttkammec u. Mühl- brecht, Buchhandlung für Staats- und Rcchtswissenschaft in Berlin NW., Unter den Linden 64, bezogen werden. Der Subscriptionspreis des ganzen Werks beträgt 18 A, der Ladenpreis 24 #, die einzelnen Hefte koflen 0,80 bis 1,60
Das den Waarenverkehr mit Belgien enthaltende Heft ift bereits érschienen.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich sächsische Dehee Finanz - Rath Dr. Schaffrath ist in Berlin ange- ommen.
Laut telegraphischer Meldung an das Ober-Kommando der Marine ist S. M. S. „Gneisenau“, Kommandant Kapitän zur See Hofmeier, am 3. November in Sao Francisco (Brafilien) angekommen und beabsichtigt, am 6. November nach . Santos in See zu gehen.
Wiesbaden, 4. November. Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Sachsen is heute Mittag von hier nah Baden-Baden abgereist.
Hamburg.
Der Bürgerschaft ist, wie der „Hamb. Korresp.“ mit- theilt, ein Antrag des Senats, betreffend das Staats- budget für 1898, zugegangen. Die Einnahmen sind darin auf 77 406 696 A. 31 À, die Ausgaben auf 79 392658 # 82 3, somit der Fehlbetrag auf 1985 942 # 51 F angenommen. Der Senat {lägt 6 Einhcitssäße der Einkommensteuer à 2800000 Æ = 16 800 000 o vor. Jm laufenden Jahre waren 51/2 Eirheitssäße à 2700000 # bewilligt, und die Einnahmen aus der Einkommensteuer werden vo rausfichtlih den Voranschlag um 650 000 f übersteigen. Der Senat ist jedoh der Ansicht, daß viele nothwendige Ausgaben im Jahre 1898 es erfordern, 6 Einheiten zu bewilligen.
Oefterreih-Ungarnu.
Der Kaiser empfing heute die Vize-Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Abrahamovicz und Dr. Kramarz. Allerhöchstderselbe sprach dabei, einem den Zeitungenzugegangenen Communiqué zufolge, seine Zufriedenheit über die Ausdauer des Präsidiums sowi? über dic ruhige und feste Führung der Verhandlungen im Abgeordnetenhause aus, erkundigte fih cin-
ehend na der parlamentarischen Lage und entließ die beiden Vize-Präfidenten auf das huldvollste. E
Im Wiener Gemeinderathe erklärte geftern der Bürger- meister Dr. Lueger in Beantwortung einer Jnterpellation des Mitgliedes des Gemeinderathes Vittler, es sei voll- tommen unwahr, daß er irgendwie dabci mitgewirkt habe, die Obsiruktionsparteien zu vergewaltigen. Sodann wies er dice in cinem Schreiben des Professors Mommsen an die „Neue Freie Presse“ enthaltenen Worte: die Wiener Bevölkerung sei lendenlahm, volkios und ehrlos, als beleidigend entschieden zurüdck und rief Mommsen zu: „Hand weg von Oesterreich!“ Jm Verlauf der Sißung wurde das Mitglied des Gemeinderathes Grubor wegen verschiedener Zwischenrufe von dieser und der nächsten Sitzung ausgeschlossen. Gruber leistete jedo der dreimaligen Aufforderung, den Saal zu verlassen, keine Folge und bliz-b auhch auf seinem Plate, nahdem der Bürgermeister den Amtsdiener aufgefordert hatte, Gruber hinauszubringen. Jm weiteren Ver- laue der Sitzung wurde auch das Mitglied des Gemecinderathes Tomanekt aus demselben Srunde von dieser und der nächsten Sizung ausgeschlossen. Der Bürgermeister unterbrach hierauf die Sizung. Nach Wiederaufnahme der Sizgung {loß der Bürger- meister dieselbe wieder, indem er bemerkte, er könne in An- wesenheit der beiden ausgeshlossenen Mitglieder keine Geschäfte erledigen. Er werde indessen über den Vorfall der Staats- anwaltschaft Bericht erstatten.
Ja der geftrigen Sißung des ungarischen Unter- hauses interpellierte der Abg. Geza Polonyi den Minister-
räsidenten darüber, ob in Oesterreih ein dem ungarischen
udckerprämiengescße ähnlizes Gejeß in Kraft getreten sei, und ob die ungarishe Regierung dic in Oesterreich im Ver- ordnungswege getroffene Verfügung für verfassungsmäßig halte. Der Abg. Serban interpellierte wegen der Verleihung eines rumänishen Ordens an den Ministerial - Rath Dr. Jeszensfy. Der Minister - Präsident Baron Banff.y erflärie, er werde die leßtere Jnterpellation, die seines Erachtens gar nicht vor das Haus gehöre, heute beaniworten. Der Abg. Visontai brachte eine Junter- pellation über die in Oesterreih einzuführende Renten- steuer ein und wünschte zu wissen, welhe Verfügungen der Finanz - Vänister geiroffen habe, damit der unga- rische Geldmarkt, besonders die ungarishen Werthe von den Nachtheilen und Lasten der österreihishen Rekitensleuer befrcit würden. Der Abg. Molnar (Volkspartei) inter pellierte den Minister des Jnnecn darüber, ob cr gedenke, sobald als möglih ciren Gesegertmurf über das Versammlungsreht und besonders über die Abhaltung von Voikeversammlungen ein- zubringen.
Großbritaunien und Frlaud.
Gesiern Vormittag fand in der St. Georgs-Kapelle zu Windsor die feierlice Beisezurg Jhrer Königlichen Hoheit der
erzogin von Teck unter Theilnahme JZhrer Königlichen P ctelien des Prinzen und der Prinzessin von Wales jowie zaßlreiher anderer Mitglieder des Königlihéèn Hauses fiatt. Alle fremden Höfe waren vertreten, Seine Majestät der Deutsche Kaiser durch Seine Königlihe Hoheit den Prinzen Friedrich Heinrich von Preußen.
Der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain hielt gestern Ab-nd in Glasgow in einer ihm als Lord-Refktor der Universität zu Eren veranstalteten, niht öffentlihen Ver- sammlung eine Rede, in deren Verlauf er, dem „W. T. B.“ zu- folge, seine Anficht d’ahin aussprach, daß die Verhältnisse,
welhe einmal das Land in eine verwickelie, wenn nicht g ihe Lage gebracht, fich nunmehr vollkommen anders ge ‘hätten, und daß die Beziehungen Englands zu
üd-Afrika besser seien als seit langer Zeit. Es lägen durhaus befriedigende Anzeichen dafür vor, daß aus den Kolonien Forderungen G einem engeren Zusammenshluß nah England gelangen würden. Er glaube, daß die Aussicht auf ein wirklih vereinigtes Reich cine Frage der praktischen
Politik werden werde. Frankrei.
Wie der „Temps“ meldet, haben die der lateinischen Münzkonvention angehörigen Staaten eine Vereinbarung beschlossen, nah welcher fie das Recht haben sollen, über die bisherige, vertragsmäßig festgeseßte Grenze hinaus neue Silber-Scheidemünzen zu prägen, und zwar 1 Fres. pro Kopf der Bevölkerung. Frankreih hat im Hinblick auf seine Kolonialbevölkerung das Recht erhalten, seine Silber-Scheide- münzen um 130 Millionen Fres. vermehren zu dürfen. Der Vorschlag zu der Vereinbarung is von der Schweiz aus- gegangen.
Ftalien.
Der „Opinione“ zufolge ist der Wiederzusammentritt des Parlaments, mie in den Vorjahren, für Ende November in Aussicht genommen.
Spanien.
Der Ministerrath beauftragte gestern, wie „W. T. B.“ aus Madrid meldet, den Marine-Minister Bermejo und den Kriegs-Minister Correa, eine Denkschrift über Schiffs- bauten und über den Ankauf von Material auëzuarbeiten, und ertheilte dem Gouverneur der Philippinen die Vollmacht, die Fa- milien der Aufständischen zu begnadigen. Der Kriegs-Minister Correa wird Maßnahmen treffen hinsihtlich einer Amnestie von Personen auf Portorico, welhe wegen politisher Ver- gehen verurtheilt sind. Der Finanz - Minisier PVuigcerver gab einen Ueberblick über die Staatseinrnahmen im Monat Oktober, welche um etwa 700 000 Pesetas geringer seien als diejenigen im Oktober 1896; die Ausfälle seien den Mindereinnahmen aus dem Loskauf vom Militärdienst und aus den Zöllen zuzushreiben. Der Minifter des Auswärtigen Gullon theilte mit, daß der amerikfanishe Gesandte Woodford den Empfang der spanishen Note angezeigt habe. Der Minister-Präsident Sagasta erörterte die Frage, ob die Worte des Generals Weyler, die derselbe vor der Abgabe seines Kommandos in Cuba gesprochen hat, Veranlassung zu gerichtlihem Einschreiten gäben. Der Ministerrath beschloß, sh Klarheit über die Worte zu verschaffen, sobald der General Weyler in San- tander eingetroffen sein werde. Ferner beschloß der Minister- rath, dem von Einwohnern Santanders gestellten Ersuchen, eine Kundgebung für den General Weyler zu veranstalten, stattzugeben, unter der Vorausseßung, daß die Kundgebung sich in geseßlichen Grenzen halte.
Schweiz.
Die Schweiz hat mit Chile eire Handelsüber- einkunft auf der Grundlage der Meisibegünstigung abgeschlossen. Chile darf jedoch den latino - amerikanischen Republiken für ihre Landesprodukte besondere Zollbegünstigungen gewähren, die von der Schweiz auf Grund der Melst- begünstigung niht beansprucht werden sollen, folange dritte Staaten von denselben ebenfalls ausgeschlossen bleiben.
Türkei.
Die Kommission für die Grenzberichtigung hat, wie „W. T. B.“ aus Konstantinopel meldet, am Dienstag ihre Arbeiten wieder aufgenommen.
Vorgestern und gesiern hat keine Sizung der Kommission für die endgültige Feststellung der Friedensbedingungen stattgefunden, da die griechishen Delegirten ohne Instruktionen waren. Die nächste Sißung findet wahrscheinlich heute statt.
Griechenland.
Dic Deputirtenkammer ift, der „Agence Havas“ zu- folge, auf den 12. d. M. zusammenberufen worden.
Das Eintreffen der türkishen Konsuln wird heute erwartet: das Dekret, durch wclhes sie anerkannt werden, ift unterzeihnet worden.
Die Regierung hat an die Vertreter der fremden Mächte eine Note gerichtet, in welher fic mit Nahdruck auf die Langsamkeit der Verhandlungen über den Abschluß des d¿finitiven Friedens hinweist.
„W. T. B.“ meldet, es verlaute in U die Kom- mission für die Grenzberichtigung habe sich dahin ausgesprocher, daß die Position von Nezero bei der Türkei verbleiben solle.
Rumänien.
Der König und die Königin wohnten, wie „W. T. B.“ berihtet, am Dienstag in Jassy der Einweihung der neuen Universität bei. Nach der kirchlihen Feier und den Festreden des Rektors und eines Studierenden hielt der König eine Ansprache, in welher Allerhöchstderselbe unter anderem hervorhob: Nicht nach der Zahl der Soldaten und nach der Entwickelung des wirthschaftlichen Lebens allein messe man heute die Macht der Staaten; ein Faktor erster Ord- nung, vielleiht der bedeutendste Faktor, sei der Grad intellek- tueller Kultur einer Nation. Eine gesunde nationale Richtung in den höheren Universitätsstudien fei daher die unerläßliche Bedingung des wahren Fortschrittes. Die Bedingungen des sozialen Lebens hätten sih erweitert und vervielfaht, das Land bedürfe daher neuer Kräfte zur Sicherung des ununterbrochenen Ganges der nationalen Entwickelung und bedürfe der Elemente weiser Abwäguna, welche in der politishen und sozialen Leitung moderner Staaten vorherrsh2zn müßten ; das Land erwarte dieselben von dieser Univerjität. Der König gab sodann seinem Bedauern Ausdruck, daß der Prinz Ferdinand der Feier niht beiwohnen könne; die Königin sei glüdcklih, daran theilnehmen zu fönnen, und erflehe mit ihm, dem König, vom Himmel alle Segnungen für die theure zweite Hauptstadt.
Nr. 44 ter „Veröfstentlihungen des Kaiserlichen Se- funtheitsamts“ vom 3. November bat folgenden Inbalt: Gesund- beitéstard und Gang der Volkskrankheiten. — Sterbefälle im Sep- tember, — HZeitweilice Maßregeln gegen Pesi. — ODeffentliches Gejundbeitêwe]en im Meg.-Bez. Liegniy 1892/94. — Deégl. im Reg.- Bei. Kcoblenz. — Desgl. in Dresden 1895. — Deégl. in Ungarn 1894/95. — Gesundbeitsverhältnifse im Staat Sao Paolo, 1896, —
Geseßgebuna u. s. w. (Deutsches Rei.) Cholera. — (Preußen, Berlîn.) Baupolizeiordnzng. — (Reg.-Bez. Posen.) Gewerbliche A . — (Reg.-Bez. Oppeln.) Ziegeleien 2c. — (Mecklenburg- S{werin.) Levra. — (Sachsen - Alterburg.) Gebeiwmmittel. — (Oesterreih. Oberösterreih.) Imwpfwesen. — (Niederösterreiß.) Augenbindebhaut-Entzündungen. — (Salzburg.) Sesundbeitékommis- sionen. — (Mähren.) Schulinspektionen. — (British-Ostindien.) Pilgerschiffe. — Garg der Tkierscuden in Ungarn, 3. Vierteljahr. — Detgl. in Greßbritannien. — Veimischtes. (Preußen. Baden.) Gehbeimmittel. — (Preußen.) Lepra. (Shlefien.) Bäder, 1896. — (Harbrrg.) Untersuhungéamt für Nahrungémittel v. f. w. — (ODesfter- reih. Brünn.) Typhus, 1894/95. — Geschenklifie. — Monats- tabelle über die Sterbefälle in deuts&en Orten mit 15 000 und mehr Einwohnern, Septemker. — Desgl. in größeren Städten des Aus- landes. — Wochentabelle über die Sterbefälle in deutshen Orten mit 40 000 und mehr Einwchnern. — Deégl. in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Krankenbäusern deutsder Großftädte. — Desgl. in deutschcen Statt- und Landbezirken. — Witterung.
Arbeiterbewegung.
Aus Stettin berichtet die „Ostsee-Ztg.“: Infolge der auf ver- iedenen Bauten von den Bauarbeitern verhängten Sperre wegen Nit&tbewilligung der von ihnen geforderten Lohnerböhungen baben die vereinigten Arbeitgeber im Maurer- und Zinmmergewerbe beslofsen, vom Diensiag Abend ab auf sämmtlichen Bauten die eor rgend Auf verschiedenen Bauten wurden die Leute schon abgelohnt.
In Köln haben einer Mittheilung des , Vorwärts“ zufolge die Arbeiter der Rbeinischen Zigarrenfabrik die Arbeit niedergelegt.
In Scharmbeck in Hannover hat ih rach demselten Blatt der Ausstand der Zigarrenarbeiter (vgl. Nr. 255 d. Bl) auf ¿wei weitere Fabriken ausgetebnt.
__ In Hanau haben der „Frkf. Ztg.“ zufolge die Diamant- \Gleifer beschlofer, zur Beilegung des Ausftandes mit den Arbeit- gebern in Unterbandlung zu treten.
In Lucka in Sachs.-Alt. haben, wie im „Vorwärts“ beribtet wird, die Zwicker der Shubfabrik von Brokowig, Heyl u. Co. E egen Entlaffung einiger älterer Arbeiter die Ärteit nieder- gelegt.
Hier in Berlin ist nach demselben Blatt der Ausstand bei der Firma Simon u. Co. (vgl. Nr. 253 d. Bl.) am Mittwoch beigelegt roorden.
Aus Antwerpen wird der „Voss. Ztg.“ gemeldet: A&thundert Diamantscchleifer, welhe fünf Diamantfabriken angebören, find auéständig geworden, weil die Arbeitgeber fich weigerten, nach dem Vorschlage der Arbeiter Lehrlinge zu entlafsen und die Arbeitzzeit von 12 auf 10 Stunden herabzuseßen.
Aus Thun meldet der Berner „Buad“, daß 500 bis 600 Ar- beiter ber eidazrnössischen Werkstätten und Verwaltungen sih zu einem Vercin wfammengethan und einen Vorftand von 13 Mit- aliedern gewäblt haben. Sie beaktsihtigen in erfter Linie Befser- stellung der Arbeiter, die längere Zeit angestellt find, besonders der Familienväter. Die Verhandlungen zwischen den Arbeitern und den Direktionen follen durch den Vereins-orftand geleitet werden.
Aus Bilbao meldet ,W. T. B.*: Der Ausstand der Bergarbeiter ift beendet. Die Arbeitgeber haben tie Forderungen der Ausständigen bewilligt. (Val. Nr. 239 d. Bl.)
Aus Paris berichtet der „Hamb. Kerr." vnter dcm 1. d. M.: In den Sc{lachthäusern von La Villette ist ein Ausftand uater den Fleisherburschen ausgebroben, der die Bevölkerung von Paris nicht obne Grund beunruhigt. Vor eiaigen Tagen wurden scchs FleisWerburshen, wie ihre Kollegen behaupten, un- gerechtfertigterwzise entlaffen. Mit ihnen machten zunächst die cchtzia Burschen der Schweinemetzzer, dann aber auch diz 3000 Bursch-n der Ochsenmetger gemetnsame Sache und stellten die Arbeit eia. So kam ets, taß am Montag früh nur 30 Ochsen, 5 Sc@bweine und 2 Hamrnel geschlacht-t wuiden. Die Burschen und die Arbeitgeber bielt:n Versammlungen ab. Erstere beshlcssen den allgemeinen Ausftand, sodaß wabrsceinliÞch auch die Burschen ter übrigen Pariser Schlachthäuser die Ärbeit einftellen werden. (Val. Nr. 259 d. Bl.)
Statiftik und Volkswirthschaft.
Der Zinsfuß bei den Kreditvereinen.
Es ift eine anerkannte Thatsabe, daß seit den 70er Jakbren der Zir sfuß stztig berabgegangen ist. Wenn auch für kurz;fristige Kredite, namentli für tägl!aes Geld an der Börse, der Zintfuß béufigen S dwankfungcen unterliegt, fo veimögen diese dech an jener Thatsache nichts ¿u ändern. Der Hauptgrund dieser Erscheinung is die wachsende Kopitalkraft und Geldfülle der Haup!fulturländer. Dazu kommt die immer weiter? Kreise zichende Ersetvng des Baargeldes turch den Wechsel-, Check- und Giroverkehr, dessen Auébildung auch bei den Kreditgenoflenschaften immer weitere Fortschritte maht. Ein nit ¿u untershäßgendes Momert if aber auch die Samm- lung und Verweriburg der kleinen Ersparnisse oder zeit- weilig entbehrlihen Einnahmcepeften, welhe jeut nach der Bank oder den Sparkofsen getragen werd n oder den Kredit- vereinen als Eirzablungen auf tie Gescäflsantbteile oder in deren Sparkassen zufließen. Wenn na dem leßten Jabresbteriht des AlU- gemeinen Verbandes der deuten Erwerbë- und Wirtkschaftägenofsen- chaften 1055 Kreditvereine nad dem Schulze-Delißsch’schen System im Jabre 1896 1674 Millionen Mark Kredit gewährt baben und tkr Betriebéfapital von 685 Millionen Mark fich aus 169 Millionen
Mark eigenem Vermögen und (am Ende des Jahres 1896) 516 Millionen -
Mork fremden Geldern zusammensetzte, so gebt daraus hervor, daß dies2 Sammlung der kleinen und feinsten Vermögen8- und Sin- forr.mentbeile den Ravital- und Geldmarkt, besonders für die mittleren Gewerbetreibenden, erbeblich entsaftet und so zur Verbilligung der Loibfavitalien niht unwzientlih beigetragen baben muß. / Entsprechend diefer allgeweinen Vervillizung des Leibkapitals ift au der Zinsfuß in den SSulze-Delißsch*’schea Kreditvereinen ftetig berabgegangen. Annäherad in demselben Verbältniß, wie der Zinsfuß für ftemde Gelder, is au der Bruttoertrag des Betriebs- fapitale gesunken. Daraus folgt, daß au der Zinsfuß für diz von den Vereinen ausgeliehenen Gelder demjenigen für tie aufgenommenen fremden Gelder gefolgt ist. Stellt man die betreffenden Zablen aus den Fahreéberihten des Allgemeinen Verbandes seit 1879 in Perioden ¡usammen, fo erhâlt man folgende charakteristishea Daten: Biuttoertrag in Zinefuß : Differenz
Prozenten des für fremde Betriebskapitals Gelder
(879—&0 6,23 4,49 1,74
1881—85 5,90 4,22 1,68
1886—90 5,44 3,49 1,95 1891—95 5,26 3,598 1,68 a, 4,95 3,30 1,65 In der Havptsache dürfte der prozentuale Bruttoertrag dem Zinétfuß für die auëgeliehenen Geider bei der Mehrzahl der größeren Kreditvereine entsprehen; derselbe ift von 6,23 9/9 1879—80 auf 4,95 9/9 im Jahre 1896 berabgegangen, der Zinssaß für fremde Gelder von 4,49 auf 3,30 2%; die Spannung hat sich also avch ein wenig, von 1,74 auf 1,65 9, verringert. i : Direkte Aufftelungen über die Zinsfäßz für ausgeliehene Kapitalien sind für 1893 und für 1826 gemaht. Schulze-Delißsch er- fiärte 1875 den Zinsfaß von 6 bis 7°/9 beim Personalkredit als normal. Im Jahre 1993 beweate sib der Zinsfuß bei 36 9/9 der be- rihtenden Kreditrereine unter 5 e, bei 48% zwisden 5 und 6 /o. Im Iahre 1896 aber waren die entsprechenden Prozentsäge berciW
55 und 32%. In den drei Jahren bat sih alfo eine Verfchiebun zu Gan der Zinsermäßigung bei 35 o der berihtenden Genofsen- en vollzogen.
her die Hälfte der Genofsershaftcn nimwt unter 5 °/0, ein Drittel derselben wischen 5 und 6/9, nur bei 1309/6 derselben stebt der Zinsfuß ncch über 6 °/ eins{ließlid der Provisionen, und davon müßten noch die Beträge abgerechnet werden, welhe den M itgliedern als Dividenden zufließen. Dies ift gewiß ein sehr günstiges Refultat, daß der Zinsfuß für den Personalkredit in den entwickelieren Gegenden Deutschlands und bei den größeren Kreditvereinen dee Allgemeinen Nerbandes bereits unter 5 9/0, also 2% unter den in der Mitte der fiebziger Jahre üblih gewesenen, gesunken ist.
Kunft und Wissenschaft.
Das Verftändniß und die Würdigung der Werke bildender Kunft wird in unseren Tagen mehr und mehr als ein Erforderniß der allgemeinen Bildung anerkannt, und es feblt nicht an Veröffent- liungen aller Art, die geeignet sind, in den Genuß und tas Studium der Kunst einzuführen. Aus diesen Beftrebungen bat die Baukurft bisher am wenigsten Vortheil gezogen, und dech bedürfen gerade ihre Werke, deren Absicht und Bedeutung sich dem Verständniß schwerer er- \{chließt als die Werke der Malerei und Plastik, vor allem einer er- läuternden Vorfübrurg in Wort und Vild. Wie das weitere Publikum, fo haben selbst die Fahleute bisher einer Sammlung entbebrt, in welcher die großen Leiftungen ibrer Kunft, die bisber nur in theueren Prachtwerken einzusehen waren , für einen woblfeilen Preis zum Studium und zur täglihen Benußurg veröffentlißt werden, Einer freundlihen Aufnaßme wird daber die Publikation gewiß fein, welhe Richard Borrmann und Richard Graul unter dem Titel „Die Baukunst“ (Verlag von W. Spemann in Berlin) heraus- zugeben unternommen haben und die in zwangloser Folge Monographien über die wichtigsten Bauwerke vom Alterthum bis in die Gegen- wart vorführen wird. An sorgfältig auëgewäbßlten typishen Werken sollen die geshichtliden und technishen Bedingungen, unter denen die einzelnen Bauten entfianden find vnd die Entwicklung ihrer Gattung bestimmt haben, in einer Weise durch Bild und Wort erläutert werden, welhe wifsenshaf!lihe und fachmänniste Giüntlihkeit in eine auch dem gebildeten Laien zucänalide Form der Darstellung kleidet. Die Monographien werden ftets auf einer Anzahl Tafeln die arcitektonishen Hauptarsicten nah meist neuen pboto- graphishen Aufnahmen und in dem ausführliw teshreibenden Tert diejenigen Detaila ufnahmen, Grund- und Aufrisse darbieten, welche zum Verständniß der einzelnen Werke nöthig find. Das vorliegende erste Heist schildert das „Deutshe Wohnhaus der Re- naissance“. Der Text ist von Dr. Ferdinand Lutbmer verfaßt. In flössiger, angenehm lesbarer Darstellung, die den kenninißreicen, aus eigner gründliher Anschauung shöpfenden Kunsthistoriker er- fennen läßt, giebr der Verfasser eine anf@aulidbe Swilderung des deutshen Bürger- und Patrizierhauses, wie es sih urter dem Einfluß der italienischcn Renaissance gestaltet hat. Eine Reihe der bemerkenêwerthesten und glänzertsten Beispiele damalicer Bauten wird dem Leser in sorgfältigen Aufnahmen vor Augen gefübrt. Da seben wir das Aeußere und Innere dcs Pellerhauses in Nürnberg, das Leibnizhaus in Hannover, die prachtvollen Innenräume des Rathbauses (Kriegsstube) und das Fredenbagen’sde Zimmer in Lübeck, die Vertäfelungen in den Schlössern Velthurns und Tratberg in Tirol, im Schlosse Näfels in der Schweiz 2c. Die Ausführung der Lichtdrucke ift vorzüalih klar, die typogravhische Auéftattung in jeder Beziehung geschmackvcll. Da das beigegebene Verzeichniß der in Aussicht stehenden Monogrcphien kaum etreë der kunsthistorish bedeutenderen Bauwerke vermisjen läßt, so dürfte das Werk nach sciner Vollendung eine umfangreiche Darstellung der Bau- denkmäler aller Siile und Zeitepohen darbieten. Daftselbe verdient daher in vollem Maße den Beifall aller Architekien und Freunde der Baukunst.
Die we rthvebie Bibliothek des verstorbenes Chemikers Profeffors Victor Mever ift von ter Bulhandlung von Gustav Fock in Leipzig erworben worden. Interessenten stellt die Firma einen hand- \chriftlihen Katalsg zur Verfügung.
Literatur.
Handelsgeseßbuh für das Deutshe Reich (mit Ausë- nabwe des Seerechts) nebst dem Einführungêgeseß. Handausgabe mit Erläuterungen, Anhang und auéführlicem Sacregist:r von Dr, Heinrich Franfkenburger, Rehtsanwalt in München. Verlag von I. S@&weitzer (Iof. Eichbichler), München. Preis geb. 4 4 — Diese Ausgabe des neuen Handelésgesegbuchs will nit einen wifsenscaft- lichen Kommentar erseßen, sondern bes@ränkt sich in den Anmerkungen zu dem Gesepestert auf die nothwendigen Erläuterungen, welche das Verständniß und die Anwendung des Gesetzes zu erleichtern geeignet find. Durch Verweisungen auf die ähnlichen, ergänzenden und abweihenden Bestimmungen des Bürgerlichen Geseßbus, fowie die sonstigen einshlägigen Reich®gesete hat der Herausgeter ten Zu- fammerhbang tes Hardelérehis und des künftigen allgemeinen bürger- lien Rech1s herzustellen gesut und durch den Hinweis auf die Recchtsprehung der obersten Gerichtsböfe, die Denkschrift zum Handelegeseßbuch und den Kommissiontberit über èatselbe wihtige Anhaltepunkte für eine rich1ige Auffassung des Gesetes!nkalts gegeben. Bei vielen Paragrapben find die ergänzenden Be- stimmungen des Bürgerlichen Gesetbucs, des Depot- und des Börsen» geseßes wörtlih angeführt; auf diejenigen Bestimmungen tes Bürger- lichen Gesetzbuchs, welhe an Stelle der gestrihenen Vorschriften des Allgemeinen deutshen Handelägeseßbuchs aud für das Gebiet des Handelsrehts treten, if in den betreffenden Abschnitten auëdrücklich hingewiesen. Um die Ausgabe ax für die Zeit bis zum voliständigen Inkrafttreten des neueu Handeltgeschbuhes praktis nutbar zu maden, hat der Herausgeber in einem besonderen Arhbange die Be- stimmungen des alten und des neuen Handelsgeseßbuchs gegenübergestellt. Die Aa des Werkes ift elegant und solid.
— Handbuchch des gewerbliGen Arbeiterschußes von Georg Evert, Regierungs-Rath. Berlin, Karl Heymann's Verlag, Preis 6 #4 — Der Verfasser bat es sih zur Aufgabe gemacht, den gewerbliwen Arbeitershuß als selbstärdiges Garzes mit Kommentar und Ausfährungsvorschriften übersichtli® in der füc die Praxis er- wünschten Beschränkung auf das Netbwendice zu behandeln. Als
Einleitung is} eine Fat L der Grundbegriffe (Gewerbe, Arbeit-
eber und Arbeiter, Fabrik, Fabrikarbeit u. #, w.) gegeben. Dann olgt die Arbeitershuß-Novelle zur Reihs-Gewerbeordnurg vom 1. Juni 1891 mit ershöpfendem Kommentar, der in Verbindung mit jener einleitenden Darlegung der Grundbegriffe die Auslegung und Hand- babung dieses wichtigen Gesezes wesentli erleihtern dürfte. Den Séluß bilden die Ausführungsbeftimmungen und Spezialgeseße; die Sammlung ift fortgeführt bis zu der Novelle zur Reichs-Gewerbe- ordnung vom 26. Juli 1897, welche einige bedeutsame Aenderungen in betref des Lehrlingswesens entbält.
__ — Verwaltungs-Bericht des Magistrats der König- lihen Haupt- und Residenzstadt Breslau für die Etaté- jahre vom 1. April 1892 bis 31. Viärz 1895. Breslau, Druck von Sraß, Barth u. Comp. (W Friedrich). — Die dreijähriaen Berichte der Breélauer Stadtverwaltung sind wegen des unfafsenden und woblgeordneten Materials, das sie bieten, sebr geeignet, dem Kom- munalpolitiker nnd fonstigen Interefserten einen zuverlässigen Einblick in die den Verwaltungen unferer großen Städte gestellten, stetig wachscnden und vielseitiger sih geftaltenden Aufgaben zu gewähren.
die seit 1870 erscheinenden Berichte nunmehr einen Zeitraum von
Jabren umspannen, wäre es verdienstlih, wenn einmal die Haupt- ergebnifse aus denselben in gedrängter Kürze zur Darftellung gelangen würden; handelt es sich doch um eine Periode ungeahnt rascher Entwickelung eines unserer blühendsten Gemeinwesen, die im Zu- sammenhang úüberblicken zu können, von besonderem Werth wäre.
— Das brandenburgish-preußishe Heer in feiner EntwiFelung feit dem Anfange des 17. Jahrhunderts bis auf die neueste Zeit. Verlag von Karl Siegismund, Berlin, 136 Seiten 89. is 1 4 50 A. — Dieses Schriftchen bietet eine fkurzgefaßte Geschihte der Entwickelung des preußischen Heerwesens von der Zeit der Errichtung eines stehenden Heeres im Kurfürstenthum Brandenburg bis zur Gegenwart. Im Verlaufe der Darlegung werden alle hervorragenden Einrichtungen im Heere furz berührt und gekennzeihnet. Da auch im übrigen der Inhalt dur eingeflo@tene interessante hiftorishe Momente nicht ein trodenes Zablen- und Sachmaterial, sontern eine anziehende Lektüre bictet, die bei den Lesern die Luft und Liebe zum Soldaten- ftande zu wecken und iu ftärken geeignet ift, so empfiehlt sid dasselbe namentlich au als Lesestoff für die jüngere Generation. Ein aus- führlihes Inhaltsverzeihniß ermöglicht es, sich schnell über alles Wissen3wertbe zu belehren. Am Schluffe ift dem Büchlein ein fo- genannter Gefehtskfalender beigefügt, der, chronologisch geordnet, die wichtigsten Momente aus der Kriegsgeschichte rekapituliert.
— In dem gestern veröffentlihten Referat über das Werk des Kaiserlichen Bezirks-Präsidenten a. D. Dr. Freiberrn F. von Reigen- stein: „Der Arbeitsnachweis, seine Entwickelung und Gestal- tung im In- und Auslande“ ist in Zeile 23 und 24 zu lesen: „Die Darstellung zeigt meisterbafte Disposition, Gewandtheit in der Füh- rung des Lesers durh die Fülle eines mit unendliher Sorgfalt und Treue gesammelten Stoffs* u. f. w.
Land- und Forftwirthschaft.
Saatenstand und Getreidebandel in Rußland.
Nachrichten aus Narwa und Nicolajew zufolge ift die Witterung während des vergangenen Monats für die Aussaat günstig gewesen, und leßtere ist runmebr beerdigt. Der gegenwärtige Stand der Saaten gilt im allgemeinen als befriedigend.
Auch im Dongebiet is die Winteraussaat unter günstigen Bedingungen erfolgt. : ;
Das infolge des ungünstigen Ernteauëfalls erwartete Abfallen der Getreideausfubr ift, wie uns aus Rostoff geshrieben wird, im Laufe des Oktober in erheblichem Maße eingetreten. Nach den von der Rostoffer Börse veröffentlibten Auéfubrziffern, welche allerdings nur bis zum 27. September/9. Oktober vorliegen, sind von Roftoff nah dem Auslande ausgeführt worden : j
Weizen Roggen Gerste Pud Pud Pud
896 000 225 000 140 000 783000 33000 76000
763 C00 379 000 118 000
August E September 12 September 7/19 September 14/26 ,
September 21 September 27 G ; Oftober3 " Oftober 9 353 000 181000 9 000
Die iren von Getreide nach Rostoff aus der Ernte des laufenden Jahres sollen sehr gering sein. 5 Der Lagerbestand in Nicolajew stellte ch ¿zu Ende v. M.
wie folgt: 7 i Bestand am 1. Januar 1897 13 000 000 Pud S0 T0 ASE
Zugeführt per 25. Oktober . , 63 753 381 Pud
58435100 , 5 318 281 Pud.
bis Sept?:mber 6/18
. September 13/25 September 20
Oktober 2
Ausgefübrt per 25. Oktober 1897 .
Heft 3/4 des 45. Bandes des „Journals für Landwirth- schaft“, welches im Auftrage der Königlichen Landwirtbschafts-Gesell- schafi zu nnovec unter Betbeiliguna der landwirthschaftlichen Fnstitute, Laboratorien und Verfuchéanstalten deutscher Hocschulen berautgegeben und unter Mitwirkung der Professoren Dr. I. Esser, Direktor des Thierarinei-Ir.stituts, Dr. W. Fleischmann, Ge- beimem Regierungs-Rath und Direktor des landwirtbschaftlichen Instituts, Dr. F. Lebmann, Direktor der landwirthschaftlihen Ver- subéftation, und Dr. C. von Seelborft, Direktor des landwirthschaft- lihea Versuchéfeldes in Göttingen, von Professor Dr B. Tollens, Direk: or des agrikultur- chemishen Laboratoriums zu Göttingen, redigiert wird (Verlag vonPaul Parey, Berlin), ift mit folgendem Inhalt erschienen : Mittheilungen aus dem landw. vhysiol. Laboratorium der Universität Söttingen: „Züchtungeversude mit Nos - Sommer - Weizen und Göttinger Hafer“ von Professor Dr. Liebsher, Professor Dr. Edler und Professor Dr. von Seelborft, Referent: Professor von Seelhorft. — „Ein ilisalpeteräbnlihes Produkt aus Südwest-Afrika“ von H. Thoms. — „Wirkt Chlormagnesium im Trinkwasser {chädlichd auf unsere Hauétbiere ?“ von Dr. Künnemann, Medizinal-Assefsor in Jena. — „Einige BeokaŒ&tungen über den Zufammenbarg zwischen Körper- form und Leistung bei den Kühen“ von E. A. Bogdanow (hierzu eine Tafel). — „Ueber die ftickstofffreien Extraktstoffe der Pflanzensubftanzen und besonders der Futtermittel“ von Profeffor Dr. B. Tollens in Göttingen. — „Die moderne Landwirtbschaftswissenshaft und ihre Vertretung an den Universitäten“, Reformvorshläge ron Professor Dr. von Rümfker in Breslau, — Literaturbefprehungen.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln. Pest. j
Fapan. Laut einer Mittheilung vom 15. September wurden in Süd- und Mittel-Formosa seit dem 16. bezw. 25. Juli neue Er- frankfungen nicht mebr beobachtet, in Nord-Formosfa seit dem 12. Auguft nur ein Fall in der Stadt Teckcham.
Cholera.
British-Ostindien. Kalkutta. In der Zeit vom 19. bis 95. September sind 19 Perfonen an Cholera, 1 an Pocken und 224 an Fiebern gestorben. s
Gelbfieber.
Einer Mittheilung der „Public health reports“ vom 11. Of- tober zufolge sind bis zum 9. Oktober in Galveston (Texas) 7 Er- franfungen vorgekommen. In Ocean Springs scheint die Seuche im Erlöschen, în Biloxi und Scranton im Zunehmen zu sein. In New-Orleans wurden bis zum 10. Oktober im Ganzen etwa 580 Er- krankungen und 61 Todesfälle gezählt. In Mobile ift scheinbar eine Wendung zum Bessern noch nit eingetreten. InEdwards (Mississippi) blieb die Zahl der Fälle mit tôödlihem Auégarg bisher niedrig. In Rio de Janeiro wurde vom 21. tis 28. August 1 Todesfall fest- gestellt. Ferner wurden aof Cuba gemeldet in Matanzas vom 16. bis 22. September 1 Todesfall, in Havanna vom 17. bis 93. September 23 Todesfälle, in Cardenas vom 12. bis 25. Sep- tember d, für dieselbe Zeit in Santjago 27 und in Sagua la Grande (bei 25 Neuerkrankungen) 4, in Cienfuegos8 vom 12. bis 96. September 8. Aus Leon (Nicaragua) ist unterm 30. August das epidemische Auftreten der Seuche angezeigt werden. In Kingston (Jamaica) wurde in der Zeit vom 29. August bis 4. September ein Todesfall fefigeft- llt.
Versciedene Krankheiten. :
Podcken: Madrid 3, Warshau 9 Todesfälle; Paris 5, Skt. Petersburg 6 Eikrankungen; Genickstarre: New-York 3 Todes- fälle; Influenza: London 11, St. Petersburg 3 Todesfälle; T ollwuth: St. Petersburg 1 Todesfall; Keuchhusten: Regie- rungsbezirk Schleswig 63 Erkrankungen. — Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen starb an Masern (Durchschnitt aller deutschen Berichtéorte 1881/90: 1,30 9/0): in Hildesheim, Kaiseré- lautern — Etfranfungen famen vor in Berlin 42, Breslau 34, in den Reg.-Bezirken Hi. desheim 206, Wiesbaden 130, in Kopenhagen 24, St. Petersburg 40, Wien 72 — an Scharlach (1881/90: 1,39 9/0): in Fürth, Gera, Krefeld, Nürnberg — Erkrankungen wurden gemeldet in Berlin 38, Breslau 29, Antwerpen (Krankenhäuser) 24, Edin- burg 133, Kopenhagen 30, London (Krankenhäuser) 342, Paris
21, St. Petersburg 83, Prag 28, Stockholm 34, Wien 44 — an Diphtherie und Crouv (1881/96: 4,499): in Frankfurt a. O., M.-Gladbah, Kaiserslautern, St. Peteréburg — Erkrankungen kamen zur Anzeige in Berlin 107, Breslau 21, Hamburg 22, Buda- pest 24, Kopenbagen 43, London (Krankenbäuser) 153, Paris 45, St. Petersburg 203, Stockholm 25, Wien 67 — desgl. an Unter- LEMIPIRE in London (Krankenhäuser) 28, Paxaris 36, St. Peters- urg L
Im Monat September (für die deutshen Orte) sind vah- stehende Todesfälle gemeldet worden: Pocken: Bordeaux, Buk treft, Mailand, Marseille je 1, Madrid 13, Alexandrien 4, Kairo 11, Bom- bay 1, Mexiko 55; Cholera und Pest: vgl. die fortlaufenden Mit- theilungen in den Veröff.; Gelbfieber: Rio de Janeiro 3; Fleck- fieber: Meriko 63; Rückfallfieber (cin{l. biliöfen Typhoids): Alexandrien 1; Genickstarre: Beuthen, Mailand je 1, Baltimore 3, Brooklyn 8, San Francisco, St. Louis je 2; Tollwuth: Bukareft 1; Influenza: Berlin 3, Breslau, Halle, Stettin je 1, Leipzig 2, Braunschweig 1, Hamburg 2, Madrid 13, Baltimore 1, Buenos Aires 5. — Im übrigen war in nalhstehenden Orten die Sterblichkeit an einzelnen Krankbeiten im Vergleih zur Gesammtsterblichkeit eine besonders große, nämlih böber als ein Zehntel: an Masern (1881/90 erlagen denselben 1,30 von jz 100 in sämmtlihen deutshen Berichtsorten Gestorbenen): in Darmstadt; an Scharlach (1881/90: 1,399/6 in allen deutschen Orten): in Graudenz, Hörde, Langendreer, Merse- burg (sogar höher als ein Fünftel), Gera; an Diphtherie und Croup (1881/90 : 4,49 9/6 in allen deutshen Orten): in Alteneffen, Memel, N schaffenburg; an Unterleibstyvhus (1881/90: 1,09% in allen deutsben Orten) : ia Beuthen, Pforzheim.
Mehr als ein Fünftel aller Gestorbenen ift ferner nach- ftebenden Krankkeiten erlegen: der Lungenschwindsucht (1881/90: 13,19% in allen deuten Orten): in Oblios, Raibenow (mehr sogar als ein Drittel), Remscheid, Paffau, Eßlingen, Ludwigsburg, Heidelberg, Le Havre; akuten Erkrankungen der Athmungs- organe (1881/90: 11,11% in assen deutschen Orten): in Aiten- essen (mebr sogar als ein Drittel), Beeck, Bielefeld, Borbeck, Forft, Hildesheim, Iserlohn, Ratibor, Remscheid, Staßfurt, Wilhelmë- haven, Aschaffenburg, Marseille: akuten Darmkrankbeiten (1881/90: 10,32 6 in allen deutschen Orten): in 132 deutschen Orten, darurter soaar mebr als ein Drittel in Aah2n, Ascherêleben, Nirdorf, Weißensee, Bocholt, Borkeck, Buer, Danzia, Frankfurt a. O., Geestemünde, Grabow, Grünberg. Herne, Lebe, Linden, Lüneburg, Neuß, Oberhaufen, Prenzlau, Schneidemühl, Zaborze, Zeitz, Ingol- stadt, Ludwigêbafen, München, Döbeln, Glauchau, Löbtau, Meißen, Wurzen, Reutlingen, Apolda, Cötben, Greiz, Zerbît, ferner in Basel, Utrecht, Zürich, Alexandrien, Kairo, Baltimore, Mexiko (mebr fogar als ein Drittel).
Unter den 260 deutschen Orten hatten im Berihtêmonat eine verbältnißmäßig bobe Sterblichkeit (über 35,0 auf je 1000 Ein- wohner und aufs Jahr berechnet) 5, nämli Herne 36,4, Langens bielau 36,7 (1889/93: 35,9), Kolbera 37,5 (1882/91: 24,4), Graudenz 44,8 (22 0), Löbtau 46,1. Im Vormonate betrug das Sterblichkeits- maxrimwum 57,9 9/09.
Die Säuglingsfterblichkeit war in 45 Orten eine beträcht- lie, d. b. böber ass ein Drittel der Lebendgeborenen. Mindestens 500 betrug sie in Infterburg, Straubing je 500 (Gefammtiterblichreit 27,2 und 31 2), Ingolstadt 507 (29,8), Neisse 525 (19,5), Lehe 534 (25,0), Grünberg 551 (32,3), Weißensee 552 (29,1), Annaberg 564 (27,1), Löbtau 598 (46,1).
Die Gesammtsterblichkeit war während des Berichtêmonats geringer als 15,0 (auf je 1000 Finwobrer und aufs Jahr berechnet) in 53 Orten. Unter 12,0 9/90 blieb dieselbe in Bielefeld 11,8 (1881/90: 20,4), Hagenau 11,7, Gr. Lichterfelde 11,2 (1886/95: 15,7), Caffel 11,2 (1881/90: 19,9), Wesel 11,1 (18,9), Oßbligs 11,0 (1891/95: 17,9). Wilhelmshaven 11,0 (1890/94: 16 8), Malftatt- Burbach 10,9 (1887/91: 19,7). Aschaffenburg 10,9, Rathenow 10,7 (1891/95: 23,1), Schöneberg 10,6 (1888/92: 20,3), Hameln 10,3, Celle 9,9 (1881/90: 20,3), St. Iohann 9,8, Greiz 8,9 (1882/91: 24,5), Ludwigäburg 8,7 (17,0), Siegen 8,6 (21,2).
Die Säuglings sterblichkeit blieb unter einem Zehntel der Lebendgeborenen in Celle (Gesammtsterblihkeit 9,9), Hameln (10,3), Hanau (13,9), Caffel (11,2), Kreuznah (12,8), Meolítatt- Burbach (10,9), St. Iohann (9,8), Siegea (8,6), Ueckendorf (12,0), Aschaffenburg (10,9), Bayreuth (14,8), Ludwigsburg (8,7), Gießen (23,3), Greiz (8,9). Weniger als ein Siebentel der Lebendgeborenen ftarb in 21, weniger als ein Fünftel derselben in 60 Orten.
Im Ganzen scheint sh der Gesundheitszustand aegenüber dem Vormonat erhetlih gebessert zu haben. Eine höhere Sterblich- feit als 35,0% fand fih in 5 Orten gegeu 42 im Bormonat, eine geringere als 15,0 90 in 53 gegen 9. Mehr Säuglinge als 333,3 auf je 1000 Lebendgeborene starben in 45 Orten gegen 174, weniger als 200,0 in 95 gegen 19 Octe im Vormonat.
Verdingungen im Auslande.
Griechenland.
9. Janxar 1898, 10 Uhr. Athen, Kanzlei der Monarchie von Attika und Böotien: Bergebung der Arbeiten für den Ausbau zweier Docks für die Neinigung und Reparatur von SZiffen in der Bucht von Kantharos am Außenhafen von Piräus. Boranschl1g 2 622 879 Drachmen. Kaution 130000 Dramen. Näheres im Bureau für öffentliche Arbeiten in Athen.
Dänemark.
15. November, 2 Uhr. Staatsbahn - Verwaltung (Statsbane- anlaegenes Kontor, Reventlowsgade 10), Kopenhagen: 1. Lieferung für den Eisenbahnbau Odense—Kjerteminde —Dalby von 14 000 Stück Eisenbahnshwellen, 7500 lauf. Fuß Weichenhsölzern. II. Lieferung für den Eisenbahnbau Aalborg— Hadsund von 83 000 Stück Eisenbahnshwellen, 25 200 lauf. Fuß Weichenhölzern. Bedingungen und Angebotétformulare an Ort und Stelle unck beim „Reih8-Anzeiger“ (in dänischer Sprache).
Verkehrs-Anstalten.
Laut Meldung aus Aachen hat die dritte englische
Post über Ostende vom 3. d. M. in Köln den Anschluß an Zug 3 nah Berlin über Hannover nicht erreicht. Grund: Zugverspätung in England. _ Bremen, 4. November. (W.T. B.) Norddeutscher Lloyd. POD. „Aachen“ 3. Nov. Nm. Reise v. Antwerpen n. Corunna fortge). „Heimburg“, n. Brasilien best., 3. Nov. Vm. in Oporto auge. „Kaiser Wilhelm der Große“, v. New-York kommend, 3. Nov. Nm. Reise v. Southampton n. d, Weser fortges. „Lahn“ 3. Nov. Nm. Reise v. Southampton n. Cherbourg fortgef. „Bremen“, n. Australien best, 3. Nov. Nm. in Neapel an- gekommen.
— 4. November. (W. T. B.) PD. „München“, von Balti- more kommend, 4. Nov. in Bremerhaven angek. „Lahn“ 3. Nov. Abds. Reise v. Cherbourg n. New-York fortges. „Ellen Rickmers*“, v. Baltimore kommend, 3. Nov. Dungeneß passiert. „Oldenburg“ 3. Nov. Reise v. Baltimore n. Bremen fortges. „Preußen“, v. Ost-Asien kommend, 3. Nov. in Suez angekommen.
Hambucg, 3. November. (W. T. B.) Hamburga-Amerika- Linie. PD. „Patria“, von New-York kommend, ist heute Mittag in Cu rhaven eingetroffen.
— 4. November. (W. T. B.) PD. „Columbia“, von New- York kommend, hat heute Morgen Lizard pasfiert.
London, 3. November. (W. T. B.) Castle-Linie. Dampfer E Caftle* hat beute auf der Ausreise Mauritius paîfstert.
Rotterdam, 3. November. (W. T. B.) Holland-Amerika- Linie. Dampfer „Obdam“, von New-York nah Rotterdam, ist gestern Nachmittag in Rotterdam angekommen.
arr a- az bei
Sgr D D 2A E