Der Bevollmächtigte zum B Herzoglich Ee Staats-Minister von Strenge ist von Berlin abgereist.
Der hiesige Königlich rumänishe Gesandte Dr. Beldiman hat sih mit kurzem Urlaub nah Rumänien begeben. Während seiner Abwesenheit von Berlin fungiert der Legations-Rath Cuciurano als interimistisher Geschäftsträger.
Cassel, 23. November. Der 7. Provinzial-Land - tag der Provinz Hessen-Nassau ist heute von dem Ober-Präsidenten, Wirklichen Geheimen Rath Magdeburg mit folgender Ansprache eröffnet worden.
Geehrte Ke :
Hauptfächlih zur Vornahme von gefseglih jet zu bewirkenden, nit aufshiebbaren Wahlen und zur Erledigung wichtiger Angrreaese heiten der Provinzialverwaltung, der landwirthschaftlihen Berufs- genofsenshaft der Provinz, sowie der Invyaliditäts- und Alters- versiherungs-Anstalt Hessen-Nassau ist Ihre Berufung nah drei- jähriger Unterbrehung nothwendig gan.
eitens der Staatéëregierung habe ich Ihrer Berathung oder Beschlußfassung Vorlagen für dieses Mal nicht zu unterbreiten.
Der Provinz ist in diesem Jahre die Ehre zu theil geworden, der Schauplatz für die unter dem Oberbefehl Seiner Majestät des Kaisers und Könias stattgehabten großen Herbst- Manöver zu fein. Wenn auch diese Truppenübungen tür die unmittelbar betheiligten Gemeinden; mandhe Unbequemlichkeit und überrashende Lasten gebracht haben, so hat doch der dort, wie in allen Theilen der Provinz, Seiner Majestät dem Kaiser und König, Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin und den Hohen Fürstlichen Gästen unseres Herrsherhauses gewordene herzlihe und patriotische Empfang Zeugniß abgelegt von der Verehrung und der königstreuen Gesinnung, die in den Herzen unserer Bevölkerung leben, und die bei diesem Anlafse zum jubelnden Ausdruck zu bringen, die Freude und der Stolz der Provinz gewesen ist. JIch weiß wid Jhrer freudigen Zustimmung gewiß, wern ih auch an dieser Stelle heute in Dank- barkeit der erhebenden Tage gedenke, deren Zeugen wir vor kurzem gewesen sind. \ Î i
Auf Grund Allerhöhster Ermächtigung eröffne ih den 7. Pro- vinzial-Landtag der Provinz Hessen-Nassau.
Der Alters-Präsident, Bürgermeister Winter aus Hom- berg, gab in seiner Erwiderung den ehrfurchtsvollen Gesinnungen des Provinzial-Landtages gegenüber Seiner Majestät dem Kaiser und König Ausdruck, und die Verjammlung {loß sih dieser Kundgebung in einem auf Seine Majestät aus- gebrachten dreimaligen Hoch an. i
Nachdem sodann der Geheime Justiz-Rath, Rechtsanwalt Hilf aus Limburg zum Vorsißenden, der Justiz - Rath
ieß aus Cassel zum stellvertretenden Vorsißenden und die Schriftführer gewählt worden waren, wurden die erforderlichen Beschlüsse, bezüglih der geschäftlihen Behandlung der ein- gebrachten Vorlagen gefaßt. Hierauf wurde die Sipßung geschlossen. : “Württemberg.
Die Kammer der Abgeordneten hat vorgestern ihre Sizungen wieder aufgenommen.
Hefen. Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin begehen heute die Feier Jhres Geburtstages. Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat, wie die „Darmst. Ztg.“ in ihrem amtlichen Theile meldet, zum heutigen Tage der Großherzoglihen Garde- Unteroffizier s- Kompagnie ein neues Fahnentuch und eine neue Fahnen-
spiße sowie den beiden Bataillonen des 5. Groß- Een Infanterie-Regiments Nr. 168 Fahnen verliehen.
Die-Fahnen wurden gestern Vormittag von Seiner König- lichen Hoheit den Deputationen der Garde - Unteroffiziers- Kompagnie und des genannten Regiments im Weißen Saale des Großherzoglichen Residenzschlosses mittels nachstehenden
Erlasses, bezw. Tagesbefehls übergeben.
Um Meiner Garde-Unteroffiziers-Kompagnie einen erneuten Aus- druck Meiner Zufriedenheit zu geben, welche sih dieselbe durch treue Anhänglikeit an Mich und Mein Haus erworben hat, verleihe Ich der Kompagnie ein neues Fabnentu, nachdem das seitherige durch den Gebrau unhaltbar geworden ist, und eine neue Fahnenspige.
Darmf|adt, den 25. November 1897.
Ernst Ludwig. Tageë-Befehl. An Mein 5. Infanterie-Regiment Nr. 168,
Ich übergebe Meinem 95. Infanterie-Regiment heute Fahnen, dieselben, welche das chedem bestantene v. Hessishe Infanterie-Regiment Bs Emil in den Feldzügen 1814 und 1815, insbefondere - in dem
efeht bei Straßburg rubmreih geführt Hat.
Möge das junge Regiment als Erbe der Fahnen des Regiments Prinz Emil si dieser alten Feldzeicen stets würdig zeigen zur Ehre unseres bessishen Namens, zum Ruhme unseres deutschen Vaterlandes und zur Zufriedenheit unseres Allerhöchften Kriegsherrn, Seiner Majestät des Kaisers!
Darmstadt, den 25. November 1897.
Ernft Ludwig.
Mecklenburg-Shwerin. Der Landtag hat mit 51 gegen 24 Stimmen die Vor- lage abgelehnt, in welcher für den Bau eines Kanals von Wismar nach Schwerin 2900 000 #6 verlangt werden.
Oesterreichz-Ungarn.
Der Armec-Auss\huß der ungarischen Delegation bewilligte gestern das Extraordinarium und den Rest der Nachtragskredite. Auf eine Anfrage des Delegirten Bolgar erklärte der Reichs-Kriegs-Minister von Krieghammer, daß durch die bei dem jeßigen Feldgeshüßsystem angebrachten Adaptierungen eine bedeutend größere Geschwindigkeit beim
euern erzielt werden könne. Am Sigßun O sprach der räsident seinen Dank für die ausführlihen Aufklärungen des Ministers aus.
In der gestrigen Sihung des österreihishen Ab- geordnetenhauses verlangte der Abg. Groß, es möge in das amilie Protofoll aufgenommen werden, daß der Präsident durch die Unterbrechung der lezten Sihung die Geschäfts- srdnung und dadur, daß er das Ausgleihs-Provisorium auf die Tagesordnung der folgenden Sißzung als ersten Gegen- stand gestellt, die Verfassung verleßt habe. Der Redner bean- tragte eine Reihe von namentlihen Abstimmungen hierüber. Der Präsident von Abrahamowicz erklärte, es sei das teht des Präsidenten, die Sizung zu eröffnen, zu schließen und zu unterbrehen;, diese Anshauung habe zuerst der Präsident Rehbauer geäußert, und seine ch- folger hâtten daran festgehalten. Betreffs der Tagesordnung verwies der Präfident auf den Wortlaut der Geschäfts-
ordnung und hob hervor, die Linke habe selbst die rechtzeitige Verhandlung über die eigenen Anträge bezüglih der Minister- anklagen verhindert, indem sie 84 namentlihe Abstimmungen provoziert habe. Es . begannen nunmehr die beantragten namentlihen Abstimmungen. Nachdem sechs Abstimmungen vorgenommen waren, beantragte der Abg. Dyk (Jungczeche), vaß von den zahlreihen gleihlautenden Petitionen gegen die Sprachenverordnungen nur eine verlesen und dem stenographishen Protokoll beigedruckt werde. Als hierüber ohne Debatte abgestimmt werden folUte, protestierte die Linke unter großem Lärm und bezeichnete den Antrag als eine Ver- gewaltigung und neue Geseßwidrigkeit. (Erregte Zwischenrufe und großer Lärm im ganzen Hause.) Zahlreiche Abgeordnete eilten zum Präsidenten, wo sich ein heftiges Drängen und Stoßen entwickelte. Der Präsident unterbrach die Sizung und verließ den Saal. Während der Unter- brechung spielten sch unbeschreiblihe Scenen ab. Der Abg. Wolf nahm die Glocke vom Tisch des Präsidiums und schwang sie. Der Abg. Potoczek entriß ihm die Glocke. Stürmische Entrüstungsrufe auf beiden Seiten des Hauses.) lößlih eilten zahlreihe jungczehishe und polnishe Abge- ordriete auf die Präsidenten.Triblüne zu, umringten den Abg. Wolf und wollten ihn von der Tribüne herabstoßen. Dabei kam es, wie das „Fremdenblatt“ berichtet, zu einem Zusammenstoß zwischen dem Abg. Wolf einerseits und den Abgg. Brzenowsky und Pospischil andererseits, doch wurde ein thätliher Konflikt von mehreren Abgeordneten der Rechten verhindert. Der Abg. Pfersche stürzte sich in das Gewühl vor dem Präsidenten- tisch, wurde aber zurückgedrängt und heftig gedrückt, worauf er sein Taschenmesser zog und einige Abgeordneten der Rechten mit Thätlichkeiten bedrohte. Der Abg. Pfersche er- klärte später, er habe sein Messer gezogen, weil er in dem Gedränge so stark gedrückt worden sei, daß er si persönlich bedroht gefühlt habe. Diese Behauptung be- ms jedoch das „Fremdenblatt“ als unbegründet. Der Abg. Schuklje faßte den Abg. Pfershe am Hand- gelenf, sodaß er sih nicht rühren konnte, während andere Ab- geordnete dem Abg. Pfershe das Messer entwanden. Der Abg. Sqcuklje gerieth dabei in arge Bedrängniß. Der Abg. S sus er ergriff zweimal einen Minister-Fauteuil un {wang ihn gegen die Rechte; mehrere Abgeordnete entrissen ihm jedoch den Sessel. Dabei kam es zu einem Zusammenstoß zwishen den Abgg. Hagenhofer und Schönerer. Jm ganzen Saale herrshte gewaltiger Lärm und große Erregung. Auf der Galerie ertöónten Pfui - Rufe; der Präsident erschien {hließlich wieder im Saale und nahm die Sizung wieder auf. Da aber der Lärm fortdauerte, {loß er die Sitzung mit folgenden Worten: „Angesichts der Gewaltthaten, die sich im Hause zugetragen haben, erachte ih es für meine Pslicht, die heutige Sißzung aufzuheben. Jch bitte diejenigen Herren, die mir die Abgeordneten angeben können, welche fich der Gemwaltthaten shuldig gemacht haben, in meinem Bureau zu erscheinen.“
Die Wiener Blätter von heute Morgen veröffentlichen ein Communiqué der deutshen Fortschhrittspartei, wonach in der gestern abgehaltenen Sißung derselben folgende Resolution gefaßt wurde:
Der Klub der deutschen Fortschrittspartei \priht sein tiefstes Bedauern darüber aus, daß in der lezten Sißung des Abgeordneten- hauses Mitglieder der Majoritätsparteien sh haben hinreißen lassen, Angehörige der deutshen Opposition mit unwittelbarer Gewaltanwendung, ja sogar mit direkten Thätlichkeiten von dem Plage vor dem Präsidium, wo zu verweilen allen Abgeordneten das gleihe Recht zusteht, wegzudrängen. Diese Erscheinung ift um fo trauriger, als der Grund hierzu in der ausdrücklichen Auf“ forderung des Präsidiums lag, das Präsidium von der Gegenwart mit Namen bezeihneter ocppositioneller Abgeordneten zu befreien. Was das Verhalten einiger Mitglieder des Klubs bei dieser Gelegenheit betrifft, so kann der Klub in demselben nur berechtigte Nothwehr erblicken, was durch Vernehmung aller Thatzeugen unzweifel- haft erhärtet werden wird. Geordnete parlamentarische Zustände können nach der Ueberzeugung des Klubs nur dur voliständige Aenderung der unter dem gegenwärtigen Präsidium zur Regel ge- worbvenen Handhabung der Präsidialgewalt und durch Rückkehr zu einer gewissenhaften, jete Vergewaltigung ausshließenden Beobachtung der Geschäftsordnung erfolgen.
Das ungarishe Unterhaus hielt gestern eine Sizung ab, in welher der Minister für Ackerbau Dr. Daranyi einen I betreffend die Regelung des Nechtsverhältnisses zwischen Arbeitgebern und landwirthschaft- lichen Arbeitern, einbrahte. Die Vorlage wurde für dringlich erklärt. Der Abg. Madarasz interpellierte . sodann die Regierung wegen der Unterrichtsverhältnisse in Fiume und der Abg. Ratkay wegen der ungarischen Liturgie.
Großbritannien und Jrland.
Der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain erklärte, wie „W. T. B.“ berichtet, in einer Ansprache, welche er gestern in Birmingham an seine Wähler hielt, daß die Regierung die Heeresfrage in der nächsten Session des Parlaments zur Verhandlung bringen werde. Die Regierung habe nicht die Absicht, die Methode, nah welcher das Heer gebildet werde, zu ändern, aber das Bestreben, die Armee so zu organisieren, daß dieselbe den steigenden Anfor- derungen der Zeit gewachsen sei; des weiteren beabsichtige sie, in der nächsten Sesfion Jrland eine ebenso repräsentative und vollständige Lokalregierung zu geben, wie England und Schottland fie haben.
Frankrei.
Die Kaiserin von Oesterrei ch traf, wie „W. T. B.“ meldet, heute früh auf dem Ostbahnhof in Paris ein und begab sih sofort nah dem r Ma wo der Präsident
aure zur Begrüßung Jhrer Majestät vage war. ah kurzem Aufenthalt seßte die Kaiserin die Biarriß fort.
In dem geftern abgehaltenen Ministerrath berichtete der Minister für die Kolonien Lebon über die legten aus Madagaskar eingegangenen Dcpeschen. Das Kolonisations- werk auf der Jnsel werde metbodisch und mit Erfoig fort- geführt. Der Minister - Präsident Méline wohnte, obglei er seit einigen Tagen unpäßlich ist, dem Ministerrath bei.
Die mit der Prüfung des französisch - deutschen Abkommens, betreffend die Abgrenzung von Togo, betraute Kommission der Deputirtenkammer hat dem Abkommen einstimmig ihre Zustimmung ertheilt. Zum Berichterstatter wurde der Deputirte Deloncle gewählt.
Ftalien. _ Der deutsche Botschafter Freiherr vonSaurma-Zelt\ch ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag in Rom ein- getroffen.
eise nah
Türkei.
Das Programm des feierlihen Saluts der öster- reihisch-ungarishen Flagge in Mersina ift, „W. T. B.“ zufolge, zwishen der östecrei isGzungarishen Botschaft und dem Minister des Auswärtigen Tewsik Pasha vereinbart worden. Dem feierlihen Akt werden alle Militär-
und Zivilbehörden in Parade-Uniform, ferner der alg-
Delegirter der österreichish-ungarishen Botschaft fungierende Kommandant sowie der Stab des Kreuzers „Leopard“ bei- wohnen. Ein Truppendetachement mit Musik wird sih vor dem Konsulatsgebäude aufstellen. Jm Augenblick des Hissens der Flagge werden die Truppen unter klingendem Spiel präsentieren. | __ Djeroad Pascha hat der Pforte ein Projeït für die künftige Gestaltung der Verhältnisse auf Kreta eingesandt. Das „Reuter'she Bureau“ meldet aus Saloniki vom 23. d. M., daß am Tage vorher drei Bataillone Infanterie mit der Eisenbahn von dort nah Uesküb abgeshickt worden seien; gleichzeitig seien vier weitere Bataillone von Monastir nach Uesküb abgegangen. Jn Saloniki gehe das Gerücht, daß unter den Albanesen in Prizrend, Djakova und Jpek große Erregung gegen die türkische Regierung herrsche. _Französishe Truppen haben, wie aus Rethymon berichtet wird, in Perivolia einen neuen Posten errichtet, wodurch cs der christlichen Bevölkerung ermöglicht wird, dorthin zurückzukehren.
Griechenland.
An der gestrigen Sizung der Deputirtenfammer nahmen, wie „W. T. B.“ meldet, mehrere Minister theil, der Minister-Präsident Zaimis war jedo nicht erschienen. Da die einzelnen Parteien sich in den Wandelgängen der Kammer darüber geeinigt hatten, daß der Bildung eines Ausschusses zur Untersuchung der Vorkommnisse im griehis{- türkishen Kriege fkeinerlei politishe Bedeutung bei- zulegen sei, nahm die Kammer den Vorschlag an, einen aus zwölf Mitgliedern bestehenden A us\ch uß zu ernennen, unter denen sih ein Offizier, der Deputirte von Turnavo, Oberst Lymbritis, befindet. Hierauf wurde ein Antrag auf Ver- tagung der Kammer gestellt. Der Justiz - Minister Toman ertlärte, es stehe dem Hause frei, sih darüber zu entscheiden. Die Kammer bes&;loß darauf, sih zu vertagen; sie wird ihre Sizungen wahrscheinlih ers nach Abschluß des endgültigen Friedensvert-ags wieder aufnehmen.
Rumänien.
Gestern fand, wie „W. T. B.“ berichtet, in Crajova zu Ehren des Minister-Präsidenten Sturdza und der anderen Mitglieder des Kabinets ein Bankett statt, bei welchem der Minister-Präsident in seiner Rede an die Einigkeit der liberalen Partei appellierte, welche nothwendig sei, um das Vaterland stark und angesehen zu machen.
Amerika.
Dem „Neuter schen Burcau“ wird aus Washington gerneldet, daß zwischen Frankreich und den Vereinigten Staaten nunmehr ein Uebereinkommen über die Reziprozitäi getroffen worden sei; Frankreich habe nur noch nicht seine Zu- stimmung dazu gegeben, die Einfuhr von Schlachtvieh unter gewissen Einschränkungen gegen Zugeständnisse seitens der Ver- einigten Staaten zu gestatten. — Wie das genannte Bureau ferner erfährt, werde die demnächst ergehende Botschaft des Präsidenten McKinley an den Kongreß jedes Vorgehen, das geeignet sei, die Lage auf Cuba zu verwickeln, solange Spanien sich bemühe, Reformen durchzuführen, als nicht rathsam hinstellen. Die Botschaft werde ferner die Freilassung der Mannschaft des „Competitor“ als einen dankenswerthen Akt bezeichnen, der eine Einmishung unnöthig gemacht habe.
Afrika.
Aus Sansibar vom gestrigen Tage berichtet das „Reuter’she Bureau“: Nach den leßten authentishen Nac- richten sei in Uganda alles ruhig; die Garnison habe die Waffen ausgeliefert. Der Major Macdonald habe die sudanesishen Aufständishen, welche sih in das Fort Lubas geflüchtet hätten, mit Hilfe einer großen Streitmacht der Waganda eingeschlossen; man glaube, die Uebergabe sei sicher.
Nach einer Meldung des „Reuter'shen Bureaus“ aus Kapstadt hat der Präsident Krüger seine Reise dur die Provinzen angetreten. Jn einer Versammlung von Burghers erklärte der Präsident, die Dynamit-Frage sei von vitalem Interesse für die Republik: jedoch müsse der Preis für das Dynamit herabgeseßt werden, um den Anforderungen der
Minen zu entsprehen. Jn Betreff der Eisenbahnen erklärte
derselbe, daß die Zeit für deren Enteignung noch nicht g& kommen sei. i
__ Dagjelbe Bureau erfährt aus Lagos, daß die fran- zösishe Expedition, welhe am 7. Oktober Porto Novo verlassen hat, in Nikki angekommen sei. Der Gouverneur von Dahome Ballot sei mit einer beträhtlihen Anzahl von Soldaten und Trägern nach dem Hinterlande von Dahome aufgebrochen.
Arbeiterbewegung.
Aus Torgelow im Regierungsbezirk Stettin wird der „Ostsee-Ztg.* berichtet: Der Ausstand der Former dauert fork Alle Fabriken arbeiten weiter. Den Arbeitern der Firma Menyel u. Co., welhe ihre Arbeiten wieder aufgenomnien hatten, un den Kontcakt zu erfüllen, if gekündigt worden. Jn der Fabrik von P. L. Saver legten mehrere Arbeiter aus Furt die Arbeit nieder. Von der Firma C. König u. Co, wurden am Sonnabend 20 Mann entlassen, weil fie fich geweigert hatten, aus dem Fah- verein auszusheiden. Verhandlungen vor dem Einigungsamt des Gt werbegerichts zu Ueckermünde, welhe am Montag stattfanden, wart? ohne Ergebniß.
Hier in Berlin if der vor einigen Monaten ausgebrochen?
Ausstand in der Möbelfabrik von E. Eberhardt, an dem der Berliner „Volks-Ztg.* zufolge 65 Tischler, 5 Drechsler und 2% A lierer betbeiligt waren, in einer Verhandlung vor dem Gewerbegeri dur einen Vergleih gestern unter der Bed ingung beigelegt worden, E u heute abzuhaltende Tishlerversamm lung dem Uebereinkfommtn zustimmt. ¿ : Aus Graz meldet ,W. T. B.“ : Die Fahrradfabriken 00 Puch u. Co. und Franz verhängten über 700 Arbeiter, welhe E gestern Nachmittag an dem Leichenbegängniß eines Arbeiters thetl genommen hatten, der bei Ausschreitungen am vergangenen Ge abend getödtet worden ist, die Sperre, weil sie ihren Arbeitern ny die Entsendung von Deputationen gestattet hatten.
Aus London wird dem „W. T. B.“ zum AwusSstande der englishen Maschinenbauer berichtet: Die Konferenz ¿wischen ten Arbeitgebern und Arbeitern des Maschinenbau- Sewrverbes, welche durch die Vermittelung des Handelsamtes zu fande gekommen ift, ms Lu Ems Die Verhandlungen werden sh wroahrscheinlih in die Länge ziehen. -
Etatiftik und Volk8wirth\schaft.
Der sogenannte Veredelung8verkebr
d. h. der Verkehr mit zollpflihtigen, vormerklich bebandelten Waaren, ist in der Statistik des auswärtigen Handels Des deutschen Zollgebiets bis zum Anfang dieses Jahres in der allgemeinen Dar- Lans des Handelsverkehrs gesondert verzeichnet worden. Es war feine Rücksicht darauf genommen, ob die aus dem Ausland bezogenen Halbfabrikate und Rohstoffe nah dem Eingang in das. Zollgebiet in das Eigenthum von Inländern und dur Verarbeitung tz: inländischen Judustrien in den inländishen Verbrauch übergingen und Daher bei dem \{ließlihen Absaß der aus den Robstoffen und Halbfabrikaten her- gestellten Waaren nah dem Auslande nur als nationale Waaren angesehen werten konnten, oder ob fie auch nah dem Eingang in das Zollgebiet Eigentbum der Ausländer verblieben und an dieselben, nachdem fie im Zollgebiet eine Vervollkommnung erhalten hatten, wieder zurüdckÆgefandt wurden. Es ift einleuchtend, daß tie beiden bezeihneten Waarengattungen eine wesentlich verschiedene Bedeutung für die Bewerthung des Güter- umsazes von Land zu Land haben; wäkrend die erfteren mit ibrem vollen Werth bei Berehnung des Werthes der Ein- unD Ausfuhr in Rechnung zu stellen sind, kann bei leßteren nur der Dur die Be- arbeituna und durch den im Inland erfolgten TranéÞport Len erzielte Verdienst in Reckbnung gestellt werden. In ähnlicher Weise wie bei leyteren verhält es sh bei den im Aus8kTapryd veredelten Waaren. Bei diesen können nur die Kosten der Veredelung im Aus- land in Betracht gezogen werden. ;
Diese Erwägungen haben dazu geführt, die dem WVeredelungs- verkehr angehörigen Waaren zu unterscheiden in sol{chze, deren Ver- edelung und Ausfuhr nah ver Veredelung erfolgt:
a, auf Rehnung eines Inländers, Bes i „ Ausländers.
Die auf eigene Rehnung eines Inländers eingeführten Rohstoffe und Halbfabrikate und die daraus hergestellten, zur Ausfubr gelangen- den Fabrikate sind nun seit Anfang d. I., weil sie durch ihre Ver- arbeitung in inländishen Industrien in den inländiscwen Verbrauch übergehen beziehungsweise aus der inländishen Produktion entstamnen, in die statistishen Nachweise über den Spezialbandel aufgenommen worden. Die für ausländishe Rechnung im Inland fowie alle im Ausland für inländishe Rechnung veredelten Waaren werden dagegen nah wie vor in besonderen Nahweifen verzeichnet unD im Spezial- handel niht aufgeführt. Dem Spezialhandel iff Dur die Ein- beziehung der erstbezeihneten Waaren eine feftere Umgrenzung gegeben. Ex is damit zu einer sicheren Grundlage für die BVeurtkecilung des Verkehrs des Zollgebiets mit dem Auslande gemacht worden, soweit der Verbrauch von ausländishen Waaren im Zollgebiet unD der M im Inland erzeugter Güter aus dem Zollgebiet nach dem Auslan in Betracht kommen. Wie sebr Zolltarife und Handelsverträge bisher den Umsang des Spezialhandels infolge der gesonderten Darstellung des Veredelungsverkehrs beeinflußt haben, ergiebt fich daraus, daß bei Aufhebung von Zöllen oder bei Anwendung von niedrig bemessenen
ollsäßen die davon betroffenen Waaren in den Nachweisungen des
pezialhandels erschienen, während bei Einführung der ZolUpflichtigkeit oder bei Erhöhung der Zollsäße die davon betroffenen Waaren aus den Nachweisungen des Spezialhandels ausschieden und in die besonderen Nachweise des Veredelungsverkehrs Üübergüingen. So verschwand beispielsweise in der Periode der allmähHlihen Auf- hebung der Eisenzölle die Verarbeitung ausländischen Eisens aus den Nachweisen über den inländischen Beredelung®verkteHbr, während sie in die allgemeinen Uebersihten über die Waaren-Ein- und Aus- fuhr überging. Umgekehrt sind in einer späteren Periode Holz, Petroleum und Reis, die früher zollfrei beziebung{zweife mit einem niedrigeren Zoll belastet waren, aus ten allgemeinen Uebersihten des Spezialhandels auêgeschieden und in die besonderen Uebersidten über den Veredelungêverkehr aufgenommen worden. Für eine Reihe von Waaren, die aus ausländishen Rohstoffen und Halbfabrikaten im Inland hergestellt und nah dem Ausland abgeseßt werden, fintet der sogenannte Veredelungêverkehr keine Anwendung , weil entweder die Identität der Waaren während der Verarbeitung im Inland sih nicht festhalten läßt, oder weil die Kosten der Zollkontrole fich zu ho ftellen würden. Gleichwohl bestehen bei diefen Waaren -die gleichen wirth- shaftlihen Vorausseßungen wie bei den Waaren, für woelche der Ver- edelungsverkehr zugelassen ist. Die besonderen Nachweise über den Ver- edelungöverkehr haben daher nur einen sehr beschränkten Ituyen gehabt, selbst wenn man eine Gegenüberstellung von Vêenge, Beschaffenheit und Werth der unter diesem Verkehr begriffenen Waaren vornahm, weil man daraus au nicht einmal annähernd auf den Umfang derjenigen industriellen Thätigkeit des Inlandes hat schließen können, welche mit Verarbeitung und Vervollkonimnung ausländisher Erzeugnisse für den ausländischen Verbrauch befaßt, oder umgekebrt auf den Um- fang, in welhem das Jnland auf die industrielle Thätigkeit des Aus- landes angewiesen ist. i
Es kann daher auch nicht in Abrede geftellt werden, daß eine möglichs genaue, sich nah Zeit und Menge nahe an Die wirkliche Waarenbewegung anschließende Darstellung des Gesamnmit-Ein- und Ausfuhrhandels einen weit größeren Werth für die Beurtheilung kommerzteller und industrieller Verhältnisse gewähren woird, als die spezielle Darstellung des sogenannten Veredelung8verkehrs, d. h. des- jenigen mit zollpflihtigen, vormerklich behandelten Waaren.
Die Einbeziehurng des Veredelungsverkehrs auf inländif che Rehnung n Pt als eine Verbesserung der handelsöstatistischen Ftachweise an- zusehen.
Um troß der geänderten Grundlage, auf welcher das Zahlenwerk des Spezialhandels nah Einbeziehung des Veredelungsverkehrs auf inländishe Rechnung aufgebaut is, eine Vergleihung mit den Vor- jahren zu ermöglichen, sind in den monatlihen ftatiftischen Nahweisen über den auswärtigen Handel für das Jahr 1897 die dem Ver- edelungsverkehr erien Waarenmengen, welhe in den Hauptzahlen des Spezialhandels mit begriffen find, besonders ersichtlich gemasr. So lange es von nteresse ift, die Zahlen vor 1897 zum Verglei heranzuziehen, is nur nöthig, die Mengen- Zahlen für den Veredelungsverkehr von den Gesammtmengenr einer Waarengattung des Jahres 1897 und späterer Jahre in Abrechnung zu Hringen. Die damit verbundene Unbequemlichkeit wird im Hinblick auf die dur die genauere Erfassung des Güterumsatges des Zollgebiets im Verkehr mit dem Ausland bewirkte Verbesserung der Handelsftatiftik nicht in Anschlag zu bringen sein. Es würde auch wenig ae LaED! erschienen sein, die als zweckdienlich erkannte Aenderung aus RöŒsicht auf eine sh vorübergehend ergebende Unbequemlichkeit bei einer rein mehanishen Vergleichung der Zahlen für einzelne Jahre zu unterlafsen.
Kunst und Wissenschaft.
Wn Stuttgart istt am 22. d. M. der verdiente Geolog Dr, Dsfar von Fraas, der frühere Direktor des dortigen König- lihen Naturalienkabinets, im 74. Lebensjahre gestorben. Am 17, Januar 1824 zu Lorh im Reméthal geboren, ftudDierte er in Tübingen ursprünglich ZLROG widmete fich (unter Quen- stett's Leitung) dabei naturhistorishen, besonders geognostischen Studien, mahte mehrfahe Reisen und löste 1845 die Philosophische jecbaufgabe der Universität über die geognostis{e AufnaHme der Um- gegend Tübingens. Als Vikar seines Vaters in Balingen feßte er seine geognostishen Studien fort; 1840 wurde er Vikar in- Leutkirh, 1850
trahten. Die
farrer in Laufen. Im Jahre 1853 wurde er zum Konservator am König- ihen Naturalienkabinet in Stuttgart, 1856 zum Professor und 1859 ps Mitglied der Kommission für Herstellung des geognoftischen tlas von Württemberg ernannt. Jn den folgenden Jahren besorgte er geognostishe Landesaufnahmen von Württemberg, Baden und Hohenzollern und unternahm Höhlenausgrabungen, wobei er im Jahre 1866 die sogenannten „Schufsenrieder Menschenreste“ entdeckte. In den Jahren 1864 und 1875 malte er Reisen nah dem Orient; auf der zweiten Reise unternahm er im Auftrage des General- Gouverneurs Rustem Pasha die erste geologische Unterfuchung des Libanon. Eine Zeit lang war er auvch Präsident der Deutschen Anthropologishen Gesellshaft. Im Jahre 1894 trat er in den Ruhestand. Seine Werke, die seinen Namen weithin getragen, haben überall verdient: Anerkennung gefunden. Zunächst hatte er, im Jahre 1860, feine Aufmerksamkeit den „nußbaren Mineralien Württem- bergs“ zugewandt; dann Jen seine vielgelesenen Werke „Vor der Sintfluth“, „Aus dem Orient“, „Das todte Meer“, „Drei Monate im Libanon“, „Württembergs Eisenbahnen“, „Geognostishe Beschreibung von E R Baden und Hohenzollern“ und \{chließlich „Aus dem Süden“. on Bedeutung war auch scine Thâtigkeit für den württembergishen Eisenbahnbau, mit dem er als geognostisher Konsulent der Baukommission eng verwachsen war.
Literatur.
Geschichte der deutschen Literatur von den ä.testen Zeiten bis zur Gegenwart. Von Professor Dr. Friedri ch Vogt und Professor Dr. Max Koch. it 126 Abbildungen tm Text, 25 Tafeln in Farbendrvck, Kupferstih und Holzschnitt, 2 Buch- druck- und 32 Facsimile-Beilagen. Leipzig und Wien, Bibliographisches Institut. Preis in Halblederband 16 4 — Dieses gelegentlich der Nusgabe der einzelnen Lieferungen mehrfach erwähnte Werk liegt nah dem Erscheinen des 14. Hefts nunmehr abgeschlossen vor. Es ift nah der Absicht der Verfasser dazu bestimmt, „in Wort und Bild dem Leser das mehr als tausendjährige Werden und Wachsen jenes nationalen Schatzes vor Augen zu führen, der wie die Sprache noch heute als das große Gemeingut alle deutshen Stämme über die politishen Grenzen hinaus verbindet.“ Jhre gemeinsame Aufgabe haben die Verfasser derart unter fih getheilt, daß fie die Reform des Martin Opig, d. h. den Bru mit der alten Volksliteratur im Anfang des 17. Jahrhunderts, als Grenze für ihre Bearbeitung wählten. Demgemäß behandelte Professor Vogt in fünf Abschnitten: die Zeit des nationalen Heidenthums, das Germanenthum und die chriftlih- lateinishe Kultur unter der Herrschaft der Franken und Sachsen, die herrshente Kirhe und den Uebergang zur weltlihen Dichtung unter Saliern und Staufern von 1050 bis 1180, die Blütbe der ritterlihen Dichtung von 1180 bis um 1300 und die Periode vom Mittelalter zur Neuzeit. Seinem Mitarbeiter fielen, ebenfalls in fünf Kapiteln, zu die literarishen Epoden: von Opig? Reform bis Klopstock, von Klopstock's Hervortreten bis zu Herder's „Fragmenten“, dann die unter der Bezeichnung „Sturm und Drang“ bekannte Periode, die weimarische Blüthezeit und die romantishe Schule und {ließli die Zeit vom Ende der Befreiungskriege bis zur Gegenwart. Unter diefer Theilung der Arbeit hat die Einheitlichkeit des Werkes niht eben fühlbar zu leiden gehabt, zumal ja auch die Aufgabe des Literarhistorikers der älteren Epochen eine wesentlich andere ist, als desjenigen, der die Literaturentwickelung der neueren Zeit zu schildern hat. In dem ersten Theil \prehen darum objektiv die Werke selbst in reichlich dargebotenen charafteristishen Proben und Inhaltsangaben, während im zweiten Theil die Persönlichkeit ter Dibter mit ihren subjektiven Zielen auf dem Hintergrunde der Zeitgeshihte mit den diese bewegenden Ideen mehr in den Vordergrund tritt. Daß der Bearbeiter des zroeiten Theils auch die „jüngste Dichtung“ in ihren Havptvertxetern und Werken mit möglichster Objektivität zu charakterisfieren versucht hat, wird jeder Literaturfreund gewiß mit Dank anerkennen, felb| wenn er mit den Ansichten des Verfassers niht übereinstimmen mag. Die illuftrative Ausstattung if außer- ordentli reich vnd s{chôn; sie veranshaulicht im ersten Theil die Entwickelung der deutshen Schrift von den Nuonen bis zum Buch- druck und die allmählihe Vervollkommnung der Buchillustration von der karolingishen bis zur Renaifsance-Zeit dur viele meisterhaft in Farbendruck reproduzierte Probeblätter aus kostbaren alten Handschriften und Druckwerken. Im zweiten, die neuere Zeit behandelnden Theil wiegt das Porträt und die Handschriftenprobe vor. Auch hier ift nach beiden Richtungen eine forgfältige Wahl getroffen und die Wiedergabe im Holzschnitt bezw. Lichtdruck durhweg vorzüglich gelungen. Da beide Verfasser sih bestrebt haben, den lehrhaften Stoff bei knapp zusammengedrängter Form so angenehm lesbar und unter- haltend wie möglich zu gestalten, so dürfte, zumal die bildlihen Beigaben noch das Ihrige zur Belebung des Wortes und zur Freude für das Auge beitragen, sich zur ersten Einführung in die deutsche Literatur gegenwärtig kaum ein empfehlenswertheres Buch als das vorliegende finden lassen. Der schöne illustrative Shmudck bei troßdem billigem Preise macht dasselbe auch bejonders zum Weih- nahtsgeschenk geeignet. L
— „Was Blumen erzählen.“ „Was mein einst war." Von Lothar Volkmann. Düsseldorf, Verlag von Ewald Blasius. Preis eleg. geb. mit Goldschnitt 2 46 50 4. — Für junge Damen dürfte der diesjährige Weihnachtsbüchertish kaum etwas An- muthenderes aufzuweisen haben, als obiges kleine Büchlein. In acht Abschnitten, überschrieben: Schneeglöckchen, Stiefmütterhen, Himmel- {lüssel, Veilhen, Rose, Vergißmeinniht, Epheu, Aster, bietet der Verfasser in s{chlichtem Märchenton \finnige Geschichten von der Entstehung der Blumen. Zu_ den lieblichsten dieser Märchen dürften diejenigen von der gelben Schlüsselblume und der Rose gehören ; aber auch die anderen sind von einem so zarten Duft erfüllt, daß die Profaform dadur sich fast zu lyrisher Dichtung verfeinert. Wie der Verfasser dazu gelangte, den Blumen die Geheimnisse ihrer Ent- stehung abzulauschen, erzählt er am Schluß noch in einer „Phantasie“, die niht minder gedankenreih erfunden und poectisch geformt ist. Das empfehlenswerthe kleine Buch ist au sehr zierlih ausgestattet.
Land- und Forstwirthschaft.
Anbauflähen Großbritanniens und Irlands.
Ueber die Anbauflächen in dem Vereinigten Königreich liegt folgende von dem Board of Agriculture in London im Oktober d. I. veröffentlihte Uebersicht vor:
Anbauflächen in Acker.
Vereinigtes inscließlich ole of einschlie sle o Man und Kanal- Inseln
1897 1896 1897 1896 1897 1896
Große britannien
Irland
Weizen. . [1 889 1611 693 957| 46 880| 37 919/11 938 9561 734 118 Gerste . . 12 035 790/2 104 764| 170 634| 173 39612 213 529/2 285 933 fer . 13 036 0563 095 488/1 175 467|1 193 604/4 226 231/4 303 967 oggen .| 76486 74844| 13047| 13713| 89621| 88634 Bohnen .| 228 912} 251 076 1 377 1771} 230 429| 252 983 Erbsen . . | 190 656| 196 561 440 318f 191 326| 196 973 Kartoffeln | 504 914| 563 741| 677 765| 705 65211 194 194/1281 319 Hopfen. .| 50 863| 54 249 : ‘ 50863| 54 249
Ernteergebniß in Dänemark.
Aus Aalborg tes folgende Nachricht vor : Die Ernte go im Ganzen genommen, als eine Mittelernte zu be- usbeute der Wintersaaten war in den meisten
Gegenden ret befriedigend, während die Frühjahrsfaaten an vielen Stellen durch die Dürre des Juli gelitten hatten. Der Graswuhs war den ganzen Sommer hindurch sehr gut, und weges des milden Herbftwetters konnte sehr viel Vieh bis in den November auf der Weide bleiben. Die Heuernte war sowohl der Menge als der Qualität nah als gut zu betrahten. Kartoffeln gaben einen Ertrag über Mittelernte, und die allgemeine Kartoffelseuche hatte feinen weiteren Umfang. Der Ertrag der Rübenernte war sehr gut, troßdem er dur den Angriff der Erdflöhe zum theil vermindert wurde. — Verschiedene Landleute fuchen bei dem Uebergang von der Sommer- zur Winier- fütterung die Anzahl ihrer Viehbestände zu beshränken, wodur die Preise des nicht gemästeten Viehs bedeutend herabgegangen find. Der diesjährige Gesammtertrag der Ernte stellt ih gewiß unter den vor- jährigen; falls deshalb die Landleute dieses Jahr in ebenso hohem Grade wie voriges Jahr füttern wollen, wird die Einfuhr des Kraft- futters um ein weniges größer als im Vorjahre werden.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.
Spanien.
Dur Königliche Verordnung vom 19. d. M. is die dur Königlihe Verordnung vom 12. Oktober d. J. für Herkünfte aus Singapore verfügte Choleraquarantäne unter den üblihen Be- dingungen aufgehoten worden. (Vergl. „R.-Anz.“ Nr. 248 vom 29. M)
Indien.
Durh Bekanntmachung vom 29. v. M. sind die seinerzeit für birmesishe Häfen erlassenen Quarantänevorschriften gegen die Pest aufgehoben und durch anderweitige Bestimmungen erseßt worden. (Vergl. „R.-Anz.“ Nr. 33 vom 8. und Nr. 47 vom 24. Februar sowte Nr. 94 vom 22. April d. I.)
Dänische Antillen.
Die Regierung der dänischen Antillen hat für Schiffe von Bahia wegen der dort herrshenden Poden seit dem 20. Oktober d. F. cine 15 tägige Quarantäne angeordnet.
Aus den „Veröffentlihungen des Kaiferlicen Gesundheitsamits* Nr. 47 vom 24. November.
Pest und Cholera.
Brit ish-Ostindien. In Madras is eine daselbst ein heimische Person am 15. Oktober an Pest verstorben. In der Stadt Bombay starben in den 5 Wochen vom 29. September bis 2. No- vember on Pest 44, 29, 46, 44, 44, an Cholera 32, 12, 20, 22, 13 Per- sonen. Außerdem starben in der Präsidentschaft Bombay in den 5 Wochen vom 18. September bis 22. Oktober 858, 1034, 1111, 1148 und 1419 Personen an Pest. Die in dieser Zeit am stärksten betroffenen Orte waren: Poona Stadt (799 Todesfälle), Poona Distrikt (493), Satara Distrikt (2832), Nafik (227), Surat (201) und die Native-Staaten Kutsh Mandwi (513) und Palanpur (186). Geringer trat die Seuche auf in Ahmednagar (79), Thana (72), Kolaba (59), Ratnagiri (1), Scholapur (58), Ahmedabad (2), und den Natives Staaten Baroda (32), Kolapur (4), Ianjira (10). Insgesammt hat die Seuche in der Stadt und Präsidentshaft Bombay seit ihrem Ausbruh nah den amtlihea Statistiken 38 971 Opfer gefordert. — Kalkutta. Vom 10. bis 16. Oktober sind 6 Personen an Cholera und 229 an Fiebern gestorben.
Gelbfieber.
In Mobile wurden vom 21. bis 27. Oktober 45 Erkrankungen (7 Todesfälle) festgestellt, in 4 anderen Orten des Staates Alabama von 21. bis 26. Oktober 19 (0), in Atlanta (Georgien) am 24. Of- tober 1 (0), in New-Orleans vom 21. bis 27. Oktober 341 (46) und in 3 anderen Orten des Staates Louisiana vom 21. bis 25. Of- tober 4 (1), ferner im Staate Mississippi vom 21. bis 27. Oktober in Bilorxi 103 (3), in Cayuga 10 (0), in Pascagoula 14 (1), in Scranton 88 (5) und in 4 anderen Orten 20 (0), vom 23. bis 25. Oktober inSt.-Louis-Bay 21 (3), vom 21. bis 26. Oktober in Clinton 12 (0) und in Edwards 16 (1), in Memphis (Tenessee) vom 22. bis 27. «Oktober 18 (1), in Galveston (Texas) am 27. Oktober Er- frankungen in unbestimmter Zahl. — Auf Cuba wurden, der „Public health reports“ zufolge, vom 11. bis 17. Oftober in Cienfuegos8 2 Todesfälle gemeldet, vom 14. bis 20. Oktober in Matanzas 6, vom 15. bis 21. Oktober in Havanna 13, vom 10. bis 16. Oktober in Sagua la Grande 2 (bei 36 Neuerkrankungen). In San Sal- vador wurden im Juli 38 Erkrankungen (11 Todesfälle) festgestellt, im August und September 54 und 34 (16 und 12). Am 11. Ok- tober wurde das Auftreten der Seuche aus Cartagena in Colum- bien gemeldet.
Verschiedene Krankheiten.
Pocken: Warschau 11 Todesfälle; Paris 18, St. Petersburg 38 Erkrankungen ; Genickst arr e: New-York 4 Todesfälle; Wien 2 Er- frankungen; Trichinose: Leipzig (Krankenhäuser) 1 Erkrankung; Influenza: Hamburg, Köln, Krefeld je 2, London 8, Moskau, Paris je 2, St. Petersburg 3 Todesfälle. — Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen starb an Scharlach (Dur(hschnitt aller deutschen Berichtsorte 1881/90: 1,39 9/6): in Gera — Erkrankungen kamen vor in Berlin 28, Hamburg 32, Edinburg 92, Kopenhagen 42, London (Kranken- häuser) 460, Paris 31, St. Petersbura 90, Stockholm 31, Wien 953, — an Diphtherie und Croup (1881/90: 4,499/0): in Beuthen,
lensburg, Frankfurt a. O.,, M.-Gladbah, Krefeld, Potsdam,
wickdau — Erkrankungen wurden gemeldet in Berlin 120, in den Reg.-Bezirken Arnsberg 87, Düsseldorf 113, in Hams- burg %, Kopenhagen 34, London (Krankenhäuser) 149, Paris 49, St. Petersburg 220, Stockhelm 36, Wien 78 — desgl. an Masern in Berlin 59, Breslau 77, in den Neg.-Bezirken Aurih 148, Düsseldorf 130, Hildesheim 162, Marien- werder 337, Posen 111, Schleswig 94, Wiesbaden 257, in München 254, Budapest 22, St. Petersburg 41, Wien 120 — desgl. an Unterleibstyphus in St. Petersburg 151.
Bombay, 24. November. (W. T. B.) - Die Pest hat in B ona und Surat bisher niht nachzelassen und ift jeßt auch in Belgaum und in Ahmednagar aufgetreten. Zwei Drittel der Bevölkerung des leßterwähnten Ortes sind geflüchtet. In Bombay wurden gestern 26 Erkrankungen und 10 Todesfälle festgestellt.
Verdingungen im Auslande.
Oesterreih-Ungarn. j 2. Dezember, 12 Uhr. K. K. Staatsbahn-Direktion Lem Lern Verkauf von Eisen- 2c. Altmaterialien, welhe in den Material- Magazinen von Przemysl, Lemberg und Stry lagern. Näheres bei der genannten Direktion.
Verkehrs-Anstalten.
Laut Telegramm aus Köln (Rhein) aa! die zweite
E von London über Ostende vom 23. November in
öln den Anschluß an Zug 31 nah Berlin über Hildesheim nicht erreicht ; Grund: Zugverspätung in England.
Bremen, 24. November. (W. T. B.) Nerddeutscher Lloyd. P. D. „Willehad“, v. Baltimore kommend, 24. Nov, Mrgs. a. d. Weser angekommen.
— 2%. November. (W. T. B.) P. D. „Mark“, v. La Plata kommend, 24. Nov. Mittags Nen passiert. „Darmstadt“, v. Australien kommend, 24. Nov. Nm. Hurst Castle passiert.
Werra* 24. Nov. Mrgs. in New-York angek. „Gera*, n New. York best., 24, Nov. Nm. Dungeneß passiert. PD. „ Crefeld"
Dp (E RzeRt l 1943 Ztg M Ie R Tina Ahr: