1897 / 278 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 26 Nov 1897 18:00:01 GMT) scan diff

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orgegangenen Rechte geltend zu machen ift, ohne zu se der Uebertragung des Eigenthums Bee it u sein.

Durch vorstehendes ilegium, we vorbehaltlih der Rechte Dritter eribeilen, wird für die Befriedigung der Inhaber der Anleihescheine eine Gewährleistung seitens des Staats niht über- nommen.

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel.

Gegeben Groß-Strehlig, den 10. November 1897.

Wilhelm R. Freiherr von der Rede.

von Miquel. Provinz Schlesien. Negierungsbezirk Oppeln. Anleiheschein der Stadt Beuthen in Oberschlesien. Ausgabe , Buchstabe , Nr

über Mark Reichswährung.

Ausgefertigt in Gemäßheit des landesherrlihen Privilegiums vom 10. November 1897 (Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Oppeln vom . ten 1897 Nr . Seite . …. . und Geseß-

Sammlung für 1897 Seite . . . laufende Nummer . . J

Auf Grund der von dem Bezirksaus\{ufe des Regierungsbezirks Oppeln am 28. Juni 1897 genehmigten Beschlüsse der städtischen Behörden zu Beuthen O.-S. vom 1. und 5. April 1897 wegen Aufnahme einer Schuld von 1 900000 # in A Qen von 1 000 000, 320000 und 580 000 A bekennt sich der Magistrat zu Beuthen O.-S. namens der Stadt durh diesen für jeden Inhaber ültigen, seitens des Gläubigers unkündbaren Anleiheshein zu einer

arlehnsfchuld von Mark, welche an die Stadt baar gezahlt worden und mit Prozent jährli zu verzinsen ift.

Die Rückzahlung der ganzen Schuld von 1 900 000 erfolgt nah Maßgabe der genehmigten Tilgungspläne durch Verloosung oder freihändigen Ankauf der Anleihescheine in den Jahren 1899/1900 bis spätestens 1934/35 einschließlih aus einem Tilgungsstocke, welcher mit wenigstens einem und einem halben Prozent des Kapitals jährli unter

uwachs der Zinsen von den getilgten Anleihescheinen gebildet wird.

ie Ausloosung geschieht im Monat September jeden Jahres. Der Stadt bleibt jedoch das Recht vorbehalten, den Tilgungsstock zu verstärken oder auch fämmtlihe noch im Umlauf befindlihe An- leihesheine auf einmal zu fündigen. Die durch die verstärkte Tilgung ersparten Zinsen wachsen ebenfalls dem Tilgungsstocke zu. Die ausgeloosten, sowie die gekündigten Anleihescheine werden unter Bezeichnung ihrer Buchstaben, Nummern und Beträge, sowie des Termins, an welchem die Rückzahlung erfolgen soll, öffentlich bekannt gemaht. Diese Bekanntmachung erfolgt spätestens dret Monate vor dem Zablungstermin in dem „Deutschen Reichs- und Preußischen Staats-Anzeiger“, dem Amtst"att der Königlichen Regiervng ¿u Oppeln und in der Beuthener Zeitung. i

Wird die Tilgung der Schuld durch Ankauf von Anleihescheirien bewirkt, so wird dies unter Angabe des Betrages der angekauften E alsbald nach dem Ankauf in gleicher Weise bekannt gemacht. i

Geht eins der vorbezeihneten Blätter ein, so wird an defsen Statt von dem Magistrat mit Genehmigung des Königlichen Ne- gierungs-Präsidenten in Oppeln ein anderes Blatt bestimmt. S

Bis zu dem Tage, an welhem das Kapital zu entrichten ift, wird es in halbjährlihen Terminen, am 1. April und 1. Oktober, von beute an gerechnet, mit Prozent jährli verzinst.

Die Auszahlung der Zinsen und des Kapitals erfolgt gegen bloße Rückgabe der fällig gewordenen Zinsscheine, beziehungsweise dieses An- leihesheins bei der Stadt-Hauptkasse in Beuthen O.-S. und zwar au in der nah dem Eintritt des Fälligkeitstermins folgenden Zeit. Mit dem zur Empfangnahme des Kapitals eingereihten Anleihe- scheine sind au die dazu gehörigen Zinsscheine der |päteren Fälligkeits- termine zurückzuliefern. Für die féhlenden Zinsscheine wird der Betrag vom Kapital abgezogen. Die gekündigten Kapitalbeträge, welche innerhalb dreißig Jahren nah dem Rückzahlungstermine nicht erhoben werden, sowie die innerhalb vier Jahren nah Ablauf des Kalender- jahres, in welhem sie fällig geworden, niht erhobenen Zinsen ver- jähren zu Gunsten der Stadt. Das Aufgebot und die Kraftlos- erklärung verlorener oder vernihteter Anleihesheine erfolgt nah Vorschrift der §§ 838 und folgende der Zivilprozeßordnung für das Deutsche Reich vom 30. Januar 1877 (Neichs-Geseyblatt S. 83) bezw. nah § 20 des Ausführungsgeseßes zur Deutschen Zivilprozeß- ordnung voi 24. März 1879 (Gesez-Sammlung S. 281).

Zinsscheine können weder aufgeboten, noch für kraftlos erklärt werden. Doch soll demjenigen, welcher den Verlust von Zinsscheinen vor Ablauf der vierjährigen Verjährungsfrist bei dem Magistrat anmeldet und den stattgehabten Besiß der Zinsscheine durch Vorzeigung des Anleihesheins oder sons in glaubhafter Weise dar- thut, nah Ablauf der Verjährungsfrist der Betrag der angemeldeten und bis dahin niht vorgekommenen Zinsscheine gegen Quittung aus- gezahlt ‘werden.

Mit diesem Anleihescheine sind halbjährige Zinsscheine bis zum Schlusse des Jahres ausgegeben. Die ferneren Zinsscheine werden für zehnjährige Zeiträume ausgegeben werden. Die Ame einer neuen Rethe von Zins\cckeinen erfolgt bei der Stadtt-Hauptkafse in Beuthen O.-S. gegen Ablieferung der der älteren Zinsscheinreihe beigedrudten Anweisung. Beim Verluste der Anweisung erfolgt die Aushändigung der neuen Zinsscheinreihe an den Inhaber des An- leihescheins, sofern dessen Vorzeigung rechtzeitig geschehen ist.

Zur Sicherung der hierdurch eingegangenen Verpflichtungen haftet die Stadt Beuthen O.-S. mit ihrem Vermögen und mit ihrer Steuerkraft.

Defsen zu Urkunde haben wir diese Ausfertigung unter unserer Unterschrift ertheilt.

Beuthen O.-S., den .

Der Magistrat. (Stadt-Siegel.) (Eigenhändige Unterschriften des Magistrats-Dirigenten und zweier Magistratsmitglieder.)

Provinz Schlesien. Regierungsbezirk Oppeln, ter Zinsschein te Reihe zu dem Anleihescheine

der Stadt Beuthen O-S. Ausgabe Buchstabe

Nr (Ube M U Prozent Zinsen

Mark . . Pf.

Der Inhaber dieses Zinsscheins empfängt gegen dessen Rückgabe in der Zeit vom 1. April (beziehungsweise 1. Oktober) . . . . ab die Zinsen des vorbenannten Anleihesheins für tas Halbjahr vom ck e AON bis . . ten mit Mark . ._, Pf. bei der Stadt-Hauptkafse in Beuthen O.-S.

Beuthen O.-S., den . . ten

Der Magistrat. i (Untérschriften.)

Dieser Zinsschein ist ungültig, wenn dessen Geldbetrag nicht innerhalb vier Jahren nach Ablauf des Kalenderjahres der Fälligkeit erhoben wird.

Anmerkung: Die Unterschriften der Mitglieder des Magistrats können mit Lettern oder Faksimilestempeln gedruckt werden, doch muß (er Zinsschein mit der eigenhändigen Unterschrift eines Kontrol- eamten versehen sein.

Provinz Schlesien. Regierungsbezirk Oppeln. Anweisung zum Anleibesheine der Stadt Beuthen O.-S. Ausgabe Buchstabe N

Der Inhaber dieser Anweisung empfängt gegen deren Rückgabe zu dem obigen Anlecihesheine die . . te Reihe von Zinsscheinen

bei der Stadb-Hauptlasse in Beutben O-S, sofern nid rectzeitig

«Hauptkasse in Beuthen O.-S., sofern nicht r von dem als solchen h audweisenden Inhaber des cid dagegen W ruh erbo h ?

Beuthen O.-S., den . . i:

Der Magistrat. (Unterschrift.

Anmerkung: Die Unterschriften der Mitglieder des Magistrats können mit Lettern oder Faksimilestempeln gedruckt werden, doch m jede Anweisung mit der eigenhändigen Unterschrift eines Kontrol- beamten versehen sein. Die Anweisung is zum Unterschiede auf der ganzen Blattbreite unter den beiden leßten Zinsscheinen mit davon abweichenden Lettern in nahstehender Art abzudrucken :

. . „ter Zinsschein. . . „ter Zinsschein.

Anweisung.

Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

Dem Thierarzt Friedrich Schmidt zu Elbing ist die fommissarishe Verwaltung der Kreis- Thierarztstelle für die Kreise Elbing (Stadt und Land), mit dem Amtswohnsig in Elbing, übertragen worden.

Justiz-Ministerium.

Der Rechtsanwalt Otto Hoffmann in Prökuls ist zum Notar für den Bezirk des Ober - Landesgerichts Königsberg Ù e mit Anweisung seines Wohnsißes in Prökuls, ernannt worden.

Belanunilmahu 10:

e die Provinz Sachsen wird die nähste Tur nlehrer- Prüfung zu Halle a. S. vom 10. März 1898 ab und die nächste Turnlehrerinnen-Prüfung zu Magdeburg vom 15. April 1898 ab stattfinden.

Das Nähere über diese Prüfungen enthalten unsere im Januar 1898 erscheinenden Bekanntmachungen in den Amts- blättern der Königlichen Regierungen zu Magdeburg, Merse- burg und Erfurt.

Magdeburg, den 21. November 1897.

Königliches Provinzial-Schulkollegium. Kramer.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 26. November.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen gestern Nachmittag im Neuen Palais die Vorträge des Vize- Präsidenten des Staats - Ministeriums, Finanz - Ministers Dr, von Miquel und des Ministers der geistlihen 2c. An-

elegenheiten D. Dr. Bosse sowie im Anshluß daran den ortrag des Staatssekretärs des Jnnern, Staats-Ministers Dr. Grafen von Posadowsky eatgegen. j

Heute Morgen um 8 Uhr begaben Sich Seine Majestät der Kaiser mittels Sonderzuges von der Station Wildpark nach der Göhrde.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin besichtigten heute Vormittag die Kunst-Ausstelung von Keller und Reiner in der Potsdamerstraße hierselbst und begaben Sich sodann nach dem Hotel Bristol zum Besuch Seiner Hoheit des Herzogs Ernst Günther zu Schle3wig - Holstein. Hierauf kehrten Îhre Majestät nah dem Neuen Palais zurü.

Der Ausschuß des Bundesraths für Rehnungswesen hielt heute eine Sißung.

Der Regierungs-Afsessor Freiherr von Tettau in Lyck ist der Königlihen Regierung zu Königsberg und der Re- gierungs-Assessor von Laer zu Neustadt a. Rbge. der König- lihen Regierung zu Cassel zur weiteren dienstlihen Ver- wendung überwiesen worden.

Dem Regierungs-Afefsor Dr. von Gröning zu Berlin ist die kommissarishe Verwaltung des Landrathsamts im Mee Wehlau, Regierungsbezirk Königsberg, übertragen worden.

Der Regierungs-Affsessor Freiherr von Tshammer und Quariß zu Quarit is bis auf weiteres dem Landrath des Kreises Tarnowigt und der Regierungs-Assessor von Trebra, z. Zt. in Halle a. S., dem Landrath des Kreises Aschersleben zur Lens in den landräthlihen Geschäften zugetheilt worden.

Dem Regierungs-Assessor von Alvensleben zu Schles- wig ift die nachgesuchte Entlassung aus dem Staatsdienst er- theilt worden.

Sachsen.

Die Zweite Kammer hat gestern den Gesezentwurf, betreffend die provisorische Ana der Steuern und Abgaben im Jahre 1898, einstimmig angenommen.

Oesterreich-Ungarn.

Der C A chuß der ungarischen Delegation n gestern das bosn ische Budget unter dem Ausdru des Vertrauens und der Anerkennung der taktvollen und ersprieß- lichen Verwaltung der occupierten Provinzen, durch welche die Monarchie die ihr auf dem Balkan übertragene Mission so ehrenvoll zu erfüllen in der Lage sei, unverändert angenommen. Der Reichs-Finanz-Minister von Kalla y er- flärte, das bosnische Budget präsentiere fich nunmehr als Real-Budget. Die Occupationskosten verminderten sih fort- währénd. Bosnien steuere für Militär und Gendarmerie einen

verhältnißmäßig größeren Prozentsaß der Kosten bei als Oesterreich-Ungarn. ! E vis

Ueber die gesige Sidung des österreihishen Abge- ordnetenhauses tet „W. T. B“, wié folgt: Ber Präsident von Abrahamomwicz ershien um 11/5 Uhr im Saale. Sämmtliche Minister waren anwesend. Die Zugänge zum Präsidium waren auf beiden Seiten durch Thüren gh- gesperrt. Der Präsident wurde beim Besteigen der Tribüne s der - h Pfui Ra i odann mi türmishen „Pfui“-Rufen empfangen. der Präsident das Wort ergreifen wollte, iet s Abg. Wolf: „Ein Anderer foll das Präsidium führen, nichi diejer Gauner!“ Der Abg. Schönerer schrie: „Jch ver- lange das Wort, das mir von Rechtswegen gebührt!“ Der Abg. Wolf rief: „Jn diesem Hause giebt es kein Recht mehr: es wurde mit Füßen getreten.“ (Anhaltender Lärm links.) Der Präsident erklärte, angesihts des Lärmens unter- brehe er die Sigung bis 3 Uhr. (Hurrahrufe und Bravo! links.) Um 3 Uhr 10 Minuten eröffnete der Prä- sident unter stürmishem Lärm der Linken die Sibßun wieder. Der Abg. Graf Falkenhayn (Deutsches Zen- trum) ergriff das Wort und sagte: Die Scenen am Tage zu- vor hätten der Majorität die Pflicht auferlegt, dafür zu forgen, daß diese Schmach sih niht wiederhole. Eine Aenderung der Geschäftsordnung des Hauses, welche unter ganz anderen Ver- hältnissen beschlossen worden, sci unbedingt nothwendig. Er beantrage: das Haus wolle ohne Debatte beschließen, daß bis zur Einführung einer neuen Geschäftsordnung prooisorish folgende Bcstimmungen in Kraft treten:

_Wenn ein Abgeordneter troy ¿weier erhaltener Ordnungsrufe fortfährt, den parlamentarischen Anstand oder die parlamentarische Sitte gröblichst zu verleßen oder die Verhandlungen durch Tumult oder Gewaltthätigkeit zu behindern, so steht dem Präsidenten dxs Recht zu, den betreffenden Abgeordneten für böchstens drei Sitzungen auszuschließen. Dem Hause aber foll das Ret zustehen, einen Abgeordneten für böhstens 30 Tage aus den Hause auszus{ließen. Im ersteren Falle seht dem Abgeordneten das Recht zu, aa das Haus zu avpvellieren. Die betreffenden Beschlüsse erfolgen ohne Debatte. Sollte ein Nh- geordneter der Ausschließung niht freiwillig Folge leisten, dann ift der Präsident berechtigt, ibn durch von der Regierung beizustellende EGrekutiv-Organe aus dem Hause entfernen zu lassen. Der Ausgesch&lossene darf währent dec Dauer der Auss{chlicßung die Räume des Parlaments nit betreten. Mèit der Ausschließung ist der Verlust der Diäten während der Ausshließungsfcist verbunden. Die Regierung wird auf- gefordert, dem Präsidium des Hauses die nothwen"igen Erekutiv- Organe zur Verfügung zu stellen.

Während der Rede des Abg. Grafen Falkenhayn und am Schluß derselben herrschte auf der Linken andauerndes Getöse und wurden erregte Zwischenrufe laut. Nach dem Schluß der Rede rief der Abg. Wolf: „Das dürfen wir uns nicht gefallen lassen!“ Fortwährend wurde auf die Bänke geschlagen. Der Präsident von Abraham owicz versuchte wiederholt zu sprehen und sagte endlih: „Bitte, um Gottcs willen!“ Rufe links: „Nicht reden lassen!“ Der Abg. Wolf stand vor der Ministerbank und pfiffff. Der Abg. Pergelt (deutshe Fortschrittspartei) und der Aba. Hof- mann von Wellenhof (deutshe Volkspartei) wollten die zum Siße des Präsidenten führende Thür öffnen, wurden aber durch die czehishen Abgg. Lang und Sileny daran verhindert; es entstand ein erregter Streit. Während der Tumult, das Geschrei, das Schlagen auf die Bänke, das Pfeifen und die Zwischenrufe anhielten, sagte der Präsident von Abrahamowicz, er betrachte den Antrag des Grafen Falkenhayn als Nothwehr gegen die Ver- nihtung des Parlaments, undbrachte denselben zur Abstimmung. Die ganze Rechte erhob sih. Der Präsident verkündete den Antrag als angenommen. (Lebhafter Beifall und Händc- klatshen rechts, andauernder wachsender Lärm links.) Die Abgeordneten der deutschen Linken Lehmish, Hochen- burger, Vincerz Hofmann, Groß, Pergelt, Dobernig, und Peschka stürmten auf die Präsidententribüne. Der Präsident ergriff die*?Glocke und verließ seinen Plat, kehrte jedoch wieder zurück und versuchte zuy sprehen. Rufe links: „Abzug! Schande!“ Der Präsident erklärte die Sizung für unterbrohen. Nach einer Stunde erschien der Präsident wieder und erklärte, daß er, mehrfahen Wünshen Rechnung tragend, die Sizung schließe.

Großbritannien und JFrland.

Der „Standard“ meldet, daß das Parlament feine Sizungén am 8. Februar n. J. eröffnen werde.

Gestern Nachmittag fand, wie „W. T. B.“ berichtet, in Sheerneß der Stapellauf des neuen Kreuzers „Pomone“ statt. Der Kreuzer mißt 300 Fuß in der Länge und hat cinen Raumgehalt von 2135 Tonnen.

Frankreich.

__Der Präsident Faure gab gestern zu Ehren der höheren Offiziere, welche behufs Klassifizierung der Offiziere nah Paris gekommen waren, ein Diner, an welches fh ein Empfang anshloß. Dem „W. T. B.“ zufolge wurde dabei viel über die in der Angelegenheit des Dreyfus eingeleitete Untersuchung ge- \sprohen. Der General Mercier, welher bei Beginn des Prozesses an der Spitze des Kriegs-Ministeriums stand, beobachtete große Zurückhaltung, versicherte indessen, er sei durhaus von der Schuld des Dreyfus überzeugt. Seiner Ansicht nah werde die Revision des Prozesses einc Bestätigung des ersten Urtheils ergeben. Die Minister, an welche ebenfalls viele Fragen gerichtet wurden, enthielten fih jeder Meinungs- äußerung und erklärten nur, daß sie entschlossen seien, schnell zu handeln und die Angelegenheit vollständig -aufzuklären.

Von dem Ministerium für die Kolonien wird die Mel- dung von dem Eintreffen einer fcranzösishen Kolonne in Nikki bestätigt. Die Streitmacht solle die in diejen Landstrihen bereits befindlichen franzöfishen Truppen bei der Sicherung von Recht und Ordnung unterstüßen. Wie der „Temps“ bemerkt, wird die britishe Regierung ebenfalls Truppen dorthin entsenden, welhe von den französi- schen Truppen empfangen und solange dort verbleiben würden, bis die gegenwärtigen Verhandlungen die rechtmäßigen B theile Frankreihs und Großbritanniens an jenen Gebieten fest gestellt hätten.

Rußland.

Der Botschafter in Paris Baron von Mohrenheimn ist, wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg meldet, unter Be- lassung in seiner bisherigen Stellung zum Mitglied des Reichsraths ernannt worden. :

er „Regierungsbote“ veröffentlicht einen Befehl des Kriegs-Ministers, betreffend die Bildung von zwei Torpedo Kompagnien zum Schuß der Amur-Mündung.

mit lauten ironishen „Heil“-Rufen und

: Spanien.

Jn der „Gaceta de Madrid“ sind gestern zwei Dekrete veröffentliht worden, nah welchen die im Titel 1 der Ver- en She i ved Rech te und das Gese vom Jahre 1890 ü das allgemeine Stimmrecht auf die An- tillen Anwendung finden.

Dem Minister-Präsidenten Sa ga st a sind, wie „W. T. B.“ meldet, mehr als hundert Depeschen zugegangen, in denen er aufgefordert wird, die Einführung der Zollautonomie auf Cuba zu suspendieren; der Ministerrath hat jedoch, wie bereits ge- meldet, die auf die Einführung derselben bezüglichen Dekrete genehmigt. Die Fraae der cubanishen Schulden werde Gegenstand besonderer Verhandlungen fein, fobald die cubanische Kammer ins Leben gerufen scin werde. Es bestehe jedo kein

weifel darüber, daß man Ursprung und Garantie dieser Schulden respektieren werde.

Belgien.

Am 1. Dezember wird, wie „W. T. B.“ berichtet, in -

Brüssel unter dem Vorsiß des Ministers der öffentlichen Arbeiten Nyssens eine internationale diplomatisch- tehnische Konferenz zusammentreten, um den im Jahre 1883 in Paris gegründeten Verein zum Schuge der Jndustrie weiter auszubauen und solhe Abänderungen vorzunehmen, daß auch den Ländern, die dem Verein noch nicht angehören, der Beitritt zu demselben gestattet werde.

Türkei.

Der deutshe Botschafter Freiherr Marschail von Bieberstein is gestern von Konstantinopel wieder abgereist.

Wie das Wiener „Telegr.-Korresp.-Bureau““ meldet, hat gestern feine Sihung der Bevollmächtigten für die Friedengunterhandlungen stattgefunden, da die griechi- schen Delegirten noch Anweisungen betreffs der Annahme des Artikels 11 erwarten. L :

Das deutshe Mitglied der Kommission für die Regulie- rung der Grenze, Hauptmann Morgen, und das österreichisch- ungarische Mitglied derselben, Oberst-Lieutenant Freiherr von Giesl, find gestern von Konstantinopel nach der Grenze zurückgereist.

Einem Telegramm des türkischen Blattes „JFkram“ zufolge, sind die türkishen Panzerschiffe „Osmanie Orkhanie“ und „Nedim Schefket“ sowie der zweiten Schiffsdivision an- gehörende Torpedoboote unter dem Kommando Hairi Paschas gestern von Smyrna nach Saloniki in See gegangen.

Nach einer Meldung der „Politishen Correspondenz“ aus Belgrad befinden sih etwa 5000 Albanesen in den Bezirken von Jpek und Djakova in vollem Aufruhr gegen die Be- hörden. Zwischen den aus Saloniki und Monastir nah Uesküb entsandten Truppen und den Albanesen hat angeblich bei Djakova ein für beide Theile verlustreiher Kampf stattgefunden.

In Mersina hat vorgestern Mittag der feierlihe Salut der osterreihisch-ungarishen Flagge nah dem verein- barten Zeremoniell stattgefunden.

Griechenland.

Das. von dem Kriegs - Minister, General Smolenski, aufgestellte Armeebudget für 1898 beziffert sich, dem „W. T. B.“ zufolge, auf 15 800 000 Drachmen, in welchem Betrage die Ausgaben für die öffentlihe Sicherheit mit ein- U sind. Für die Manöver find 1 200 000 Drachmen ausge?eßt.

Asien.

Die „Times“ meldet aus Hongkong vom gestrigen Tage, dort seien Meldungen aus Canton eingelaufen, wonach der Vize-König, ein Admiral und ein General auf Telegramme aus dem Norden die Forts längs des Cantonflusses in Vertheidigungszustand seßten. Die jährlichen vierzehntägigen Uebungen der Landtruppen hätten am 24. d. M. begonnen.

Afrika.

Der Finanzbeirath des Khedive Sir E. Palmer hat esiern, wie „W. T. B.“ berichtet, dem Ministerrath das udget für 1898 vorgelegt. Jn demselben sind sowohl die

Einnahmen wie die Ausgaben auf 10440000 Pfund ver- anshlagi. Die Einnahmen weisen danach eine Erhöhung um 205 000 Pfund gegenüber dem Vorjahre auf. Das Armee- budget zeigt eine Vermehrung von 145000 Pfund. Jm Budget is eine Ueberweisung an den Konversionsersparniß- fonds im Betrage von 440 000 Pfund und eine solche an den E Reservefonds in Höohe von 344 000 Pfund vor- gesehen.

Arbeiterbewegung,

Aus Oberstein (Nahe) wird dem „Vorwärts“ berichtet, daß

der Ausstand der Pußer und Schleifer in einer dortigen Uhr- kettenfabrik (vgl. Nr. 273 d. Bl.) beigelegt worden sei. _ Hier in Berlin ist der Ausstand der Tischler in der Möbel- fabrik von Eberhardt, nachdem diese sih mit dem Uebereinkommen, welches zwishen dem Arbeitgeber und den Ausftändigen vor dem Ge- werbegeriht abgeschlossen worden ift, einverstanden erklärt haben, nunmehr endgültig beendet.

Aus London meldet „W. T. B.“ zum Ausstand der englischen Maschinenbauer: Die dur das Handelsamt ver- mittelte Konferenz der Maschinenbauer und ihrer Arbeiter seßte geftern die Verhandlungen fort, welche nur zu einer s{härferen Klar- legung der Differenzpunkte dienten, ohne daß ein Fortschritt guf dem Wege zur Einigung gemaht wurde.

In Birmingham waren der Londoner „A. K.* zufolce am Dienötag die Delegirten des Gewerkvereins der britischen Eisenbahn- Angestellten versammelt, um über die von den Eisen- bahngefellshaften auf ihr logenaentes „Nationales Programm®* ein- gegangenen Antwoiten zu berathen, Dieses Programm stellt For- derungen betreffs aller Arbeitsverhältnisse sämmtlicher Klafsen von Bahnbediensteten. U. a. wird darin ein achtstündiger Arbeitstag für Signalisten 2c. und ein Mindestwochenlohn für alle Klassen von Angestellten gefordert. Die Berathungen waren geheim, aber alle Reden wurden \tenographiert. 25 Erwiderungéschreiben sind von den Bahngefellschaften eingegangen. Meistens waren es reine Empfangsbestätigungen. Einige Gesellschaften, so die North Western und die Midland-Bahn,

lärten, daß sie mit ihren Angestellten direkt, ohne Einmischung des Gewerkvereins, verhandeln wollten.

Kunst und Wissenschaft.

In der Sitzung der physikalish-mathematishen Klasse der Königlichen Akademie der Wissenschaften vom 18,No- vember (vorsigender Sekretar: Herr Waldeyer) las Herr Frobenius „über die Darstellung der endlihen Gruppen durch lineare Substitu- tionen*. Jedem Primfaktor der Gruppendeterminante entspriht, wie der Vortragende ausführte, eine und nur eine primitive Dar- stellung der Gruppe durch eine lineare Substitution von fo vielen Veränderlichen, wie der Grad des Faktors beträgt. Die Dar- stellungen werden durch eine Transformation der Gruppenmatrize in eine zerlegbare Form gefunden. Jede Tbeilmatrize hat einen Primfaktor zur Determinante, und die Tbeilmatrizen, deren Detcrminanten gleich sind, stimmen in den Elementen überein. Die Elemente der verschiedenen Theilmatrizen zusammen, deren Anzahl der Ordnung der Gruxpe gleich ift, sind lauter von einander unabhängige Veränderlihe. Herr Bolßmann, Ehrenmit- glied der Akademie, übersandte eine zweite Mittheilung „über irre- versible Strablungsvorgänge“. Es werden darin die Vorausfeyungen bespro&en, unter denen allein ein- Möglichkeit vorhanden ift, aus den Sant Ees ein Analcgon des zweiten Hauptsaßzes zu gewinnen.

In der Sitzung der philosophish-historishen Klasse von demselben Tage (vorsißender Sekretar: Herr Vahlen) las Herr F. Schmidt über „Kretishe Pluralnominative auf -e-“. Seine Aus- führungen lauteten dahin: Als neben fkretisch /éopoues aus der gemeingriehishen Sdhniftfprahe Léoozey eindrang, bewirkte dies zu- nächst neten áuéc die Neubildung áaé». Dadurch geriethen auch die übrigen Plurale dritter Deklination eine Zeit lang in ein Schwanken zwischen -eç und -e-, welches die Schriftsprahhe wieder zu Gunsten des -5ç beendigte. Zahlreihe Analoga anderer Sprachen stüßen diese Erklärung. Herr Conze überreichte das IX. Heft der im Auftrage ter Kaiserlihen Akademie der Wissenschaften zu Wien und mit Unterstüßung des Kaiserlich deutsden Archäolo- gischen Instituts herauëgegebenen „Attifhen Grabreliefs*.

Literatur.

Sächsisches Archiv für bürgerlihes Recht und Prozeß, berausgegeben von S. Hoffmann, Reichsgerihts-Rath, R. von Sommerlatt, Ober - Landesgerichts - Rath, und Dr. F. Wulfert, Ländgerichts-Direktor in Dresden. VII. Band, 7. bis 10. Heft. Leipzia, Verlag der Roßberg’\{en Hof-Buchhandlung. Die vorliegenden vier Hefte enthalten neben einer großen Zähl von Entscheidungen des Reichsgerihts und der sächsischer Gerichte mit augéfübrliher Wiedergabe der Begründungen folgende Abhandlungen : „Wird unter der Herrschaft des Bürgerlichen Geseybuhs für das Deutsche Reich die Prozeßvollmaht zur Vornahme und Entgegennahme der Aufrechnung und anderer einseitiger Willenserklärungen, die dem anteren Theile gegenüber abzu- geben sind, ermächtigen? Bedarf diese Frage der Regelung in der Zivilprozeßordnung?" von Reichsgerichts-Rath Fört\ch in Leipzia; „Die Schuldübernahme nach dem Deutshen Bürger- lichen Geseßbuch" von Ober - Justiz - Rath Tränkner in Dresden; „Die Rechts\ftellung des Zwangsverwalters vnd sein Ver- hältniß zum Hypothekenaläubiger, Schuldner und Vollstreckungs- gericht“ von Landrichter Reinhard in Freiberg: „Das Nichterscheinen einer Partei oder beider Parteien im Termin zur Beweisaufnahme vor dem Prozefgeriht von Landrichter Just in Freiberg ; „Ueber die im § 21 des \ähsishen Geseßes vom 12. Mai 1873 behandelten Sand und Bannrehte* von Reichsgerichts-Rath Hoffmann in

eipzig.

Kleist's Amphitryon“. Eine Studie von Dr. Wilhelm Ruland. Verlag von I. Harrwiß Nachfl. (C. Th. Kehrbach), Berlin SW., Lindenstraße 43. Preis 1 4 Die romantisch-mystische Bearbeitung der leicktfertigen Molière’s{en Posse durch Heinrich von Kleist ift als das keste deutsche Lustspiel in Versen bezeihnet worden, hat aber troßdem, im Gegensaß zu dem französischen Vorbilde, nie das Bühnenlicht gesehen. Um so gerechcktfertigter erscheint cin - Vergleich zwischen ter -Meisterschöpfung Molière?s und der seltsamen Nachbildung des deutschen Dichters, den seine Verehrer, wenn niht als unseren größten, so doch als unseren gentalsten Dramatiker hinstellen. Ruland’'s Studie unter- fuht nun, wie fih Kleist als Ueberseyer und Dramatiker zu Moliòre verhält. Der erste Theil liefert zu dem interessanten Kapitel über Kleifi’'s Stil urd Sprache eine Reihe neuer Beiträge; in dem zweiten Theil wird die eigenartige Kleist’she Bühnentechnik einer verständniß- vollen Würdigung vnterzogen. Die interessante Studie NRuland?s über das bedepvtentste Jugendwerk des Dichters bildet somit eine \chägentwerihe Ergänzung der Kleist-Literatur.

Katechismus der Botanik. Zweite Auflage, vollständig neu bearbeitet von Dr. E. Dennert. Mit 260 Abbildungen. Lerlag von I. J. Weber in Leipzig. In Originalleinenband, Preis 4 M Dieses kleine Buch hat den Zweck, den Laien in gedrängter Darstellung über die Kunde von der Pflanzenwelt nach dem neuesten Stande der Wissenschaft zu unterrihten. Der Verfasser beschränkt fih jede keineëwegs darauf, eine trockene Systematik zu geben, er lehrt vielwehr vor allem den inneren Ausbau der Pflanze in Zelle, Gewebe und Organen, also die Anatcmie verstehen, wendet dann der äußern Gestalt der Pflanze zu und bietet {chließlich alles Wesentlihe über Ernährung, Wachsthum, Bewegungserscheinungen und Fortpflanzung, wobei zahlreihe Abbildungen das Verständniß des Textes erleichtern.

Land- und Forstwirthschaft.

Getreidemarkt in San Francisco.

Aus San Francisco liegt folgende Nachriht von Mitte vorigen Monats vor:

Der Weizenvorrath, welcher aus dem vorigen Erntejahr in Kalifornien verblieb, war zu Anfang Juli des laufenden Jahres nahezu erschöpft, und der exportfähige Ertrag der neuen Ernte des Staats wurde auf ungefähr 17 Millionen Centals (= 45,359 kg) veranschlagt.

Seitdem ift die Getreideausfuhr der Hauptsache nah angeblich folgende gewesen :

Werth:

Dollars

496 570 Centals. ., 665314 66 819 Fäffer 182 440 Gerste . 108272 Gentals. . . 112692 MUDUE i 20303 ü . 1 094 619 Mebl. , 73742 Fässer …. . . 8330842 Gerte. 27417 Centals, ., 820 115 . Weizen . 1 849 662 Ÿ ¿i 2 854 286 Mebl . . 108097 isE .. . 504422 Gerste . 877720 Gentals . . . 1071612 bis 18. Oktober e fu «784558 Z « TEUEASO

E i: y Gerste . 277 574 R DELTOA

_Es wären tana, einschließli} Mehl auf Weizen berechnet, seit

Avfayg Juli bis Mitte Oktober d. J. 4544 997 Centals Weizen im

Gesammtwerthe von 6 743 323 Dollars ausgeführt worden.

Von Orejon sind der Angabe nach von Anfang Juli bis Mitte Oktober d. J., Mebl einges{blofsen, 1 278 802 Centals Weizen im Werthe von 1 923 553 Dollars und von Washington 521 316 Centals Weizen im Werthe von 753 398 Dollars ausgeführt worden. Die Gesammtausfuhr der Küste hätte also 6345 115 Centals betragen ; die Shäßung des am 1. Juli d. J. vorhandenen exportfähigen Vorraths auf 24 Millionen Centals als rihtig angenommen, würden somit noch etwa 17 bis 18 Millionen Centals für die Ausfuhr an der Küste verwendbar sein.

Obgleich infolge reger Spekulation gelegentlihe Rüdkschläge eintreten, ift der Preis do durchweg ein für die Getreide-Produzenten lohnender. Der hier jeßt gezahlte Preis für Export-Weizen beträgt 1 Dollar 47 Cents bis 1 Dollar 50 Cents per Cental.

Weizen . Mebl . .

September

Man nimmt an, daß der Ertrag in den meisten östlicheren Staaten infolge der dort vorhanden gewesenen ungewöhnlih langen Dürre merklich verringert worden ift, und bofft deéhalb während des gegenwärtigen Erntejahrs auf dauernd günstige Preise.

Die bZdberen Getreidepreise haben ein Steigen der Schiffsfrachten zur Folge gehabt. Die gegenwärtig im Hafen von San ERcEO Tiegenden bereits engagierten Swbiffe baben einen Gesammt- Tonnengehalt von 76424 t, dieselben erhalten 26 bis 30 sh (United Kingdom, Antwerp or Dunkirk); tie noch nit engagierten, gegenwärtig hier befindlihen fremden Schiffe haben einen Tonnengetalt von 21565 t. Der Tonnengehalt der in anderen kalifornishen Häfen, in Orejon und Washington liegenden, engagierten und nihtengagierten Fabrzeuge wird im Ganzen auf 32 870 t, der- jenige der fett auf dem Wege nah San Francisco befindlichen frenm- den Schiffe auf 199 404 t angegeben.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Z Maßregeln.

Egypten.

Der internationale Gesundbeitsrath in Alexandrien hat fich für die Zulassung der Durchfuhr von für Jtalien und die Insel Cypern bestimmten, aus Bombay kommenden Postpacketen durch Egvpten unter der Bedingung ausgesprochen, daß die Kolli keine giftfangenden Waaren (marchandises susceptibles) enthalten und jedem Paet eine Erklärung über seinen Inhalt beigegeben is. Postpadckete, die diesen Anforderungen niht entsprechen, sind zurückzuweifen.

Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 25. November. (W. T. B) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Gera“", n. New-York best., 25. Nov. Mrs. Lizard pafsiert. „Habsburg“, v. Brasilien kommend. 25. Nov. Nm. Dungenñeß passiert. „Spree* 25. Nov. Vm. in New-York angek. „Roland“ 25. Nov. v. Buenos Aires n. d. Weser abgeg. „Wittekind“ gestern v. Buenos Aires n. d. Weser abgeg. eMark“, v. La Plata kommend, 25. Nov. Vm. a. d. Weser angek. „Kaiser Wilhelm 1k.“, v. New-York kommend, 25. Nov. Mrgs. in Neapel angekommen,

26. November. (W. T. B.) Dampfer „Pfalz“, n. d. La Plata best., 25. Nov. Las Palmas passiat „Darmstadt*, v. Australien kommend, 25. Nov. Antwerpen angek. „Kaiser Wilhelm Il,“ 25. Nov. Nm. Reise v. Neapel n. Genua fortgeseßt.

London, 25. November. (W. T. B.) Castle-Linie. Dampfer „Garth Castle“. ift Dienstag auf der Ausreise in Durban (Natal) angekommen. D. „Hawarden Castle“ is heute auf der Ausreise von Durban eingetroffen. D. „Roslin Castle“ ift gestern auf der Heimreise von Kapstadt abgegangen.

Theater und Musik.

Schiller-Theater.

_ Im Schiller-Theater war gestern das literarishe Berlin fast voll- ¿ählig versammelt, um der Erftaufführung von Paul Heyse's neuem vieraktigen Trauerspiel „Vanina Vanini“ beizuwohnen. Es ift im Grunde nur ein novellistisher Stoff, den der Dichter in diesem Werk behandelt, welhes mehr durch die edle Verssprache und den Zauber lyrisher Stimmungen wirkt, als dur dramatische Bes- wegung. Das Stüd spielt am Anfang tes Jahrhunderts in Italien, wo der gefürhtete Geheimbund der Carbonari sein Wesen trieb ,_ dessen Kampf um die Freikeit des Vaterlandes den historisben Hintergrund zu der Liebestragödie bildet, welche uns der Dichter vorführt. Vanina, des Fürsten Asdrubale Vanini Tochter, hat dem verwundet aus der Engelsburg entsprungenen An- führer der Carbonari, Marco Vadoni, im Gartenpavillon der väter- lichen Besißung. mitleidig Untershlupf gewährt. Aus dem Mitleid aber ift glübende Liebe geworden. Zu spät erkennt sie, daß sie in das ungewisse Schiksal dieses Mannes mit verstrickt worden ift; ater umsonst versucht sie, ibn seinen Idealen und den'Genossen zu ent- fremden, um si seinen dauernden Besiß zu sichern. Da kein Mittel verfangen will, ibn von seinem unheilvollen Vorhaben abzubringen, wagt sie das Aeußerste, indem sie zur Verrätherin an seiner Sache wird. Sie übergiebt die Liste der Gebeimbündler dem um ihre Hand werbenden Neffen des Polizei-Präfekten Livio Savelli, nachdem leßterer zuvor hat schwören müssen, daß Vadoni frei ausgeben solle. Mit Schrecken aber muß sie erkennen, daß Vadoni von der Gunst des ihm unbekannten Verräthers niht leben will, daß er ih felbst nah Verhaftung seiner Genossen den Behörden stellt, um deren Schicksal zu theilen. Noch einmal gelingt es Vanina, durch ein gewagtes Mittel beim Polizei - Präfekten die Befreiung des Geliebten durchzuseßen, Vadoni aber ftößt, da Vanina ihm nun ihre Thaten bekennt, der Verrätherin den Dolch ins Herz und entzieht sich selbs durh den Tod den Hänten der Häscher. Diese Vorgänge seinen, wenn man sie summiert, genug dramatisches Leben in sich zu tragen, um recht bewegte Bühnen- bilder abzugeben. Allein der Dichter hat es vorgezogen, die Handlung nur auf die engste Umgebung Vanina’s zu beshränken. Von den . Umtrieben der Carbonari erfährt der Zuschauer nur in erzählender Form, während vor seinen Augen nur das lyrische Liebesleben des sonderbar zusammengeführten Paares fi breit entwickelt. Auch die Neben- figuren sind nur mit wenigen Strichcn gezeichnet. In Worten und Thun erinnern sie an Personen aus Scribe’s bekannten Intriguen- stücken, wie überhaupt das Werk seiner ganzen Anlage nah einen fo blutigen Ausgang nicht vermuthen läßt. Das mag auch der Grund sein, weswegen die Tragik am Schlusse keinen tiefen Eindruck hinterläßt. Die Aufführung war in hohem Maße befriedigend, ins- besondere fand das Liebeëpaar in Fräulein Pauly und Herrn Bach poetisde und temperamentvolle Vertreter. Jn der sehr heiklen Rolle des um die Hand Vanina's werbenden Livio Savelli thal sich Herr Froböse hervor. Mit dem undankbaren Part des Polizei- Präsidenten fand \sih Herr Laurence befriedigeno ab. Ünter den übrigen Mitwirkenden sind die Damen Levermann und Lobe, die Herren Eydven, Neuert, Paeshke und Schreiner mit An- erkennung zu nennen. Nach dem dritten Aft dankte der Regisseur, Herr Patry, im Namen des im Hause nicht anwesenden Dichters für die beifällige Aufnahme des Werkes.

Im Königlichen Opernhause geht morgen Meyerbeer?s Oper „Die Afrikanerin* unter Kapellmeister Sucher's Leitung H Scene. Die Beseßung lautet: Selica: Fräulein Reinl ; Vatco de Gama: Herr Sylva : Ines: Frau Herzog. Als Nelusco gastiert der Groß- herzoglih fächsishe Kammersänger Herr Schwarz. (Anfang 7 Uhr.)

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Ludwig Anzengruber's Bauernkomödie „Der G'wissenswurm“ wiederholt. Die Herren Pohl, Grube, Vollmer, Winter, Nesper, Hartmann, von Hochenburger, die Damen Stollberg, Schramm und Hausner sind darin a

Die Direktion des Thalia-Theaters theilt mit, daß es ihr gelungen ift, den beliebten Charakterkomiker Herrn Emil Thomas vom Herbst nächsten Jahres ab für ihre Bühne zu gewinnen.

Der vierte Symphonie - Abend der Königlichen Kapelle findet am 17. Dezember statt. Zur Feier von Beethoven's Geburtstag werden an diesem Abend nur Werke dieses Meisters zu O DiadtSo Novemb

e am 30. November in der Sing-Akademie s\tattfindente I. Abonnements-Soiróe des Sen Str eiae tis beginnt ausnahmsweise bereits um 74 Uhr.

Zum Besten des Vereins „Wöchnerinnenheim“ findet am 4. Dezember in dem früheren Fürstlich Stolberg*\hen Palais Ee: 65) ein Konzert als, für welhes eine Reihe erv orragender Künstler ihre Mitwirkung zugesagt hat, darunter die Damen Frau Professor Schulßen von Asten, Fräulein Julie von ften, Fräulein Felicia Kirchdorffer, sowie die Herren Professor Julius Klengel, Raimund von